Reisebericht: Italien – Rundreise durch die Toskana

20.04. – 29.04.2011, 10 Tage Rundreise Montecatini Terme – Siena – Chianti–Gebiet – Lucca – Pisa – Florenz – San Gimignano – Insel Elba – Volterra


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Unpünktlich, theatralisch, elegant, genusssüchtig und so familienvernarrt, dass sie noch mit Mitte 30 im Hotel Mama wohnen – sind sie wirklich so, die Italiener? Und dreht sich im Lande tatsächlich alles nur um Dolce Vita, guten Wein & gutes Essen,
Ein Reisebericht von
Irmela Körner
Irmela Körner

Reisebericht

die Mafia und diesen Berlusconi?
 
 
Auf der Fahrt in die hügelige Toskana gab es genügend Gelegenheit, um das Deutschlandbild der Italiener und das der Deutschen über Italien etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Vorbereitung auf den starken Espresso al banco ( am Tresen) in der Bar, die festgezurrten Betttücher und das reichhaltige Essen, das mit Antipasti beginnt und mit dem secondo piatto noch lange nicht am Ende angekommen ist. Dazwischen gab es immer wieder Gelegenheit, den Umgang der Italiener mit roten Verkehrsampeln und ihr Gedrängel im Stau in Augenschein zu nehmen. Eines jedoch war auch schnell klar: Lutz fuhr besser als alle Italiener und steuerte den großen Bus gut gelaunt wippend und durchaus gut italienisch sicher ans Ziel. ( 966 Kilometer)
 
Der Gardasee, der schon seit Jahrhunderten Reisende in seinen Bann zieht- schließlich zeugen Überreste römischer Villen am Ufer des Sees von den "frühen" Feriengästen- fasziniert mit seiner blinkenden Wasserfläche, auf der die ersten Surfer ihre Künste zeigen. Noch sind die Ferienorte Malcesine und Bardolino nicht von den Ostergästen überfüllt. Dafür zeigt sich immer üppiger die südliche Vegetation, die Zypressen ragen in den Himmel, die Glyzinien verströmen betörenden Duft und in Sirmione, mit seiner Wehranlage und dem befestigten Hafenbecken aus dem 13. Jahrhundert, schmeckt das erste Eis. ( 365Kilometer)
 
 
Die in Reih und Glied aufgereihten Rebstöcke des Chianti tragen zartes junges Grün. So weit das Auge reicht sind die Hügel für den Weinbau angelegt, von Zypressen und Olivenbäumen umsäumt. Der gallo nero- der schwarze Hahn- ist das Markenzeichen des Chianti, den größten zusammenhängenden Weinbaugebiet Italiens. Einer alten Sage nach hat der schwarze hungrige Hahn der Florentiner beim Wettritt um die Grenze zwischen Siena und Florenz schon mitten in der Nacht gekräht und dem Florentiner einen erheblichen Vorsprung verschafft. Erst kurz vor Castellina beginnt das Weingebiet der Sienesen. Über eine löcherige Schotterstraße schaukelt sich der Bus durch die Olivenhaine nach unten. In einem abseits gelegenen Gehöft erfahren wir alles Wissenswerte über den Olivenanbau, die mühselige Ernte und die gesunden Stoffe des flüssigen Goldes, das auf dem frisch gerösteten Brot aus Florenz ( längst sind wir Kenner und wissen, dass und warum es ungesalzen ist) köstlich mundet.
In Castellina wartet ein ausgiebiges Mittagessen und erstmals gibt es Gelegenheit, die typisch toskanische Spezialität, Cantuccini mit Vin Santo, zu probieren.
Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen, allerdings fehlt dafür in der gotischen Stadt Siena mit dem sicherlich schönsten Platz vor dem Palazzo Pubblico die Zeit für ausgiebige Erkundungen. Die heilige Katharina wird es verzeihen und der Dom mit der Kanzel des Niccolo Pisano und der Bibliothek des Piccolomini werden auch beim nächsten Besuch noch für uns offen stehen. Dann reicht es auch noch für die Taufkirche, für das Museum und für einen Besuch im Palazzo Pubblico. ( 256 Kilometer)
 
 
Mit Feuer und Schwert haben die mächtigen Pisaner im Jahr 1065 die Sarazenen aus Sizilien vertrieben. Die fette Kriegsbeute hat ihnen dann die nötigen Mittel an die Hand gegeben, um außerhalb der Stadt einen großen heiligen Bezirk  zu bauen. Der Dom entstand, daneben die größte Taufkirche Italiens, ein Friedhof und der 55 Meter hohe Campanile,  der sich zu unserer Begrüßung aus voller Höhe tief zur Seite neigt. Die zweite Dachhaube für die Taufkirche hat ihr eine wunderbare Echowirkung verliehen und wir lassen die Töne auf uns herabsinken, ehe es auf ausgetretenen blanken Stufen hoch hinauf geht auf den schiefen Turm. Der Blick über die Stadt und aus der luftigen Galerie lohnt die Mühe
des Aufstiegs.
Am Nachmittag kann sich endlich auch Montecatini mit seinen prächtigen Thermen, den schönen Gärten und den Läden und Eisdielen von seiner besten und gastlichen Seite zeigen. Am Abend führt uns die Funicolare hinauf in den höher gelegenen Teil von Montecatini und der viel gerühmte Blick von oben, den Guiseppe Verdi als eines der schönsten Panoramen bezeichnet hat, begeistert auch uns. ( 110 Kilometer)
 
Der Ostersonntag wird in Florenz mit einer Tradition aus dem 17. Jahrhundert gefeiert und Tausende Schaulustige sammeln sich in dem inzwischen zur Fußgängerzone gemachten Areal zwischen Taufkirche, Dom und Campanile, um den Carro zu sehen. Ein eleganter hoher Wagen, mit bemaltem Holz und mit Blumen geschmückt wird von weißen Ochsen durch die Stadt gezogen. Die Mitteltür des Doms, sonst geschlossen, steht offen und pünktlich um 11.00 Uhr wird eine Taube in Form einer Rakete an einem Seil nach oben geschossen, sie fällt herab und trifft mit viel Glück einen auf dem Wagen  befestigten Feuerstein, der sich entzündet und dann geht ein prächtiges Feuerwerk los. Es knallt heftig, die menge freut sich, die Raketen lassen Goldstaub auf die Stadt regnen, der Sommer wird also eine gute Zeit für die Stadt und seine Bewohner und Gäste werden. Mit dieser Gewissheit wenden wir uns der Geschichte der Medici zu, bestaunen die Loggia dei Lanzi und den stolzen David vor dem Palazzo Vecchio, schieben uns zwischen den Menschenmassen an den Juwelierläden der Ponte Vecchio vorbei, verfolgen den verlauf des von Giorgio Vasari gebauten Korridors von dem alten Palast zum Palazzo Pitti. Frisch gestärkt nach einer Mittagspause erweisen wir Benozzo Gozzoli und seinem Zug der heiligen drei Könige im Palazzo Medici- Riccardi unsere Reverenz, lassen uns von den blühenden Orangenbäumen im sonnigen Garten betören und treten nach einem Bummel auf eigene Faust durch Florenz mit dem Zug (pünktlich, selbstverständlich)  die Heimreise nach Montecatini an.
 
 
Der 25. April  ist Feiertag in Italien, Tag der Befreiung, d das Ende des 2.Weltkriegs. In vielen Städten haben sich Veteranen mit Fahnen und Musik versammelt. Auch in Empoli ziehen sie durch die Stadt. Wir orientieren uns nach außerhalb und besuchen den schön gelegenen Hof der Familie Cantaricchi. Der Blick geht weit in die Hügel, die Olivenbäume wiegen sich sanft im Wind,  Salbei und Rosmarin verströmen den typischen Duft der Toskana.
Köstlicher Schinken und Salami schaffen eine gute Grundlage für die fünf verschiedenen weine, die wir in großen Schlucken kosten. Die Namen der Weine sind Namen aus der Familie, vom Großvater, vom Vater.  Der Geschmack ist der der Toskana und die Diplome mit den diversen Auszeichnungen und Silbermedaillen hängen an der Wand.  
Auch hier kommen die wunderbaren Cantuccini mit herrlich sanftem Vin Santo auf den Tisch, wir spülen mit etwas Grappa nach und freuen uns über den ausreichenden Stauraum im Bus für die  erworbenen Weinvorräte.
 Das Manhattan der Toskana, San Gimignano mit seinen 14 in den Himmel ragenden Geschlechtertürmen, wartet, doch hier möchte man zum Augenblicke sagen, “verweile doch, Du bist so schön“.
 
