Reisebericht: Rundreise zu den Höhepunkten in Jordanien

25.03. – 01.04.2023, 8 Tage Amman – Jerash – Mose–Berg Nebo – Kreuzritterburg Kerak – Felsenstadt Petra – Jeeptour im Wadi Rum – Totes Meer


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Jeder hat sicher schon von der sagenumwobenen Felsenstadt Petra gehört, die von den Nabatäern vor über 2000 Jahren gebaut wurde. Auf diese Erkundung sind wir sehr gespannt. Allerdings wollen wir auch mal ausprobieren, ob man im Toten Meer wirklich gemütlich Zeitung lesen kann, ohne unterzugehen. Im Wadi Rum werden wir die Wüstenlandschaften und Felsformationen genießen und in der Hauptstadt Amman das Flair des Orients erleben. Wir freuen uns auf eine tolle Reise in den Norden der arabischen Halbinsel ...
Ein Reisebericht von
Simone Willner
Simone Willner

Anreise nach Amman

Der eine Teil der Gäste fliegt morgens von Dresden nach Frankfurt und die restlichen stoßen am Abfluggate der Lufthansa in der Mainmetropole zur Gruppe. Drei Gäste fliegen mit der Royal Jordanian und sind bereits eine Stunde vor uns in Amman angekommen. Wir werden von Mahmoud, unserem Reiseleiter herzlich begrüßt und fahren nach dem Erledigen der Einreiseformalitäten und der Kofferabholung in unser Hotel. Da es durch die Zeitverschiebung und die Flugverspätungen bereits spät am Abend ist, sind die meisten Gäste kurz nach der Ankunft müde und wir wollen ja schließlich für morgen fit und munter sein, wenn uns antike römische Stätten und alte Burgen erwarten. Also heißt es erstmal: gute Nacht...

Ajlun und Jerash

Nach dem leckeren und üppigen Frühstück beschließen wir, heute nicht die eigentlich geplanten Wüstenschlösser zu besuchen. Es hat für jordanische Verhältnisse in den letzten Tagen zu viel geregnet und zu viel Wasser bedeutet in der Wüste immer Gefahr. So fahren wir in den Norden des Landes nach Ajlun.

Die Landschaft, die während der Fahrt an uns vorbeizieht ist typisch mediterran. Die Hügel sind mit Pinien und Steineichen bewachsen. In den Tälern stehen unzählige Oliven- und Feigenbäume, alles um uns herum ist üppig grün, die Vögel zwitschern munter, Bienen und Hummeln tummeln sich in rotem Mohn und gelbem Raps. Ein Augen- und Ohrenschmaus für unsere vom langen deutschen Winter strapazierten Gemüter.

Nach etwa einer Stunde erreichen wir das kleine Städtchen Ajlun. Unser Ziel ist die unter Sultan Saladins Herrschaft 1184 errichtete Festung hoch oben auf einem Hügel. Sie wurde vor allem aus militärischen Gründen gebaut, um von hier oben aus die Verbindungen zwischen Damaskus und dem südlichen Jordanien zu bewachen und Pilger- und Handelskarawanen zu schützen. Zusätzlich diente die Anlage zur Bewachung der nahe gelegenen Eisenbergwerke, die für die Herstellung von Waffen unerläßlich waren. Unter der Herrschaft der auf Saladin folgenden Mamelukken-Gouverneure wurden ein neuer Turm und ein weiteres Tor errichtet, sie dienten vor allem dem besseren Schutz vor den immer wieder einfallenden Kreuzfahrerheeren. Nachdem Mongolen im 13. Jahrhundert über das Gebiet herfielen, mußten wiederum Restaurierungsarbeiten durchgeführt werden.

Rund um die Burg zieht sich ein Graben, der einst die erste Verteidigungslinie bildete, durch die Türme konnte man die Umgebung hervorragend überblicken und von hier aus warf man im Falle eines Angriffs auch die berüchtigten Feuerbälle auf die Feinde ab. Durch Gußöffnungen über den Haupttoren goß man schon mal heißes Wasser oder Öl auf die Eindringlinge, oder wahlweise schleuderte man Steine auf feindliche Soldaten. Durch die wehrhafte Anlage war man auf diesem tausend Meter hoch gelegenen Hügel mehrere Jahrhunderte gut geschützt und die Ruine ist heute noch ein eindrucksvolles Beispiel islamischer Militärarchitektur.

