Reisebericht: Singlereise Irland – Erlebnis Grüne Insel

09.05. – 17.05.2022, 9 Tage Rundreise mit Flug nach Dublin – Kilbeggan – Whiskey – Connemara – Galway – Burren – Cliffs of Moher – Halbinsel Dingle – Ring of Kerry – Killarney Nationalpark – Blarney Castle – Cork


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In zahlreichen Reiseführern heißt es, in Irland gäbe es mehr als 40 verschiedene Grüntöne. Wir begeben uns auf die Mission, herauszufinden ob das stimmt und werden dabei feststellen, dass auf der Grünen Insel Grün mehr als nur eine Farbe ist.
Ein Reisebericht von
Sinah Witzig
Sinah Witzig

Anreise

Unsere Reise startet am neuen Hauptstadtflughafen BER, wo sich ein wenig mehr als die Hälfe der Reisegruppe trifft. Bei der Flughafenabfertigung und im Flugverkehr sind die Auswirkungen der Pandemie immer noch deutlich zu spüren, so braucht es also eine ordentliche Portion Geduld, bis wir endlich, und eigentlich gerade pünktlich, bei unserem Abfluggate ankommen – um dann festzustellen, dass unser Flug wohl doch nicht so ganz wie geplant starten wird. In Frankfurt, bei dem Rest der Gruppe, sieht es unterdessen ähnlich aus uns so kommt es, dass beide Flüge mit Verspätung, aber zumindest etwa zeitgleich, in der irischen Hauptstadt Dublin landen.
Die Passkontrolle passiert, das Gepäck eingesammelt, findet sich die Reisegruppe nun langsam in Terminal 2 zusammen – bis auf zwei verirrte Schäfchen, die noch eine kleine Rundwanderung über den Flughafen unternehmen und dabei die Reiseleiterin telefonisch fast in eine Sinnkrise stürzen ;-)
Doch zu guter Letzt ist die Gruppe dann komplett und wir finden auch schnell unseren jungen Busfahrer Alex, der mit seinem Bus für uns bereit steht.
Wir verlassen Dublin gen Westen und steuern die Grafschaft Galway an, um von dort aus in den nächsten Tagen die Umgebung zu erkunden. Unser Hotel, das Lady Gegory, liegt in der Kleinstadt Gort und versprüht den typischen Charme eines irischen Landhotels: etwas angestaubt, aber sehr gemütlich und authentisch. Nachdem alle ihre Zimmer bezogen haben, lernen wir uns bei einem ersten Pint Guinness oder Red Ale im hoteleigenen Pub erst mal kennen. Anschließend lassen wir den Abend beim gemeinsamen Abendessen ausklingen.

Connemara

Nach einer etwas eigenwilligen Einführung in der Thema "Irisches Frühstück" geht es dann aber gestärkt auf zu unserem ersten Tagesausflug. Die Halbinsel Connemara hat schon einiges zu bieten, was der Irlandreisende sich im vorhinein vorgestellt hat. Während gestern auch das Wetter typisch irisch, sprich sehr feucht, war, haben wir uns nun darauf geeinigt, mit vereinten Kräften für gutes Wetter zu kämpfen – und es scheint zu funktionieren. Wir erleben dramatische Wolkenformationen und Wetterwechsel innerhalb weniger Minuten, aber jedes Mal wenn wir aus dem Bus aussteigen, ist es wieder trocken.
Bei unserem ersten Stopp können wir ein traditionelles irisches Cottage besichtigen und uns ansehen, wie die arme Landbevölkerung noch bis ins späte 19. Jahrhundert gelebt hat. Außerdem gibt das strohgedeckte, weiß getünchte Häuschen auch ein wunderbares Fotomotiv ab. Mit zahlreichen Fotostopps geht es weiter bis in den Hauptort Connemaras, nach Cliffden. Dort werden noch traditionell die Connemara-Ponys gezüchtet, außerdem gibt es eine Hauptstraße mit zahlreichen bunten Häusern und die Möglichkeit eine Kleinigkeit zu Mittag zu essen.
Vorbei am Connemara Nationalpark mit seinen Twelve Bens, geht es dann schließlich weiter zur Kylemore Abbey. Seit 1920 leben die Nonnen des ältesten irischen Benediktinerinnen-Ordens in dem viktorianischen Schloss aus dem 19. Jahrhundert.
Unsere Rundfahrt durch Connemara endet schließlich in Galway, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Die Stadt an der Mündung des Flusses Corrib an der Galway-Bucht ist heute vor allem für seine lebhafte Pub- und Musikerszene bekannt. Wir unternehmen einen kleinen Bummel durch die Innenstadt und stoßen dabei auf zahlreiche Geschäfte in denen man die typischen Claddagh-Ringe kaufen kann. Der Ring zeigt zwei Hände, die ein Herz mit einer Krone halten. Das Herz symbolisiert Liebe, die Hände Freundschaft und Vertrauen, die Krone Treue und Loyalität. Er wird als Partner- oder Freundschaftsring, gleichsam von Frauen und Männern getragen.
Zurück in Gort erwartet uns unser Abendessen und danach noch eine ausufernd zelebrierte Irish-Coffee-Zeremonie, bei der uns gezeigt wird, wie das Getränk zubereitet wird. Im Anschluss dürfen wir es dann natürlich auch trinken – Sláinte!


Cliffs of Moher – The Burren

Heute folgt schon das nächste große Highlight der Reise: über enge Landstraßen, vorbei an mittelalterlichen Towerhouses und alten Kirchen und Friedhöfen geht es in Richtung der Cliffs of Moher. Die fast zehn Kilometer lange Steilklippenformation ragt fast senkrecht aus dem Atlantik. Am Südende, dem Hag’s Head, haben sie eine Höhe von ungefähr 120 Meter, nördlich des O’Brien’s Tower erreichen sie sogar 214 Meter. Am Kliff leben 30 Arten von Seevögeln, die bekanntesten sind die winzigen Papageientaucher, die sich in die entlegendsten Ecken zurückziehen um dort zu Brüten. Das launische irische Wetter meint es wirklich gut mit uns und so können wir zwei Stunden im strahlenden Sonnenschein auf den Wanderwegen entlang der Klippen genießen. Wer noch ein wenig mehr Hintergrund zu Flora und Fauna, sowie zur Regionalgeschichte möchte, kann das informative Besucherzentrum besichtigen.
Im Anschluss geht es für uns weiter durch die Landschaft, die sich The Burren nennt. Die in Irland einzigartige Karstlandschaft ist durch etwa knietiefe Karren in rechteckige Felder gegliedert. Sie wurden durch Oberflächenwasser gebildet, das sich noch immer nach stärkeren Regenfällen in sogenannten Turloughs sammelt. Nach seinem Kriegszug in die Gebiete des Burrens, soll Oliver Cormwell sie wie folgt charakterisiert haben: „Kein Baum, an dem man einen Mann aufhängen, kein Tümpel, worin man ihn ersäufen, keine Erde, in der man ihn verscharren könnte.“ Nichtsdestotrotz ist die Landschaft Heimat für zahlreiche mediterrane, alpine und sogar arktische Pflanzen, die sonst nur selten in Irland vorkommen.
Schon im Neolithikum siedelten sich hier Menschen an, die ihre Spuren in Form von Dolmen und Keilgräbern hinterlassen haben.
Wir machen jedoch zunächst einen kulinarischen Halt und besuchen das Burren Smokehouse, wo es den besten Räucherlachs ganz Irlands geben soll. Gleichzeitig können wir uns mit der Geschichte vom Lachs der Weisheit der irischen Mythologie annähern. Nach einem unerwartet guten Essen in einem dörflichen Pub sind wir nun auch gestärkt für weitere Erkundungen.
Nicht nur die Steinzeit hat Spuren auf dem Burren hinterlassen, sondern auch das frühe Christentum, so besuchen wir nach dem Dunguaire Castle auch noch die Abtei von Killmacdough, deren Rundturm genauso schief sein soll wie der Turm von Pisa. Wir sind uns nicht so ganz sicher, ob das stimmt, aber tolle Fotomotive gibt es hier allemal.
Zurück im Hotel in Gort können wir uns vor dem Abendessen schon so langsam ans Kofferpacken machen, morgen geht es nämlich weiter Richtung Süden.