Vom Castello ist der Blick über die Hügel überwältigend, doch im Hintergrund ballen sich schon die dunklen Wolken zusammen, die sich wenig später mit einem heftigen Gewittergruß entleeren und uns allen eine kräftige Dusche bescheren. Verglichen mit den Fresken von Taddeo di Bartolo über die Höllenqualen, die im Dome zu sehen sind, ist der kurze Regenschauer jedoch ganz harmlos. Kurvenreich geht es weiter und dem Meer entgegen. Verlockend breitet es sich im Licht der Spätsonne im Hotel Lo Scoglietto in San Vincenzo vor unseren Fenstern aus. ( 179 Kilometer)
 
Nach nur einer Stunde Fahrt mit der Fähre nimmt uns Elba auf, eine  der Perlen, die Aphrodite verloren hat und die sich zur herrlichen Insel gewandelt hat. Wir erweisen Napoleon, dem kleinen Korsen, unsere Reverenz. Er hat Europa zu seiner Zeit ein neues, verändertes Gesicht gegeben, einen Teil Italiens bereits zur Einigung gebracht, ehe sie dann am 15. März 1861 Wirklichkeit wurde.
Mit Berlusconi ist Napoleon also  nicht in einen Topf zu werfen.
 
 
Ausgiebig widmen wir uns Flora und Fauna der Insel. Einige Mutige  baden bereits, wir schauen das Meer lieber vom Strand aus an und lassen uns Essen und Eis schmecken. ( 113 Kilometer)
Ein Ort des Friedens und der Kontemplation ist San Galgano, die erste gotische Zisterzienserabtei, die weit weg von Trubel und anderen Ortschaften liegt. Da dem Abt schon im 15. Jahrhundert das Geld fehlte, verkaufte er das Dach und seitdem ist San Galgano ohne Dach, eine Ruine mit eigenartigen  Charme. Oben in der Kapelle hat der Heilige, der dem ort den Namen gegeben hat, sein Schwer in einen Felsen gehauen und Frieden geschworen auf ewig- in der Gegend rund um die Abteikirche hat der Schwur noch seine Gültigkeit.
Kurvenreich führt der Weg durch die schöne Landschaft. Überall weiden die Schafe (zum Glück für uns jeweils zur Linken und so wird das Glück uns weiterhin winken) und  auf die Produktion des Schafskäses können wir wenig später in der modernen großen Käserei von Casole d’Elsa einen Blick werfen und dann auch fünf verschiedene Käsesorten probieren.
 
Danach wartet Volterra, die Stadt des Alabasters und es bleibt genügend Zeit für einen Spaziergang zum Dom, die Fortezza und die letzten Souvenirs für die Lieben zu Hause.
( 270 Kilometer)
 
Am nächsten Abend schon sind wir in Freienfeld in Südtirol, merken an den Federbetten und der heimisch wirkenden Gaststube, dass bella Italia in vieler Hinsicht doch ganz anders ist, als wir es von zu Hause gewohnt sind. 

Noch Fragen????

hier gibt es noch einen Film, der mehr sagt als tausend Worte:  
 
http://www.goethe.de/ins/it/lp/prj/vab/mod/brb/deindex.htm

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Hallo, so, wie Frau Irmela Körner diesen Bericht formuliert hat, kommt Ihre Fähigkeit, dieses Land zu beschreiben und detailiert warmherzig erfühlen zu lassen auch zum Ausdruck. Diese Liebe zum Beruf hat uns während dieser Reise keine unnötige Zeit verstreichen und kein Detail vermissen lassen. Es ist erstrebenswert Reisen mit Irmela weiterhin zu unternehmen. Ein großes SEHR GUT für Bericht und Reiseleitung.

Lotti und Siegfried Forchert
15.11.2011