Wir spazieren mit Mahmoud durch die erhaltenen Gewölbe, schauen uns die eindrucksvoll großen Steinkugeln an und blicken von den Türmen in die liebliche Umgebung von Ajlun. Zum Abschied wird uns arabischer Kaffee mit Kardamom am Ausgang gereicht und wir fahren weiter ins unweit gelegene Jerash.

Diese Stadt ist eine beeindruckende Mischung aus griechisch-römischen und orientalischen Einflüssen und jetzt im Frühling ist die perfekte Jahreszeit, um die Ausblicke in die umliegenden Hügellandschaften so richtig zu genießen. Bei diesen grandiosen Ausblicken wundern wir uns nicht, daß die archäologische Stadt Jerash seit über 6500 Jahren bewohnt ist.

63 v. u. Z. wurde sie von General Pompeius erobert und kam unter römische Herrschaft. Bis heute genießt die Anlage den Ruf, eine der besterhaltenen römischen Stätten der Welt zu sein..

Wir beginnen unseren Rundgang am imposanten Hadriansbogen. Die Bürger der Stadt erbauten ihn zu Ehren des römischen Kaisers Hadrian, der die Stadt 129 n. u. Z. besuchte. Mit seinen 37 Metern Breite und 21 Metern Höhe ist er der größte dieser Art im ganzen römischen Reich. Nach dem Durchschreiten flanieren wir auf der Straße nach Philadelphia (einstiger Name von Amman) entlang und bewundern den Komplex des Artemis-Heiligtums. Mitten in der Anlage treffen wir einen Hirten, der seine Schafe und Ziegen zwischen den ganzen antiken Säulen und Kapitellen grasen läßt. Was für eine eindrucksvolle Stätte!

Nach unserer Besichtigung verspüren wir nun Appetit und so kommt Mahmouds Ankündigung eines Mittagessens in der Nähe genau richtig. Am Büffet gibt es verschiedene Salate, Hummus (Kichererbsenpürree), Auberginenmus, Bulgur mit schwarzem Sesam, frisch im Holzofen gebackenes Fladenbrot, Ajwar (scharfe Paprikapaste), Hühnchen und natürlich die berühmten jordanischen Süßspeisen. So genießen wir unser Mahl mit einer bezaubernden Aussicht auf die malerische Umgebung, bevor wir uns auf den Rückweg in die Hauptstadt machen.

Einige Gäste nutzen die frühe Rückkehr, um die Hauptstadt des Königreiches auf eigene Faust zu erkunden und anderen steht der Sinn eher nach einem Mittagsschläfchen. Erst zum Abendessen treffen wir uns wieder und lassen den eindrucksvollen ersten Tag in diesem gastfreundlichen kleinen Land auf der arabischen Halbinsel ausklingen.

Morgen freuen wir uns nun auf die Wüstenschlösser ...

Amman und die Wüstenschlösser

Morgens brechen wir gen Osten auf. Wir wollen heute die Wüstenschlösser besuchen, die nah an der Grenze zu Saudi Arabien liegen.

Zuerst fahren wir allerdings erstmal durch Amman, die Hauptstadt des Königreiches, die sich in den letzten zehn Jahren zu einer Metropole mit immerhin 4,3 Millionen Einwohnern ausgedehnt hat. Beeinflußt von den alten Griechen und Römern sowie der frühislamischen Kultur ist das weltoffene Amman heute voller Überraschungen und zählt zu den modernsten Städten der gesamten arabischen Welt. Bereits 7.250 v. u. Z. gegründet, wuchs die Stadt immer weiter und heutzutage ist die Altstadt ein Mix aus modernen Cafés, traditionellen Läden, Graffitis und klangvoller Straßenmusik. Im neuen Teil der Stadt ragen moderne Hochhäuser hoch hinaus, die an die Kulissen von Abu Dhabi oder Doha erinnern.

Den besten Blick auf die gesamte Stadt hat man vom 840 Meter hohen Zitadellenhügel. Hier auf dem Jebel al Qala´a wurden Tempel der Umayyaden, Byzantiner, Römer, Assyrer, Babylonier und Perser errichtet. Besonders gut zu erkennen sind die Reste eines römischen Tempels und einer byzantinischen Basilika. Die Zisterne wurde von den Umayyaden gegraben. Außerdem befindet sich auch das erste Nationale Archäologische Museum mit wertvollen Artefakten, die in Amman gefunden wurden, auf diesem Plateau.

Wir spazieren rundherum und genießen die Ausblicke auf die alten und neuen Teile der Hauptstadt und schießen etliche Erinnerungsfotos vor dieser imposanten Kulisse.

Danach machen wir uns auf den Weg nach Osten und fahren die nördliche Hauptstraße in Richtung der Grenze zu Saudi Arabien. Sobald wir die Ausläufer Ammans hinter uns gelassen haben, ändert sich die Landschaft. Das Grün wird weniger, die Straße führt schnurgerade durch steinige Wüste mit wenigen kleinen Büschen und einigen angepflanzten Eukalyptusbäumen. Vereinzelt ragen Felsen aus der flachen Landschaft. Wir können gut erkennen, daß es in den letzten Tagen ausgiebig geregnet hat, da noch etliche Wasserstellen zu sehen sind.

Im 8. Jahrhundert wurden in der Gegend um Al Azraq bemerkenswerte Paläste, Badehäuser und Jagdschlösser von umayyadischen Prinzen errichtet. Die Kalifen der Dynastie der Umayyaden machten Damaskus 661 zu ihrer Hauptstadt. Ihre "Schlösser" waren nicht nur Landsitze für Erholung und Feste, sondern dienten auch dem politischen Austausch mit lokalen Stämmen und natürlich der Landwirtschaft und dem Handel. Z

Zuerst schauen wir uns das Fort Qasr al Azraq aus schwarzem Basalt an, es liegt strategisch günstig in der Mitte einer Oase und einer der wichtigen Handelsrouten durch die Wüste. Seit es von den Römern im 3. Jahrhundert u. Z. gegründet wurde, ist es in ständiger Benutzung gewesen. Der umayyadische Khalif Walid II ließ es zu seiner bevorzugten Jagdresidenz umbauen, aus dieser Zeit stammen der noch zu erkennende Pferdestall und die im Hof liegende Moschee. Im 16. Jahrhundert waren osmanische Garnisonen hier stationiert und während der Revolte gegen das osmanische Reich diente die Anlage dem britischen Offizier T. E. Lawrence, bekannter als Lawrence von Arabien, als Winterquartier. Hier wurden 1918 die Militäroperationen vorbereitet, die im Oktober desselben Jahres zur Einnahme von Damaskus führten.

Qusayr Amra, was wir als nächstes besuchen, ist mit Abstand das beeindruckendste der insgesamt 14 Wüstenschlösser. Wahrscheinlich wurde die Anlage mit einem Hamam zwischen 730 und 740 von Kalif Walid II errichtet. Zum Komplex gehören ein Brunnen, eine Empfangshalle und ein Badekomplex mit Umkleideraum und warmen und heißen Kammern. Alle Räume sind mit üppigen und figurativen Wandbildern bemalt. Sehr erstaunt sind wir, mitten in einem muslimischen Land, Fresken mit splitternackten Frauen beim Bade zu sehen und noch erstaunlicher ist die Toleranz der Bewohner, diese ihren religiösen Vorstellungen völlig widersprechenden Malereien über die Jahrhunderte nicht zu zerstören. Seit 1985 zählt diese Anlage zum UNESCO Weltkulturerbe.

Bevor wir uns ein weiteres dieser Wüstenschlösser anschauen, sind wir bei einer einheimischen Drusenfamilie zum Essen eingeladen. Die Dame des Hauses serviert uns Salat mit Joghurt und einen riesigen umgestürzten Topf, aus dem ein aromatischer Duft von Kardamom und Kurkuma aufsteigt. Wir schlemmen Reis mit Bohnen, Gemüse und Hühnchen und danken der Köchin zum Abschluß für ihr gelungenes und sehr schmackhaftes Mahl.

Als letztes Wüstenschloß besuchen wir Qasr al Harrana aus dem Jahre 710. In der Mitte der Südfassade befindet sich das einzige Eingangstor, . und an jeder Ecke des fast quadratischen Baus stehen abgerundete Türme. In den Gemäuern gibt es kleine Schlitze, die wie Schießscharten wirken, aber wohl eher als Fensteröffnungen und Belüftung gedient haben. Wahrscheinlich hat man hier einstmals politische Treffen zwischen umayyadischen Herrschern und den Führern lokaler Stämme abgehalten und das Gebäude als repräsentativen Palast genutzt.

Nach unseren Wüstenerkundungen machen wir uns auf den Rückweg, halten aber noch an einem Laden, in dem man Nüsse und Trockenfrüchte feil bietet. Die Preise dafür sind in Deutschland in den letzten zwei Jahren in die Höhe geschnellt und so decken wir uns hier mit Studentenfutter aller Art ein.

