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Whiskey–Rundreise Irland

Reisebericht: 27.09. – 04.10.2025

Irischer Whiskey erlebt gerade eine regelrechte Renaissance und wir sind live dabei.

Sinah Witzig

Ein Reisebericht von
Sinah Witzig


27.09.2025 Anreise nach Dublin

Nach anfänglichen Startschwierigkeiten in Berlin, finden wir uns mit leichter Verspätung am Flughafen von Dublin ein, um von dort aus in unser Whiskeyabenteuer zu starten. Symphatisch in Empfang genommen werden wir durch unseren Fahrer Igor, der schon mit seinem kleinen grauen Bus auf uns wartet. Als erstes steht die Erkundung von Baile Átha Cliath, wie die irische Hauptstadt ganz offiziell in der gälischen Landessprache heißt. In der gleichzeitig größten Stadt des Landes leben etwa 600.000 Menschen und noch einmal so viele in den umliegenden Vororten. Kein Wunder, dass uns hier gefühlt mehr Verkehr begegnet wie auf der ganzen Reise zusammen. Wir fahren zunächst entlang des wichtigsten Hafen des Landes und dann durch das neu angelegte Docklands Geschäftsviertel, das die europäischen Hauptsitze vieler internationaler Firmen beherbergt. Entlang des Flusses Liffey fahren wir weiter Richtung Zentrum und treffen unsere Stadtführerin Monika, die uns ihre Wahlheimat noch ein wenig näher bringen wird.
Zusammen geht es dann vorbei am berühmten Trinity College und hinein ins gregorianische Dublin mit seinen bunten Türen. Wir statten Oscar Wilde einen kleinen Besuch ab und sehen, wo moderne irische Politik gemacht wird.
Dann geht es vorbei am berühmten Kulturviertel Temple Bar und der ältesten Fußgängerbrücke der Stadt, der Ha'Penny Bridge. Wenig später fahren wir vorbei am riesigen Gelände der Guinness-Brauerei, die 1759 von Arthur Guinness gegründet wurde. Mit ihrer arbeiterfreundlichen Firmenpolitik trug und trägt das Unternehmen in den letzten über 250 Jahren entscheidend zur Entwicklung der Stadt Dublin bei. Dann fahren wir in den nahegelegenen Phoenix-Park. Mit seinen 707 Hektar Fläche ist er einer der größten innerstädtischen Parks Europas und die grüne Lunge Dublins. Im Park befinden sich unter anderem die Residenz des irischen Präsidenten sowie die des US-Botschafters. Außerdem sehen wir das Kreuz, unter dem 1979 Papst Johannes Paul II. seine Messe gelesen hat und das 62 Meter hohe Wellington-Monument. Abschließend besuchen wir den Garten des Visitor Centres, in dem sowohl Blumen als auch Küchengewächse zu finden sind. Dann geht es vorbei an der Christchurch und der St. Patricks Kathedrale hinein in das Viertel, das sich heute noch „The Liberties“ nennt. Ehemals vor den Stadtmauern gelegen, genoss man hier nicht deren Schutz, musste im Gegenzug allerdings auch keine Steuern bezahlen. Dies mag ein Grund sein, warum sich im 19. Jahrhundert hier im Arbeiterviertel die meisten Destillen Irlands befanden. Mehr als Hundert sollen es gewesen sein – die meisten davon natürlich ohne gültige Lizenz.
Grund genug also, hier mit dem Whiskey zu beginnen: wir besuchen die Pearse Lyons Distillery.
Zum Einstieg lernen wir einigesind über den Gründer und Namensgeber der Brennerei, der als Chemiker weitgehende Forschungen über die Verwendung von Hefe angestrengt hat, dann bekommen wir einen groben Überblick über die bewegte Geschichte des irischen Whiskey. Anschließend setzen wir uns dann mit den Zutaten und dem Prozess der Herstellung auseinander. Eine erste Verkostung darf dann abschlißend natürlich nicht fehlen.
Unsere Erkundungstour durch Dublin endet dann schließlich Nahe der O'Connell Street, wo wir unser erstes Hotel beziehen. Wenig später lernen sich alle beim gemeinsamen Abendessen noch ein wenig näher kennen und die ersten Eindrücke werden ausgetauscht. Während die einen dann recht schnell müde in ihre Betten fallen, begeben sich die anderen noch einmal ins Dubliner Nachtleben, um dort den ein oder anderen Pub unsicher zu machen. Allerdings sind wir an diesem Wochenende nicht alleine mit diesem Gedanken, denn am morgigen Sonntag wird im Dubliner Crooke Park ein Spiel der US-amerikanischen NFL ausgetragen und die Stadt ist voll feierwütiger Fans.

28.09.2025 Malahide Castle, Howth and Irish Whiskey Museum

Am nächsten Morgen freuen wir uns darauf, den Trubel in der Stadt zunächst ein wenig hinter uns lassen zu können. Unser erster Weg führt uns ein Stückchen nördlich von Dublin, zum Malahide Castle.
Vom 12. Jahrhundert bis 1976 gehörte das Anwesen mit nur einer kurzen Unterbrechung der irischen Adelsfamilie Talbot. Die Wohnburg ist ein klassisches Beispiel der normannischen Architektur in Irland, sie wurde aber selbstverständlich über die Jahrhunderte hinweg immer wieder an die Bedürfnisse ihrer Bewohner angepasst.
Bevor wir jedoch die Burg im Rahmen einer Führung besichtigen, haben wir Zeit, um den schönen Botanischen Garten und das dazugehörige Schmetterlingshaus zu besuchen.
Nach der Mittagspause fahren wir dann weiter nach Howth Head. Die Halbinsel ist ein sehr beliebtes Ausflugziel für die Dubliner und so ist heute am Sonntag natürlich jede Menge los. Von Igor lassen wir uns am höchsten Punkt des Howth Cliff Trails absetzen und beginnen unseren Spaziergang hinunter zum Hafen. Unterwegs erhalten wir herrliche Aussichten auf die Küstenlinie und den Baily Leuchtturm. Wir kommen auch vorbei am 1982 wiederentdeckten EIRE Sign. Ein Eire Sign besteht aus flachen hellen Steinen, die aus großer Höhe zu sehen sind. Jede Markierung besteht aus der irischen Bezeichnung für Irland und einer Zahl. Mehr als 80 solcher Gebilde wurden während des Zweiten Weltkriegs ausgelegt. Ziel war es, die Küste des neutralen Staates für Flugzeuge kenntlich zu machen, um Bombardierungen, Notlandungen oder versehentlichen Anlandungen kriegsbeteiligter Schiffe vorzubeugen. Nach dem Krieg gerieten die Eire Signs in Vergessenheit und wurden teilweise überwuchert.
Nachdem wir den Hafen von Howth schließlich erreicht haben, geht es für uns zurück ins Zentrum von Dublin - aktuell ist es recht ruhig, denn das Footballspiel hat schon begonnen.
Nach einer kleinen Pause im Hotel, machen wir uns zu Fuß auf dem Weg zum Irish Whiskey Museum. Auf sehr unterhaltsame Weise wir uns hier die Geschichte des "uisce beatha" nähergebracht. Wir hören von der Entdeckung der Destillationsmethode der irischen Mönche, von der Ära der Schwarzbrennereien bis zum Aufstieg und Niedergang des irischen Whiskeys und von der Rettung durch die Irish Distillers Cooperation. Heute erlebt er irische Whiskey - trotz einer kleinen Rezession - eine Renaissance und aktuell gibt es wieder 46 Brennereien im Land.
Selbstverständlich darf zum Schluss auch eine Verkostung nicht fehlen.
Gut gelaunt und ein wenig angeheitert machen wir uns auf den Weg zurück zum Hotel - während wir den nun glücklichen oder unglücklichen NFL-Fans ausweichen müssen, die nach dem Spiel vom Stadion zurück in die Stadt strömen. Den Abend verbringen wir heute lieber im Hotel, denn auf den Wahnsinn draußen haben wir heute doch eher wenig Lust.

29.09.2025 Tullamore, Kilbeggan Distillery und Galway

Wir verlassen heute Dublin in Richtung Westen und machen uns zunächst, auf vielfachen Wunsch, auf den Weg nach Tullamore. Hier befindet sich eine der bekanntesten Whiskey-Brennereien Irlands. 1829 begann die Firmengeschichte mitten im Ortskern und bald bestimmte der Whiskey das Leben der Einwohner. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Tullamore D.E.W. als erster Blended Irish Whiskey, der Marktführer auf dem U.S.-amerikanischen Markt. Doch der Erfolg hielt nicht an. 1954 wurde die Tullamore-Destillerie geschlossen, die Marke wurde an John Power & Son verkauft und ging 1966 in der Firmengruppe Irish Distillers auf. Nach mehreren Verkäufen ist heute der schottische Hersteller William Grant & Sons Irish Brands Ltd. Inhaber. 2014 wurde in eine neue und moderne Produktionsstätte investiert, die etwas außerhalb der Stadt liegt.
Wir werden hier freundlich empfangen und erkunden den Souvenirshop. Später begeben wir uns auf den Spuren der alten Brennerei ins Zentrum Tullamores, bevor wir weiterfahren zum eigentlichen ersten Ziel des Tages, die
Kilbeggan Distillery.
Während die meisten Whiskeys der Marke heute in der Großproduktion im nahegelegenen Cooley hergestellt werden, können wir uns direkt in Kilbeggan die historischen Örtlichkeiten ansehen und hören von unserer Führerin Carol viel Interessantes über die Geschichte der ätestesten Whiskey-Destillerie der Welt. 1757 wurde der Betrieb eröffnet und bis 1953 betrieben. Danach musste man die Produktion einstellen, da die Absatzmärkte in den USA weggebrochen waren, die Örtlichkeiten wurden in den folgenden Jahren als Schweinefarm genutzt, die Brennlizenz jedoch niemals aufgegeben. Zum 250-jährigen Jubliläum 2007 wurde dann schließlich die Herrstellung wieder aufgenommen. Bei der Führung werden wir natürlich auch wieder mitgenommen, um den Herrstellungsprozess zu verfolgen. Zum Abschluss werden dann selbstverständlich die Produkte der Kilbeggan und Cooley Distillery verköstigt: unter anderem einer der wenigen getorften irischen Whiskeys, der Connemara.
Anschließend geht es dann weiter in die historische Stadt Athlone. Dort befindet sich unter anderem der älteste Pub Irlands – wir sind der Überzeugung, dass das durchaus auch wichtiges Kulturgut auf einer Whiskey-Reise ist.
Am Nachmittag erreichen wir dann schließlich Galway, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Die Stadt an der Mündung des Flusses Corrib an der Galway-Bucht ist heute vor allem für seine lebhafte Pub- und Musikerszene bekannt und die bunten Gassen des Stadtzentrums laden zum Bummeln ein. Besonders markant sind die zahlreichen Geschäfte, in denen man die typischen Claddagh-Ringe kaufen kann. Der Ring zeigt zwei Hände, die ein Herz mit einer Krone halten. Das Herz symbolisiert Liebe, die Hände Freundschaft und Vertrauen, die Krone Treue und Loyalität. Er wird als Partner- oder Freundschaftsring, gleichsam von Frauen und Männern getragen. Natürlich ragt sich um die Erfindung des Ringes eine dramatische Geschichte, allerdings eine mit Happy End.
Am Abend beziehen wir dann unser Hotel am Stadtrand und lassen den langen und ereignisreichen Tag gemütlich ausklingen.

30.09.2025 The Burren und Cliffs of Moher, Foynes und weiter nach Tralee

Unser Tag heute startet zwar früh und mit etwas verhangenem Himmel, dennoch erwarten uns einige Highlights, auf die man sich freuen kann. Wir verlassen die Stadt in Richtung Süden und fahren entlang der Küste der Galway Bay. Nach kurzer Fahrt erreichen wir das pittoreske Dunguaire Castle, ein Wohnturm aus dem 16. Jahrhundert der in einer kleinen Bucht liegt und im 19. Jahrhundert Treffpunkt eines Literatenzirkels war, zu dem auch Nationaldichter William Butler Yeats gehörte. Über enge Landstraßen, geht es dann durch die in Irland einzigartige Landschaft des Burren. Die Karstlandschaft ist durch etwa knietiefe Karren in rechteckige Felder gegliedert. Sie wurden durch Oberflächenwasser gebildet, das sich noch immer nach stärkeren Regenfällen in sogenannten Turloughs sammelt. Nach seinem Kriegszug in die Gebiete des Burrens, soll Oliver Cormwell sie wiefolgt charakterisiert haben: „Kein Baum, an dem man einen Mann aufhängen, kein Tümpel, worin man ihn ersäufen, keine Erde, in der man ihn verscharren könnte.“ Nichtsdestotrotz ist die Landschaft Heimat für zahlreiche mediterrane, alpine und sogar arktische Pflanzen, die sonst nur selten in Irland vorkommen. Ebenso wie die bizzaren Felsformationen im Hinterland gehören auch zerklüftete Küstenabschnitte zum Charakter des Burren. Während ein Teil davon recht flach zum Wasser hin verläuft, führt die Straße und dann plötzlich steil bergauf.
Die fast zehn Kilometer lange Steilklippenformation der Cliffs of Moher ragt fast senkrecht aus dem Atlantik. Am Südende, dem Hag’s Head, haben sie eine Höhe von ungefähr 120 m, nördlich des O’Brien’s Tower erreichen sie sogar 214 m. Am Kliff leben 30 Arten von Seevögeln, die bekanntesten sind die winzigen Papageientaucher, die sich in die entlegendsten Ecken zurückziehen um dort zu Brüten. Das launische irische Wetter meint es relativ gut mit uns und so können wir einen guten Ausblick auf den Atlantik und die vorgelagerten Aran Inseln genießen. Wer noch ein wenig mehr Hintergrund zu Flora und Fauna, sowie zur Regionalgeschichte möchte, kann das informative Besucherzentrum besichtigen.
Unsere Mittagspause verbringen wir dann nur ein Stückchen weiter im Küstenörtchen Lahinch, wo die meisten von uns eines der Nationalgerichte probieren: Fish and Chips.
