Reisebericht: Italien – Rundreise durch die Toskana

14.10. – 19.10.2023, 6 Tage Versilia–Küste – Pisa – Lucca – Florenz – Insel Elba – Siena – San Gimignano


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Die typische Landschaft der lieblichen Toskana Hügel, den Zypressen und den Tellerpinien, umgeben mit dem herbstlichen Wuchs der Maggia. Dieses Landschaftsbild alleine wäre es schon Wert in die Toskana zu reisen und zu genießen, aber fast zum Überfluss, gibt es obendrein ausgerechnet hier, die schönsten kunsthistorischen Städte Italiens. Von dem Wein der Chianti Region wollen wir hier noch gar nicht sprechen
Ein Reisebericht von
Jürgen Müller
Jürgen Müller

Anreise durch die Schweiz nach Marina di Pietrasanta

Am frühen Samstagmorgen geht unsere Reise los. Gleich 15 Personen steigen schon in Engelsbrand in den Bus, die meisten kennen den Betriebshof von Eberhardt und wissen das man hier das eigene Auto sicher auf dem Kundenparkplatz abstellen kann. Herr Wagner, der Leiter des Pforzheimer Reisebüros, hat sich die Mühe gemacht und ist zur Abfahrt zum Bus gekommen um die Gäste persönlich zu begrüßen. Er bringt auch schon am frühen Morgen einen Stabel der neuesten Pforzheimer Zeitung mit. Keiner weiß wo er die schon so früh bekommen hat, aber unsere Reisegäste freuen sich darüber und stecken, kaum das es hell geworden ist, erst mal die Köpfe in das aktuelle Tagesgeschehen.
Die nächsten Reisegäste steigen in Pforzheim, Karlsruhe, Baden-Baden und Raststätte Mahlberg zu. Am letzten Zustieg wechseln wir auch den Busfahrer, Huib übernimmt für die Reise nun das Steuer und wir fahren nun ohne weitere Zustiege an Basel vorbei, durch die Schweiz mit schönen Ausblicken auf den Vierwaldstätter See und die Bergseen bei Locarno und Como, schließlich können wir ohne Stau die Metropole Mailand passieren sehen dann schon bald vor uns die Berge der Seealpen. Bisher hatten wir kaum Regen während der Fahrt, aber über den Bergen bei La Spezia liegen dicke, dunkle Wolken. Wir haben die Apuane Alpen umfahren und steuern nun, nahe der Küste, Richtung Süden auf unser Tagesziel zu, dem kleinen Strandort Marina di Pietrasanta. In der Dämmung kommen wir bei unserem Hotel an und werden schon von Marco und seiner Familie erwartet. Das Beziehen der Zimmer geht zügig voran und wir freuen uns nun auf das Abendessen das mit einem großzügigem Antipasti Buffet beginnt.

Besuch der Städte Pisa und Lucca

Mit neuer Kraft und einem starken italienischen Kaffee können wir nach dem Frühstück eines der bekannten Wahrzeichen der Toskana ansteuern, den schiefen Turm in Pisa. Wir treffen unsere Stadtführerin Nada am Parkplatz nahe bei Pisa, sie steigt zu uns in den Bus, kaum hat sie das Microphon in der Hand, bringt mit ihrem Temperament gleich den ganzen Bus zum Lachen. Wir fahren gemeinsam in die Stadt und nahe der Innenstadt verlassen wir den Bus und gehen zu Fuß in Zentrum. Es dauert nicht lange und wir sehen die markanten weisen Gebäude die sich auf dem Piazza dei Miracoli zeigen. Ganz zentral der Dom Santa Maria, davor als Einzelgebäude die Baptistische Kirche und dahinter der freistehende Glockenturm, fast 60 Meter hoch und unübersehbar schief geneigt, das Wahrzeichen Pisas, der schiefe Turm von Pisa. Der gesamte Gebäudekomplex steht irgendwie unwirklich vor uns, weiß grau gesteift, total übermächtig füllt er den Platz. Es dauert etwas bis man versteht das es keine Kulisse ist und diese Bauwerke nun schon seit über 650 Jahr hier stehen. Der Turm, der sich auf Grund nachgiebigen Untergrunds, schon während der Erbauung geneigt hatte, benötigte 200 Jahre bis er vollendet werden konnte und nun schlussendlich mit seiner gesamten Masse von 14.500 Tonnen sehr eindrucksvoll balancierend seine Position einhält. Es besteht nach wie vor die Gefahr das er sich weiter neigt, deshalb werden die 7 Glocken zum Geläut nur vorsichtig mit dem Hammer angeschlagen und man verzichtet auf das freie Schwingen der Glocken, was erst den vollen Klang der Glocken entfalten würde.

