Reisebericht: Süd–Italien – Rundreise durch Kalabrien

11.05. – 18.05.2023, 8 Tage Flugreise Kalabrien mit Tropea – Capo Vaticano – Nicotera – Pizzo – Reggio Calabria – Scilla – Serra San Bruno – Locri – Gerace – fakultativ: Liparische Inseln


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Kalabrien gehört (noch) nicht zu den touristischen Hotspots Italiens. Umso mehr lohnt sich die Entdeckung dieser herrlichen Landschaften an der Stiefelspitze.
Ein Reisebericht von
Heike Jack
Heike Jack

Anreise und erste Eindrücke im Hotel und in Tropea

Schon sehr früh am Morgen starten die meisten Gäste in den Tag. Dresden - Berlin - München, nun ist die kleine Gruppe fast komplett. Im Anflug auf Lamezia Terme kreist der Pilot mehrfach großzügig über die Landschaft, sodass wir gleich zu Beginn beide Meere überblicken können. Am Flughafen erwarten uns Alessandro von der örtlichen Agentur und Giuseppe, unser Busfahrer, der uns die ganze Woche sicher durch Kalabrien chauffieren wird.

In der Hotelanlage Sentido Michelizia werden wir herzlich empfangen und auf unsere Zimmer geleitet. Den Nachmittag nutzen alle, um sich etwas auszuruhen oder sich bei einem kurzen Spaziergang einen ersten Eindruck von Tropea zu verschaffen. Dann gibt uns Alessandro bei einem Begrüßungsdrink einige wichtige Informationen für unseren Aufenthalt.

Das Abendessen überrascht mit einem großen, vielfältigen Vorspeisenbuffet, drei Hauptgängen, Obst und Desserts. Müde von dem langen Tag gehen alle schon früh zu Bett.

Tropea und Pizzo mit kulinarischen Genüssen

Das Frühstück lässt keine Wünsche offen, für jeden ist etwas dabei. Frisches Obst, Eiervariationen, süße und herzhafte Beläge für Brot und Brötchen, leckere Kuchen.
Dann lernen wir Claudia kennen, unsere örtliche Reiseleiterin. Sie ist ursprünglich Schweizerin, nach 40 Jahren hier fest verwurzelt und von ganzem Herzen Calabresin. Zunächst führt sie uns durch die wunderschöne Altstadt von Tropea, die auf 40m hohen Felsen erbaut wurde. Besonders der Blick über das türkisblaue, kristallklare Meer zur Kirche Santa Maria del'Isola bezaubert alle.
Bei der Verkostung typisch kalabresischer Spezialitäten lernen wir den Geschmack der roten Zwiebeln, Pistaziencreme, die scharfe Nduja-Wurst und andere Köstlichkeiten kennen.

Unweit von Tropea liegt Pizzo, italienisch "Spitze" oder "Zipfel", auf einem Felsvorsprung. Hier wurde das berühmte Tartufo Eis erfunden, das wir probieren und sogar dessen Herstellung live beobachten dürfen. Eine leckere Kalorienbombe, die das Mittagessen gut ersetzt.
Danach bringt uns der Bus zur Piedigrotta, einer faszinierenden Höhlenkirche direkt am Meer. Beim Ab- und Aufstieg der 144 Stufen kann man ein paar der Kalorien wieder loswerden. Im Inneren finden sich nicht nur biblische Skulpturen, auch Fidel Castro, John F. Kennedy und den Papst Johannes Paul II. kann man entdecken.

Vor dem Abendessen bleibt nun noch etwas Zeit zur Entspannung oder für einen Aperitivo an der Poolbar.

Reggio Calabria und das Fischerdorf Scilla

Nach Süden, nach Süden! Sizilien liegt hier zum Greifen nah. Leider spielt das Wetter heute nicht so mit, wir können die sizilianische Küste im Regen nur erahnen. Doch im Museum stört uns das nicht. Hier bestaunen wir die perfektesten Männer Kalabriens, nämlich die berühmten Bronzestatuen von Riace, sowie weitere Ausgrabungsfunde. Als wir herauskommen, hat der Regen nachgelassen, wir schauen uns die Kathedrale an und bummeln auf dem Corso vorbei an vielen verführerischen Geschäften. Hier hat auch Gianni Versace im kleinen Schneiderladen seiner Mutter seine Weltkarriere begonnen.

Weiter geht es mit dem Bus an der Küste entlang nach Scilla. Wir sehen "lo Stretto", die schmalste Stelle an der Straße von Messina, der Meerenge zwischen Kalabrien und Sizilien - gut erkennbar an den zwei Masten, über die Sizilien früher vom Festland mit Strom versorgt wurde. In Scilla angekommen, genießen wir im Restaurant eine weitere kalabresische Spezialität, frischen Schwertfisch. Später sehen wir auch die speziellen Fischerboote mit dem "Ausguck", von dem aus der eine Fischer die Beute entdeckt, die der andere dann mit der Harpune erlegt.
Faszinierend sind die Häuschen direkt am Meer mit eigenen Bootsanlegern. Aber da kann es auch schon einmal passieren, dass die Bewohner der unteren Etagen vor den Wellen nach oben flüchten müssen.
In einem reizenden kleinen Laden können wir nun Bergamotte-Produkte kaufen, diese seltenen Zitrusfrüchte, die nur in dieser Region wachsen und denen vielfältige Effekte nachgesagt werden. Als Duftverstärker im Parfüm oder als Heilmittel für oder gegen fast alles - das müssen wir probieren!

Capo Vaticano, Nicotera, Besuch der Ölmühle "Mafrica" und das Höhlendorf Zungri

Es ist nicht weit von Tropea aus zum berühmtesten Postkartenmotiv Kalabriens, dem Capo Vaticano. Weil Sonntag ist, können wir die schöne Küstenstraße nehmen, wo an Wochentagen gebaut wird. Vom Capo, einer markanten Anhöhe über dem Meer, haben wir - über Kakteen und Feigenbäume hinweg - einen sensationellen Blick über das Wasser und idyllische Strandbuchten. Die liparischen Inseln sind leider im Scirocco, dem Wüstennebel, nur schemenhaft zu erkennen.

Nicotera, unsere nächste Station, hat sich zum Muttertag herausgeputzt. Nur der Wochenmarkt fällt wegen des Wetters etwas sparsam aus. An der Piazza trinken wir einen Kaffee und bekommen von der freundlichen Signora aus dem Laden leckere Zitronenkekse geschenkt. Nach dem Spaziergang durch das jüdische Viertel des Ortes geht es weiter zur Ölmühle. Dort werden wir schon erwartet, der Padrone mit dem originellen Namen Muzzupappa erklärt uns gern die Produktion von Olivenöl in seinem Familienbetrieb. Und natürlich gibt es auch hier wieder feine Kostproben. Wir können nicht widerstehen und hoffen, dass unsere Koffer die zusätzliche Last der Leckereien aufnehmen werden.

Ein besonderes Erlebnis ist am Nachmittag der Besuch des kleinen Örtchens Zungri. Dort haben verschiedene Künstler die Haustüren originell bemalt und in dem kleinen Museum wird kalabresische Geschichte lebendig. Das Höhlendorf aus byzantinischer Zeit mit dem gut erhaltenen Backofen lässt uns noch weiter zurück in die Vergangenheit blicken.
An der Piazza werden wir noch einmal mit kulinarischen Spezialitäten verwöhnt, bevor wir zurück zum Hotel fahren.

Soriano Calabro, Serra San Bruno, Kartäuserkloster und Mongiana

Schon früh starten wir zu unserem Ausflug in die Berge. Großes Hallo gibt es, als uns auf der Landstraße eine riesengroße Schafherde entgegen kommt. Doch weder unser Busfahrer noch die einheimischen Autofahrer lassen sich von den Tieren aus der Ruhe bringen und die Schäfer mit ihren Hunden treiben ihre Herde einfach um die Autos herum.
In Soriano angekommen, besichtigen wir bei strömendem Regen die Ruinen des Klosters San Domenico.

Als wir kurze Zeit später in Serra San Bruno ankommen, lässt der Regen nach und wir können die Altstadt und einige Kirchen besichtigen. Im naheliegenden Kartäuserkloster Santa Maria della Torre erfahren wir von Claudia alles über das Leben der Mönche dort - früher und bis heute.
Unweit des Klosters spazieren wir durch den frühlingsgrünen Wald zur magischen Wunschquelle. Gleich daneben werden unsere Wünsche nach Steinpilzen bestens erfüllt - im Restaurant Santa Maria bei hausgemachter Pasta und Wein.

So gestärkt fahren wir weiter nach Mongiana, wo es Reste der industriellen Geschichte Kalabriens aus dem 17. Jh. zu sehen gibt. Im Museum und den Ruinen der ehemaligen königlichen Eisengießerei bekommen wir von Claudia einen plastischen Eindruck vermittelt, wie fortschrittlich die Wirtschaft hier schon einmal war.

Ein Tag zum Entspannen

Eigentlich ist für diesen Tag der Ausflug mit dem Schiff zu den liparischen Inseln vorgesehen. Aber der Wind lässt die Wellen zu hoch schlagen und so können die Boote nicht fahren. Schade, den aktiven Vulkan Stromboli sowie die Inseln Lipari und Vulcano hätten wir gern gesehen.
Aber alle Gäste freuen sich auch über den "freien Tag", schlafen aus, verlängern das Frühstück im Hotel, bummeln durch Tropea und verbringen nach dem Regen sogar noch etwas Zeit am Strand oder am Pool.
Zum Abendessen trifft sich die Gruppe wieder und jeder hat etwas zu erzählen.

Gerace und Locri am ionischen Meer

Vom liparischen Meer geht es heute über die Berge und durch Tunnel an die ionische Küste. Die Landschaft verändert sich und erinnert ein bisschen an die Toscana.
Schon von weitem entdecken wir Gerace mit den vielen Kirchen hochoben auf dem Berg thronend. Vom Parkplatz fahren wir mit einer Minibahn und Guter-Laune-Musik in den oberen Teil der Stadt. Das Volkslied "Calabrisella mia" haben wir vorher schon geübt und können lustig mitsingen. In knapp 500 Metern Höhe haben wir von den Burgruinen aus einen überwältigenden Blick über die herrlich grüne und blühende Landschaft Kalabriens. Sonnenschein und herrlich blauer Himmel mit dekorativen Wolken sorgen für wunderschöne Fotomotive. Die Kathedrale und das Museum mit dem Domschatz sind ebenfalls sehr beeindruckend.

Auf dem Weg zum Restaurant sorgt leider ein kleiner Zwischenfall für Aufregung. Direkt vor unseren Augen wird ein Hund von einem Auto angefahren, das aber nicht anhält. Ein paar Gäste unserer Gruppe sorgen sich liebevoll um das verletzte Tier, während die Restaurantchefin die Carabinieri anruft, die den Hund zum Arzt bringen und sich darum kümmern, dass er wieder zu seinen Besitzern kommt.
Nun können wir auch die leckere frische Pasta genießen, die mit Wasser und Wein serviert und mit Cantuccini und Lemoncello gekrönt wird.

Zurück am Parkplatz gibt es eine Überraschung: wir dürfen noch einmal Bergamotte-Produkte verkosten, von Saft bis Likör oder Marmelade gibt es viele Geschmacksrichtungen.

Es geht nun weiter Richtung ionisches Meer nach Locri bzw. in das antike Lokroi Epizephyrioi, wo wir die Reste der alten Stadtmauern, Tempel und das Museum besichtigen.

Weil es der letzte Tag für alle mit Claudia und Giuseppe ist, verabschieden wir uns auf dem Rückweg ganz herzlich von unseren beiden Begleitern dieser abwechslungsreichen Reisewoche. Sie sind uns ans Herz gewachsen und wir überreichen ein kleines Dankeschön. Nach dem Abendessen gibt es noch einen Abschiedstrunk im Hotel. Unsere Reisebegleitung Heike serviert den typisch kalabresischen Kräuterlikör "Vecchio Amaro del Capo". Dieser wird im traditionellen Familienunternehmen Caffo in Limbadi produziert und sorgt für einen fröhlichen Abschluss unserer Reise.

Abschied von Kalabrien und Heimreise

Heute bringt uns Alessandro gleich nach dem Frühstück wieder zum Flughafen Lamezia Terme. Bis vor kurzer Zeit gab es dort nur Inlandsflüge. Jetzt heißt er "Lamezia International", wirkt aber auf uns doch noch recht improvisiert. Nach den letzten Einkäufen steigen wir ins Flugzeug und haben vor allem wunderschöne Eindrücke aus einem noch ursprünglichen Teil Italiens im Gepäck.
Arrivederci Calabria, a la prossima volta...

Schlusswort

Es war eine wundervolle und ereignisreiche Woche mit einer harmonischen kleinen Reisegruppe. Wir haben so viel gesehen und von Claudia eine Menge Informationen über Land und Leute bekommen. Der charmante Busfahrer Giuseppe aus Neapel brachte uns entspannt und sicher an unsere Ziele. Grazie mille, ciao a tutti. Ich freue mich auf das nächste Mal, Eure Reisebegleiterin Heike

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht