Reisebericht: Rundreise Italien Sizilien – Apulien – Sorrent

15.04. – 27.04.2016, 13 Tage Flugreise Cefalù – Palermo – Monreale – Trapani – Erice – Segesta – Salinen – Agrigent – Syrakus – Noto – Vulkan Ätna – Catania – Messina – Alberobello – Bari – Castel del Monte – Trani – Foggia – Benevento – Sorrent – Amalfiküste – Pompeji


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Federico Duo regierte ein Königreich der vielen Völker und Toleranz war dabei sein größter Schatz.
Ein Reisebericht von
Annett Seese

Freitag – 15.04.2016 Flug nach Catania

Am Nachmittag fliegen sechzehn Gäste zusammen mit ihrer Reiseleiterin von Berlin Tegel nach Catania. Wir landen bei strahlend blauem Himmel und 21 Grad auf der größten Insel im Mittelmeer. Dort empfängt uns unser Reisebusfahrer Sebastiano und bringt uns quer durch Sizilien nach Santa Flavia ans Tyrrhenischen Meer. Am Abend erreichen wir unser Hotel Domina Coral Bay Zagarella, nur 20 Kilometer von Palermo entfernt. Wir beziehen unsere Zimmer und sind gespannt auf unsere Reise durch die fünf süditalienische Regionen Sizilien, Kalabrien, Basilicata, Apulien und Kampanien. Besichtigungen von Kulturstätten aus tausenden von Jahren liegen vor uns. Wir sind neugierig, was wir dabei über die Zeit des Stauferkönigs Friedrich II. erfahren werden. Den streng katholischen Denkverboten seiner Zeit setzte er die Förderung der Künste und Wissenschaften und eine umfassende Religionsfreiheit entgegen. Ein kleiner Moment nur auf dem Zeitstrahl der langen Geschichte Süditaliens, aber ein Moment, den die Italiener bis heute sehr schätzen.

Samstag, 16.04.2016 Cefalù – Monreale – Palermo – Trapani

Den Vormittag verbringen wir in Cefalù, der kleinen, charmanten Stadt mit ihrem berühmten Sandstrand, ihrem mittelalterlichen Waschplatz und der Kathedrale San Salvator. Bei gutem Wetter kann man die Äolischen Inseln erblicken, heute liegen sie versunken im Dunst. Wir besichtigen die Kathedrale, die wie auch die Capella Palatina in Palermo vom Normannenkönig Roger II erbaut worden ist. Dann reisen wir weiter, in die Hauptstadt Siziliens. An der Piazza Independenza treffen wir unsere Stadtführerin Maria. Mit ihr gehen wir am Normannenpalast vorbei ein Stück durch die Altstadt. Viele Kinder und Jugendliche sind heute in Palermo unterwegs und erklären die Kulturdenkmäler ihrer Stadt. Vor über 20 Jahren startete die Aktion „Schulen adoptieren Denkmäler" und so sind wir auch bei der Besichtigung der Kirche San Giovanni degli Eremiti von Kinderstimmen umringt. Unsere Stadtführerin Maria bringt uns durch einen schönen Park mit Rekonstruktionen von Mosaiken einer Römervilla bis zum Dom von Palermo. Bei unserer Führung durch das wundervolle Gebäude erklärt uns Maria auch die Königsgräber von Roger II und dem Federico Duo, wie der Stauferkönig Friedrich II. in Italien heißt. Dann fahren wir weiter, an der Porta Nuova vorbei, nach Monreale. Über fast 100 Stufen gelangen wir hinauf zum Domplatz. Dort verweilen wir im Café „Mirto" bei einen Imbiss aus köstlichen Arancini, einer echten Spezialität von Palermo. Frisch gestärkt besichtigen wir mit Maria zusammen den Dom von Monreale und den kunstvollen Kreuzgang des einstigen Benediktinerklosters. Nach einem Blick vom Aussichtspunkt hinunter auf Palermo gehen wir wieder zu unserem Reisebus und Sebastiano bringt uns zu unserem nächsten Domizil, dem Hotel Vittoria in Trapani an der Westküste Siziliens.

