Reisebericht: Italien – Rundreise Gardasee

17.09. – 23.09.2016, 7 Tage Rundreise am Gardasee mit Sirmione – Schifffahrt – Limone – Verona – Malcesine – Monte Baldo – Trento


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Kennst Du das Land wo die Zitronen blühn, Im dunklen Laub die Goldorangen glühn. Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht. Die Myrthe still und hoch der Lorbeer steht. Kennst Du es wohl? Dahin, dahin möcht`ich mit Dir, mein Geliebter, ziehn.
Ja, dahin,
wo einst die Zitronen in Hülle und Fülle blühten und wuchsen, dahin wollen auch Sie, damit meine ich 28 reisefreudige Gäste aus den verschiedensten Bundesländern, ziehn.
Zum Glück müssen wir nicht - wie einst unser Geheimrat - die Post-bzw. Pferdekutsche nehmen, sondern dürfen gut gelaunt und voller Vorfreude, aber auch mit großen Erwartungen am 17.09. den Bus der Firma Wies Faszinatour besteigen und uns ganz bequem an „den See" chauffieren lassen.
Und schon geht sie ab, die Reise, Richtung Süden, Richtung „Bella Italia".
Unser Ziel ist das größte Binnengewässer Italiens, der „Lago di Garda" oder „Lacus Benacus", wie ihn die Römer einst nannten.
Wie ich Ihren Gesprächen vielfach entnehmen kann, ist der „Benaco", wie ihn die Einheimischen heute noch kurz und knapp nennen, für den ein oder anderen Gast kein Neuland mehr. Man kennt ihn... doch meistens nur von einer Durchreise, her.Nunmehr wollen Sie die viel besungene und noch viel mehr besuchte „Badewanne der Deutschen" - wie sie auch genannt wird - einmal näher kennenlernen.
Ein Reisebericht von
Walburga Lindner

Der erste Tag

- ein ganz, ganz laaaaanger Tag, ein ausgesprochener „Bustag"- erfordert von allen Gästen viel Geduld und noch mehr „Sitzfleisch". Das benötigen wir auch, vor allem bei unserer Fahrt durch das bayerische Land.
Zunächst erwarten uns Baustellen über Baustellen. Hinzu kommen die zahlreichen Fußballfans, die in der Allianz Arena die Münchner oder Ingolstädter anfeuern wollen. Aber auch München selbst erwartet an diesem Samstag und an den darauffolgenden Tagen zahlreiche Gäste. „Die Wies'n ruft" - und zahlreiche Gäste aus dem In-und Ausland folgen diesem Ruf und strömen auf das größte Volksfest der Welt, dem „wahren Höhepunkt der Bierseeligkeit". Wir dagegen kriechen einer Schnecke gleich über die Autobahn und freuen uns, wenn es wider Erwarten einmal rollt.
Auch Petrus scheint an diesem Samstag mit uns zu grollen, er läßt dem Wasser mitunter freien Lauf und verwehrt uns so manchen Aus-u. Einblick in die wunderschöne Landschaft.
Nachdem wir das Bundesland Bayern hinter uns gelassen haben, fahren wir in Österreich ein.
Die Fahrt führt uns im Inntal vorbei an Kuftsein, Rattenberg, Kramsach (Sie erinnern sich bestimmt noch an den „Lustigen Friedhof") Hall, Innsbruck und über die imposante Europabrücke. Auf der Brennerautobahn geht es weiter Richtung Süden. Nach ca. 35 km überqueren wir den Brenner, den - auf Grund seiner „geringen" Höhe (1.374 Meter) - am meisten frequentierten Alpenpass und zugleich Grenzpunkt zwischen Österreich und Italien.
Wir verlassen Österreich, besser gesagt, das Bundesland Tirol, um in Südtirol, seit 1919 zu Italien gehörend, einzureisen.

Benvenuti in Italia! Herzlich Willkommen in Italien...

