Reisebericht: Italien – Rundreise durch die Toskana

25.05. – 03.06.2017, 10 Tage Rundreise Montecatini Terme – Siena – Chianti–Gebiet – Lucca – Pisa – Florenz – San Gimignano – Insel Elba – Volterra


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare
 
„Du fährst in die Toskana - das ist toll, einfach beneidenswert - da wollte ich schon immer einmal hin.“
So oder ähnlich reagieren die meisten Leute, wenn man ihnen dieses Reiseziel nennt. Dabei bekommen sie sofort leuchtende Augen und einen verträumten, sehnsuchtsvollen Blick. Und ich bin sicher, dass sie dabei sofort diese Hügellandschaft mit den einsamen Gehöften, den Zypressen und Wiesen mit unzähligen Mohnblumen vor Augen haben...Ja, das alles finden wir tatsächlich in der Toskana, aber diese Region hat noch viel, viel mehr Facetten zu bieten - viel mehr als uns durch Kalenderblätter und unzählige Bilder suggeriert wird...
Die Toskana, diese Traumlandschaft im Herzen Italiens, mit ihrer abwechslungs-reichen Landschaft, ihren kunstreichen Städten und Ortschaften ist auch einfach ein Erlebnis für die Sinne, denn
man kann sie riechen: ganz besonders im Frühjahr, wenn sich die Hänge in einen bunten Blütenteppich verwandeln,
man kann sie schmecken: das ganze Jahr über - köstlich z.B. der süße „Vin Santo", dazu die Cantuccini aus Prato,
man kann sie hören: wenn der Wind leise in den Blättern der Wälder säuselt oder die Wellen des Thyrrenischen Meeres rauschen, aber ganz bestimmt sollte
man sie sehen!!!
Ein Reisebericht von
Walburga Lindner

Der Weg ist unser Ziel


Also machen wir uns, d.h. 29 reisefreudige Gäste aus den verschiedensten Bundesländern, am 25. Mai, am Himmelfahrts-/Herrentag, auf den Weg Richtung Süden.
Wir haben großes Glück, es rollt auf Sachsen und Bayerns Straßen und so entscheiden wir uns - d.h. Uwe, unserer Busfahrer und ich - ein wenig vom Wege abzukommen. Wir verlassen bei Holzkirchen die Autobahn und fahren durch das wunderschöne Tegernseer Land, vorbei am „Lago di Bonzo", wie man den Tegernsee im Volksmund auch nennt. Entlang dem Flüßchen Weißach fahrend, kommen wir vorbei an Wildbad Kreuth, wo einst Kaiser, Könige und Zaren kurten und heute die CSU-Führungskräfte geschult werden und 1x jährlich tagen.
Wir genießen diese Fahrt, die uns über den Achenpass, vorbei an dem smaragdgrünen Achensee und schließlich über viele Kehren hinunter in das Inntal führt. Wir sind so fasziniert von den schönen Landschaftsbildern, dass wir den „Grenzübergang" Deutschland/Österreich kaum wahrnehmen. Unsere Reise führt uns in Österreich durch das nördlichste der neun Bundesländer, durch das Bundesland Tirol. Vorbei an Schloss Tratzberg, der Karlskirche, Schloss Ambrass, Hall und Innsbruck erreichen wir die imposante Europabrücke. Nach ca. 35 km überqueren wir den Brenner, den mit 1.374m am meisten frequentierten Alpenpass und zugleich Grenze zwischen Österreich und Italien.
Wir sagen „SERVUS" Österreich und „BENVENUTI IN ITALIA".
Willkommen in Italien und herzlich willkommen in der autonomen Provinz Südtirol / Alto Adige (seit 1919 von Tirol getrennt und zu Italien gehörend). Seit 1946 bildet diese autonome Provinz mit der autonomen Provinz Trentino eine der zwanzig Regionen Italiens. Wir genießen die Fahrt durch das Wipptal, tangieren Sterzing und fahren kurze Zeit später vor dem Hotel „Brenner", unserem ersten Übernachtungsdomizil, vor. Doch was wir hier auf dem Autohof erleben, ist nahezu unfassbar. Ein LKW reiht sich an den anderen, alles scheint unüberschaubar zu sein. Zum Glück müssen wir uns nicht in dieses Getümmel einreihen und uns auch keine Gedanken machen, wo wir heute unser müdes Haupt betten werden. Wir werden erwartet - sowohl vom Chef des Hotels persönlich als auch von unseren letzten Zustiegsgästen, der Familie Wurtzel.
Nach diesem Tag, einem ausgesprochenen Bustag, der von allen viel Geduld, aber noch mehr Sitzfleisch forderte, fielen wir nur noch todmüde in die Betten...

„Die Ufer des Sees, deren schöne Wälder mit dem stillen Wasser kontrastieren, sind vielleicht die schönste Landschaft der Welt."


So schwärmerisch beschrieb einst Stendhal die Landschaftsvielfalt des größten italienischen Binnensees, der von jeher viel besungen, viel bedichtet und viel gelobpreist worden ist. Catull, Dante, Goethe, Nietzsche, d'Annunzio, um nur einige zu nennen ... sie alle erlagen dem Zauber des Sees und seiner Umgebung und waren beeindruckt von den rasch wechselnden Stimmungen am See.
Heute, auf unserer Fahrt in die Toskana, wollen wir dem See einen Besuch abstatten. Zuvor aber genießen wir erst einmal das gute Frühstück, dann reihen wir uns in die noch immer nicht enden wollende Schlange der LKW's ein. Seit Mitternacht rollen sie vom Hof und es ist noch kein Ende abzusehen. Wir „rollen" mit, dürfen uns dann aber - zum Glück - in die entgegengesetzte Richtung auf den Weg machen.
Wir fahren durch das ca. 90 km lange Eisacktal, vorbei an der Sachsenklemme, wo vor rund 200 Jahren die Sachsen an der Seite der napoleonischen Truppen kämpfend, von den Tiroler Freiheitskämpfern in die Klemme genommen worden waren. Weiter geht es vorbei an der Franzensfeste, an der ehemaligen Bischofsstadt Brixen, an Klausen, dem Kloster Säben und der von Burgen und Burgruinen eingerahmten Provinzhauptstadt Bozen.
Danach fahren wir durch das Etschtal, unterhalb der Südtiroler Weinstraße, die wir allerdings nicht links, sondern „rechts" liegenlassen (müssen).
Normalerweise verbindet man mit Südtirol in erster Linie Berge, schroffe Felsformationen (Dolomiten), zahlreiche Seen und Burgen. Aber das Bild der Südtiroler Landschaft wird - wie wir uns auf der Strecke überzeugen können - nicht nur von einer Bergwelt geprägt, sondern ebenso von zahlreichen Weingärten und Obstplantagen. Nicht umsonst bezeichnet man diese autonome Provinz auch als den Obstgarten von Italien.
Danach durchqueren wir noch einen Teil der autonomen Provinz Trentino, fahren vorbei an deren Hauptstadt Trient und biegen bei Mori ab, Richtung „Lacus Benacus", wie die Römer einst den Gardasee nannten. In Nago erhaschen wir einen ersten Blick auf den See (es ist einer der schönsten überhaupt) und wir verstehen sofort, warum der römische Dichter Catull ihn seinen „Augenstern" nannte und unser Geheimrat J.W.v. Goethe beim Anblick des Sees von einem „köstlichen Schauspiel" sprach.
In Torbole, dem Ort am Nordufer des Sees, wo sich alles nur um das Wetter dreht, machen sich die ersten Wind-und Kitesurfer startklar zu einem „ Ausflug" auf dem See. Torbole ist bekannt für seine ausgezeichneten Windverhältnisse und wird deshalb auch „Düse des Gardasees" genannt.
Auf unserer Fahrt entlang der Olivenriviera oder Gardesana Orientale, unterhalb des Monte Baldo, werden wir schon bald von der Skaligerburg in Malcesine, die auf einem Felssporn thront, begrüßt. Wie wir zwischenzeitlich wissen, wäre sie unserem Geheimrat Johann Wolfgang v. Goethe bald zum Verhängnis geworden. Hier, in Malcesine, werden wir unseren ersten Zwischenstopp einlegen.
Wir spazieren durch die hübschen kleinen Gassen und Gässchen, stöbern in dem ein oder anderen Geschäft, besuchen die Burg oder genießen wenigstens den ein oder anderen herrlichen Blick auf den See. Wir bedauern sehr, schon bald weiterreisen zu müssen, genießen aber in vollen Zügen die weitere Fahrt entlang des Sees. Sie führt uns u.a. vorbei an so bekannten Orten wie Torre del Benaco, Garda, Bardolino, Lazise und Peschiera. Hier verlassen wir den See und damit auch eine faszinierende Landschaft. Wir lassen Wasser und Berge hinter uns und durchqueren die weitläufige Poebene und überqueren dabei auch den Fluss, der der Ebene seinen Namen gab, den Po - mit 652 km der längste Fluss Italiens. Vorbei an Modena, Bologna führt uns die Strecke nunmehr über die neue Apennin-Autobahn bis nach Florenz. Wir lassen Florenz aber heute links liegen, begrüßen aus der Ferne schon einmal die wuchtige Brunelleschi Kuppel des Doms und fahren Richtung Westen, Richtung Meer. Doch soweit soll unsere Reise am heutigen Tag noch nicht gehen. An der Abfahrt Montecatini Terme verlassen wir die Autobahn und fahren in den Kurort ein - unser Ziel haben wir nunmehr erreicht. Montecatini Terme, das größte Thermalbad Italiens, und unser Hotel „Tettuccio", für die nächsten Nächte unser Zuhause, heißen uns Herzlich Willkommen.
Das Hotel aus der Zeit der Belle Epoque ist zwischenzeitlich eine, etwas in die Jahre gekommene, Dame - aber noch mit viel Charme und in einer Toplage.
Auf der Terrasse genießen wir den Willkommensdrink und anschließend das gemeinsame Abendessen - begleitet von dezenter Livemusik!

Wie viel Schönheit empfängt das Herz durch die Augen.

Leonardo da Vinci
Wir werden von der Sonne wachgeküsst, lassen uns das Frühstück schmecken und machen uns anschließend gut gelaunt auf den Weg nach Florenz, in die gleichnamige Provinzhauptstadt, die zugleich aber auch Hauptstadt der Region Toskana ist.
Wir sind neugierig und äußerst gespannt auf „La Belle", die Schöne, wie sie die Römer einst nannten. Viel haben wir von ihr gehört, der Renaissancestadt, der Stadt der Medici, der Kulturstadt - nun wollen wir sie selbst in Augenschein nehmen und das gemeinsam mit Angela, unserer Stadtführerin. Mit ihr fahren wir umgehend auf die Piazza Michelangelo und steigen damit quasi Florenz „aufs Dach". Der Blick über den Arno auf diese Stadt ist berauschend. Wir sehen die für Florenz stehenden Sehenswürdigkeiten, den alles beherrschenden Dom, die Kirche Santa Croce, die Synagoge, die Uffizien, den Palazzo Vecchio, den Ponte Vecchio und und und...Gemeinsam mit Angela machen wir uns auf, um die Sehenswürdigkeiten aus der Nähe zu betrachten und schon bald merken wir, dass so ein Spaziergang durch Florenz ganz schön anstrengend sein kann! Deshalb erholen wir uns ein wenig, gönnen sowohl unserem Kopf als auch unseren Füssen eine Verschnaufpause. Danach spazieren wir noch in Richtung Baptisterium, Dom und Campanile. Es ist gar nicht so einfach, sich durch die Masse von Menschen zu kämpfen. Kämpfen wollen an diesem Tag nämlich auch viele Sportler, keine Leistungssportler sondern zahlreiche Hobbysportler aus ganz Italien. Sie nehmen am sogenannten „Passatore - Lauf" (Passatore war der „Robin Hood der Toskana"), der sie von Florenz nach Ravenna führt, teil. Das sind „nur" runde 100 km! Während die Hobbysportler bei über 30 Grad in die Spur gehen und das ganz freiwillig, ziehen wir die Kühle der Innenräume des Doms vor und lauschen den Ausführungen von Angela. Dann ist Freizeit angesagt.
Zufrieden, aber auch ein wenig fußlahm, besteigen wir am späten Nachmittag wieder den Bus und lassen uns von Uwe zum Hotel in Montecatini chauffieren.
Nach dem Abendessen machen wir uns noch einmal auf den Weg, den Weg nach Montecatini Alto. Mit der Funicolare, einer 1898 gebauten Standseilbahn, eine der ältesten Italiens, erreichen wir nach einer ca. 10minütigen Fahrt durch Gartenanlagen und kleine Waldstücke den ehemaligen Festungsort Montecatini Alto (das hochgelegene Montecatini) auf einer Höhe von ca. 299m. Der ursprüngliche Siedlungskern von Montecatini gleicht einer großartigen Terrasse und bietet eine einmalig schöne Aussicht über das Valdinievole. Nach einem kleinen Spaziergang, der uns u.a. zur Kirche S. Pietro Apostolo (mit hübscher Krippe) und zu den Resten der „Rocca del Castello Vecchio" führt, lassen die meisten von uns den Abend auf der reizenden Piazza ausklingen. Die beiden roten Kabinenwagen „Giglio" und „Gigia" bringen uns zu gegebener Zeit wieder nach unten, es ist spät und wir freuen uns auf eine gute Nacht...und einen neuen Tag...

Lerne vor allem dich zu freuen! Die wahre Freude ist eine sehr wichtige Sache.

Seneca
Und wie wir uns freuen! Heute wollen wir schlemmen und genießen!
Zuerst steuern wir den recht idyllisch gelegenen und familiengeführten Bauernhof "Montaioncino" nahe Empoli an. Von Mauro, dem Besitzer, und seiner Frau freundlich empfangen, genießen wir neben der toskanischen Landschaft, die ganz leckeren hausgemachten Spezialitäten wie Olivenöl, Schinken, Salami, Schafskäse und schließlich die angebotenen Weine. Wie war das doch gleich: „Einen haben wir schon, vier kriegen wir noch, fünf können wir vertragen" ...
Mehr hätten wir auch tatsächlich nicht vertragen, schließlich wollen wir Siena noch etwas nüchtern betrachten. Und nüchtern betrachtet ist Siena, die einzige gotische Stadt der Toskana, einfach nur ein Traum. Traumhaft ist auch unser Empfang... Fahnen schwingend, mit historischen Kostümen und passenden musikalischen Klängen werden wir von Vertretern einer der 17 Contraden Sienas begrüßt - besser geht es nicht!
Lisa, unsere kompetente Stadtführerin, zeigt uns die auf drei Hügeln (Terzi) erbaute Stadt, ewige Rivalin von Florenz. Die Stadt begeistert sofort. Allein der Dom, der „Unvollendete" mit seiner faszinierenden Außenfassade, den wunderschönen Fußbodenmosaiken und der traumhaft schönen Piccolomini-Bibliothek wird uns unvergesslich bleiben. Ebenso auch der Campo, der muschelförmig angelegte Platz, einer der schönsten Plätze der Toskana und Schauplatz des berühmtesten Pferderennens der Welt. Zweimal im Jahr (Juli/August) findet der PALIO, bei dem die Bewohner der Stadt sich und die Welt geradezu vergessen, hier statt. Es ist ein „Kampf" der Contraden (Stadtbezirke)...und es gibt nur einen Sieger... und das ist das jeweilige Pferd, ganz egal, wo der Jockey abgeblieben ist... Während der anschließenden Freizeit lassen wir die Stadt noch ein wenig auf uns wirken, dann schlendern oder eilen (?) wir, vorbei an der mächtigen Fortezza, einst von den Medici als Zeichen ihrer errungenen Macht über den Erzfeind Siena errichtet, wieder zum Bus. Über die Autobahn wollen wir so schnell wie möglich zurück zum Hotel. Doch ein angezeigter Stau macht uns einen Strich durch die Rechnung. Uwe reagiert sofort, fährt ab von der Autobahn und chauffiert uns durch eine wunderschöne Land- schaft, die wir so niemals kennengelernt hätten.
Wir genießen die Fahrt und nehmen gern die verspätete Ankunft in Montecatini Terme in Kauf. Wir freuen uns auf ein ausgiebiges Abendessen und natürlich auf's Bett.

Die Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur.

Albert Einstein
Ja, heute wollen noch einmal schauen, zuerst nach Lucca und dann nach Pisa.
Am Morgen nehmen wir Nada, unsere Stadtführerin für Lucca, an Bord unseres Busses. Klein, etwas barock, aber sehr beweglich und quicklebendig zeigt sie uns ihre Stadt, die so aristokratisch, so vornehm und stolz wirkende Stadt Lucca. Stolz kann sie auch sein, denn mit ihren dicken Mauern, die in einer Länge von ca. 4,5 km die Stadt umgeben (wir fahren sie ab), ist sie die einzige Stadt der Toskana, die den Angriffen und Belagerungen der Florentiner standgehalten hat. Sie wurde von ihnen niemals eingenommen. Gemeinsam mit Nada tauchen wir ein in das Mittelalter, in die „Stadt der hundert Kirchen", unter denen die prächtigsten Kirchen San Martino (Dom) und San Michele herausragen. Sehenswert und für eine kleine Verschnaufpause geradezu geeignet, ist die Piazza dell'Anfiteatro, an deren Stelle sich einst das Römische Amphitheater befand. Aber auch ein Aufstieg zum Torre Guinigi mit seinem grünen Baumdach ist eine Empfehlung für die Freizeit und wird von einigen auch gern angenommen. Nicht vergessen wollen wir die wichtigste Einkaufsstraße der Stadt, die Via Fillungo, mit wunderschönen alten Ladenfassaden und Inneneinrichtungen. Und dann wäre da noch ein gewisser Herr Giacomo Puccini. Er
thront auf der Piazza Cittadella und scheint die Touristen zu einem Besuch in sein Geburtshaus einzuladen.
Wir würden gern noch ein wenig in Lucca verweilen, aber wir sind auch gespannt und neugierig auf die Rivalin von Lucca, die Stadt Pisa, die toskanische Stadt mit dem bekanntesten Baufehler der Welt. Was wird uns erwarten? Hat er, der Turm, wirklich diese Schräglage (ca. 4,50m waren es vor der Schließung im Jahr 1989, ca. 4,10m sind es heute noch)? Wie wird es sein, wenn wir ihn ersteigen - liegen wir dann auch schräg? Es dauert nicht lange und wir betreten durch das Stadttor den Domplatz, der als Piazza d. Miracoli, als Platz der Wunder, in die Geschichte eingegangen ist.
Und da ist er auch - der „WOW-Effekt"- wirklich „schräg", das Ganze!
Sofort wird der Fotoapparat bzw. das Handy gezückt und das einmalige Ensemble festgehalten. Wir machen ein Foto nach dem anderen und finden immer wieder, dass der Turm sich von dieser oder jener Seite noch viel mehr zur Erde neigt...und wir ihn stützen müssen...
Dann schwirren wir aus, die einen gehen in den Dom, die anderen versuchen den Aufstieg, der letztendlich auch gelingt und einige genießen den grandiosen Anblick bei einem Espresso, Cappuccino, einem Spritz oder auch bei einem Gelato. Nachdem alle Versuche, den Turm gerade zu rücken, fehlgeschlagen sind, entscheiden wir uns wenigstens noch für ein Erinnerungsfoto. Sehr beeindruckt von diesem Ensemble und dem bunten Treiben rund um den Platz begeben wir uns wieder zum Bus. Wir verlassen Pisa, die Stadt, die einst zu den vier mächtigsten Seerepubliken (Amalfi, Genua, Venedig) zählte und in der Galileo Galilei geboren wurde (am Kronleuchter des Doms machte er Beobachtungen, die zur Formulierung der Pendelgesetze geführt haben und von der Turmspitze des Campanile machte er Experimente über den freien Fall) und begeben uns auf den Rückweg. Im Hotel wird uns ein letztes Mal das Abendessen serviert, dann heißt es Koffer packen und „Arrivederci Montecatini Terme" - schade eigentlich, denn für dich, die Stadt blieb leider zu wenig Zeit...

Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.

Teresa v. Avila
Dieser Tag verspricht wieder Abwechslung (Ortswechsel ist angesagt) und einige Höhepunkte... sowohl für den Kopf als auch für den Gaumen.
Wir werden heute mit dem Besuch von San Gimignano noch einmal in das Mittelalter eintauchen und im Anschluß weiter Richtung Meer nach San Vincenzo fahren. Doch bevor wir den interessanten Ort mit dem ziemlich schwer auszusprechenden Namen (San Gimignano) aufsuchen, werden wir noch einen Stopp im landwirtschaftlichen Betrieb „Il Vecchio Maneggio" (der alte Pferdehof) einlegen und uns dort mit dem Anbau von Safran vertraut machen. Safran und San Gimignano gehören zusammen, denn Safran, der „Crocus Sativus" bildete die Grundlage für den Aufschwung in Wirtschaft und Handel der Stadt und war mitunter auch ein beliebtes Bestechungsmittel in verzwickten diplomatischen Angelegenheiten. Wir alle kennen den Kinderreim „Backe, backe Kuchen..." - da ist es der Safran, der den Kuchen „gehl" macht...Das Wort Safran kommt aus dem Arabischen und Sahafaran bedeutet „gelb". Safran war im Mittelalter ein Luxusgewürz, wurde aber auch zur Färbung von Seidenstoffen benutzt. Seit vielen Jahrhunderten wird Safran auf Grund des geeigneten Bodens (gute Dränage, geringer Säuregehalt) rund um San Gimignano angebaut. Im Herbst sieht man neben den Weinbergen die hellblau - violette Farbe der Blüten, die am Morgen geerntet werden, wenn die Blüten noch zu sind und somit den Duft noch nicht an die Umwelt verstreut haben. Die drei Blütenstempel jeder Pflanze werden dann langsam auf einem Eichenfeuer bei nicht mehr als 40 Grad getrocknet und dann verpackt. Und warum ist dieses Gewürz so teuer? Aus 120 - 140 Krokusblüten gewinnt man gerade einmal 1 Gramm Safran. Der Wert, den das Gewürz im Mittelalter besaß, lässt sich daran erkennen, dass San Gimignano 1228 seine Schulden für den Krieg gegen die Burg della Nera mit Safran bezahlte.
Wir genießen nach einem Rundgang durch den landwirtschaftlichen Betrieb ein kleines Mittagessen und natürlich gibt es neben der Pasta auch Risotto mit Safran und ein oder zwei Schoppen Wein.
Bestens eingestimmt - San Gimignano bereits in Sichtweite - machen wir uns wieder auf den Weg. Es sind nur wenige Kilometer, die uns vom landwirtschaftlichen Betrieb, sprich der Gegenwart, ins Mittelalter katapultieren. Auf einem Hügel, nicht mehr als 300m hoch über dem Elsa-Tal thront der Ort mit seiner markanten Skyline, den 13/14 (?) Geschlechtertürmen, die weit in den Himmel ragen.
Zuerst eine etruskische, dann eine römische Siedlung, kommt San Gimignano später unter die Fittiche der Bischöfe von Volterra. Im 13. Jahrhundert wird es eine freie Kommune, aber im 16. Jahrhundert gewinnen die Florentiner die Herrschaft über den Ort. Die Medicis verbieten, auch nur einen „Pfennig" in die Stadt zu stecken und so verdanken wir eigentlich dieser Familie das heute noch gänzlich erhaltene, mittelalterliche Stadtbild. Die Türme, ob der Rognosa Turm, die Zwillingstürme der
Ardinghellis oder die ihrer Rivalen, der Salvuccis, sind die große Attraktion des Ortes. Ihretwegen spricht man von dem „ Manhattan des Mittelalters" oder dem „Man-
hattan der Toskana". Mit Susanne, unserer Begleiterin, bummeln wir durch diesen so ansprechenden Ort (er lag früher an der Frankenstraße) und lauschen interessiert ihren Ausführungen. An der Rocca, von der man einen schönen Blick auf die Umgebung hat, verabschiedet sie sich und wir stöbern noch ein wenig durch die engen Gassen und werfen ab und zu auch einmal einen Blick in die hübschen Geschäfte mit den verlockenden Angeboten. Nicht widerstehen können die meisten von uns dem Eisangebot des mehrfachen Eisweltmeisters an der Piazza Cisterna.
Am späten Nachmittag fahren wir über Volterra weiter an die Küste der südlichen Toskana, die sogenannte Etruskerküste. Im Park Hotel „I Lecci" (Steineichen) in San Vincenzo, das inmitten einer üppigen Pinien und Steineichen Parkanlage liegt, werden wir die nächsten 3 Nächte zu Hause sein. Der, nach dem Abendessen gemeinsame, Spaziergang durch die wunderschöne Anlage zum Strand sorgt für eine entspannte und angenehme Nachtruhe, nachdem zuvor, die für das Abendessen bestehende Kleiderordnung des Hotels, für ein wenig Unruhe gesorgt hat...

Manchmal ist es an der Zeit, sich Zeit zu nehmen.

Katharina v. Balbin
Zeit, die wollen wir uns am heutigen Tag auf jeden Fall noch einmal nehmen.
Zuerst für die Etruskerstadt Volterra, dann für ein Bad im Thyrrenischen Meer oder ein entspanntes „Seele baumeln lassen" am Strand. Ein paar von uns verzichten auf den Ausflug nach Volterra und wollen gleich nach dem Frühstück die Sonnenstrahlen genießen und sich in die Fluten stürzen. Alle anderen machen sich auf den Weg in die einstige Etruskerstadt.
Der englische Schriftsteller D. H. Lawrence, der Anfang des 20. Jahrhunderts die Stadt aufsuchte, äußerte sich nicht besonders positiv über die Stadt. Er meinte:
"Eine Stadt aus Wind und Stein...eine Art Insel im Binnenland, immer noch seltsam abgesondert und unwirtlich". Ganz Unrecht hat er wohl nicht, zumal er an einem trüben Apriltag und nicht wie wir an einem sonnigen Maientag in die Stadt einreiste. Vielleicht aber liegt es auch an der - die Stadt umgebende - Landschaft (die Stadt selbst liegt auf einem Hügel, reichlich 500m über dem Valdera und dem Val di Cecina). Die Landschaft ist zwar hügelig und entspricht somit dem Klischeebild, welches wir von der Toskana haben, es fehlt aber an der Vielfalt, der Milde. Schroff fallen die Hänge um Volterra ab. Ein relativ eintöniges Semmelblond zieht sich bis zum Horizont. Weit und breit sind keine blühenden Gartenlandschaften mit Olivenbaumterrassen und Weinhängen zu sehen, kaum eine breitfächrige Pinie oder eine stolze Zypresse.
Lawrence aber war überwältigt von der spektakulären Aussicht in die Täler und da können wir ihm nur zustimmen! Nachdem sich der Bus die relativ kurvenreiche Strecke nach oben - in die Stadt - gearbeitet hat, werden wir von Bettina, unserer heutigen Begleitung, freundlich empfangen.
Wir spazieren mit ihr durch das etruskische Velathri (damals eine der mächtigsten Festungen im etruskischen Zwölfstädtebund) und das spätere römische Volaterra (= die über das Land Dahinfliegende). Nach dem Fall Roms wurde die schon früh bekehrte Stadt Sitz mächtiger, Land besitzender Bischöfe. Die aufstrebenden Städterepubliken machten auch Volterra Mut und so wählte die Bürgerschaft 1193 einen Podestà (Bürgermeister) und begann mit dem Bau (gleich neben dem Dom!) des ersten Kommunalpalastes der Toskana. Als die Kämpfe zwischen den Guelfen und Ghibellinen auch in Volterra Ausmaße annahmen, rief man Florenz um Hilfe. Die kamen sehr gern, blieben und bauten im 15. Jahrhundert eine gewaltige Mauer um die Stadt.
Natürlich konnten wir während des zweistündigen Rundganges nur ein paar der zahlreichen Sehenswürdigkeiten (z.B. die Piazza d. Priori mit dem Kommunalpalast - dem Palazzo d. Priori - und dem Palazzo Pretorio, den Dom Santa Maria Assunta, das Baptisterium, die Porta all'Arco - das einzig erhaltene etruskische Stadttor, welches im II. Weltkrieg von den Einwohnern mit aufgeschütteten Steinen vor der Zerstörung gerettet werden konnte - und natürlich das Römische Amphitheater und die Ruinen der ehemaligen Thermen) zu Gesicht bekommen.
Nicht gesehen haben wir die gewaltige Fortezza und auch ein Besuch des Etruskermuseums wäre sicher äußerst interessant gewesen - doch es soll ja immer noch etwas bleiben für ein nächstes Mal...
Wir verabschieden uns von Bettina und der Stadt Volterra, einer recht interessanten und sehenswerten Stadt, in der auch seit rund 2.500 Jahren der hiesige Alabaster
verarbeitet wird.
Im Hotel angekommen, freuen sich alle nur noch auf den Strand, eine Abkühlung im Meer oder auf einen Besuch der Strandbar.
Am Abend schaue ich in zufriedene Gesichter, die zugleich aber auch Erwartung und Freude auf den nächsten Tag ausdrücken.

Erfreue dich an allem!

Homer
Heute freuen wir uns auf den Ausflug auf die Insel Elba, die immer grünende Insel. Nach einem ausgiebigen und leckeren Frühstück machen wir uns mit Jo, unserer Reiseleiterin, und dem Bus auf den Weg nach Piombino. Von dort geht es mit der Fähre nach Elba, der mit 223 qkm größten Insel der Toskana und zugleich drittgrößten Italiens. Sie ist die Perle des Toskanischen Archipels. Nach einer etwa einstündigen Fahrt erreichen wir Portoferraio, den sogenannten Eisenhafen von Elba. Mit unserem Bus und unserer versierten Reiseleiterin erkunden wir die Insel, die heute ca. 30.000 Einwohner hat (ein Drittel davon lebt in Portoferraio). Wir sind fasziniert von der abwechslungsreichen Küste mit den wild zerklüfteten, steilen Klippen, den flach abfallenden Sandstränden, tiefen Felsenbuchten und dem azurblauen, glasklaren Wasser.
Auf der Insel, die früher Aithalia (von aithalos = Rauch abgeleitet) hieß, ließen bereits die Etrusker und Römer ihr Eisenerz verhütten.
Heute wird die Insel weniger mit dem Eisenerz in Verbindung gebracht als vielmehr mit dem Namen Napoleon. Er kam nach seiner Abdankung als Kaiser der Franzosen (11.04.1814) am 04.Mai 1814 als Herrscher über rund 10.000 Einwohner auf die Insel. Ganze zehn Monate lebte er hier in der „Verbannung", dann gelang ihm noch einmal die Flucht. Wir wollen wissen, wo er während seiner Verbannung gelebt hat und legen deshalb in San Martino, der Sommerresidenz von Napoleon, unseren ersten Stopp ein. Wir sind überrascht von der Schlichtheit des Gebäudes, einem ursprünglichen Bauernhaus, einem Geschenk seiner Schwester Pauline. Diesem Haus vorgelagert steht die Villa (= eigentlich nur ein großer Saal mit einem Säulenportikus) des russischen Prinzen Anatoli Demidoff, dem Gatten einer Nichte Napoleons. Er war ein großer Verehrer von Napoleon und hat zu seinen Lebzeiten alles, was er über Napoleon bekommen konnte, zusammengetragen und hier ausgestellt. Nach seinem Tod wurde von den Nachkommen alles verkauft, so dass heute kaum noch etwas an Napoleon erinnert und die Villa größtenteils für andere Ausstellungen im Gebäude genutzt wird. Nach diesem Abstecher überqueren wir die Insel in südlicher Richtung, immer den Monte Capanne, mit 1019m der höchste Berg der Insel, im Visier. Wir erreichen Marina di Campo mit seinem zwei Kilometer langen Sandstrand. Hier verbringen wir unsere Mittagspause bei einem wohlschmeckenden Essen. Uwe ist von seinem Essen so hin-und hergerissen, dass wir befürchten müssen, dass er zu viel Farbe in sein weißes Hemd bringt - er bekommt deshalb „Mama's Liebling"...
Danach geht unsere Reise weiter entlang der südlichen Küste bis nach Porto Azzurro. Dort machen wir noch einmal Halt, besuchen ein kleines privates Mineralienmuseum und spazieren noch ein wenig entlang des kleinen Hafens.
Während die einen lieber ein Eis schlecken, kühlen die anderen ihre Füße im Wasser. Anschließend fahren wir wieder gen Norden, zurück nach Portoferraio, wo uns die Fähre schon erwartet. In Piombino steigen wir wieder in unseren Bus, der uns nach einem sehr erlebnisreichen Tag wieder in unser schönes Domizil bringt.
Am letzten Abend genießen wir noch einmal das leckere Abendessen - dann nehmen wir Abschied.

Trudle durch die Welt. Sie ist schön. Gib dich ihr hin, sie wird sich dir geben.

Kurt Tucholsky
Ja, heute trudeln wir noch ein wenig.
Zuerst durch die Toskana, vorbei an der Hafenstadt Livorno, an Pisa, der Stadt der Wunder, vorbei an Viareggio, der Karnevalsstadt, vorbei an den Marmorbrüchen von Carrara. Weiter führt uns die Reise durch die Regionen Ligurien - inklusive den Ligurischen Apennin-, die Emilia Romagna, die Lombardei, Venetien und Südtirol/Alto Adige - Trentino. Ab Rovereto fahren wir - analog der Hinfahrt - durch das wunderschöne Etschtal und erhaschen bei Bozen nicht nur einen tollen Blick auf den Schlern, sondern auch auf den Rosengarten. Nun gilt es noch die letzten geschätzten 85/90 km durch das Eisacktal zu bewältigen. Dann sind wir an unserem Tagesziel, dem uns bereits bekannten „Hotel Brenner", ganz in der Nähe von Sterzing gelegen, angekommen. Vor dem Abendessen nutzen einige noch die Gelegenheit zu einem Spaziergang in die Fuggerstadt Sterzing, andere klopfen - leider vergebens - auf der Burg Reifenstein an die Tore der Familie Thurn und Taxis.
Mit einem Südtiroler Essen werden wir vom Hotel bestens verabschiedet und so langsam verabschieden auch wir uns und zwar ins Bett...

So viel ist sicher: Reisen tut immer gut.

Voltaire
Reisen wollen wir auch heute - aber leider ab.
Nunmehr heißt es endgültig Abschied nehmen. Abschied von Bella Italia und von unseren netten Mitreisenden, der Familie Wurtzel.
Am Brenner sagen wir „Arrivederci Bella Italia und Servus Austria". Auf der Brennerautobahn geht es bis nach Innsbruck, danach auf der Innautobahn bis Rattenberg. Mit dem Besuch dieses hübschen Städtchens - mit rund 500 Einwohnern die kleinste Stadt Tirols - gelingt uns noch einmal eine hübsche Überraschung. Danach machen wir uns - so schnell wie nur möglich - auf den Heimweg.
Eine unvergesslich schöne Reise, bei der wir insgesamt 3.653 km zurückgelegt haben, neigt sich ihrem Ende entgegen.
Ich hoffe, Sie sind alle gut nach Hause gekommen und haben sich wieder gut in den Alltag eingelebt.
Ich bedanke mich sowohl bei Ihnen als auch bei Uwe, unserem Fahrer, ganz herzlich für diese wirklich schöne Reise. Es hat mir sehr viel Freude bereitet, mit Ihnen auf Entdeckungstour zu gehen.
Dass es auch Ihnen gefallen hat, haben Sie schon während und auch am Ende unserer gemeinsamen Reise immer wieder bekundet. Herzlichen Dank dafür!
Bleiben Sie weiter neugierig, reise-und lesefreudig! Viel Vergnügen beim Lesen und vor allem gutes Durchhaltevermögen.
Und dann noch „alla prossima volta" - bis zum nächsten Mal!Ihre
Walburga Lindner

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Vielen Dank an Walburga Lindner für den ausführlichen Reisebericht unserer Toskana-Reise vom 25.05. - 03.06.2017. Einmal nachlesen und diese wunderbare Reise ist wieder gegenwärtig ! Nochmals vielen Dank an unsere Reiseleitung Walburga, die uns die Geschichte der Toskana so interessant übermittelte und unseren Busfahrer Uwe, der uns sicher durch die Toscana gefahren hat ! Die Reise war in der Gesamtheit einfach nur SPITZE !!!
Liebe Grüße aus der Nordheide
Marianne und Hans-Jürgen Wurtzel

Hans-Jürgen Wurtzel
09.08.2017