Reisebericht: Süd–Italien – Rundreise durch Kalabrien

19.05. – 26.05.2018, 8 Tage Flugreise Kalabrien mit Tropea – Capo Vaticano – Nicotera – Pizzo – Reggio Calabria – Scilla – Serra San Bruno – Locri – Gerace – fakultativ: Liparische Inseln


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Italien als Stiefel kennt man. Die Stiefelspitze zu bereisen, ist ein Muss! Wunderschöne Landschaften, herzliche Menschen, viel Geschichte aber auch die Auseinandersetzung mit der Gegenwart, das ist es, was wir die 8 Tage erleben durften.
Ein Reisebericht von
Dr. Mathias Schirmer
Dr. Mathias Schirmer

Der 1. Tag ist unser Anreisetag


Spannend war schon der Zeitpunkt des Treffens - 4:35 Uhr Anzeigetafel Flughafen Dresden. Alle Reisenden waren pünktlich und unsere erste Aufgabe war die Begrüßung auch mit der zweiten Eberhardtgruppe, die nach London reiste. Das Zusammenfinden mit den Gästen, die aus Hamburg, Berlin und Frankfurt nach München kamen, gelang uns unkompliziert, nachdem wir mit der Mini U - Bahn zu Terminal K wechselten.
Die Flüge waren entspannt und je nachdem auf welcher Seite man saß, wurde man mit einem phantastischen Blick auf Venedig oder auf die Gipfel der Alpen (SextnerDolomiten) belohnt.
Herzlich wurden wir in Lamezia Terme von einer Vertreterin der örtlichen Reiseagentur Valentour begrüßt und da alle Zimmer im Hotel Tropia bereits bezugsfertig waren, hatten wir schon 13:00 Uhr eingecheckt. Auf der Fahrt nach Tropea erfuhren wir das Erste über Kalabrien und wurden auf Sichtweite vom Stromboli begrüßt, eine weiße Rauchfahne zierte seine Krone.
Müdigkeit ließ niemand gelten. Wir erkundeten den Ort und vor allem den Strand. Geschätzte 20 Grad im Tyrrhenischen Meer lockte manchen Gast in die Fluten.
Auch zum Abendessen war von den Angestellten des Hotels alles bestens vorbereitet. Der Oberkellner und unser Kellner Benito konnten sehr gut deutsch. So waren wir uns sicher, abwechslungsreiche und schöne Tage liegen vor uns.

2. Tag: Fahrt nach Capo Vaticano und Stadtrundgang in Tropea


Kein Stau am Frühstückbuffet und von allem war reichlich da, es musste ein schöner Tag werden.
Pünktlich standen wir am Bus und Fernado begrüßte uns. Er wird uns als örtlicher Reisleiter bis Freitag durch Kalabrien begleiten. Wie sich sehr schnell herausstellte, war es ein Glücksgriff, mit ihm diesen Teil Süditaliens kennenzulernen.
Schnell waren wir an dem Aussichtspunkt unweit des Meeres angekommen und wurden belohnt. Dank hervorragender Sicht konnten wir auf Sizilien den 3.350 m hohen Ätna sehen, der immerhin fast 100 km entfernt war. Und auch die Straße von Messina, der Stromboli und weitere Vertreter der Liparischen Inseln waren gut zu sehen. Doch auch die unmittelbare Umgebung war reizvoll, helle Sandstände und gute Tauchoasen konnte man erkennen. Diese Stelle verbindet die Sage mit einem Orakel. Dieses wurde von den einheimischen Fischern befragt, wie das Wetter sich entwickeln würde. Davon machte man dann abhängig, ob man zum Fischfang ins Meer stach.
Nach kurzer Rückfahrt schlenderten wir durch den Ort Tropea. Im Hochsommer sei dort kaum ein Durchkommen vor lauter Touristen. Aber im Mai war es noch entspannt. Wir bestaunten die roten Zwiebeln, manch Kirche und die vielen Palazzi, die größtenteils ganz gut in Schuss waren, zumindestens innen. Als wir weitgehend vertraut mit dem kleinen Städtchen waren, ging es zur Verkostung in einen kleinen landestypischen Laden. Olivenöl, Streichsalami, Bergamotte- und Zwiebelmarmelade wurden gereicht. Unser erstes gemeinsames Mittagessen nahmen wir in einer Seitenstraße natürlich unter freiem Himmel ein.
Den Nachmittag nutzten die meisten, um an den Strand zu gehen und einige wagten sich in die Fluten. An die lange Mittagspause der Geschäfte mussten wir uns erst gewöhnen, dafür war zum Einkaufsbummel reichlich Zeit am Abend vorhanden.

3. Tag: Fahrt nach San Bruno und Besuch von Pizzo


Wie anders sollte es sein, pünktlich 8:30 Uhr ging es los. Wir ließen es uns nicht nehmen, Fernado zu seinem heutigen 60. Geburtsag hochleben zu lassen und ein kleines Präsent zu überreichen. Mir war es gelungen, seinen Geburtstag zu erforschen.
Die Fahrt nach San Bruno verlief zuerst über die halbwegs gut ausgebaute Fernstraße Richtung Pizzo. Doch danach ging es über schmale Straßen ins Gebirge, ja die fehlende Infrastruktur ist mancher Ortes in Süditalien ein Problem. Wir hatten ja Zeit und genossen den Ausblick, vorbei an Olivenfeldern und einem großen Stausee, dem Wasservorrat von Pizzo.
Zuerst besichtigten wir zwei Kirchen im über 800 m hochgelegenen San Bruno. Der Ort hat 7.000 Einwohner, die hauptsächlich vom Tourismus, dem Abbau von Granit, deren Verarbeitung und der Forstwirtschaft leben. Auch die Herstellung von Holzkohle hat hier Tradition. Diese Region ist auch als Wandergebiet sehr beliebt und so trafen wir beim Mittagessen eine Wandergruppe, die von Bettina geführt wurde. Bettina hatte uns am Flughafen in Empfang genommen.
Nun ging es zur Besichtigung des Museums des Karthäuserklosters Santa Maria della Torre. Die Besonderheit ist, dass dies Mönche, es gibt sie heute noch auf der ganzen Welt,  sich schweigend durch den Tag bewegen und nur zum Abendessen sich austauschen. So soll die Konzentration auf das Wesentliche erhalten bleiben. Es war alles sehr informativ, auch dank Fernandos Erläuterungen während der Anfahrt.
Zu unserem Mittagessen (lecker Nudeln mit Waldpilzen) führte uns ein schöner Spaziergang durch Park und Wald.
Am Nachmittag ging es auf nach Pizzo, wo wir uns schon alle auf das Eis freuten. Zuvor stand noch die Besichtigung der Höhlenkirche im Tuffgestein Piedigrotta auf dem Plan. Schiffbrüchige stellten an dieser Stelle als Dank für die ihre Rettung einen Altar auf. Mich hat besonders das relief von J F Kennedy und Papst Johannes dem 23. beeindruckt. Es wurde geschaffen, da der Papst in einigen Telefonaten den amerikanischen Präsitenten während der Kubakriese davon abgehalten hat eine Krieg mit den Russen zu beginnen.
Zu dem anschließenden Eis gäbe es eigentlich nur eines zu sagen: lecker!!! Wir konnten uns in der Eisbar Gelateria Pastic mit der Art und Weise der Herstellung des berühmten Tartufoeises vertraut machen.
Bis zur Abfahrt verblieb noch etwas Zeit und wir bummelten durch die engen Gassen, in denen es angenehm kühl war.

4. Tag: Schiffahrt zu den Liparischen Inseln


Diese Inselgruppe wird auch Äolische Inseln genannt und gehört von der Verwaltung her zu Siziien. Zur Blüte der Seefahrt hatten diese eine große strategische Bedeutung und dies führte zu großem Reichtum auf den Inseln. 23 der 25 Gäste fuhren mit und bereuten es nicht. Zu dieser Inselgruppe gehören sieben, seit dem 5. JH vor Christi, bewohnte Inseln mit 115 qkm und 14.000 Einwohnern. Die Inseln sind vulkanischem Ursprung und bei sehr ruhiger See erreichten wir nach 2,5 h die erste Insel, Vulcano. Ein kleines Bistro an Bord konnte für den Erwerb von Kaffee oder Snacks genutzt werden. Wir besichtigten die Schwefelbäder, deren Geruch nahm man schon vor dem Anlegen wahr. Einige Mutige nutzen den kurzen Aufenthalt zum Schwimmen. 
Weiter ging es nach Lipari, wo wir durch die Gassen schlenderten und uns stärkten. Lipari macht schon einen sehr städtischen Eindruck und einige Luxusyachten lagen im bzw. vor dem Hafen. Zuvor aber nutzten viele Gäste eine für 10 € zusätzlich buchbare Ausfahrt "hinter" die Insel, wo uns eine traumhafte Felsenwelt in unterschiedlichsten Farben erwartete. Aber der Höhepunkt des Tages waren die Delphine, die mit dem Boot und den Wellen, die unser Schiff hervorrief, spielten und uns minutenlang Freude bereiteten. Einige Gäste besuchten auf Lipari das Museo Archeologico Eoliano, welches im Bischofspalast innerhalb der Festungsmauern untergebracht ist.
Wir erreichten nach nicht allzulanger Fahrt die Insel Stromboli, vor allem bekannt durch den gleichnamigen Vulkan und den langjährigen Aufenthalt der dreifachen Oskarpreisträgerin Ingrid Bergman. Der Vulkan raucht fast permanent und ist der aktivste Vulkan Europas. Der letzte gefährliche Ausbruch ereignete sich im März 2007. Viele Gäste waren sich einig, hier kommen wir noch mal her, auch um den 926 m hohen Berg zu besteigen, was aus Sicherheitsgründen nur mit Bergführer erlaubt ist. Neben Führungen am Tag gibt es auch Nachtführungen, die täglich 17:00 Uhr ab dem Hauptplatz vor der Kirche starten und Firetrekking genannt werden.
Leider wurde die See rauer und der Kapitän wählte die kürzere Route. So legten wir nach 12 h wieder an und waren froh, dass uns der Bus die wenigen Meter zu Hotel fuhr. Nach dem Abendessen lockte nur noch das Bett.

5. Tag: Ein Ausflug in den Süden


Bereits 10:20 Uhr erreichten wir nach der Fahrt, die fast ausschließlich über die Autobahn führte Reggio Calabria. Die obligatorische erste Rast fand an einer Stelle statt, wo man einen guten Blick auf die Straße nach Messina hat. Nur ca 4 km war Sizilien von uns entfernt und wir standen unweit der Stelle, wo die Brücke nach Sizilien gebaut werden soll(te). Man geht heute davon aus, dass diese Brücke in absehbarer Zeit nicht gebaut wird, da sich Sizilien permanent bewegt, so ca 16 cm im Jahr.
Reggio Calabria war früher die Hauptstadt Kalabriens. Die sehr dezentrale Lage ganz im Süden des Landesteiles führte jedoch dazu, dass heute Catanzaro die zentraler gelegene Hauptstadt ist.
Wir bummelten über eine der schönsten Promenaden Italiens mit sehr schönen und sehr alten Bäumen, besichtigten den Dom und hatten etwas Freizeit bis zur Besichtigung im Nationalmuseum. So wurden die ersten Einkäufe getätigt und Eis verkostet. Immer wieder fällt die große Gastfreundlichkeit auf. Ein Toilettengang ist nie ein Problem, auch wenn man in dem Cafe nichts verzehrt hat. Im Museum erwarteten uns zwei Bronzestatuen aus der römischen Zeit, die erst 1962 durch zwei Taucher gefunden wurden. Um diese Funde gibt es viele Mythen und für viele Jahre waren sie nach einer Ausstellung "entführt", da man diese nicht wieder zurückgeben wollte. So lehnte man den Wunsch der italienischen Regierung ab, diese zur Weltaussteustellung 2015 in Mailand zu zeigen.
Auf der Rückfahrt machten wir Halt im Fischerdörfchen Scilla. Schon die Fotorast an der Uferstraße einen Kilometer vor dem Ort begeisterte. Zuerst stärkten wir uns bei Schwertfisch, Nudeln und Wein.
Anschließend erklärte uns Fernando, wie die Schwertfische ursprünglich gefangen wurden. Im Ort wird diese Tradition auch dank staatlicher Unterstützung noch gepflegt und wir hatten Glück, dass ein derartiges Schiff im Hafen zu bestaunen war. Auf der Rückfahrt machen wir Rast bei einem fliegenden Obst- und Gemüsehändler, der sich sehr über den spontanen Zusatzumsatz (Zwiebeln, Kirchen, Erdbeeren) freute.

6. Tag: Ein Ausflug in den Osten


Die Fahrt führte uns zuerst durch die fruchtbare Ebene Rosarno, dann über die Berge unter Nutzung einer erst vor wenigen Jahren gebauten West-Ostverbindung, die etwas an die Brennerautobahn erinnert.
Unser erstes Ziel war Loci, am Ionischen Meer gelegen. Zum Erholen ein Geheimtipp, sehr schöne Strände und noch wenig Tourismus. Für uns blieb keine Zeit zum Baden, dies nahmen wir uns für Morgen vor. Wir besichtigten die Ausgrabungsstätte Locri Epizefyri mit zwei Tempelanlagen, einer "industriellen" Ansiedlung und Relikten aus der griechischen Zeit. Anschließend fuhren wir nach Gerace. Der Ort liegt ca 500 Meter auf dem Berg und die Kathedrale Maria Himmelfahrt thront über allem. Ein gummibereifter Zug brachte uns nach oben und wir waren froh über diesen Service, denn es wurde ordentlich warm. Die Sonne meint es auch heute wieder gut mit uns. Nach dem Besuch der Kathedrale stiegen wir noch zur ehemaligen Festung auf und wurden mit traumhaften Blicken auf das Meer und das Landesinnere belohnt.
Das Mittagessen ist etwas Besonderes. Keine Nudeln! Statt dessen vier verschiedene Köstlichkeiten und als Nachtisch Eis. Wolken sind aufgezogen, es wird angenehmer und so verweilen wir länger als geplant und genießen im Stillen das schöne Land. Es hilft nichts, die Bahn und der Bus warten. Die Fahrerin der Bimmelbahn trägt zu unserer guten Stimmung noch steigernd mittels flotter italienischer Musik von der CD bei.

7. Tag: Besuch eines Weingutes und Bade– und Einkaufsfreizeit


Heute geht es nochmal um die kulinarischen Freuden des Lebens. Wir besuchen das Weingut Lento in der Nähe von Lamezia Terme. Es liegt auf halbem Weg zwischen den zwei Meeren und wir können Sie auch fast gleichzeitig von der Anhöhe des Weingutes erkennen. Wir werden sehr freundlich von der Chefin empfangen und Sie erläutert uns ihr 80 Hektar großes Weinanbaugebiet, welches auf 600m Höhe liegt. Es werden zumeist einheimische rote und weiße Trauben angebaut. Die Hauptrebsorten sind Magliocco, Greco und Malavasia. Aber auch bekannte Sorten, wie Merlot und Chardonnay werden angebaut. Stolz erzählt uns Frau Lento, dass neuerdings Air Italia zu ihren Kunden gehört. Wir besichtigen die Verarbeitungsräume und den Weinkeller, verkosteten roten und weißen Wein. Auch bekamen wir einen kleinen Imbiss gereicht, der aus Brot mit der berühmten Salamistreichwurst, Käse und Oliven bestand.
Am frühen Nachmittag erreichen wir wieder unser Hotel. Die Gruppe teilt sich in die Badefreudigen und die Stadtbummler. Wir genießen einige schöne Strand- und Badestunden, ohne es zu versäumen noch einige Mitbringsel zu besorgen. Am Abend findet wir uns alle in der Bar und genießen das Zusammensein bei Aperol Spritz . 
In Tropea findet am Abend ein Straßenfestival statt und einige haben noch die Energie, dieses zu besuchen. So erleben wir zum Ausklang in der Dunkelheit am Kanonenplatz noch ein italienisches Rockkonzert.

8. Tag: Die Heimreise

Ja alles hat ein Ende, leider auch diese wunderschöne Reise. Dank günstiger Rückflugzeiten läuft es für uns sehr entspannt ab. Die Extras konnten schon am Vorabend bezahlt werden und gegen 9 Uhr ging es los. Auch das Einchecken war problemlos, jeder bekam seinen Wunschsitzplatz. Obwohl der Flieger sehr gut gebucht war, hoben wir sogar früher ab als geplant.
In München mussten wir uns noch die Anschlussbordkarten am Lufthansaservicecenter holen und von Gate K zu T mit der Mini U Bahn wechseln. Jetzt musste Abschied genommen werden von den Gästen, die nicht mit nach Dresden flogen.
Wir kamen als Gast nach Kalabrien und hatten das Gefühl, als Freund abzureisen, so ging es uns auch untereinander, wir haben Freunde gewonnen.
Lustige Schlussbemerkung:
Das Einzige Unpünktliche der ganzen Reise war der innerdeutsche Flug von München nach Dresden, was jedoch niemanden wirklich störte. Wir waren alle erholt, trotz der vielen Ausflüge und Eindrücke. Die Reise war gut getaktet, so dass kurze Erholungsphasen und ein ruhiges Hotel zu einem gutem Erholungseffekt führten.

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