...und herzlich Willkommen in der autonomen Provinz Alto Adige/Südtirol (sie bildet mit der autonomen Provinz Trentino seit 1946 eine gemeinsame Region).
Bei der Fahrt durch Südtirol passieren wir Sterzing, fahren anschließend durch das Eisacktal und tangieren dabei die sogenannte Sachsenklemme, wo vor rund 200 Jahren die Sachsen an der Seite der napoleonischen Truppen kämpfend, von den Tiroler Freiheitskämpfern in die Klemme genommen worden waren. Weiter geht es vorbei an der Franzensfeste, der ehemaligen Bischofsstadt Brixen, an Klausen, dem Kloster Säben und der - von Burgen und Burgruinen eingerahmten - Provinzhauptstadt Bozen.
Danach fahren wir durch das Etschtal, unterhalb der Südtiroler Weinstraße, die wir allerdings nicht links, sondern „rechts" liegenlassen (müssen).
Normalerweise verbindet man mit Südtirol in erster Linie Berge, schroffe Felsformationen (Dolomiten), zahlreiche Seen und Burgen. Aber das Bild der Südtiroler Landschaft wird - wie wir uns überzeugen können - nicht nur von einer Bergwelt geprägt, sondern ebenso von zahlreichen Weingärten und Obstplantagen. Nicht umsonst bezeichnet man diese autonome Provinz auch als den Obstgarten von Italien.
Danach durchqueren wir noch einen Teil der autonomen Provinz Trentino (hier werden wir die nächsten Tage nächtigen) und fahren vorbei an deren Hauptstadt Trient, die durch das im Mittelalter stattgefundene „Trienter Konzil" für ein paar Jahre im Mittelpunkt des damaligen Weltgeschehens stand.
Kurz danach verlassen wir die Brennerautobahn und reihen uns ein in die sich nur langsam vorwärts bewegende Autoschlange. In Nago angekommen, liegt er dann vor uns, der See, eingebettet in eine Bergwelt - traumhaft schön! Wir verstehen sofort, warum der römische Dichter Catull ihn seinen „Augenstern" nannte und unser Geheimrat J.W.v. Goethe beim Anblick des Sees von einem „köstlichen Schauspiel" sprach.
Wir sind am Ziel unserer Reise angekommen und schon wenige Minuten später checken wir im Hotel HOLIDAY in Torbole, ein.
Im Hotel werden wir sehr freundlich empfangen. Nachdem wir dann unsere Koffer auf die Zimmer „bugsiert" haben, freuen wir uns auf das Abendessen - und auf eine gute Nacht.

Nimm dir Zeit. Jede Sekunde, die wir uns beeilen, um Zeit zu gewinnen, ist letztlich verlorene Zeit. Wenn wir aber innehalten und verweilen, gewinnen wir herrliche Stunden.

