Reisebericht: Süd–Italien – Rundreise durch Kalabrien

21.05. – 02.06.2011, 8 Tage Flugreise Kalabrien mit Tropea – Capo Vaticano – Nicotera – Pizzo – Reggio Calabria – Scilla – Serra San Bruno – Locri – Gerace – fakultativ: Liparische Inseln


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Süditalien – vier Regionen – Kampanien, Kalabrien, Basilika und Apulien sind geprägt von Kunst – Kultur- Geschichte - Natur
Ein Reisebericht von
Gabriele Schwarze

Reisebericht

Nach ca. 2000 Flugkilometern landeten wir, von Berlin Schönefeld kommend, am Abend in Neapel, der kampanischen Hauptstadt.
Die Römer gaben der Region Kampanien den Campania felix - glückliche Landschaft.
In unserem Grand Hotel St. Orsola, 600 m hoch über der Amalfiküste wurden wir herzlich begrüßt.
 
Am morgen Sonnenschein und auf unserem Programm stand der Ausflug an die Costiera Amalfitana, eine Herausforderung für unseren Buschauffeur, Giorgio.
Die ca. 40 km lange Küstenstraße von Sorrent nach Vietri wurde unter der Herrschaft von König Ferdinand von Bourbone erbaut.
Die Amalfiküste könnte einem Bilderbuch entsprungen sein und stellt heute ein berühmtes Juwel der Region Kampanien dar.
Die Stadt Amalfi, ein berühmtes Touristenzentrum war neben Genua, Venedig und Pisa eine der vier Seerepubliken.
Als Perle der Küste gilt das Fischerstädtchen Positano, aber auch die kleinen Orte wie Minori und Maiori haben ihren Reiz.
Daneben hat die Region noch viel mehr zu bieten.
Mit gepackten Koffern ging es weiter gen Süden.
 
In Paestum, einer durch die UNESCO als Weltkulturerbe anerkannten Ausgrabungsstätte machten wir halt.
Gemeinsam mit Anna besichtigten wir die Tempelanlage, die um 600 v. Ch. unter dem Namen Poseidonia von den Griechen gegründet wurde.
Paestum kann bedeutende Baudenkmäler aus griechischer und römischer Zeit vorweisen. Der Heratempel - war einer der größten griechischen Steintempel.
Der Poseidontempel weist auf die ausgereifte Bauform, des kurz zuvor errichteten Zeustemples von Olympia, hin.
Nach dem Niedergang, das Gelände fing an zu versanden, zu versumpfen, die Malaria breitete sich aus - die Tempelanlage verwandelte sich in unwegsames Gelände, der Ort wurde vergessen. Erst 1752 entdeckte man es wieder.
 
Von Kampanien aus ging es weiter nach Kalabrien. Die Region ist die südlichste des italienischen Festlandes. Haupterwerbsquelle sind die Land- und Forstwirtschaft. In den fruchtbaren Ebenen an den Küsten und in den Flusstälern gedeihen Zitrusfrüchte, Oliven und eine Vielzahl anderer Obst - und Gemüsesorten. Typische Produkte sind die Bergamotten und die roten Zwiebeln.
Erste Siedler waren die Bruttiner, Italiker und die Sikuler. Orte wurden von den Griechen gegründet. Später gehörte Kalabrien zum byzantinischen Reich, dann kamen die Normannen.
Alle haben ihre Spuren hinterlassen, in  der Baukunst, im Handwerk und in der traditionellen Küche.
„Cipolle rosse“ - die roten Zweibeln sind eine der Spezialitäten der Stadt Tropea. Ein mittelalterlicher Ort, auf einem 40 m hohen Felsen - hoch über dem Thyrennischen Meer. Tropea zählt auf Grund seiner Lage und der gut erhaltenen Altstadt zu den beliebtesten Urlaubszielen Kalabriens und den schönsten Orten der Mittelmeerküste.
 
Von hier starten auch die Ausflugsschiffe zu den Äolischen Inseln. Eine Inselgruppe im Thyrennischen Meer. Sieben Inseln - Lipari - Vulkano - Stromboli - Salina - Filikudi - Alikudi und Panara - alle vulkanischen Ursprungs.
Um uns dieses Ausflugserlebnis nicht entgehen zu lassen, mussten wir allerdings sehr früh aufstehen. Vom Hotel gab es Lunchpakete und zwei Thermoskannenn mit Kaffee und Milch.
Am Hafen in Tropea „ frühstückten“ wir. Dann ging es bei schönstem Wetter und ruhiger See mit dem „Stromboli Express“ zu den Inseln.
Erst Vulcano, dann Lipari. Sie ist die größte der Äolischen Inseln, das erlebten wir auch auf einer Inselrundfahrt.
Den Abschluss unserer Schifffahrt bildete der Aufenthalt auf Stromboli.
 
Am nächsten Morgen hieß es wieder Koffer packen, denn unsere Busrundreise führte uns nun an das Ionische Meer, nach Torre Canne in das Hotel Del la Levante.
Doch bevor wir dort am Nachmittag ankamen, hatten wir noch einen Stadtrundgang der besonderen Art.
Matera, die Stadt mit den Höhlensiedlungen, Sassi di Matera, seit 1993 auf der Liste des UNESCO - Weltkulturerbes.
Eine Wohnhöhle künstliche, selbsttragende Aushöhlung die zu Wohnzwecken genutzt wird, man bezeichnet sie auch als „Haus ohne Dach“.
Mitte des 20. Jahrhunderts galt es als Kulturschande, dass in Italien Menschen immer noch in Höhlen lebten. Carlo Levis Buch „Christus kam nur bis Eboli“ und der gleichnamige Film machten die katastrophalen hygienischen Zustände weltweit bekannt.
So wurden die Bewohner in den 50-ziger und 60-ziger Jahren in neue Wohnblöcke umgesiedelt.
Die Sassi sind heute eine zum großen Teil eine Museumsstadt. Einige der Wohnhöhlen wurden modernisiert und zu Hotels umgebaut. So gewinnt der Tourismus in dieser Region der Basilikata immer mehr an Bedeutung.
 
Die vierte Region unserer Reise an die Stiefelspitze zeichnet sich aus durch fruchtbare Küstenebenen - hier gedeihen Mandeln, Oliven und Getreide. Hinzu kommt das Apulien eines der wichtigsten Weinanbaugebiete von Italien ist.
Apulien ist die flachste Region der italienischen Halbinsel und erstreckt sich sowohl entlang des Ionischen  Meeres als auch des Adriatischen Meeres.
Bedeutende Städte machen die Region zu einem lohnenden Reiseziel.
Gemeinsam mit unserer singenden örtlichen Reiseleiterin Anna gingen wir auf eine Zeitreise, beim Bummel durch die Barockstadt  Lecce. Es ist kein Zufall das die Stadt wegen ihres besonderen Charakters auch als das „Florenz des Südens“ bezeichnet wird. Davon zeugen unter anderem die Basilika Santa Croce, der Seminarpalast auf dem Domplatz sowie zahlreiche Adelspaläste aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
 
Anna war es auch, die uns die weiße Stadt Ostuni gezeigt hat. Ostuni liegt auf sieben Hügeln. Ein Gewirr von Gassen und Stiegen schlängeln sich durch die malerische Altstadt. Wegen der vorherrschenden weissen Farbe der Häuser in der Altstadt trägt Ostuni den Beinamen „Citta bianca“. Der Schutzpatron der Stadt ist der heilige Oronzo.
Mittelpunkt ist die Piazza della Liberta. Hier befindet sich im ehemaligen Kloster das Rathaus der Stadt und die barocke Oronzo-Säule.
 
Was wäre eine Reise in Apulien ohne den Besuch der Stadt Alberobello. Bekannt ist die Stadt vor allem durch ihre Kugelbauten.
Das Trullo - die Trulli - wurden in dieser Gegend von den Hirten errichtet.
In Alberobello bestehen ganze Stadtteile aus diesen Kugelbauten, deshalb gehört der Ort heute zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Es ist nicht eindeutig zu belegen, seit wann es in Apulien diese Trulli gibt. Die Bauweise war einfach: Platten aus Kalkstein, die im Durchschnitt 7 cm dick sind, werden aufeinandergestapelt, sie springen nach innen vor und so baut man bis in eine Höhe von 1,50 bis 2,00 Meter, bis zur Spitze des Kegels, der mit einer runden Platte oder einer Kugel verschlossen wird.
 
Apulien ist nicht nur eine Region mit Kunst und Kultur, sondern auch sehr geschichtsträchtig. Diese steht eng im Zusammenhang mit Friedrich II.
Wir schreiben die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts. Unter den vielen Kastellen die Apulien hat - ist sicher Castel del Monte das einzigste seiner Art, nicht nur in Italien, erbaut von Friedrich II.
Das Castel liegt auf einer Hügelspitze, mitten in der kargen Landschaft und ist von weitem sichtbar. Es wird häufig als Wehrbau und als Lieblingsplatz von Friedrich II. bezeichnet und gibt einige Rätsel auf.
Das Bauwerk ist voller Symbolismen. Castel del Monte erinnert beispielsweise an eine Krone - Kaiserkrone die oktogal ist, acht Ecken hat die Pfalzkapelle in Aachen, acht Ecken hat der Barbarossaleuchter in der Pfalzkapelle .....
Achteckig sind die Türme, achteckig ist der Innenhof ....
Das Castel steht seit 1996 auf der Liste des UNESCO Welterbes und ist auf der 1 cent Münze der italienischen Euromünzen abgebildet.
 
Am Abend unseres 10. Reisetages erreichen wir das Hotel „Il Melograni“ am „Sporn“ des Stiefels in Vieste, einst ein Fischerdorf, heute ein Touristenort. Lange breite Sandstrände prägen hier das Landschaftsbild.
Von hier aus lohnt sich ein Tagesausflug in das Gragnano und in den Parco Nationale Foreste Umbra.
Das Gragnano, ein Gebirgsmassiv mit einem Umfang von ca. 2000 qkm. Hier liegt zum einen der Wallfahrtsort San Giovani Rotondo. Bekannt geworden durch Padre Pio, der vielverehrte und mittlerweile heilig gesprochene
Immer noch pilgern jährlich ca. 7 Millionen Menschen zur Kirche Santa Maria delle Grazie.
Durch San Giovanni Rotondo führt die Staatsstraße nach Monte Sant Angelo. Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zählen die Wallfahrtskirche S. Michele, die Überreste der Kirche San Pietro sowie ein Kastell aus der Normannenzeit.
San Michele - die Hauptkirche - ist eine Grottenkirche und dem Erzengel Michael geweihte Wallfahrtskirche. Eine der ältesten Pilgerorte des Abendlandes.
 
Unser vorletzter Reisetag bringt uns wieder an den Golf von Neapel, nach Gragnano in das Hotel Degli Ulivi.
Auf dem Weg dorthin erreichen wir bei strömenden Regen, die Ausgrabungsstätte in Pompej.
Eine antike Stadt in Kampanien und genau wie Herkulaneum und Stabia beim Ausbruch des Vesuvs 79 n. Ch. untergegangen.
Nach der Wiederentdeckung im 18. Jahrhundert begann die zweite Geschichte der Stadt - Pompej als Objekt der Archälogie und der Erforschung der antiken Welt.
Zweidrittel der Stadt sind mittlerweile freigelegt.
 
Langsam heißt es Abschied nehmen von Süditalien. Bevor wir am Abend nach Hause fliegen nutzen wir die freie Zeit zu einem Ausflug nach Sorrent.
Die Stadt liegt auf der Halbinsel am Golf von Neapel, auf einer Tuffsteinterrasse, ist bekannt für die großen Zitronen. Die typischen Produkte aus den Limoni sind der Limoncello - Zitronenlikör, Zitronenschokolade, bunte Keramikartikel mit Zitronenmotiven oder Zitronenseife. All diese Dinge findet man in der Einkaufstraße Via S.Cesareo.
Vom Hafen Marina Piccola erreicht man bequem, die nur etwa 5 km entfernt liegende Insel Capri, sowie Ischia und Procida.
 
Süditalien - Entdeckungsreise an der Stiefelspitze, die 13-tätige Flugreise ist zu Ende. Ich wünsche allen Reisegästen eine gute Zeit und freue mich auf ein Wiedersehen.
 
Gabi Fischer

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