Unsere Stadtführerin Nada ist gebürtig in Lucca, und sie ist schon ungeduldig und möchte uns endlich ihre Stadt zeigen und verspricht uns das es dort viel mehr zu entdecken gibt als hier.

Nun wir lassen uns überraschen und folgen ihr in die etwas kleinere Stadt Lucca.
Diese kompakte Stadt, ist noch komplett durch eine mächtige Stadtmauer eingefasst. Über 4 km lang umringt die Mauer die Stadt in einer Ellipse und ist mit 12 m Höhe und ebenso 12 m Breite ein mächtiger Schutzwall, der die Stadt ab dem 16./17.Jh schützen sollte. Der Reichtum der Stadt, erworben durch die Seidenindustrie, sollte durch diese Mauer bewahrt werden. Aber tatsächlich musste sie nie beweisen, dass sie den potentiellen Angreifern standhalten konnte.
Nach dem wir durch das Tore des San Pietro die Altstadt betreten haben, entdecken wir einen sehr sympathischen, verwinckelten Stadtkern mit engen kleinen Gassen die zum Bummeln einladen.


Heute fahren wir nach Florenz, die Hauptstadt der Toskana

Wir fahren heute schon etwas früher los, wir wollen genügend Zeit haben für die große Metropole Florenz. Hier leben ca. 1 Mill. Menschen und somit ist Florenz heute die achtgrößte Stadt Italiens.
Durch die mächtige Dynastie der Familie Medici stieg die Stadt in der Renaissance zu einer der florierendsten Metropolen Europas auf. Es war der Mittelpunkt für Geistliche und Kunstschaffende. Leonardo da Vinci verbrachte große Teile seiner Jugend in Florenz, Michelangelo fand Unterschlupf in der Kirche der Medici, Galileo Galilei wohnte als Hofmathematiker in den Palästen der Medici. Von 1865 bis 1871 war die Stadt die Hauptstadt des neu gegründeten Königreichs Italien.
Hier treffen wir unsere heutige Stadtführerin Sabine. Wenn sie nicht gerade mit Touristen unterwegs ist, dann betreibt sie mitten in der Stadt ein kleines Hotel und kümmert sich um ihre Hausgäste. Am Ufer des Arno, nehmen wir sie zu uns in den Bus und gemeinsam fahren wir hoch zur Anhöhe Piazzale Michelangelo. Von hier haben wir einen schönen Überblick und können die wichtigsten Gebäude von oben gut ausmachen. Zurück am Arno Ufer verlassen wir den Bus und machen unseren Weg zu Fuß in die Altstadt. An der National Bibliothek vorbei, tauchen wir in die Altstadt ein. Bald stehen wir vor der Franziskaner Kirche Santa Croce und sind erneut erdrückt von dem massiven Marmor Gebäude, so filigran wie es gearbeitet wurde ist es doch eine massive Erscheinung. Aber wir gehen weiter zum Dom Platz, betrachten die Kathedrale Santa Maria in voller Größe, erst nach einer Weile bemerken wir das freistehende Gebäude, Baptisterium San Giovanni. Der Dom stellt alle in den Schatten und selbst solch beeindruckende Kunstwerke wie das Baptisterium werden überstrahlt. Florenz hat solch eine Fülle von Kirchen, Palästen, Basilikas, man könnte über eine Woche hierbleiben und hätte noch nicht alles gesehen. Wir müssen uns schützen und an vielen Kunstwerken einfach vorbeilaufen, es übersteigt unserer Wahrnehmungsgrenze. Erst an dem Platz delle Signoria machen wir wieder einen längeren Stop. Hier vor dem Palazzo Vecchio, dem Rathaus, schauen wir uns die berühmte Statue, den David von Michelangelo an. Wir haben nun unsere geführte Tour durch Florenz fast fertig, sind auch zur besseren Orientierung wieder in der Nähe des Arno angelangt und bevor wir Sabine verabschieden, besuchen wir noch gemeinsam die berühmte Goldschmiede Brücke Ponte Vecchio. Nun benötigen wir etwas Zeit für uns selbst um die ganzen Eindrücke etwas zu verdauen. Wir nehmen uns nochmal fast 3 Stunden um in der Stadt zu bleiben, etwas zu Essen und zu Bummeln und Florenz auf uns wirken zu lassen. Dann erst treffen wir uns am Bus und fahren zurück zu unserem Hotel, und erholen uns beim Abendessen.


Großer Ausflug auf die Insel Elba

Nachdem wir uns nun 2 Tage intensiv, toskanische Städte angeschaut haben, kommt bei uns ein Bisschen Bedarf nach Ausgleich und sehnen uns nach weitem Horizont, wilde Landschaft, Meer und Badestrände. Deshalb machen wir heute ein sehr zeitiges Frühstück und fahren schon um 7:00 Uhr los, Richtung Süden, immer an der Küste entlang bis nach Piombino zum Fährhafen. Zuvor haben wir noch unsere heutige lokale Reiseleitung getroffen, die Jo Olie. Zusammen kommen wir zeitig am Hafen an, mit etwas verhandeln gelingt es ihr uns auf die frühere Fähre zu buchen. Super, jetzt haben wir 30 min mehr Zeit auf der Insel Elba. Beim Einstieg teilen wir uns auf. Der Bus fährt ohne Gäste in die Garage, unsere Reisegäste gehen zu Fuß über den Treppenzugang in das Schiff und die Gäste mit müden Beinen dürfen ausnahmsweise mit dem Aufzug hoch in das Passagierdeck fahren. Egal wie, am Ende kommen wir wieder alle zusammen und beobachten gemeinsam das Ablegen vom Hafen und die Ausfahrt aufs Meer. Die Fahrt dauert über eine Stunde bis wir in Elba im Hafen von Portoferraio anlegen und von der Fähre gehen.
In der Geschichte von Elba spielt die Verbannung Napoleons auf Elba auch heute noch eine wichtige Rolle, oder nach damaliger offizieller Sprachregelung „die Übertragung des souveränen Fürstentums Elba an Napoleon als alleinigen Herrscher“. Napoleon nahm in den nur 10 Monaten seines Aufenthaltes, umfangreiche Reformen vor. Dann floh er wieder von Elba und kehrte nach Frankreich zurück. Aber für den Tourismus ist diese Epoche heute noch sehr interessant. Seine Villa wo er wohnte ist auch heute noch ein Besuchermagnet. Wir machen dort auch einen kurzen Stop und Jo erzählte uns die erweiterten Geschichten über Napoleon, die die Geschichtsschreibung hier auf Elba etwas ausgeschmückt hat.
Dann geht es weiter die Berge hoch, bis zu einem schönen Aussichtspunkt, dem „drei Buchtenblick“ Von hier kann man einen Teil der Insel überblicken und es liegen uns schöne Buchten mit Sandstränden vor Augen.
Auf der Südseite der Insel, in Marina di Campo, einem herrlichen Badeort, machen wir eine Mittagspause. Zu dieser Jahreszeit ist Elba nicht mehr stark besucht und wir können entspannt durch den Ort schlendern und nach kleinen Snacks Ausschau halten.
Dann geht es weiter nach Osten, wir queren das Cap bei Capoliveri und steuern unseren nächsten Ort, Porto Azzurro, an. Das ist ein schöner kleiner Fischerort, mit tiefblauem Wasser und einer schönen Promenade entlang am Hafen. Elba ist sehr reich an unterschiedlichen Mineralien. Ein privater Sammler hat an den bunten Gesteinen seine Freude und hat über die Jahre seine Sammlung aufgebaut, die er zur Besichtigung anbietet. Jo, unserer Reiseleitung, kennt sich damit sehr gut aus und gibt uns eine kleine Einführung in die lokale Mineralienkunde.
Nach dieser abwechslungsreichen Inselrundfahrt, müssen wir nun wieder zurück zur Fähre und auf das Festland übersetzen.
Etwas später als die Tage vorher kommen wir am Hotel an, und gehen direkt zum Abendessen, der Hunger treibt uns, aber auch die Vorfreude auf ein toskanisches Menü mit 6 Gängen, zieht uns in das Restaurant.


San Gimignano und anschließen nach Siena

Am letzten Tag unserer Toskana Reise, hat sich das Wetter leider etwas verschlechtert. Wir haben Regen und müssen die letzten beiden Städte mit Regenjacke und Schirm besuchen. Erst fahren wir nach San Gimignano, der Ort ist bekannt für seine vielen Türme in der Stadt. Die ehemalige etruskische Siedlung hatte, Ende des 12. Jahrhunderts, stolze 72 sogenannte Geschlechtertürme, die jeweils an ein Bürgerhaus angebaut wurden, und Zuflucht boten vor streitsüchtigen Nachbarorten. In diesen Türmen konnten sich die reichen Familien nach oben verbarrikadieren und ihren Reichtum sichern. Heute gibt es in dem kleinen Ort noch 15 dieser Türme, was aber auch schon sehr imposant aussieht.
Für den Nachmittag wollen wir die schöne Stadt Siena besuchen. Auch hier regnet es kontinuierlich, aber das hält uns nicht ab den zielstrebig auf den Plazza del Campo zu gehen. Hier kann man sich gut Vorstellen wie die jährliche Palio di Siena, das härteste Pferderennen der Welt, hier ausgetragen wird. Kurz gesagt, ist der Palio ein Wettkampf zwischen den einzelnen Stadtbezirken, der in Siena mit Pferden ausgetragen wird. Die beste Sicht auf dieses Treiben hat man wohl vom naheliegenden Rathausturm, nur heute liegt der in den Wolken.
Wir schauen uns noch die Kathedrale von Siena an, auch diese ist prunkvoll aus weisem Marmor errichtet und ist eigentlich viel zu groß für den relativ kleinen Domplatz. Aber der damalige Wettbewerb zwischen den unabhängigen Städten lies es wohl nicht zu bescheidener zu bauen.
Wir kehren heute nochmal zurück in unser Hotel am Meer. Nur wenige von uns nahmen sich die Zeit und nutzten auch mal den Strand für ein Bad im Meer, aber vielleicht kann man das beim nächsten Besuch in der Toskana nachholen.


Rückreise bei Regenwetter

Die Rückreise treten wir auch wieder bei Regen an, was uns den Abschied von der Toskana etwas leichter macht. Wir fahren parallel zu den Seealpen nach Norden, dann vorbei an Mailand und den oberitalienischen Seen, durch das Schweizer Tessin, an Lugano und Bellinzona vorbei, bis wir schließlich in Basel über die Grenze nach Deutschland kommen. Wir kommen gut voran, die Straßen sind weitgehend frei, doch bei Freiburg kommen wir dann doch noch in einen großen Stau der uns fast 2 Stunden Verzögerung einbringt. Schließlich kommen wir leicht genervt gegen 22:00 Uhr in Karlsruhe und Pforzheim an. Es war nun doch eine recht lange Fahrt nach Hause, aber die meisten von uns sind wohl froh, dass sie sich nicht selbst durch den Verkehr quälen mussten, sondern das Huib unser sicherer Busfahrer, das für uns alle übernahm.

Schlusswort

Wir genossen eine sehr schöne Reise in die Toskana, mit neuen Eindrücken von kunstvoller Architektur kommen wir zurück nach Hause. Auch mit dem Bewusstsein das wir noch lange nicht alles gesehen haben was es in der Toskana zu entdecken gibt.
Ich wünsche allen meinen Reisegästen noch viele schöne Reisen und ich würde mich freuen wenn ich, den einen oder anderen, mal wieder auf einer Reise begleiten darf.
Bleibt bitte alle gesund und erhaltet euch die Freude am Reisen.

Eure Reisebegleitung

Jürgen Müller

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