... und das wollen wir auch an diesem zweiten Tag - uns Zeit nehmen. Zuerst natürlich bei einem guten und ausgiebigen Frühstück. Danach starten wir zu einer Fahrt entlang der "Gardesana orientale".
Heute wollen wir die östliche Seite des Sees abfahren und im Süden der ca. 4 km langen Halbinsel Sirmione einen Besuch abstatten. Zunächst fahren wir durch Torbole, wo sich die ersten Surfer für einen "Wasserausflug" vorbereiten, weiter entlang der „Olivenriviera"(so wird die östl. Seite auch genannt), vorbei an Malcesine. Die Skaligerburg, das Wahrzeichen des Ortes, fällt uns gleich ins Auge. Es ist die Burg, in der man einst unseren Herrn Geheimrat als angeblichen Spion festegehalten hat.
Wir genießen immer wieder die abwechslungsreiche und reizvolle Landschaft, den wunderschönen Blick auf das Westufer, wo die Berge geradezu in den See zu fallen scheinen. Wir genießen aber auch immer wieder den Blick auf den See, wo die Sonnenstrahlen auf dem Wasser tanzen und die Boote in den Wellen schaukeln. Ja, der Lago di Garda, der größte der oberitalienischen Seen und zugleich das größte Binnengewässer Italien zeigt sich tatsächlich von seiner allerbesten Seite. Wir können gar nicht anders, wir müssen einen Stopp einlegen - und innehalten. Torri del Benaco ist der richtige Ort dafür! Es ist der einzige Ort am See, der die römische Bezeichnung für den Gardasee, „Lacus Benacus" noch in seinem Namen führt.
Wir laufen durch die kleinen Gassen und Gässchen, werfen den einen oder anderen Blick in die hübschen Auslagen der Geschäfte, bestaunen die Skaligerburg und den kleinen, idyllischen Hafen. Noch ist es relativ ruhig, die Gassen noch menschenleer und die Luft frisch und rein.
Das alles soll sich aber bald ändern. Als wir nach einer Stunde diesen kleinen, noch sehr verträumten, Ort verlassen, scheinen sich alle Sonntagsausflügler auf den Weg gemacht zu haben. Ab sofort reiht sich Stoßstange an Stoßstange...
Per „stop and go" erreichen wir Lazise und entscheiden uns dort kurzfristig, über die Autobahn nach Sirmione zu fahren. Das geht gut, aber auch in Sirmione müssen wir erfahren, dass wir hier nicht die einzigen sind! Es ist Sonntag und deshalb wollen nicht nur die Urlauber dem Ort einen Besuch abstatten, sondern die Italiener selbst, allen voran die Veroneser und Mailänder. Wir haben viel Zeit verloren, möchten aber jetzt unbedingt unseren Hunger stillen, zumindest ein wenig naschen. Und so widmen sich die meisten erst einmal dem kulinarischen „Highlight" der Insel, dem Eis oder besser den zahlreichen „Eisbergen"... Ja, wer die Wahl hat, hat die Qual...
Natürlich bleibt auch Zeit für einen Bummel durch den Ort, der auf der einen Seite von den Römern (sie bauten hier ihre Villen ) und auf der anderen Seite von den Skaligern geprägt wurde.
Einige Gäste machen sich auf den Weg entlang des Sees und gönnen dabei ihren armen geplagten Füßen eine kleine Erfrischung bzw. Erholungspause. Das Wasser ist einfach herrlich - doch leider „mangels der betreffenden Ausstattung" für uns - bis auf die Füße - tabu.
Bei dem Spaziergang durch den Ort „stolpern" wir auch .immer 'mal wieder über ein Klavier. Diese, an diversen Stellen im Ort aufgestellt, laden uns, die Besucher, förmlich ein, ihre musikalische Seite „auszuleben". Ich z. B. lausche im Kurpark den wunderschönen Klängen eines Klavierspielers und trenne mich nur schwer en Herzens von diesem Ort.
Ein paar Gäste wiederum wollen „hoch hinaus" und lassen sich den Besuch der Skaligerburg, eine der schönsten Burgen am See, nicht entgehen.
Gebaut wurde sie - wie die anderen Burgen am See ebenfalls - als der Druck der Mailänder Viscontis, mit denen die Skaliger stets verfeindet waren, immer stärker wurde.
Heute sind es natürlich die Burg und der kleine geschichtsträchtige Ort mit seinen Gassen und Gässchen, kleinen idyllischen Plätzen, schattigen Trattorien, feinen Hotels mit gepflegten Kuranlagen, hübschen Geschäften und Gelaterien mit „Bergen" von Eis, die uns Touristen anlocken! Und wir verstehen nunmehr auch den römischen Dichter Catull (gebürtiger Veroneser), warum er diese Halbinsel so heiß geliebt und in seinen Versen immer wieder besungen hat. „Salve, o venusta Sirmio"- Ich grüß 'dich, schönes Sirmio schreibt er - wir aber sagen nach einem ca. dreieinhalbstündigen Aufenthalt: Arrivederci Sirmione....
Wir nehmen das Schiff in Richtung Garda. Wir genießen nicht nur das kühle Lüftchen sondern auch den wunderschönen Blick auf die Halbinsel und die vielen Wasserliebhaber, die sich vor allem auf ihren Booten im Wasser tummeln. Vorbei an den Grotten des Catulls, die wie wir wissen nichts mit dem Dichter zu tun haben, sondern möglicherweise einmal ein römischer Kaiserpalast oder eine Therme waren (bis heute nicht erforscht), erreichen wir Garda, den Ort, der dem See später seinen Namen gab. In Garda angekommen, haben wir einen kleinen „Verlust" zu verzeichnen - doch zum Glück klärt sich alles ganz schnell auf. Ende gut - alles gut.
Wir spazieren noch entlang der hübschen Seepromenade, laufen durch die engen Gassen und lauschen dabei den unterschiedlichsten Gesängen verschiedener Chöre. Dann treten wir die Rückfahrt, die uns wieder entlang des Ostufers führt, an.
Ein schöner Tag neigt sich dem Ende entgegen. Doch bevor wir unser müdes Haupt zur Ruhe betten, wollen wir noch unseren Gaumen und Magen verwöhnen. Danach gibt es vielleicht noch einen Verdauungsspaziergang oder...ein anderes Betthupferl...

Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. Albert Einstein

Heute, an unserem dritten Tag, wollen wir uns wieder - wenn auch nur für eine kurze Zeit - auf das Wasser begeben. Nach dem Frühstück spazieren wir ganz gemütlich zum Hafen. Auf dem Programm steht heute ein fakultativer Ausflug nach Limone, einem, wegen seiner landschaftlichen Schönheit beliebtesten Orte am See. 27 Gäste sind mit von der Partie.
Die Fahrt auf dem „Benaco" ist - obgleich ein wenig stürmisch - einfach nur schööööön. Wir sehen vom Schiff aus Riva in einer Bucht liegend,am Fuße der Rocchetta , von Torbole nur durch den Hausberg von Riva, dem Monte Brione, getrennt. Wir genießen den Blick auf die, den See umgebenden Berge, auf das glasklare blau-grüne Wasser, wo sich bereits wieder einige Surfer tummeln und auf die Ortschaften, die insbesondere am Westufer wie Vogelnester an den Bergen „kleben". Eine dieser Ortschaften, Limone, steuern wir an...und wir werden auch bereits erwartet.
Franco, unser Begleiter will uns in eines der letzten Zitronengewächshäuser am See entführen. Früher gab es hier, wo heute Hotels, Pensionen und Restaurants stehen, zahlreiche sog. Limonaie (Zitronenplantagen/Zitronengewächshäuser),. Es waren die nördlichsten Italiens.
Der Weg zu den Gewächshäusern ist „nicht ganz ohne". Tapfer kämpfen wir uns immer weiter nach oben und werden dafür letztendlich belohnt. Nicht nur mit einem herrlichen Blick über die Dächer von Limone auf den See und das Ostufer, sondern mit einer interessanten Führung durch den terrassenförmigen Zitronengarten inklusive kleinem Museum und mit einer kleinen Verkostung. Lecker der Limoncello, aber noch viel leckerer und erfrischender das Zitronencarpaccio! Wir lauschen gespannt den lebendigen Ausführungen von Franco und amüsieren uns mächtig, als er uns plötzlich von dem „Aaffen" erzählt. Wir rätseln und rätseln, - das Wort passt einfach nicht zu dem Erzählten. Wir haken bei Franco nach - und kommen schließlich auf den gemeinten Begriff, den
Hafen.
Im Anschluss an die Führung bleibt noch Zeit für einen Bummel durch den hübschen kleinen Ort, wo den Häusern zwischen steilem Berghang und See nur wenig Platz bleibt. Malerisch wie einst wirkt der Ort heute wohl nur noch außerhalb der Saison - die Idylle fiel dem Tourismus zum Opfer. Ja, er hat sich gut vermarktet, der kleine Ort. Tag für Tag zieht er kleinere und größere Besucherströme an, viel viel mehr als dem kleinen Ort zuträglich ist. Überall locken die Zitronen (auf Geschirr, auf Schürzen, auf Flaschen, Hausnummern, Keramikfliesen und....und ...und) Kauflustige an. Dabei steht der Ort Limone nicht für die gelben Früchte, der Name leitet sich vielmehr von dem lateinischen Wort „Limes" (Grenze) ab.
Am frühen Nachmittag treten wir wieder per Schiff die Rückreise an. Wir gleiten wieder über das Wasser und erfreuen uns an den vielen Farbtupfern (Surfern) auf dem See. Die Bucht von Torbole ist ein ganz beliebtes Surfrevier, hier spielen Wind (Vento, Sarca oder Ora) und Wellen miteinander - und das sehr zuverlässig und unentwegt. Weil hier die eng zusammenstehenden Felsen den Effekt verstärken, heißt diese Region auch „Düse".
Die meisten Gäste verlassen in Torbole das Schiff, einige wenige aber fahren noch bis zur Endstation nach Riva. Am Hafen ist dort ganz schön was los. Neben den vielen Menschen kann man auch prächtige Oldtimer (ich meine die auf vier Rädern!) beäugen. Der ADAC hat zu einer „Trentino Classic Oldtimer Wandertour" durch die Dolomiten und entlang des Gardasees aufgerufen. Unter all diesen Oldies entdecke ich auch einen Trabi mit DDR-Enblem an beiden Türseiten. Er hat gerade ein kleines Problem und muss „verarztet werden..., aber aufgeben will man noch lange nicht.
Entlang der Seepromenade wandere ich zurück nach Torbole und wie ich später erfahre, haben noch weitere Gäste diesen Weg den einer Schifffahrt nach Torbole vorgezogen.
Beim Abendessen werden dann untereinander die verschiedensten Freizeitgestaltungen ausgetauscht.
Gespannt, was der nächste Tag, der uns in die Stadt der Verliebten, nach Verona, führen wird, so alles für uns bereit hält, fallen wir erst einmal ganz schön geschafft in unsere Betten.

