Reisebericht: Italien – Rundreise Gardasee

25.06. – 01.07.2016, 7 Tage Rundreise am Gardasee mit Sirmione – Schifffahrt – Limone – Verona – Malcesine – Monte Baldo – Trento


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Lasst uns immer in den großen Traum des Lebens kleine bunte Träume weben - Jean Paul-
Ich bin sicher, auch Sie hatten und haben Träume und vielleicht sollte nunmehr einer Ihrer Träume mit dieser Reise, der Reise an den Gardasee, in Erfüllung gehen.
Wie ich Ihren Gesprächen vielfach entnehmen konnte, war „der See„ für den einen oder anderen Gast kein Neuland mehr. Man kannte ihn... doch meistens nur von einer Durchreise. Nunmehr wollen Sie die viel besungene und noch viel mehr besuchte „Badewanne der Deutschen" - wie sie auch genannt wird - einmal näher kennenlernen..
Am 25.Juni ist es soweit. Sie, damit meine ich 25 reisefreudige Gäste aus den verschiedensten Bundesländern, besteigen voller Erwartungen und voller Vorfreude den Bus der Firma Meichsner und ab geht die Reise in den Süden, Richtung „Bella Italia".
Auf dem „Kutschbock" sitzt Uwe Gerischer, unser Chauffeur. Das Lenkrad fest in der Hand chauffiert er uns in den darauffolgenden Tagen souverän entlang des Sees und durch jedes noch so enge Gässchen und meistert „par exellence" jede noch so schwierige Situation.
Der erste Tag - ein ganz, ganz laaaaanger Tag, ein ausgesprochener „Bustag"- erfordert von allen Gästen viel Geduld und noch mehr „Sitzfleisch". Das benötigen wir auch, vor allem bei unserer Fahrt durch das bayerische Land.
Zunächst erwarten uns Baustellen über Baustellen. Hinzu kommen die Schulferien in einigen Bundesländern (es ist der erste Ferientag). Einer Schnecke gleich kriechen wir über die Autobahn und freuen uns, wenn es wider Erwarten einmal rollt.
Vor Holzkirchen entscheiden wir uns, die Autobahn zu verlassen und durch das Tegernseer Tal , vorbei am Tegernsee zu fahren.
Ein Risiko - aber, wie sich zum Glück herausstellt, die richtige Entscheidung, die - so glaube ich - auch bei Ihnen sehr gut angekommen ist.
Wir fahren durch das wunderschöne Oberbayern und erfreuen uns am Anblick des malerisch gelegenen „Lago di Bonzo" (Tegernsee) und dessen traumhaft schöner Umgebung.
Über den Achenpass erreichen wir Österreich und kurze Zeit später den von diversen Zweitausendern eingerahmten Achensee mit seinem glasklaren, smaragdgrünen Wasser. Plötzlich ziehen dunkle Wolken auf und die ersten Tropfen fallen. Der „Vorhang wird zugezogen", die Landschaft verweigert uns weitere Einblicke - und Petrus? Der scheint zu zürnen oder seine Freude daran zu haben, uns zu ärgern, denn er läßt das Wasser in Bächen fließen und fließen...
Bravourös meistert Uwe diese Herausforderung und wir landen wohlbehalten im Inntal, wo die Reise wieder unter normalen Bedingungen fortgesetzt werden kann. Die Fahrt führt uns vorbei an Hall, Innsbruck und über die imposante Europabrücke. Auf der Brennerautobahn geht es weiter Richtung Süden. Nach ca. 35 km überqueren wir den Brenner, den - auf Grund seiner „geringen" Höhe (1.374 Meter) - am meisten frequentierten Alpenpass und zugleich Grenzpunkt zwischen Österreich und Italien.
Wir verlassen Österreich, besser gesagt, das Bundesland Tirol, um in Südtirol, seit 1919 zu Italien gehörend, einzureisen.
Benvenuti in Italia! Herzlich Willkommen in Italien...
...und herzlich Willkommen in der autonomen Provinz Alto Adige/Südtirol, die mit der autonomen Provinz Trentino seit 1946 eine gemeinsame Region Italiens bildet.
Bei dieser Fahrt durch Südtirol passieren wir Sterzing, fahren anschließend durch das Eisacktal und tangieren dabei die sogenannte Sachsenklemme, wo vor rund 200 Jahren die Sachsen an der Seite der napoleonischen Truppen kämpfend, von den Tiroler Freiheitskämpfern in die Klemme genommen worden waren. Weiter geht es vorbei an der Franzensfeste, der ehemaligen Bischofsstadt Brixen, an Klausen, dem Kloster Säben und der von Burgen und Burgruinen eingerahmten Provinzhauptstadt Bozen.
Danach fahren wir durch das Etschtal, unterhalb der Südtiroler Weinstraße, die wir allerdings nicht links, sondern „rechts" liegenlassen (müssen).
Normalerweise verbindet man mit Südtirol in erster Linie Berge, schroffe Felsformationen (Dolomiten), zahlreiche Seen und Burgen. Aber das Bild der Südtiroler Landschaft wird - wie wir uns überzeugen können - nicht nur von einer Bergwelt geprägt, sondern ebenso von zahlreichen Weingärten und Obstplantagen. Nicht umsonst bezeichnet man diese autonome Provinz auch als den Obstgarten von Italien.
Danach durchqueren wir noch einen Teil der autonomen Provinz Trentino (hier werden wir die nächsten Tage nächtigen), fahren vorbei an deren Hauptstadt Trient, die durch das im Mittelalter stattgefundene „Trienter Konzil" für ein paar Jahre im Mittelpunkt des damaligen Weltgeschehens stand. Kurze Zeit später erreichen wir unser Ziel, Riva am Gardasee. In Nago erhaschen wir einen ersten Blick auf den See (es ist einer der schönsten überhaupt) und wir verstehen sofort, warum der römische Dichter Catull ihn seinen „Augenstern" nannte und unser Geheimrat J.W.v. Goethe beim Anblick des Sees von einem „köstlichen Schauspiel" sprach.
Im Grand Hotel in Riva werden wir sehr freundlich empfangen. Nachdem wir dann unsere Koffer auf die Zimmer „bugsiert" haben (und alle ihr Zimmer erst einmal gefunden haben!), freuen wir uns auf ein gutes Abendessen - und wir werden nicht enttäuscht!
Zuvor aber begrüßen wir noch die beiden „Nordländer-Familien", die kurz zuvor per eigenem PKW angereist sind.
Nach dem Abendessen winkt für alle, die sich nicht mehr zu einem Verdauungsspaziergang aufrappeln können, nur noch der Bettzipfel...
Ein Reisebericht von
Walburga Lindner