Dingle Halbinsel – Tralee

Wir verlassen die Grafschaften Galway und Clare heute und machen uns auf den Weg nach Kerry. Um den Weg etwas abzukürzen nehmen die Fähre von Killimer nach Tarbert und überqueren so das Mündungsgebiet des River Shannon. Der längste Fluss Irlands ist nach der keltischen Göttin der Weisheit, Sionna, benannt und soll aus einer der sieben Quellen des Wissens entspringen.
Angekommen in der Grafschaft Kerry haben wir es auch gleich mit einer Menge vierbeiniger Rindviecher zu tun – denn dass es in Irland sowohl mehr Schafe als auch mehr Kühe als Menschen gibt, das ist wirklich kein Klischee. Und die rund 7,5 Millionen irische Kühe können getrost als glücklich bezeichnet werden, denn sie verbringen durchschnittlich etwa 300 Tage im Jahr auf der Weide. Die irischen Bauern sind auch recht glücklich – darüber, dass das gute irische Weidegras kostenlos wächst.
Wir fahren vorbei an Tralee, Hauptstadt Kerrys und auch unser Standort für die nächsten drei Nächte. Doch zunächst geht es für uns auf die wunderschöne Dingle-Halbinsel. Irlandfans streiten sich gerne darüber ob Dingle mit dem Slea Head Drive oder doch die Iveragh-Halbinsel mit dem Ring of Kerry die schönste Route der grünen Insel bietet – wir können uns nun in den nächsten zwei Tagen unser eigenes Bild machen. Zunächst machen wir jedoch eine Mittagspause in dem kleinen Hauptort Dingle. Bekannt gemacht hat ihn ein Delfin namens Fungi, der den Hafen über 35 Jahre so regelmäßig frequentiert hat, dass sich um ihn ein regelrechter Tourismus etabliert hat. Fungi ist seit einigen Jahren leider verschwunden, nur sein Denkmal steht noch am Hafen, die Touristen kommen nun aber weiterhin.
Nachmittags geht es dann für uns Richtung Westen zum Slea Head Drive. Der zeichnet sich nicht nur durch seine engen Straßen und spitzen Kehren aus, sondern auch dadurch, dass viele Ortsschilder nur irische Namen zeigen. Die sogenannten Gaeltachts sind Gebiete in Irland, wo fast ausschließlich die keltische irisch-gälische Sprache im Alltag gesprochen wird und das Englische als Verkehrssprache außer Acht gelassen wird. Es gibt in ganz Irland nur sieben von diesen Gebieten, aber die Zahl der aktiven Irischsprechenden steigt in den letzten Jahren kontinuierlich. Unser Fahrer Alex hat auf der Route ordentlich etwas zu tun, trotzdem bietet sich immer mal wieder die Gelegenheit für einen Fotostopp. Besonders interessant sind die Beehivehuts, in die sich Mönche als Einsiedler zurückgezogen haben, prähistorische Ringforts, sowie die Aussicht auf die Blasketinseln und Skellig Michael weit in der Ferne. Die surreal wirkende Landschaft war unter anderem Drehkulisse für Star Wars und die Harry Potter-Filme.
Am späten Nachmittag geht es für uns dann zurück nach Tralee, Schauplatz des Wettbewerbs der "Rose of Tralee", bei dem die schönste Irin auserkoren wird – natürlich ganz katholisch im Abendkleid und nicht im Bikini. Unser Hotel liegt zentral in der Stadt, sodass wir nach dem Abendessen noch die Möglichkeit haben einen der ungefähr 80 Pubs der Stadt zu besuchen.


Ring of Kerry

Für ein weiteres Highlight der Reise bekommen wir Unterstützung in Form der irischen Reiseleiterin Eileen, auf dem Programm steht der Ring of Kerry. Die 179 Kilometer lange Panoramastraße entlang der Küste der Halbinsel Iveragh gilt als das Sinnbild der Grafschaft Kerry. Grasende Schafe und Kühe in grünen Hügellandschaften. Unberührte Sandstrände vor atemberaubenden Klippen. Und mystische Seen und Wasserfälle gepaart mit mittelalterlichen Burgruinen und prächtigen Herrenhäusern. Für Reisebusse besteht eine Einbahnstraßenregelung, so beginnen wir in Killorglin und erreichen nach kurzer Fahrzeit schon einen Aussichtspunkt, von wo aus wir die Dingle-Halbinsel im morgendlichen Dunst erkennen können. Hier haben wir dann auch die Möglichkeit uns von der Lokalprominenz, Schäfer Brandon Ferries, einen Einblick in dessen Beruf geben zu lassen – immerhin gibt es über 8 Millionen Schafe in Irland. Zunächst stellt er uns verschiedene Schafrassen vor – besonders begeistert sind wir von Jakobsschaf mit seinen vier gewundenen Hörnern. Im Anschluss demonstriert er uns dann die Arbeit mit seinen beiden Border Collies, die ihm dabei helfen, die Schafherde zusammenzutreiben und zu lenken. Das Schauspiel ist wirklich beeindruckend.
Über Cahersiveen, Geburtsstadt Daniel O'Connells, geht es weiter bis nach Waterville, wo wir direkt am Strand eine Mittagspause einlegen, auf dem Weg sind wie auf Dingle auch, zahlreiche steinzeitliche Ringforts zu sehen. Am 210 Meter hohen Coomakesta Pass haben wir anschließend einen tollen Blick auf die Ballinskelligs Bay und die Bucht des Kenmare River. Im pittoresken Örtchen Sneem legen wir einen weiteren Stopp ein, bevor wir ein Stück landeinwärts bis nach Moll's Gap fahren. Von hier aus hat man eine fantastische Aussicht in das weite Tal mit den Macgillycuddy's Reeks im Hintergrund. Seinen Namen hat der Ort von Moll Kissane, welche hier in den 1820er Jahren einen illegalen Gasthof betrieb, zu Zeiten als die Straße gerade im Bau gewesen ist. Wenige Minuten später bekommen wir am sogenannten Lady's View noch einmal einen wunderbaren Ausblick, diesmal über den oberen See des Killarney Nationalparks.
Über Killarney geht es anschließend zurück nach Tralee, wo das Abendprogramm ähnlich verläuft wie gestern – zur Abwechslung gibt es heute aber mal Lamm als Hauptspeise.


Killarney Nationalpark

Eileen begleitet uns heute noch einmal, allerdings wird Alex heute durch Donal vertreten. Noch einmal fahren wir in Richtung Killarney und machen unterwegs Halt in Aghadoe, von wo aus man einen tollen Blick über den Lough Leane hat. Anschließend geht es weiter zum Ross Castle. Der einstige Stammsitz des O'Donoghue-Clans ist ein wunderbares Beispiel für einen Wohnturm des Adels im 15. und 16. Jahrhunderts und kann bei einer Führung besichtigt werden.
Wir machen von hier aus einen Spaziergang über Ross Island, bekommen dabei wunderschöne Aussichten auf Lough Leane und genießen die Natur des Nationalparks. Anschließend fahren wir zum Torc Wasserfall, wo Fahrer Donal uns erst einmal mit viel Temperament einen Parkplatz für den Bus erstreiten muss. Dann allerdings können wir den Wasserfall, der etwas im Wald verborgen liegt, innerhalb weniger Minuten zu Fuß erreichen.
Die Mittagspause verbringen wir in den nahe gelegenen Muckross Gardens. Das Muckross House ist das vierte Anwesen, das die Familie Herbert auf ihrem Anwesen direkt am Lough Muckross bauen lies. Das schlossgleiche Herrenhaus wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von dem schottischen Architekten William Burn errichtet. Die umliegenden Gärten sind ein beliebtes Ausflugziel für Familien aus der Umgebung.
Nachmittags geht es dann noch nach Killarney. Die zweitwichtigste Tourismusstadt Irlands kann mit einer lebhaften Innenstadt überzeugen. In der berühmten Celtic Whiskey Bar kann man 190 verschiedene Whiskies aus der ganzen Welt verkosten – wenn das mal keine ordentliche Nachmittagsbeschäftigung ist. Bevor wir uns auf den Weg zurück nach Tralee machen besichtigen wir noch die im 19. Jahrhundert vollendete Kathedrale von Killarney. Das Glück meint es gut mit uns und wir bekommen noch ein gratis Orgelkonzert geliefert.


