Reisebericht: Italien – Wanderreise Südtirol – Vinschgau und Meran

13.07. – 20.07.2019, 8 Tage Busreise mit Wanderungen: Schlanders – Schnalswaalweg – Schloss Juval – Nationalpark Stilfserjoch – Glurns – Goldrain – Algunder Waalweg – Meran – Planeiler Almweg – Sulden – Düsseldorfer Hütte (ca. 67 Wanderkilometer)


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare
 
Endlich war er gekommen - der Höhepunkt des Jahres: der Sommerurlaub! Und dieser führt 20 wanderlustige Reisefreunde aktiv gemeinsam in den sonnigen Süden, nach Schlanders im Vinschgau.
Ein Reisebericht von
Doreen Päßler
Doreen Päßler

Samstag, 13.07.2019: Anreise nach Schlanders im Vinschgau

Ganz früh starten wir heute von Dresden und fahren über Chemnitz und dem Vogtland zunächst nach München und von dort über Garmisch-Partenkirchen südwärts bis zum Brenner. Dort stärken wir uns bei einer leckeren Suppe am Wipptaler Hof. Dann steigen wir in unseren italienischen Bus um und fahren über Meran in unseren Zielort Schlanders im Vinschgau. Dort werden wir herzlich von Monika und Markus in Empfang genommen und beziehen unsere gemütlichen Zimmer im Hotel "Goldener Löwe". Bevor die Koffer ausgepackt werden, lassen wir uns kulinarisch verwöhnen.

Sonntag, 14.07.2019: Wanderung Schlanders – Obermontani – "Kräuterschlössl" Goldrain

(13 Wanderkilometer • 4 Stunden Gehzeit • 300 Meter Anstieg • 250 Meter Abstieg)
Nach der gestrigen, langen Anreise freuen wir uns heute bei strahlendem Sonnenschein auf den ersten Wandertag. Gut gefrühstückt, schnüren wir die Wanderschuhe und treffen unseren hochmotivierten Wanderleiter Walter, unverkennbar mit dem Tiroler Hut und einer Feder, vor dem Hotel. Wir laufen ein kleines Stück durch das schöne Örtchen Schlanders, das mit seinen knapp 6000 Einwohnern der Hauptort des Vinschgaus ist. Dann geht es durch Apfelplantagen in Richtung der Burgruine Obermontani. Wir stoppen immer mal wieder, damit uns Walter an seinem umfassenden Wissen, sowohl geschichtlich als auch was die Flora und Fauna angeht, teilhaben lassen kann. Wir genießen den schattigen Teil der Wanderung entlang des Waalweges „Rautwaal". Dann können wir sie endlich in voller Größe sehen, wie sie umgeben von satten Wäldern über dem Tal thront: die Burgruine Obermontani, welche 1228 von Albert II. von Tirol als Trutzburg gegen die Churer Bischöfe errichtet wurde. Außerdem wurde hier die Original Handschrift des Nibelungenliedes gefunden. Ein kleines Stückchen weiter steht die Burgkapelle St. Stephan. Nachdem wir eine ausgiebige und sehr erholsame Mittagspause im Grünen gemacht haben, dürfen wir diese Kapelle besichtigen. Sie wird auch die „Sixtinische Kapelle vom Vinschgau" genannt. Und Walter hat uns nicht zu viel versprochen! Die Malereien im Innenraum sind sensationell und wurden vor einigen Jahren gereinigt. Jede einzelne Szene ist mit viel Liebe zum Detail gemalt und gefüllt mit einer tiefen Geschichte. Nach einer kurzen Führung durch den „Kapellmeister" wagen wir den Abstieg zum „Kräuterschlössl" in Goldrain. Wir werden entführt in eine Welt der Kräuter, die hier mit viel Liebe und Arbeit gezogen, gezüchtet und zu hochwertigen Produkten weiterverarbeitet werden. Ein paar der fertigen Waren wandern dann geradewegs in unser Handgepäck...entweder als Mitbringsel für die Lieben zu Hause oder zum Selbstgenießen. Mit dem Zug geht es nun zurück und schon nach wenigen Minuten Fahrtzeit kommen wir an. Am Abend werden wir wieder bei einem leckeren Menü verköstigt.