Am späten Nachmittag geht es für uns dann weiter ins Landesinnere und recht bald folgen wir dem Fluss Shannon, dem längsten Fluss des Landes, bis wir in die Stadt Limerick gelangen. Bekannter als die Stadt selbst, sind die gleichnamigen Spaßgedichte, von denen aber niemand weiß, woher sie ihren Namen nun tatsächlich haben – aber nach dem Schema AABBA reimt es sich ganz wunderbar und einige Reisende entdecken verborgene Talente.
Nun, da wir den Shannon unterquert haben, können wir am Südufter wieder Richtung Westen fahren, wo wir nach einer knappen Stunde in dem kleinen Dorf Foynes eintreffen. Von der großen Vergangenheit des 500-Seelenortes zeugt heute nur noch das Foynes Flying Boat & Martime Museum. Denn zwischen 1937 und 1945 war Foynes Basis des Flugverkehrs zwischen Europa und New York, die sogenannten Flugschiffe des Typs Boeing 314 landeten hier in der breiten Mündung des Shannon und wurden in den Hafen von Foynes gelotst. Die Fliegerei war damals noch etwas sehr exklusives – ein One-Way-Ticket kostete 337 Dollar, heute etwa 10.000€, so viel wie zu jener Zeit in Irland ein Eigenheim kostete. Zudem dauerte der Flug über den Atlantik rund 20 Stunden und nicht selten mussten die tieffliegenden Luftschiffe aufgrund von schlechtem Wetter umdrehen. Für solche Fälle gab es eine Person, welche auf ihrem Pferd von Haus zu Haus reiten und den Dorfbewohnern Bescheid geben musste, dass sie auf ihre Arbeitsposten am Flughafen zurückkehren mussten.
In einer Nacht, in dem einmal mehr ein Flugzeug zurück nach Foynes gekommen war, soll der Koch Joe Sheridan hier als Aufmunterung den Irish Coffee erfunden haben, der in den folgenden Jahren seinen Siegeszug um die Welt aufnahm.
Gleich zur Begrüßung lernen wir, wie man einen echten Irish Coffee macht – trinken dürfen wir ihn am Ende dann natürlich auch. Eine wunderbare Ergänzung der Whiskeyreise, vor allem beim heute herbstlichen Wetter.
Anschließend bekommen wir dann eine nette Führung durch das Museum, dürfen einen echten Oscar bestaunen - den der Mäzenin des Museums und Schauspielerin Maureen O'Hara - und besichtigen schließlich ne einzigen Nachbau einer Boeing 314 weltweit.
Am späten Nachmittag geht es dann gut gelaunt weiter in die Grafschaft Kerry, wo wir es gleich mit einer Menge vierbeiniger Rindviecher zu tun bekommen – denn dass es in Irland sowohl mehr Schafe als auch mehr Kühe als Menschen gibt, das ist wirklich kein Klischee. Und die rund 7,5 Millionen irische Kühe können getrost als glücklich bezeichnet werden, denn sie verbringen durchschnittlich etwa 300 Tage im Jahr auf der Weide. Die irischen Bauern sind auch recht glücklich – darüber, dass das gute irische Weidegras kostenlos wächst.

