Reisebericht: Italien – Rundreise Südtirol

01.09. – 08.09.2019, 7 Tage Busreise Südtirol mit Bozen – Meran – Schloss Trauttmansdorff – Dolomiten Panoramafahrt – Südtiroler Weinstraße mit Weinprobe – Sarntaler Alpen mit Bierprobe


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
8 Tage Rundreise in Italien - Südtirol
Ein Reisebericht von
Walburga Lindner

Die größte Sehenswürdigkeit ist die Welt – sieh sie dir an! – Kurt Tucholsky –

Ja, das wollen wir unbedingt tun! Wir möchten einen winzig kleinen Zipfel dieser Welt, dieser größten Sehenswürdigkeit, kennenlernen und begeben uns auf den Weg Richtung Süden. Wir, das sind 17 Reisefreudige aus den verschiedensten Bundesländern unseres Landes.
Als wir am Morgen des 01. Septembers den Bus der Firma HSR Vogtland Bustouristik besteigen, wünschen wir uns für diese Reise jede Menge unvergessene Erlebnisse, neue Eindrücke, bleibende Erinnerungen, traumhaftes Wetter und viel, viel Freude.
Zunächst aber benötigen wir Geduld, viel Geduld und noch mehr „Sitzfleisch", denn ein langer, ganz, ganz „laaaanger" Tag, ein ausgesprochener Bustag steht an.
Zunächst führt uns die Reise durch die Bundesländer Sachsen und Bayern. Während wir in Sachsen noch recht zügig vorankommen, reiht sich auf der A9 in Bayern mehrfach „Stoßstange an Stoßstange." So entscheiden wir uns ganz spontan ein wenig „vom Wege abzukommen." Wir ändern die Route und fahren kurzerhand durch das relativ naturbelassene Tegernseer Tal, vorbei am wunderschön gelegenen Tegernsee, weiter über den Achenpass, vorbei am smaragdgrünen Achensee, eingerahmt von den Bergen des Rofan-u. Karwendelgebirges. Über zahlreiche Kehren „kurven" wir hinunter in das Inntal - und damit wieder in den Stau. Ohne es groß zu bemerken, haben wir auf dieser Strecke unsere Landesgrenze verlassen und sind in Österreich, konkret im Bundesland Tirol, dem drittgrößten Bundesland Österreichs, eingefahren. Nur mühsam kommen wir voran, wir „schleichen" geradezu vorbei an Hall, der Stadt des Salzes und der Münzprägung sowie an Innsbruck, der Stadt des Kaisers Maximilian und Austragungsort der Olympischen Winterspiele von 1964 und 1976. Auf der Brennerautobahn geht es weiter über die imposante Europabrücke Richtung Brenner, den mit 1.374m am meisten frequentierten Alpenpass und seit 1919 (Frieden von St. Germain) zugleich Grenze zwischen Österreich und Italien.
Wir verlassen Österreich, um in Italien, genauer gesagt in die autonome Provinz Südtirol (seit 1919 von Nordtirol getrennt und zu Italien gehörend), einzureisen.
Benvenuti in Italia! Herzlich Willkommen in Italien...
...und herzlich Willkommen in der autonomen Provinz Alto Adige/Südtirol, die mit der autonomen Provinz Trentino seit 1946 eine der 20 Regionen Italiens bildet.
Unsere Fahrt durch Südtirol führt uns zunächst durch das Wipptal und wir tangieren Sterzing, was wir in den nächsten Tagen noch aufsuchen werden. Anschließend geht es weiter durch das Eisacktal und vorbei an der sogenannten Sachsenklemme.Vor rund 200 Jahren wurden dort die Sachsen, welche an der Seite der napoleanischen Truppen kämpften, von Tioler Freiheitskämpfern in die Klemme genommen. Kurz nach der Franzensfeste biegen wir ab in das Pustertal. Nachdem Jens, unser besonnener Busfahrer, uns mit dem Bus noch „unzählige" Kehren nach oben „kutschiert" hat, haben wir es geschafft und sind am Ziel, am Hotel „Senoner Hof" in Spinges angekommen. Erwartet werden wir zum einen von Petrus, der vor lauter Freude über unser Erscheinen, zahlreiche Freudentränen vergießt und zum anderen von unserem Wirt, der uns mit einem mächtigen Wortschwall und einem Gläschen Vino herzlich willkommen heißt. Das Eis ist damit gebrochen und wir spüren sofort, dass wir uns hier sehr wohlfühlen werden. Nach einem wohlschmeckenden Abendessen fallen wir nur noch todmüde in unsere Betten.

Lerne vor allem dich zu freuen! Die wahre Freude ist eine sehr wichtige Sache. – Seneca –

Ja, lieber Seneca, du hast ja so recht - aber an diesem Morgen will zunächst noch keine richtige Freude aufkommen. Keine Sonnenstrahlen kitzeln uns aus den Federn. Ganz im Gegenteil. Dichte graue Wolken geben der Sonne keine Chance. Nach dem ewigen Stau am Vortag betrachten wir das unfreundliche Wetter als eine weitere Herausforderung - und wir nehmen sie an. Wettertechnisch gut ausgerüstet, machen wir uns auf den Weg Richtung Bozen. Unsere Fahrt führt uns über die Brennerautobahn, vorbei an der ehemaligen Bischofsstadt Brixen, an Klausen, dem Kloster Säben und der Trostburg. Schließlich erreichen wir die, in einem Talkessel gelegene, von Bergen, Weinhängen, Burgen und Burgruinen eingerahmte, Provinzhauptstadt Bozen.
Durch das Eisacktal (der Eisack mündet südlich von Bozen in die Etsch) kommend, zeigt sich die, von Gewerbegebieten, tristen Wohnsiedlungen und einem Schienenwirrwarr umgebene, Stadt nicht gerade von ihrer Schokoladenseite, dazu noch bei schaurigem Wetter. Doch in dem Bewusstsein zu wissen, dass der erste Eindruck nicht immer der beste ist, machen wir uns, in der einen Hand den Stadtplan, in der anderen den Schirm, auf den Weg in die Altstadt, die in ihrem Kern immer noch eine Tiroler Kleinstadt geblieben ist. Bozen ist eine „späte" Hauptstadt, entstanden durch die Ansiedlung zig-Tausender Italiener unter den neuen italienischen Landesherren, d.h. in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Auf dem Waltherplatz begrüßt uns sogleich der bekannteste Mann der Stadt, der Minnesänger Walther von der Vogelweide. Er verweist uns umgehend auf das gegenüberliegende Gotteshaus, das seit 1964 auch Bischofskirche ist. Der 62 m hohe Turm, mit seiner filigranen Maßwerkspitze, ist heute das Wahrzeichen der Stadt. Auf Grund eines Missverständnisses bleibt uns leider der Eintritt verwehrt (einigen gelingt er glücklicherweise zu einem späteren Zeitpunkt).
Wir spazieren über den Kornmarkt und suchen recht bald Schutz in Bozens bekanntester Gasse, der Laubengasse. Sie ist zweifellos das Glanzstück des kleinen Altstadtrundganges. Am Ende der Gasse, die schon immer der Mittelpunkt des Geschäftslebens war, gelangen wir auf den viel gelobten und beschriebenen Obstmarkt. Auch wenn wir vielleicht nicht gleich - wie einst unser Herr Geheimrat J.W. von Goethe - in Euphorie ausbrechen, so fasziniert uns doch das breitgefächerte, gut sortierte Angebot. Hier, am Obstmarkt, trennen sich unsere Wege, jeder kann nunmehr auf „eigene Faust" die Stadt erkunden.
Ich bin neugierig und möchte unbedingt einen Blick in „die neue Stadt", in der heute die meisten der von mir schon erwähnten Italiener leben, werfen. Bei meinem Spaziergang über die Talferbrücke genieße ich zunächst die wunderschöne Aussicht auf die nähere Umgebung und bedauere sehr (aus Zeitgründen), keinen Spaziergang entlang der Talfer machen zu können. Am Ende der Brücke, am Siegesplatz, wo das Siegesdenkmal des Faschismus (auf einer Tafel distanziert sich die Stadt von diesem Monument aus der Mussolini - Ära) steht, erreicht man das „andere", relativ gesichtslose, Bozen. Ich kehre diesem Teil der Stadt schnell den Rücken und spaziere lieber in Richtung Schloß Maretsch und Franziskanerkirche. Zu schnell vergeht die Zeit und wir müssen schon wieder Abschied nehmen von Bozen, denn ein weiterer Höhepunkt des Tages wartet noch auf uns.
Den Besuch der Burg Runkelstein mit ihren faszinierenden Fresken, den Besuch der Weingärten um Schloß Maretsch, die Besichtigung Reinhold Messners „Mountain Museum Firmian" auf Schloß Sigmundskron, in dem er uns die Natur gemäß Goethes Ausspruchs „man sieht nur das, was man weiß" nahe bringen möchte sowie den Besuch des ca. 5000 Jahre alten, in der „Kühltruhe" liegenden, Ötzis müssen wir leider verschieben - schließlich
soll noch etwas bleiben - für ein nächstes Mal.
Am Nachmittag tauchen wir noch in die Welt der Orchideen ein. Es ist ein gelungener Abschluß dieses ersten Tages in Südtiroler Gefilden. Als Dank für unser Durchhaltevermögen am verregneten Vormittag schickt uns Petrus am Nachmittag auch wieder ein paar Sonnenstrahlen.
Mit einem guten, wieder recht schmackhaften, Abendessen lassen wir den Tag ausklingen.

Wie viel Schönheit empfängt das Herz durch die Augen. – Leonardo da Vinci –

Ich bin mir sicher, dass mit dem heutigen Programm, der Fahrt durch die Dolomiten, unsere Augen - im positiven Sinne - mächtig strapaziert werden, aber unser Herz dafür jubeln wird!
Jubeln tun wir schon am frühen Morgen - denn der Tag fängt gut an. Die Sonne hat wieder die Oberhand gewonnen und uns somit ruck-zuck aus den Federn geholt. Nach dem ausgiebigen Frühstück fühlen wir uns gut gewappnet und freuen uns auf diesen ganz besonderen Ausflug in das Reich der „bleichen Berge", der sogenannten Dolomiten. Hinter diesen Namen versteckt sich kein Gebirge, ganz im Gegenteil, es sind faszinierende Gesteinsformationen, die plötzlich in der Landschaft stehen mit wohlbekannten Namen wie Marmolada, Geislerspitzen, Langkofel, Sella-Gruppe, Latemar, Rosengarten und und und. Der Name ist vielmehr auf das Gestein (unterschiedliche Farben) zurückzuführen. 1789 war es, da hat der frz. Gelehrte bzw. Mineraloge Deodat Sylvain Tancred Gratet de Dolomieu dieses Gestein untersucht und ca. 100 Jahre später erkundeten zwei bergbegeisterte engl. Reiseschriftsteller die Gegend. Im Anschluß daran veröffentlichten sie eine Reisebeschreibung unter dem Titel „The Dolomite-Mountains". Das Buch wurde auch ins Deutsche übersetzt - und die Dolomiten waren geboren.
Auf unserer Reise in die Welt der Berge werden wir vom Gästeführer, Herrn Hermann Mair, begleitet. Unsere Dolomitentour, die uns zuerst wieder ein Stück durch das Pustertal, dann durch das Eisacktal führt, beginnen wir mit der Fahrt durch das schöne Eggental. Unseren ersten Stopp legen wir am Karersee, einen der schönsten Bergseen der Alpen, ein. Eingerahmt von Laurins Zwergenreich, dem Rosengarten und der Latemargruppe, ist er ein idealer Platz für eine Verschnaufpause und zugleich ein hervorragendes Fotomotiv.
Doch das Bild der sich im See spiegelnden schroffen Latemartürme, welches sich durch zahlreiche Fotoaufnahmen in unseren Köpfen festgesetzt hat, bietet sich uns leider nicht. Der trockene Sommer hat auch hier seine Spuren hinterlassen. Das noch verbliebene smaragdgrüne Wasser lässt lediglich erahnen, was wir leider nicht sehen können. Und trotzdem ist und bleibt diese Landschaft ein Traum.
Während der Fahrt versuchen wir immer wieder die atemberaubenden Fotomotive festzuhalten, denn wir möchten sie mitnehmen um uns noch recht lange daran erfreuen zu können. Die Mittagspause machen wir bei Maria am Pordoij-Joch. Wir genießen bei strahlend blauem Himmel den Rundumblick und insbesondere den Blick auf die Marmolada (was soviel heißt wie „die Schimmernde"). Mit 3.342 m ist sie der höchste und gleichzeitig auch einzige vergletscherte Berg der Dolomiten. Die Tour, die uns weiter durch das Gebiet Alta Badia - unvergessen der Blick bei Corvara auf das gewaltige Horn des Sas Songher - und weiter über das Grödner Joch ins Grödnertal führt, ist einfach atemberaubend. Die Geislerspitzen und den Langkofel, den Lieblingsberg von Luis Trenker im Blickfeld, fahren wir vorbei an den Orten Wolkenstein, St. Christina und natürlich dem Heimatort Luis Trenkers, St. Ulrich. Dann dauert es nicht mehr lange und wir verlassen das Tal der Holzschnitzer und gelangen durch das Eisack-u. Pustertal wieder nach Spinges, ins Hotel Senoner, wo schon wieder ein leckeres Abendessen auf uns wartet. Ein sehr ansprechender, traumhaft schöner Tag neigt sich seinem Ende entgegen - aber sagt man nicht:

„Wenn ein schöner Tag vergangen, so freue dich auf den nächsten!" Und das tun wir!Es ist ein ungeheures Glück, wenn man fähig ist, sich zu freuen – G.B. Shaw –

Oh ja, wir freuen uns! Denn heute ist der Tag der Überraschung! Ganz spontan haben wir uns am Vorabend entschieden, das Angebot der Familie Senoner, den Tag gemeinsam mit einer weiteren Gruppe aus dem Hotel, auf ihrer hauseigenen Alm - in 1.699 m Höhe - zu verbringen, anzunehmen. Da die Wetterfrösche diesen Tag als den schönsten der Woche (noch einmal 30 Grad) prophezeien und wir das Programm noch relativ problemlos umstellen können, fällt die Entscheidung nicht so schwer. Und wir werden es nicht bereuen, denn es wird ein unvergesslich schöner, stimmungsvoller Tag. Am Vormittag geht es los. Zuerst gehen die „Bergsteiger" in die Spur - zugegeben ein kleines Grüppchen, aber mit Durchhaltevermögen, „Hut ab"! Der weitaus größere Teil wird im Anhänger eines Traktors vom „Chef des Hauses" höchstpersönlich nach „oben geschaukelt". Bereits das ist ein abenteuerliches, zugleich auch lustiges Unterfangen. Auf der weitläufigen, wunderschön gelegenen Alm angekommen, werden die „Faulenzer" sehr herzlich und mit einem Schnapsl begrüßt. Aber auch die wanderfreudigen „Flachlandtiroler" finden kurze Zeit später - wenn auch mit hängender Zunge und leicht geschundenen Füßen die „Zielgerade". Und - wir werden ebenso belohnt, d.h. mit einem Schnapsl und einer atemberaubenden Aussicht auf den Langkofel und die Geislerspitzen. Nachdem alle auf der Alm angekommen sind, „geht die Post so richtig ab". Es wird gesungen, musiziert, getanzt, spaziert, gespielt (der Stiefelwurf war ein Knüller und DER „Renner"), gelacht, viel gefuttert und noch mehr gesüffelt. Alle sind bester Laune und der ein oder andere wünscht sich, dass dieser Tag nicht so schnell zu Ende gehen möge. Doch wir wissen, alles hat einmal ein Ende, auch so ein sonniger, wunderschöner Tag mitten in der Natur. Die Rückfahrt (jetzt läuft keiner mehr) rüttelt und schüttelt noch einmal alle so richtig durch, es wird noch einmal gejuchzt, gespöttelt und immer wieder gelacht. Am Ende des Tages fallen alle zufrieden und glücklich in ihre Betten.

Es ist besser, Genossenes zu bereuen, als zu bereuen, dass man nichts genossen hat. – Giovanni Boccaccio –

Der Genuss steht heute, an diesem Donnerstag, an erster Stelle. Wir wollen sie geniessen, zum einen die Natur und zum anderen auch die süffigen Südtiroler Weine.
Südtirol - das Land, die autonome Provinz verbindet man in erster Linie mit faszinierenden Landschaften, beeindruckenden Städten (Bozen, Meran Brixen) mit viel Sonne und natürlich mit kulinarischen Genüssen. Weißburgunder, Lagreiner, Gewürztraminer, Kalterer See, St. Magdalener, Blauburgunder, Edelvernatsch sind Namen hinter denen recht süffige Weine stehen. Doch bevor wir uns an diesem Tag ganz der Traube hingeben, holen wir uns in der ehemaligen Bischofsstadt Brixen, der drittgrößten Stadt Südtirols, erst einmal den „erforderlichen Segen". Gemeinsam schlendern wir durch das gemütliche Städtchen, beäugen den ehemaligen Bischofssitz (die Hofburg), die Pfarrkirche St. Michael, den alten Stadtfriedhof zwischen Dom und Kirche sowie den Dom Maria Himmelfahrt. Ein einzigartiges Zeugnis spätgotischer Malerei sind die Fresken im Domkreuzgang. Ein amüsantes Detail in der dritten Arkade - ich hoffe, Sie alle haben sie gesehen - ist die Darstellung eines Elefanten oder besser gesagt eines Pferdes mit großen Ohren und einem Rüssel. Der Maler, der bis dato noch keinen Elefanten zu Gesicht bekommen hatte, wußte sich ganz einfach zu helfen. Erst 80 Jahre später
(1550) kam dann tatsächlich ein Dickhäuter durch die Stadt. Er war ein Geschenk des portugiesischen Königs an den Habsburger Kaiser und befand sich auf der Durchreise nach Wien.
Es ist ein besonderes Flair, dass die Stadt am Zusammenfluß der aus dem Pustertal kommenden Rienz in den Eisack, anhaftet. Hier kann man gut in aller Ruhe bummeln, einkaufen, klönen oder ganz einfach die Seele baumeln lassen. Gegen Mittag besteigen wir wieder den Bus Richtung Süden. Vorbei an Bozen, den Obstplantagen entlang der Brennerautobahn erreichen wir den Landstrich der vorrangig von Weingärten, Spalieren von Weinreben geprägt ist. Mitten durch dieses Weinanbaugebiet führt die 70 km lange Südtiroler Weinstraße (Strada del Vino), eine der ältesten Weinstraßen Italiens. Weinanbau, soweit das Auge reicht. Mit 4.250 ha Rebfläche von insgesamt 5.114 ha in ganz Südtirol repräsentiert die Südtiroler Weinstraße 84 % der Südtiroler Weinberge. Vorbei an Tramin, der Heimat der gleichnamigen Rebe (die übrigens bis nach Kalifornien gewandert ist), vorbei an dem kleinen, auf einem Weinberg gelegenen Kirchlein St. Jakob in Kastelaz, dass in seinem Inneren die ältesten romanischen Fresken im deutschen Sprachraum birgt (vielleicht erinnern Sie sich, ich gab ein Büchlein in Umlauf), erreichen wir den See, der einem sehr wohl bekannten Wein, dem Kalterer See, seinen Namen gab. An diesem idyllisch gelegenen See, einem der wärmsten Badeseen der Alpen, eingerahmt von einer Bergkulisse und unzähligen Weinstöcken, machen wir unsere Mittagspause. Während ein Teil der Gäste die nähere Umgebung erkundet, genießen die anderen bei einem leckeren Essen und einem guten Tropfen (Kalterer See???) die traumhaft schöne Sicht auf den See und die Umgebung. Mit dieser guten Grundlage starten wir anschließend zur Weinprobe nach Eppan. Im Weingut Brigl werden wir von (einem) Heini herzlich empfangen und durch die Weinkellerei geführt. Im Anschluß dürfen wir zwar kein Fass aus dem Barriquekeller rollen, aber unter dem Motto „ Einen haben wir schon, drei kriegen wir noch, vier können wir vertragen...", die Weine verkosten. Beschwingt und gut gelaunt treten wir im Anschluß die „Heimreise" an. Und wieder geht ein schöner, ein erlebnisreicher Tag zu Ende.

Was du genießt von Tag zu Tag, das ist dein Reichtum. – Indisches Sprichwort –

Genossen haben wir bereits schon unendlich viel während dieser abwechslungsreichen Urlaubstage. Genossen haben wir die Kultur in den Städten, die Natur pur und die Gaumenfreuden. Heute sollen wir noch einmal von allem ein wenig genießen. Am Morgen fährt der Bus zunächst wieder Richtung Brennerautobahn, doch dieses Mal bewegen wir uns nicht Richtung Süden, sondern in die entgegengesetzte Richtung - und wir fahren auch nicht über die Brennerautobahn, sondern über die alte Brennerstraße, die bis zur Fertigstellung der Autobahn (1974) vor Ort die einzige Verbindung Richtung Süden war.
Vorbei an der Franzensfeste, einst unter Kaiser Franz I. als Verteidigungsbollwerk und zum Schutz und der Sicherung der Brennerstraße gebaut, vorbei an der bereits von mir schon erwähnten Sachsenklemme (als Verbündete von Napoleon mußten auch sächsische Truppen den Freiheitswillen der Tiroler unter Anführung von Andreas Hofer, bekämpfen), vorbei an den beiden, das Tal überwachenden Burgen, der Burg Reifenstein und der Burg Sprechenstein, erreichen wir die alte Bergwerk-u. Fuggerstadt Sterzing, im 15./16. Jahrhundert eine der reichsten Städte Europas. Viel laufen müssen wir nicht, denn die Sehenswürdigkeiten befinden sich nahezu alle in einer Straße, die getrennt durch den Zwölferturm, Alt-u. Neustadt heißt. Obgleich Sterzings Hauptstraße nur wenige hundert Meter lang ist, gilt sie als schönste Einkaufsstraße Südtirols. Zurückzuführen ist das Laubenlabyrinth unter den mittelalterlichen Prachtbauten, als die Stadt ca. 200 Jahre Mittelpunkt eines wahren Silberrausches war, der u.a. auch die reichen Fugger aus Augsburg hierher lockte. Wir bummeln die Hauptstraße entlang, erfreuen uns an den hübschen kleinen Geschäften und an den vielen wunderschönen Zunftzeichen (eines der schönsten finde ich am Gasthaus „Krone", wo einst schon Heinrich Heine ein zufriedener Gast war). Aber wir erfreuen uns auch an den Klängen einer Musikkapelle, die nicht nur das Wochenende „einläutet", sondern viel mehr auf das - am kommenden Sonntag - (leider unser Heimreisetag) stattfindende Knödelfest aufmerksam macht. Nach diesem Spaziergang setzt sich unser Bus wieder in Bewegung. Vorbei an der Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau im Moos und dem Deutschherrenordenhaus (heute u.a. Multscher/Städtisches Museum) fahren wir Richtung Jaufenpass. Ja, wir wollen heute noch hoch hinaus, auf über 2.000 m Höhe. Leider spielt Petrus bei unserem Ausflug vom Eisacktal ins Passeiertal nicht mit, dicke graue Wolken und viele Regentropfen schickt er uns auf den Weg hoch zum Jaufenpass. Aber zum Glück zieht er den „Vorhang" nicht ganz zu und so können wir die kurvenreiche, die umwerfende Fahrt hoch zum Jaufenpass und hinunter nach St. Leonhard mit den Augen verfolgen. Auf halben Weg zwischen St. Leonhard und St. Martin kommen wir vorbei am Sandhof - der Heimat des Sandwirts, Roßhändlers und Freiheitskämpfers, Andreas Hofer, der hier 1767 geboren wurde. Noch immer ist der Sandhof ein Wirtshaus, zugleich aber auch eine der wenigen weltlichen Wallfahrtsstätten. Einen Besuch des Museums müssen wir leider auf ein anderes Mal verschieben, denn heute werden wir im Martinerhof in St. Martin zu einer Bierverkostung/ Marende erwartet. Nach einem sehr interessanten Rundgang durch die kleine hauseigene Brauerei lassen wir uns das „kühle Blonde" mit einer deftigen, genüsslichen Zugabe (Marende) so richtig munden. Ja, auch das gehört zu Südtirol! Danach chauffiert uns Jens noch durch das landschaftlich recht abwechslungsreiche Passeiertal. Wir genießen die Fahrt, die uns vorbei an Schenna, Schennas Schloß und Mausoleum v. Erzherzog Johann und seiner Gemahlin Anna Plochl, einer Postmeisterstochter aus Alt-Aussee, weiter bis nach Meran (hier endet das Passeiertal) führt. Meran lassen wir heute „links" bzw. auch „rechts" liegen, denn es wird morgen einer unserer Anlaufpunkte sein. Durch das Etsch-Eisack-u. Pustertal erreichen wir wieder Spinges, wo schon wieder ein üppiges Abendessen auf seine Konsumenten wartet.

Nimm dir Zeit, um froh zu sein – es ist die Musik der Seele – Weisheit aus Island –


Uns Zeit nehmen, das wollen wir noch einmal an diesem letzten Tag unserer Reise.
Nach einem - wieder recht ausgiebigen - Frühstück starten wir noch einmal ins Etschtal.
Die sonnenverwöhnte Stadt Meran, nach Bozen die zweitgrößte Stadt Südtirols und die Trauttmansdorffer Gärten stehen heute auf unserem Programm. Lange Zeit war Meran die Hauptstadt von Tirol (dem jetzigen Nord -u. Südtirol), dann wurde sie abgelöst von Innsbruck und fiel für Jahrhunderte in einen Dornröschenschlaf. Wieder wachgeküsst wurde sie erst im 19. Jahrhundert. 1836 wurde sie „neu geboren". Der Leibarzt der Fürstin Schwarzenberg, ein gewisser Dr. Johann Huber, hatte ein Büchlein über die Stadt, ihre Umgebung, ihr Klima nebst Bemerkungen zu einer Milch-Molken-u.Traubenkur geschrieben und damit den Grundstein für einen später, recht regen Kurbetrieb gelegt. Die geschützte Lage der Stadt (am Fuß des Küchelbergs) und die geringe Luftfeuchtigkeit taten das Übrige und verhalfen somit der Stadt zum Status eines heilklimatischen Kurortes. Mit der Kaiserin Elisabeth (Sissi) kamen dann die Majestäten und der Adel aus Europa nach Meran (auch Königin Carola von Sachsen weilte 1886 mehrere Wochen hier). Ein prächtiges Kurhaus war unbedingt erforderlich. Am Hof in Wien aber hatte man ganz andere Pläne, weitaus bescheidenere. Thronfolger Franz Ferdinand verstand keinen Spaß und teilte den Meraner Bürgern mit, dass der Hof, sollte man sich nicht an die Hof-Vorgabe halten, den Geldhahn ganz zudrehen würde. Die Meraner bekamen tatsächlich kein Geld - doch sie bauten, allen zum Trotz, ein wunderschönes Kurhaus.
Gemeinsam spazieren wir entlang der Passer bis zum Kurhaus. Nach einigen Erläuterungen und wieder mit einem Stadtplan und einem Schirm in der Hand machen wir uns auf den Weg durch diese sonnenverwöhnte - heute leider verregnete - Stadt. Vorerst gibt es keine Sonne, ganz im Gegenteil - Petrus schickt wieder ein paar dunkle Wölkchen und spielt so ganz nebenbei auch ein wenig am Wasserhahn...Erst als wir gegen Mittag in den Trauttmansdorffer Gärten ankommen, klärt sich der Himmel auf und die Sonne schickt ihre Strahlen. Bestens gelaunt verbringen wir mehrere Stunden in der bezaubernden Anlage, die 2005 zum „Schönsten Garten Italiens und 2006 zum „Internationalen Garten des Jahres" gekürt wurde. Und alle sind sich einig - der Abschluß hätte nicht schöner sein können.
Eigentlich wollten Jens und ich das Ganze noch toppen und auf der Rückfahrt durch das Sarntal und über das Penser Joch fahren. Aber leider machte eine auf uns zukommende, richtig schwarze Wand das Vorhaben zunichte. Es bleibt, wie schon gesagt, für ein nächstes Mal...

Eins ist sicher – Reisen tut immer gut – Voltaire –

Am nächsten Morgen steht die Frage: Was machen wir heute, was steht auf dem Programm? Wir schauen gen Himmel und sind uns sofort einig - wir reisen ab.
Von den beiden „Wirtsleuten" herzlich verabschiedet, mit Andrea Bocellis „TIME TO SAY GOODBYE" im Ohr, nehmen wir Abschied von Spinges, von Südtirol, von „Bella Italia". Ein wenig traurig sind wir schon, denn es war wirklich schön und es gibt noch soooooo viel zu entdecken...
Ihren Worten konnte ich entnehmen, dass Ihnen die Reise ebenso viel Freude bereitet hat, wie mir und, dass Sie mit vielen schönen Erlebnissen und Eindrücken im Gepäck, die Heimreise angetreten haben.
Insgesamt gesehen war die Reise eine gute Mischung von Kultur und Natur. Ich würde sie jederzeit gern wieder unternehmen und wer weiß, vielleicht gibt es auch unter Ihnen einen „Wiederholungstäter"?
Ich bedanke mich bei Ihnen für sehr angenehme Tage, es hat mir sehr viel Freude bereitet, mit Ihnen zu reisen. Besten Dank sage ich auch unserem Fahrer, der uns bestens „kutschiert" hat und stets die Ruhe bewahrt hat! Bleiben Sie gesund und weiterhin reisefreudig - dann sehen wir uns vielleicht noch einmal wieder!
Also dann viel Freude beim Lesen und „alla prossima volta" - bis zum nächsten Mal!
Ihre
Walburga Lindner

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht