Reisebericht: Wanderreise Sizilien – die Sonneninsel zu Fuß erkunden

01.10. – 08.10.2021, 8 Tage Flugreise nach Sizilien / Italien: Castelmola – Monte Veneretta – Taormina – Vulkan Ätna – Alcantara–Tal – Nekropolen von Pantalica – Noto – Ragusa – Syrakus – Naturschutzgebiet Vendicari (ca. 44 Wanderkilometer)


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Ganz so sonnig, wie es Sizilien immer nach gesagt wird, präsentierte sich die Insel uns nicht. Ein ums andere Mal wies der Himmel dramatische Wolkenformationen auf. Aber die Sizilianer sind dankbar für jeden Tropfen Regen, der fällt. Und auch wir profitierten davon, denn die Insel zeigt sich bei unseren Wanderungen oft in einem satten Grün und gab so manches botanische Geheimnis preis. Eine Reise mit vielen Überraschungen - auch für die Sizilien-Kenner.
Ein Reisebericht von
Roswitha Zytowski
Roswitha Zytowski

Freitag, 01.10.2021 Flug nach Catania

Früh trafen wir uns am Dresdner Flughafen. Eine kleine Gruppe von neun Wanderbegeisterten wollte Sizilien erkunden. Einige kannten die Insel schon von früheren Reisen, doch unser Programm versprach eine andere Facette dieses kleinen „Kontinents“ zu beleuchten. Nach zwei Stunden erreichen wir den quirligen Flughafen von Catania, wo uns unsere örtliche Reiseleiterin Enza herzlich begrüßt. Bevor wir zu unserem Hotel fahren, nutzen wir die Gelegenheit zu einer kleinem Stippvisite in Catania. Unser Weg führt uns über den Fischmarkt zum „Elefanten“. Der kleine Hunger macht sich bemerkbar und so nehmen die meisten Platz in den zahlreichen Bars unweit des Doms. Die äußerst leckeren und sehr sättigenden salzigen und süßen „Teilchen“ wollen schließlich probiert werden.
Nach kurzer Fahrt erreichen wir dann unser Hotel. Eine restaurierte Villa, die mit viel Liebe zur Dekoration eingerichtet ist. Hier sollten wir die nächsten vier Nächte verbringen. Ein idealer Ausgangspunkt für die kommenden Tage, in denen wir vor allem im nordöstlichen Teil der Insel unterwegs sein werden. Am Nachmittag komplettiert sich dann unsere Gruppe um einen weiteren Wanderfreund aus Berlin. Zum ersten gemeinsamen Drei-Gang-Menue am Abend können wir uns dann schon ein wenig kennenlernen und die leckere italienisch-sizilianische Küche genießen.


Samstag, 02.10.2021 Rund um Taormina

Für viele Sizilienreisende ist Taormina ein Begriff. Der Blick vom Amphitheater mit dem Ätna im Hintergrund zählt ohne Zweifel zu den beliebtesten Fotomotiven. Der Ätna hält sich am heutigen Tag ziemlich bedeckt, die Wetterlage im gesamten Mittelmeerraum hat gedreht und in den folgenden Tagen werden uns Gewitter und Regen begleiten. Für die trockene Insel ein Segen, von uns fordert es einiges ans Flexibilität. Wir fahren bis Castelmola, welches oberhalb von Taormina liegt. Hier starten wir unsere erste Wanderung, die uns hinauf zum Monte Veneretta führen soll. Kurzfristig hat der Regen ein Einsehen mit uns und einige tolle Ausblicke auf die Küste lassen sich erhaschen. Einzig der Ätna ist noch immer nicht in Stimmung sich in voller Größe und Schönheit zu zeigen. Um die Spitze des Monte Venerettas zu erreichen, fehlen uns noch ungefähr 800 Meter, als die Wolken aufziehen und wir den Gipfel nicht mehr sehen können. Wir entscheiden uns für den Abstieg nach Castelmola, ein bezaubernder Ort, den wir passend zur Mittagszeit und mit Sonne erreichen. Gestärkt laufen wir hinunter nach Taormina. An diesem Samstag haben sich auch einige Sizilianer für einen Ausflug hierher entschieden. Wir flanieren durch den Ort, den auch schon die politischen Lenker im Rahmen eines G-7- Gipfels besuchten und der immer auch wieder gerne als Filmkulisse bemüht wird.
Einige Gäste lassen sich die Gelegenheit nicht entgehen und besichtigten das ursprünglich griechische Amphitheater, wo gerade in der Sommersaison zahlreiche Pop-und Klassikkonzerte stattfinden. Es bleibt noch Zeit für einen Aperitif um dann wieder zu unserem Hotel zu fahren.


Sonntag, 03.10.2021 Mit dem Vulkanologen auf dem Ätna

Noch immer ist „la Signora Etna“ nicht in Stimmung sich zu zeigen. Vielleicht hilft es ja, wenn wir ihr einen Besuch abstatten. Unser Wandertag beginnt mit einer Tour auf dem Naturpfad „Schiena dell’ Asino“. Der Eselsrücken entpuppt sich als schöne Strecke zu einem Krater, bei dem man sehr gut den erkalteten Lavastrom erkennen kann. Unsere nächste Station soll das Refugio di Sapienza sein, wo wir mit der Seilbahn auf 2500 Meter vorstoßen. Mit Allradfahrzeugen geht es dann abermals hinauf bis auf 2700 Meter wo wir unseren Geologen Carlo treffen. Höher hinauf dürfen wir aktuell nicht, da der Ätna seit Februar wieder erhöhte Aktivität zeigt. Uns präsentiert sich dieses Stückchen Erde mit all seiner Unwirklichkeit. Aber zu guter Letzt zeigt sich sogar noch der Südostkrater. Spätesten bei diesem Ausflug wird deutlich, dass der Ätna anders ist, als der Vesuv. Hier handelt es sich nicht um einen Vulkan, sondern um ein ganzes System von Kratern. Und bis heute kommen immer wieder neue Krater dazu.


Montag, 04.10.2021 Alcantara–Tal – Bosco di Malabotta – Montalbano Elicona

Tatata: Wir können beim Frühstück schon den Ätna in voller Schönheit erblicken! Auf unserem Programm steht heute ein Teil der Insel, den wahrscheinlich nicht viele Touristen entdecken werden. Der bekanntere Teil unseres Ausflugs ist die Alcantara-Schlucht. Eigentlich führt dieser Fluss immer Wasser. Aber in diesem Jahr können wir uns davon überzeugen, dass auch er extrem wenig Wasser führt. Weiter geht es in das Örtchen Mojo, wo wir uns bei einem sehr freundlichen Metzger mit Verpflegung versorgen. Mit unserem Midibus erklimmen wir eine Höhe von ca. 1000 Meter, hier erreichen wir die Hochebene von Argimusco. Beeindruckende Sandsteinfelsen nehmen hier Formen an, die viel Raum für die Phantasie lassen. Kein Wunder, dass es auch so manchen Esoteriker an diesen Ort zieht. Wir jedoch erfreuen uns an dem schönen Wetter und der herrlichen Aussicht bis zu den Liparischen Inseln.
Im Anschluss geht es für uns in den Wald. Zugegeben, in Deutschland sind wir mit Waldgebieten reich beschenkt. Um so mehr erwartet man auf einer Inseln wie Sizilien nicht unbedingt ein so großes zusammenhängendes Waldgebiet, in dem auch noch so mächtige Eichen zu finden sind. Nach dieser sagenumwobenen Wanderung durch den Wald statten wir noch einem der schönsten Orte Italiens einen Besuch ab: Montalbano Elicona. Mit einem Caffé verabschieden wir uns aus der Provinz Messina und kehren zu unserem Hotel zurück.


Dienstag, 05.10.2021 Hochebene von Pantalica

Auf unserem heutigen Plan steht ein ganz besondere Wanderung auf dem Plan. Unsere Koffer kommen nun wieder in den Bus, denn wir werden in Richtung Südosten fahren. In den kommenden drei Nächten logieren wir in einem ehemaligen Weingut unweit von Noto. Doch zuvor gehen wir sehr weit zurück in die Menschheitsgeschichte. Unsere Wanderung führt in die Anapo-Schlucht. Über 5000 Grabkammern sind hier in den steilen Felswänden zu erblicken und sogar kleine Felsenkichen mit Wandmalereien lassen sich bewundern. Heute passt zunächst alles: Wetter, die Landschaft und zum krönenden Abschluss ein Picknick sowie ein Bad im Fluss. Allerdings wollte uns der Wettergott nicht allzu sehr verwöhnen und schickte uns ein mächtiges Gewitter und Starkregen. Glücklicherweise hatte unser Fahrer Giuseppe es schon früher sehen können als wir und war uns so weit wie möglich entgegengefahren. So wurden wir zwar nass, konnten dann das einsetzende Gewitter aus dem sicheren Bus beobachten. Wir fuhren zu unserem Hotel, welches nur drei Kilometer von Noto entfernt lag. Allerdings wollte die Mehrzahl der Gäste keinen Rundgang mehr durch Noto vornehmen. Und tatsächlich sollten noch weitere Gewitter direkt über Noto aufziehen.


Mittwoch, 06.10.2021 Schlucht Cava della Misericordia

Ein tiefer Canyon teilt hier die Landschaft. Mit unserem Naturführer Nanni erkunden wir die Geologie und die reichhaltige Flora, die teilweise schon subtropisch wirkt. Nach diesem informativen Rundgang kommt der kulinarische Teil des Tages. Wir besuchen einen Bauernhof, der sich auf die Zucht einer sehr alten Rinderrasse spezialisiert hat. Diese Rasse ist äußerst robust, trotzt der Hitze ebenso wie den kälteren Temperaturen. Im Vergleich zu den bei uns bekannten Rasse geben die Kühe jedoch viel weniger Milch. Aus selbiger wird hier unter anderem der Tuma-Käse und die Provola hergestellt. Nachdem wir sehen konnten, wie die Provola ihre besondere Form erhält, soll der Theorie nun auch die Praxis folgen. Für uns heißt es nun a tavola! Trotz dieser Höhepunkte ist unser Tag aber noch nicht zu Ende. Denn wir wollen der Stadt Ragusa einen Besuch abstatten. Hier lässt sich eine besondere Spielart des Barocks erleben, da die Stadt nach dem Erdeben 1693 komplett aufgebaut werden musste. Seit 2002 zählt sie mit weiteren Städten des Val di Noto zum Weltkulturerbe.
Leider lud der erneut einsetzende Regen nicht wirklich zum Verweilen ein, weshalb wir nach dem Rundgang die Rückfahrt ins Hotel antraten.


Donnerstag, 07.10.2021 Siracusa – Naturschutzgebiet Vindicari

Heute erleben wir eine weitere Zeitreise. Immerhin betreten wir mit Siracusa eine Metropole der Antike. Bedeutende Ausgrabungen und Bauten zeugen von der Kultur der Griechen und der Römer, die jeweils diese besondere Lage der Stadt für ihre Zwecke nutzten. Bis heute gehört die Stadt zum Pflichtprogramm Sizilienreisender und häufig diente sie als Kulisse für Filmdreharbeiten. So auch in diesem Oktober, wo just zu diesem Zeitpunkt Dreharbeiten für den neusten Indiana Jones-Film stattfinden. Dass wir den Schauspielern nicht über die Schultern schauen durften, konnten wir gut verschmerzen. Allerdings waren nicht alle Bereiche des Parks auf Grund der Dreharbeiten für uns zugänglich. Wir nahmen es gelassen: Ein guter Grund Sizilien einen weiteren Besuch abzustatten. Nach der Antike zog es uns in die etwas nähere Zeit. Wobei es auf der Insel Ortigia so richtig neu auch nicht zugeht. Denn die Kathedrale „Santa Maria delle Colonne“ fußt auf einem der Athena geweihten Tempel aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Ab dem 7. Jahrhundert begann man diesen dann zu einer christlichen Kirche umzubauen. Ihr heutiges Antlitz ist dem Erdbeben geschuldet, das auch schon Ragusa zu einen Juwel des Barock werden ließ. Nach so viel Kontakt mit der antiken Geschichte bedarf es einer gastronomischen Pause, die so mancher auch zum kleinen Einkauf nutzte. Bevor wir zum Hotel zurückfahren, geht es noch in das Naturschutzgebiet Vindicari. Ein schöner Wanderweg entlang der Küstenlinie, der uns in eine herrliche Bucht führt, die einige auch zum Baden einlud. Im schönen Licht des Spätnachmittags verabschieden wir uns nun langsam von dieser Insel, die sich uns in der letzten Woche so facettenreich präsentiert hat.


Freitag, 08.10.2021 Rückreise nach Dresden

Nach einem zeitigen Frühstück geht es für uns zum Flughafen. Auf unserem Wege dorthin haben wir noch einen schönen Blick auf den Ätna, nun sogar noch mit etwas mehr Schnee. Ja, auch hier geht nun wirklich der Sommer zu Ende und der Herbst hält Einzug.Wir verabschieden uns von Enza sehr herzlich vor dem Flughafengebäude, denn in selbiges dürfen nur Fluggäste hinein. Nach einem ruhigen Flug erreichen wir Dresden, wo uns herrliche Sonne begrüßt. Eine schöne und sehr abwechslungsreiche Woche liegt hinter uns. Sizilien zu erwandern ist eine wirklich reizvolle Art, sich der Kultur und der Landschaft zu nähern. Und auch, wenn das Wetter nicht immer dem Klischee von der Sonneninsel entsprach, so hat sie sich doch von einer schönen Seite gezeigt. Ich hoffe, Ihnen liebe Gäste hat es auch gefallen. Bedanken möchte ich mich für die gemeinsam erlebten Stunden in freier Natur und beim Essen. Unsere Enza war hoffentlich auch für Sie eine wunderbare Türöffnerin in die faszinierende Welt Siziliens.
Arrividerci, Ihre Roswitha Zytowski

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