Reisebericht: Italien Städtereise Venedig – die Perle der Adria

04.09. – 09.09.2016, 6 Tage Flugreise: Markusplatz – Accademia – Rialtobrücke – Peggy Guggenheim Museum – Frari Kirche – Seufzerbrücke – mit Hotel in Lido di Jesolo


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In ihrer Blütezeit beherrschte die Republik Venedig den gesamten östlichen Mittelmeerraum. Selbst Byzanz wurde erobert und seine Schätze nach Venedig geschleppt. Diese Hochkultur und die Schönheit der Lagune bilden ein einzigartiges Ensemble.
Ein Reisebericht von
Andreas Höhn

04./05. September– Hinflug und San Marco

Pünktlich waren alle Gäste auf dem Flughafen Tegel. Das Einchecken klappte problemlos, der Flug startete pünktlich und war wie geplant in Venedig. Hier fanden wir auch den Bus relativ schnell und fuhren nach Lido di Jesolo, wo wir sofort im Hotel Coppe einchecken konnten. Zu Hause verabschiedete uns Nieselregen, während hier herrliches Hochsommerwetter war, das die meisten Gäste an den privaten Strand des Hotels lockte, wo es kostenlos Liegen und Sonnenschirme für jeden gab. Durch den feinen Sand lief man ins angenehm warme Meerwasser und konnte sich Appetit fürs Abendessen holen.
Am nächsten Morgen ging es per Bus bis Punta Sabbione und dort weiter mit dem Boot nach Venedig. Unweit des Markusplatzes legten wir an und trafen unsere venezianische Stadtführerin Alessia. Auf dem Markusplatz erfuhren wir Ausführliches über die Geschichte Venedigs und seiner Vormachtsstellung seit dem vierten Kreuzzug, in dem die Venezianer 1203 die Kreuzfahrer dahingehend manipulierten, statt Jerusalems das reiche christliche Byzanz zu erobern, dessen Dominanz im östlichen Mittelmeer damit an Venedig überging. Beispiel dafür die vier Bronzepferde auf der Markuskirche, die bei dieser Gelegenheit dort geraubt wurden. Alessia richtete es so ein, dass wir als zusätzliche Überraschung in genau dem kleinen Zeitfenster in die Markusbasilika gehen konnten, in dem die wunderbaren byzantinischen Mosaiken beleuchtet werden. Die meisten stammen aus der Hagia Sophia in Byzanz, bis zur Plünderung die prächtigste Kirche der Gesamten Christenheit. Anschließend schlenderten wir durch die engen Gassen und über viele Brücken zum weltberühmten Opernhaus La Venice. Nachdem im Jahr 1774 das wichtigste Opernhaus Venedigs, das Teatro San Benedetto, dem Feuer zum Opfer gefallen war, beschlossen die Betreiber, ein eigenes Haus zu errichten. Die Bauarbeiten begannen im April 1790 unter der Leitung des Architekten Gian Antonio Selva. Die Oper wurde am 16. Mai 1792 eröffnet und in Anspielung auf die Brandkatastrophe „La Fenice" (italienisch für Phönix) benannt. Dabei ist der Name zugleich Hinweis auf den freimaurerischen Hintergrund, denn es wurde von einer Theatergesellschaft errichtet, deren Mitglieder größtenteils Freimaurerlogen angehörten. La Fenice - Phönix - der Sonnenvogel, steht hier als Symbol für Wiedergeburt und Auferstehung und bietet einen Bezug zur Lichtsymbolik der Aufklärungszeit. Die Bühne wurde schnell eine der bedeutendsten Italiens und Europas und erlebte zahlreiche Uraufführungen. Auch in den für La Fenice geschriebenen Opern sind für die Jahre von 1792 bis 1814 freimaurerische Inhalte in zahlreichen Libretti nachgewiesen. 1836 wurde das Haus neuerlich durch ein Feuer schwer beschädigt. Diese Schäden konnten innerhalb Jahresfrist behoben werden; der Ruf des Hauses blieb unverändert erhalten. Insbesondere Giuseppe Verdi wählte diese Bühne häufig für die Uraufführungen seiner Werke (Ernani, Attila, Rigoletto, Simon Boccanegra, La traviata). Nach der Einigung Italiens 1870 wurden Mailand, Rom und Neapel verstärkt als Opernzentren gefördert, worunter die Bedeutung des La Fenice aber nie maßgeblich litt. 1883, zwei Monate nach Richard Wagners Tod in Venedig, fand die italienische Erstaufführung seines vierteiligen Werkes „Der Ring des Nibelungen" statt. 1937 wurde das Theater durch den venezianischen Stadtbaumeister Eugenio Miozzi grundlegend saniert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte das Haus im Rahmen der Musik-Biennale Venedigs einen neuerlichen Aufschwung. In diesem Umfeld wurde das Festival für zeitgenössische Musik veranstaltet, was auch wieder zu zahlreichen Uraufführungen Anlass gab. Genannt seien nur die Komponisten Igor Strawinski, Benjamin Britten, Sergei Prokofjew, Luciano Berio, Luigi Nono, Bruno Maderna und Sylvano Bussotti.
Während Renovierungsarbeiten wurde am 29. Januar 1996 das Gebäude von dem Elektroingenieur Enrico Carella und seinem Cousin Massimiliano Marchetti in Brand gesteckt, weil Carella eine Konventionalstrafe wegen Arbeitsverzuges umgehen wollte, und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Carella trat nach dem Urteil in letzter Instanz im Jahre 2003 die Haftstrafe nicht an und befand sich seither auf der Flucht. Im Mai 2007 wurde er von Mexiko an Italien ausgeliefert. Da es um die Art der Wiedererrichtung Kontroversen gab, dauerte es einige Jahre, ehe der Neubau begonnen wurde.
Schließlich wurde der im Wettbewerb 1997 ausgezeichnete Beitrag des Architekten Aldo Rossi umgesetzt. Dabei hielt sich Rossi an eine weitestgehend originalgetreue, anhand alter Fotos und Filmdokumente präzisierte Rekonstruktion, ergänzt um notwendige Funktionserweiterungen und Modernisierungen der Technik. So „konnten nun viele der über die Jahrhunderte verlorengegangenen Charakteristika des ursprünglichen Entwurfes von 1790 wieder aufgenommen werden. So zeigt sich das Theater heute zwar in seinem historischen Gewand, doch ist an vereinzelten, wohl ausgewählten Stellen deutlich zu erkennen, dass die Gegenwart, in der es errichtet worden ist, in der Architektur des Theaters reflektiert wird.
Am 14. Dezember 2003 wurde das Haus zunächst mit einem Konzert des Orchestra del Teatro La Fenice unter der Leitung von Riccardo Muti als Konzertsaal eröffnet. Am 12. November 2004 konnte nach der Fertigstellung der modernsten Bühnenmaschinerie der Welt auch der Opernbetrieb wieder aufgenommen werden. Auf dem Programm stand La traviata von Verdi unter der Leitung von Lorin Maazel in einer Neuinszenierung von Robert Carsen, die in der Gegenwart spielte. Die legendäre Akustik des Fenice konnte wiederhergestellt und sogar durch moderne Technik verbessert werden. Im Februar 2005 erfolgte der unerwartete Tod des musikalischen Leiters Marcello Viotti.
Das Gran Teatro La Fenice wird ganzjährig durch das Orchestra del Teatro La Fenice mit Sinfoniekonzerten bespielt. Eines unserer Ehepaare hatte sich schon von zu Hause Karten für „La Traviata" besorgt. Sie durften einen unvergesslichen Opernabend genießen.
Die anschließende Freizeit bot jedem Gast Gelegenheit, seinen Interessen nachzugehen. Die Gruppe traf sich dann wieder am Anleger beim Marcusplatz, um gemeinsam ins Hotel zu fahren.

Dienstag, den 06. September– Accademia und Frarikirche

Nach der morgendlichen Fahrt hinein nach Venedig, wo wir diesmal gleich auf Dorsoduro im Stadtteil Zattere nahe der Akademiebrücke ausstigen, bot sich Gelegenheit zu einem Morgenspaziergang. Wir schlenderten durch das Viertel und sahen von außen einige Kirchen, wie die gotischen San Giorgio und Sant´ Agnese, sowie mehrere Paläste an. Das alles ist natürlich nichts gegen die Kunstschätze, die wir in der Akademie sehen konnten, der weltweit wichtigsten Sammlung venezianischer Kunst vom Mittelalter bis zum Barock.
Die Gallerie dell'Accademia in Venedig, kurz Accademia, ist ein Museum, das in den Gebäuden der ehemaligen Bruderschaft Santa Maria della Carità untergebracht ist. Zunächst war es der Kunstakademie für Malerei zugeordnet und wurde 1882 ein selbständiges Museum. Die Sammlung ist in drei Gebäuden untergebracht: in der Scuola Santa Maria della Carità, in der von Bartolomeo Buon Mitte des 15. Jahrhunderts erbauten Kirche Santa Maria della Carità und dem von Palladio entworfenen Konvent der Laterankanoniker. Die Scuola, gegründet um 1343, war die älteste der sechs Scuole Grandi in Venedig und erhält noch heute das monumentale Bild Tempelgang Mariens von Tizian an seinem ursprünglichen Ort. Der Bau des Konvents war 1561 unter Palladio begonnen worden, blieb aber unvollendet. Der verheerende Brand von 1630 zerstörte den Palladio-Bau bis auf die wenigen Reste, die auch nach den folgenden Umbauten erhalten geblieben sind. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Ausstellungsräume durch Carlo Scarpa umgestaltet. Ihren Namen Accademia erhielt sie von der Kunstakademie Accademia di belle arti di Venezia, die 1750 unter Leitung des Malers Giovanni Battista Piazzetta gegründet wurde und die dort ihren Sitz hatte. 1756 wurde sie von der Republik Venedig offiziell anerkannt und erhielt unter der Präsidentschaft von Giovanni Battista Tiepolo den Namen Accademia di Belle Arti. Unter Napoleon wurde die Akademie in die erste öffentliche Kunsthochschule Venedigs umgewandelt. Für die Studenten wurde zur gleichen Zeit eine Kunstsammlung gegründet und am 10. August 1817 als Galerie dell'Accademia eröffnet, die den Kern der jetzigen Sammlung bildet. Die Bilder kamen aus den in der Säkularisation aufgelassenen Klöstern und Kirchen und aus Stiftungen und Nachlässen privater Kunstsammler. Einige der Bilder waren von Napoleon aus Italien nach Paris verschleppt worden und wurden später von Frankreich zurückerstattet. Andere Bilder verdankt das Museum der geschickten Ankaufspolitik seiner Direktoren. So sind Bellini, Giorgione, Tizian, Veronese und Tintoretto mit hervorragenden Werken vertreten, was auch für die ausgestellten Bilder von Tiepolo und Canaletto gilt.
Anschließend spazierten wir zur Frarikirche, dem neben der Marcusbasilika und San Giorgio e Paolo wohl bedeutendsten Sakralbau der Stadt. 1926 erhielt sie den Ehrentitel einer päpstlichen Basilica minor. In den beiden ehemaligen zur Kirche gehörenden Klöstern befindet sich seit 1817 das Staatsarchiv Venedig. Um 1223 siedelten sich die Franziskaner in einem bestehenden Klostergebäude am Rand der damaligen städtischen Bebauung an. Dort begannen sie um 1250 mit dem Bau einer kleinen, der Gottesmutter geweihten Kirche, die 1280 konsekriert wurde. 1340 wurde diese rund 40 Meter lange Kirche abgerissen, um Platz für einen Neubau zu schaffen, da sie wegen des großen Zulaufs zu den Predigten der Brüder bald zu klein geworden war. 1361 wurden Apsis und Querhaus der nunmehr südwestlich ausgerichteten Kirche geweiht und der Bau des 1396 fertiggestellten Campanile durch die Baumeister Jacopo und Pierpaolo Celega begonnen. 1420 wurde im Auftrag von Marco Corner, des Vaters der späteren Königin Caterina Cornaro die Capella Corner südwestlich der Milanese-Kapelle angefügt. Sie ist dem Namenspatron ihres Auftraggebers, dem heiligen Markus, geweiht und beherbergt ein von Bartolomeo Vivarini geschaffenes Triptychon mit den Heiligen Markus, Hieronymus, Petrus, Nikolaus und Johannes dem Täufer. Südlich an das Seitenschiff anschließend wurde 1432 bis 1434 die dem heiligen Petrus geweihte Cappella Emiliana errichtet, eine Taufkapelle, die von den Stiftern, der Familie Emiliana, als Grablege genutzt wurde. Beide Kapellen verfügen jeweils über ein Portal zum Campo dei Frari. In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde im nördlichen Querhaus die Sakristei als eigenständiges Gebäude erbaut. 1468 erhielt die Kirche die ihre mit vierzehn Reliefs verzierten Chorschranken im Joch vor der Vierung, an denen Bartolomeo Buon mitgearbeitet haben soll. Das geschnitzte Chorgestühl wurde um 1468 vollendet. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Fassade fertiggestellt. In den Seitenschiffen sind die prächtigsten Grabmale wichtiger Dogen neben Epitaphen für bedeutende Venezianer, wie Tizian oder Canova zu bestaunen.
Die schlichte mit Lisenen dreigeteilte Hauptfassade des Backsteinbaues schmückt ein reich gestaffelter und geschwungener Giebel. Die Zierelemente wie die Rahmen der Fensterrose, der Okuli, die Friese, der kranzartige Gesimsabschluss und die drei Ädikulen des Fassadenabschlusses sowie das Portal, bekrönt mit Statuen des Erlösers von Alessandro Vittoria auf der mittleren Spitze, des heiligen Franziskus und einer Madonna mit dem Kind aus der Werkstatt des Bartolomeo Bon auf den seitlichen Fialen, sind aus istrischem Stein. Die große Mittelrose ist zusätzlich aus rotem Veronese Stein. Das aus Stein wirkende Gewölbe wurde wegen des problematischen Baugrundes zur Gewichtsreduzierung aus verputztem Rohrgeflecht erstellt. Wie bei anderen venezianischen Kirchen wird der Bau durch hölzerne Zuganker stabilisiert.
Zur Ausstattung gehören Giovanni Bellinis Triptychon von1488 und seine Madonna mit Kind. Von Donatello stammt die berühmte Skulptur Johannes desTäufers, den auch Sansovino als Statue vor der Cappella Corner schuf.
Die Himmelfahrt Mariens Tizians wurde speziell für diesen Ort gemalt und 1518 über dem Hochaltar angebracht. Das Bild ist 668 x 344 cm und wurde in Öl auf Holz gemalt. Richard Wagner, der das Bild Tizians 1861 in der Accademia sah, wo es von 1817 bis 1921 in einem eigens dafür errichteten Saal ausgestellt war, bis es wieder in die Kirche zurückgebracht wurde, wurde durch den Anblick dieses Gemäldes zu seinen Meistersinger von Nürnberg inspiriert. Daneben befindet sich noch Tizians Pesaro- Madonna in dieser Kirche.
Die anschließende Freizeit nutzte jeder für sich, bis wir uns wieder nahe beim Markusplatz am Bootsanleger trafen.

Mittwoch, den 08. September– Salute und Guggenheimsammlung

Wieder fuhr uns morgens ein Boot nach Zattere, wo Alessia uns erwartete. Zuerst gingen wir zu einer alten Gondelwerft im Dorsoduro gleich neben der Kirche San Trovasound schauten den Bootsbauern bei ihrer fast künstlerisch zu nennenden Arbeit zu. Schließlich muß jede Gondel auf Gewicht und Statur des Gondoliere genau abgestimmt sein und so sind alle quasi Unikate. Wir erliefen uns danach Dorsoduro bis an die Spitze der Insel zur Dogana, dem alten Zollamt und der daneben liegenden Kirche Santa Maria Salute, deren eindrucksvolle Kuppel Seefahrer und Ankommende von weiter Ferne begrüßt. Mit ihren beiden Tiziangemälden ist sie nicht nur architektonisch, sondern auch von der Ausstattung her ein Juwel.
Dann ins Guggenheim. Mit viel Detailkenntnis erklärte Alessia schon im Garten einige Skulpturen z.B. von Henry Moore und zeigte uns das Grab von Peggy Guggenheim mit der Tafel ihrer wichtigsten Partner. Innen ein Pantheon der Moderne des 20. Jahrhunderts, in dem alles, was Rang und Namen hat, vertreten ist. Zumindest Chagall, de Chiricho, Max Berg, Picasso und Braque waren bekannt. Schöne naive Bilder der Tochter von Peggy Guggenheim, die zu früh aus dem Leben ging. Auf der Terrasse der Villa mit tollem Blick auf den Canale Grande verabschiedeten einige Gäste bereits Alessia und den Nachmittag nutzte jeder zur ganz individuellen Abrundung seines Venedig- Programms. Vor dem Abendessen blieb sogar noch Zeit für ein Bad in den an diesem Abend besonders hohen Wellen der Adria.

Donnerstag, den 08. September– die Inseln Venedigs

Zu diesem fakultativen Ausflug fuhren wir per Bus nach Punta Sabbioni, wo Alessia und Sergio, der Kapitän eines kleinen schnittigen Privatbootes, auf uns warteten. Wir hatten nicht nur das grandiose Panorama Venedigs und seiner Inseln um uns, sondern im Hintergrund, was durchaus selten zu sehen ist, die Alpen samt den schneebedeckten Dolomiten als Kontrast zu der von hellem Licht durchfluteten Lagune. Das Boot fuhr auch an der riesigen Baustelle des Schleusendamms vorbei, der Venedig bald vor Hochwasser schützen soll. Leider, so mussten wir erfahren, konnte man sich bisher aus Geldgier einflussreicher Kreise und Lobbyisten doch nicht zum bereits mehrfach beschlossenen Einfahrverbot der Kreuzfahrtschiffe in die Lagune durchringen. Damit bleibt die Hauptursache der Hochwasser, der Umweltverschmutzungen und der Algenplage erhalten.
Erstes Ziel war San Francesco del Deserto, eine knapp 3,7 ha große Insel zwischen Burano und Sant'Erasmo in der Lagune von Venedig. Sie war in römischer Zeit bis etwa 650 bewohnt, musste dann aufgegeben werden, um im 13. Jahrhundert neubesiedelt zu werden. Das dortige Kloster geht auf einen legendenhaften Besuch des heiligen Franz von Assisi zurück. Die Insel ist 300 Meter lang und bis zu knapp 170 Meter breit, sowie bis zu einem Meter hoch. Die Flächenausdehnung beträgt 3,68 Hektar (36.832 Quadratmeter). Die Insel wies zur Volkszählung 2001 neun Bewohner auf, davon waren acht Männer. Uns führte ein freundlich agiler Mönch von achtzig Jahren, dessen Händen man ansah, dass sie auch körperliche Arbeit gewöhnt waren.
Ursprünglich war die Insel Teil einer Landschaft vom Typ der Barena, also bei Flut von Wasser bedeckt. Archäologische Spuren reichen möglicherweise bis in das 1. Jahrhundert zurück. Im 4. Jahrhundert war die Insel bewohnt, ab dem 5. Jahrhundert kontinuierlich. Zu dieser Zeit prosperierte die Insel, und so war man nicht bereit, die Insel aufzugeben, als der Meeresspiegel stieg. Daher wurden einige Ufer mittels parallel laufender Palisadenreihen befestigt. Die Zwischenräume füllte man mit Schutt, Amphorenbruckstücken und Ziegeln. 280 cm unter dem gegenwärtigen Bodenniveau fand man Reste von Töpferwaren und Teile eines Bootes, das sich in die Zeit zwischen 425 und 550 datieren ließ. In dieser Zeit lagerten sich verstärkt Sedimente ab, gleichzeitig stieg der Meeresspiegel - eine Tendenz, die sich in der gesamten Lagune zeigte. Ende des 6. Jahrhunderts, so nahm man lange an, mussten die Bewohner die Insel trotz aller Bemühungen aufgeben. Es zeigte sich jedoch, dass die Insel mindestens bis um 650 bewohnt war. Bis dahin stand die Insel in einem weiträumigen Handel mit Wein und anderen Gütern aus dem gesamten östlichen Mittelmeerraum. Amphorenfunde zeigen ebenso, dass bis Anfang des 7. Jahrhunderts Waren aus Nordafrika kamen. Rund drei Viertel der Scherben stammten allerdings aus der Ägäis und aus Kleinasien.
Im Hochmittelalter Isole delle due Vigne genannt, wurde sie der Legende nach von dem 1220 aus Ägypten und Palästina zurückgekehrten Prediger Franz von Assisi wegen ihrer ruhigen Lage und der Möglichkeit, hier ein Leben in Frieden und Demut zu führen, als Wohnsitz gewählt. Im März 1233 wurde dem inzwischen entstandenen Franziskanerorden die Insel von Jacopo Michiel geschenkt. Er gehörte zur Dogenfamilie und war über seine Frau mit dem Patriarchen von Grado, Angelo Barozzi, verwandt. Dort, wo der Heilige seine erste bescheidene Behausung gebaut hatte, inzwischen wurde die Insel San Francesco genannt, und wo bereits eine der beiden Kirchen stand, errichtete der Orden der Francescani Minori ein Kloster. Dieses wurde 1420 aufgegeben, da sich die klimatischen Bedingungen derart verschlechtert hatten, dass ein weiterer Verbleib auf der Insel unmöglich wurde. Für über 30 Jahre war die Insel unbewohnt. Die Verwüstungen und die Leere auf der Insel gaben ihr schließlich ihren heutigen Namen San Francesco del Deserto, die Wüste.
1453 erhielten die Frati Minori Osservanti die Insel von Papst Pius II. zugesprochen. Die Mönche renovierten die Kirche und den Konvent, und errichteten das Renaissancekloster. Papst Clemens VIII. übereignete das Kloster und die Insel den Frati Minori Riformati im Jahr 1594. Sie brachten Zypressen auf die Insel und renovierten das Refektorium.
1797 wurde die Republik Venedig durch Napoleon aufgehoben, französische Soldaten plünderten die Insel und raubten zahlreiche Kunstschätze. 1806 wurde das Kloster, wie alle Klöster, aufgelöst, die Mönche verließen die Insel. Nach einem halben Jahrhundert, in dem die verlassene Insel als Pulvermagazin diente, kehrten die Franziskaner am 23. Dezember 1856 auf Wunsch der Österreicher wieder zurück, die die Insel dem Patriarchat von Venedig schenkten. Am 31. Mai 1858 bezogen sie die Insel.
Das zwischen Zypressen eingebettete Klostergemäuer beherbergt zwei Kreuzgänge und wird von Touristen und Menschen, die auf San Francesco del Deserto Frieden, Beschaulichkeit und Gastfreundschaft suchen, besucht. Die Insel ist allerdings nur mit privaten Booten von Burano oder Sant'Erasmo her erreichbar.
Nach diesem kontemplativen Programmpunkt setzten wir nach Burano über und spazierten vorbei an den vielen bunten Häusern zur Kirche mit der Kapelle der Heiligen Barbara, deren Reliquien seit dem 19. Jahrhundert hier bewahrt werden. Als Schutzpatronin der Bergleute ist sie ja quasi auch eine sächsische Nationalheilige. Burano, venetisch Buran, ist eine der größeren und der am dichtesten besiedelten Inseln in der Lagune von Venedig. Eigentlich handelt es sich um eine Gruppe von vier eng beisammen liegenden und durch acht Brücken verbundenen Inseln.
Burano ist 670 Meter lang und maximal 450 Meter breit, und umfasst eine Fläche von 21,1 Hektar, genauer 210.766 Quadratmeter. Die Einzelinseln sind durch drei meist nur 10 Meter breiten Kanäle voneinander getrennt und durch Brücken miteinander verbunden. Ursprünglich waren es fünf Inseln, die durch einen weiteren Kanal rio Terà del Pizzo voneinander getrennt waren, der jedoch zugeschüttet wurde und heute die via Baldassare Galuppi auf der Teilinsel San Martino bildet, die sich vor der Kirche San Martino zur Piazza Baldassare Galuppi weitet. Ähnlich wie die Altstadt von Venedig ist auch Burano traditionell in Sestiere gegliedert, die den fünf ursprünglichen Inseln entsprechen.
Die Frauen aus Burano widmeten sich seit alters her der Spitzenherstellung und man stellt im Museo del Merletto echte Burano- Spitzen aus, die noch heute ein teures Luxusgut sind. Im Gegensatz dazu werden in vielen kleinen Geschäften der Insel Spitzen aus Asien angeboten, die in keiner Weise der echten Burano-Spitze entsprechen.
Typisch für Burano sind die vielen kleinen in jeweils einer zu den Nachbarhäusern kontrastierenden kräftigen Farbe gestrichenen Fischerhäuser, die sich in den Kanälen spiegeln und die die Individualität der jeweiligen Hausbesitzer betonen. Die kuriose Farbenpracht zieht viele Maler und Fotografen auf die Insel.
Ein Denkmal erinnert auf der Piazza Baldassare Galuppi an den italienischen Komponisten Baldassare Galuppi, der am 18. Oktober 1706 in Burano geboren ist. Der schiefe Campanile der Kirche San Martino an der Piazza Galuppi ist schon von weitem zu sehen. Die Kirche enthält eine Kreuzigungsszene von Giovanni Battista Tiepolo.
Auf allgemeinen Wunsch der Gruppe nutzten wir die Flexibilität eines „eigenen" Privatbootes und erweiterten unser Programm durch einen Besuch der wahrscheinlich bekanntesten Laguneninsel Murano. Vorbei am Glasmuseum schlenderten wir zum romanischen Dom mit den markanten Apsiden, deren Gesims durch archaische Verzierungen hervorgehoben wird. Innen begeistert vor allem der antike Mosaikfußboden mit verschiedensten Mustern und Pfauen, die mit gespreizten Federn den Eingang bewachen. An den Schaufenstern einiger Glasboutiquen erklärte Alessia viel Interessantes zur Geschichte und Technik der Glasproduktion auf Murano.
Unsere letzte Station war die nur mit dem Privatboot zu erreichende Insel San Lazzaro degli Armeni. Sie liegt unmittelbar im Westen des Lido und beherbergt ein Kloster, das den Ort als Mutterhaus des Mechitaristenordens zu einem der weltweit bedeutendsten Zentren der armenischen Kultur gemacht hat.
Ursprünglich diente die Insel als Krankenhaus für Leprakranke. Als die Seuche Ende des 15. Jahrhunderts zurückgedrängt worden war, kam der Orden der Dominikaner auf die Insel und verblieb dort ungefähr hundert Jahre. Nach zwei Jahrhunderten, in denen die Insel unbewohnt war, siedelten sich dort 1717 einige armenische Mönche an. Mechitar von Sebasteia und 17 weitere Mönche gründeten dort ihr Kloster und erweiterten die Insel im Nordwesten auf ihre heutige Größe von rund drei Hektar. Die Volkszählung von 2001 weist 22 ständige Bewohner auf der Insel nach, alle im gleichnamigen Hauptort. Mechitar von Sebasteia (* 7. Februar 1676 in Sebasteia; † 27. April 1749 auf der Insel) war ein armenisch-apostolischer, später armenisch-katholischer Geistlicher und Ordensgründer. Er nahm bei seinem Eintritt in das Kloster Heilig-Kreuz den Mönchsnamen Mechitar an, der auf Armenisch „Tröster" bedeutet und gründete 1701 in Konstantinopel die armenisch-katholische Kongregation der später nach ihm benannten Mechitaristen. 1711 wurde sie von Papst Clemens XI. anerkannt und 1717 fanden die Mechitaristen eine Heimat auf der Insel San Lazzaro bei Venedig. Mechitar und seine Ordensbrüder wirkten als bedeutende Übersetzer, Grammatiker und Sprachforscher und legten mit die Grundlagen für eine neue Blüte armenischer Gelehrsamkeit im 18. und 19. Jahrhundert. Die Aufnahme der armenischen Mönche trug für das kulturelle Leben der Stadt Venedig reiche Früchte. Das Kloster besitzt eine große 200.000 Bände umfassende, Bibliothek mit einer bedeutenden Sammlung orientalischer, besonders armenischer Handschriften, die rund 4000 Bände aufweist. Lord Byron, Julius Heinrich Petermann und Carl Friedrich Neumann lernten dort die armenische Sprache, einige Erinnerungsstücke weisen auf Byrons Aufenthalt hin. Wir konnten während einer ausführlichen Führung die farbenfroh ausgestattete Klosterkirche und das Refektorium besichtigen. Im Museum und der Bibliothek erwartete uns eine teils bunt zusammengewürfelte Sammlung aus den Herkunftsregionen der Mecharisten. Ihr Mutterland Armenien, das älteste christliche Land der Welt überhaupt, nahm ja einmal die gesamte heutige Türkei ein. Deshalb verübten die Türken Anfang des 20. Jahrhunderts auch jenen momentan viel diskutierten Genozid, dem 1,5 Millionen Armenier zum Opfer fielen. Eine Ausstellung im Kreuzgang erinnerte auch daran.
Die Sammlung jedenfalls reichte von vorgeschichtlichen Tonfiguren über ägyptische Mumien bis zu Artefakten der Bewohner Armeniens aus dem 8. Jahrhundert.
Bei herrlichem Wetter genossen wir die Fahrt zum Festland und nahmen herzlichen Abschied von Alessia. Am nächsten Mittag brachte uns ein freundlicher und redseliger Busfahrer zum Flughafen, wo die Wartezeit schnell verging. In Tegel warteten schon die Taxis und voll von vielen neuen Eindrücken ging es ab nach Hause.

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