Es ist ein ungeheures Glück, wenn man fähig ist, sich zu freuen. G.B.Shaw

Und wie wir uns freuen!
Heute möchten wir eine der zwanzig Regionen Italiens, die Region Venetien, etwas näher unter die Lupe nehmen - wenigstens einen winzig kleinen Teil davon. Na, ja, so ganz fremd ist uns diese Region schon nicht mehr, gehört doch das Ostufer des Gardasees weitestgehend zur Region Venetien.
Venetien gehört heute zu jenen, sehr selten gewordenen Ecken Italiens, die - abgesehen von der Reisehochburg Venedig (= Hauptstadt der Region) - nicht zum Ziel des Massentourismus geworden sind. Und dennoch kommen in dieser Region alle Urlauber auf ihre Kosten. Die unvergleichlich abwechslungsreiche Landschaft ermöglicht schon innerhalb weniger Stunden den Wechsel von einer alpinen zu einer maritimen Umgebung, von den kühlen Berggipfeln hinab an die warmen Strände der Adria.
Bis an die Adria wollen wir an diesem, unseren vierten Tag nicht, aber die Stadt der Liebe, die Heimat von Shakespeares Romeo und Julia wollen wir unbedingt kennenlernen. Über die Autobahn erreichen wir unser Ziel und werden bereits von Stefano, unserem Stadtführer, erwartet. Mit dem Bus steuern wir zuerst den Aussichtpunkt Santuario Madonna di Lourdes an.
Hier macht uns Stefano kurz mit der Geschichte Veronas vertraut und zeigt uns seine Stadt, eingebettet in die Windungen der Etsch, einst gegründet von den Römern, im Laufe der Jahrhunderte beherrscht und besetzt von vielen Völkern und Adelsfamilien. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Stadt vor allem durch die Adelsfamilie della Scala, später durch die Venezianer, die ca. 400 Jahre hier die Herrschaft innehatten. Aber auch die Habsburger drückten der Stadt ihren Stempel auf.
Die Stadt zu beiden Seiten der Etsch/Adige war schon immer für alle Italienreisenden die erste Station jenseits der Alpen. Veronas südlich-heiteres Flair wirkt nahezu auf jeden Besucher bezaubernd und erfüllt die „Italiensehnsucht" bis heute.
Nach unserer kleinen Stadtrundfahrt, die uns u.a. am Castelvecchio vorbeiführt - verlassen wir den Bus und spazieren vorbei an Romeos Haus, den Skaligergräbern, der Piazza dei Signori bis hin zur Piazza delle Erbe, einst Römisches Forum, heute Zentrum des städtischen Lebens.
Wunderschön anzusehen sind dort der barocke Palazzo Maffei aus dem 17. Jh. und die rechts vom Palazzo auffallende Häuserfront der Case d. Mazzanti (die Familie kaufte im 16. Jh. die Häuser, die vorher den Scaligern gehörten und statteten sie mit Fresken mythologischen Inhaltes aus).
In der Mitte der Brunnen mit der Madonna Verona und dahinter auf einer Marmorsäule der geflügelte, venezianische Löwe. Er soll an die Herrschaft Venedigs erinnern.
Wir spazieren weiter und erreichen nach wenigen Minuten das Haus der Julia, Pilgerort für alle Liebenden oder Trostsuchenden. Die Wände der Toreinfahrt sind übersät mit bunten Scraffitti, mit Gebeten, Liebeserklärungen, Wünschen mit Namen, Herzchen, Rosen und, und, und.
Inmitten des „Herz-Schmerz-Getümmels" steht die grazile, bronzene Julia-Statue, „betatscht" und fotografiert von Millionen von Menschen aus aller Welt.
Dann schlängeln wir uns noch durch die Via Mazzini, die Geschäftsstraße Nr. 1 von Verona und
befinden uns dann endlich auf d e r Piazza, der Piazza Brà, dem touristischen Zentrum der Stadt.
Auf dem Listone, dem Flanierstreifen, der von vielen Cafes und zahlreichen Restaurants gesäumt wird, kann man herrlich sitzen, „Leute gucken" und dabei viel, viel Geld ausgeben...
Unser Augenmerk aber fällt zunächst erst einmal auf die Arena.
Da steht sie nun, etwas unvollkommen, einfach, nicht prunkvoll, aber unheimlich faszinierend und den Platz dominierend. Allerdings hat ein Erdbeben sowohl im 12. als auch im 13. Jahrhundert das römische Amphitheater zerstört. Den größten Teil der Außenmauer gibt es nicht mehr. Übriggeblieben ist ein Segment von vier Bögen, das von den Veronesern „ala" (=Flügel) genannt wird.
Die Arena, nach Rom und Capua, das drittgrößte Amphitheater der Welt, war ursprünglich Schauplatz von Gladiatorenkämpfen, Tierhatzen, Turnieren und Hinrichtungen. Seit dem 19. Jahrhundert aber werden hier Konzerte abgehalten und seit 1913 ist die Arena Stätte der
jährlichen Opernfestspiele (2016 = die 94. Festspiele), zu denen mehr als eine halbe Million Festspielbesucher nach Verona strömen (nach den Besucherzahlen ist Verona nach Salzburg der beliebteste Festspielort).
Die Opernfestspiele wurden anlässlich des 100. Geburtstages von Giuseppe Verdi, dem bedeutendsten Opernkomponisten Italiens, ins Leben gerufen und mit "Aida" eröffnet.
Hier nun verabschiedet sich Stefano von uns und entlässt uns in die Freizeit.
Er hat seine Sache wirklich gut gemacht, ein wenig ironisch, mitunter etwas sarkastisch, aber immer mit viel Freude und Begeisterung.
Als wir uns am Nachmittag zum vereinbarten Termin treffen, sind wir zufrieden über den Besuch der Stadt, aber fußlahm und komplett k.o. Wir freuen uns wieder auf den Bus, die angenehme Rückfahrt, auf das Abendessen und natürlich auf den nächsten Tag.
Wie sagt man doch gleich:
Wenn ein schöner Tag vergangen, so freue dich auf den nächsten.

Trudle durch die Welt. Sie ist so schön. Gib dich ihr hin, sie wird sich dir geben. Kurt Tucholsky

Heute wollen wir auch ein wenig trudeln, zuerst mit dem Bus nach Malcesine, dann mit der Seilbahn auf den Monte Baldo und schließlich noch durch den Ort selbst.
Nach dem Busaustieg gehen erst einmal alle Blicke der 26 „Aufsteiger" gen Himmel. Was ziehen denn da plötzlich für dunkle Wolken auf? Gönnt man uns diesen tollen Ausflug nicht? Wir ignorieren einfach das Ganze und machen uns auf den Weg nach oben...
Doch wie erwartet, aber keineswegs erwünscht, präsentiert sich der Monte Baldo weitestgehend im Verborgenen. Geradezu gespenstisch wirkt mitunter die Atmosphäre. Einige Gäste lassen sich aber nicht beirren, harren aus - und werden mitunter mit einem kurzen Blick durch den ansonsten zugezogenen Vorhang, belohnt. Ein Teil der Gäste tritt aber schon bald wieder den Rückzug an und fährt hinunter nach Malcesine - in die Sonne...
Ein paar Wanderlustige wollen ihre „Rennsemmeln" noch ein wenig strapazieren. Sie steigen an der ersten Bergstation aus und wagen per pedes den Abstieg.
Letztendlich genießen alle bei strahlendem Sonnenschein den wunderschönen Ort, einen der schönsten, wenn nicht sogar den schönsten am See. Das Schlendern durch die engen Gassen , vielleicht auch der Besuch der Skaligerburg entschädigt für den nicht ganz so optimal verlaufenen Vormittag. Als wir am Nachmittag wieder in den Bus steigen, sind dennoch alle zufrieden und gut gelaunt. Wir freuen uns auf das Abendessen und werden seitens des Hotels mit einem leckeren Galadinner, inklusive Livemusik, überrascht.
Schade nur, dass Sie alle - die Herren sicher aus Furcht, sie müssten eine flotte Sohle auf's Parkett legen - so schnell die Flucht ergreifen. Somit haben Sie das Beste - meinen Auftritt mit unserem "flinken und stets witzelnden Ober" - leider verpasst...

Wie viel Schönheit empfängt das Herz durch die Augen. Leonardo da Vinci

Nun steht bereits der sechste, der vorletzte Tag der Reise, der uns in die Hauptstadt der autonomen Provinz Trentino, nach Trient führen soll, auf dem Programm. 22 Gäste freuen sicht auf diesen Ausflug.
Für die Ausflügler haben wir eine Überraschung parat. Wir nehmen nicht die Autobahn, sondern lenken den Bus Richtung Arco und Sarcatal (die Sarca ist der größte Zufluß des Gardasees).
Am Eingang des Tales grüßt uns die Burgruine von Arco. Einst von dem Geschlecht der Arco als Festung ausgebaut, wurde sie während des Spanischen Erbfolgekrieges von den Franzosen erobert und geschleift.
