Reisebericht: Süd–Italien – Rundreise durch Kalabrien

18.09. – 25.09.2023, 8 Tage Flugreise Kalabrien mit Tropea – Capo Vaticano – Nicotera – Pizzo – Reggio Calabria – Scilla – Serra San Bruno – Locri – Gerace – fakultativ: Liparische Inseln


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Italiens zieht mich immer wieder an. Nicht nur die Städte wie z.B. Rom, Mailand, Florenz oder Vendig sind eine Reise wert. Mir hat es besonders der Süden angetan, egal ob Apulien oder Kalabrien. Zu erleben und sehen gibt es überall zur Genüge...
Ein Reisebericht von
Dr. Mathias Schirmer
Dr. Mathias Schirmer

bequeme Anreise

Mit einem Airbus der Sundair geht es am frühen Nachmittag im Direktflug als Sondercharter nach Lamezio Therme, welch ein Luxus. Und auch noch so bequem. Claudia unsere Reiseleiterin aus der Schweiz (schon lange in Kalabrien lebend und mit einem Italiener verheiratet) nimmt uns in Empfang und los geht es mit Nicola unserem Busfahrer für die ganze Woche, natürlich erst einmal ins Hotel. Nach reichlich einer Stunde haben wir die direkt am Meer gelegene Hotelanlage erreicht. Die Zimmer werden bezogen und alsbald geht es zum Abendessen, 4 Gänge. Heute schaffen wir alles, sogar beim Dessert kann man aus 3 Varianten wählen, welch ein vielfältiges Angebot.

Der erste Ausflugstag führt uns gleich nach Tropea und Pizzo...

Diese beiden Städte sind ein MUSS für alle Kalabrienbesucher. Tropea, in der Provinz Vibo Valentina gelegen, wurde unlängst (2021) mit zu einer der schönsten Städte Italiens gewählt. Bekannt ist Tropea vor allem durch die hier angebauten Roten Zwiebeln, die auf den bis zu 40 m hohen Felsen erbauten Häuser und die schönen Sandstrände (das Meer hat aktuell übrigens 25 Grad Wassertemperatur). Nur 6.000 Einwohner hat die Stadt, die Zahl der Touristen liegt fast dauerhaft darüber(bis zu 20.000). Wir erfahren nicht nur einiges zur Stadt sondern auch manches zu Land und Leuten. Z.B., dass die Schüler vom 06.06.-15.09. Sommerferien hatten. Die lange Dauere resultiert aus der Hitze im Sommer und wird mit Samstagsunterricht ausgeglichen. Auch gibt es, anders als bei uns, keine längeren anderen Ferien (außer zu Weihnachten/Jahreswechsel).
Bei guter Sicht kann man vom Kanonenplatz z.B. bis zum Stromboli, der bekanntesten der sieben Liparischen Inseln, schauen. Darauf müssen wir noch ein paar Tage warten.
Wir schlendern durch Gassen, vorbei an Palästen und gelangen schließlich zur Kathedrale. Die von den Normannen in der zweiten Hälfe des 12. Jh fertiggestellte Bischofkirche musste nach einem Erdbeben(1905) in den Jahren 1927 bis 1931 grundlegend saniert werden. Ungewöhnlich ist die Tatsache, dass eine USamerikanische Bombe ausgestellt wird. Sechs Bomben wurden im 2. Weltkrieg über Tropea abgeworfen, keine davon explodierte. Diese Tatsache wurde der Schutzpatronin der Stadt Tropea - Romania zugeschrieben. Und so gibt es in fast jeder Familie der Stadt ein Mädchen mit diesem Namen.
Kulinarisch kommen wir an diesem Tag nicht zu kurz. Claudia hat am Vormittag eine Verkostung von kalabresischen Spezialitäten (natürlich auch die Rote Zwiebel und die würzige Ndujawurst) organisiert und uns zu Mittag in ein nettes Restaurant geführt.
Weiter geht es nach Pizzo und das weltbekannte Tartufoeis. Pizzo ist etwas größer (9.000 Einwohner) als Tropea und auch für den Thunfischfang bekannt. Kurios auch, dass ein Schwager von Napoleons hier nach fünftägiger Gefangenschaft 1815 erschossen wurde.
Natürlich wird nach einem kurzen Stadtrundgang mit Besichtigung des Castello Murat das Eis verkostet. Das Tartufoeis wird auch als das Trüffelpralineneis bezeichnet, da es ihr nachempfunden wurde .Es entstand in den 30er Jahren aus der Not heraus. Der sizilianische Konditor De Maria sollte für den Prinzen Umberto ein Dessert anrichten. In Ermangelung von genügend Dessertformen modellierte er die Kugeln aus Haselnuss- und Schokoladeneis mit der Hand und bestäubte es zum Schluss mit Zucker und Kakao.
So gestärkt und der Eisentstehung zugesehen ging es weiter.
Die Chiesettadi Piedigrotta war unser nächstes Ziel. Dieses grottenähnliche Heiligtum aus Tuffstein soll Ende des 17. Jh durch gerettete neapolitanische Schiffbrüchige unter Beistellung eines Altars geschaffen wurden sein. Zuvor galt es fast 150 Treppenstufen Richtung Meer hinab zu steigen und natürlich später auch wieder hinauf.
Voller Eindrücke erreichen wir gegen 18:15 das Hotel und es blieb bis zum Abendessen noch Zeit für eine Runde im Meer oder im Pool zu schiwimmen.

