Reisebericht: Wandern am Gardasee – im Garten von Europa

13.05. – 20.05.2012, 8 Tage Wanderreise in Italien am Gardasee & im Trentino – Monte Baldo – Monte Brione – Schifffahrt – Torbole sul Garda – Limone – Molveno See – alte Ponale–Straße – Tennosee (circa 54 Wanderkilometer)


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Wandern am Gardasee verspricht grandiose Aussichten. Aber dafür muss man schon ganz schon hoch in die Berge, am besten auf das Monte Baldo Massiv.
Ein Reisebericht von
Ralf Kuchenbecker

13.05.12 – Anreise zum Gardasee nach San Zeno de Montagna

Am Morgen beginnt unsere Reise zum Gardasee in Dresden. Die ersten Gäste steigen hier zu, weitere folgen in Siebenlehn, Chemnitz, Zwickau, Plauen und Münchberg. Am letzten Zustieg machen wir auch unsere erste größere Pause. Auch wenn das Ziel recht nah klingt haben wir bis nach Italien noch über 800 km zurück zulegen. Vorbei an Nürnberg und Ingolstadt durchfahren wir die Holledau, eines der Zentren des Hopfenanbaus in Bayern. Dann folgt auch schon bald München, welches wir natürlich umfahren. Der Verkehr ist flüssig und wir kommen ohne Stau oder stockenden Verkehr voran. Bald schon werden die ersten Berge der Alpen sichtbar, von weiten scheinen sie im Dunst zu liegen, je näher man jedoch herankommt umso klarer wird es. Über die Inntalautobahn fahren wir vorbei an Kufstein und bei Innsbruck biegen wir dann ab in Richtung Brenner Pass. Wir sehen kurz die Sprungschanze vom Berg Igel, überqueren die gewaltige Europabrücke und machen kurz danach auf dem Rastplatz eine Pause. Alle zwei Stunden halten wir bei dieser langen Fahrt an Raststätten an. Über den 1370 m hoch gelegenen Brennerpass erreichen wir Südtirol in Italien. Durch das Eisacktal führt die Route vorbei an der Sachsenklemme, Franzensfeste und Brixen nach Bozen um dann im Etschtal weiter zu verlaufen. Wir passieren noch Trento und Roverreto bevor wir in Affi die Autobahn Richtung Gardasee verlassen. Jetzt muss unser Buschauffeur nur noch einige Serpentinen meistern und wir erreichen nach 12,5 h Fahrt unser Ziel San Zeno de Montagna. Die nächste Woche werden wir im Hotel San Zeno wohnen, welches uns bereits erwartet. Alle Gäste haben ein Zimmer mit Balkon und Blick auf den Gardasee. Nur die Bäder sind etwas eng, daran müssen wir uns erst gewöhnen. Nach dem Abendessen kommt noch unser Wanderreiseleiter Wolfgang Schmidt um sich und die nächsten Tage etwas vorzustellen und um anstehende Fragen zu den einzelnen Wanderungen zu beantworten. Schon jetzt wird klar, dass Wolfgang ein fundiertes Wissen über diese Region hat und sicher werden wir die eine oder andere botanische Besonderheit kennen lernen.

