Reisebericht: Süd–Italien – Rundreise durch Kalabrien

26.04. – 08.05.2012, 8 Tage Flugreise Kalabrien mit Tropea – Capo Vaticano – Nicotera – Pizzo – Reggio Calabria – Scilla – Serra San Bruno – Locri – Gerace – fakultativ: Liparische Inseln


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
53 Prozent des Unesco-Weltkulturerbes befinden sich in Italien. So die Meinung unserer italienischen Gästeführer. Nach der intensiven Kulturreise in einer kleinen aber feinen Gruppe durch den Süden Italiens mögen wir keine Zweifel mehr daran hegen...
Ein Reisebericht von
Peter Rudolph

Reisebericht

1.Tag Do. 26. 04. 2012: Anreise
 
Heute morgen starten 12 Reisegäste und ich von 3 verschiedenen Flughäfen aus nach Frankurt/Main. Neapel heißt unser Zwischenziel, doch zunächst treffen wir uns pünktlich am Gate in Frankfurt und heben nur leicht verspätet ab. In Neapel angekommen, fehlt ein Koffer, der wohl in Frankfurt hängen geblieben ist. Was zu tun ist, ist für EHT-Reiseleiter reine Routine und schon am nächsten Abend ist der vermisste Koffer im Hotel. Zu diesem reisen wir mit einem italienischen Kleinbus nach ca. 1,5 Stunden. Zunächst erhebt sich links von uns drohend der Vesuv, bevor wir in die Monti Lattari, die Milchberge eintauchen.


Hinter diesen erblicken wir eine 7-Sterne Aussicht auf den Golf von Salerno. Unser Hotel hat diesen ebenso, denn es liegt an einem unverbaubaren Hang in einem Ortsteil von Agerola. Tief unter uns befindet sich die Amalfiküste, auf die sich alle schon freuen.
 
2.Tag Fr. 27. 04. 2012: Amalfiküste
 
Nach einem ausgiebigen Frühstück nehmen wir unsere örtl. Reiseleiterin Viktoria an Bord und fahren zunächst nicht an die Küstenstrasse, denn ein Teil dieser ist durch einen Erdrutsch verschüttet worden. Statt dessen statten wir der kleinen Stadt Ravello einen Besuch ab, die jedem Opernfan ein begriff ist. Richard Wagner überwandt hier


angesichts der weltberühmten Villa Rufolo seine Schaffensblockade, indem er dort Klingsors Zaubergarten erblickte. Nun reisen wir über steile Serpentinen nach Amalfi hinunter und steigen in ein eigens gemietetes Boot, um die Küste vom Meer aus anzuschauen. Hinter jeder Felsnase bietet sich ein neuer beeindruckender Blick auf die Steilen Berge, an der die kleinen Städtchen wie Schwalbennester kleben. Zurück in Amalfi bestaunen wir zunächst den Dom von innen und außen und haben noch Zeit, durch die engen und verwinkelten Gassen zu schlendern. Danach fahren wir steil bergauf und gelangen über unzählige Haarnadelkurven und dem freien Stück der Amalfitana zu unserem Hotel zurück.
 
3.Tag Sa. 28. 04. 2012 Paestum
 
Unsre Reise führt uns zunächst am Golf von Salerno vorbei in die Pianta del Sele wo wir uns ein Stück Griechenland in Italien anschauen wollen. Das antike Paestum wurde als Poseidonia im 7. Jh. v. Chr. von Griechen als eine ihrer vielen Koloniestädte gegründet. Es wartet mit drei riesigen Tempeln auf, welche in Größe und  Erhaltungszustand die meisten in Griechenland übertreffen. Die Gegend ist übrigens auch berühmt für den Büffelmozzarella, dessen Genuß wir uns vor der Kulisse der mächtigen Ruinen nicht


entgehen lassen. Nun haben wir noch eine weite Strecke zurück zu legen, die jedoch mit einigen Photostops und Pausen aufgelockert wird. Wir überqueren das Cilento, ein bergiges Naturreservat mit einigen auf Bergspitzen angesiedelten, mittelalterlichen Dörfern und erblicken danach den Golf von Policastro, dessen meist felsige Küste jener bei Amalfi an Schönheit in nichts nachsteht. Nach einigen Stunden erreichen wir unser Domizil in Amantea, wo wir den Tag, wie schon die letzten, bei einem typischen Italienischen Essen, also mindestens vier Gängen ausklingen lassen.
 
4.Tag So. 29. 04. 2012 Gerace und Tropea
 
Mit unserem local guide Sebastiano reisen wir heute in die alte Stadt Gerace. Dazu müssen wir den südlichsten Gebirgszug Kalabriens, das Aspromonte überqueren. Mit einer Höhe von fast 2000 m weist es Wälder auf, die einen fast an alpine Landschaften erinnern.  Gerace selbst liegt uneinnehmbar auf einem Felsen und war über Jahrhunderte nicht mit Fahrzeugen zu erreichen. Für Ausnahmen wurde in neuer Zeit eine Zufahrtsstrasse gebaut, auf der wir in einer Bimmelbahn in die Stadt gelangen. Wegen der wenigen Autos hier umfängt und eine feine Stille. Gerace wurde auch die Stadt der hundert Kirchen genannt - es waren in der Tat mal fast 70 - und geistiges Zentrum des Glaubens in Kalabrien. Wir erkunden u. a. auch die Kathedrale aus 8. - 11. Jh.  welche die größte Kirche ganz Kalabriens ist. Zugleich genießen wir während der Führung die unvergleichlichen Ausblicken auf das ionische Meer. Der zweite Tagespunkt ist die mittelalterliche Stadt Tropea, am gegenüber liegenden thyrennischen Meer. Manche meinen, es sei der schönste Ort an der kalabrischen Westküste. Auch hier lassen wir es uns nicht nehmen, einen Blick in den Dom zu werfen, der im normannischen Stil, mit fast gotisch anmutender, spitzbogiger Stützenabfolge im Langhaus erbaut worden ist. Den Abschluß bildet ein Blick auf die wohl berühmteste Sehenswürdigkeit der Stadt, nämlich die vorgelagert auf einer kleinen Insel befindliche Kirche Santa Maria dell´ Isola. Ein schöner Anblick, der immer ein Photo wert ist.


 
 
5.Tag Mo. 30. 04. 2012 Ausflug ins Hinterland Kalabriens
 
Der fakultative Ausflug führt uns auf Wunsch der Gäste in die Serre, ein bewaldetes Bergland in dessen Kiefern- und Ahornwäldern die Karthause San Bruno unser Ziel ist. Sie wurde im Jahre 1091 vom hl. Bruno, ehem. Erzbischof von Köln gegründet. In die Klausur der nach strengen Regeln lebenden Mönche dürfen wir nicht hinein. Jedoch gibt es ein sehr gut eingerichtetes Museum, das uns das Klosterleben sehr gut veranschaulicht. Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch dichte Wälder und über Wiesen, begleitet vom frühlingshaften Vogelgezwitscher erreichen wir die Wallfahrtskirche San Bruno, wo er und seine Gefährten bestattet sind. Zurück führt uns unser Weg in die mittelalterliche Stadt Pizzo.


Hier stärken wir uns zunächst mit einer Pizza, oder gehen gleich das berühmte Trüffeleis Tartufo essen, das hier erfunden wurde. Nach einer kurzen Erklärung der sehr kleinen Stadt mit ihrem klotzigen normannischen Fort und dem wunderbar weißen Sandstrand haben wir Zeit zur freien Verfügung und tauchen in die engen Gassen ein. Gemeinsam beenden wir diesen Tag beim Abendessen im Hotel.
 
 
6.Tag Di. 01. 05. 2012 Matera
 
Wir wechseln heute vom thyrennischen Meer zur Adria. Auf dem langen Weg dorthin, am ionischen Meer, bzw. dem Golf von Taranto entlang, gelangen wir nach Matera, der Stadt der Sassi. Sie ist einzigartig und steht seit 1993 auf der Unesco Welterbeliste. Von der hohen Patrizierstadt mit ihren Palästen gehe zwei Tuffsteintäler ab, die Sassi. In ihnen wohnten und verelendeten die städtischen Unterschichten in kleinen Häuschen und Höhlenwohnungen. Berühmt 


wurden sie durch den Roman con Carlo Levi, Christus kam nur bis Eboli. Danach siedelte man die 15000 Menschen aus der „Schande Italiens“ 1952 um, stellte jedoch die zwei Sassi unter Denkmalschutz. Heute sind viele Häuser saniert, auf modernen Standart gebracht und teuer verkauft oder vermietet. Staunend erleben wir zwei Labyrinthe aus engen Gassen, Treppen und Stiegen. Unsere Eindrücke in Matera verarbeiten wir bei Eis und Kaffee an der Piazza. Noch eine gute Stunde Fahrt und wir erblicken die Adria und sind auch bald in unserem Hotel in Torre Canne. Mangoldrisotto und Fasanenragout schaffen einen würdigen Abschluss des Tages.
 
 
7.Tag Mi. 02. 05. 2012 Lecce und Otranto
 
Unsere Reise führt uns heute zunächst nach Lecce, das für alle Freunde des Bearock ein absolutes Muß ist. Mitunter fühlt man sich nach Spanien versetzt. Die spanische Vorherrschaft im Königreich Neapel fürhte hier zu einem pittoresken Stil, der als Lecceser Barock bezeichnet wird. Uns fallen auch viele spanische Nachnamen an Klingelschildern auf. Die Basilika Santa Croce setzt mit überbordender Ornamentik an der Fassade allem die Krone auf.





Nach Eis und Kaffee auf der Piazza Oronzo begeben wir uns zur östlichsten Stadt Italiens, in die wehrhaft ummauerte Stadt Otranto. Höhepunkt unserer Führung ist der Besuch der Kathedrale Santa Annunziata. Hier sind ein flächendeckendes Bodenmosaik aus dem 12. Jh. und eine riesige Krypta mit über 40 antiken Säulen zu  bewunden. In einer Seitenkapelle sind zudem die Gebeine von 800 Bürgern aufgebahrt, die 1480 bei einem Massaker durch die Türken ums Leben kamen, weil sie dem Christentum nicht abschwören wollten. Schnell ist der Tag zu Ende, denn in beiden Städten kann man durchaus noch ein oder zwei Tage mehr verbringen.
 
 
8.Tag Do. 03. 05. 2012 Torre Canne
 
Heute ist ausspannen angesagt. Der Tag steht zur freien Verfügung. Unser Hotel verfügt über einen großen Pool mit ausreichend Liegen, sowie direktem Zugang zum Meer am eigenen Strand. Wer als Lust aufs Baden hat, kann problemlos zwischen Salz- und Süßwasser wählen oder wechseln. Bis in den


ehemaligen Fischerort Torre Canne kann man per pedes entweder auf der Strasse, oder, was viel schöner ist, am Sandstrand gelangen. Das macht umso mehr Spaß, weil die Sonne lacht und es trotzdem wegen einer leichten Brise vom Meer noch nicht zu heiß ist. Es tut gut, einfach mal die Seele baumeln zu lassen und Zeit zu haben, die vielen unterschiedlichen Eindrücke von Landschaft und Architektur, welche die Reise bisher bot zu verarbeiten.
 
 
 
9.Tag Fr. 04. 05. 2012 Ostuni und Albarobello
 
Wir begeben uns zunächst nach Ostuni, der weißen Stadt am Meer. Sein trägt ihren Namen zu recht und ist reinweiß gekalkt. In den engen Gassen, mal eben, mal nur aus Treppen bestehend, ist es angenehm kühl bei ansonsten 25 Grad im Schatten. Weit schweift von der Stadtmauer der Blick in die Küstenebene. Mit unserer Gästeführerin Madja reisen wir nun in eine Masseria mitten auf dem Lande. Dies sind große Bauernhöfe, meist noch ummauert, die sich autark versorgten. Heute sind sie oft 5 Sterne Hotels und bieten wie schon früher, nur Lebensmittel aus eigener Produktion an. Hier essen wir und werden mit soviel verschiedenen Kleinigkeiten verwöhnt, dass nichts mehr reingeht. Alles schmeckt herrlich und immer neue Dinge kommen auf den Tisch. Das Essen muß abtrainiert werden. Dieses tun wir im Land der Trulli. Wir


spazieren durch Alberobello, einer Stadt voll mit den so genannten Zipfelmützenhäuschen, die in traditioneller Bauweise mit runden Steindächern errichtet wurden. Unter ihnen befand sich meist eine Zisterne. Irgendwie sieht das witzig und märchenhaft zugleich aus. Man meint, es müssten gleich irgendwelche Zwerge um die Ecke biegen. Innen finden wir es in einem Trullo recht geräumig, und auch eine Verkostung mit mehreren traditionellen Likören hinterlässt wahrlich einen guten Eindruck. Durch endlose Olivenfelder reisen wir zurück zum Hotel.
 
10.Tag Sa. 05. 05. 2012 Castel del Monte
 
Der Stauferkaiser Friederich II. ist heute unser Thema. Von Torre Canne aus reisen wir auf die Murge-Hochfläche und sehen schon von weitem das beeindruckende Castel del Monte strahlend weiß in Kalkstein leuchtend. Weit blickt man von hier aus in die Ebenen. Es ist eine Hommage an die Zahl acht und niemand weiß, wozu es eigentlich diente und ob Friederich II. mit seinem Hofstaat überhaup einmal hier war. An den achteckigen Hauptbau schmiegen sich acht achteckige Türme. Die trapezförmigen Haupträume sind mit riesigen Kaminen versehen. Von der ehemals prächtigen Marmorausstattung ist jedoch nicht mehr viel vorhanden. Auch wir können das Rätsel um den Bau nicht l


ösen und begeben uns ans Meer nach Trani. Hier steht neben einem mächtigen Castel des Staufers, das tatsächlich Verteidigungszwecken diente eine der schönsten Kirchen Süditaliens zu sehen. Sie Kathedrale von Trani ist normannischen Ursprungs und besticht durch romanische Bogenverblendungen, einer Vielzahl von Wasserspeiern, reich gegliederten Apsiden und vor allem durch die unglaublich schöne Lage direkt am türkisblauen Meer. Am Küstenverlauf reisen wir nun in unser neues Hotel in Vieste und begeben uns damit in die nächste berauschende Landschaft, den Nationalpark Gargano. Am Rande dessen beschließen wir den Tag.
 