1982 wurde sie von der Gemeinde erworben, restauriert und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Heute ist insbesondere der Burgberg - die Felswände fallen nahezu senkrecht ab - eine Herausforderung für alle Kletterliebhaber. Wir genießen die Fahrt durch die fruchtbaren Obst-und Weinplantagen, die von steilen Felswänden gerahmt werden. Kurz vor Dro kommen wir leicht „vom Wege ab" . Wir verlassen das Sarcatal und begeben uns Richtung Drena. Hoch oben auf den Felsen thront eine weitere Burg, die Burg Drena, einst nördliche Grenzkontrolle der Ebene von Arco. Die Burg selbst erreichen wir nicht, wir biegen zuvor links ab und fahren mit dem Bus durch eine ganz seltsame, recht wüste und sehr steinige Landschaft. Riesige Felsblöcke säumen die Straße, kahle Gesteinsmassen - entstanden am Ende der Eiszeit - bilden eine trostlose, eigenartige Landschaft, Marocche, genannt. Am Aussichtspunkt gönnen wir uns eine Pause und einen Blick in die seltsame Landschaft . Nur ein paar Kilometer weiter zeigt sich uns mit dem malerisch gelegenen Lago di Cavedine, ein ganz anderes Landschaftsbild. Wir sind einfach nur fasziniert. Fasziniert sind wir auch vom wunderschön gelegenen Lago di Toblino, inklusive Castel Toblino, einst Sommersitz der Trienter Fürstbischöfe, jetzt in Besitz der Familie Wolkenstein.
Nach dieser wunderschönen Fahrt erreichen wir Trient, wo wir von unserer Stadtführerin Maria bereits erwartet werden.
Mit ihr spazieren wir durch die Stadt. Sie zeigt uns die zahlreichen herrlichen Paläste und führt uns zum Mittelpunkt Trients, der Piazza Duomo (Domplatz). Ja, hier fand mit dem Konzil von Trient einmal richtig Geschichte statt. Das „Tridentinum", das die - durch Martin Luther entzweite - Kirche wieder vereinigen sollte, aber letztendlich die Kirche nur noch tiefer spaltete, gehört zu den bedeutendsten Konzilen in der Geschichte der katholischen Kirche. Wir bestaunen den Dom von innen und von außen und laufen anschließend noch zum Castello del Buonconsiglio. Es ist ein schöner Tag, den wir in Trient verbringen und den wir mit einem gelato, einem espresso oder einem „Spritz" in dieser Stadt (hier wurde übrigens auch die schöne Bergeshymne „La Montanara" gedichtet und komponiert) krönen.Vielleicht ist ein Spritz nicht die beste Idee, schließlich steht noch der Besuch in einer Grappabrennerei auf unserem Programm - und den wollen wir uns nicht entgehen lassen!
In der Grappabrennerei Marzadro werden wir freundlich empfangen und über die Herstellung des hellen Branntweines aufgeklärt. Am besten, so sagt man, schmeckt „UNA GRAPPA" (korrekt mit „die Grappa" übersetzt), nach einer Mahlzeit. „Er" oder „sie" hilft den Magensäften bei der Arbeit - und schmecken tut er oder sie, außerdem! Wir haben ihn oder sie probiert - ein - zwei , auch mehrmals - und letztendlich auch gekauft.
Gut gelaunt treten wir den Heimweg an, genießen kurze Zeit später unser Abendessen und vielleicht auch noch „UNA GRAPPA". Natürlich wollen wir auch wissen, wie es den individuellen Ausflüglern am heutigen Tag ergangen ist. Zufriedene Gesichter, erhobene Daumen sind das Ergebnis für einen gelungenen Tag am Gardasee.
Mit der nötigen Bettschwere oder neugewonnenem Schwung (?) geht es dann ans Kofferpacken, oder???


Time to say good bye...

Mit Andrea Bocelli im Ohr nehmen wir heute Abschied vom Lago di Garda.
Abschied auch von Bella Italia. Ein bißchen traurig sind wir schon, denn sicher gäbe es noc h viel anzuschauen und zu entdecken. Doch wie sagt man so gleich: „Wenn es am schönsten ist, sollte man aufhören" oder „ es soll immer noch etwas bleiben für ein nächstes Mal"
Also verabschieden wir uns - mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck - vom See, von Torbole, vom Hotel und treten die Heimreise an
Analog der Hinfahrt - nur in umgekehrter Richtung - steuern wir der Heimat entgegen.
Wir genießen noch einmal die schöne Landschaft entlang der Brennerautobahn und sagen am Brenner nunmehr endgültig „Arrivederci Bella Italia". In Österreich passieren wir noch einmal das Bundesland Tirol und werden kurz nach Innbruck das erste Mal an einer Weiterfahrt (Grenzkontrolle) gehindert. Wieder und wieder werden wir auf der weiteren Fahrt gezwungen, uns im Schneckentempo fortzubewegen. Baustellen über Baustellen verhindern eine durchgängige Fahrt Die in Angriff genommenen Umfahrungen bringen leider auch nicht den gewünschten und erhofften Erfolg und so kommt es leider zu den verspäteten Ankunftszeiten. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wäre alles wie am Schnürchen verlaufen...
Ich hoffe dennoch, dass Sie alle gut nach Hause gekommen sind und Sie die Reise in guter Erinnerung behalten werden.Abschließend möchte ich mich bei Ihnen, meinen lieben Gästen, aber auch bei der Firma Wies ganz herzlich bedanken. Es hat mir sehr viel Freude bereitet, mit Ihnen zu reisen.
Bleiben Sie also gesund, neugierig und weiterhin reisefreudig - dann sehen wir uns vielleicht einmal wieder! Denn:


So viel ist sicher: Reisen tut immer gut. Voltaire


Ich hoffe, Sie haben viel Freude beim Lesen und beim Anschauen der Bilder!
In diesem Sinne - „alla prossima volta" - bis zum nächsten Mal!
Ihre
Walburga Lindner

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Frau Lindner für diesen ausführlichen Reisebericht, der uns diese Reise nochmal ins Gedächtnis rief.

Mit freundlichen Grüßen
Hannelore und Rolf Seidel

familie Seidel
22.10.2016