Reisebericht: Wandern am Gardasee – im Garten von Europa

15.09. – 22.09.2012, 8 Tage Wanderreise in Italien am Gardasee & im Trentino – Monte Baldo – Monte Brione – Schifffahrt – Torbole sul Garda – Limone – Molveno See – alte Ponale–Straße – Tennosee (circa 54 Wanderkilometer)


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Der Gardasee ist wohl eines der anziehendsten Urlaubsgebiete in Europa. Hier kann man allerdings nicht nur Erholung finden, sondern auch zu Fuß das Monte Baldo Massiv entdecken. Unsere Wanderungen führten uns entlang der Ostseite des Gardasees, wo jeder Tag etwas Neues zu bieten hatte.
Ein Reisebericht von
Anne Sturm

1.Tag  – Anreise


Früh am Morgen ging es für den Großteil von uns schon am Flughafen in
Dresden los, schließlich ist die Busfahrt zum Gardasee schon eine lange Tour. Nach zwei weiteren Zustiegen und einem kurzen Stopp am Neukirchner Wald, wo Fahrer Stefan zu uns stieß um uns über die komplette Reisezeit freundlich und sicher zu chauffieren. Dass Italien ein begehrtes Reiseziel ist, wird uns dann auch auf der Autobahn bewusst. Doch trotz viel Verkehr, heiklen Parksituationen auf Raststätten und einer vollen Brennerautobahn sollten wir pünktlich unser Hotel am Gardasee erreichen. Neben einem Begrüßungsgetränk wartet im Hotel „Bellavista" dann auch gleich das Abendessen auf uns, sodass wir uns bei einem wunderschönen Sonnenuntergang schon auf die folgende Wanderwoche einstellen können.  Nach dem Essen haben wir dann auch unsere erste Begegnung mit Wolfgang, unserem Wanderführer, welche auf seine kauzige aber sehr liebenswerte Art erstmal ein paar Informationen zum weiteren Reiseablauf an uns weitergibt. Wie auf vielen Wanderreisen sagt er auch gleich von vornherein, dass alle Tage immer wetterabhängig gestaltet werden.

2. Tag – Hochplateau Prada Alta


Wie angekündigt fangen wir dann auch mit dem eigentlich letzen Tag an. Stefan fährt uns bis zum Fuße des Plateaus,  wo neben uns auch eine kleine Hochzeitsgesellschaft mit der Seilbahn fahren möchte. Und diese Seilbahn ist einzigartig! Einsteigen kann man nicht, man muss reinspringen, doch bei unserer sportlichen Gruppe schafft das natürlich jeder mit Bravour! Die viertelstündige Fahrt lässt uns Zeit, den Ausblick hinab zum Gardasee zu genießen. Unter uns weiden die Kühe, das Bimmeln ihrer Kuhglocken ist ein Geräusch, welches uns in den nächsten Tagen öfters begleiten wird.Oben angekommen, müssen wir dann erstmal etwas warten, sind doch auf dem Weg nach oben ein paar Wanderstücke verloren gegangen. Wie von Zauberhand hängen diese aber eine viertel Stunde später an einer der Gondeln und wir können unseren Weg beginnen. Das Tagesziel lautet Monte Telegrafo auf 2200m. Nachdem uns die Gondel schon von 1000m auf 1800m gebracht hat, können wir den ersten Teil der Strecke ohne größere Steigungen genießen, allerdings sieht man, wie der Berg langsam vom Nebel einghüllt wird. So können wir die Aussicht beim ersten Halt noch genießen, alle weiteren werden uns verwehrt und wir blicken auf eine Nebelwand. Trotzdem halten wir immermal kurz an, damit Wolfgang uns gerade die typische Fauna besser erklären kann. Wir laufen über relativ schmale Wege, je höher wir steigen desto nebliger wird es, teilweise ist der Untergrund nur Schotter und abgebrochener Stein. Nach gut 2,5 Stunden erreichen wir das Gipfelkreuz, Fotoapparate werden gezückt. Für einen kurzen Moment reißt sgoar der Nebel auf und wir erhaschen einen Blick auf den Gardasee, welcher weit unter uns liegt. An der Refugio machen wir Mittagspause, ein paar von uns bleiben draußen und essen das Lunchpaket, welches wir jeden Tag vom Hotel bekommen, die anderen gehen in die Baude hinein, wärmen sich bei Kaffee oder Tee auf. Der Rückweg gleicht dem Hinweg und mittlerweile ist der komplette Berg in Nebel gehüllt. Jeder scheint etwas in Gedanken, es ist ruhig. Erst als Wolfgang einen kleinen, allerdings etwas schwieriger zu laufenden Weg anbietet, scheinen alle wieder munter zu werden. Die Gruppe teilt sich und erst an der Seilbahnstation kommen wir wieder zusammen. Die Kälte und der Nebel haben uns zugesetzt und so beschließen wir, auch den Rückweg mit der Seilbahn zu nehmen. Unten werden wir dann von schönstem Sonnenschein begrüßt, doch ein Blick noch oben zeigt das Hochplateau immernoch in Nebel gehüllt. Letztendlich war es jedoch ein schöner erster Wandertag, welcher mit dem guten Abendessen im Hotel abgerundet wird.

3.Tag – Rocca di Garda und Monte Luppia


Am nächsten Tag treffen wir Wolfgang an der Hotelterasse. Es soll zur lieben Gewohnheit werden, dass wir jeden Tag Napoleons Nase, den Gipfel des Monte "Napoleone", betrachten. Ist die Nase, also der höchste Gipfel, in Nebel gehüllt, wird das Wetter schlecht. Heute haben wir allerdings beste Sicht auf seine Nase, es wird ein sonniger Tag.
Wir fahren mit dem Bus ein kurzes Stück Richtung Garda und halten unterhalb des Hausberges der Stadt. Der Weg auf den Rocca gleicht eher einem Spaziergang. Wir halten auf halber Höhe und blicken ins Hinterland und hinunter ins Tal. Weit hinten zeigt Wolfgang auf den Monte delle Erbe, ein weiteres Ziel unserer Wanderwoche. Oben angekommen sieht es eher aus wie in einem wilden Garten, wir genießen den Blick hinab auf Garda und den grandiosen Ausblick über den See.Nach einer kleinen Runde kehren wir zum Bus zurück, machen uns auff zur nächsten Tagesetappe. Bevor wir jedoch den Monte Luppia in Angriff nehmen, verweilen wir in San Vigilio. Durch eine Zypressenallee gelangen wir zu einem herrschaftlichen Anwesen, luken neugierig durch die Gitter in den Innenhof. Wir spazieren zu der kleinen anliegenden Bucht, laufen vor zum Steg und und genießen die leichte Brise, bevor Wolfgang uns zum Aufbruch mahnt, schließlich sind wir doch zum Wandern hier! Wir schlendern zurück, überqueren todesmutig die Straße und finden uns prompt auf einem kleinen Olivenhain wieder und stehen, wie wir von Wolfgang erfahren, am Fuße des Monte Luppia. Der Weg hinauf ist angenehm zu laufen, es ist schattig und eine ganze Zeit lang begegnet uns kein Mensch. Erst an einem Aussichtspunkt sind wir nicht mehr allein, ein paar Radler fahren an uns vorbei. Riesige Steineichen wachsen nun links und rechts am Wegesrand. Wolfgang zeigt uns alte Steinzeichnungen, Rocca di Giselle, und führt uns immer weiter nach oben. Pünktlich zum Mittag überrascht uns wieder eine traumhafte Aussicht, wir holen unser Lunchpaket aus dem Rucksack und rasten. Uns wird bewusst, dass wir genau für solche Momente wandern!
Auf dem Rückweg lässt Wolfgang ab und an noch sein botanisches Wissen aufblitzen. Wir steigen nach Torri del Benaco ab, beenden die Wanderung mit einem gemeinsamen Eisessen und schlendern noch etwas am Hafen des kleinen Örtchens entlang, bevor wir mit dem Bus wieder nach San Zeno fahren.

4.Tag – Campo, das verlassene Dorf


Am Morgen schauen wir auf Napoleons Nase und - sie ist frei. Beste Voraussetzungen also für einen erneut wunderschönen Wandertag. Wir starten heut anfangs ohne Wolfgang und sammeln ihn unterwegs in der Nähe seines Heimatortes ein. Mit 4 Gastwanderern starten wir auf alten Eselspfaden nach Campo, einem Dorf, welches aufgrund fehlender Arbeit und auch der Abgeschiedenheit über die Jahre alle Einwohner verloren hat. Immer, wenn wir uns umdrehen, können wir die grandiose Aussicht auf den Gardasee genießen. Campo erscheint dann eher verwunschen als verlassen. An den alten Häuserwänden rankt der Efeu herunter, überall hängen alte Spinnenweben. Im Inneren der Häuser ist vieles verstaubt. In einem Haus betreiben 2 Frauen noch einen kleinen Kiosk, extra für vorbei laufende Wanderer. Die Kapelle im Dorf zeigt dann aber auch die Spuren der Jahre. Wolfgang, der sich schon mehrere Jahre um den Erhalt und die Rekonstruktion des Dorfes bemüht, erzählt von Tagen, wo die Wandmalereien noch mehr als deutlich waren. Unsere Wanderung führt uns weiter und mit fortlaufender Zeit immer weiter bergan. Wir erreichen Le Ca, machen auf dem Privatgrundstück eines Freundes von Wolfgang Picknick, genießen Sonne, Aussicht und - nach dem doch etwas anstrengenderen Anstieg - die Pause. Der weitere Weg führt uns entlang an Esskastanien-Plantagen, viele davon befallen durch die Miniermotte und dadurch arg zurückgeschnitten. Wir laufen jetzt immer leicht bergab, Wolfgang weist immer auf die Besonderheiten des Weges hin - alte Mauern oder auch Kalköfen, auf jeden Fall immer interessant. Im Restaurant "Alla Fassa" machen wir erneut eine Pause, belohnen uns mit einem kühlen Bier oder einem Kaffee und lassen uns von der Nachmittags-Sonne verwöhnen. Wir nähern uns Casteletto, halten kurz am Dorfplatz und bestaunen wunderschöne Bougainvillea. Angekommen am Ufer des Gardasees müssen wir dann leider noch etwas warten, ehe unser Busfahrer uns abholt und wieder sicher zum Hotel bringt.

5.Tag – Botanischer Garten


Heute ist der Tag der großen Wanderung - dachten wir... Napoleons Nase und auch Wolfgang sagen allerdings schlechtes Wetter voraus, sodass wir kurzfristig umstellen und die Wanderung rund um den Monte delle Erbe und am botanischen Garten vorziehen. Wir fahren ein knappe Stunde, steigen aus und jeder macht sich regenfest. Als wir loswandern ist der Regen noch leicht, doch je weiter wir laufen desto stärker wird der Regen und man muss feststellen, dass es alles andere als erholsam ist. Nach einer knappen Stunde Laufzeit entscheiden wir uns zum Umkehren. Der Himmel sieht auch nicht danach aus, als ob er in nächster Zeit aufreißen würde. Wir trotten zurück und trotz bester Ausstattung ist jeder von uns mehr oder weniger durchnässt.Wir kehren in der Refugio am botanischen Garten ein, machen Mittag und wärmen uns mit Glühwein auf. Die kulinarischen Köstlichkeiten in dem Restaurant sind wahrscheinlich auch nur ein Geheimtip.
Nachdem wir uns alle wieder etwas aufgewärmt haben und auch etwas trockner sind, nehmen wir trotz allem noch den zweiten Tagesausflug m Angriff - die Wallfahrtskirche Madonna della Corona. Wir fahren die gleiche Straße, die wir hinauf gefahren sind, wieder zurück. Diesmal halten wir in Spiazza an einem kleinen Parkplatz an, um die kurzen Weg hinab zur Kapelle zu laufen. Aufgrund der allgemeinen Wetterlage entscheidet sich ein Teil von uns, doch im Bus zu bleiben und sich lieber etwas aufzuwärmen. Der andere Teil begibt sich auf den Weg, welcher gesäumt ist von Statuen aus Bronze, die die Passion Christi darstellen. Die kurzen Augenblicke, in denen wir durch die Wolken und den Nebel ins Etschtal blicken können sind atemberaubend. Genauso könnte man auch den Bau der Wallfahrtskirche nennen. Sie sieht aus wie aus dem Fels gehauen, als schwiege sie sich an der Berg. Im Inneren besticht die Kirche mit ihrer Schlichtheit, kaum etwas ist zu sehen von dem Prunk, den viele andere Kirche in sich haben. Wir genießen die Ruhe.
Der Rückweg über Treppen oder erneut die Asphaltstraße ist eher Entspannung als Anstrengung, der Weg hat sich gelohnt! Wir steigen in den Bus, wärmen uns mit Kaffee und Tee, fahren zurück ins Hotel.

6.Tag – Schifffahrt auf dem Gardasee


Der heutige Tag dient der Erholung!Auf dem Programm steht eine Schifffahrt über den Gardasee und so machen wir uns früh auf, um mit dem Bus nach Malcesine zu fahren. Der kleine Ort lädt vorher noch zu einem Bummel ein, wir beobachten, wie das Gewusel so langsam mehr wird. Dreiviertel 11 kommt dann auch schon unser Schiff, wir steigen ein und jeder sucht sich den besten Platz. Das Wetter ist traumhaft und so tankt jeder von uns Sonne satt. In den knapp 3 Stunden fahren wir einmal quer über den Gardasee, vorbei an Gargnano, Maderno, Gardone, Salo, Portese und Garda. In Sirmione erwartet uns Gedränge pur, der Ort ist überlaufen. Allerdings, wer etwas abseits des Stromes läuft, findet immer wieder kleine romantische Ecken, oft mit direktem Zugang zum Meer. Auch die alte Skaligerburg ist einen Besuch wert, hat man doch einen tollen Ausblick über die Stadt. Nachdem sich jeder von uns etwas gestärkt hat, machen wir uns langsam auf den Heimweg. In Bardolino machen wir nochmals halt. Verwandte unserer Gastleute betreiben hier ein Weingut und so nutzen wir die Gelegenheit, um reichlich Weiß-, Rot- und Rosewein sowie 2 verschiedene Grappa zu verkosten. Vorher haben wir uns natürlich noch kurz durch die heiligen Räume des Gutes führen lassen. Nach der Verkostung nehmen wir einige Souvenire mit, gerade auch das frische Olivenöl ist ein tolles Mitbringsel.
Am Abend wartet im Hotel ein besonderes Essen auf uns. Nicht das normale Menü wird aufgetischt - es ist Grillabend! Wir essen gegrilltes Gemüse, Massen an Fleisch und, eher untypisch, ganz zum Schluss auch noch ein paar Kartoffeln. Bleibt festzuhalten, dass es zwar geschmeckt hat, aber die Portion für doppelt so viele Leute gereicht hätte. Wie auch immer, wir waren alle satt und zufrieden!

7.Tag – Monte Altissimo


Das Beste zum Schluss - den höchsten Gipfel haben wir uns dann doch für den letzten Tag aufgehoben, wohlwissend, dass wir am nächsten Tag die Beine im Bus hochlegen können. Das Wetter scheint heut auch mitzuspielen und so machen wir uns erneut auf den nunmehr bekannten Weg nach Malcesine. Mit der Seilbahn gelangen wir auf knapp 1700m und packen uns erstmal ein,pfeift doch ein ordentlicher Wind in der Höhe. Ganz neue Entdeckungen machen wir auf dem Weg zum ersten Aussichtspunkt. Zuerst werden wir von Lamas beäugt, danach beobachten wir auch noch Murmeltiere, die immer wider neugierig aus ihrem Bau gucken. Nach 10 Minuten Laufweg breitet sich der Gardasee erneut zu unseren Füßen aus, wir können bis Torbole am Nordufer des Sees schauen. Dann machen wir einen kleinen Umweg: Um nicht einen steilen steinigen Weg laufen zu müssen, führt uns Wolfgang auf einem Trampelpfad über eine Weide hinab zur Refugio Bocca di Navena. Mittlerweile ist auch die Wolkendecke etwas aufgerissen und wir genießen die warmen Sonnenstrahlen sowie den weiten Blick über das Monte Baldo Massiv. Kurz bevor es auf den Altissimo hoch geht, trennt sich unsere Gruppe erneut. Ein Teil geht den nicht so steilen Weg hin zur Refugio unterhalb des Bocca del Creer, der andere Teil nimmt den Monte Altissimo in Angriff. Es wird nun zunehmend steiler, wir laufen teilweise quer zum Massiv. Immer wieder gibt es wundervolle Aussichten, erst kurz vor dem Gipfel zieht es sich wieder zu. Und so ist es wie am ersten Tag - oben angekommen und es gibt nichts zu sehen außer Nebel. Wir lassen uns aber nicht beirren, schließlich ist der Weg das Ziel. Nach der Mittagspause beginnnen wir den Abstieg, treffen an der Refugio auf den anderen Teil der Gruppe und wandern gemeinsam nach San Giacomo. Zuerst geht es gemütlich über eine Kuhweide, die Tiere scheinen an die Wanderer gewöhnt zu sein. Dann folgt ein wesentlich steilerer Abstieg, die Nässe macht den Weg rutschig, schließlich liegen im Spätsommer doch schon ein paar Laubblätter unten. Nichtsdestotrotz haben wir ja Zeit und können in aller Ruhe absteigen. Der letzte Teil ist dann doch eher gemütlich zu laufen und so geht langsam eine wundervolle Wanderwoche zu Ende.

8.Tag – Abreise


Am letzen Tag starten wir zeitig, schließlich weiß fast jeder, was es bedeutet an einem Septembersamstag über den Brenner zu müssen. Doch es hilft nichts, wir scheinen an jeder möglichen Ecke im Stau zu stehen. Bleibt Zeit, die Reise nochmals Revue passieren zu lassen und einen Ausblick zu geben auf weitere Wanderreisen, die man zusammen machen könnte. Letztendlich kommt jeder, wenn auch verspätet, zu Hause an, und fällt höchstwahrscheinlich todmüde von der anstrengenden Fahrt ins Bett.

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