 
11.Tag So. 06. 05. 2012 Halbinsel Gargano
 
Eine ganz andere Landschaft als gestern empfängt uns heute im Nationalpark Gargano. Die Foresta Umbra, der dunkle Wald macht seinem Namen alle Ehre. Orchideen wachsen auf kleinen Lichtungen zwischen Ahorn, Aleppokiefern und Steileichen. Wir durchreisen den Wald von Ost nach West und haben zunächst Monte Sant Angelo zum Ziel. Hier thront das mächtige normannische Kastel über kleinen Reihenhäusern aus dem 16./17. Jh. Die Attraktion ist aber eines der ältesten Heiligtümer Italiens, jenes der Höhlenkirche von San Michele. Hier erschien im Jahre 493 n. Chr. dem hl. Laurentius, Bischof von Lipontum der Erzengel Michael daselbst und verkündete, das er gerne genau hier verehrt werden wolle. Entsprechend viel ist Sonntags hier los und die Kirche platzt aus allen Nähten. Nach in


Augenscheinnahme der Tomba des Langobardenkönigs Rothari pausieren wir in den vielen Tavernen der Stadt und begeben uns danach am Varanosee, dem größten See Süditaliens zurück nach Vieste. Hier spazieren wir durch die engen Gassen der Altstadt, die meist nur aus Treppen bestehen zum Dom. Dieser ist reich geschmückt, weil die nächsten Tage das Fest der heiligen Maria begangen wird. Das trifft auch für die Strassen zu, die des Nachts festlich illuminiert sind. Leider ist es schon der letzte Abend bei einem opulenten, ja edlem Essen in unserem 4-Sterne Hotel.
 
12.Tag Mo. 07. 05. 2012 Pompeji
 
Wir queren den italienischen Stiefel von Osten nach Westen durch den Apenin und erreichen unser heutiges Ziel, die antike Stadt  Pompeji. Am 24. August des Jahres 79 explodierte der Vesuv und begrub die Stadt mit einer bis zu 8 m dicken Schicht aus Asche und Bimssteinen unter sich. Alles Ausdrücke des römischen Stadtlebens blieben an diesem Tag buchstäblich stehen. Man ist begeistert über diese archäologische Sensation, aber auch gleichzeitig ergriffen von den Einzelschicksalen der damaligen Bewohner. Jene, die nicht rechtzeitig flohen, erstickten in der pyroklastischen Wolke aus Asche und heißen Gasen. Die Hohlräume der vergangenen Körper goß man mit Gips aus, sodass heute ein


realistisches Bild des Todes überliefert ist. Staunend laufen wir durch die Gassen und über das Forum, vorbei an Gaststätten, Bordellen, Thermen, Tempeln und den Palästen der Patrizier. Nach mehreren Stunden in der Stadt brechen wir zu unserem Hotel in Gragnano auf, von wo aus wir einen herrlichen Blick auf den Golf von Neapel und den gefährlich schlafenden Vesuv haben, dessen letzter Ausbruch schon mehr als 70 Jahre zurück liegt.
 
13.Tag Di. 08. 05. 2012 Rückreise
 
Unser Flieger hebt vom Aeroporto in Neapel ab und wir verlassen Süditalien. In unserer Erinnerung bleibt eine Vielfältigkeit der Städte und Landschaften, die ihresgleichen sucht. Keine der besuchten Städte glich der anderen. Völlig unterschiedlich ist die


Architektur, mannigfaltig sind die lokalen Spezialitäten, verschiedenartig die Landschaften. Zudem sind wir uns einig, das der Frühling auch in Süditalien die schönste Jahreszeit ist. Die bunten Blumenteppiche an Waldrändern, zwischen antiken Ruinen und an Feldrainen begeisterten immer wieder. Im Sonnenuntergang des letzten Tages schaute ich den vielen Fledermäusen bei warmen Temperaturen von meinem Hotelbalkon bei ihrer Jagd zu, während die untergehende Sonne die Monti Lattari in ein starkes Licht tauchte, welches das frische Grün der Bäume noch intensiver leuchten ließ. Da kann man nur sehnsüchtig seufzen: Bella Italia!

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht