Reisebericht: Verona – Oper unter den Sternen von Italien

23.08. – 27.08.2017, 5 Tage Städtereise (Busreise) Opernfestspiele Verona – Sirmione – Parco Sigurta – Opernbesuche in der Arena di Verona – Isola del Garda


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Eine erlebnisreiche Reise zu den Opernfestspielen in Verona in Kombination mit einem abwechslungsreichen Besichtigungsprogramm vor Ort!
Ein Reisebericht von
Walburga Lindner

"Vergnügen, Vergnügen! Was sonst sollte einen irgendwohin führen?" Oscar Wilde

Ja, pures Vergnügen, jede Menge Eindrücke, bleibende Erinnerungen, traumhaftes Wetter und viel, viel Freude auf dieser Reise wünschen wir uns, als wir am Morgen des 23.08.2017 den Bus der Firma Wies Faszinatour besteigen. Wir, das sind 23 reisefreudige Gäste aus den verschiedensten Bundesländern unseres Landes. Ja, wir alle freuen uns auf diese Reise.
Zunächst aber benötigen wir viel, viel Geduld und noch mehr "Sitzfleisch", denn ein langer Tag, ein ausgesprochener Bustag steht an. Abwechslung auf dieser Fahrt Richtung Süden, die uns zunächst durch Sachsen und Bayern, in Österreich durch Tirol und später in Italien durch Südtirol und das Trentino sowie die Region Venetien führt, bringen die schnell wechselnden und äußerst beeindruckenden Landschaftsbilder. Vorbei an Bayreuth, Nürnberg, München erreichen wir die österreichische Republik, genauer gesagt das Bundesland Tirol. Auf der Innautobahn fahren wir vorbei an Kufstein, der viel besungenen Perle Tirols, an Hall, der Stadt des Salzes und der Münzprägung und an Innsbruck, der Stadt des Kaisers Maximilian und Austragungsort der Olympischen Winterspiele von 1964/1976. Auf der Brennerautobahn geht es über die imposante Europabrücke weiter Richtung Brenner. Schon bald erreichen wir den mit 1.374 Meter am meisten frequentierten Alpenpass, seit 1919 (Frieden von St. Germain) zugleich Grenze zwischen Österreich und Italien.
Wir verlassen Österreich, um in Italien, genauer gesagt in die autonome Provinz Südtirol (seit 1919 von Tirol getrennt und zu Italien gehörend), einzureisen.
Benvenuti in Italia! Herzlich Willkommen in Italien...und herzlich Willkommen in der autonomen Provinz Alto Adige/Südtirol, die mit der autonomen Provinz Trentino seit 1946 eine gemeinsame Region Italiens bildet.
Auf unserer Fahrt durch Südtirol passieren wir Sterzing, fahren anschließend durch das Eisacktal und tangieren dabei die sogenannte Sachsenklemme, wo vor rund 200 Jahren die Sachsen an der Seite der napoleonischen Truppen kämpfend, von den Tiroler Freiheitskämpfern in die Klemme genommen worden waren. Weiter geht es vorbei an der Franzensfeste, der ehemaligen Bischofsstadt Brixen, an Klausen, dem Kloster Säben und der von Burgen und Burgruinen eingerahmten Provinzhauptstadt Bozen.
Danach fahren wir durch das Etschtal, unterhalb der Südtiroler Weinstraße, die wir allerdings nicht links, sondern "rechts" liegenlassen (müssen).
Danach durchfahren wir noch einen kleinen Teil der autonomen Provinz Trentino, fahren vorbei an deren Hauptstadt Trient, die durch das - im Mittelalter hier stattgefundene - "Trienter Konzil" für ein paar Jahre im Mittelpunkt des damaligen Weltgeschehens stand. Kurze Zeit später erreichen wir unsere Zielregion, die Region Venetien. Die Reise nähert sich nunmehr ihrem Ende entgegen, sie führt uns noch entlang der Lessinischen Alpen, vorbei am Massiv des Monte Baldo bis hin zur Poebene. Die Berge hinter uns lassend erreichen wir gegen Abend unser Hotel "Corte Castelletto" in Pradelle di Nogarole. Hier werden wir bereits erwartet - sowohl vom Hotelpersonal als auch von unseren Flug- und individuell angereisten Gästen. Nachdem wir nunmehr komplett sind, lassen wir uns das leckere Abendessen munden.
Es wird noch ein wenig geplaudert, dann zieht es uns alle nur noch in Richtung Bett und ins Land der Träume...

"Nimm dir Zeit. Jede Sekunde, die wir uns beeilen, um Zeit zu gewinnen, ist letztendlich verlorene Zeit. Wenn wir aber innehalten und verweilen, gewinnen wir herrliche Stunden."

Uns Zeit nehmen und ein wenig verweilen, das wollen wir an diesem Vormittag des zweiten Tages. Nach dem langen Bustag gestern genießen wir heute den geruhsamen Einstieg in
den Tag. Einige Gäste drehen erste Runden im Pool des Hotels, andere finden Freude an einem gemeinsamen Plausch, wiederum andere haben sich mit einem Buch zurückgezogen oder erkunden ganz einfach den kleinen Ort.
Punkt 12.00 Uhr treffen wir uns alle zum gemeinsamen Mittagessen. Dass wir uns ein wenig in Geduld üben müssen, bemerken wir schon bald, aber wir werden dafür mit einem sehr gutem Buffet und einem leckeren Essen belohnt.
So gestärkt machen wir uns im Anschluss auf nach Verona, in die Stadt der Liebe, in die Heimat von Shakespeares Romeo und Julia und natürlich in die Stadt der - jährlich dort im Sommer stattfindenden - Opernfestspiele.
Über die Autobahn erreichen wir schon bald unser Ziel und werden dort von Stefano, unserem Stadtführer, erwartet. Zuerst wollen wir der Stadt einmal "auf das Dach steigen". Vorbei an den alten Stadtmauern der Scaliger und Habsburger, vorbei an der Basilica di San Zeno, eine der bedeutendsten romanischen Kirchen Veronas (benannt nach dem 8. Bischof Veronas, der zugleich der Schutzpatron der Stadt ist), vorbei am Castelvecchio, der "Trutzburg" der Scaliger mit der zinnenbekrönten 120 m langen Brücke (Ponte Scaligero), die im Notfall als Fluchtweg dienen sollte, erreichen wir die Wallfahrtskirche "Nostra Signora di Lourdes" auf dem Hügel S. Leonardo. Der Blick von hier oben auf die in einer Schleife der Etsch/Adige liegenden Stadt ist einfach atemberaubend.
Nachdem wir uns von der Madonna di Lourdes den Segen für einen erlebnisreichen Tag in dieser geschichtsträchtigen Stadt geholt haben, fahren wir zurück in die Altstadt. Während dieser Fahrt genießen wir noch einmal den traumhaft schönen Blick auf die Altstadt von Verona und auf die sie umgebende Hügellandschaft. Wir lauschen dabei den recht lockeren Ausführungen Stefanos zur dramatischen Liebesgeschichte von Romeo und Julia, aber auch zur Geschichte der Stadt selbst. Durch die Stadt Verona, einst von den Römern gegründet, zogen im Laufe der Jahrhunderte viele Völker und sie alle hinterließen ihre Spuren. Neben den Römern und den Goten waren es vor allem die Scaliger, später die Venezianer (sie hatten ca. 400 Jahre die Herrschaft inne), aber auch die Habsburger, die der Stadt ihren Stempel aufgedrückt haben.
Nachdem wir auf unserer kleinen Stadtrundfahrt den Dom, die Kirche San Giorgio Maggiore mit der auffallend großen Kuppel und die inmitten eines kleinen, gepflegten Parks gelegenen Ruinen des Teatro Romano in Augenschein genommen haben, verlassen wir den Bus, um zu Fuß die Altstadt zu erkunden. Schnell schießen wir noch das eine oder andere Foto von der Steinbrücke "Ponte Pietra" (es ist die älteste über die Etsch) und der dahinter liegenden pittoresken Kulisse des "Colle di San Pietro" bzw. des "Colle S. Leonardo". Dank Stefano spazieren wir bei schweißtreibenden Temperaturen auf meist schattigen Wegen zu den Scaligergräbern. Diese Familie, die in ihrem Wappen eine Leiter (scala) trägt und der, der Dichter Dante Alighieri (er ist übrigens auf der Rückseite der italienischen 2-Euro-Münze zu sehen) in seiner "Göttlichen Komödie" ein Denkmal gesetzt hat, regierte ca. 100 Jahre in Verona. Ihre Regentschaft bescherte der Stadt und dem Gardasee eine kulturelle Blüte, war aber gleichzeitig geprägt von einer brutalen Unterdrückung.
Weiter führt uns der Weg zur Piazza dei Signori, einem Platz, der von herrlichen Palästen verschiedener Epochen umgeben ist und in deren Mitte "Herr Dante" thront.
Durch einen Mauerbogen, dem eine Walfischrippe den Namen gab (Arco della Costa), erreichen wir die Piazza delle Erbe, einst Römisches Forum, heute Marktplatz, aber zugleich auch Zentrum des städtischen Lebens. Hier wimmelt es nur so von Marktständen und dazwischen einher wuselnden Einheimischen und Touristen. So fällt es uns gar nicht leicht, den - bei den Veronesern so beliebten - kleinen Brunnen mit der römischen Statue, der "Madonna Verona" (gilt als Seele der Stadt), im Volksmund auch liebevoll "Madonnino" genannt, zu erspähen. Dafür fällt uns der am Ende des Platzes stehende, wunderschöne Barockpalast, der Palazzo Maffei, sofort ins Auge. Das Geschehen auf der Piazza beobachtet ein, auf einer Marmorsäule vor dem Palast stehender, geflügelter Löwe. Er erinnert an die Herrschaft Venedigs. Sehenswert ist aber auch die Häuserfront der "Casi dei Mazzanti", ausgestattet mit Fresken mythologischen Inhaltes. Vorbei am Palazzo della Ragione (oder auch Palazzo del Comune = Altes Rathaus) und dem alles überragenden Lambertiturm erreichen wir nach wenigen Schritten, immer dem Touristenstrom folgend, den Pilgerort aller Liebenden und Trostsuchenden - das Haus der Julia (Casa di Giuletta). Die Wände der Toreinfahrt sind übersät mit bunten Scraffitti, mit Gebeten, Liebeserklärungen, Wünschen mit Namen, Herzchen, Rosen und und und...Inmitten des "Herz-Schmerz-Getümmels" steht die grazile, bronzene Julia-Statue - "betatscht" und fotografiert von Millionen von Menschen aus aller Welt.
Nachdem wir gut durchgeatmet haben, schlängeln wir uns durch die stark bevölkerte Via Mazzini, Veronas Geschäftsstraße Nr. 1, und betreten am Ende der Straße die "große Bühne", die Piazza Brà, das touristische Zentrum der Stadt. Auf dem Listone, dem Flanierstreifen, der von vielen Cafés und zahlreichen Restaurants gesäumt wird, kann man gut sitzen, dabei "ein bisschen Leute gucken" und natürlich auch viel, viel Geld ausgeben...
Unser Augenmerk fällt sofort auf die Arena - schließlich wollen wir heute hier den Abend aller Abende erleben!
Da steht sie nun vor uns, die Arena - etwas unvollkommen, einfach, nicht prunkvoll, aber unheimlich faszinierend und die Piazza dominierend. Zwei Erdbeben haben ihre einstige Schönheit zerstört - den größten Teil der Außenmauer gibt es nicht mehr. Übriggeblieben ist ein Segment von vier Bögen, das von den Veronesern "ala" (Flügel) genannt wird. Die Arena, nach Rom und Capua das drittgrößte Amphitheater der Welt, war ursprünglich Schauplatz von Gladiatorenkämpfen, Tierhatzen, Turnieren und Hinrichtungen.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts werden hier Konzerte abgehalten und seit 1913 ist die Arena Stätte der jährlichen Opernfestspiele. Mehr als eine halbe Million Festspielbesucher (wir gehören nunmehr auch dazu!) strömen jeden Sommer in die Arena und damit ist Verona - lt. den Besucherzahlen - nach Salzburg der beliebteste Festspielort.
Die Opernfestspiele (in diesem Jahr sind es die 95.) wurden anlässlich des 100. Geburtstages von Giuseppe Verdi, dem bedeutendsten Opernkomponisten Italiens, ins Leben gerufen und mit AIDA eröffnet. Inzwischen wurde das Meisterwerk von Verdi 650mal aufgeführt (Stand 2016).
Bei den Zuschauern und Zuhörern in Italien kam die Oper ursprünglich nicht überall gut an. Die Oper, die anlässlich der Eröffnung des Kairoer Opernhauses von Verdi komponiert worden war, bezeichnete man vielfach als eine missglückte Oper, die bald in den Archiven vermodern würde. Der junge Richard Strauß gar bezeichnete die Musik als "scheußlich und als reine Indianermusik" und wären nicht die pompösen Bühnenbilder, so würden die Zuschauer kaum auf ihren Sitzen ausharren. Wir harren aus! Nachdem wir uns von Stefano verabschiedet und anschließend ein wenig gestärkt haben, schreiten wir voll freudiger Erwartung in die Arena - das Warten hat ein Ende. Ab sofort heißt es "Vorhang auf in der Arena von Verona"! Wir hören und sehen Verdis Oper AIDA mit Bühnenbildern analog der Erstaufführung von 1913. Am Ende der Vorstellung sind alle tief beeindruckt, von der Musik, aber noch mehr von den umwerfenden Bühnenbildern und der einmaligen Atmosphäre in der Arena. Es ist ein toller Einstieg in unseren Kulturmarathon. Beschwingt und gut gelaunt erreichen wir zu früher Stunde unser Hotel. Die Nacht ist kurz, sehr kurz...aber wie heißt es doch gleich:
Wenn ein schöner Tag vergangen, so freue dich auf den nächsten...

„Wie viel Schönheit empfängt das Herz durch die Augen." Leonardo da Vinci

Unserem Auge wird am heutigen Tag eine Menge Schönheit geboten.
Denn auf dem Programm steht ein Ausflug nach Gardone mit dem Besuch der Isola di Garda. Dafür müssen wir allerdings schon rechtzeitig aus den Federn - und das fällt nach dieser kurzen Nacht schon ganz schön schwer.
Nach einem reichhaltigen Frühstück mit einem "Schälchen Heeßen" (dem Muntermacher) fällt der Startschuss. Gut gelaunt steigen wir in den Bus und lassen uns von Frank zunächst wieder ein Stück durch die weitläufige Po-Ebene chauffieren. Schon bald tauchen am Horizont die Berge, die Brescianer Alpen, auf. Kurze Zeit später verlassen wir die Region Venetien, um eine weitere Region Italiens, die Lombardei, ein wenig zu beschnuppern.
Natürlich werden wir in den wenigen Stunden unseres Aufenthaltes nur einen winzig kleinen Teil dieser Region kennenlernen und dazu gehört u.a. auch ein Teil des Gardasees. Der "Lacus benacus", wie ihn die Römer einst nannten, lässt nicht lange auf sich warten. Vorbei an Salo, zum einen Geburtsort von Gasparo da Salò, dem Erfinder der Geige, zum anderen ca. 400 Jahre später, exakt von September 1943 - April 1945, Hauptstadt der faschistischen sozialen Republik Italiens, erreichen wir Gardone.
Von hier aus werden wir mit einem kleinen Schiff zur privaten Insel "Isola di Garda" gebracht. Auf der Insel, die einst Karl der Große, der Abtei San Zeno in Verona geschenkt hatte und die sich heute in Privatbesitz der Familie Borghese - Cavazza befindet, werden wir herzlich empfangen und zu einem Rundgang durch einen Teil der Parkanlagen und durch ein paar Gemächer der fürstlichen Villa mit anschließendem Imbiss, inklusive kleiner Weinverkostung, eingeladen. Wir genießen die "fürstliche" Einladung und lassen es uns auf der Terrasse der Villa richtig gut gehen. Am liebsten würden wir noch ein wenig verweilen, die Sonne und die phantastische Aussicht genießen und die Seele baumeln lassen. Doch wie sagt man doch gleich: Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören ... Also stechen wir wieder in See Richtung Gardone. Nachdem wir wieder festen Boden unter den Füßen haben, machen wir uns auf den Weg zum zauberhaften "Giardino Botanico Hruska - Heller" mit seinen über 2000 alpinen und tropischen Pflanzen von allen Kontinenten und klimatischen Zonen der Welt. Auf einer Fläche von ca. 10.000 qm hat der Arzt und Naturwissenschaftler Dr. Arthur Hruska, in den Jahren zwischen 1910 und 1971 eine Oase der Stille angelegt. 1988 erwarb der österreichische Multimediakünstler André Heller dieses Stück Land, inklusive der Villa, um ein "Zentrum des ökologischen Gewissens" zu schaffen. Die von kleinen Wasserfällen und Teichen, schmalen Brücken und verwunschenen Steigen durchzogene Anlage, versehen mit Kunstwerken und Skulpturen diverser Gegenwartskünstler, gefällt auch uns und lädt den ein oder anderen zu einer Verschnaufpause ein. Im Anschluss daran bummeln die meisten noch ein wenig entlang der Seepromenade.
Letztendlich war Gardone zu Beginn des 20. Jahrhunderts einmal das "NIZZA der Belle Epoque" am südwestlichen Seeufer des Gardasees.
Danach bringt uns Frank ins Hotel zurück, wo wieder ein wohlschmeckendes Abendessen auf uns wartet. Während der Großteil der Gäste das Essen und auch den Abend in aller Ruhe genießen kann, machen sich die anderen auf den Weg in die ARENA. Heute steht Puccinis "Tosca" auf dem Programm und - wir werden wieder nicht enttäuscht! Auch diese Aufführung hat uns sehr gut gefallen.
Und wieder gehen wir "früh" ins Bett... mit der Vorfreude auf den neuen Tag!

"Leben bemisst sich nicht an der Zahl unserer Atemzüge, sondern an den Momenten, die uns des Atems berauben"

Ob heute, der vorletzte Tag unserer Reise, uns wohl wieder derartige Momente bieten kann? Zumindest bietet er uns an diesem Morgen ein Stündchen mehr Schlaf - und das ist auf jeden Fall schon einmal eine gute Ausgangsbasis.
Nach einem, wieder recht reichhaltigen - gar nicht typisch italienischen - Frühstück fahren wir "über Land" in das relativ naheliegende Valeggio sul Mincio, um dem "Parco Giardino
SIGURTÀ" einen Besuch abzustatten. Wir haben keine Vorstellung, was uns hier erwartet. Aber schon kurz nach dem Betreten der weitläufigen Anlage sind wir hin und weg, geradezu überwältigt...und beim Spaziergang durch diesen Garten/diesen Park spüren wir des Öfteren diese Momente, die uns des Atems berauben... Ich glaube, der Patrizier, der Anfang des 15. Jahrhunderts hier ein kleines Stück Land kaufte, käme aus dem Staunen nicht heraus, wenn er sehen würde, was Dr. Carlo Sigurtà aus Mailand, der den im Laufe der Jahrhunderte gewachsenen Besitz 1941 kaufte, in den folgenden drei Jahrzehnten daraus "gezaubert" hat.
Der seit 1978 der Öffentlichkeit zugängliche Garten/Park wurde zwischenzeitlich 2013 als schönster Garten Italiens und 2015 als zweitschönster Park Europas ausgezeichnet. Wir genießen die nahezu himmlische Ruhe im Park, die Farbenpracht der Pflanzen und das Barfußgehen auf der Wiese (man darf tatsächlich über die Wiese laufen - unsere Füße laufen wie auf einem Teppich - sie scheinen zu jubeln - denn es tut einfach nur gut!).
Vom Park aus haben wir nicht nur einen bezaubernden Blick auf die Reste einer nahegelegenen Scaligerburg, sondern auch auf den Borghetto Valeggio sul Mincio, den Damm, den Gian Galeazzo Visconti 1393 über den Fluss Mincio hat bauen lassen, allein mit dem Ziel, der Stadt Mantua, das Wasser abzugraben. Ein nutzloses Bauwerk, es kostete eine Menge Goldgulden, wurde aber zu dieser Zeit nicht in Gebrauch genommen.
Nur ungern verlassen wir den Park/Garten, dieses kleine Paradies, aber mit dem Besuch von Sirmione haben wir noch einen weiteren erlebnisreichen Programmpunkt, bevor am Abend wieder die "Arena ruft".
Von Valeggio aus fahren wir mit dem Bus streckenweise über eine ehemals blutgetränkte Erde. Hier fanden Mitte des 19. Jahrhunderts blutige Schlachten statt. Ich erinnere nur an die Schlacht von Solferino, in deren Folge sich der Schweizer Kaufmann Henry Dunant für die Bildung des Roten Kreuzes sehr stark engagierte.
Nach dem Verlassen der Po-Ebene erreichen wir die, vom römischen Dichter Catull (in Verona geboren) so viel geliebte und besungene Halbinsel Sirmione. Überwältigt vom Anblick der imposanten Scaligerburg passieren wir voller Neugierde das Stadttor und reihen uns mit großen Erwartungen in den Strom der zahlreichen Touristen ein. Und wir werden nicht enttäuscht - faszinierende, übergroße, farbenfrohe Eisberge erwarten uns rechts und links der Gasse und ziehen uns geradezu magisch an. Wer kann da schon widerstehen? Individuell erkunden wir dann diese kleine Ortschaft, die einst auch die berühmte Maria Callas als Rückzugsort bevorzugte. Bei aller Begeisterung über diesen hübschen Ort mit seinen kleinen Gassen, kleinen idyllischen Plätzen, schattigen Trattorien, feinen Hotels mit gepflegten Kuranlagen, kleinen Geschäften und der imposanten Burg heißt es für uns nach einer etwa zweistündigen Schnuppertour "Arrivederci Sirmione".
Zurück im Hotel bleibt nur Zeit für eine kleine "Katzenwäsche" oder einen Sprung in den Pool - dann heißt es wieder "auf, auf nach Verona".
Im Restaurant "San Matteo Church" (einer ehemaligen Kirche) werden wir heute zum Abendessen erwartet. Danach schreitet ein Großteil der Gäste noch einmal, ein letztes Mal, zur Arena, die restlichen gehen zur vereinbarten Zeit zum Bus, der sie ins Hotel zurück bringt.
In der Arena, die heute nahezu ausverkauft zu sein scheint, herrscht an diesem lauen Sommerabend ein buntes, ein reges Treiben und eine schöne Atmosphäre. Dann beginnt die Vorstellung: Die Arena di Verona präsentiert Verdis Oper "Nabucco" in einem neuen Gewand, sprich: einer Neuinszenierung. Der französische Opernregisseur Arnaud Bernard hat sich getraut, er hat es gewagt (für Veroneser Verhältnisse geradezu Unerhörtes), den Opernklassiker zu "entschlacken" und die Handlung in die Besatzungszeit Italiens im 19. Jahrhundert zu verlegen. Er politisiert die Oper damit zu einem Statement gegen die Donaumonarchie.
Die Aufführung ist nicht nur szenisch überragend, sondern auch musikalisch top! Die junge slowenische Sopranistin Rebeka Lokar als Abigaille ist einfach umwerfend, aber auch die anderen brillieren mit hervorragenden Stimmen (man bedenke, die Sänger singen ohne Mikrofon und Verstärker!).
Ja, es war noch einmal ein schöner Abend, ein gelungener Abschluss unseres Kulturmarathons. Glücklich und zufrieden fallen wir in dieser Nacht in die Betten... und nur ein paar wenige Stunden später heißt es:

Time to say good bye...

Mit Andrea Bocelli im Ohr nehmen wir heute Abschied von Verona, Abschied von "Bella Italia". Ein wenig traurig sind wir schon, denn es war wirklich schön und sicher gäbe es noch eine Menge zu entdecken - doch das heben wir uns auf für ein nächste Mal...
Ich hoffe (und bin mir nach den geführten Gesprächen auch sicher), dass Ihnen diese Reise ebenso gefallen hat wie mir und Sie sich mit diesem Ausflug in die Welt der Oper auch einen kleinen Traum, einen lang ersehnten Wunsch erfüllt haben.
Die Aufführungen waren meines Erachtens alle großartig und brillierten auf unterschiedliche Weise. Verdis AIDA mit imposanten, ganz bombastischen Bühnenbildern und Puccinis "Tosca" mit sehr guten Stimmen. Das Highlight für mich war die Neuinszenierung von Verdis Oper "Nabucco".
Insgesamt gesehen war die Reise eine gute Mischung von Kultur und Natur. Ich würde sie jederzeit gern wieder unternehmen und wer weiß, vielleicht gibt es auch unter Ihnen einen "Wiederholungstäter"?
Ich bedanke mich bei Ihnen für sehr angenehme Tage, es hat mir sehr viel Freude bereitet, mit Ihnen zu reisen. Bleiben Sie gesund und weiterhin reisefreudig - dann sehen wir uns vielleicht noch einmal wieder! Denn:
So viel ist sicher - Reisen tut immer gut (Voltaire).
Viel Freude beim Lesen und "alla prossima volta" - bis zum nächsten Mal!
Ihre
Walburga Lindner

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Es war eine wunderschöne und bestens organisierte Reise. Eine so tolle Reisebegleitung wie Frau Lindner haben wir auf allen bisherigen Fahrten, und das waren schon ein Menge, noch nicht erlebt. So viel Wissenswertes entlang der Strecke machten auch die lange Busfahrt zu einem Vergnügen.
Schade, dass die Zeit so kurz war.
Ines Lehmeier, Brigitte und Lothar Zimmerling aus Erfurt

Zimmerling/Lehmeier
05.10.2017

Es war eine wunderschöne und bestens organisierte Reise. Eine so tolle Reisebegleitung wie Frau Lindner haben wir auf allen bisherigen Fahrten, und das waren schon ein Menge, noch nicht erlebt. So viel Wissenswertes entlang der Strecke machten auch die lange Busfahrt zu einem Vergnügen.
Schade, dass die Zeit so kurz war.
Ines Lehmeier, Brigitte und Lothar Zimmerling aus Erfurt

Zimmerling/Lehmeier
05.10.2017

Für mich war es eine Traumreise. Das Wissen von Frau Lindner, Reiseleiterin, war beeindruckend und somit habe ich sehr viel geschichtlichen Hintergrund aus der Region erfahren. Die Unterkunft hat mir sehr gut gefallen; wunderschöne Landhaus Atmosphäre. Ach.... was soll ich sagen......ES WAR EIN TRAUM
Christine Eiteljorg-Pannen

Christine Eiteljorg-Pannen
23.11.2017