Blarney Castle – Cork

"Blarney" reden bedeutet in Irland und Großbritannien so viel wie Unsinn reden. Geprägt haben soll Königin Elizabeth I. den Begriff, als sie versuchte Cormac McCathy davon zu überzeugen, sich ihr als Herrscher der Provinz Munster fortan unterzuordnen und dieser ihr durch diverse Ausreden und viel Wortgewandtheit immer wieder entkam. Die Wortgewandtheit soll er durch den Stein der Eloquenz erlangt haben. Angeblich ein Teil des schottischen Krönungssteins Stone of Scone, den sein Vorfahre direkt von Robert the Bruce geschenkt bekommen haben soll. Wer den Stein küsst soll ewig mit Redekunst gesegnet sein – das kann man noch heute ausprobieren.
Wir verlassen also Tralee und begeben uns in die Grafschaft Cork. Am Vormittag erreichen wir den kleinen Ort Blarney, der außer für seine Burg vor allem für die Wollverarbeitung bekannt ist.
Das Schauspiel um den Stone of Blarney möchte sich natürlich kaum einer entgehen lassen, für die waghalsige Verrenkung in schwindelerregender Höhe muss sich dann jedoch ein Freiwilliger finden, der für die Gruppe einsteht. Auch die Gärten um die Burgruine sind sehr sehenswert und schnell ist auch schon die Zeit gekommen, um nach Cork weiterzufahren.
Die zweitgrößte Stadt Irlands ist heute vor allem für ihre Universität bekannt, bis ins 19. Jahrhundert hinein war allerdings der Handel mit irischer Butter das Hauptgeschäft der Stadt. 1770 wurde sogar eine Butterbörse gegründet, um die Qualität der Butter, vor allem aus der Grafschaft Kerry, zu gewährleisten. Um 1835 lief ein Drittel des irischen Butterexports über den Hafen von Cork, etwa 30 Millionen Pfund jedes Jahr. Mit den neuen Technologien und dem sich langsam ändernden Geschmack der Europäer verlor die stark gesalzene irische Butter allerdings an Absatzmärkten und die Börse musste 1924 geschlossen werden. Heute hat sich das natürlich geändert, 85% der irischen Milchprodukte werden wieder ins Ausland exportiert, allem voran natürlich die Butter.
In Cork angekommen verabschieden wir uns von unserem Fahrer Alex, geben unser Gepäck im Hotel ab und machen uns zu Fuß auf den Weg zur St. Anne's Kirche, wo man nicht nur den 36,5 Meter hohen Turm besteigen, sondern auch noch die Kirchenglocken läuten darf. Gekrönt wird der Turm von einer recht originellen Wetterfahne: ein drei Meter langer goldener Lachs, der wohl auf das Fischereimonopol der im Kloster ansässigen Mönche im River Lee zurückzuführen ist.
Am Nachmittag bleibt dann noch Zeit für einen Bummel durch die Stadt das das ein oder andere Bier in der ortsansässigen Craft-Brauerei.
Das Abendessen fällt heute mit den großen Auswahlmöglichkeiten fast fürstlich aus und lässt uns rundum zufrieden den Tag beschließen.


Whiskey Destille – Dublin

Nach einem vergleichsweise ausgedehnten Frühstück treffen wir heute Morgen auf unseren neuen Fahrer Tamas, gleich darauf geht es dann noch einmal in das Stadtzentrum von Cork für einen kurzen Besuch auf dem English Market. Das doch recht irische Wetter bessert sich, als wir eine halbe Stunde später in der Kleinstadt Midleton ankommen. Auf einer Irlandreise darf natürlich der Besuch einer Whiskey Destille nicht fehlen. Obwohl das Lebenswasser "uisce beatha" seit Jahrhunderten eng mit der irischen Kultur verbunden ist und von irischen Siedlern auch nach Schottland gebracht wurde (dort Whisky ohne e), hat die kommerzielle Herstellung des Irish Whiskey schwere Zeiten hinter sich. Von den 28 Destillen, die es um 1890 in Irland gab, waren durch politische und wirtschaftliche Probleme 1966 nur noch die Bushmills Distillery und die Old Midleton Distillery übrig geblieben. Erst in den 1990er Jahren hat der Irish Whiskey seine Beliebtheit zurückgewonnen und die Nachfrage wächst immer noch ständig, sodass es heute wieder 32 Destillen in Irland gibt.
Bei einem Besuch der Midleton Distillery lernen wir alles über die Herstellung des irischen Lebenswassers, die Lagerung und natürlich auch über die Destille, die 1825 von der Familie Murphy eröffnet wurde. Seit 1975 gibt es die moderne neue Destille, was uns die Möglichkeit gibt, die historischen Räume zu besichtigen. Im Anschluss an die Besichtigung gibt es natürlich auch eine Verkostung. Wir vergleichen den dreifach destillierten Irish Whiskey von Jameson mit einem getorften zweifach destillierten Scotch Whisky und einem amerikanischen Bourbon – dass der Wettbewerb nicht ganz fair ist, kann man sich wohl vorstellen. Danach gibt es noch einen Drink und dann sind wir bereit für die dreistündige Fahrt nach Dublin. Mit einem Schlummertrunk erscheint der Weg dann auch viel kürzer und am Nachmittag erreichen wir Baile Átha Cliath, wie die Hauptstadt auf Irisch heißt. Wir verabschieden uns von Tamas, checken in unser Hotel im Stadtzentrum ein und treffen wenig später unsere Stadtführerin Monika. Zusammen unternehmen wir einen Spaziergang, bei dem wir viel über die Geschichte der Stadt erfahren und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten besichtigen. Vorbei am Dublin Castle geht es durch die George's Street Arcade, in die Grafton Street und vorbei am berühmten Pub “The Duke”, der Schauplatz in James Joyce's “Ulysses” ist. Nebenbei lernen wir auch, warum die Briefkästen in Irland zwar aussehen wie in Großbritannien, allerdings nicht rot sondern grün sind. Dann geht es weiter zum Trinity College, der heute noch wichtigsten Universität des Landes, durch das Bankenviertel zu einer der berühmtesten Dublinerinnen, Molly Malone. Wir spazieren über die Half Penny Bridge, die erste Fußgängerbrücke über den River Liffey, für die man einen halben Penny Maut an den arbeitslosgewordenen Fährmeister bezahlen musste, und dann weiter durch das berühmte Kneipen- und Kulturviertel Temple Bar – dass wir heute Abend noch mal wiederkommen werden versteht sich von selbst. Unsere Stadtführung endet schließlich wieder an unserem Hotel, wo wir dann auch zu Abend essen. Natürlich streifen wir danach dann noch mal los und besuchen den ein oder anderen Pub, hören Live-Musik und stoßen auf die schöne Reise an, die so langsam dem Ende zugeht.


Dublin – Heimreise

Den letzten Tag unserer Reise lassen wir gemütlich angehen. Bei einem späten Frühstück wird beratschlagt, was man mit den letzten Stunden in Irland noch anfangen könnte. Das Wetter macht uns jedoch den Abschied nicht besonders schwer - zwischen grau und Nieselregen und Starkregen ist heute alles vertreten. Das ist wohl der Regen der gesamten letzten Woche, der uns erspart geblieben ist.
Nach dem ersten Abschied und den letzten individuellen Erkundungen und Souvenirkäufen begibt sich der verbleibende Rest der Gruppe dann gegen Mittag noch mal zu einem letzten gemeinsamen Essen im Pub. Ein letztes Pint Guinness wird getrunken, Telefonnummern und Adressen getauscht, die Reise ein wenig rekapituliert - und dann ist es auch schon fast Zeit zum Flughafen aufzubrechen.
Dort angekommen trennen sich dann auch die Wege Richtung Frankfurt und Berlin. Nun ist die Reise wirklich zu Ende. Ganz dramaturgisch richtig weint der Himmel mit uns.
Im Gegensatz zur Anreise sind die Flüge heut einigermaßen pünktlich und zwei Stunden später trennen sich dann am Flughafen in Berlin endgültig die Wege.

Schlusswort

Meine liebe Eberhardt-Familie,
ich danke euch zunächst ganz herzlich für das gute Wetter die ganze Zeit, natürlich unter der Leitung von Katharina.
Danke Brigitte, für die Schokolade und sonstige Notrationen, die immer in kritischen Momenten die Stimmung gerettet haben.
Vielen Dank an Thomas, für den sehr interessanten Input und dafür, dass ich wortwörtlich an den Pranger gestellt wurde.
Danke an Roland, für die Schnitzeljagd am Flughafen und dafür, dass du dich für die Gruppe aufgeopfert hast.
Und vielen Dank an den Aushilfsreiseleiter Stefan - du solltest die zweite Karriere wirklich in Betracht ziehen.
Vielen Dank an euch alle, dass ihr mir meine erste Single-Reise so einfach gemacht habt, und alles was nicht ganz optimal war mit Humor genommen habt - ich wette es gab erst mal Kartoffelbrei zu Hause, oder?

Es war mir eine Ehre mit euch gereist zu sein - Slán go fóill (bis bald)!
Eure Sinah

Gefahrene Bus-Kilometer: ca. 1610
Fährüberfahrten: 1
Verlorene Gepäckstücke: 0
Irische Busfahrer: 3
Örtliche Reiseleiterinnen: 2
Treppenstufen an Tag 7: 120 + 132
Getrunkene Pint Smithwick's Red Ale: <200
Kartoffelbrei als Beilage zum Abendessen: ...
Grüntöne in Irland: Na, wer hat gezählt?

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