Am Abend erreichen wir dann Tralee, Hauptstadt der Grafschaft und Schauplatz des Wettbewerbs der "Rose of Tralee", bei dem die schönste und tugenhafteste Irin auserkohren wird – natürlich ganz katholisch im Abendkleid und nicht im Bikini. Unser Hotel liegt zwar etwas außerhalb der Stadt, ist aber sehr gemütlich und der Austragungsort des Wettbewerbs.

01.10.2025 Ring of Kerry und Skellig Six18 Distillery

Der Wetterbericht fällt für heute nicht besonders positiv aus, trotzdem hoffen wir natürlich das Beste. Mit guter Laune starten wir zu unserem Tagesausflug zum Ring of Kerry. Die 179 Kilometer lange Panoramastraße entlang der Küste der Halbinsel Iveragh gilt als das Sinnbild der Grafschaft Kerry. Grasende Schafe und Kühe in grünen Hügellandschaften. Unberührte Sandstrände vor atemberaubenden Klippen und mystische Seen und Wasserfälle gepaart mit mittelalterlichen Burgruinen und prächtigen Herrenhäusern. Für Reisebusse besteht eine Einbahnstraßenregelung, so beginnen wir in Killorglin. Das Wetter zeigt sich von seiner irischsten Seite bis wir sogar Sonne und Regen gleichzeitig haben und tatsächlich auch ein Regenbogen nicht lange auf sich warten lässt – nur den Goldschatz des Leprichaun am Ende des Regenbogens, den findet leider niemand. Dafür gibt es wenig später einen ersten Stopp wo man sich mit Irish Coffee und Bailey's Schokolade ein wenig auf den Tag einstimmen kann.
Kurz hinter Cahersiveen, Geburtsort des „Befreier der Iren“, Daniel O'Connells, liegt unser whiskeytechnisches Ziel für heute: Skellig Six18. Seit 2019 existiert die Destille, die Gin und Single Potstill Whiskey herstellt und deren Betreiber die Vision verfolgen über 100 Arbeitsplätze für die Region zu schaffen. Der außergewöhnliche Name stammt von den felsigen Inseln vor der Küste, welche von frühchristlichen Mönchen als Einsiedeleien genutzt wurden. 618 Stufen führen bis heute noch auf den Gipfel der bekannten Skellig Michael. Die sympathische deutsche Auswanderin Patricia führt uns durch das Firmengebäude und erzählt uns mit viel Begeisterung von den Hintergründen der Brennerei, der Whiskey- und Ginherstellung und beantwortet geduldig unsere Fragen. Im Anschluss gibt es dann natürlich auch eine Verkostung - wobei sich gerade die Damen auch über die kleine Abwechslung durch den Gin freuen.
Kurz hinter Cahersiveen verlassen wir dann gegen Mittag den Ring of Kerry und fahren über den Skellig Ring nach Portmagee. Über eine Brücke erreichen wir Valentia Island. Die etwa 25 km² große Insel wird immer noch von etwa 650 Menschen bewohnt und wurde vorallem bekommt als östlicher Endpunkt des ersten Transatlantikkabels, welches 1857 zuerst verlegt, ab 1866 funktionstüchtig neu verlegt und dann bis 1966 benutzt wurde. Im Skellig Centre, von wo aus im Sommer die kleinen Boote zur Skellig Michael starten, legen wir eine Mittagspause ein.
Zurück auf dem Festland geht es dann später weiter über den Skellig Ring nach Süden. Langsam fahren wir durch die engen Straßen und arbeiten uns dann den schmalen Coomanaspig Pass hinauf – leider hängen die Wolken tief und wir können die Skelligs erst ein wenig später am Horizont erkennen. In der Saint Finnian's Bay auf der anderes Seite des Passes erwartet uns noch eine weitere Überraschung: hier befindet sich die Skelligs Chocolate Factory, wo wir mit einer großzügigen Verkostung begrüßt werden.
Über den kurvenreichen Skellig Ring geht es anschließend wieder für uns zurück in Richtung N70. Wir legen einen kurzen Stopp ein in Waterville, wo viele Reiche und Prominente, unter anderem auch Charlie Chaplin, gerne ihren Urlaub verbrachten und immer noch verbringen. Am 210 Meter hohen Coomakesta Pass, dem höchsten Punkt des Ring of Kerry haben wir anschließend einen tollen Blick auf die Bucht des Kenmare River. Im pittoresken Örtchen Sneem legen wir einen weiteren kurzen Stopp ein, bevor wir ein Stück landeinwerts bis nach Moll's Gap fahren. Von hier aus hat man eine fantastische Aussicht in das weite Tal mit den Macgillycuddy's Reeks im Hintergrund. Seinen Namen hat der Ort von Moll Kissane, welche hier in den 1820er Jahren einen illiegalen Gasthof betrieb, zu Zeiten als die Straße gerade im Bau gewesen ist. Wenige Minuten später bekommen wir am sogenannten Lady's View noch einmal einen wunderbaren Ausblick, diesmal über die oberen Seen des Killarney Nationalparks.
Gegen Abend erreichen wir dann wieder unser Hotel bei Tralee.

02.10.2025 Clonakilty Destillery und Cork

Bei immer noch herbstlichem Regenwetter verlassen wir die Grafschaft Kerry Richtung Osten.
Der erste Stopp am späten Vormittag ist die Kleinstadt Clonakilty, die im County Cork an der Südküste liegt. 2019 wurde hier die Clonakilty Distillery eröffnet, die sich in den folgenden Jahren vor allem auf Single Potstill Whiskey, heißt Whiskey aus gemalzter und ungemalzter Gerste, konzentrieren möchte. Seit Ende 2024 gibt es den ersten komplett eigenen Whiskey zu kaufen - und natürlich auch für uns zu verkosten. Außerdem dürfen wir weitere, preisgekrönte Whiskeys probieren, die hier in Clonakilty gefinished wurden. Im angenehmen Ambiente wird noch ein wenig mit unserem Guide James gefachsimpelt, bevor es für uns dann weitergeht nach Cork.
Die zweitgrößte Stadt Irlands ist heute vor allem für ihre Universität bekannt, bis ins 19. Jahrhundert hinein war allerdings der Handel mit irischer Butter das Hauptgeschäft der Stadt. 1770 wurde sogar eine Butterbörse gegründet, um die Qualität der Butter, vor allem aus der Grafschaft Kerry, zu gewährleisten. Um 1835 lief ein Drittel des irischen Butterexports über Corks Hafen Cobh, etwa 30 Millionen Pfund jedes Jahr. Mit den neuen Technologien und dem sich langsam ändernden Geschmack der Europäer verlor die stark gesalzene irische Butter allerdings an Absatzmärkten und die Börse musste 1924 geschlossen werden. Heute hat sich das natürlich geändert, 85% der irischen Milchprodukte werden wieder ins Ausland exportiert, allem voran natürlich die Butter.
Wir unternehmen eine kleine Stadtrundfahrt durch das Zentrum bis zum English Market, einem der wenigen historischen Gebäude im Geschäftszentrum.
Anschließend machen wir uns auf allgemeinen Wunsch hin auf den Weg nach Midleton. Die Kleinstadt in der Nähe von Cork ist schon seit Jahrhunderten ein Zentrum der Whiskey-Herstellung. James Murphy gründete hier 1825 die Old Midleton Distillery und 1966 entstanden hier Zusammen mit John Jameson und John Powers die Irish Distillers - ein Zusammenschluss der letzten irischen Brennereien, die das Überleben des Irish Whiskey sichern sollten.
1975 wurde eine moderne Brennerei eröffnet in der heute bis zu 64 Millionen Liter Whiskey im Jahr hergestellt werden können. Die alte Brennerei ist seither für Besucher geöffnet und das Besucherzentrum wurde unlängst komplett umgebaut. Bei unserem kurzen Besuch können wir uns davon einen Eindruck machen, die obligatorischen Souvenirs einkaufen und natürlich auch an der Bar einen Drink nehmen.
Auf unserem Weg zum Hotel für die Nacht fahren wir noch einmal durch Cork und können noch einige interessante Gebäude sehen. Besonders markant ist die St. Anne's Kirche mit ihrem 36,5 Meter hohen Turm, der von einer von einer recht originellen Wetterfahne gekrönt wird: ein drei Meter langer goldener Lachs, der wohl auf das Fischereimonopol der im Kloster ansässigen Mönche im River Lee zurückzuführen ist.
In Blarney beziehen wir dann unsere Zimmer in der alten Wollmühle bevor uns zum Ausklang des Tages ein zünftiges Essen im benachbarten Pub erwartet.