Sonntag, 17.04.2016 Erice – Salinen – Segesta

Kaum sind unsere Koffer wieder im Reisebus verstaut, fahren wir schon weiter, um die alte Stadt Erice besichtigen, die ganz oben auf einem Berg liegt. Unsere örtliche Reiseleiterin ist heute Regina und sie erzählt uns vom Land der Elymer, die Erice 1 000 Jahre vor Christus gründeten. Der Berg war ihnen heilig, weil er unzählige Süßwasserquellen birgt. Bis heute verehrt man hier die Göttin Aphrodite in einem Fruchtbarkeitskult. Bei einem Rundgang durch die verwinkelten Gassen der in Dreiecksform aufgebauten Stadt kommen wir schließlich zum Kastell, das die Normannen auf den Grundmauern des alten Aphrodite-Tempels bauen ließen. Über den Hauptplatz, der erst im 19. Jahrhundert geschaffen wurde, gelangen wir zur Marzipan- und Mandelbäckerei „Maria Grammatico". Wir sind eingeladen, den Backraum zu besichtigen und erhalten Kostproben der himmlisch süßen Spezialitäten. Maria Grammatico war 1963 die erste Frau Siziliens, die allein stehend einen Laden eröffnete. Dass das überhaupt nicht einfach war, beschreibt das Buch „Bittere Mandeln", das man in ihrem Geschäft kaufen kann. Sie selbst ist auch da, führt ihren Laden mit frischem Mut noch immer. Am späten Vormittag besichtigen wir die Mutterkirche von Erice. Dann fahren wir weiter zu den Salinen, den Salzfeldern am Meeresufer. Bereits die Phönizier schätzten das weiße Gold sehr, sie gewannen es aus dem Salzschaum am sehr flachen Ufer. Als die Araber Sizilien besiedelten, brachten sie aus Afrikas Wüstenoasen die Windenergie mit. Sie verbanden ihre Erfahrungen mit einer Erfindungen des Sizilianers Archimedes. Er hatte, wie der Name schon besagt, die archimedische Schraube entwickelt, doch das antike Wissen war lange verschüttet, wurde nun neu belebt. Nach einem Fotostopp an einem Windturm geht unsere Reise weiter, zur archäologischen Zone von Segesta. Sie war die Hauptstadt der Elymer und hier steht noch immer ihr 2 500 Jahre alter klassischer griechisch-dorischer Tempel, überraschender Weise in einer Stadt, die selbst niemals griechisch war. Regina erklärt uns sehr anschaulich die Besonderheiten dieser Stätte und auch die Ausgrabungen und Funde auf einem der Wohnhügel von Segesta. Dann sagen wir ihr Adieu, verlassen das Elymerland und reisen weiter, zum Hotel Baia di Ulisse in Agrigento im Süden der Insel.

Montag, 18.04.2016 Agrigent – Valle dei Templi – Ragusa

Heute erwartet uns das berühmte Valle dei Templi, das Tal der Tempel von Agrigent. Graziella, die uns hindurch führen wird, steigt unterwegs in unseren Reisebus. Wir starten unseren Rundgang am Heratempel, oben am höchsten Punkt des Tales, das eigentlich eine Hochebene ist. Entlang der alten Stadtmauer mit ihren byzantinischen Nekropolen gehen wir zum Concordia-Tempel, dem bedeutendsten Tempel im Tal. Unser Weg führt an Mandel- und Olivenplantagen vorbei, wir können nur erahnen, wie groß diese Stadt einst war, sehen die heutige Neustadt von Agrigent in der Ferne. Beim Herkules-Tempel stehen wir vor tief in die Steine geschnittenen Wagenspuren, auf denen die riesigen Steinblöcke zu den Tempelbaustellen transportiert wurden. Am Zeustempel erklärt uns Graziella die Figuren der Giganten. Sie kämpften gegen Zeus, verloren den Kampf und der Tempelbau zeigte sie als Steinmänner, die fortan das Dach des riesigen Tempels auf ihren Schultern tragen müssen. Wir verabschieden uns von Graziella, dann führt uns die Reise in die Küstenstadt Gela, wo wir nahe beim Sandstrand eine gemütliche Mittagspause einlegen. Am Nachmittag bereits erreichen wir Ragusa und können schon vorzeitig in unserem Hotel Mediterraneo Palace einchecken. Das ist klasse, denn so haben wir den ganzen Nachmittag bis zum Abendessen Zeit, uns die interessante Stadt anzusehen. Sie besteht aus zwei Teilen, die durch Brücken und viele Treppen miteinander verbunden sind. Wie gehen zur Kathedrale und dann hinunter zum Aussichtpunkt auf Ragusa Ibla, dem älteren Teil der Stadt. Einige von uns haben auch sie erkundet und dabei tolle Eindrücke mitgenommen. Andere genossen es, durch die Einkaufsstraßen zu flanieren und bei einem Kaffee in der angenehmen Atmosphäre der Stadt zu verweilen.