In Amman wälzt sich der tägliche zähe Nachmittagsverkehr durch die wenigen breiten Straßen und wir kommen nur schleppend vorwärts, haben dafür aber umso mehr die Gelegenheit, die Schaufenster der Läden entlang der Straßen zu studieren und den Jordaniern bei ihren Alltagsverrichtungen zuzusehen. Auf den Bordsteigen stehen etliche fliegende Händler, die Erdbeeren, Mandeln, frisch gepresste Säfte und allerlei Gemüse und Obst anbieten. In den Fleischerläden hängen ganze Lämmer in den Schaufenstern, zwischen Supermärkten und Apotheken erblicken wir Autohändler mit halben Autos vor ihren Werkstätten. Ob da wohl aus zwei vor der Tür stehenden halben Vehikeln ein neues Fahrzeug gemacht wird?

Am frühen Abend erreichen wir endlich unser Hotel und schon bald gibt es Abendessen.

Morgen werden wir Amman verlassen und eine lange Fahrt gen Süden steht uns bevor ...

Berg Nebo, Madaba, Kerak

Heute müssen wir Amman bereits verlassen. Am Morgen halten wir aber noch an der größten Moschee, die König Abdullah I. geweiht ist. Die Damen der Gruppe bekommen lange schwarze Gewänder und gemeinsam mit Mahmoud besichtigen wir das Gotteshaus.

Im Vergleich zu den Emiraten oder der Türkei ist diese Moschee recht schlicht und schnörkellos. Sie bietet 3000 Betenden Platz und vor der Gebetsnische erklärt uns Mahmoud die fünf Säulen des Islam, also die Verpflichtungen, die jeder Moslem hat: 1. Bekenntnis zu Gott, 2. tägliche Gebete, 3. Pilgerfahrt, 4. Fasten und 5. Zahlung der Armensteuer).

Die Damen dürfen im Anschluß noch einen Blick in den Frauengebetsraum werfen und kurz darauf fahren wir weiter Richtung Süden.

Nachdem wir an üppig grünen Tälern mit unzähligen Olivenbäumen vorbei gefahren sind und Kamele auf sattgrünen Wiesen gesehen haben, halten wir auf dem Plateau eines Berges. Es ist nicht irgendein Berg, sondern der biblische Berg Nebo. Er erhebt sich im äußersten Westen Jordaniens, nahe der Grenze zum Westjordanland. Auf dieser 808 Meter hohen Erhebung kann man hinunter bis zum Toten Meer und nach Israel ins Jordantal blicken. Auf dem Plateau steht eine der ältesten Kirchen der Welt. Obendrein wird der Berg im Alten Testament erwähnt und man fühlt sich sozusagen wie beim Anblick des gelobten Landes. Moses soll hier oben auf dem Berge im hohen Alter verstorben sein, allerdings hat man sein Grab bis heute nicht gefunden. Im Jahre 2000 stattete sogar Papst Johannes Paul II. diesem Plateau einen Besuch ab und die Fotos, die damals gemacht wurden zieren die Wände der Museumsausstellung.

Am Fuße des Berges liegt die kleine Stadt Madaba, die seit sage und schreibe viereinhalb Jahrtausenden von Menschen bewohnt ist und ebenfalls in der Bibel erwähnt wird. Hier steht noch eine mehr als 2000 Jahre alte Krypta, über welcher vor 100 Jahren die Kirche Johannes des Täufers errichtet wurde. In der Krypta sind noch antike Mosaiken und ein Brunnen aus der Zeit der Moabiter erhalten geblieben.

Wir schauen uns staunend das in der Sankt Georgs Kirche befindliche berühmte Bodenmosaik an, welches eine tausendfünfhundert Jahre alte Landkarte des heutigen Palästina zeigt. Man kann den Sinai, Jerusalem, Bethlehem und den Jordan so gut erkennen, daß man meint, man hätte eine gezeichnete Karte vor sich.

Nach so viel Kultur haben wir Hunger bekommen und laufen zu einem unweit der Kirche gelegenen Restaurant, wo man uns sehr schmackhafte Vorspeisen und leckeres Hühnchen und Rindfleisch mit Gemüse serviert.

Da wir heute noch bis Petra fahren müssen und die restliche Strecke lang ist, bleibt zum Leidwesen der Damen leider keine Zeit für einen ausgedehnten Shoppingbummel in den unzähligen kleinen Lädchen von Madaba. So fahren wir weiter und erreichen am Nachmittag den sogenannten Grand Canyon von Jordanien. Er liegt in einem fruchtbaren Tal im Wadi al-Mujib direkt an der Königsstraße, die von Amman nach Aqaba am Roten Meer führt. Dieser Canyon liegt im tiefstgelegenen Naturschutzgebiet der Welt und bietet einen atemberaubenden Anblick, obendrein ist er beliebt bei Wanderern und Kletterern. Wir schießen etliche Panoramafotos und genießen die tolle Aussicht, bevor wir weiter zur Kreuzritterburg von Kerak fahren.

Diese berühmte Festung wurde Mitte des 12. Jahrhunderts von den Kreuzrittern erbaut und war die Basis für die unbarmherzigen und grausamen Feldzüge des Fürsten Raynald von Chatillon. Sie hielt mehreren muslimischen Belagerungen stand, fiel aber 1187 in die Hände von Sultan Saladin. 1264 geriet sie unter die Herrschaft des Mamlukkenherrschers Baibars, wurde grundlegend erneuert und durch noch stärkere Befestigungsanlagen und einen Wehrturm erweitert. Wir schreiten durch die dunklen Gewölbe und Gemäuer und können uns kaum vorstellen, wie diese Ritter im Mittelalter diese enormen Strecken und Reisestrapazen auf sich nahmen, nur um einmal in Jerusalem stehen zu können.

Es ist spät geworden und wir haben noch ein gutes Stück Weg vor uns, daher müssen wir die Anlage verlassen. Am Abend erst erreichen wir Petra, die legendäre einstmalige Hauptstadt der Nabatäer. Zum Abendessen lassen wir die vielen Eindrücke Revue passieren und begeben uns heut zeitig zur Ruhe, da wir so gespannt auf die Besichtigung der Felsenstadt morgen sind ...

Felsenstadt Petra und Nachtspaziergang durch Petra

Der absolute Höhepunkt einer Jordanienreise ist natürlich der Besuch der Felsenstadt Petra. Kein anderer Ort in Jordanien ist so berühmt und weltbekannt.

Noch unglaublicher ist die Tatsache, daß die Siedlung mehr als 2000 Jahre alt ist. Beduinen haben bis 1963 in den Höhlen von Petra gelebt, bis sie 1964 umgesiedelt wurden. Seit 1985 gehört das gesamte Areal zum UNESCO Weltkulturerbe.

Am Morgen bei schönstem Wetter laufen wir zum Eingang, der keine fünf Minuten Fußweg von unserem Hotel entfernt liegt.
Wir flanieren die enge Schlucht entlang, die etwa 1,6 km lang ist und deren Felswände rechts und links bis zu 100 Meter hoch ragen. Am Ende der Schlucht stößt man nach vielen Windungen ganz überraschend auf das sogenannte Schatzhaus Al Kahzneh, dessen 40 Meter hohe Fassade wie ein Kunstwerk aus dem roten Fels gemeißelt wurde.

Das Volk der Nabatäer erbaute dieses Wunder aus Stein und Petra war die Hauptstadt ihres Reiches. Im Wadi Musa gelegen liegt der gesamte Talkessel auf halben Weg zwischen dem Golf von Akaba und dem Toten Meer im Südwesten Jordaniens.

Bereits Lawrence von Arabien schwärmte einst von einer Felsenstadt und schrieb: "Petra ist der herrlichste Ort der Welt. Jede Beschreibung ist sinnlos, da sie der Wirklichkeit nicht gerecht werden könnte."

Wir posieren vor dem Schatzhaus vor den Kamelen und vor der unglaublich beeindruckenden Felskulisse und Mahmoud hat seine liebe Müh, uns alle wieder einzusammeln und zum Weitergehen zu motivieren.

Vom Schatzhaus aus laufen wir in die äußere Schlucht und zur Fassadenstraße, an der sich Königsgräber und ein römisches Theater befinden. Die in den Fels geschlagenen Gräber und Gebäude von Petra sind ein Wunderwerk der Architektur, detailreich verziert und herrlich anzusehen. Wiederentdeckt wurde dieses Wunder am 22. August 1812 von einem Schweizer namens Johann Ludwig Burckhardt während seines Aufenthalts im Orient.

Wir laufen am Theater vorbei, bewundern die fein säuberlich aus dem Fels gehauenen Wasserkanäle, die ein Leben hier überhaupt erst möglich machten und als die Schlucht schmaler wird nehmen wir alle in einem Café Platz und gönnen uns erstmal etwas zu essen und zu trinken.

Die Rundumblicke sind umwerfend und nun freuen sich alle Gäste auf die Nachmittagsfreizeit, die jeder in seinem Tempo und nach seinem Gusto in der Felsenstadt verbringen kann.

Erst zum Abendessen treffen wir alle wieder zusammen und tauschen die tollsten Bilder und die besten Geschichten aus.

Natürlich sind die Kulisse der Schlucht und das Schatzhaus besonders am Abend reizvoll und so entschließen sich die meisten Gäste, die sogenannte Lichterwanderung durch die Schlucht mitzumachen, wobei unendlich viele Kerzen am Wegesrand aufgestellt werden und vor dem Schatzhaus Geschichten bei Kerzenschein erzählt werden. Die Felswände werden in verschiedenem Licht angestrahlt und beduinische Klänge dringen an unsere Ohren. Es ist spät geworden, bis wir ins Hotel zurückkehren. Ein unvergeßlicher Tag geht zu Ende.

Morgen werden wir ans Tote Meer fahren aber heute wollen wir noch jede Minute in Petra genießen ...

Wadi Rum, Fahrt ans Tote Meer

Es hat sich merklich abgekühlt und wir verlassen Petra bei kühlen zwölf Grad in Richtung Wadi Rum. Von der Straße, die aus Petra herausführt haben wir nochmals grandiose Ausblicke auf das Wadi Musa.

Die Szenerie rundum erinnert uns doch sehr an die Landschaftsbeschreibungen von Karl May und spontan hören wir uns die berühmte Melodie der Winnetou-Verfilmung an. Das zeigt sofort Wirkung und wir haben ganz besonders Glück. Es gibt noch einen kurzen befahrbaren Streckenabschnitt der einstigen Hijazbahn, die zwischen 1900 und 1908 von den Osmanen erbaut wurde. Heute sind nur noch Etwa 26 Kilometer der Schienenstränge in Jordanien erhalten und Besucher können eine Dampflockfahrt mit der liebevoll sanierten Originallock unternehmen. Und als wir gerade den Winnetouklängen lauschen, taucht genau neben unserem Bus die Dampflock auf! Was für ein Erlebnis in dieser Kulisse!

Am Vormittag erreichen wir eine Karawanserei am Wadi Rum, wo uns schon zwei offene Jeeps erwarten, die mit uns eine Spritztour zu den Höhepunkten des Wadis machen.

Dieses Trockental ist ein vor knapp 30 Millionen Jahren entstandenes Wüstental im Süden Jordaniens an der Grenze zu Saudi Arabien. Auf rund 750 Quadratkilometern Fläche bezaubern die einzigartige Landschaft, die Stille, die Einsamkeit und die bemerkenswerten Farbspiele des Standes und der Felsen.

Das "Tal des Mondes", wie das Wadi Rum auch genannt wird, erstreckt sich auf rund 100 km Länge und auf bis zu 60 km Breite. Heutzutage ist es gleichzeitig Naturschutzgebiet und Nationalpark. Es gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Noch heute leben hier Beduinen, die mit Zelten und Kamelen umherziehen und in kleinen Dörfern zu Hause sind.

Wir starten unsere Fahrt im weichen Sand, der rot und gelb schimmert. Die Ginsterbüsche blühen gerade weiß und viele lilafarbene Blümchen überziehen den Wüstenboden. Darüber erheben sich zerklüftete und wie aufgetürmt erscheinende Felsen. Obendrein haben wir heute einen azurblauen Himmel ohne ein einziges Wölkchen.

Wir gleiten durch den Sand und machen an besonders spektakulären Aussichtspunkten Halt, damit wir fotografieren oder mal auf einem Kamel posieren können. Etwas neidvoll blicken wir auf die Wüstencamps, in denen Gäste mitten in der Stille und Einsamkeit übernachten können und stellen uns vor, wie gigantisch hier der Anblick des Sternenhimmels bei Nacht sein muß.

Nach dieser spektakulären Fahrt kehren wir zur Karawanserei am Eingang des Wadis zurück, wechseln wieder auf den großen Bus und fahren in Richtung Norden.

Nach etwa dreieinhalb Fahrstunden erblicken wir es: endlich: das TOTE MEER. Es liegt 430 Meter unter dem Meeresspiegel und ist damit der tiefste Punkt der Erde. Der Salzgehalt beträgt sage und schreibe 30 Prozent und ist damit etwa zehn Mal höher als bei normalem Meerwasser. Dieser Fakt ermöglicht überhaupt erst das einzigartige Treiben auf der Wasseroberfläche, was jeder von Fotos kennt: Menschen, die ganz entspannt im Wasser auf dem Rücken liegen und Zeitung lesen. Auf der anderen Seite des Ufers zeichnet sich die Kulisse von Israel ab.

Als wir im Mövenpickhotel ankommen, ist es bereits Abend und wir können es gar nicht fassen: Es regnet! Also gehen wir schnell ins Restaurant und genießen das üppige Büffet und die einheimischen Weine und Biere.

Morgen werden wir den legendären Jordan besuchen und an dem Ort stehen, wo Jesus einst getauft wurde ...

Bethanien und Totes Meer

Wo sind die schönen Tage hin? Wir können es nicht glauben, daß dies heut bereits unser letzter Tag im schönen Jordanien ist.

Nach dem Frühstück wollen wir uns auf die Spuren der Bibel begeben und fahren an die Ufer des Jordan nach Bethanien oder auf arabisch Al-Maghtas. Diese archäologische Stätte am östlichen Ufer des Flusses etwa neun Kilometer nördlich des Toten Meeres ist für alle Christen der Welt von immenser Bedeutung. Sie gilt als der Ort, an dem Jesus von Nazareth von Johannes dem Täufer getauft wurde. Über Jahrzehnte disputierte man darüber, ob dieses Schlüsselereignis nun auf der westlichen oder östlichen Seite des Jordan stattgefunden haben könnte. Neuere Analysen der biblischen und historischen Überlieferungen und archäologische Erkundungen sprechen deutlich dafür, daß es in Jordanien gewesen sein muß. Bestätigt und gewürdigt wurde die Tatsache durch den Besuch von drei Päpsten und Aussagen hoher kirchlicher Würdenträger.

Die Taufstelle "Bethanien jenseits des Jordan" besteht aus zwei Bereichen, die durch das dicht bewachsene Wadi al-Kharrar miteinander verbunden sind, dem einen Teil Al-Kharrar, bekannter als Eliashügel, und dem zwei Kilometer davon entfernten Gebiet direkt am Fluß mit Kirchen, Taufbecken und Resten antiker religiöser Bauten. Bei Ausgrabungen seit dem Jahre 1996 wurden viele Zeugnisse aus römischer und byzantinischer Zeit und aus dem Mittelalter entdeckt und untersucht. Dazu zählen ein Kloster, verschiedene Kirchen und Kapellen, antike Wasserinstallationen, mehrere Becken, Höhlen und andere Behausungen von Mönchen und Einsiedlern, noch aktive Quellen und Pilgerunterkünfte.

Der Wallfahrtsort war einst eine Station auf der frühen christlichen Pilgerroute von Jerusalem über Jericho, die durch eine Furt im Jordan zu den biblischen Stätten wie dem Berg Nebo und Madaba gelangten. Heutzutage kommen viele Christen aus aller Welt hierher und lassen sich nochmals oder sogar erstmalig taufen.

Wir schreiten andächtig an den verschiedenen Kirchen vorbei, erkennen eine griechisch orthodoxe, eine armenische, eine sehr moderne koptische Kirche und eine bulgarische Basilika. Jede Kirchenrichtung hat sich beeilt, hier Grund und Boden zu erwerben und ein eigenes Gotteshaus zu errichten. Umgeben von Schirmakazien laufen wir zuerst zur Quelle von Johannes dem Täufer. Ein sehr kleiner Wasserfall plätschert in ein noch kleineres Bächlein und schlängelt sich dann abwärts zum Jordan. Hier wurden die ersten Christen getauft.

Als wir noch etwas weiter gehen, stoßen wir auf ein großes Taufbecken, was für die Erwachsenentaufe auf Bestellung gefüllt wird. Vor allem russisch orthodoxe Christen lassen sich hier taufen. Unweit davon sind Reste von drei Frühkirchen erkennbar und einige Bodenmosaiken. Am Ende des Weges erreichen wir den Jordan. Es ist kaum vorstellbar: man läuft ein paar Stufen herunter, der Jordan ist hier kaum fünf Meter breit und auf beiden Seiten werden Christen getauft. Die jordanische und die israelische Fahne wehen friedlich nebeneinander und man kann sich an dieser Stelle die ganzen Konflikte zwischen Israel und der arabischen Welt, insbesondere mit den Palästinensern kaum vorstellen.

