Reisebericht: Italien – Rundreise durch die Toskana und Insel Elba

09.09. – 17.09.2017, 9 oder 10 Tage Busreise Südtirol – Montecatini Terme – Siena – Lucca – Pisa – Florenz – San Gimignano – Insel Elba – Porto Santo Stefano


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9 Tage Siena - Chianti - Lucca - Pisa - Florenz - San Gimignano
Spätestens seit den Reisenden aus der Epoche der „Grand Tour" wird geschwärmt über die südlichen Gärten der Toskana in Briefen an die Daheimgebliebenen in Europa - und es entstand das Bild der typisch toskanischen Landschaft.
Florenz, Siena, Pisa, Lucca, Küsten-Pinetas, helle Strände und Zypressenhügel, Kunst- und Weingenuss, das unvergleichlich südliche Dolce Vita - all das macht die Toskana so unwiderstehlich.
Auch Hollywoods Geschichtenerzähler haben den Charme der Toskana neu entdeckt („Zimmer mit Aussicht", „Heaven") inmitten steiler Gassen mit Renaissancefassaden, stolzer Palazzi, wehrhafter Türme und warmer Brauntöne mit Zypressen, dem Wahrzeichen der Toskana. Darauf freuten wir uns und erhofften passendes Wetter.
Ein Reisebericht von
Dr. Grit Wendelberger

1. Tag: Anreise nach Südtirol


Busfahrt nach Sterzing:
Wer reiste nicht alles vor uns über die klassische Brennerroute, entlang an stolzen Burgen und durch tiefe Schluchten? Von Martin Luther zum Sündenpfuhl Rom bis Heinrich der IV. zu seinem Gang nach Canossa waren viele Politiker, Künstler, Handwerker vor uns über den Brenner gereist ... leider war es recht nebelig und wolkenverhangen, so dass wir eine medidative Anreise nach Südtirol erlebten.

2. Tag: Kur– und Thermalstadt Montecatini Terme


Gardasee - Montecatini Terme:
Am Gardasee können wir uns wie am Mittelmeer fühlen: Wellen, Strände, Olivenhaine, Weinberge und ein mildes Klima verlockten Reisende aus allen Epochen von Goethe bis Lord Byron, von Lawrence, Rilke, Ibsen bis Gide. In römischen Zeiten weilten hier Vergil und Catull. Ezra Pound schrieb eines Tages an James Joyce „hier fühle ich mich zuhause". Auch wir fühlten uns hier wohl, obwohl in Garda sich die Sonne zögerlich zeigte, doch wir nahmen das als gutes Omen für die kommenden Tage und genossen unsere verdiente Mittagspause im schönen Ort, unter dem Festungsberg malerisch gelegen. Die Fahrt war über die Direktroute des Apennin recht kurz und bald erreichten wir unseren Hotelort.
In Montecatini Terme, einem traditionellen Kurbad, logierten wir und einigte spazierten zu den einzelnen Thermen - eine war direkt gegenüber von unserem Hotel.
Der Thermenpark lässt die elegante Vergangenheit erahnen: in den Kurhäusern „Tettucci" und „Tamerici" wie im Festsaal des „Grand Hotel & La Pace" feiert der Jugendstil noch immer Triumphe wie auch in der Viale Verdi, die uns die Jahrhundertwende lebendig werden lässt. Montecatini bot wie andere Bäder von Rang "die drei K" Kunst, Kultur und Kur - bedeutende Künstler der Belle Epoque weilten dort wie in Franzensbad einst im 18. Jahrhundert.
Im mit prachtvollen Malereien ausgestatteten Hotel erwartete uns ein Welcome in der Bar und ein leckeres Abendessen. Auf dem Menüplan entdeckten wir in den folgenden Tagen mal "gestreifte Limousinen", mal die "Kontur des Tages" - wir fanden heraus, was sich an Leckerem dahinter verbarg und es schmeckte mit Humor gewürzt umso besser ;-)

3. Tag: Stadtbesichtigung in Florenz


Dom - Santa Croce - Piazze delle Signoria - Ponte Vecchio:
„Wie viel Schönheit ganz anderer Art erfährt man, wenn man an einem lieblichen, klaren Morgen von einer Anhöhe auf Florenz hinabblickt. Da liegt es vor uns in dem sonnendurchfluteten Tal, durchflossen von dem sich dahinwindenden leuchtenden Band des Arno und eingeschlossen von schwellenden Hügeln. Seine Kuppeln, Türme und Paläste erheben sich aus der üppigen Landschaft als eine riesige schimmernde Masse und glänzen in der Sonne wie Gold." (Charles Dickens)
Heute statten wir der „Schönen im Garten" einen Besuch ab: wir hatten dafür den einen Tag und erlebten glücklicherweise keinen Kunstmarathon, sondern eine passende Auswahl mit Pause für einen Kaffee.
Angela verstand es wunderbar, uns zu den wichtigen Sehenswürdigkeiten zu navigieren: von der Santa Croce Kirche zur Piazza delle Signoria mit dem Palazzo Vecchio und dann nach der Mittagspause zum Dom mit Baptisterium bis schlussendlich zum Ponte Vecchio. Viele Themen wurden dabei angesprochen: „Wiege der Renaissance", "Michelangelo und Leonardo", „Cosimo und Lorenzo", „Savonarola und das Erbe der Medici", „Gelato und Gucci". Doch tat uns dann ein  Verschnaufer noch gut, bevor es wieder zurück zum Hotel ging - diesmal glücklicherweise ohne Stau.

4. Tag: Besuch auf dem Bauernhof – Siena


Familie von Mauro - Dom und Piazza del Campo:
Weinreben, Olivenbäume, Kastelle, Villen, Bauerhöfe - herrliche Landschaften zeugen von einem naturverbundenem Leben, das sich über Jahrhunderte zu hoher Kultivierung aufgeschwungen hat. Das Gebiet des Chianti Classico liegt zwischen Siena und Florenz und wird durchzogen von einer rund 70 km langen Weinstrasse, der Via Chiantigiana, die beide Städte miteinander verbindet. Entlang der Strasse liegen die bekanntesten Weinorte aufgereiht wie auf einer Perlenkette. Westlich davon nahe Empoli besuchten wir Mauro und seine freundliche Familie.
Wie immer wurden wir zum Gut gelotst und freundlich empfangen. Dann nach Pippi-Pause, kurzer Einführung und Gruppenfoto freuten wir uns schon auf die Verkostung - wir fühlten uns sofort wohl. Nacheinander probierten wir einen Weißwein und mehrere Rotweine - alle trocken und sehr gut. Dazu das typische toskanische salzlose Brot mit Schinken, Salami und Käse, köstlich! Mit einem Vin Santo (heiliger Wein) und Cantuccinis beendeten wir diese wunderbaren geselligen Stunden und wer wollte, nahm sich etwas für die Küche zu Hause mit.
Dann ging es beschwingt weiter in Richtung Süden nach Siena: „Im Schatten sitzend, lese ich die Geschichte des Domes, die Geschichte der Vermessenheit. Siena will den größten aller Dome. Der bisher vorhandene, lese ich, wäre gerade noch als Querschiff verwendet worden. Das neue riesenhafte Längsschiff, das dann nie vollendet worden ist, steht da mit einer Seitenwand, fünf Achsen mit Rundbögen und mit einer fertigen Stirnwand, dann kommt die Pest, die Siena für etliche Jahrzehnte lähmt, aber nicht von seinem verstiegenen Vorhaben abzubringen vermag ... Das Unbesonnene, das dem Größenwahn eigen ist, zeigt sich, sobald man den Plan genauer prüft; die bereits vorhandenen Mittelkuppen und das neue Hauptschiff hätte man nie vereinen können, hinzu kommt, dass die Fundamente sich zur Enkelzeit als ungenügend erweisen, die begonnenen Gewölbe beginnen sich zu spreizen: man gibt auf. Das Ergebnis ist wunderbar!" (Max Frisch)Die Macht Sienas und ihr langer Schatten brachte uns wunderbar Susanne nahe, die selbst bei der Stadt wohnt. Sie zeigte uns später auch die älteste Bank der Welt, die Monte dei Paschi, vorher die Harmonie des Schwarz-Weiß des Domes und dessen zauberhafte Fussboden-Intarsien, die gerade zu sehen waren. Allein der Dom wäre ein Tagesprogramm gewesen, doch wir wollten noch den Campo sehen - das Herz der Stadt, wo der Reiterwettkampf, "Palio" genannt, zweimal im Jahr statt findet.
Zum Abschluß der gelungenen Führung konnten wir im nahe gelegenen Consorzio noch etwas für die Lieben daheim kaufen, bevor wir wieder zur Festung liefen, wo unser Fahrer Tilo mit uns zurück zum Hotel fuhr.

5. Tag: Ausflug nach Lucca und Pisa


Altstadt Luccas - Pisas „Platz der Wunder":
Aus den offenen Fenstern des Palazzo an der Piazza del Suffragio ertönte Chopin oder Puccini, der hier in Lucca aufwuchs. Das Konservatorium ist eines der besten Italiens, auch Gianna Nannini studierte hier. Wir sahen mit Nada auch den Dom, den baumbekrönten Torre del Guinigni, das Puccinimuseum und dessen Geburtshaus, die Stadtmauer und auf der mit Platanen bestandenen Piazza Napoleone ließe es sich wunderbar im Schatten ausruhen. Wenn, ja wenn wir nicht noch so vieles sehen wollten! Der herzerfrischende Humor Nadas beflügelte uns und so erlebten wir "Ihre Stadt" von der sonnigsten Seite und genossen im Anschluss noch einen Kaffee oder einen Mittagssnack dazu, um uns für Pisa zu stärken.
Pisas „Platz der Wunder" ist schon etwas Besonderes und steht im Kontrast zu den Strassen, Gassen, Plätzen und Palästen der übrigen Stadt, die schon bessere Zeiten gesehen haben. Die freie grüne Weite des Domplatzes erzählt vom Aufstieg der Stadtrepublik und von den Pisanos, der Künstlerfamilie, deren Werk und Einfluss bis weit in die Toskana reichten.
Wir bewunderten einen Tempelbezirk, den es sonst nur noch im Vatikan gibt. Die Pisaner wollten die neuen Römer sein, die Jerusalem und seine heiligen Stätten bei sich haben wollten. Selbst die heilige Erde haben sie aus Golgatha gebracht, um vornehme Bürger zur letzten Ruhe zu betten.
Obwohl in zweihundert Jahren entstanden, wirkt das Ensemble in sich geschlossen und harmonisch, als wäre es von einem Baumeister in kürzester Zeit erbaut. Das ist wahrlich eines der Wunder, die wir auch heute wieder gut gebrauchen könnten :-)

6. Tag: Safran–Anbau in der Toskana – San Gimignano


Safran-Agriturismo - „Manhattan" des Mittelalters und Kathedrale - San Vincenzo:
Beim Safran (Crocus sativus) handelt es sich um eine Art Krokus, der im Herbst violett erblüht. Aus den Blüten-Narben wird das gleichnamige Gewürz gewonnen. Es darf nicht zu lange gekocht und sollte zuvor mit Flüssigkeit vermischt werden. Köstliches wurde für uns nach einem Rundgang über das Gut aus eigenem Safran-Anbau angeboten: Pasta mit Safran, diverse Honigsorten mit Safran, dazu köstlichen Vernaccia aus der Gegend um San Gimignano, wo wir uns befanden. Wir genossen die ländliche Stille und gute Luft, die mediterranen Pflanzen vom Granatapfelbaum bis Feige und die Gastlichkeit dieses Ortes. Dann fuhren wir weiter in das benachbarte "Manhattan der Toskana", nach San Gimignano.
„Kommt man von fern, ist die Stadt plötzlich unhörbar wie durch eine Tür in die Landschaft getreten. Sie sieht nicht so aus, als solle man ihr je näher kommen. Ist es aber gelungen, so fällt man in ihren Schoß und kann vor Kindergeschrei und Grillengesumm nicht zu sich finden." (Walter Benjamin)
Dieser Mikrokosmos der Stadt öffnet sich uns durch die Porta San Giovanni. Gemeinsam mit Bettina spazieren wir durch den Ort der „torri belli" auf verschlungenen Pfaden entlang des alten Pilgerwegs der Franken, über Nebengassen mit phantastischer Aussicht und auf den Rathaus- und Domplatz mit den höchsten Türmen. Von der Festung hatten wir ebenfalls eine schönen Blick und ein leckeres Eis vom Eisweltmeister belohnte uns für die Mühen des Aufstiegs, bevor unsere Fahrt über Volterra und das Metallhügelland der Etrusker zum Meer nach San Vinzenco führte, inmitten einer Pineta gelegen.
Mit einem reichlichen Abendessen und kurzem Abstecher zum Meer klang auch dieser schöne Tag aus.

7. Tag: Fakultativer Ausflug zur Insel Elba


Portoferraio - Villa Napoleons - Porto Azzuro:
Elba, die drittgrößte Insel Italiens, ist bekannt für sein klares Wasser und herrliche Strände sowie heute Wildschweine. Bekannt war es Ligurern, Etruskern und Römern schon lange - Bergbau spielte eine wichtige Rolle und wurde erst im 20. Jahrhundert vom Tourismus abgelöst. Die wunderschöne Natur schützt ein Nationalpark des Toskanischen Archipels. All dies und noch viel mehr brachte uns Jo nahe mit ihrer unvergleichlich lebendigen Art.
Wir fuhren gemeinsam mit der Batman-Fähre von MOBY von Piombino nach Portoferraio und begannen dort unsere Rundfahrt zur Sommervilla von Napoleon, der sich hier im Exil aufhielt und Elba viel Gutes mit seinem Tatendrang brachte - auch das Wappen der drei Bienen.
Dann sahen wir herrliche Buchten mit waghalsigen Kurven, die unser Tilo alle mit Bravour meisterte. Und unser Mittagessen nahmen wir gemeinsam in Campo di Marina, Fisch oder Pizza - alles war schmackhaft und mit dem wunderbaren Blick auf die Meeresbucht schmeckte es noch besser.
Den letzten Stopp nahmen wir in Porto Azzurro und einige von uns bewunderten die reichen Mineralien Elbas und das wunderbare Parfum "Aqua di Elba". Ein köstliches Abendessen mit Spanferkel erwartete uns dann im Hotel.

8. Tag: Fahrt nach Südtirol


Fahrt über Livorno - La Spezia - Parma nach Sterzing:
Ein sonniger Tag mischte sich langsam gegen Norden mit Wolken und es hieß Abschied nehmen von "bella italia" während unserer schönen Fahrt vorbei an Ligurien, der Emilia Romagna und über Venetien nach Südtirol. Wir wurden im von uns geschätzten Hotel wieder freundlich aufgenommen und einige vertraten sich noch etwas die Füße auf dem Wanderweg in Richtung Sterzing, doch war es sehr kalt geworden. Das traditionelle Abendessen mit Spinatknödel und Apfelkrapfen war ein echter Höhepunkt und versöhnte uns mit der alpinen Kälte.

9. Tag: Heimreise über den Brenner


Sterzing - München - Nürnberg - Dresden:
Nun hieß es schon wieder Koffer packen und Kontakte tauschen, denn die schöne Zeit ging allzu schnell vorbei. Es war eine schöne Reise mit unvergesslichen Eindrücken, gern einmal wieder.
Ihre Studienreiseleiterin Grit Wendelberger
Halle, 18.09.2017

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Reisebericht und Fotos sind passend zu dieser wunderbaren Reise mit sehr netten Mitreisenden, einer kompetenten und freundlichen Reiseleiterin und einem immer entspannten Busfahrer. DANKE!

gudrun migge
23.10.2017

Liebe frau Migge,
herzlichen Dank für Ihren freundlichen Kommentar, den ich gern weiter gebe. Ihnen eine entspannte Advents- und Weihnachtszeit, herzlich Grit Wendelberger

Grit Wendelberger 24.10.2017