Dienstag, 19.04.2016 Noto – Syrakus – Giardini Naxos

Noto ist unser Ziel am Vormittag. Wieder bringen wir unsere Koffer zum Reisebus und Sebastiano fährt uns zu der barocken Stadt. Beim Erdbeben von 1693 wurde fast die gesamte Ostküste Siziliens und damit auch Noto zerstört. Danach hat man es acht Kilometer südlich wieder erbaut, im damals modernen, typisch sizilianischen Stil des 17. Jahrhunderts. Marialina, die uns durch diesen Tag geleiten wird, empfängt uns am Eingang zur Stadt. Gemeinsam gehen wir durch das Königstor aus der Bourbonenzeit, an der Klosterkirche der Franziskaner vorbei zur rund gebauten Clarissenkirche und von dort weiter zur Kathedrale des heiligen Nicolaus, mit der in Noto die neuklassizistische Zeit Einzug hielt. Ihre Fresken sind jedoch erst 15 Jahre alt, denn Ende der 90er Jahre war das Gebäude zusammengebrochen und wurde neu rekonstruiert.
Hier in der Kathedrale installierte der Künstler Elia Li Gioi das Werk „Totem - Monumento alla solidarietà" aus Fragmenten eines Flüchtlingsbootes, die im Oktober 2013 an der Südostküste Siziliens angeschwemmt wurden. „Wer wird für diese Toten weinen?" fragt ein Satz des Papstes Francesco an diesem Kunstwerk, denn die Leichname konnten nicht identifiziert werden.
Von Noto fahren wir weiter nach Syrakus, besichtigen dort zusammen mit Marialina die archäologische Zone der Nekropolis mit dem griechischen Theater, der künstlichen Grotte „Ohr des Dyonisos", dem Hieron-Tempel und dem römischen Amphitheater. Am Nachmittag unternehmen wir noch einen Rundgang durch die Altstadt Ortigia, gehen von der Arthusa-Quelle zur Kathedrale mit ihrem Athene-Tempel und weiter zum Tempel des Apollo. Nach unserem Abschied von Marialina fahren wir die Ostküste Siziliens hinauf nach Giardini Naxos, der ersten griechischen Kolonie auf Sizilien. Dort wohnen wir für die nächsten zwei Nächte im Hotel Nike am Ionischen Meer.

Mittwoch, 20.04.2016 Ätna – Catania

Am Morgen steigen wir in unseren Reisebus und fahren zum Ätna, zunächst zu den Silvestri-Kratern auf 2 000 Meter hinauf. Wir wechseln in die Seilbahn, die uns auf 2 500 Meter bringt. Von dort geht es mit dem Geländewagen weiter, zu den Kratern auf 3 000 Meter Höhe. Mit einem Bergführer besichtigen wir den Krater „Antonio Barbarello", der nach einem Vulkanologen benannt ist. Wir haben tolles Wetter und der Schnee, der noch kürzlich hier lag, ist verschwunden. Schwarze und rote Vulkansteine knirschen unter unseren Schuhen und wir können weit ins Land hinein sehen. Natürlich pfeift ein kräftiger Höhenwind, wie sollte das auf 3 000 Metern auch anders sein. Nach einer schönen Mittagspause, oben an der Seilbahnstation oder unten in den Cafeterias reisen wir nach Catania, der Stadt, in der wir vor fünf Tagen aus dem Flugzeug gestiegen waren. Inzwischen haben wir Sizilien fast ganz umrundet, haben interessante Menschen, wunderschöne Landschaften, uralte Tempel antiker Völker und prächtige sakrale Bauten kennen gelernt, vor allem die der Normannen, als deren Nachkomme Federico Duo geboren wurde. Jetzt haben wir die Gelegenheit, ein Gebäude zu sehen, das er selbst in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Catania bauen ließ, das Castello Ursino. Es wurde zum Sitz des sizilianischen Parlamentes, das ihn 1295 zum König ernannte. Der Lavastrom vom Vulkanausbruch 1693 verschonte das Kastell und heute beherbergt es das Stadtmuseum und eine reiche Kunstsammlung. Wir haben ein wenig Zeit und schauen uns um in der Stadt Vincenso Bellinis, besichtigen die Kathedrale Santa Agatha oder schlendern über die Via Etnea, an deren Ende der Ätna sich über die Dächer Catanias erhebt. Auf unserem Rückweg zum Hotel fahren wir an seiner Ostseite entlang. Dunkle Rauchfahnen steigen jetzt auf, und dort oben waren wir heute Vormittag!

Donnerstag, 21.04.2016 Messina – Fährüberfahrt – Taranto

Auf unserem Weg nach Norden halten wir für einen Fotostopp an der Isola Bella bei Taormina. An der Küste entlang nähern wir uns nun Messina, dem „Tor Siziliens", nahe dem italienischen Festland. Unübersehbar ist der frei stehende Glockenturm am Dom mit der größten mechanischen Uhr der Welt und dem Figurenspiel, das jeden Tag pünktlich 12 Uhr in Bewegung versetzt wird. Bis dahin haben wir noch etwas Zeit. Wir besichtigen den Dom, den Orionbrunnen am Domplatz und die Straßen der Altstadt. Schließlich treffen wir uns am Glockenturm wieder und sehen uns die historischen und religiösen Abläufe an, die von szenischen Geräuschen und Musik begleitet alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Zwei metallische Frauen läuten die Glocken und warnen damit die Stadt, ein Löwe und ein Hahn sind mit von der Partie, der christliche Glaube wird dargestellt und dann erscheint noch ein Abbild des Domes mit seinen ursprünglich zwei Türmen, über die ein Greifvogel kreist. Das ist unser Zeichen, wir müssen zur Fähre. Jetzt im April und bis in den Mai ziehen viele Greifvögel über die Straße von Messina nach Nordeuropa. Vielleicht haben wir Glück und sehen welche bei unserer Überfahrt. Nach 20 Minuten auf See erreichen wir Villa San Giovanni und sind in Kalabrien angekommen. Wir fahren am Gebirge der Apenninen entlang immer weiter nach Norden und durchqueren die Region Basilicata hinüber Richtung Adria. Am Abend erreichen wir das Nichotel Pineto in Castellaneta Marina im Golf von Tarent. Nun sind wir bereits in Apulien.

Freitag, 22.04.2016 Alberobello – Bari

Ein Ort mit ganz besonderen Häusern ist Alberobello, unser nächstes Ziel. Die heute seltene Bauweise kündigt sich schon in den Feldern vor der Stadt an. Die vereinzelt im Land auftauchenden kleinen Häuser sind rund gebaut und haben spitze Dächer aus unverputzten flachen Steinen. Es ist eine uralte Bauweise von Hirtenvölkern, die es an vielen Orten gab. Wieso aber besteht noch heute eine ganze Stadt aus ihnen, den Trulli? Die Lösung ist so überraschend wie alltäglich: Ein Fürst wollte Steuern für Baugenehmigungen sparen und befahl seinen Untergebenen, die Häuser so zu bauen, dass man ihre Dächer sofort zerstören konnte, wenn die Steueraufsicht nahte. Ihre Einwohner kämpften lange dafür, als bewohnte Stadt anerkannt zu werden und als es ihnen endlich gelang, war die Neuzeit erreicht. Die Trullistadt blieb, wie sie war, aber sie durfte nun nicht mehr zerstört werden. Marilena, die uns die nächsten zwei Tage Apulien zeigen wird, nimmt uns vor den Toren der Neustadt in Empfang. Mit ihr gehen wir durch die Stadt, kommen durch schmale Gassen zu einem Trullo, das wir auch von Innen besichtigen dürfen. Vom Aussichtspunkt am Hauptplatz wandern wir hinauf bis zur Kirche, die ebenfalls im Trullo-Stil gebaut ist. Wir besichtigen auch sie, dann fahren wir weiter nach Bari, der Hauptstadt Apuliens. An der Piazza Ferrarese starten wir unsern Stadtrundgang, über die Piazza Mercantile zur Basilika des heiligen Nicolaus. Sie ist noch immer eine Wallfahrtskirche, bewahrt in ihrer Schatzkammer der Geschenke der Pilger und unterm Altar die Gebeine des heiligen Nicolaus. Im normannischen, byzantinischen und korinthischen Stil erbaut gilt sie als Prototyp der romanischen Architektur, hat wundervolle Elefantenfenster und ein Löwenportal. Von dort gehen wir zum Stauferkastell, in dem auch Franz von Assisi bei Federico Duo zu Gast war. Am Parlament und dem Finanzpalast vorbei gelangen wir wieder zum Reisebus und fahren zum Hotel Riva del Sole in Giovinazzo. Für das Abendessen treffen wir uns heute in einem tollen Terrassenspeisesaal, direkt am Ufer der Adria.

Samstag, 23.04.2016 Trani – Castell del Monte

Die Hafenstadt Trani birgt einen ganz besonderen Schatz - die Meereskathedrale. Sie erhebt sich auf einer frühchristlichen Kirche aus dem 7. Jahrhundert, die inzwischen anderthalb Meter unter den Meeresspiegel abgesunken ist. Über diese Kirche baute man im 9. Jahrhundert die Maria de la Scala Kirche, die heute die Krypta der wiederum darüber gebauten Kathedrale Nicola de Pelegrino ist. Dorthin gehen wir zusammen mit Marilena durch den großen Hafen der Stadt. Nach unserer Besichtigung führt uns Marilena zum Stauferkastell, das Federico Duo im Jahr 1242 erbauen ließ. Hier erfahren wir so viel über den Stauferkönig, dass sich die Details unserer bisherigen Reise wie in einem facettenreichen Mosaik zusammenfügen. Palermo rückt noch einmal ins Gedächtnis, denn es war die Stadt, in der Friedrich aufwuchs und wo seine Freundschaft mit muslimischen Menschen begann. Später wurde er vom Papst hart bekämpft, weil er durch diplomatische Verhandlungen mit einem Scheich die heilige Stadt Jerusalem kampflos erhielt. Die Kirche aber wollte die Andersgläubigen niedergemetzelt sehen. Statt sich auf einen Kreuzzug zu begeben, gründete Federico jedoch Universitäten in seinem Königreich und bildete dort seine Beamten aus. Er wurde exkommuniziert und gebannt, doch er hielt um so beharrlicher an seinem Ziel fest, Gutes für die Menschheit zu tun, wie er selbst es sagte. Von Trani fahren wir zum Castell del Monte, der steinernen Krone Apuliens. Bis heute weiß man nicht, als was Friedrich dieses besondere Gebäude hat bauen lassen. Für ein Empfangsschloss ist es zu weit entfernt von Foggia, der Stadt, die er zu seiner Residenzstadt machte. Eine Festung ist es auch nicht, denn es fehlen die Schießscharten und der Wassergaben. War es ein Jagdschloss, in das sich Federico mit seinen engsten Freunden zurückzog? Wie auch immer. Wir besichtigen das spannende Gebäude mit seinen Portalen aus rotem Korallenschotter. Marilena erklärt uns das Kastell so anschaulich, dass wir ihr nur zustimmen können: hier ist die Anwesenheit des Staufers noch heute am meisten zu spüren. Dann sagen wir unserer tollen Stadt- und Burgführerin Adieu und fahren zu unserem nächsten Domizil, dem Hotel Palace Lucera.

