Traumhafte Tage am Lago Maggiore und Comer See
Reisebericht: 04.09. – 09.09.2014
Lesen Sie hier von einer erlebnisreichen Kurzreise an den Lago Maggiore mit Besuchen der Borromäischen Inseln und der Villa Taranto sowie der Villa Carlotta am Comer See.
Ein Reisebericht von
Walburga Lindner
„Vergnügen, Vergnügen! Was sonst sollte einen irgendwohin führen?" Oscar Wilde
Pures Vergnügen, Freude und natürlich jede Menge neue Eindrücke erhoffen sich auch 25 reisefreudige Gäste aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Berlin und Baden-Württemberg, als sie am 04.09.den Bus der Firma „Auerbachs Reisen" Richtung „Bella Italia" besteigen. Auf dem „Kutschbock" sitzt Jens, genauer gesagt Jens Süßmilch. Er wird uns die nächsten Tage „chauffieren", „kutschieren" bzw. den Bus immer in die gewünschte Richtung lenken...- am 04.09.2014 auf alle Fälle Richtung Lago Maggiore.
Auf unserer Reise, beginnend in Dresden, durchqueren wir zunächst auf deutscher Seite die Bundesländer Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg, tangieren dabei u.a. die Städte Bayreuth, Nürnberg, Ansbach, Dinkelsbühl, Aalen und schließlich Ulm. Hier nehmen wir unsere letzten Gäste auf.
Die Fahrt führt uns weiter Richtung Süden, vorbei am Bodensee, dem größten See Deutschlands (den wir uns allerdings mit Österreich und der Schweiz teilen müssen), auf österreichischer Seite vorbei an Bregenz, der Hauptstadt des Bundeslandes Voralberg, vorbei am Pfänder, dem Hausberg von Bregenz.
Neben dem Rhein, der in der Nähe von Bregenz in den Bodensee fließt und der uns die nächsten Kilometer begleiten wird, sind es vor allem die Berge, die uns in ihren Bann ziehen.
Durch das Rheintal, vorbei am Fürstentum Liechtenstein und dem Schweizer Kanton St.Gallen gelangen wir in den flächenmäßig größten, zugleich aber auch am spärlichsten besiedelten Schweizer Kanton, den Kanton Graubünden (seit 1803 Teil der Eidgenossenschaft).
Chur, die Hauptstadt des Kantons, auf die der Begriff „Kauderwelsch" zurückzuführen ist und die zugleich die älteste Stadt der Schweiz ist (1986 feierte sie bereits ihren zweitausendsten Geburts-tag), lassen wir „links liegen".
Wir fahren entlang des Domleschg, einem besonders romantischen Abschnitt des Hinterrheintals (auf ca. 11 km reiht sich Burg an Burg) und überqueren kurze Zeit später die einst so kreuzgefährliche Via Mala Schlucht. Nach dem San Bernardino Tunnel geht es hinunter in das Val Mesolcina (Misoxtal). Wie eine Schlange windet sich die Straße ins Tal und gewährt dabei herrliche Einblicke in die wunderschöne Landschaft. Auf dem Weg fasziniert uns vor allem die, auf einem Felshügel gelegene, Ruine der im 12. Jahrhundert erbauten Burg Misox, einst größte Talfestung der Schweiz.
Nur wenige Kilometer bevor das Val Mesolcina in das Valle Leventina übergeht, fahren wir in den Kanton Tessin ein, den wir am fünften Tag noch etwas näher kennenlernen werden. Vorbei an der Kantonshauptstadt Bellinzona erreichen wir Locarno, die Stadt, die von 1803-1878 abwechselnd mit Lugano und Bellinzona Hauptstadt des Kantons Tessin war.
In Locarno verabschieden wir unsere ersten Gäste, die Familie Fischer, die sich gern hier - am Schweizer Abschnitt des Lago Maggiore - erholen möchte.
Nachdem Jens unseren Bus bravourös aus dem engen Straßengewirr gelenkt hat, erreichen wir endlich den viel beschriebenen, aber auch besungenen Lago Maggiore.