14.05.12 – Wanderung zum Rocca die Garda und zum Monte Lupio

Der Tag begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein, die Berge auf der Westseite des Gardasees werden von der Sonne in ein strahlendes Licht getaucht. Unsere kurze Busfahrt bringt uns von San Zeno aus in die Nähe von Garda. Unsere erste Wanderung führt uns auf den Rocca die Garda, man könnte ihn als Aussichtsberg von Garda bezeichnen. Schon auf diesem Weg kommt das einzigartige botanische Wissen von unserem Wanderleiter Wolfgang Schmidt zu seiner vollen Entfaltung. Für den botanischen Laien ist es erstaunlich, was alles so grünt und blüht. Natürlichen kommen dabei auch die Hobbybotaniker und die Fotofreunde nicht zu kurz.
Nach dem moderaten Anstieg haben wir einen schönen Ausblick auf den Ort Garda mit seinem Yachthafen und den schönen Villen sowie die umliegende Bergwelt. Über gleichen Weg wandern wir zurück zum Bus. Nur eine kurze Fahrt führt uns nach San Vigilio, einem winzigen bezaubernden Örtchen. Durch eine Zypressenallee laufen wir bis zu einem kleinen privaten Hafen mit Restaurant. Nachdem wir die Atmosphäre hier genossen haben biegen wir auf unseren Wanderweg ab. Durch Olivenhaine und einen Steineichenwald erreichen wir den 418 m hohen Monte Lupo. Wieder erwartet uns ein traumhafter Ausblick auf den Gardasse und wir haben dabei Gelegenheit unser Lunchpaket zu essen. Danach erfolgt der Abstieg in den Ort Torri del Bénaco. An der Uferpromende bleibt noch Zeit für ein Eis oder einen Kaffee bevor uns der Bus wieder zurück zum Hotel nach San Zeno de Montagna bringt.

15.05.12 – Schifffahrt Gardasee – Sirmione – Lazise

Heute wollen wir bei einer Schifffahrt den Gardasee genießen. Dazu bringt uns der Bus nach Malcesine. Bevor da Schiff abfährt bleibt noch etwas Zeit für einen kleinen Blick in die Gassen der Stadt. Mit dem Schiff werden wir 3,5 h unterwegs sein, Anlegestellen auf dem Weg nach Sirmione, unserem Ziel, sind noch Gargnano, Maderno, Gardone, Salo, Portese und Garda. So haben wir die Gelegenheit vom Schiff aus das Westufer des Gardasees kennen zu lernen. In
Sirmione bleibt dann ausreichend Zeit für einen Stadtbummel und natürlich auch zum Eis essen. Sehenswert im Ort sind die Grotten des Catull, das sind die Reste einer römischen Villa. Aber auch die alte Scaligerburg mit ihren geschichtsträchtigen Mauern ist einen Besuch wert. Vom mit Schwalbenschwanzzinnen bestückten Wehrgang und dem Turm eröffnet sich ein Blick über die quirlige Stadt. Ein Stück außerhalb des Stadtzentrum wartet der Bus auf uns. Auf dem Weg zum Hotel machen wir noch einen Stopp in Lazise. Dieser kleine Ort ist noch heute von einer vollständigen Stadtmauer umgeben. Hier geht es wesentlich ruhiger zu als in Sirmione und die Stille im Ort ist sehr angenehm.

16.05.12 – Monte Baldo – Monte Altissimo – San Giacomo

In der Nacht regnete es und der Morgen zeigte sich von seiner windigen Seite. Ein kühler Nordwind bescherte uns blauen Himmel und Sonnenschein. So wurde von unserem Wanderreiseleiter Wolfgang Schmidt entschieden, die Gunst der Stunde zu nutzen und auf den Monte Baldo hinauf zu fahren. Mit dem Bus ging es zuerst nach Malcesine und von dort mit der Kabinenseilbahn auf das 1720 m hinauf. Einen einzelnen Gipfel Namens Monte Baldo gibt es eigentlich gar nicht, der Gebirgsstock am Ostufer des Gardasees trägt diesen Namen und besteht wiederum aus mehreren Einzelgipfeln, der höchste ist der Cima Val Dritta mit 2218 m. Oben angekommen ist es ganz schön kalt, eisiger Wind begrüßt uns. An manchen Stellen ist der Regen von letzter Nacht gefroren und frischer Schnee ist ebenfalls zu sehen.
Wir entdecken in Eis verpackte Blüten, auf Schritt und Tritt gibt es interessantes zu entdecken, auch blauen und gelben Enzian. Dazu eine umwerfende Aussicht über den Gardasee bis zu seinem Südufer und natürlich über die gesamte umliegende Bergwelt, deren frischer Schnee von letzter Nacht in der Sonne glänzt. Nach einem Abstieg bis zur Refugio Bocca die Navena beginnt der Aufstieg auf den 2060 m hohen Monte Altissimo. Die Gäste, welche eine leichtere Variante wählen wollen können zur Bocca del Creer wandern, und müssen dann dort auf die Gipfelstürmer etwas warten. Auf dem Altissimo erwartet uns wiederum eine geniale Aussicht. In der Refugio Altissimo kann man einen Cafe genießen oder auch etwas essen. Zu jeder Wanderung haben wir aber auch unser Lunchpaket mit, welches vom Hotel bereitet wird. Nachdem sich beide Teile der Gruppe wieder vereint haben beginnt der Abstieg nach San Giacomo. Der Weg ist mitunter ganz schön steil aber nicht gefährlich. In San Giacomo wartet unser Bus auf uns und bringt uns sicher über Roverreto und die Etschtalautobahn zurück nach San Zeno de Montagna.

17.05.12 – Wanderung um den botanischen Garten von Novezzina.

Mit dem Bus erreichen wir nach knapp einer Stunde Novezzina. Hier befindet sich der Botanische Garten mit einer Übersicht über die Pflanzenwelt des Monte Baldo. Den Garten lassen wir jedoch erst einmal links liegen und erklimmen einen Bergrücken der uns dann weiter auf den 1600 m hohen Monte delle Erbe führt. Oben angekommen genießen wir unser Mittagsbrot in der Sonne. Dazu gibt es heute noch eine Kostprobe einer speziellen Salami aus Parma. Der Blick der uns hier erwartet ist ein etwas anderer, den wir befinden uns heute auf der Ostseite des Monte Baldo Massivs und können so bis ins Etschtal hinein blicken. Einen sehr schönen Blick haben wir auch auf den Monte Altissimo, welchen wir gestern erwandert haben. Der Abstieg erfolgt über einen
Waldweg und danach noch über ein Stück der Straße zu unserem Ausgangspunkt, dem Botanischen Garten von Novezzina. In der dortigen Refugio bleibt Zeit für einen Kaffee und auch zum Rundgang durch den Botanischen Garten. Mit dem Bus fahren wir jetzt nach Spiazza, unterwegs gibt es noch einen Fotostopp für Blumenfreunde und an einem „Jungbrunnen“. In Spiazza steigen wir zur Wallfahrtskirche „Madonna della Corona“ ab, welche auf einen Felsvorsprung 770 m über dem Etschtal thront. Es ist beeindruckend wie die beschränkten Platzverhältnisse für den Bau ausgenutzt wurden. Wir lauschen kurz der Messe und genießen die Aussicht von hier oben. Die Fahrt zurück ins Hotel nach San Zeno de Montagna führt uns über Platano. Hier machen wir noch einen Fotostopp an der ältesten Platane Italiens, sie ist ca. 800 Jahre alt.

18.05.12 – Prada Plateau – Telegrapho

Heute haben wir eine sehr kurze Anfahrt zum Beginn unserer Wanderung. Nach 15 Minuten erreichen wir die Streusiedlung Prada Alta. Wir nutzen die Seilbahn um das Prada Plateau zu erreichen und fahren von 1000 m auf 1815 m auf. Die Seilbahn ist eine Standseilbahn im wahrsten Sinne des Wortes, denn man steht bei der Auffahrt in einem Korb der einem römischen Streitwagen ähnelt.
Nach der Zwischenstation geht es dann in einem ganz normalen Sessellift weiter. An der Rifugio Fiori de Baldo beginnen wir unsere Wanderung Richtung Telegrapho. Entlang einer Bergwiese wandern wir auf einem breiten Weg bis zu einem Felsdurchbruch. Heute gibt es nicht so viele botanische Besonderheiten zu sehen, aber wir entdecken unter anderem die Kernersche Schmuckblume, welche nur hier wächst. Nach dem Felsdurchbruch wandern wir auf schmalem Weg an der Ostseite des Monte Baldo Massivs. Nach ca. 2,5 Stunden erreichen wir die Rifugio Telegrapho und es sind nur noch wenige Meter bis auf den Gipfel des 2200 m hohen Berges. Am Gipfelkreuz hat man eine Rundumsicht und wir sehen noch einmal die Wanderstrecken und -ziele der letzten Tage. Der Rückweg erfolgt über die gleiche Strecke, unterwegs wird es spürbar kälter und es beginnt leicht zu Graupeln. An der Seilbahnstation teilt sich die Gruppe, ein paar Gäste wollen mit Wolfgang noch zu Fuß zur unteren Seilbahnstation laufen, die meisten Gäste fahren aber mit der Bahn hinunter. Da unser Bus auf uns wartet gibt es die Möglichkeit sich zu wärmen und einen Kaffee zu trinken. Das Wetter hat schließlich auch noch die Wanderer vom Berg geschickt und so konnten wir alle gemeinsam zum Hotel nach San Zeno de Montagna zurück fahren. Der restliche Nachmittag wird dann individuell genutzt, die Sonne scheint jetzt auch wieder.

19.05.12 – Wanderung zum verlassenen Dorf Campo

Die Wanderung am heutigen Tag beginnt direkt am Hotel. Nachdem wir ein Stück entlang der Straße gelaufen sind biegen wir auf einen von Esskastanien und Maronen gesäumten Wirtschaftsweg. Wieder gibt es einige botanische Besonderheiten zu entdecken, u.a. eine spezielle violette Orchidee. Unser Weg führt mit Beständigkeit bergab, mal mehr, mal mehr steinig. Unterwegs erläutert Wolfgang immer wieder Besonderheiten, z.B. wie die Oliven in den Hanglagen geerntet werden und wie die Menschen früher auf den steilen Wegen die Waren des täglichen
Bedarfs transportiert haben. Dazu benutzten sie einen speziellen Schlitten, welcher meist von einem Esel gezogen wurde. Auch sehen wir einen alten Kalkbrennofen und Wolfgang erläutert die Herstellung von Kalk zu früherer Zeit. Immer wieder kommt der Gardasee ins Blickfeld und auch Wanderziele aus den vergangenen Tagen, wie das Prada - Plateau. Nach der Mittagspause im Sonnenschein wartet ein besonderer Höhepunkt auf uns. Wir besuchen das verlassene Dorf Campo, was heute nur noch durch eine Familie bewohnt wird. Viele Gebäude sind über die Jahre baufällig geworden und erst jetzt beginnt man mit der Sanierung. Ein Kleinod ist die kleine Kirche mit ihren wunderbar erhaltenen Fresken. Wolfgang, ein Kenner dieses Dorfes seit vielen Jahren erzählt mit Begeisterung. Bei der Bauernfamilie gibt es auch noch die Möglichkeit Ziegenkäse aus eigener Herstellung zu kaufen, was einige Gäste auch gern in Anspruch nehmen. Durch Olivenhaine wandern wir weiter, jetzt mäßig bergab nach Casteletto. Hier haben wir noch einmal die Gelegenheit das süße Leben zu genießen, jeder auf seine Weise. Meist jedoch mit einem Eisbecher aus der Gelaterie direkt am Ufer des Gardasees. Unser Bus, welcher ganz in der Nähe wartet bringt uns wieder zurück nach San Zeno de Montagna.

20.05.12 Heimreise

Am Morgen werden wir von den Ausläufern des Erdbebens in der Provinz Bologna geweckt. Zum Glück entstehen bei uns keine Schäden und alle Gäste sind wohlauf. Nach dem Frühstück beginnen wir unsere Heimreise. Die Fahrt durch das Etsch- und Eisacktal bei strahlendem Sonnenschein ist ein Genuss. Wir machen, wie auf der Anreise, wieder alle zwei Stunden Pause. Nach unserer Pause an der Raststätte Irschenberg kommen wir auf der Autobahn durch den starken Rückreiseverkehr sehr langsam voran. Leider bedeutet das eine Stunde Zeitverzug. Die meisten Gäste werden an den Ausstiegsstellen von einem Transferfahrzeug an ihren Heimatort befördert.
Eine schöne und erlebnisreiche Wanderwoche am Gardasee und dem Monte Baldo ist nun zu Ende.

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