Sonntag, 24.04.2016 Lucera – Foggia – Benevento – Sorrent

Bevor wir Apulien verlassen, um eine weitere Region Süditaliens kennen zu lernen, besuchen wir am Sonntagmorgen die Stadt Lucera. Schon von weitem ist das Kastell am Ortsrand zu sehen, das Friedrich II. hier auf den Grundmauern einer normannischen Burg errichten ließ. Gerade diese Burg zeigt uns noch einmal sehr anschaulich, wie der Stauferkönig mit Konflikten in seinem Reich umging. Der Papst verlangte, dass die in Sizilien aufständisch gewordenen Sarazenen sämtlich getötet werden. Friedrich siedelte sie jedoch in die Gegend bei Lucera um und ließ die Burg zu ihrer Bewachung bauen. Interessant für das Verständnis ist hierbei, dass die Leibwache Friedrich komplett aus Sarazenen bestand. Somit erscheint diese Festung wie eine Schutzburg für die muslimische Stadt Lucera mitten in einem katholischen Staat, in dem man Andersgläubigen nach dem Leben trachtete. Wir besichtigen Lucera, fahren dann nach Foggia weiter, der Stadt, die Federico Duo zu seiner Residenzstadt machte. Viel ist von seinem Königreich dort nicht mehr zu sehen, aber wir finden den alten Brunnen auf der Piazza Federico Duo und erkundeten von hier aus die Straßen der Stadt und ihre Kathedrale. Dann erreichen wir die Region Kampanien und halten für eine Stippvisite in der Stadt Benevento mit ihrem berühmten Trajansbogen - ein Sprung über viele hundert Jahre und schon stehen wir vor einem der wichtigsten Baudenkmäler aus der Zeit des römischen Reiches. Wir machen einen Sonntagsspaziergang über den Corso Garibaldi. Er ist gesäumt von unzähligen Ständen und Auslagen eines Schokoladenfestivals. Die Fülle der Köstlichkeiten ist eine einzige Schau. Es gelingt uns, weiter zu fahren und so erreichen wir am frühen Abend Sorrent, wo wir im superschönen Hotel Astoria inmitten der Altstadt erwartet werden.

Montag, 25.04.2016 Sorrent – Pompeji

Italien begeht heute seinen Nationalfeiertag, die berühmte Küstenstraße Amalfitana ist für uns deshalb gesperrt. Also tauschen wir die Tage in unserem Programm und sehen uns Pompeji an. Unsere örtliche Reiseleiterin Esther holt uns am Morgen im Hotel ab und zusammen fahren wir in die Stadt am Vesuv. Im Jahr 79 nach Christus löste ein Erdbeben den verheerenden Vulkanausbruch aus, der Pompeji zerstörte. Zuerst regnete eine Wolke aus Gas, Asche und Bimssteinen auf die Stadt herab. Dann wurde es still und die Menschen kamen in ihre Häuser zurück. Sie glaubten, das Unglück ist vorüber, doch das war fatal. Pyroklastische Wellen aus toxischen Gasen erreichten die Stadt, und in einer dritten Phase rasten Lavamassen auf Pompeji zu, begruben alles in sich. Unser Rundgang startet im Amphitheater, über 20 000 Menschen fanden hier Platz. Dann gehen wir durch die rechtwinkligen Straßen von Haus zu Haus. Wir besichtigen verschiedene römische Villen mit ihren so unterschiedlichen Fresken. Alle vier Stile des damaligen römischen Reiches spiegeln sich hier wieder und Esther erklärt sie uns. Es sind oft Details, die das, was man von Pompeji zu wissen glaubt, in den Hintergrund treten lassen. Inmitten der perfekten, glatten Schwärze jenes uralten Onyxspiegels im Atriumhaus öffnet sich plötzlich ein Zeitfenster in die Welt der pompejianischen Menschen. Fast sieht man den Hausherrn morgens in seiner Halle sitzen und seine Clienti empfangen. So gelangen wir zur Villa dei Misteri, mit ihrem prächtigen Wandbild in Farben, die leuchten als wären sie gerade eben erst aufgetragen. Nachdenklich fahren wir zurück nach Sorrent. Bei einem Stadtrundgang mit Esther lassen wir die Kontraste dieses Tages auf uns wirken und fliehen dann vor dem herabströmenden Regen in ein Café, eine Bar oder in unser gemütliches Hotel.

Dienstag, 26.04.2016 fakultativer Ausflug Amalfiküste

Früher führten alle Wege auf Schusters Rappen, auf Eselsrücken oder in kleinen Booten zu den malerischen Orten der Amalfiküste. Die Sirenen, deren drei Inseln im Golf von Salerno liegen, lebten in einsamer Ruhe und hatten viel Muse für ihre betörenden Gesänge, in denen die Schiffe der Helden versanken. Dann baute man die 52 Kilometer lange Küstenstraße, sie beginnt gleich hinter Sorrento und reicht bis nach Salerno. Heute knattert dichter Autoverkehr die steilen Ufer entlang, schlängelt sich in Serpentinen von Stadt zu Stadt. Mit unserer charmanten örtlichen Reiseleiterin Esther fahren wir durch Positano, vorbei an Sarazenenwachtürmen, die zum Schutz vor Piraten gebaut worden sind, und erreichen nach dem Fjord von Furore und der Smaraggrotte den Ort Amalfi. Hier wurde die erste Seerepublik im östlichen Mittelmeer gegründet. Wir nehmen uns Zeit und besichtigen die Stadt mit ihrer Kathedrale, die weit oben thront. Mittags fahren wir nach Ravello hinauf. Das Städtchen liegt 400 Meter weiter oben als die anderen Orte an der Amalfiküste und war somit unsichtbar für die gierigen Blicke der Seeräuber. So traute man sich, hier prächtige Villen zu bauen. Eines der Anwesen besuchen wir, die Villa Rufolo, in der einst Richard Wagner wandelte. Dabei erblickte er jene Blumenmädchen, die in „Klingsors Garten" die Aufgabe erhielten, Parzival von seiner Suche nach dem Gral abzulenken. Daher werden seit vielen Jahren in Ravello Wagnerfestspiele veranstaltet. Von den Sirenen jedoch hat man lange nichts mehr gehört. Vielleicht modernisieren sie sich derzeit unterseeisch zu neuen Gesängen oder sitzen unbemerkt in den Küstenstädten der Amalfitana, um die Menschen von Heute und ihre neuen Legenden zu studieren.

Mittwoch, 27.04.2016 Heimflug

Heute geht unsere Reise durchs Königreich Sizilien - Apulien - Sorrent zu Ende. Zum Glück haben wir morgens noch eine Stunde Zeit, einen letzten kleinen Spaziergang zu unternehmen durch die bezaubernde Stadt auf der Halbinsel zwischen dem Golf von Neapel und dem Golf von Salerno. Dann steigen wir in unseren Reisebus. Ein letztes Mal fährt uns Sebastiano ein Stück durch Süditalien und schließlich erreichen wir den Flughafen von Neapel. Pünktlich startet unser Flugzeug nach Berlin Tegel. Wir fliegen über Italien und die Adria immer weiter nach Norden hinauf, durch Wolkenfelder und Sonnenschein, bis wir auf einem nasskalten Flughafen in Berlin aussteigen und spätestens an den 9° Wärme erkennen, dass wir wieder zu Hause sind. Viele von uns sagen einander bereits am Flughafen Adieu. Andere fahren zusammen mit dem Transferauto nach Süden. Aber alle von uns haben ganz gewiss eine Vielzahl von Eindrücken süditalienischer Geschichte und Lebensart in ihrem Reisegepäck, die wir in unseren Alltag mitnehmen werden.
Toll, dass Sie alle auf dieser Reise mit dabei waren. Eine schöne Zeit und viele spannende Reisen wünsche ich Ihnen und natürlich viel Gesundheit, Ihre Annett Seese.

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