Reisebericht: Süd–Italien – Rundreise durch Kalabrien

17.04. – 24.04.2019, 8 Tage Flugreise Kalabrien mit Tropea – Capo Vaticano – Nicotera – Pizzo – Reggio Calabria – Scilla – Serra San Bruno – Locri – Gerace – fakultativ: Liparische Inseln


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Einmal bis an die Spitze- die Stiefelspitze Italiens- darauf freuen sich 20 neugierige Eberhardt-Travel-Gäste und erkunden zusammen eine unglaublich interessante Region
Ein Reisebericht von
Marlies Thrum
Marlies Thrum

Mittwoch, der 17. April 2019

Wir starten von 5 verschiedenen Flughäfen, die Reise beginnt in Hamburg, Leipzig, Düsseldorf und Dresden bevor wir uns alle in München treffen. Auch eine Wandergruppe von Eberhardt Travel fliegt mit uns und wird im selben Hotel wie wir einchecken. Bei strahlendem Sonnenschein überfliegen wir die Alpen, das adriatische Meer und schließlich das Festland Italiens um dann im Norden Kalabriens, in

Lamezia Terme,

zu landen. Landung und Gepäck- abholen verliefen reibungslos- bis auf unsere Gäste aus Österreich und der Schweiz, sie wurden besonders kontrolliert. Dann endlich konnte uns Anett von der örtlichen Agentur begrüßen, Pasquale wuchtete unsere Koffer in seinen Bus und brachte uns sicher nach Tropea, zu unserem Hotel. Unterwegs gab es erste kleine Erläuterungen von Claudia und mir und den Rest der Fahrt genossen alle die Ausblicke von der Küstenstraße, wir fuhren ja bereits entlang der „Küste der Götter". Am frühen Abend dann endlich die Ankunft in unserem

Michelizia Resort in Tropea.

Das Hotel hatte für uns einen Begrüßungs-Cocktail vorbereitet und so verkürzten wir uns die Zeit bis alle eingecheckt waren und ihre Zimmerschlüssel hatten. Nur eine kleine  Erfrischungspause und schon trafen wir uns wieder zum Abendessen. Antipasti gab es vom Buffet und dann wurden die nächsten Gänge gewählt und vom freundlichen Personal serviert. Damit ging ein langer Tag zu Ende und alle freuten sich auf ihre Betten.

Donnerstag, der 18. April 2019

Sonne satt begrüßte uns an diesem Morgen und so ließen wir uns erst einmal das Frühstück schmecken, für italienische Verhältnisse ungewöhnlich üppig und sehr lecker. Wer wollte bekam ein frisches Omelett zubereitet und konnte dabei zusehen. So gestärkt machten wir uns auf den Weg ins Landesinnere. Bis auf mehr als 1000 Meter über Meeresspiegel werden wir heute gelangen, beginnen wir mit 256 Metern. Auf dieser Höhe liegt

Soriano,

ein wunderschöner kleiner Ort. Franco fährt uns bis zum Markt mit seiner Bibliothek; am Cafe können wir einen Espresso und die Sonne genießen. Dann zeigt uns Nadia die Kirche des heiligen Dominikus und wir haben großes Glück: Das Gemälde des Dominikus ist nicht verschlossen oder verhüllt, wir können es betrachten- es soll ja "nicht von Menschenhand" gemacht sein. Der Überlieferung nach brachten es auf wundersame Weise 3 majestätisch gekleidete Frauen 1530 dem Sakristan der Kirche, Lorenzo. Lange Zeit wurde es verehrt, Wunder sollen geschehen sein, doch nach den schweren Erdbeben, als es unter 7 Metern Schutt begraben wurde, verebbte dies- und doch wurde es geborgen und ist heute wieder zu sehen. Wie schön. Dann zeigt uns Nadia die Überreste des

alten Dominikanerklosters

gleich neben der Kirche, unfassbar, was damals mit doch so einfachen Mitteln erbaut wurde. Doch dem schweren Erdbeben von 1783 hielt es nicht stand, mehr als ein Jahr lang bebte die Erde, mehr als 300 Dörfer wurden zerstört, zehntausende Menschen verloren ihr Leben. So lesen wir in den Spuren des Klosters von seiner einstigen Größe, der Baukunst und erfahren auch, dass viele Steine wiederverwendet wurden für den Aufbau neuer Kirchen und Häuser. Nun geht unsere Fahrt weiter hinauf in die Berge:

Serra San Bruno

ist unser Ziel. Jetzt sind wir bereits mehr als 800 Meter hoch und besuchen zunächst im Zentrum des Städtchens die Kirche Maria SS. Addolorata. Auch hier, wie in allen Kirchen vor Ostern sind die Altarbilder und Reliquien verhüllt als Zeichen der Trauer um den bevorstehenden Tod Jesu. Auch in der Kirche des hl. Biagio sieht es ähnlich aus. Dann fahren wir zum

Kartäuserkloster Santo Stefano

das im 11. Jahrhundert vom heiligen Bruno gegründet worden war und in dem auch heute noch Mönche leben. Trotzdem können wir ein kleines Museum zur Geschichte des Klosters besuchen und Nadia erzählt sehr anschaulich vom Leben und der Arbeit der Mönche hier. Arbeitsgeräte, Malereien und handwerkliche Arbeiten können wir bestaunen, ebenso wie 2 exemplarische Wohn- und Arbeitsräume. Sehr zurückgezogen und sehr spartanisch alles, ausgerichtet einzig und allein auf Gebet und Studium. Wir sind beeindruckt. Dann fährt uns Franco zur sogenannten

Wunschquelle.

Sie liegt mitten im Wald, umgeben von einer großzügigen Anlage für Picknicks und Wandern. Hier soll der heiligen Bruno stundenlang im Wasser kniend gebetet haben, heute wird der Quelle heilende Kraft nachgesagt und manche steigen auch direkt in das Wasser um Heilung zu erfahren. Wir schauen noch rasch in die nahegelegene Kirche, in der die Gebeine des hl. Bruno aufbewahrt werden und dann ist Zeit für einen kleinen Mittagsimbiss oder einfach mal für die Seele. Wie gut die Sonne und das frische Grün der Bäume doch tun, da stören 2-3 Regentropfen nicht wirklich. Gut gestärkt und ausgeruht geht unsere Fahrt weiter nach

Mongiano.

Nun sind wir auch tatsächlich mehr als 1000 Meter über dem Meeresspiegel und Nadia erklärt uns, dass es von hier jeweils zum tyrrhenischen Meer im Westen und zum ionischen Meer im Osten nicht länger als 40 Minuten Fahrt ist. Extra für uns wird in Mongiano das Museum aufgeschlossen, das die Geschichte des Ortes und die damit verbundene Industrie der Eisengießerei anschaulich darstellt. Heute gibt es kaum noch Köhler, die Holz zu Holzkohle meilern oder gar Schmelzofen für die Erze. Alle Industrie ist in den Norden Italiens verlegt worden, da half es auch nicht, dass die Arbeiter hier auch für die Hälfte Lohn weiterarbeiten wollten. Nichts blieb mehr und alle verloren ihre Arbeit. Auch heute noch ist die Arbeitssituation schwierig, mit mehr als 20 % Arbeitslosen steht Kalabrien traurig an der Spitze Italiens. Doch das soll sich mit Einrichtungen wie dem Museum ändern, mehr und mehr entdeckt der Tourismus dieses wunderschöne Fleckchen Erde, das sich Kalabrien nennt. Dann heißt es zurück nach Tropea, die Fahrt zieht sich, es gibt nicht allzu viele Verbindungsstraßen, und so brauchen wir viel länger als gedacht zurück. Gott sei dank steigen die Temperaturen wieder an und die mageren 11 °C in Mongiana werden bald schon von versöhnlicheren 19°C an der Küste abgelöst. Zum Abendessen treffen wir uns wieder und lassen uns von kalabresischer Küche verwöhnen.

Freitag, der 19. April 2019

Heute ist Karfreitag, dies ist aber hier kein Feiertag, also machen wir uns nach einem ausgiebigen Frühstück auf den Weg. Unterwegs erzählte Nadia, dass unser geplanter Ausflug auf die äolischen Inseln am Dienstag leider wegen des zu erwartenden schlechten Wetters abgesagt worden war. Das machte viele sehr traurig, die sich gerade darauf gefreut hatten, aber es war nicht zu ändern. Also genossen wir das schöne Wetter heute und fuhren nach

Zungri.

Das liegt unweit unseres Hotels und nach einer knappen halben Stunde Fahrt sind wir schon in dem kleinen Ort angekommen. Nadia hatte uns erzählt, dass jede Region ihre ganz eigenen Spezialitäten hat und dies wollten wir gleich zu Beginn erproben. Wir besuchten einen Familienbetrieb direkt am Markt, vor dem Geschäft war schon ein großer Tisch aufgebaut mit allerlei leckeren Marmeladen und Pestos. Wir probierten uns tapfer durch- Nadia hatte uns ja gewarnt, dass Maria darauf bestand, dass alles aufgegessen werden muss- gut dass wir dann auch einen kleinen Likör probieren konnten... Ein kurzer Spaziergang durch den Ort führte uns dann zu einem kleinen Museum, dem

Museo della civilta rupestre e contadina

Hier war alles zusammengetragen, was das Leben und die Arbeit hier ausmachten. Ausführlich auch die Darstellungen zu den verheerenden Erdbeben und seinen Folgen für die Region. Ein Rundweg durch das Museum führte uns dann quasi durch die Welt der Kalabresen. Viele hatten Gegenstände des täglichen Lebens, typische Kleidung oder Handwerkszeug gestiftet und so die Vergangenheit erlebbar gemacht für uns. Von Vorratshaltung, Geschirr und Hochzeitskleidern, über Wendepflüge und einfache Maschinen bis zur Bett- und Kinderwäsche konnte man hier alles sehen und erleben. Wir verabschiedeten uns von der engagierten Leiterin des Hauses und spazierten weiter zu den

Grotten von Zungri.

Das sind Höhlen, die in den Fels gehauen wurden und die seit dem 7. Jahrhundert bewohnt  wurden. Mönche sollen sie erbaut haben. Wir steigen in diese unwirkliche Welt hinab und sind erstaunt, wie alles angelegt worden war. Wieder oben angekommen gab es neben der phantastischen Aussicht über die Ebene noch eine kleine Überraschung, ich wartete im Cafe oberhalb der Grotten mit einem Espresso für jeden und einer kleinen "Auszeit". Traumhaft, die Ausblicke von hier oben, aber auch das Cafe selber war wie eine Grotte gebaut, mit Drachen in den Bodenmosaiken. Wir wären gern noch länger geblieben aber wir wollten ja noch mehr sehen heute also spazierten wir zurück in den Ort und besuchten die

"Schneemadonna".

Unterwegs fielen uns interessante Fassaden auf, gestaltet mal mit Schwalben, mal mit Elefanten... In der Marienkirche schließlich erzählte uns Nadia die Geschichte der Schnee-Madonna: Sie hat ihren Namen von dem Ort, an dem die Kirche gebaut werden sollte: eine Erscheinung der Maria bat darum, eine Kirche zu bauen, dort wo der Schnee liegt morgen- das war im August. Als jedoch tatsächlich auf einer kleinen Lichtung am nächsten Tag Schnee lag baute man ihr zu Ehren diese Kirche. Wir hatten noch etwas Zeit und wer wollte besuchte den kleinen Markt in unmittelbarer Nähe bevor es weiterging nach

Nicotera.

An der Costa degli Dei, der Küste der Götter gelegen, erwarten uns wieder spektakuläre Ausblicke auf die Küste und natürlich die Kathedrale. Also spazieren wir gemeinsam zur Aussichtsplattform am einstigen Bischofssitz und dann hinunter zur Kirche. Auch hier wird im Inneren deutlich, wie man die geretteten Güter nach den Erdbeben wieder für den Aufbau der Kirchen verwendet hatte: das Chorgestühl stammte aus einem Kloster, erhalten geblieben sind 2 Bischofssitze, einer aus dem 7. Jahrhundert. Dann besuchen wir den ehemaligen

Bischofspalast,

der heute eine beeindruckende Sammlung sakraler Gegenstände und Bekleidungen beherbergt. Interessanterweise ging auch diese Sammlung auf eine private Initiative zurück und gegenwärtig haben sich junge Leute gefunden, die dies weiterführen möchten, den Palast wieder verstärkt öffnen für Besucher und so für eine Belebung des Ortes sorgen. In der anschließenden freien Zeit mussten wir lernen, dass Siesta tatsächlich Siesta heißt- die Läden und Cafes schließen und nur wenige waren für einen Mittagsimbiß geöffnet. Trotzdem genossen wir die Zeit bis zur Abfahrt und dann trafen wir uns auf der Aussichtsplattform wieder, wieder wurden viele Fotos geschossen, es war aber auch zu schön, die Aussicht von hier oben. Doch dann hieß es Aufbruch und Franco brachte uns mit dem Bus zu einer

Ölmühle von Giovanni.

Der Hausherr begrüßte uns und nahm uns mit auf einem kleinen Rundgang durch die Olivenplantage. Hier begrüßten uns erst einmal Esel und Ponys, die zwischen den Bäumen weideten und dann gab es auch noch eine kleine Demonstration, wie hier die Oliven von den Bäumen geschüttelt werden. Zurück in der Mühle erklärte er die verschiedenen Öle, die aus den grünen Oliven zu Beginn der Ernte gewonnen werden oder die erst gepresst werden, wenn die Oliven bereits "zweifarbig" sind, also beginnen schwarz zu werden. Ihr unterschiedlicher Säuregehalt macht sich auch im Geschmack des Öles bemerkbar und das konnten wir denn auch gleich kosten. Am Ende des Rundganges hatte jeder seinen Favoriten erkoren und das eine oder andere Fläschchen oder Döschen wechselte den Besitzer. Voller neuer Eindrücke machten wir uns auf den Heimweg und Franco brachte uns sicher zurück zum Hotel. Es war noch Zeit bis zum Abendessen und so besuchten etliche von uns noch Tropea auf eigene Faust, so auch ich. Und ich wurde fündig- für die ganz Traurigen über die Absage unseres Ausfluges auf die Inseln gab es eine kleine Alternative, diese erforderte jedoch rasches Handeln und so vereinbarte ich alles mit unserer Agentur vor Ort und machte mich auf die Suche nach unseren Gästen. Allen hatte ich auch bald das Angebot unterbreitet: wer unbedingt den Ausflug machen wollte, konnte dies- aber bereits morgen und leider ohne Begleitung, er musste auch auf das Programm morgen verzichten. Tatsächlich nahmen einige das Angebot wahr und buchten ihren Ausflug zu den Inseln. Auf alle anderen wartete heute erst einmal ein leckeres Abendessen mit einem phantastischen kalabresischen Vorspeisenbuffet und morgen dann das Capo Vaticano. Am Abend dann nutzen noch einige Gäste die Gelegenheit, sich die Karfreitags-Prozession in Tropea anzussehen.


Samstag, der 20. April 2019

Wieder begrüßte uns strahlender Sonnenschein an diesem Tag und nach dem Frühstück brachen wir auf Richtung Süden: zum

Capo Vaticano.

Wir genossen die Fahrt an der Küste entlang und waren schon nach einer knappen halben Stunde angekommen. Ein Cafe am Aussichtspunkt hatte kleine Spezialitäten ausgestellt, am besten fanden jedoch alle die Salami, die scheinbar dort am Baum wuchs. Dann zog uns der wunderbare Ausblick in seinen Bann. Auch der Stromboli hatte sich aus seiner Dunst-Deckung gewagt, selbst den Ätna auf Sizilien mit seiner Schneehaube konnten wir sehen- was für ein Tag! Als Schmankerl hatt ich gestern eine Flasche Limoncello erworben- just mit dem Aufdruck: Capo Vaticano. Wo sonst als hier sollten wir den verkosten? Das ließen sich alle nicht zweimal sagen und die Überraschung war gelungen. Ein wenig Genießen noch und dann ging es zurück Richtung Tropea. Unterwegs machten wir jedoch halt: wir wollten ein Familienunternehmen besuchen, dass sich auf die Verarbeitung der

roten Zwiebeln

spezialisiert hat. Hier erfahren wir, dass diese Zwiebeln ja eher süßlich schmecken. Dies liegt vor allem am Boden, denn die Zwiebel bekommt nur hier ihren einzigartigen Geschmack, selbst an der ionischen Küste bekommt sie einen ganz anderen, so versicherte es uns auch Nadia. Hier im Unternehmen werden die Zwiebeln gewaschen, sortiert und gebunden oder für die Trocknung geschält, in hauchdünne Scheiben geschnitten und dann getrocknet. Nach dem Rundgang haben wir wieder Gelegenheit zum Kosten: getrocknet, als Marmelade, als Omelett oder gedünstet- wir probieren von allem. Dann ist auch schon wieder Zeit zum Aufbruch. Unser nächstes Ziel heißt:

Tropea.

Franco fährt uns bis zu den Marktständen und dann können wir individuell ein wenig Markttreiben genießen. An vielen Ständen können wir wieder - natürlich: kosten. Käse oder Salami oder... Vom vereinbarten Treffpunkt dann geht es weiter Richtung Altstadt. Wir spazieren mit Nadia die alten Gassen entlang, viele Läden und Cafes laden hier zum Bummeln ein. Unser Ziel ist die Kathedrale. Wir können diesen normannischen Bau besichtigen und Nadia erzählt uns zur Geschichte und Bedeutung. Hinter der Kathedrale wieder tolle Blicke aufs Meer, zur Marina zu unseren Füßen und hinüber zu unserer Hotelanlage. Wir spazieren weiter und begegnen längst verfallenen Palästen genauso wie wunderschön restaurierten. Dann sehen wir sie auch schon: die berühmte

Santa Maria dell Isola- die Kathedrale am Meer auf den Klippen.

Von unserem Platz aus haben wir einen tollen Blick auf die Kirche und das Meer, dann steigen wir hinunter und wir können von unten sehen, wie diese Stadt direkt auf den Felsen erbaut worden ist. Wir spazieren weiter denn wir haben beschlossen, heute direkt am Meer unsere Mittagspause zu machen und so ist Blanca Beach, eine Einrichtung unseres Hotels, unser Ziel. Nach diesem ordentlichen Spaziergang freuen wir uns auf das Essen- viele entscheiden sich für Pizza, andere für Salat oder sind unvorsichtig (wie ich) und nehmen Spaghetti- mit Kleckergarantie. Nichtsdestotrotz ist alles sehr lecker und alle genießen das Meer und die Sonne. Manche sogar noch intensiver, denn es wird auch ins Wasser gegangen. Also eine gelungene Auszeit.Kurz nach 2 brechen wir dann auf zu unserem letzten Ziel für heute:

Pizzo

Hier wollen wir die meistbesuchte Kirche Kalabriens kennenlernen- die

Felsengrotte Piedigrotta.

Es wird erzählt, dass Matrosen mit ihrem Schiff in Seenot gerieten, an Bord war ein Bildnis der Madonna und sie beteten, wenn sie dies überlebten würden sie der Madonna eine Kirche bauen- ihr Schiff ging unter, sie aber und das Bild überlebten. So schlugen sie einen kleinen Altar für das Bild aus dem Tuffstein und erfüllten ihr Verprechen. Lange Zeit später soll ein Künstler dies entdeckt haben, er begann, den Altar zu vergrößern, neue Räume in den Tuffstein zu hauen und immer wieder Felsen stehen zu lassen- aus ihnen schuf er Figurengruppen, Szenen der Bibel, Engel und Madonnen. Mehr als 40 Jahre brachte er damit zu und sein Sohn führte es schließlich weiter. Mehr als 270 Figuren entstanden so und es wurde ein wichtiger Ort für die Gläubigen. Allerdings sich selbst überlassen und so verfiel vieles. Erst als ein Enkel der Familie aus Amerika kam, einiges reparierte und neue Figuren schuf wurde die Grotte wieder der besondere Anziehungspunkt. Auch wir steigen die 140 Stufen hinab und können uns der Faszination, die von den Figuren aus geht kaum entziehen. Nadia erläutert uns die einzelnen Figuren und Bilder und dann hat jeder Zeit für individuelles Betrachten. Schließlich stiegen wir wieder hinauf und Franco brachte uns nahe an die Altstadt von Pizzo. Nadia zeigte uns die Doppelkirche- ein Gebäude, ein Dach, aber 2 Eingänge und innen ebenfalls getrennt, so etwas dürfte wohl einmalig auf der Welt sein. Die Kirche "des Fegefeuers" und die Kirche der "hl. Maria voll der Gnade" stehen einträchtig nebeneinander. Nun noch ein kleiner Spaziergang zum großen Platz und wir können das Flair dieser Stadt mit ihren Cafes genießen. Nadia zeigte uns die Burg, die Berühmtheit erlangte, weil hier der Schwager von Napoleon gefangengenommen und schließlich hingerichtet worden war. Dann lernten wir eine weitere Berühmtheit Pizzos kennen:

Tartufo-Eis.

Auch Trüffel-Eis genannt. Im Cafe Dante konnte jeder, der wollte eines probieren und es gab sogar noch die Möglichkeit zuzuschauen, wie es gemacht wird. Natürlich von Hand und ganz traditionell. Nadia erzählte uns, dass Hochzeiten ja immer etwas ganz besonderes sind in Kalabrien und hier wollte die Braut auch besonderes Eis anbieten. So wählte sie Schokoladen- und Haselnuss-Eis aus. Der Konditor wollte es aber ganz speziell präsentieren und so nahm er eine Halbkugel Schokoeis, darauf die zweite Halbkugel Haselnusseis, bohrte ein Loch in die Mitte, dass er mit flüssiger Schokolade füllte, alles wieder sorgfältig zu einer Kugel geformt und in Spezialpapier eingewickelt und gefrostet- so bleibt die Schokolade flüssig und das Eis cremig. Was für ein Genuss! Wer nun wollte konnte die Stadt ein wenig erkunden und spazieren bevor wir uns alle wieder am Bus trafen und zurück nach Tropes fuhren. So klang auch dieser Tag mit vielen neuen Eindrücken und Geschichten aus. Zum Abendessen konnte jeder individuell kommen und wir verabredeten uns für morgen.

Ostersonntag, der 21. April 2019

Heute ist hoher Feiertag in Kalabrien und alle sind bestrebt, dieses Fest mit der Familie zu verbringen. Leider hat sich die Sonne offensichtlich in den letzten Tagen verausgabt, es ist ziemlich bewölkt und sie lässt sich heute den ganzen Tag über nur sehr selten sehen. Das macht uns aber nichts aus. Unser Ziel ist heute die Ost-Küste Kalabriens am ionischen Meer. Wir fahren über den Monte Poro und die neue Schnellstraße nach

Locri.

Man wußte, dass es schon seit dem 7. Jahrhundert vor Christus eine griechische Siedlung hier gab, die Locri hieß. Sie soll aufgegeben worden sein, da sie sich direkt am Meer befand und nicht ausreichend gegen Feinde geschützt war. So entschloß man sich oben am Berg Gerace zu erbauen, strategisch sehr günstig, konnte man doch die Küste und das Festland weit überblicken. Locri verfiel und geriet in Vergessenheit. Viel später wurde Gerace erweitert um einen Standort an der Küste, um Gerace Marina. Hier suchte man nach Überresten von Locri- und fand sie auch in unmittelbarer Nähe. Deshalb wurde Gerace Marina umbenannt in Locri- so wie wir es heute kennen. Im Museum von Locri machen wir uns mit den Funden vertraut, die hier ausgestellt sind, können dann die Ausgrabungen besichtigen und spazieren bis zum berühmten Tempel von Marasa. Dann haben wir uns eine Pause verdient und Nadia und Franco haben eine süße Überraschung vorbereitet: es gibt Osterkuchen für alle, Oster-Schokolade, die nach heimischem Brauch zerschlagen werden muss und auch ein Becherchen Limoncello ist für jeden noch da. So gestärkt geht es weiter nach

Gerace.

wir fahren hinauf bis auf mehr als 500 Meter über Meeresspiegel, imposant thronen Burg und Stadt auf dem Felsen. Franco fährt uns so weit er kann, dann aber darf er mit seinem Bus nicht weiter- wir nehmen deshalb die Bimmelbahn und kurven mit kalabresischer Musik hinauf. Unser erstes Ziel heißt "A Squella"- hier hat Nadia für uns einen Mittagsimbiss bestellt, was gar nicht so einfach war: es ist Ostern, da sind alle bei der Familie und nur wenige Restaurants sind geöffnet. Im A Squella bekommen wir hausgemachte kalabresische Antipasti, dazu Bohnen, Oliven, Brot, Wein und Wasser- was wollen wir mehr. Zudem gibt es von hier aus einen phantastischen Blick über die Ebene. Derart gestärkt spazieren wir hinauf zur

Normannenburg.

Unterwegs fällt mir endlich der Name für den wilden Fenchel ein: Ferula. Er blüht jetzt überall hier. Und wieder bieten sich traumhafte Ausblicke von hier oben. Durch die Gassen der Stadt geht es dann zur Kirche. Sie ist noch nicht geöffnet und der Besitzer eines kleinen Cafes daneben verführt uns zu Gebäck und Espresso. Dann aber können wir endlich die

Kathedrale von Gerace

besichtigen. Wir beginnen in der Krypta und die Kapelle hier könnte die Vorlage sein für die Italian Chapel auf Orkney in Schottland, die dort von italienischen Kriegsgefangenen gebaut worden ist. So frappierend ist die Ähnlichkeit. Der heilige Francesco scheint uns dann den Weg hinauf zu weisen, hier erwartet uns ein dreischiffiges Langhaus. Nadia weist uns auf die Säulen hin, sie sind alle unterschiedlich und stammen wohl zum Teil auch aus Locri. Seit dem 11. Jahrhundert steht die Kirche hier und ist Mariä Himmelfahrt geweiht. Wir besuchen noch gemeinsam das Museum, in dem sakrale Gegenstände gezeigt werden. Ein riesiger Wandteppich wird leider etwas durch eine aktuelle Schau verdeckt, Nadia zeigt ihn uns aber trotzdem und wir sind beeindruckt. Der Rundgang führt vorbei an Büsten, Reliquienschreinen und religiösen Kostbarkeiten, mit Gold und Silber und Edelsteinen geschmückt. Dann schlendern wir durch die Gassen zurück zur Aussichtsterrasse- was für ein Panorama! Mit der Bimmelbahn und zünftiger kalabresischer Musik geht es zurück zu unserem Bus. Franco bringt uns dann sicher über den Monte Poro zurück nach Tropea. Gegen 18:30 Uhr sind wir wieder im Hotel und beim Abendessen dann lassen wir den Tag ausklingen und genießen die kalabresische Küche.

Montag, der 22. April 2019

Heute morgen ist es ziemlich ungemütlich, heftige Windböen peitschen die Palmen und auf dem Meer sind Schaumkronen erkennbar, jetzt wissen wir, warum unsere Schifffahrt morgen abgesagt wurde. Es soll ja in den nächsten Tagen so weitergehen. Doch das stört uns erst einmal nicht. Franco bringt uns heute mit seinem Bus nach

Reggio Calabria

im Süden Kalabriens. Wir passieren schon einmal Scilla, das wir am Nachmittag besuchen werden, die Straße von Messina und mit einem kurzen Zwischenstopp kommen wir gegen 11 Uhr in Reggio an. Hier bummeln wir erst einmal an der Uferpromenade entlang. Dann zeigt uns Nadia die Ausgrabungen der Thermen, die bei Straßenbauarbeiten gefunden wurden und weiter geht es zur Kathedrale. Was für ein beeindruckender Bau. Sie ist die größte Kirche der Region und wurde nach dem verheerenden Erdbeben 1908 wieder aufgebaut. Im Inneren finden wir die Säule, zu der uns Nadia die Geschichte vom Paulus erzählte, der hier nur so lange predigen durfte, wie die Kerze auf der Säule brennen würde, diese brannte nieder und anstelle der Kerze brannte die Säule weiter, so dass er bis zum Morgen predigen konnte...
Nun konnte sich jeder individuell umsehen und dann war freie Zeit, jeder konnte sie nutzen wie es beliebte, zum Strand hinunter gehen, die Promenade entlang bummeln oder das

Nationalmuseum

besuchen. Letzteres wurde nach dem Beben 1908, als fast die gesamte Stadt zerstört wurde geplant. Das Gebäude entstand in den 40er Jahren und das Museum selber wurde 1954 eröffnet. In 4 Etagen werden archäologische Funde präsentiert- die berühmtesten sind zweifelsfrei die Bronzefiguren von Riace. Erst im vergangenen Jahr öffnete das Museum nach umfassender Renovierung mit neuem Konzept wieder und ein Besuch ist wie ein Bummel durch die Geschichte des Landes. Dann hieß es auch schon weiterfahren:

Scilla,

die bezaubernde Stadt lockt. Wir fahren also wieder ein Stück zurück und Nadia erzählt uns die Geschichte von Scylla: sie hatte sich in den Seefahrer Glaukos verliebt und erzählte davon Circe, der Zauberin. Circe nun verliebte sich selber in Glaukos und verwandelte Scylla in ein Meerungeheuer mit 7 Hundeköpfen, das fortan alle Seefahrer in den Tod lockte. Wir jedenfalls spazieren hinauf zur Kirche, im Altarraum leuchtet uns ein wundershönes Mosaik entgegen.In dieser Kirche kann man Tag und Nacht beten. Man trägt sich in das Buch ein zu welcher Uhrzeit man beten möchte und dann ist immer jemand da, mit dem man beten kann. Wir sind überrascht, wie voll das Buch ist auch in den Nachtstunden. Dann geht es weiter zur Burg und wir genießen den phantastischen Blick hinunter nach Scilla und in die Bucht, man kann heute Capo Vaticano nur erahnen, es ist zu diesig, aber bei schönem Wetter kann man bis dorthin sehen. Dann spazieren wir hinunter ins Fischerviertel. Wie quirlig und wunderschön. Immer wieder neue, faszinierende Aussichten und Ausblicke. Doch bald schon ist wieder Zeit für den Aufbruch, es geht zurück zum Hotel nach Tropea. Hier angekommen verabschieden wir uns von Franco und auch von Nadia, die uns in den vergangenen Tagen ihr Kalabrien mit so viel Freude und Herzblut gezeigt hatten. Den nächsten Tag wollten alle individuell gestalten und so sagen wir herzlichen Dank und vielleicht auf Wiedersehen!
Tropea selber begrüßte uns wieder mit stürmischem Wind und Regen, im Laufe des Abends gesellte sich ein kleines Unwetter mit Blitz und Donner dazu- wir lernen aber auch alles kennen hier.

Dienstag, der 23. April 2019

Der Tag heute wird von allen Gästen individuell gestaltet. Die Sonne lacht am Morgen und alle freuen sich auf einen Stadt- oder Strandspaziergang. Ein gutes Frühstück und dann wird der Shuttle-Service des Hotels zur Stadt und zum Strand genutzt. Fazit vieler Gäste: das war ein guter Tag- Zeit all das anzusehen, was sonst zu kurz kommt, mal Baden gehen, am Strand spazieren, ganz in Ruhe Bummeln oder einfach einen Bergamotte- Saft im Cafe genießen- das Wetter ist toll und erst am späten Nachmittag verdunkeln Wolken den Himmel und es beginnt zu regnen. Aber da sind längst alle zurück in der Hotelanlage. Ein tolles Abendessen rundet den Tag ab und dann heißt es auch schon Koffer packen- morgen geht es wieder nach Hause.

Mittwoch, der 24. April 2019

Der letzte Tag in Kalabrien. Wir haben noch einmal freie Zeit denn der Shuttle zum Flughafen wird erst am frühen Nachmittag fahren. Also checken wir aus, stellen die Koffer unter und nutzen die Zeit nochmal für einen Besuch von Tropea. Auch der Marina statten einige Gäste einen Besuch ab und entdecken dabei traumhafte kleine Buchten mit feinem, weißen Sandstrand. Die einheimischen halten sich noch zurück mit Baden, aber es sind doch schon etliche Touristen im Wasser und toben oder werfen sich in die Brandung. Das Wasser ist türkisblau- was kann es schöneres geben? Doch unsere Zeit hier geht endgültig zu Ende, unser Bus wartet bereits und bringt uns sicher zum Flughafen nach Lamezia Terme. Klein und übersichtlich ist er, wir finden uns rasch zurecht und mit ein wenig Verspätung geht es dann an Bord unseres Fliegers nach München. Die Sonne taucht die Berge der Alpen dann in ein phantastisches Licht- was für ein schöner Flug. In München dann verabschieden wir uns voneinander, unsere Wege trennen sich, Gäste fliegen weiter nach Zürich, Basel, HAmburg, Düsseldorf und Berlin. Die Dresdner müssen am längsten warten, dann aber können auch wir abheben und sicher, wenn auch etwas stürmisch, in Dresden landen. Alle Transfers sind pünktlich und so kommen alle gut und sicher

nach Hause.


Damit möchte ich mich von Ihnen, liebe Gäste verabschieden. Es waren tolle und erlebnisreiche Tage mit Ihnen in Kalabrien. Bleiben Sie gesund und reiselustig und vielleicht sehen wir uns bei einer Ihrer nächsten Reisen wieder, ich würde mich freuen, bis dahin alles Gute und herzliche Grüße
Ihre Marlies Thrum

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht