Reisebericht: Rundreise Emilia Romagna – DIE Genussregion in Italien

07.05. – 16.05.2022, 10 Tage Busreise in die Emilia Romagna mit Mantua – Parma (ital. Kulturhauptstadt 2021) – Modena – Ferrari–Museum – Bologna – Dozza – Ferrara – Po–Delta – Adria – Ravenna


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Keine Region Italiens kann beides, Kunst und Genuss so vereinen, wie die Emilia Romagna.
Ein Reisebericht von
Heike Heinen
Heike Heinen

Samstag, 07.05.22

Von der Elbe an den Eisack
Eine 18köpfige Reisegruppe wollte die Region kennenlernen, von der man schon viel gehört hat, die aber nicht so oft in den Reisekatalogen vertreten ist, etwas "untouristisch" ist. Aber durchaus hat sie enorm viel zu bieten!

Deutschland machte es uns nicht so schwer "Auf Wiedersehen" zu sagen, denn ab Nürnberg begleitete uns zum Teil heftiger Starkregen.
Über Tirol ging es schnell über den Brennerpass und am frühen Abend begrüßte uns das Hotel "Saxl".

Sonntag, 08.05.22

Vom Eisack an den Mincio und in die Emilia
Mantua liegt beeindruckend an 3 Seen, die vom Mincio, der den südlichen Teil des Gardasees bei Peschiera verlässt, gebildet werden.
Ihr einzigartiges Stadtbild wurde bis heute bewahrt.

Eine Innenbesichtigung der Basilika stand ebenso auf dem Plan, wie der Besuch des Palazzo Ducale. ,
Die Kirche wurde Ende des 15.Jahrhunderts durch Leon Battista Alberti im Auftrag von Ludovico II. Gonzaga begonnen, aber erst mit der Vollendung der Kuppel im 18.Jahrhundert fertiggestellt.
Der Herzogspalast diente über 400 Jahre als offizielle Residenz der Familie Gonzaga und umfasst eine stolze Größe von 34000 Quadratmeter.
Dem gegenüber befindet sich das Haus des Rigoletto. Der teuflische Hofnarr Rigoletto, er ist auch als Bronzestatue im Innenhof zu sehen, soll dort seinen Wohnsitz gehabt haben. Wie wir aber wissen, hat Rigoletto in Wirklichkeit nie gelebt, denn er entsprang der Fantasie des Librettisten Francesco Maria Piave, dem man sagte, er müsse die Oper von Verdi in eine andere Umgebung versetzen.
Da wir in Mantua unsere "Genuss"reise auch offiziell begannen, wurden wir auch gut über "Sbrisolana", scharf-süße Senffrüchte, Teigtaschen mit Kürbisfüllung oder der Streuselkuchen informiert.

Am Abend erreichten wir Correggio und das Hotel "Medaglioni" , in dem wir die nächsten 5 Nächte verbrachten.
Das Hotel besteht aus 3 Palästen, von denen der mittlere Teil der älteste ist und aus dem 16. Jahrhundert besteht. Der Name richtet sich nach den Medaillons an der Außenfassade und im Innenhof. Diese zeigen den aus Correggio stammenden Maler Antonio Allegri, kurz "Il Correggio" genannt und den ebenfalls aus Correggio stammenden Komponisten Bonifazio Asioli.

Montag, 09.05.22

Die Emilia, der westliche Teil der Region, leitet ihren Namen von der römischen Straße Via Emilia, die im 2. vorchristlichen Jahrhundert erbaut wurde, her. Vom heutigen Rimini an der Adria führte sie bis an den Fluss Po nach Piacenza und weiter nach Tortona.
Genau an dieser wichtigen Straße befindet sich Parma.

Den weltbekannten Schinken kennt jeder, aber was hat Parma an Kunsthistorischem zu bieten? Eine Menge, wurde sie doch geprägt durch die Familie Farnese, die wichtige Gebäude der Stadt errichten ließen. Allein der Palazzo Pilotta, die Residenz der Farnese, besteht heute aus mehreren Museen, der Nationalgalerie, dem archäologischen Museum und dem Theater.
Das religiöse Zentrum der Stadt besteht aus dem 1106 geweihten Dom, der Kirche des Heiligen Johannes der Evangelist und der äußerst beeindruckenden Taufkapelle.
Wie viele Taufkapellen ist auch diese achteckig, Johannes dem Täufer geweiht und besitzt ein großes Taufbecken in der Mitte. Was jedoch in Parma hinzukommt, ist die reiche Freskenverzierung. Die Kuppel zeigte uns z.B. Szenen aus dem Leben Abrahams und Johannes des Täufers, aber auch die Apostel und Evangelisten.

Die Stadt rühmt sich zudem einiger Musiker, wie Giuseppe Verdi , Niccolo Paganini, Arturo Toscanini und der Sängerin Renata Debaldi. Konzerte oder musikalische Wettbewerbe finden in den beiden Stadttheatern, "Teatro Farnese" oder "Teatro Regio" oder "open Air" statt.

Seinen Ursprung hat der Parmaschinken in Langhirano, südlich der Provinzhauptstadt am gleichnamigen Flüsschen. Dort gibt es auch heute noch die Produzenten und ein Museum. In diesem erfährt man nicht nur Wissenswertes z.B. über die Schlachtung der bestimmten Schweinerassen, den Einsalzungsprozess oder die Lagerung/Reifung, sondern, was noch wichtiger war , man probiert auch den hauchzart geschnittenen, 24 Monate gereiften Schinken. Einen guten Lambrusco gab es dazu und allen ging es gut.

Zahlreiche Burgen und Schlösser befinden sich in landschaftlich reizvoller Lage südlich von Parma. Die Burg von Torrechiara ist eine davon. Majestätisch thront sie auf einem etwa 100 Meter hohen Felsen. Nicht nur darüber was sich geschichtlich hinter den Mauern, Türmen und Bastionen der ca. 500 Jahre alten Burg abspielte gab es Informationen, sondern auch über eine interessante , am Ende gut ausgegangene Liebesgeschichte.

Dienstag, 10.05.22

Modena , Balsamico und Ferrari
Genuss und Kunst setzte sich auch an diesem Tag fort, fuhren wir doch gleich in die nunmehr seit 417 Jahren bestehende Acetaia Giusti.
In dieser erfuhren wir die gesamte Palette der Herstellung vom gekochten Traubenmost bis hin zum echten Balsamico Traditionale di Modena.
Giulia schilderte uns ausführlich die Verwendung der verschiedenen Holzfässer, wie z.B. Akazie, Maulbeer, Eiche, Vogelkirsche, der Verdunstung in diesen Fässern durch die lange Lager-und Reifezeit bis hin zum Unterschied zwischen Weinessig, Balsamico IGP und Balsamico Traditionale di Modena DOC. Das eine Flasche von 100 ml durchaus auch 600 Euro kosten kann, davon konnten wir uns auch überzeugen.

Modena, eine römische Gründung an der Via Emilia, begrüßte uns in der Mittagszeit mit strahlend blauem Himmel und so ging es mit Cristina zunächst zu einem sehr bekannten Modeneser, Luciano Pavarotti. Seine Statue finden wir nahe dem nach ihm benannten Theater. Der Tenor erblickte 1935 in Modena das Licht der Welt und verstarb in seiner Heimatstadt 72jährig.

Auf dem größten Platz der Stadt, der Piazza Grande, trifft sich heute Jung und Alt, man flaniert oder besichtigt die Sehenswürdigkeiten.
Der Dom gehört sicher zu den eindrucksvollsten Kunstwerken. Bereits Ende des 11. Jahrhunderts begann man mit dessen Bau. Somit gehört er zu den ältesten Kirchenbauten der gesamten Region Emilia Romagna. Sein Inneres besticht durch schlichte Eleganz in großem Rahmen als 3schiffige Basilika, bei der das Hauptschiff vom Presbyterium durch die Krypta und den steinernen "Pontile", einer Art Lettner, getrennt wird. Die Reliefs mit Fußwaschung, Letztem Abendmal, Judaskuß, Christus vor Pilatus und der Kreuztragung wurden vom Künstler Anselmo vor 800 Jahren geschaffen.

Der Nachmittag galt einer Legende -Enzo Ferrari . Geboren in Modena, hatte er die innige Leidenschaft für Motoren und Fahrzeuge, ließ sich auch durch die vollständige Bombardierung seines Werkes nicht beeinflussen, baute Wagen, die noch heute Weltklasse sind.
Da wo sein Vater eine kleine Autowerkstatt hatte, befindet sich heute das Museum unter dem einer Ferrari-Motorhaube nachempfundenen Dach.