Manchmal ist es an der Zeit, sich Zeit zu nehmen. –Katharina v. Balbin–

...und das wollen wir auch an diesem zweiten Tag - uns Zeit nehmen. Zuerst natürlich bei einem guten und ausgiebigen Frühstück. Danach starten wir zu einer Fahrt entlang der „Gardesana orientale".
Heute wollen wir die östliche Seite des Sees abfahren und im Süden der ca 4 km langen Halbinsel Sirmione einen Besuch abstatten. Zunächst fahren wir durch Torbole, wo sich die ersten Surfer für einen „Wasserausflug" vorbereiten, weiter entlang der „Olivenriviera"(so wird die östl. Seite auch genannt), vorbei an Malcesine. Die Skaligerburg, das Wahrzeichen des Ortes, fällt uns gleich ins Auge. Das ist also die Burg, in der man einst unseren Herrn Goethe als angeblichen Spion festegehalten hat.
Wir genießen immer wieder die abwechslungsreiche und reizvolle Landschaft, den wunderschönen Blick auf das Westufer, wo die Berge in den See zu fallen scheinen. Wir genießen aber auch immer wieder den Blick auf den See, wo die Sonnenstrahlen auf dem Wasser tanzen und die Boote in den Wellen schaukeln.Ja, der Lago di Garda, der größte der oberitalienischen Seen und zugleich das größte Binnengewässer Italien zeigt sich tatsächlich von seiner allerbesten Seite. Wir können gar nicht anders, wir müssen ein Stop einlegen - und das machen wir in Torri del Benaco!. Es ist der einzige Ort am See, der die römische Bezeichnung für den Gardasee „Lacus Benacus" noch in seinem Namen führt.
Wir laufen durch die kleinen Gassen und Gässchen, werfen den einen oder anderen Blick in die hübschen Auslagen der Geschäfte, beäugen die kleinen Marktstände, bestaunen die Skaligerburg und den hübschen, kleinen Hafen. Noch ist es relativ ruhig und die Luft frisch und rein.
Das alles soll sich aber bald ändern. Bis Garda läuft alles noch wie am Schnürchen, dann beginnen
wir wieder - notgedrungen - die Straße entlang zu kriechen.
Per „stop and go" erreichen wir - mit einem beträchtlichen Zeitverlust - endlich Sirmione und müssen leider erfahren, dass wir hier nicht die einzigen sind! Es ist Sonntag und deshalb wollen nicht nur die Urlauber Sirmione einen Besuch abstatten, sondern die Italiener selbst, allen voran die Veroneser und Mailänder. Wir haben viel Zeit verloren, möchten aber unbedingt noch unseren Hunger stillen und natürlich auch diesen hübschen Ort kennenlernen. Zum Glück können wir unsere Schiffstour nach Garda zeitlich etwas nach hinten verschieben und uns endlich dem „Highlight" dieser Insel, dem Eis, widmen. Bei inzwischen 36 Grad ist es allerdings schon ein kleines Kunststück „sich durch das Eis zu arbeiten" , denn im Handumdrehen läuft es davon...
Natürlich bleibt auch noch Zeit für einen Bummel durch den Ort, der auf der einen Seite von den Römern (sie bauten ihre Villen hier) und auf der anderen Seite von den Skaligern geprägt wurde.
Die Skaliger bauten die Wasserburg, eine der schönsten Burgen am See.
Gebaut wurde sie - wie die anderen Burgen am See ebenfalls - als der Druck der Mailänder Viscontis, mit denen sie stets verfeindet waren, immer stärker wurde.
Heute sind es natürlich die Burg und der kleine geschichtsträchtige Ort mit seinen Gassen und Gässchen, kleinen idyllischen Plätzen, schattigen Trattorien, feinen Hotels mit gepflegten Kuranlagen, hübschen Geschäften und Gelaterien mit „Bergen" von Eis, die uns Touristen anlocken! Und wir verstehen nunmehr auch den römischen Dichter Catull (gebürtiger Veroneser), warum er diese Halbinsel so heiß geliebt und in seinen Versen immer wieder besungen hat. „Salve, o venusta Sirmio"- Ich grüß 'dich, schönes Sirmio schreibt er - wir aber sagen nach einem ca. dreistündigem Aufenthalt bei sengender Hitze : Arrivederci Sirmione....
Wir alle sind ziemlich geschafft. Wr scheinen - trotz zahlreicher schattiger Plätzchen - in der Sonne zu zerfließen und uns aufzulösen. Auf ein verführerisches Bad im herrlichen Wasser des Sees - was uns bestimmt außerordentlich gut getan hätte, müssen wir mangels entsprechender Kleidung leider verzichten, doch der eine oder andere sorgt wenigsten mit einem Fußbad für eine Abkühlung bzw. Erholung der Füße.
Am Nachmittag nehmen wir das Schiff in Richtung Garda. Wir genießen nicht nur das kühle Lüftchen sondern auch den wunderschönen Blick auf die Halbinsel und die vielen Wasserliebhaber, die sich vorallem auf ihren Booten im Wasser tummeln. Vorbei an den Grotten des Catulls, die wie wir wissen nichts mit dem Dichter zu tun haben, sondern möglicherweise einmal ein römischer Kaiserpalast waren (bis heute nicht erforscht) erreichen wir Garda, den Ort, der dem See später seinen Namen gab. In Garda angekommen, haben wir nur noch einen Wunsch - wir wollen in unseren klimatisierten Bus und uns nach Riva chauffieren lassen. Wir spazieren noch entlang der hübschen Seepromenade und treten kurze Zeit später die Rückfahrt an.
Ein schöner Tag neigt sich dem Ende entgegen, doch noch erwartet uns ein üppiges Abendessen. Danach gibt es an diesem Abend entweder einen Verdauungsspaziergang oder ...einen Verdauungsschnaps, eine(n) Grappa!

Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. –Albert Einstein–


Heute, an unserem dritten Tag, wollen wir uns wieder - wenn auch nur für eine kurze Zeit - auf das Wasser begeben. Nachdem wir uns mit einem guten, reichhaltigen Frühstück fit für den Tag gemacht haben, spazieren wir am Morgen durch Riva, Richtung Hafen. Auf dem Programm steht heute ein fakultativer Ausflug nach Limone, einem wegen seiner landschaftlichen Schönheit beliebtesten Orte am See.
Die Fahrt auf dem „Benaco" (so wird der See bei den Einheimischen genannt) ist einfach nur schööööön. Wir sehen Riva vom Wasser aus, am Fuße der Rocchetta in einer Bucht liegend und von Torbole nur durch den Hausberg von Riva, dem Monte Brione, getrennt. Wir genießen den Blick auf die, den See umgebenden Berge, auf das glasklare blau-grüne Wasser, wo sich bereits wieder einige Surfer tummeln und auf die Ortschaften, die insbesondere am Westufer wie Vogelnester an den Bergen „kleben". Eine dieser Ortschaften, Limone, steuern wir an...und wir werden auch bereits erwartet.
Franco, unser Begleiter will uns in eines der letzten Zitronengewächshäuser am See entführen. Früher gab es hier, wo heute Hotels, Pensionen und Restaurants stehen, zahlreiche sog. Limonaie (Zitronenplantagen/Zitronengewächshäuser).
Der Weg dahin ist recht beschwerlich. Tapfer kämpfen wir uns immer weiter nach oben und werden dafür letztendlich belohnt. Nicht nur mit einem herrlichen Blick über die Dächer von Limone auf den See und das Ostufer, sondern mit einer interessanten Führung durch den terrassenförmigen Zitronengarten inklusive kleinem Museum und mit einer kleinen Verkostung. Lecker der Limoncello, aber noch viel leckerer und erfrischender das Zitronencarpaccio!
Im Anschluß daran bleibt noch Zeit für einen Bummel durch diesen kleinen Ort, wo den Häusern zwischen steilem Berghang und See nur wenig Platz bleibt. Malerisch wie einst wirkt der Ort heute wohl nur noch außerhalb der Saison - die Idylle fiel dem Tourismus zum Opfer. Ja, er hat sich gut vermarktet, der kleine Ort. Tag für Tag zieht er kleinere und größere Besucherströme an, viel viel mehr als dem kleinen Ort zuträglich ist. Überall locken die Zitronen (auf Geschirr, auf Schürzen, auf Flaschen, Hausnummern, Namen und....und ...und) Kauflustige an. Dabei steht der Ort Limone nicht für die gelben Früchte, der Name leitet sich vielmehr von dem lateinischen Wort „Limes" (Grenze) ab.
Am frühen Nachmittag treten wir wieder unsere Rücktour an. Wir gleiten wieder über das Wasser und erfreuen uns an den vielen Farbtupfern (Surfern) auf dem See. Die Bucht von Torbole ist ein ganz beliebtes Surfrevier, hier spielen Wind (Vento, Sarca oder Ora) und Wellen miteinander - und das sehr zuverlässig und unentwegt. Weil hier die eng zusammenstehenden Felsen den Effekt verstärken, heißt diese Region auch „Düse".
In Riva angekommen ist individuelle Freizeitgestaltung angesagt. Die einen wollen erst einmal ein kleines Nickerchen machen, andere zieht es ins kühle Nass oder zu einem (r) „kühlen Blonden" oder, oder, oder...vielleicht auch zu einem Spaziergang durch die Stadt. Und es gibt auch ein paar ganz, ganz Wagemutige, die den Aufstieg zur Bastion riskieren. Die wie ein Adlerhorst an der Rocchetta hängende Bastion (von denVenezianern 1508 erbaut und von den Franzosen 1703 gesprengt) hat heute keine militärische Funktion mehr, sondern ist vielmehr eine empfehlenswerte Aussichtskanzel.
Am Abend genießen wir wieder das schmackhafte und überaus reichliche Abendessen und freuen uns auf den nächsten Tag, der uns in die Stadt der Verliebten, nach Verona, führen wird.

Wie viel Schönheit empfängt das Herz durch die Augen. –Leonardo da Vinci–


Heute möchten wir eine der zwanzig Regionen Italiens, die Region Venetien, etwas näher unter die Lupe nehmen - wenigstens einen winzig kleinen Teil davon.
Venetien gehört heute zu jenen, sehr selten gewordenen Ecken Italiens, die - abgesehen von der Reisehochburg Venedig (= Hauptstadt der Region) - nicht zum Ziel des Massentourismus geworden sind. Und dennoch kommen hier alle Urlauber auf ihre Kosten. Die unvergleichlich abwechslungsreiche Landschaft ermöglicht schon innerhalb weniger Stunden den Wechsel von einer alpinen zu einer maritimen Umgebung, von den kühlen Berggipfeln hinab an die warmen Strände der Adria.
Bis an die Adria wollen wir an diesem, unseren vierten Tag nicht, aber die Stadt der Liebe, die Heimat von Shakespeares Romeo und Julia wollen wir unbedingt kennenlernen. Über die Autobahn erreichen wir unser Ziel und werden bereits von Stefano, unserem Stadtführer, erwartet. Mit dem Bus steuern wir zuerst den Aussichtpunkt Santuario Madonna di Lourdes an.
Hier macht uns Stefano kurz mit der Geschichte Veronas vertraut und zeigt uns seine Stadt, eingebettet in die Windungen der Etsch, einst gegründet von den Römern, im Laufe der Jahrhunderte beherrscht und besetzt von vielen Völkern und Adelsfamilien. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Stadt vor allem durch die Adelsfamilie della Scala, später durch die Venezianer, die ca. 400 Jahre hier die Herrschaft innehatten. Aber auch die Habsburger drückten der Stadt ihren Stempel auf.
Die Stadt zu beiden Seiten der Etsch/Adige war schon immer für alle Italienreisenden die erste Station jenseits der Alpen. Veronas südlich-heiteres Flair wirkt nahezu auf jeden Besucher bezaubernd und erfüllt die „Italiensehnsucht" bis heute.
Nach unserer kleinen Stadtrundfahrt verlassen wir den Bus und spazieren durch die Stadt, vorbei am Castelvecchio, an der Porta Borsari, (eines der römischen Stadttore) bis hin zur Piazza Brà, dem touristischen Zentrum der Stadt. Auf dem Listone, dem Flanierstreifen, der von vielen Cafes und zahlreichen Restaurants gesäumt wird, kann man herrlich sitzen, „Leute gucken" und dabei viel, viel Geld ausgeben...
Unser Augenmerk fällt sofort auf die Arena.
Da steht sie nun, etwas unvollkommen, einfach, nicht prunkvoll, aber unheimlich faszinierend und den Platz dominierend. Allerdings hat ein Erdbeben sowohl im 12. als auch im 13. Jahrhundert das römische Amphitheater zerstört. Den größten Teil der Außenmauer gibt es nicht mehr. Übriggeblieben ist ein Segment von vier Bögen, das von den Veronesern „ala" (=Flügel) genannt wird.
Die Arena, nach Rom und Capua, das drittgrößte Amphitheater der Welt, war ursprünglich Schauplatz von Gladiatorenkämpfen, Tierhatzen, Turnieren und Hinrichtungen. Seit dem 19. Jahrhundert aber werden hier Konzerte abgehalten und seit 1913 ist die Arena Stätte der
jährlichen Opernfestspiele (2016 = die 94. Festspiele), zu denen mehr als eine halbe Million Festspielbesucher nach Verona strömen (nach den Besucherzahlen ist Verona nach Salzburg der beliebteste Festspielort).
Die Opernfestspiele wurden anlässlich des 100.Geburtstages von Giuseppe Verdi, dem bedeutendsten Opernkomponisten Italiens, ins Leben gerufen und mit „Aida" eröffnet.
Wir spazieren weiter durch die Stadt und erreichen nach wenigen Minuten das Haus der Julia, Pilgerort für alle Liebenden oder Trostsuchenden. Die Wände der Toreinfahrt sind übersät mit bunten Scraffitti, mit Gebeten, Liebeserklärungen, Wünschen mit Namen, Herzchen, Rosen und, und, und.
Inmitten des „Herz-Schmerz-Getümmels" steht die grazile, bronzene Julia-Statue, „betatscht" und fotografiert von Millionen von Menschen aus aller Welt.
Über die Piazza dei Signori, umgeben von herrlichen Palästen verschiedenster Zeitepochen, erreichen wir die Skaligergräber. Den „Cimitero" (Friedhof) umschließt ein kunstvolles, schmiedeeisernes Gitter aus dem 14. Jahrhundert, in dem immer wieder das Symbol der Skaliger - die Leiter - eingeflochten ist. Am Palazzo della Ragione (auch Palazzo del Comune genannt) vorbei, laufen wir weiter zur Piazza delle Erbe, einst Römisches Forum, heute Zentrum des städtischen Lebens.
Wunderschön anzusehen sind der barocke Palazzo Maffei aus dem 17. Jh. und die rechts vom Palazzo auffallende Häuserfront der Case d. Mazzanti (die Familie kaufte im 16. Jh. die Häuser, die vorher den Scaligern gehörten und statteten sie mit Fresken mythologischen Inhaltes aus).
In der Mitte der Brunnen mit der Madonna Verona und dahinter auf einer Marmorsäule der geflügelte, venezianische Löwe. Er soll an die Herrschaft Venedigs erinnern.
Hier, an der Piazza delle Erbe, verabschiedet sich Stefano von uns und entlässt uns in die Freizeit.
Er hat seine Sache wirklich gut gemacht, ein wenig ironisch, mitunter etwas sarkastisch, aber immer mit viel Freude und Begeisterung.
Als wir uns am späten Nachmittag zum vereinbarten Termin treffen, sind wir zufrieden über den Besuch der Stadt, aber fußlahm und komplett k.o. Wir freuen uns wieder auf Uwe, den Bus und natürlich auf das Abendessen in unserem Hotel, aber auch auf den nächsten Tag.
Wie sagt man doch gleich:

Wenn ein schöner Tag vergangen, so freue dich auf den nächsten.Es ist ein ungeheures Glück, wenn man fähig ist, sich zu freuen. –G.B.Shaw–


Und wie wir uns freuen! Ausgeschlafen und dank eines reichhaltigen Frühstücks gut gestärkt, machen wir uns startklar für den fünften Tag, der uns in die Hauptstadt der autonomen Provinz Trentino, nach Trient, führen soll. Allerdings handelt es sich heute wieder um einen fakultativen Ausflug, an dem leider nicht alle Gäste teilnehmen. Aber, man kann es gut verstehen, die Interessen sind verschieden und der Gardasee lockt nun einmal mit zahlreichen Angeboten.
Für die Ausflügler haben Uwe und ich die erste Überraschung parat. Wir nehmen nicht die Autobahn, sondern lenken den Bus Richtung Arco und Sarcatal (die Sarca ist der größte Zufluß des Gardasees).
Am Eingang des Tales grüßt uns die Burgruine von Arco. Einst von dem Geschlecht der Arco als Festung ausgebaut, wurde sie während des Spanischen Erbfolgekrieges von den Franzosen erobert und geschleift.
1982 wurde sie von der Gemeinde erworben, restauriert und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Heute ist insbesondere der Burgberg - die Felswände fallen nahezu senkrecht ab - eine Herausforderung für Kletterer. Wir genießen die Fahrt durch die fruchtbaren Obst-und Weinplantagen, die von steilen Felswänden gerahmt werden und staunen nicht schlecht, als Uwe kurz vor Dro wieder „vom Wege abkommt" und Richtung Drena fährt. Hoch oben auf den Felsen thront eine weitere Burg, die Burg Drena, einst nördliche Grenzkontrolle der Ebene von Arco. Die Burg erreichen wir nicht, wollen wir auch nicht, denn Uwe biegt zuvor ab und wir fahren mit dem Bus durch eine ganz seltsame, recht wüste Landschaft. Riesige Felsblöcke säumen die Straße, kahle Gesteinsmassen - entstanden am Ende der Eiszeit - bilden eine trostlose, eigenartige Landschaft,
Marocche, genannt. Nur ein paar Kilometer weiter zeigt sich uns mit dem malerisch gelegenen Lago di Cavedine, ein ganz anderes Landschaftsbild. Wir sind begeistert, begeistert auch von Uwes Fahrkünsten, denn die sind hier tatsächlich gefragt. Bravourös meistert er die noch so engen Wege und Kurven und chauffiert uns schließlich noch am wunderschön gelegenen Lago di Toblino inklusive Castel Toblino, einst Sommersitz der Trienter Fürstbischöfe, jetzt in Besitz der Familie Wolkenstein, vorbei. Nach dieser wunderschönen Fahrt erreichen wir Trient, wo wir von unserer Stadtführerin Maria bereits erwartet werden.
Sie spaziert mit uns durch die Stadt, zeigt uns die zahlreichen herrlichen Paläste und führt uns zum Mittelpunkt Trients, der Piazza Duomo (Domplatz). Ja, hier fand mit dem Konzil von Trient einmal richtig Geschichte statt. Das „Tridentinum", das die - durch Martin Luther entzweite - Kirche wieder vereinigen sollte, aber letztendlich die Kirche noch tiefer spaltete, gehört zu den bedeutendsten Konzilen in der Geschichte der katholischen Kirche. Wir bestaunen den Dom von innen und von außen und laufen auch bei größter Hitze noch zum Castello del Buonconsiglio. Es ist ein schönen Tag, den wir in Trient verbringen und den wir mit einem gelato, einem espresso oder einem „Spritz" in dieser Stadt (hier wurde u.a. auch die schöne Berges- Hymne „La Montanara" gedichtet und komponiert) beenden wollen.Vielleicht ist ein Spritz nicht die beste Idee, schließlich steht noch der Besuch in einer Grappabrennerei auf unserem Programm - und den wollen wir uns nicht entgehen lassen!
In der Grappabrennerei Marzadro werden wir freundlich empfangen und über die Herstellung des hellen Branntweines aufgeklärt.Am besten, so sagt man, schmeckt „UNA GRAPPA" (korrekt mit „die Grappa" übersetzt), nach einer Mahlzeit. „Er" oder „sie" hilft den Magensäften bei der Arbeit - und schmecken tut er oder sie, außerdem! Wir haben probiert - ein - zwei , auch mehrmals - und letztendlich auch gekauft.
Gut gelaunt treten wir den Heimweg an, genießen kurze Zeit später unser Abendessen und vielleicht auch noch „UNA GRAPPA". Natürlich wollen wir auch wissen, wie es den individuellen Ausflüglern am heutigen Tag ergangen ist. Zufriedene Gesichter, erhobene Daumen sind das Ergebnis für einen gelungenen Tag am Gardasee.

Trudle durch die Welt. Sie ist so schön. Gib dich ihr hin, sie wird sich dir geben. –Kurt Tucholsky–


Heute, an unserem letzten, dem sechsten Tag am See, wollen wir auch ein wenig trudeln, zuerst mit dem Bus nach Malcesine, dann mit der Seilbahn auf den Monte Baldo und schließlich noch durch den Ort Malcesine.
Bei der Auffahrt zum Monte Baldo müssen wir allerdings viel Geduld aufbringen. Wir stehen in der Schlange und „schlängeln" uns nur recht langsam vorwärts. In Etappen erreichen wir schließlich die Bergstation auf 1.752 m Höhe.
Als ich, eine der letzten, oben ankomme, scheinen sich alle bereits ihre „Rennsemmeln" angezogen und sich auf Wanderschaft begeben zu haben... vielleicht aber lagen Sie schon bereit für ein Mittagsschläfchen in einem der zahlreichen Liegestühle??? Ganz gleich, was Sie auf dem Kamm des Bergmassivs unternommen haben, ob Sie gewandert sind oder den Paraglidern zugeschaut haben, es war einfach nur schön. Ganz individuell konnten Sie anschließend wieder ins Tal gondeln, um dann noch einmal den hübschen, allerdings auch sehr bevölkerten Ort Malcesine unter die Lupe zu nehmen. Mit vielen, neuen Eindrücken im Gepäck nahmen wir am späten Nachmittag mit unserem Bus wieder Kurs auf Riva.
Nach dem Abendessen verabschiedeten sich unsere vier „Nordlichter" von uns, um am nächsten Tag ihre Rückreise wieder in ihrem Auto anzutreten.
Einige von Ihnen kamen noch in den Genuss eines „Solo-Abschlusskonzertes" vor dem Hotel. Und natürlich durfte auch ein(e) „Abschieds-Grappa" nicht fehlen!
Mit der nötigen Bettschwere oder neugewonnenem Schwung (?) ging es dann ans Kofferpacken, oder???

So viel ist sicher: Reisen tut immer gut. –Voltaire–


Am nächsten Morgen, unserem letzten Tag, fragen wir uns, was wohl heute auf dem Programm steht?! Reisen?
Ja, reisen werden wir auf alle Fälle - aber leider ab...
Wir müssen Abschied nehmen vom Lago di Garda, Abschied auch von Bella Italia. Ein bißchen traurig sind wir schon, denn sicher gäbe es noc h viel anzuschauen und zu entdecken. Doch wie sagt man so gleich: „Wenn es am schönsten ist, sollte man aufhören" oder „ es soll immer noch etwas bleiben für ein nächstes Mal"
Also verabschieden wir uns - mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck - vom See, von Riva, vom Hotel und treten die Heimreise an
Analog der Hinfahrt - nur in umgekehrter Richtung - steuern wir der Heimat entgegen.
Wir genießen noch einmal die schöne Landschaft entlang der Brennerautobahn und sagen am Brenner nunmehr endgültig „Arrivederci Bella Italia". In Österreich passieren wir noch einmal das Bundesland Tirol und werden kurz nach Innbruck das erste Mal an einer Weiterfahrt (Grenzkontrolle)gehindert. Wieder und wieder werden wir auf der weiteren Fahrt gezwungen ,uns im Schneckentempo fortzubewegen. Baustellen über Baustellen verhindern eine durchgängige Fahrt und so kommt es leider zu den verspäteten Ankunftszeiten. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wäre alles wie am Schnürchen verlaufen...
Ich hoffe dennoch, dass Sie alle gut nach Hause gekommen sind und die Reise in guter Erinnerung behalten werden.Abschließend möchte ich mich bei Ihnen, meinen lieben Gästen, ganz ganz herzlich bedanken. Es hat mir sehr viel Freude bereitet, mit Ihnen (und Uwe, auch ihm ein herzliches Dankeschön) zu reisen. Sie waren eine sehr aufgeschlossene und interessierte Gruppe. Dass es auch Ihnen gefallen und Freude gemacht hat, konnten wir Ihren herzlichen Dankesworten entnehmen
Bleiben Sie also gesund, neugierig und weiterhin reisefreudig - dann sehen wir uns vielleicht einmal wieder!
Ich hoffe, Sie haben viel Freude beim Lesen und beim Anschauen der Bilder!
In diesem Sinne - „alla prossima volta" - bis zum nächsten Mal!Ihre
Walburga Lindner

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Danke, liebe Frau Lindner für den schönen, ausführlichen Bericht. Meine Schwester und ich wir haben zwar nicht alle Ausflüge mitgemacht, doch auch wunderschöne Seiten dieser herrlichen Natur erlebt. Wir sprechen noch oft und gern darüber. Danke für Ihre hervorragende Reisebegleitung.
Übrigens habe ich Sie mit Tochter und Enkel in Warnemünde gesehen? Doch Sie waren zu schnell meinem Blick entschwunden.
Ihnen alles Gute und herzliche Grüße
Ihre Karin Ufholz

karin Ufholz
29.09.2016