03.10.2025 Rock of Cashel, Powerscourt Distillery und zurück nach Dublin

Als wir am nächsten Morgen aufbrechen, hat das herbstliche Wetter Irland immer noch fest im Griff. Über die Autobahn geht es zu einem weiteren Highlight der irischen Geschichte. Auf dem Rock of Cashel oder irisch Carraig Phadraig (Befestigung des Heiligen Patrick) soll der irische Nationalheilige Angus, den König von Munster, getauft haben und damit einen Meilenstein der Christianisierung Irlands erreicht haben. Die Befestigung blieb weiterhin Sitz der Könige von Munster und im 11. Jahrhundert erhob Cormac McCarthy Cashel zum Bischoffssitz und stattete diesen mit einer Privatkapelle aus, die in Irland bis heute ihres Gleichen sucht. Schließlich wurde die Festung von den Anglonormannen erobert und nach dem Sieg Wilhelms III. verlor das katholische Bistum seine Macht und die prächtige Kathedrale verfiel über die Jahrhunderte zu Ruinen.
Heute pilgern die Touristen auf den etwa 60 Meter hohen Kalksteinfelsen, nicht zuletzt weil die romanische Cormac's Chapel in den letzten 15 Jahren aufwändig restauriert worden ist, und nun wieder ehrahnen lässt, welche Pracht einen hier im frühen Mittelalter erwartet haben muss. Wir haben Glück und können an einer geführten Besichtigung teilnehmen, denn anders kommt man in die kleine Kappelle gar nicht mehr herein. Aufgrund des Wetters ist heute alles etwas unkoordiniert, aber wir haben Glück, denn als wir die Anlage verlassen, wird sie für den Rest des Tages gesperrt.
Nach der Kultur kommt dann am Nachmittag wieder die Belohnung: Am Rande der Wicklow Mountains, einem Mittelgebirge südwestlich von Dublin gelegen, besuchen wir die Powerscourt Distillery. Das große Anwesen, zu dem die 2018 gegründete Whiskey-Brennerei gehört, blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück, denn schon zu Zeiten der irischen Königreiche gab es blutige Schlachten zwischen den Clans um die Vorherschaft in Fercullen, wie das Gebiet ursprünglich hieß.
Heute besitzt die Familie Slazenger das Anwesen aus dem 18. Jahrhundert, die dazugehörigen Gärten und war auch treibende Kraft bei der Realisierung des Destillerieprojekts. Wir werden herzlich empfangen von unserem Guide Keiran, der uns durch das historische Gebäude führt. Ursprünglich war hier einmal eine Sägemühle, die Arbeitsplätze für das ganze Dorf Enniskerry bot. Heute werden in den alten Gemäuern Besucher bewirtet und in die Geschichte der Umgebung eingeführt. Die brandneue moderne Destille ist in einem neuen Gebäudetrakt untergebracht und zu unserer Freude dürfen wir zum Abschluss auch noch eines Lagerhäuser besichtigen. Und natürlich folgt im Anschluss auch eine Verkostung – mit Aussicht hinunter in die Destille. Auch hier probieren wir verschiedene Whiskeys, einige davon hat der Chefbrennmeister von seiner vorherigen Tätigkeit mitgebracht und hier gefinisht, aber einen eigenen Whiskey gibt es auch schon. Als wir das Gebäude wieder verlassen scheint auch endlich die Sonne wieder und es geht für uns durch den Dubliner Feierabendverkehr zurück zum ersten Hotel unserer Reise.
Beim Abendessen werden die vergangenen Tage rekapituliert und langsam erste Verabschiedungen ausgesprochen.
Einige von uns nehmen sich vor, den Abend heute noch gebührend im Temple Bar Viertel ausklingen zu lassen, nun dass wieder ein ganz normaler Freitagabend in Dublin ist - ohne verrückte Amerikaner.

04.10.2025 Dublin und Heimreise

Den letzten Tag unserer Reise lassen wir gemütlich angehen. Bei einem späten Frühstück wird beratschlagt, was man mit den letzten Stunden in Irland noch anfangen könnte. Das Wetter macht uns jedoch den Abschied nicht besonders schwer - zwischen grau und Nieselregen und kurzen Sonnenperioden ist heute alles vertreten.
Nach dem ersten Abschied und den letzten individuellen Erkundungen und Souvenirkäufen begibt sich der verbleibende Rest der Gruppe dann gegen Mittag noch mal zu einem letzten gemeinsamen Essen im Pub. Ein letztes Pint Guinness wird getrunken, Telefonnummern und Adressen getauscht, die Reise ein wenig rekapituliert - und dann ist es auch schon fast Zeit zum Flughafen aufzubrechen.
Dort angekommen trennen sich dann auch die Wege Richtung Frankfurt und Berlin. Nun ist die Reise wirklich zu Ende. Schweren Herzens nehmen wir Abschied von Irland – für viele wird dies jedoch nicht die letzte Reise auf die grüne Insel gewesen sein.


Meine Liebe Chaos-Whiskey-Truppe,
Ihr wart sicherlich nicht die normalste Reisegruppe, aber es hat mir sehr viel Spaß gemacht, Euch Irland zeigen zu dürfen. Herzlichen Dank für die stetige gute Laune, viel Input und Eurem großem Interesse an allem.
Es war mir eine Ehre mit euch gereist zu sein - Slán go fóill (bis bald)!
Eure Sinah


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