Es herrscht eine andächtige Stille, verschiedene in weiße Tücher gehüllte Menschen stehen im Wasser und werden von Priestern mit dem heiligen Jordannaß übergossen. Danach geht jeder wieder auf seine Seite, in der Mitte des Jordan hängt lediglich eine unscheinbare Schnur mit ein paar Markierungen, die zeigt, daß hier eine Grenze verläuft. Die ganze Szenerie können wir erst im Nachhinein so richtig erfassen, so irreal erscheint sie uns.

Zur Mittagszeit kehren wir in unser Hotel zurück und wollen am Nachmittag natürlich das ausprobieren, was wir so oft auf Bildern gesehen haben. Das Liegen auf dem Rücken im Toten Meer. Dazu hüllen wir uns in kuschelige Bademäntel, schnappen uns die Handtücher und laufen runter ans Ufer. Dort warten schon zwei nette jordanische Bademeister auf uns, die uns erklären, wie wir nun am besten vorgehen sollen.

Zuerst gehen wir rückwärts ins Wasser und als wir etwa knietief drin stehen, können wir uns regelrecht ins Salzwasser setzten, die Füße zieht es uns fast automatisch hoch. Nun kann man gemütlich, die Hände in den Nacken legen und schaukelt mit Blick auf Israel im toten Meer herum. Wo ist jetzt nur die Zeitung geblieben??? Unbeholfen rudernd paddeln wir nach zehn Minuten wieder ans Ufer und stellen fest: es ist gar nicht so einfach, die Füße wieder auf den Boden zu bekommen. Die netten Bademeister eilen uns zu Hilfe und reichen uns die Hände. Danach ist die berühmte Schlammpackung an der Reihe, mit der wir aussehen, wie in schwarze Farbe getaucht. Was tut man nicht alles für die Schönheit, es soll ja sooooooo gesund sein. Um den eingetrockneten Matsch wieder loszuwerden, tauchen wir nochmals in die salzigen Fluten und müssen uns dann unter der Süßwasserdusche regelrecht abschrubben. Danach fühlen wir uns rundumerneuert, weich wie Samt und laufen gemeinsam zum etwas weiter oben gelegenen beheizten Pool. Dort können wir mit einem atemberaubenden Blick aufs Meer und die israelische Seite mit der Stadt Jericho die letzten Salzreste abstreifen und gönnen uns einen Cappuchino am Pool. Wann hat man schon mal wieder solch eine Gelegenheit und solch einen Ausblick?

Zum Abendessen sind wir alle sozusagen um mindestens fünf Jahre verjüngt. Nun beneiden wir doch ein wenig die beiden Gäste, die eine Badeverlängerung von drei Tagen gebucht haben und nehmen wehmütig unser letztes gemeinsames Mahl ein.

Die ersten Gäste müssen bereits mitten in der Nacht in die etwa eine Fahrstunde entfernte Hauptstadt zum Flughafen Amman fahren und werden am frühen Morgen in Frankfurt landen und wenig später kommen auch die restlichen Gäste mit der jordanischen Fluggesellschaft hinterher und ich bin sicher, daß wir uns alle spätestens morgen nach dem heutigen Sonnenschein und der tollen Aussicht zurücksehnen werden...

Abschied und Heimreise

Ein Teil der Gäste kehrt früh am Morgen mit der Lufthansa nach Deutschland zurück und der andere kommt am Nachmittag mit der jordanischen Fluggesellschaft hinterher. Eine kurze aber erlebnisreiche Reise geht in Frankfurt zu Ende. Vieles werden wir nochmals nachlesen und nachfühlen müssen. Zu vielfältig und beeindruckend waren die Tage. Und sicher greift der ein oder andere Gast zu einem Buch oder sogar der Bibel, um nochmals nachzulesen, an welchen historisch bedeutenden Orten wir eigentlich gewesen sind.

Schlusswort

Ich möchte mich bei der kleinen aber sehr feinen Reisegruppe aufs Herzlichste für die schönen Tage bedanken. Es war wie in Familie unterwegs zu sein und ich hoffe sehr, daß viele schöne Eindrücke dieses kleinen Landes auf der arabischen Halbinsel in Erinnerung bleiben werden. Wie sagte schon Albert Einstein: "Abschiede sind Tore in neue Welten". In diesem Sinne wünsche ich allen Gästen eine gute Heimreise, Gesundheit und viel Reiselust und wir sehen uns wieder ...

Eure Reisebegleiterin Simone

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