Ausflug nach Reggio Calabria und Scilla

Heute fahren wir bis ganz dicht ran an die Insel Siziliens. Es geht in die ehemalige Hauptstadt (bis 1972) Kalabriens nach Reggio Calabria.
Hier endet auch die A3, die Autostrada del Sole(Sonne). Immerhin fast 200.000 Einwohner hat die Stadt und wir besichtigen als erstes das Museo Archeologica Nazionale in dem 1941 fertiggestellten Palazzo Piacentini. Die berühmtesten Ausstellungsstücke sind die zwei erst 1972 gefundenen Bronzestatuen von Riaca. Ein Hobbytaucher entdeckte sie auf dem Meeresgrund in einer Tief von 300 m.
Kurios: Die zwei Figuren weilten in Rom als Leihgabe in einer Ausstellung. Die italienische Regierung vertrat dann die Meinung, dass die Bronzefiguren Nationalgut wären und somit in Rom den richtigeren Platz hätten. Da haben Sie die Kalabresen aber unterschätzt. Dies lies man sich nicht gefallen und so haben die Figuren zurück nach Reggio Calabria gefunden.
Anschließend laufen wir an der angeblich schönsten Uferpromenade Italiens, der Lungomare Falcomata entlang. Unter uns fährt die tiefer gelegte Eisenbahn und es bietet sich ein schöner Blick über da Thyrrenische Meer Richtung Messina auf Sizilien. Die Straße von Messina, wie der Streifen zwischen Stiefelspitze und Sizilien genannt wird, ist 30 km lang und an der schmalsten Stelle 3km breit.
Alsbald haben wir die 1908 nach einem Erbeben wieder erbaute Kathedrale erreicht.
Wir haben noch etwas Zeit und so bummeln wir an reichlich Geschäften, abseits vom Meer, vorbei zum Bus zurück.
Und weiter geht es nach Scilla, wo uns das obligatorische Schwertfischessen erwartet. Gut gestärkt spazieren wir am Casle of Scilla vorbei durch den Ort. Es ist ein kleines ruhiges Städtchen mit ca 5.000 Einwohnern, das stark vom Fischfang geprägt wird. Den Namen erhielt der Ort von dem Meeresungeheuer Skylla, das angeblich hier gehaust haben soll.

ab zur Jasminküste mit Besuch von Gerace und Locri

Der Weg führt uns heute an die südliche Rivera von Kalabrien. Gerache und Locri lauten die Ziele. Auf der heute etwas längeren Busfahrt genießen wir die Landschaft, wir fahren quasi zur Fußsohle des Stiefels. Jasminküste wird die Gegend genannt. Das resultiert aus dem Anbau dieser einzigartigen Kletterpflanze.
Wir erreichen den Parkplatz am Fuße der 2.400 Einwohner zählenden Stadt.
Von hier geht es mit einer Art gummibereifte Bimmelbahn nach oben, eine spektakuläre Fahrt.
Claudia erzählt uns, dass Gerace auch die Stadt mit den 100 Kirchen genannt wird. Und mit einem Augenzwinkern fügt sie an, dass wir heute alle besuchen. Aber es sind nur noch wenige Kirchen (14) im Ort, der immer noch Bischofssitz ist. Aber immerhin kann man hier die größte Kirche Kalabriens besuchen, die Kathedrale Maria Himmelfahrt aus dem 11. Jh. 73 m mal 26 m ist die Basilika groß und besteht aus drei Schiffen.
Auch das Museum lassen wir natürlich nicht aus.
Auf das gute Mittagessen, immer typisch kalabresich und immer anders, freuen wir uns bereits. Vorher geht es aber noch paar Meter höher, wo uns eine geniale Aussicht auf das Landesinnere und das Ionische Meer erwartet.
Gut gestärkt geht es wieder talwärts und das im doppelten Sinne. Zuerst mit der Bahn zum Bus und dann mit dem Bus ans Meer nach Locri. Dies ist die Nachfolgerstadt von Lokoi Epizephyrioi.
Trotz Hitze widmen wir uns noch der Ausgrabungsstäte dort. Locri gehörte einst zu den wohlhabendsten und einflussreichsten Städten von Italien. Plündernde Sarazenen im 10.Jh leiteten den Untergang der Stadt ein. Die Bewohner sahen sich gezwungen die Stadt auf zugeben und sich in die Berge zurück zu ziehen.
Erst Anfang des 20. Jh wurden hier die Ausgrabungen begonnen. Vorher hatte der italienische Staat eine Grabungserlaubnis verweigert. Heute sieht man u.a. die Fundamente der beiden Tempel.

die heutige Optionen lauten mit dem Schiff zu den Liparischen Inseln oder Freizeit

Der größte Teil der Gruppe begibt sich mit dem Schiff Richtung der Liparischen (auch Äoloische) Inseln. Sieben Inseln sind es mit einer Gesamtfläche von 115,4 qkm und 14.000 Einwohnern. Die Inseln vulkanischem Ursprungs gehören verwaltungstechnisch zu Sizilien und sind seit 2000 UNESCO Weltkulturerbe. Die größte Insel ist Lipari (21,2 qkm) und die kleinste Panarea (3,4 qkm und 240 Einwohner).
Früh am Morgen startet man mit dem Bus um 6:45 Uhr Richtung des Hafens von Tropea. Ungefähr 2 h dauert die Fahrt bis zur ersten Insel, die man anläuft, der Insel Vulcano, die sich ca 20 km von der Nordküste Sizilien sich befindet. Hier kann man im Schwefelwasser oder am schwarzen Strand im Meer baden. Zu bestaunen gibt es das tote Feld, ein 37.000 qm großes Areal mit vielen Fumarolen. Totes Feld, da hier um 1914 die austretende Hitze jegliche Vegetation vernichtete. Der Gasausstoß wird auf 56.000 m³ pro Stunde geschätzt. Mit seinen 100 Grad werden die Fumarolen als "kühl" bezeichnet
Weiter geht es zu den Inseln Lipari und Stromboli. Stromboli ist wohl die markanteste Insel. 2.500m groß ist der Vulkan im Ganzen und er meldet sich oft, eigentlich täglich.
Bis zu 10 Schiffe sind aus unterschiedlichen Richtungen kommend hier heute unterwegs. Heimwärts nimmt der Seegang zu und wir sind alle sehr froh, als wir dann wieder festen Boden unter den Füßen hatten.

Soriano – Serra San Bruno –Mongiana

Heute entfernen wir uns von der Küste, es geht ins Landesinnere. Wir fahren durch endlose Olivenhaine und vorbei an Buchenwäldern.
Die erste Rast ist in Soriano Calabro, wo es natürlich ein Kirche zu besichtigen gibt, natürlich eine katholische. Auch die benachbarte sehr große Klosterruine San Dominesco besuchen wir. Ein kleiner Wochenmarkt findet im Ort auch statt. Die Versorgung läuft hier etwas anders, vor allem in den entlegeneren Orten. Da läuft sehr viele über die fliegenden Händler. Und es wird nicht nur Obst und Gemüse (hier soll es die besten Kartoffeln Italiens geben) verkauft, auch Kleidung und allerlei Dinge des täglichen Bedarfes werden angeboten.
In einer der überall gut vorhandenen kleinen Bars genießen wir einen Cafe, wie man hier den Espresso nennt, oder die regionalen Süßspeisen. Und ein Euro reicht immer für den kleinen schwarzen, zu dem es meist noch ein kleines Glas Wasser gibt.
Weiter geht es zum Heiligen Bruno ins im 11. Jh. gegründeten Ort Serra San Bruno. Der Ort lebt von der Verarbeitung von Granit und der Herstellung von Holzkohle. Jedoch ist hier der Tourismus eine Einnahmequelle, den ein Karthäuserkloster befindet sich hier. Dies es ist eines von drei noch in Italien aktiven Einrichtungen dieser Art. Jetzt ist es auch ein Museum und Besuchermagnet. Wir schlendern durch einen Wald in dem es viele Picknickplätze und Bungalows gibt um schließlich den magischen Wunschbrunnen zu sehen.
Nach einer ausreichend kulinarisch gut angereicherten Mittagspause geht es weiter und wir werden alsbald den einzigen Regen in dieser Woche erleben und der hat es in sich. Wir sind in Mongiana und stellen unser Programm um. Dunkle Wolken geben uns eine Vorahnung und so gehen wir zuerst in eine Verkaufsstelle mit regionalen Produkten. Liebevoll war vieles angerichtet. Klar möchte man auch verkaufen. Aber das spürt man nicht .Zu herzlich und bescheiden sind die Menschen. Verbal verstehen wir uns nicht aber emotional schon.
Zwei Besichtigungspunkte gibt es noch, nein eigentlich drei. Denn die Türmalereien im Ort haben es ins sich (siehe die Fotos). Wir besuchen ein Museum, welches an die frühere Eisengießerei erinnert und Besichtigung die einstige Höhlenwohnungen inkl. des Museums dazu.

Heute: Götterküste mit Capo Vaticano, Nicotera und Olivenhain

Heute geht es mit dem Bus nach Süden um den ersten Stopp im Örtchen Ricadi an einem genialen Ausblick zu genießen. Kristallklares etwas bläulich wirkendes Wasser gibt es zu bestaunen. Und die Sonne meint es wieder gut mit uns, 28 Grad im September im Schatten. Vom Kap aus kann man über die Straße von Messina Sizilien und einen Teil der Liparischen Insel sehen. Auch die zwei ehemaligen Strommasten, die heute unter Denkmalschutz stehen, bei Reggio Calabria und auf sizilianischer Seite in Messina sind gut zu erkennen. Der Capo Vaticano hat nichts mit dem römischen Vatikan zu tun, sondern bezieht sich auf ein Orakel, dass von den Seefahrern vor ihrem Auslaufen besucht wurde.
Weiter führt uns die Fahrt nach Nicotera, wo wir durch die Gassen schlendern und Ausblicke aufs Meer genießen. Ziel ist auch der Wochenmarkt, wo von reichlich Obst und Gemüse über Reinigungsartikel bis hin zu Kleidung allerlei angeboten wird.
Zum Abschluss des Tages besuchen wir noch eine Olivenmühle. Zuerst erzählt uns der Besitzer allerlei über die Olivenbäume, deren Wachstum, Alter und Pflege. Über die Berichte zur Ernte der Oliven, der Besichtigung der Schüttelmaschine und der Verarbeitungs- und Abfülltechnik gelangen wir zur Verkostung von Öl. Käse, Wurst und Wein. Auch vom käuflichen Erwerb der kosmetischen Artíkel und des Olivenöles wird reichlich gebrauch gemacht.

Die Heimat ruft...

... und so landen wir nach 2 Stunden und 5 Minuten Flug wieder in Dresden.
Aber zuvor besichtigen wir noch das Weingut Statti in Lamezia Therme und rätseln, ob es mehr Kühe oder Flaschen Wein sind, die wir sehen. Kurios ist, dass man 1.000 Kühe dort hält. Man hatte halt Ackerfläche übrig und beschloss Mais an zu bauen. Die Abnehmer davon sind jetzt die Milchkühe.
Der Weinbau ist jedoch die Familientradition und das seit über 250 Jahren. Nach einem Rundgang durch den Olivenhain und die Produktions- und Lagerräume wird natürlich verkostet. Nicht nur Wein, sondern auch das Olivenöl und leckeres Brot werden verkostet. Wir sind uns einig: Der Weißwein Lamzio Bianco mundet uns am Besten.

Schlusswort

Bestimmt kommen wir wieder.
Vielleicht zu einer Wanderreise z.B. vom 26.9. bis 3.10.2024.

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