Im Dämmerlicht fahren wir am westlichen Ufer des Sees entlang und nehmen - trotz langer Anreise und entsprechenden Ermüdungserscheinungen - erste Eindrücke auf.
Nach diesem ausgesprochenen Bustag, der von allen Gäste viel „Sitzfleisch" erfordet hat, erreichen wir unser Hotel, das „HOTEL EUROPALACE" in Pallanza (Verbania).
Nach dem Zimmerbezug und dem Abendessen haben alle nur noch einen Wunsch, nämlich Beine hoch, Augen zu - kurzum „ab in die Federn..."
„Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur." Albert Einstein
Am Morgen des ersten Tages vor Ort starten wir ausgeruht und dank eines abwechslungsreichen und sehr reichhaltigen Frühstücks (so gar nicht italienisch) bestens gestärkt zum Ausflug in die Botanischen Gärten der Villa Taranto.
Während ein Großteil der Gäste den Spaziergang entlang des Sees wählt, bevorzugen einige lieber die bequemere Variante und reisen mit dem Bus an. Nach einer kurzen Einführung zur Geschichte des Gartens und mit einem entsprechenden Faltblatt ausgerüstet, gehen wir auf Entdeckungstour.
Was wir vorfinden, fasziniert uns alle. Über 20.000 Pflanzenarten, importiert aus aller Welt (davon über 500 Rhododendren und über 300 Dahlienarten) wachsen hier und können im Wechsel von März bis Oktober bestaunt werden.
Unglaublich, was der Schotte Neil McEacharn hier im Laufe von sieben Jahren vollbracht hat. Stilvoll, aber teilweise auch idyllisch hat er in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts den Park einer Villa aus dem Jahr 1875 in eine großzügige Gartenanlage umgewandelt.Er erfüllte sich damit einen Traum - das Wunderbare ist, dass er uns an diesem Traum teilhaben läßt. Denn 1938, nach Fertigstellung der Anlage, schenkte er diese dem italienischen Staat - allerdings unter der Bedingung, diese weiter zu erhalten und weiter zu vervollkommnen. Seit 1952 ist der Garten nunmehr für das Publikum zugänglich (der Name „Villa Taranto", Sie erinnern sich vielleicht noch, ist auf einen Verwandten McEacherns, den Marschall McDonald, zurückzuführen, den Napoleon einst zum Herzog von Taranto ernannt hatte).Nach unserem reichlich zweistündigen Wandeln durch die blühende Parklandschaft (wir bestaunen u.a. die Magnolienbäume, Lotusblumen, Dahlien, die aus dem Amazonasgebiet stammende See-
rose „Victoria Cruziana", blumengesäumte Wasserbecken mit Seerosen in verschiedenen Farben und und und...) sind nahezu alle „geschafft", d.h. recht fußlahm und freuen sich auf eine Rückkehr zum Hotel, aber nicht per pedes, sondern per Bus!
Gut ausgerüstet mit Informationsmaterial, welches Roberta von der zuständigen Agentur vor Ort, uns am Vorabend ins Hotel gebracht hat und diversen Vorschlägen von mir zur Freizeitgestaltung am Nachmittag (u.a. Schiffahrt auf dem Lago Maggiore zur Wallfahrtskirche S. Caterina del Sasso oder Fährüberfahrt nach Laveno mit Auffahrt auf den Sasso del Ferro oder Besuch von Intra) gehen alle auf individuelle Entdeckungstour. Die meisten von Ihnen erkunden Pallanza, unser momentanes „Zuhause", spazieren entlang der Seepromenade oder genießen bei einem Cappuccino, einem Gelato, einem Aperol (Spritz) oder, oder, oder die herrliche Sicht auf den Lago Maggiore, auf Baveno und Stresa am gegenüberliegenden Ufer, auf den Mottarone, den Hausberg von Stresa und die Inseln - die Isola Madre und die vor Pallanza liegende kleine, verträumte Insel San Giovanni, Lieblingsaufenthaltsort des berühmten Dirigenten Arturo Toscanini (heute für die Öffentlichkeit nicht zugänglich)
Nach dem Abendessen geht ein Tag, ein Tag ohne zeitlichen Druck, bei dem ein jeder auf seine Kosten gekommen ist, zu Ende.
„Wie viel Schönheit empfängt das Herz durch die Augen" L. da Vinci
Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne und lädt uns zum Ausflug an den Comer See, den drittgrößten der oberitalienischen Seen, ein. Bekanntlich führen viele Wege - nicht nur nach Rom - sondern auch an den Lacus Larius, wie ihn die Römer einst nannten. Wir wählen an diesem wunderschönen Sonntagmorgen die Fahrt entlang des Lago Maggiore, Richtung Arona. Es ist eine richtig schöne Fahrt, wir genießen die teilweise noch etwas verschlafen wirkenden Orte am See, bestaunen die Nobelherbergen der Belle Epoque in Baveno und Stresa und werfen auch neugierige Blicke auf das gegenüberliegende lombardische Ufer mit seinen Sehenswürdigkeiten, wie z.B. der Wallfahrtskirche S.Caterina del Sasso und der Borromeo Burg in Angera. Wir erfreuen uns ebenso an den Sonnenstrahlen, die auf dem Wasser tanzen und glitzern wie an den schaukelnden Booten in den kleinen Häfen. Kurz nach Arona verlassen wir den zauberhaften Landstrich, begeben uns für kurze Zeit auf die Autobahn, um dann gleich wieder von einer weiteren bezaubernden, dennoch ganz anderen, Landschaft in den Bann gezogen zu werden.„Ich kenne keine Gegend, die so sichtlich vom Himmel gesegnet ist...", schrieb der große Musiker Franz Liszt über den Comer See, der mit 146 qkm nicht der größte, aber mit 410 m der tiefste der oberitalienischen Seen ist (der größte ist der Gardasee). Der Comer See, der Lacus Larius, von den Einheimischen auch kurz Lario genannt, besitzt mit seiner dreizipfligen Gestalt, die einem auf dem Kopf stehenden Ypsilon gleicht, auch die größte Uferlänge. Und sein nördlicher Arm wirkt auf der Landkarte wie eine verkleinerte Kopie des Lago Maggiore, der nur ca. 50 km weiter westlich liegt. Wir genießen die Fahrt entlang des Sees, wohlwissend, dass wir diese bezaubernde Landschaft bald vom Wasser aus bestaunen können. Der schönste Abschnitt des Sees ist zweifellos der Landstrich zwischen Cernobbio und Menaggio (ein ganzes Stück befahren wir ihn) sowie die Landschaft um Bellagio, wo die drei Seearme aufeinandertreffen.
Etwas nördlich von Tremezzo halten wir, um dem Juwel des Ortes, der Villa Carlotta (Prinzessin Marianne von Nassau schenkte ihrer Tochter Carlotta Mitte des 19. Jahrh.den Besitz, anlässlich deren Hochzeit mit Georg II., Herzog von Sachsen-Meiningen) einen Besuch abzustatten. Der prachtvolle Bau aus dem 18. Jahrhundert (erbaut für den Mailänder Marchese Giorgio Clerici), umgeben von einem Park, in dem ungefähr 500 Pflanzen- und Blumenarten wachsen, fasziniert uns sofort. Nach der etwa zweistündigen Besichtigung erwartet uns eine ebenso lange Schifffahrt auf dem Comer See, von Tremezzo/Villa Carlotta bis nach Como. Nach einem kleinen Disput mit der Schifffahrtsgesellschaft befürchte ich schon, allein zurückbleiben zu müssen. Doch Ende gut, alles gut - ich darf endlich an Bord.
Für alle, die an Deck sitzen, beginnt eine traumhaft schöne Fahrt auf dem See. Der Lario glitzert in der Sonne und die Berge scheinen hier - ähnlich wie am Nordufer des Gardasees - Hals über Kopf in den See zu stürzen. Ein See, von Bergen gerahmt, mit einer Insel, der kleinen Isola Comacina, mit hübschen kleinen, an die Berge gepressten Ortschaften und Villen mit prächtigen Garten- bzw. Parkanlagen (z.B. Villa Balbianello oder Villa d'Este) - all das ist einfach nur schöööööön.
Nach diesen zauberhaften Eindrücken gehen wir in Como an Land und für kurze Zeit auf Schnuppertour. Viel Zeit bleibt leider nicht, um die ehemalige Seidenstadt (die Geschichte des „Goldfadens" reicht vom 14./15. Jahrhd. bis ins 20. Jahrhd.) in Augenschein zu nehmen. Dennoch schaffen einige den Besuch des Doms, während andere lieber an der Seepromenade bummeln oder die zahlreichen Verkaufsstände in der Altstadt beäugen..
Nach diesem kurzen Abstecher bringt uns der Bus, dieses Mal über die Autobahn, zu unserem Hotel nach Pallanza zurück.
Inzwischen hat man hier, ganz in der Nähe des Hotels „gezaubert". Auf der Piazza Garibaldi reihen sich aus Blütenblättern trapierte Fahnen der Länder, die nächstes Jahr an der EXPO in Mailand teilnehmen werden. Nach dem Abendessen unternehmendeshalb die meisten von Ihnen noch einen Verdauungsspaziergang und entdecken dabei natürlich auch unsere Länderfahne. Ein erlebnisreicher Tag neigt sich seinem Ende entgegen.
„Es ist ein ungeheueres Glück, wenn man fähig ist, sich zu freuen." G.B. Shaw
Und wie wir uns freuen! Auf dem Programm steht heute der Besuch der Borromäischen Inseln, d.h. zwei von ihnen wollen wir aufsuchen, die Isola Bella und die Isola Pescatori. Danach werden wir noch mit dem Schiff nach Stresa fahren.
Voller Vorfreude erwarten wir das Schiff, welches uns heute über den Lago „schippern" soll. An der Schiffsanlegestelle, gleich gegenüber dem Hotel, soll die Reise losgehen.
Wir schauen und schauen auf den See, aber kein „Kahn" ist in Sicht. Wir scherzen und witzeln ein wenig an diesem sonnigen Morgen und siehe da, ein wenig später als geplant, kommt er auch „angeschauckelt". Zuerst steuern wir die Isola Bella, die einem Blütenschiff gleich im Wasser liegt, an.
Im Palast begrüßt uns gut gelaunt und voller Schwung Frederica, die uns mit herzerfrischenden Worten durch den Palast führt. Von ihr erfahren wir aber auch viel Wissenswertes über die Familie Borromeo, die ursprünglich aus der Toskana stammend, sich hier am Lago Maggiore niedergelassen und „eingekauft" hat.
Der berühmteste Sproß der Familie ist zweifellos San Carlo Borromeo, der es bis zum Mailänder Kardinal gebracht hat. Geboren in Arona haben die Nachfahren ihm zu Ehren dort ein 24 m Standbild aufstellen lassen.
Aber zurück zur Insel. Es ist unglaublich, was die Familie Borromeo im 17. Jahrhundert hier aus diesem Felseiland, auf dem nur ein paar wenige , bettelarme Fischer wohnten, geschaffen hat - sehr zur Freude von uns Touristen - und sicher auch der heute noch lebenden Nachfahren...
Der riesige Palazzo prunkt außen mit großartigen Freitreppen und innen mit reich geschmückten Sälen, Spiegelgalerien und muschelgeschmückten Tuffsteingrotten. Wir sind stark beeindruckt von dem Reichtum einer einzigen Familie. Benannt wurde die Insel nach Isabella, der Comtesse Borromeo. Zwischen 1650 und 1671 baute Vitaliano Borromeo auf der Insel - indem er große Mengen Erde auf die Insel bringen ließ - einen attraktiven Sommerpalast und ein pyramidenartiges System von zehn Terrassen für den Garten. Was damals entstanden ist, gleicht nahezu einem Wunder.
Der Park, ein Meisterwerk italienischer Gartenarchitektur, zieht nicht nur uns in seinen Bann. Wir genießen wieder die traumhaft schöne Sicht auf den See, auf Stresa, Baveno, Pallanza
und die Inseln, d.h.die Isola Madre, die Isola Pescatori , aber auch auf die kleine „Liebesinsel".
Nach diesem Highlight lassen wir uns auf die Isola Pescatori, die Fischerinsel, bringen.
Hier bummeln wir durch die kleinen Gassen mit ihren hübschen Geschäften, beäugen die Auslagen an den Verkaufsständen, umrunden die Insel und lassen uns dann entweder auf eine Bank oder in einem Ristorante auf einen Stuhl „fallen", um uns zu stärken bzw. ein wenig zu entspannen.
Angelockt durch die prachtvollen Hotelpaläste und Prunkvillen aus der Zeit der „Belle Epoque", die auch heute nichts von ihrem Charme eingebüßt haben, besuchen wir anschließend Stresa.
Im 19./20.Jahrhundert zog der Ort auf Grund seiner Lage (traumhaft schöner Blick auf die Borromäischen Inseln) den europäischen Hochadel und berühmte Künstler an und begründete somit seinen mondänen Ruf. Die britische Königin Victoria, aber auch andere Vertreter der Gattung „Blaues Blut"weilten des öfteren hier. Dichterfürsten und berühmte Komponisten entspannten sich in Stresa, ließen sich aber auch inspirieren.
Nach diesem Besuch lassen wir uns wieder mit dem Boot nach Pallanza bringen. Unterwegs zeigt der Käpt'n noch einmal, dass er den „Kahn" auch richtig in Schwung bringen kann...
In Pallanza angekommen, staunen wir über das noch vorherrschende rege Treiben. Stände aus verschiedenen Regionen des Landes bieten ihre Produkte an. Käse, Wurst, Honig, Wein und überdimensionale Brotlaibe locken zum Kauf. Auf der Piazza Garibaldi bezaubern immer noch die blütenreichen Länderfahnen. Die entspannte Atmosphäre veranlasst einige Gäste noch einmal zu einem Bummel.
Und wieder geht ein sehr ereignisreicher Tag zu Ende, den ich gern mit den Worten Stendhals ausklingen lassen möchte:
„Was soll vom Lago Maggiore und den Borromäischen Inseln anderes gesagt werden, als Worte des Bedauerns für jene Menschen, die dem Zauber dieses Ortes nicht verfallen sind".
„Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus welchem wir nicht vertrieben werden können." Jean Paul
An diesem, unseren fünften Tag, gehen wir „fremd". Unser Ziel ist das wild-romantische Verzascatal, ein Hochtal im Schweizer Kanton Tessin.
Mit dem Bus fahren wir am piemontesischen Ufer des Lago Maggiore entlang (natürlich ist uns bekannt, dass der See im Norden zur Schweiz gehört und in Italien sich zwei der zwanzig Regionen, die Lombardei und die Region Piemont, den See teilen).
Wir tangieren Intra, das frühere sogenannte „Klein - Manchester", dann Ghiffa, den einstigen Ort der Filzhüte und blicken kurze Zeit später auf das idyllisch gelegene, von Oliven-, Orangen- und Zitronenhainen gerahmte Cannero mit seinem kleinen windgeschützten Sandstrand. In unmittelbarer Nähe entdecken wir auf den Malpaga Inseln die Ruinen der „Castelli di Cannero". Hier trieben vor ca. 500 Jahren, bis zu ihrem Niedergang durch einen Borromeosproß, die fünf Mazzardi-Brüder ihr Unwesen.
Dann erreichen wir dort, wo der See sich verengt, Cannobio, den letzten Ort auf italienischer Seite. Von hier führen schöne Wanderwege in das Cannobinotal (ich erinnere nur an den „Brief-träger bzw. Postboten"...).
Kurz danach fahren wir in die Schweiz ein. Der erste Ort ist Brissago, noch heute bekannt durch seine handgedrehten, würzigen Virginia Zigarren - aber noch bekannter als „Sprungbrett" zu den vorgelagerten Brissago-Inseln. Die Isola Grande (nur sie kann man betreten) soll ein wahres Exotikparadies sein, angelegt im 19./20. Jhd. von der damaligen, etwas leicht „übergeschnappten" Inselbesitzerin Antonietta, Baronin de Saint - Léger. Heute gehören die Inseln dem Kanton Tessin und dem Schweizer Heimat-u. Naturschutz und sind begehrte Ausflugsziele sowohl bei Einheimischen als auch Touristen.
Vorbei an Ascona, dem einstigen Fischerdorf, wo sich auf dem Monte Verità, einst „Aussteiger" aus aller Welt trafen (z. B. Schriftsteller wie R.M.Remarque, Hermann Hesse, Maler wie Kadinsky und Marianne v. Werefkin, aber auch Visionäre und Politflüchtlinge) und das sich zwischenzeitlich zu einem attraktiven und autofreien Ort gemausert hat, wo sich Cafès, feine Boutiquen und feine Restaurants aneinanderreihen, fahren wir weiter, vorbei an Locarno und biegen schließlich nordöstlich der Stadt auf die Straße, die uns in das Verzascatal bringen soll.
Das 25 km lange Tal ist ein enges, ein wildes Tal. Rechts und links ragen steile Bergflanken (ca. 2.000 - 2.800m hoch) in den Himmel. Dazwischen fließt normalerweise (für uns heute leider kaum sichtbar) die smaragdgrüne Verzasca (abgeleitet von aqua verde = grünes Wasser), die im Laufe der Jahrhunderte hier viele der Felsen abgeschliffen und geformt hat.
Bevor wir in das Tal hineinfahren, legen wir noch ein kurzes Stopp am Staudamm Selvatica, der mit 220m Höhe einer der höchsten Europas ist, ein. Hier wird der Fluß zum 7 km langen „Lago di Vogorno" gestaut.
Wir schauen die Staumauer hinunter (in den 80iger Jahren wurde hier ein James Bond Film gedreht) und lehnen das Angebot, den Adrenalinspiegel mit Hilfe eines Bungee-Sprunges etwas zu steigern, dankend ab.
Dafür fahren wir nun hinein, in das einst als „vallis horribilis" (= schreckenerregend) bezeichnete Tal. Heute gilt das Verzascatal wegen seiner einst äußerst schweren Erreichbarkeit als eines der Täler, welches am besten seine Ursprünglichkeit bewahren konnte.Wir genießen die Fahrt durch das Tal, bestaunen die sagenhafte Landschaft mit den heute idyllisch wirkenden Ortschaften. Die aus Naturstein gebauten Häuser mit ihren kleinen, vielfach weiß umrahmten Fenstern waren einst das zu Hause armer Bauern, heute dagegen sind sie begehrte Urlaubsdomizile.
Besonders beeindruckt das 563 m hoch gelegenene Dörfchen Corippo. Granitschwere Zwerghäuser krallen sich an einen Steilhang über der Verzasca. Früher, als noch keine Straße in den Ort führte, klapperten hier die Webstühle - heute wirkt der Ort eher ausgestorben. Tatsächlich wohnen in diesem denkmalgeschützen Ort auch ganzjährig nur noch wenige Leute.
Bald danach erreichen wir mit dem Ort Sonogno das Ende des Tales. Der Ort, der noch einen gut erhaltenen Siedlungskern besitzt, verdankt seine Bekanntheit dem Roman „Die schwarzen Brüder" von Lisa Tetzner. Erzählt wird die traurige Geschichte der Buben des Tales, die als Kaminfeger einst nach Mailand geschickt wurden.
Wir bummeln ein wenig durch den kleinen, hübschen Ort und spazieren dann zu einem der zahlreichen Wasserfälle des Tales.Hier überrasche ich alle mit einem kleinen, ich glaube aber, recht gelungenen Picknick.
Danach lassen wir uns wieder von Jens durch die wunderschöne Landschaft
kutschieren. Wir halten für einen kurzen Fotostopp (leider steht für einen längeren Aufenthalt kein Parkplatz zur Verfügung) an dem Anziehungspunkt des Tales, der doppelbogigen Steinbrücke (ponte di salti) in Lavertezzo (des öfteren fälschlicherweise auch als Römerbrücke bezeichnet).
Auf den glatten Gneisrücken tummeln sich immer noch einige Badelustige. Nicht verwunderlich, da es sich hier um das sehr gut besuchte, zugleich aber auch gefährlichste Naturschwimmbad im Tessin handelt.
Wir verzichten auf Badehose und Bikini und beehren stattdessen Locarno, das keltische Leukera, mit unserem Besuch. Während ein Teil der Gäste zur blumengeschmückten Seepromenade spaziert, steuert der andere Teil das Zentrum, Richtung Piazza Grande, einem der größten und schönsten Plätze der Schweiz (seit dem 19. Jahrhundert von Häusern umsäumt) an.
Jedes Jahr im August jagt man in Locarno den „Leoparden „ hinterher. Ungefähr 7.000 Zuschauer
verfolgen anläßlich des internationalen Filmfestivals diese Jagd auf der Piazza Grande.
Wir dagegen „jagen" lediglich einem Eis, Espresso oder einem Erfischungsgetränk hinterher, bevor wir wieder im Bus Platz nehmen. Von hier werfen wir noch einmal einen Blick zum sogenannten Wahrzeichen der Stadt, der Wallfahrtskirche / Klosteranlage Madonna del Sasso
hinauf und machen uns dann auf den Weg Richtung Verbania/Pallanza.
Im Hotel wartet bereits das Abendessen auf uns, danach heißt es, Koffer packen oder doch lieber noch einen Abschiedstrunk geniessen...
So viel ist sicher: Reisen tut immer gut. Voltaire
Wir fragen uns, was wohl heute auf dem Programm steht?! Reisen?
Ja, wir reisen auf alle Fälle - aber leider ab.
Wir müssen Abschied nehmen vom Lago Maggiore, Abschied von Bella Italia.
Mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck treten wir die Heimreise an. Noch einmal fahren wir das westliche Ufer des Lago Maggiore (von den Römern einst Verbano genannt) entlang und genießen dabei die zauberhafte Landschaft, die dem See einen Rahmen gibt.
In Locarno nehmen wir selbstverständlich auch wieder Familie Fischer mit an Bord, die von ihrem Aufenthalt ebenfalls mit großer Begeisterung berichtet. Frau Fischer verrät uns noch, dass ihr Mann am heutigen Tag Geburtstag hat und mit einem Ständchen überbringen wir ihm unsere besten Wünsche.
Danach geht es analog der Hinfahrt - nur in umgekehrter Richtung - gen Heimat und den entsprechenden Ausstiegen.
Als wir in Ulm die ersten Gäste verabschieden, wissen wir, sie ist endgültig vorbei - unsere Reise in den Süden, unsere Reise an den Lago Maggiore und den Comer See.
Eine, meines Erachtens erlebnisreiche und recht interessante Reise, auf der wir insgesamt 2180 Kilometer zurückgelegt haben, geht zu Ende. Was bleibt, sind die Erinnerungen und vielleicht die Vorfreude auf eine neue Reise.
Ich möchte mich bei Ihnen, meine lieben Gäste, nochmals recht herzlich bedanken. Es hat mir wirklich sehr gefallen mit Ihnen zu reisen.
Ich wünsche Ihnen allen viel Freude und ein wenig Rückbesinnung beim Lesen und falls Sie die
„Seensucht" wieder einmal überwältigen sollte, dann sehen wir uns bestimmt einmal wieder, vielleicht am Gardasee , am Bodensee oder einfach irgendwo...
Bis dahin alles Gute und „alla prossima volta" - bis zum nächsten Mal!
Und denken Sie daran: Reisen tut immer gut.
Ihre
Walburga Lindner