Rollstuhl–Rundreise nach Sardinien – Italien
Reisebericht: 14.05. – 25.05.2025
mit und ohne Rollstuhl durch den sonnigen Süden Sardiniens...
Ein Reisebericht von
Jörg Nesse
1.Tag: Anreise nach Viktorsberg
Am Morgen treffen die ersten Eberhardt Travel Reisegäste mit und ohne Rollstuhl am Dresdner Flughafen ein. Nach zwei weiteren Zustiegen ist die Reisegruppe dann am Rasthof Vogtland mit siebzehn Gästen komplett.
Durch Franken, vorbei an Nürnberg und der Frankenhöhe führt die Fahrt weiter Richtung Ulm, wo wir die Donau überqueren. Bei Memmingen ist dann das Allgäu und bald auch der Bodensee erreicht.
Via Pfändertunnel die Grenzpassage nach Österreich. Den Abschluss der Tagesetappe bildet die aussichtsreiche Fahrt hinauf nach Viktorsberg, wo wir im wunderbar barrierefreien Hotel schon zum Abendessen erwartet werden.
2.Tag: Weiterreise zum Fährhafen Livorno
Nach einem entspannten Frühstück verlassen wir Viktorsberg und fahren in die Rheinebene ein.
Wir queren den Fluss und sind somit in der Schweiz. Mit Blick auf Schloss Vaduz geht es vorbei an Liechtenstein und weiter einmal quer durch ganz Graubünden. Jenseits des San Bernadino Passes dann allmählich mediterranes Flair; das Tessin mit seinen herrlichen Seen stimmt schon auf Italien ein.
Die Passage durch Oberitalien verläuft für uns vorbei an der lombardischen Hauptstadt Mailand und weiter durch die Poebene auf die Toskana zu. Hier wird die Landschaft wieder, geprägt durch den Apennin, bergiger. Carrara mit seinen gigantischen Marmorsteinbrüchen und Pisa, wir sehen in der Ferne den „Schiefen Turm“ künden dann schon das naheliegende Livorno an.
Es geht auf die Nachtfähre nach Olbia.
Ein herrliches, wenn auch zeitintensives, Essen im vornehmen Bordrestaurant schließt den langen Reisetag ab.
3.Tag angekommen auf Sardinien; von Olbia nach Cagliari
Nach frühem Weckruf und einem zeitigen Frühstück an Bord erreichen wir am frühen Morgen den Hafen von Olbia.
Über die Orientale Sarda mit ihren imposanten Bergen, Feldern und Weinanbaugebieten reisen wir in Richtung Süden. Bei einer Passage ins Landesinnere entdecken wir; nur wenige Touristen tasten sich bis hierher vor und überlassen das Land den Hirten und ihren Herden.
Die Orientale Sarda gilt als schönste Panoramastraße Sardiniens. Sie verbindet die schroffe Bergwildnis mit karibisch-schönen Stränden.
Zahlreiche modernisierte Straßenabschnitte lassen das Reisen zwar weniger „abenteuerlich“ wirken als bei unserem letzten Besuch mit einer Rollstuhlgruppe in Südsardinien, die Fahrt ist aber immer noch beeindruckend.
Am Nachmittag erreichen wir das 4-Sterne-Hotel Sighientu Thalasso & Spa Sardegna im Großraum Cagliari.
4. Tag: Nora und Stadtrundfahrt Caligari
Am Vormittag unternehmen wir einen Ausflug zur phönizisch-römischen Siedlung Nora. Diese antike Stadt, malerisch auf einer Halbinsel nahe der Stadt Pula gelegen, bietet eine atemberaubende Kulisse, die von kristallklarem Wasser und üppiger mediterraner Vegetation umgeben ist. Ein schmaler Pfad führt durch Pinienwälder. Der Weg öffnet sich und gibt den Blick frei auf die Ruinen der einst blühenden Stadt, die sich gegen den tiefblauen Himmel abzeichnen. Die alten Steinstraßen und Ruinen erzählen Geschichten von phönizischen Seefahrern, römischen Bürgern und den vielen anderen Völkern, die hier ihre Spuren hinterlassen haben.
Die gut erhaltenen Überreste der Stadt umfassen beeindruckende Bauwerke wie Tempel, Bäder und Mosaike, die das alltägliche Leben und die kulturellen Errungenschaften ihrer Bewohner widerspiegeln. Während der Besichtigung erzählt Ihr Gästeführer spannende Geschichten und historische Anekdoten, die die Vergangenheit von Nora lebendig werden lassen. Man erfährt von der Bedeutung Noras als Handelszentrum, von den phönizischen Anfängen über die römische Blütezeit bis hin zu den späteren Eroberungen. Diese Erzählungen lassen die Steine sprechen und geben einen tiefen Einblick in das Leben und die Kultur der Antike. Einen kurzen, hier langersehnten, Regenschauer überbrücken wir bei einem leckeren italienischen Cappuccino, anschließend besuchen wir die Inselhauptstadt.
Seit mehr als 20.000 Jahren ist Cagliari an der Mündung des Flusses Mannu belebt und gilt als einer der ältesten ständig besiedelten Orte in Europa. Eine Stadtrundfahrt vermittelt uns einen ersten Überblick, welchen wir bei einem weiteren Besuch noch vertiefen werden.
5. Tag: Molentargius–Salinen und Stadtrundgang Caligari
Entlang des Poetto, dem langgezogenen Stadtstrand Cagliaris rollen wir heute zunächst zum Regionalpark der Molentargius-Salinen, der sich zwischen den Städten Cagliari und Quartu Sant'Elena befindet und eine beeindruckende Vielfalt an Flora und Fauna bietet. Der Park erstreckt sich über eine weitläufige Fläche von etwa 1.600 Hektar und umfasst eine faszinierende Kombination aus Süß- und Salzwasserseen, Schilfgürteln und historischen Salinen. Die historischen Salinen haben dem Park seinen Namen gegeben. Diese Salzpfannen wurden seit der Antike genutzt und sind ein bedeutendes Kulturerbe der Region. Die weißen Salzberge, die im Sonnenlicht glitzern, bieten eine atemberaubende Kulisse und erinnern an die harte Arbeit und das Erbe der Salzarbeiter, die hier tätig waren. Der Park ist besonders bekannt für seine reiche Vogelwelt. Die verschiedenen Wasserflächen und Feuchtgebiete bieten ideale Lebensräume für eine Vielzahl von Vogelarten. Besonders berühmt ist der Park für seine großen Flamingo-Kolonien. Das leuchtende Rosa der Flamingos, die elegant im flachen Wasser stehen, ist ein unvergesslicher Anblick.
Nach einem gemeinsamen Spaziergang und dem Aufenthalt im Informationszentrum des Parks geht es nochmals nach Caligari.
Heute errollen wir uns die Altstadt „Castello“. Wunderbare Ausblicke von der Terrasse der „Union Sarda“ und der ehemaligen Bastion St. Remy. Sogar der Besuch der Kathedrale von Caligari ist uns mit den Rollstühlen möglich. Vorbei am Hafen, wo heute das italienische Segelschulschiff liegt, geht es entlang der Küste wieder retour nach Capitana zum Hotel.
6. Tag: Iglesias und die Zuckerhutküste
Einmal quer von Ost nach West durch Südsardinien geht es heute im barrierefreien Reisebus zur Zuckerhutküste "Pan di Zucchero" bei Nebida. Die Fahrt bietet Ausblicke über historische Dörfer und wilde, unberührte Naturgebiete.
Zunächst besichtigen wir die Altstadt von Iglesias, eine pisanische Stadt aus dem 13. Jahrhundert. Diese charmante Stadt ist reich an Geschichte und Kultur und bietet Besuchern eine einzigartige Mischung aus mittelalterlicher Atmosphäre und mediterranem Flair. Die imposante Kathedrale Santa Chiara erhebt sich majestätisch über den zentralen Platz der Stadt. Diese gotische Kirche, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde, beeindruckt mit ihrer schlichten Eleganz und den kunstvollen Details. Von der Kathedrale aus führt der Weg weiter durch die verwinkelten Gassen der Altstadt. Jede Ecke offenbart neue Überraschungen: kleine Handwerksläden, in denen lokale Künstler ihre Werke ausstellen, gemütliche Cafés, die zum Verweilen einladen, und traditionelle Trattorien, aus denen der verlockende Duft sardischer Spezialitäten strömt.
Entlang einer spektakulären Küstenstraße erreichen wir dann Nebida, ein kleines Dorf, das hoch auf einer Klippe thront und einen atemberaubenden Blick auf das Meer bietet. Von hier aus führt ein perfekt zu berollender Weg zu einem Aussichtspunkt, der den Blick auf den "Pan di Zucchero" freigibt, einen imposanten Felsen, der sich stolz aus dem Meer erhebt. Der "Zuckerhut", wie er liebevoll genannt wird, ist ein beeindruckendes Naturdenkmal und einer der höchsten Meeresfelsen im Mittelmeer.
7.Tag: Sant Antioco
Erneut reisen wir auf unserem heutigen Ausflug entlang der Costa del Sud in Richtung Nora, passieren die phönizisch-römischen Siedlung aber und genießen Ihre Panoramafahrt weiter in Richtung Chia. Dort gönnen wir uns den „Umweg“ entlang der Küstenstraße über das Cap Teulada um zu unserem Ausflugsziel zu gelangen. Dies ist Sant Antioco, die zweitgrößte Insel Sardiniens (nach der Hauptinsel) und durch einen Damm mit dem südwestlichen „Mutterland“ verbunden. Diese charmante Insel, die ihren Namen vom Schutzpatron der Insel, dem heiligen Antiochus, erhalten hat, bietet eine faszinierende Mischung aus antiken Ruinen, malerischen Dörfern und atemberaubenden Küstenlandschaften. Die gleichnamige Stadt Sant'Antioco ist der Hauptort der Insel. Die bunten Häuser, die von blühender Bougainvillea und Oleander umrahmt sind, schaffen eine malerische Kulisse. Das archäologische Museum Ferruccio Barreca bietet uns, nach einem sehr interessantem Einführungsfilm, faszinierende Einblicke in die phönizische, punische und römische Vergangenheit der Insel. Wir bewundern eine beeindruckende Sammlung von Artefakten, darunter Keramik, Münzen und Schmuck, die die Handelsbeziehungen und den kulturellen Austausch der antiken Zivilisationen dokumentieren.
An der Lungomare des Städtchens ist dann noch Zeit zum entspannten Rollen und natürlich für ein leckeres italienisches Eis.
8. Tag: Im Land der Hirten
Wir nehmen für den heutigen Ausflug wieder im barrierefreien Reisebus Platz und unternehmen eine Fahrt durch das bergige Hinterland. Ziel ist ein typisches Agriturismo bei Orroli, wo wir zu einem sardischen Mittagessen erwartet werden.
Dieses besteht zumeist zunächst aus Antipasti wie beispielsweise dünn geschnittene Scheiben Prosciutto, der auf der Zunge zergeht, oder eine würzige Salsiccia, eine lokale Wurst, die mit Fenchelsamen verfeinert ist. Dazu gibt es Pecorino Sardo, einen kräftigen Schafskäse. Als erster Gang folgt häufig eine der vielen traditionellen Nudelgerichte. Der Hauptgang stellt oft die frischen, regionalen Zutaten in den Vordergrund. Ein traditionelles Gericht ist zum Beispiel, Porceddu, ein Spanferkel, das langsam über einem Holzfeuer geröstet wird. Dazu genießen wir sardischen Wein.
Im Anschluss besuchen wir noch die eine der größten Nuraghen der Insel, welche sich unmittelbar neben dem Gelände des Agriturismo befindet und im Umfeld sogar sehr gut berollbar ist.
9.Tag: Villasimius und Costa Rei
Heute geht es entlang der Küstenpanoramastraße nach Villasimius; atemberaubende Ausblicke auf das türkisfarbene Meer und die zerklüfteten Felsen bieten sich uns dabei.
Auf dem Weg passieren wir Capo Boi, eine markante Landzunge, die weit ins Meer hinausragt. Wir stoppen hier, um die Aussicht auf das nächste Kap; Capo Carbonara zu genießen und ein paar Fotos von den spektakulären Klippen und dem kristallklaren Wasser zu machen.
Entlang der Strecke können wir auch kleine, versteckte Buchten mit feinen Sandstränden entdecken. Wir fahren weiter zum neuen Hafen von Villasimius mit seiner lebhaften Marina und dann weiter entlang der Königsküste, der Costa Rei.
Dieser malerische Küstenstreifen erstreckt sich über mehrere Kilometer und bietet endlose Strände mit feinem, goldenem Sand und kristallklarem Wasser. Oberhalb des Strandsaumes legen wir eine Mittagspause ein und genießen unsere frisch zubereiteten Tremezzini mit Blick auf das Meer. Den Nachmittag verbringen wir dann in der Hotelanlage am Pool, im Meer oder an der Hotelbar.
10.Tag: retour nach Olbia
Heute heißt es Abschied von Capitana nehmen; die erste Etappe der Rückreise steht an. Dank der gut ausgebauten Schnellstraße von Caligari Richtung Sassari, welche wir ein großes Stück nutzen, sind wir schon am späten Nachmittag in Olbia.
So haben wir noch Zeit das Riesenrad im Hafen zu nutzen um uns einen Überblick über die vorgelagerte Küste zu verschaffen. Dankenswerter Weise gibt es auch eine berollbare Gondel, so dass wir alle in diesen Genuss kommen. Noch ein Bummel entlang des „Korzo“ und dann geht es zum Fähranleger.
An Bord der Moby erwarten uns wieder bestens behindertenfreundliche Kabinen und ein vorzügliches Abendessen. Spätabends legt das Schiff dann Richtung italienisches Festland ab.
11.Tag: von Livorno zurück nach Viktorsberg
Die zweite Etappe der Heimreise führt, in entgegengesetzter Richtung der Anreise entsprechend, über die Toskana und die Lombardei zur Italienisch schweizerischen Grenze und weiter durch das Tessin und Graubünden wieder zum Hotel nach Viktorsberg.
12.Tag: Heimreise
Wir lassen die gemeinsame Reise Revue passieren und schmieden bei der Vorstellung der ersten Reisen mit und ohne Rollstuhl für das Jahr 2026 auch schon wieder neue Reisepläne…