Mittwoch, 11.05.22

Bologna und Wein
Sie trägt die Beinamen " grassa" , "dotta" und "rossa"- dick, gelehrt und rot.
Bereits seit Tagen bewegen wir uns in der Region Emilia-Romagna, und somit ist ein Besuch ihrer Hauptstadt ein Muss.
Im Jahre 2000 wurde sie zur europäischen Kulturhauptstadt erkoren.
Aber warum "grassa"- dick ?
Wichtige Teigwaren-und Wurstfabriken gibt es hier, kommen doch die Tagliatelle, die Tortellini , die Pastasauce a la Bolognese und die Mortadella ursprünglich aus Bologna.
Warum "dotta" - gelehrt ?
Die alte Universität, gegründet 1088, im Stadtzentrum mit ihren verschiedenen Fakultäten befindet sich vis-a-vis von der Basilika des Heiligen Petronius . Für uns hieß dies, das Anatomische Theater zu besuchen. Zwar wurde es im 2. Weltkrieg zerstört, aber originalgetreu wieder aufgebaut, ist der Anatomiesaal mit der Holzkanzel des Lektors und den beiden enthäuteten Menschengestalten, bei denen Sehnen und Muskeln genau zu erkennen sind, beeindruckend. Den Saal schmücken zudem Statuen berühmter Ärzte.
Warum "rossa"- rot ?
Schon auf unserem Spazierweg Richtung Zentrum wurde es uns klar, aufgrund des Backsteins. Bedeutende Bauten entstanden in gotischer Zeit, aber selbstverständlich sind Renaissance und Barock auch vertreten.
Den Mittelpunkt von Bologna bilden zwei Plätze, die Piazza Maggiore und die Piazza del Nettuno mit dem schönen Neptunbrunnen, dessen Dreizack das Symbol für Maserati wurde.

Eine halbe Stunde von Bologna entfernt, befindet sich Dozza. Die Stadt selbst nennt sich gern "Kunststadt", weil alljährlich im September sich Künstler dort ein Stelldichein geben und Hausfassaden durch ihre Malerei verschönern. So präsentieren sich heute einige Fassaden mit sehr ansprechender Malerei, bei anderen wiederum ist viel Fantasie von Nöten.
Mit Dozza befanden wir uns auf romagnalischer Seite, deren östliches Ende die Adria darstellt, und konnten in der Sforza-Burg an einer interessanten Weinverkostung teilnehmen.

Donnerstag, 12.05.22

Eselfarm und der gute Parmeggiano Reggiano-Käse
Wirklich ein Ausflug auf eine Eselfarm ? Was sich anfangs niemand so richtig vorstellen konnte, wurde zu einem sehr gemütlichen Ausflug.
Auf dem Hof angekommen, machte uns sogleich der Besitzer Giovanni mit "seinen Lieblingen" bekannt und man spürte in seinen Erklärungen die tiefe Tierliebe. Das es verschiedene Eselsorten wie "Amiata", "Asinara", "Sardo", "Pantelleria", "Romagnolo", "Viterbese" und "Ragusano" gibt, wurde uns erklärt.
Das Kulinarische kam auch nicht zu kurz, hatten wir doch ein Mittagessen mit Spezialitäten, auch vom Esel. Dazu schmeckte ein Lambrusco.
Den Abschluss des Ausfluges bildete der Besuch einer Käserei.
Wie wird der echte Parmigiano Reggiano hergestellt ? Auf einem Rundgang durch die Produktionshallen wurde uns der gesamte Prozess von der Trennung der Morgen-und Abendmilch bis hin zur monatelangen Lagerung/Reifung erklärt.
Das beste war jedoch die anschließende Verkostung von 12-, 24- und 36-Monate gereiftem Hartkäse.

Freitag, 13.05.22

Freitag der 13.- bedeutete das Gutes oder Schlechtes?
Bis auf einen Stau bei Bologna kamen wir gut nach Ferrara. Die Stadt wurde bisher von großen Besucherströmen verschont und hat somit ihre Ursprünglichkeit weitgehend erhalten.
Schon bei der Einfahrt fiel sie uns auf, die Stadtmauer, ganz aus Backstein. Auf einer Länge von stolzen 9 Kilometern bietet sie heute die Möglichkeit zum Flanieren und Entspannen. Auch das Radfahren ist auf ihr gestattet, denn die Einheimischen legen ihre Wege fast immer mit dem Drahtesel zurück. Das Stadtzentrum, aber auch das Umland ist aufgrund der Nähe am längsten Fluss Italiens, dem Po, natürlich ganz flach.

Seit 1995 befindet sich die Stadt auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO. Sie wurde durch die Familie Este geprägt, hatten sie doch ihre Residenz direkt im Stadtzentrum, und bestimmten sie die Entwicklung entscheidend vom 10. bis 16.Jahrhundert. An ihren Hof kamen Gelehrte, Maler und BiIdhauer und Architekten.
Ein Besuch des "Castello Estense", einer viertürmigen Wasserburg , bildete den Abschluss des Ferrara-Aufenthaltes.

Die Weiterfahrt bis zu unserem Übernachtungsort Cervia führte durch ein interessantes Gebiet, welches durch Sümpfe, Flussarme und Seen geprägt ist. Der Hauptort ist Comacchio zwischen den Flüssen Reno und Po. Die Feuchtbiotope bieten Lebensraum für eine wunderbare Tier-und Pflanzenwelt. In den Flüssen fühlen sich Goldbrasse und Aal besonders wohl. Eine Kostprobe konnten wir schon am Abend geniessen, denn eine der Hauptspeisen war Goldbrasse mit Kräuterkartoffeln.

Unser Hotel befand sich in Cervia am Meer. Ein Abendspaziergang in der lauen "Sommer"nacht, hatten wir doch gegen 22.00 Uhr immer noch 24 Grad, rundete den Tag ab.

Samstag, 14.05.22

Ravenna
Wie die anderen von uns besichtigten Städte, gehört auch Ravenna zum Welterbe der Menschheit und befindet sich auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste. Eine reiche Ansammlung von Mosaiken aus frühchristlich- byzantinischer Zeit machen die Stadt zu einem wahren Highlight und Besuchermagnet.
Als Anfang des 5.Jahrhunderts der weströmische Kaiser Honorius seine Residenz von Mailand nach Ravenna verlegte, begann ihre Blütezeit.
Am Vormittag besuchten wir zunächst die zwischen Cervia und Ravenna gelegene Kirche San't Apollinare in Classe, um kurze Zeit später in die "neue Kirche" vom Heiligen Apollinarius zu gelangen . Im frühen 6.Jahrhundert wurde mit deren Bau durch Theoderich begonnen, Vorhalle und Apsis entstanden jedoch später. Das Mittelschiff ist reich an Mosaiken, zeigt es doch allen interessierten Besuchern den römischen Hafen von Classe mit Galeeren, den Kaiser Augustus anlegen ließ, und auf der gegenüberliegenden Seite den Palast des Theoderich mit der Stadtansicht Ravennas.
Theoderich sollte uns den ganzen Tag beschäftigen und so bildete schließlich ein Kurzbesuch seines Grabmals den Abschluss unseres Ausfluges.
Dieses wurde wahrscheinlich von ihm selbst in Auftrag gegeben. Istrischer Kalkstein, auf 2 Ebenen verteilt und einer Kuppel, die einen Durchmesser von 11 Metern hat, geben dem Bau ein interessantes Aussehen , ca. 1 Kilometer außerhalb des Stadtzentrums.
Trotz der Schönheit aller Sehenswürdigkeiten war ein jeder froh, sich im Hotel zu entspannen, bevor es wieder zum Abendessen ging.
Auch hatte uns Ravennna mit der höchsten Außentemperatur beschenkt , 33 Grad.

Sonntag, 15.05. Rückreise

Die Meinungen gingen auseinander, einige Gäste hätten gern eine Verlängerung mit Erholung und Strandaufenthalt in Cervia anschließen wollen, andere wiederum wollten gen Heimat.
So ging es gemütlich an diesem Sonntag Richtung Feldthurns/Südtirol zur Zwischenübernachtung mit einem zusätzlichen Abstecher zum Gardasee. Auf der Ostuferstraße konnten wir den größten italienischen See zwischen Lazise und Torbole mit den kleinen Orten und den landschaftlichen Reizen geniessen.
Am Abend wurden wir ein letztes Mal mit einem guten 4-Gang-Menü im "Feldthurner Hof" verwöhnt.

Montag, 16.05. Heimreise

Mit vielen Eindrücken und Fotos, aber auch allerlei kulinarischen Köstlichkeiten im Gepäck hieß es "Arrivederci Italia.
Sicher brachte uns unser Chauffeur Mirko nach 3300 Kilometern zurück in die Heimat. GRAZIE !

Schlusswort

Danke allen Gästen für Ihr Vertrauen in die Firma Eberhardt !
Bleiben Sie gesund und reisefreudig !

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