Montag, 15.07.2019: Vom Algunder Waalweg, Tappeinerweg nach Meran

(12 Kilometer • 3 Stunden Gehzeit • 50 Meter Auf- und 220 Meter Abstieg)
Nachdem es die ganze Nacht geregnet hat, verzogen sich die Wolken pünktlich zum Frühstück. Heute geht es etwas früher los, da wir zuerst mit dem Zug nach Töll bei Partschings zum Ausgangspunkt unserer Wanderung fahren. Nach einer dreiviertel Stunde geht es heute mit leichter Wanderausrüstung entlang des Algunder Waalweges. Die Wolken hängen noch mystisch im Tal und so langsam kämpft sich auch die Sonne durch. Immer wieder stoppen wir auf diesem gemütlichen Spazierweg um den tollen Ausblick ins Etschtal und in die Stadt Meran zu genießen. Zwischendurch passieren wir satte Obstwiesen, laufen durch Weintraubentunnel und je weiter wir nach Meran kommen, desto mehr Palmen, Zypressen und Ölbäume zieren unseren Weg. Vom Algunder Waalweg gehen wir nun entlang des Tappeinerweges, der nach Franz Tappeiner benannt wurde. Hier wird es schon etwas lebendiger, einige Lokale laden zum Verweilen ein, aber wir gehen zielstrebig in Richtung Meraner Zentrum. Hier hat nun jeder Zeit zur freien Verfügung: ob durch die Gassen bummeln, die Sehenswürdigkeiten wie das Kurhaus oder die Pfarrkirche entdecken oder auch in einem der vielen Café´s das bunte Treiben zu beobachten - es war für Jeden etwas dabei und so vergeht die Zeit wie im Fluge bis wir uns wieder am Bahnhof treffen. Auf der fast einstündigen Fahrt ins Hotel erzählen wir uns nun von unseren Erlebnissen. Obwohl das Hotel heute Ruhetag hat, werden wir heute exklusiv verköstigt. Den Abend lassen wir bei einem Glaserl Wein im Garten des Hotels ausklingen.

Dienstag, 16.07.2019: Wanderung von Prad nach Glurns

(10km • 3,5h reine Gehzeit • ca. 350m Auf- und Abstieg)
Wenn die Sonne lacht, dann lacht auch unser Wanderherz. Gut gelaunt werden wir heute mit dem Bus nach Prad am Stilfserjoch chauffiert. Dort besuchen wir als erstes das Nationalparkhaus aquaprad, in dem uns Walter die einheimische Fischfauna erläutert. Und es gibt auch genügend Exemplare in riesigen Aquarien in live zu bestaunen. Nachdem wir genug Fische gesehen hatten, zieht es uns aber nun wieder hinaus an die frische Luft und in die Berge. Nach dem ersten steileren Anstieg geht es durch den schattigen Wald und wir freuen uns über die frische Brise des Vinschgauer Windes. Bei Temperaturen von 25 Grad und mehr ist das eine richtige Wohltat!
Wieder aus dem Wald hinaus können wir von Weitem bereits eine tolle Burgruine erkennen: das Castello Montechiaro oberhalb von Lichtenberg. Eine tolle Kulisse, die eine Menge Fotomotive bietet und mit dem Vinschgauer Panorama eine sensationelle Kombination ist! Das wussten schon die damaligen Burgherren zu schätzen, die gern das ganze Vinschgau und die benachbarte Churburg von Schluderns im Blick haben wollten. Weiter geht es nun wieder durch Wald und Wiesen, über Stock und Stein bis wir einen schattigen Platz für unsere Jause nutzen. Auch Walters „Promenadenmischung" darf natürlich nicht fehlen. Nun geht es fröhlich noch den Waldweg weiter bis zum Asphaltweg der ins Tal hinunter ins Mittelalterstädtchen Glurns führt. Mit nicht einmal 900 Einwohnern ist sie eine der kleinsten Städte in den Alpen. Beeindruckend sind die vollständig erhaltenen Stadtmauern mit seinen drei Stadttoren: dem Tauferser, dem Malser und dem Schludernser Tor. Wir schlendern durch die kleinen malerischen Gassen und Winkel, werfen einen Blick in die Frauenkirche und genießen den ganz besonderen Charme dieses Örtchens bei einem leckeren hausgemachten Eis. Anschließend wandern wir noch ein kleines Stück zur PUNI Destillerie, die seinen Namen vom gleichnamigen Fluss hat. Dort werden wir in die Kunst des Whiskys brennen eingeweiht: vom Mälzen, Maischen, Gären, Reifen und Abfüllen der Produkte. Natürlich darf eine Verkostung zweiter Sorten nicht fehlen. Aufgeheitert geht es nun wieder mit dem Bus zurück nach Schlanders, wo uns am Abend wieder ein köstliches Abendessen erwartet.

Mittwoch, 17.07.2019: Wanderung von Kastelbell – Schloss Juval – Staben

(12km • 4h Gehzeit • 410m Auf- und 430m Abstieg)
Auch heute ist uns der Wettergott wieder hold! Bei strahlendem Sonnenschein laufen wir frisch ausgeruht und gestärkt zum Bahnhof, um nach Kastelbell zu fahren. Der Ort ist bekannt für seine Schlösser und Ansitze. Das Schloss Kastelbell begrüßt uns schon kurz nach der Ankunft mit dem Zug und natürlich darf ein Foto nicht fehlen. Aber unser Ziel heute ist das Schloss Juval, ein Privatschloss von Reinhold Messner, das das gleichnamige Museum beherbergt. Dieses ist dem Mythos Berg gewidmet, aber leider ist es im Juli nicht zugänglich. Wir steigen erst einmal vom Ort Kastelbell hinauf an unzähligen Rebhängen vorbei zum Schnalser Waalweg. Dieser führt gemütlich im „kühlen" schattigen Wald entlang und wir können immer wieder einen fantastischen Blick hinunter ins Tal erhaschen. Die vielen Weinfelder sehen von oben aus wie viele aneinander gereihte Quadrate. Plätschert der Waal streckenweise wie ein kleiner unschuldiger Bach vor sich hin, so tobt er etwas weiter wie ein reißender Fluss den Wald hinunter. Er schenkt uns aber immer wieder die gewünscht Abkühlung zwischendurch, wobei sich der ein oder andere am liebsten auch mal hinein gesetzt hätte :-). Nach einem kurzen, steileren Aufstieg sind wir nun endlich oben am Schloss Juval und nutzen ein schönes Picknickplätzchen für unsere Rast. Aber auch der geöffnete Burgschank lädt zum Verweilen ein. Gut gestärkt geht es nun serpentinenförmig wieder der Straße entlang hinunter - denn unser Ziel ist das Weingut Unterortl. Links und rechts sehen wir schon die vielen Weinhänge, die dann mit viel Mühe und Herzblut zum edlen Tropfen verarbeitet werden. Gisela ist hier die Hauschefin und wir erleben eine sehr interessante Führung direkt zwischen den Weinreben. Jeder bekommt ein Glas und mit dem Körbchen, das gefüllt ist mit 3 verschiedenen Weißweinen und einem Saft, ziehen wir los. Mit dem unglaublichen Panorama im Hintergrund schmeckt der Wein gleich doppelt gut. Wir erfahren nebenbei eine Menge über die Herstellung, Verarbeitung und den Alltag mit dem 7h großen Land, das zum Weingut gehört. Wieder am Haus angekommen, geht es nun in den Weinkeller und in die kleine Destillerie. Vom Destillieren haben wir ja bei PUNI Whisky schon etwas gelernt und sind schon etwas vorgebildet. Nun verkosten wir auch noch einen Grappa oder wer es nicht so „straff" mag, einen Likör. Nun sind die Beine etwas schwerer, aber es geht ja nur noch bergab bis nach Staben. Dort am Bahnhof angekommen, fahren wir nun wieder gut gelaunt nach Schlanders. Am Abend können wir bei einem leckeren Pizza-Abend von den hausgemachten Lieblingssorten überzeugen. In der Konzertmuschel gibt es zudem ein Konzert des hiesigen Blasorchesters, das wir uns natürlich nicht entgehen lassen!

Donnerstag, 18.07.2019: Wanderung von Tanas zur Köpfelplatte

(20,5km • 7h Gehzeit • 1045m Auf- und 1060m Abstieg)
Heute haben wir Großes vor! Die anspruchsvollste und längste Wanderung der Reise steht auf dem Programm. Für das geplante Freiluftpicknick verteile ich vor dem Start erst einmal alle Utensilien: tiroler Speck und Schinken, Bergkäse, Tomaten, saure Gurken und natürlich dürfen auch Wein, Vinschger Brot und ein Likörchen nicht fehlen. Aber das müssen wir uns erst verdienen! Nachdem wir mit dem Bus in Tanas, einem kleinen Bergdorf angekommen sind, geht es auch schon los. Allmählich wandern wir auf einem schönen, breiten Waldweg hinauf bis zur Dörfler-Stierhütte, an der wir bereits über 700 Höhenmeter geschafft haben. Dort können wir kurz verschnaufen und vor allem den grandiosen Ausblick genießen. Die Wiesen duften herrlich nach Kräutern, wie Thymian, Engelwurz und Schafgarbe. Nun geht es weiter einmal auf und ab den Hang entlang hinaus in Richtung Köpfelplatte. Kurz nach dem höchsten Punkt unserer Wanderung auf 2400 Höhenmetern machen wir unsere wohlverdiente Rast. Wir stärken uns an unserem tollen Waldbuffet und halten bei der unglaublichen Kulisse kurz Inne. Die Ruhe wird nur von einem „Wer will noch einen Kirschlikör?" gestört, aber bevor es weiter geht, probieren wir auch diesen :-). Nachdem wir nun etwas weiter abgestiegen sind, erreichen wir die Köpfelplatte und wandern hinunter bis zum Vinschgauer Höhenweg. Wer gedacht hat, dass alle Aufstiege geschafft sind, hat sich getäuscht. Auch hier mussten wir nochmal die Zähne zusammenbeißen und einige Höhenmeter überwinden. Am Unterfrinighof vorbei erreichten wir nun endlich den lang ersehnten Zielpunkt, den Gasthof Paflur in Tanas, den wir erstmal stürmten, um uns bei einer Holunderschorle oder einem Radler zu erfrischen! Hut ab, liebe Wanderfreunde vor über 1000 erklommenen Höhenmeter rauf und wieder runter auf einer Strecke von sagenhaften 20 Kilometern. Da hatten wir uns unser Abendessen redlich verdient!

Freitag, 19.07.2019: Wanderung von St. Martin im Kofel nach Schlanders

(14km • 4h Gehzeit • 140m Auf- und 1150m Abstieg)
Etwas müde sind die Knochen noch von der gestrigen Wanderung, aber wir sind guter Dinge für unsere letzte Wanderung von St. Martin im Kofel zurück nach Schlanders. Ein letztes Mal entwerten wir unseren Gästepass am berühmten Automat und schon geht´s mit dem Zug zwei Stationen weiter nach Latsch. Dort angekommen, schweben wir mit der Seilbahn hinauf ins Bergdorf St. Martin im Kofel. Unsere erste Station ist die Jausenstation Egg, allerdings lassen wir diese sozusagen links liegen, denn wir nutzen den schönen Tritt und wandern vergnügt weiter. Auf dem Höhenweg hat man wieder ein atemberaubendes Panorama in das Etschtal und auf die Ortschaften Goldrain, Morter und schließlich unseren Zielort Schlanders. Und auch das Bergpanorama des Ortler-Massivs zeigt sich in voller Pracht. Da kann man sich gar nicht satt sehen! Dann erreichen wir die einstige Bergknappensiedlung Zuckbichl und Laggar, die wir für ein schönes, gemeinsames Foto nutzen. Nun ist es nicht mehr weit nach Patsch, unserem idyllischen Picknick-Plätzchen. Wir machen eine ausgiebige Rast und stoßen bei einem „Gesundheitstrunk" auf eine gelungene Wanderwoche an. Dazu verteilt Walter den selbstgebackenen Kuchen seiner Frau - was will man mehr. Nachdem alle ihr Mittagsschläfchen beendet haben, gehen wir den Abstieg nach Schlanders an. Es geht waldeinwärts über Wurzeln und Steine bis wir das prächtige Schloss Schlandersberg erblicken. Nun wandern wir entlang des Ilswaals, der uns eine willkommene Erfrischung bietet. Schuhe aus, Socken weg - ab ins kühle Nass! Herrlich erfrischend! Da fallen die letzten Kilometer bis ins Ortszentrum nicht mehr schwer. Am Hotel angekommen, werden wir schon von Monika in Empfang genommen und belohnen uns mit einem Eiskaffee oder einem Bierchen! Was für ein gelungener Tag!

Samstag, 20.07.2019: Abreise nach Deutschland

(ca. 815 Kilometer, 12 h Fahrtzeit (mit Pausen), viele Höhepunkte auf der Route :-)!)
Leider geht auch die schönste Wanderwoche einmal zu Ende. Über 83 wundevolle Kilometer haben wir gemeinsam im schönen Vinschgau erwandert. Ich habe mich gefreut mit Euch diese tolle Gegend gemeinsam mit unserem Walter erkundet und viel Zeit mit Euch verbracht zu haben. Bleibt alle schön gesund und reisefreudig! Ich würde mich freuen, wieder mal mit Euch aktiv unterwegs zu sein!

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht