Reisebericht: Libanon–Syrien und Jordanien – Perlen des Orients

06.03. – 20.03.2010, 15 Tage Beirut – Aleppo – Damaskus – Palmyra – Amman – Petra – Totes Meer


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare
 
Endlich, nach 3 langen Jahren, durfte ich wieder einmal eine Gruppe in die arabische Welt begleiten. Neben dem mir bereits bekannten Jordanien, erlebten wir auch den Libanon und Syrien. Wir waren auf die steinernen Zeugen aus Jahrtausenden der Menschheit

Bevor wir endlich auf die arabische Halbinsel starten konnten, musste das Fluggerät, ein Lufthansa-A 320 ohne jedes Entertainment, vom Eis befreit werden. Ja, Europa zeigte sich von seiner eisigsten Seite, aber was störte uns eine kleine Verspätung - bald würden wir unter Arabiens Sonne über alt ehrwürdige Pflastersteine wandeln!

Nach der Landung erledigte ein Mitarbeiter unserer Agentur gemeinsam mit mit die Einreiseformalitäten. Wir bekamen eine Art Briefmarke, mit der wir dann an den Schalter gingen und unser Visum erteilt bekamen. Alles lief in der typischen arabischen Ruhe und Freundlichkeit ab, die ich sofort wieder schätzen gelernt habe.

Am Ausgang warteten Walid und Katja, die die Reiseleitung in Jordanien übernimmt, allerdings in Arabisch. Walid übersetzt und wird uns in ein paar Tagen dann "sein Syrien" präsentieren.
Nach einer Stunde auf dem Flughafen begann 16.30 Uhr die Fahrt in die libanesische Hauptstadt. Wir fuhren ins Zentrum und wanderten dort zu Fuß. Wir sahen die Georgs-Kathedrale, einige historische Säulen, die Große Moschee von außen. Die zerstörten Gebäude werden mit viel Aufwand originalgetreu nachgebaut. Die Stadt hat noch ein paar Wunden aus den Kriegen, aber die fallen kaum ins Gewicht. Wir besichtigten die Baustelle eines weiteren Kirchenneu/-nachbaus (Kathredrale Saint-Elie des Grecs Catholiques). Interessant war: Kirche steht neben Moschee, die steht wieder neben Kirche. Ja, die Stadt ist ziemlich multikulutrell. Die libanesische Gesellschaft ist eine der freiheitlichsten, die ich je gesehen habe.
Da man fast keine Steuern zahlen muss, ist der Staat wiederum sehr schwach, was mich ein bisschen um dieses phantastische Land bangen lässt.

Übrigens, Geld tauschen muss man im Libanon nicht. Die Libanesen nennen den Gästen den Preis von sich aus gleich in Dollar und Euro. Von ihrer eigenen Währung halten sie scheinbar recht wenig.
Nach unserer Besichtungungstour fuhren wir, als es schon langsam dunkel wurde zum Hotel Hazmieh Rotana. Das Hotel liegt in einer recht öden Gegend. Da das Programm aber sehr vollgestopft ist, tangierte das die Gäste nicht. Zimmer und Service sind gut.


Die Sonne lachte schon am Morgen mit ums um die Wette! Es wurde ein herrlicher Tag und es sollte wettermäßig noch nicht der Höhepunkt sein!  Unser erster Programmpunkt war Sidon oder Saida, ein hübsches Städtchen, dass eine dreiviertel Stunde südlich von Beirut liegt. Besonders hat es mit das kleine Seeschlösschen Qala´at al Bahr angetan. Das Meeresrauschen und der schöne Blick vom im Meer liegenden Gemäuer auf die Stadt sorgten für eine ganz besondere Atmosphäre. Auch der Souk ist wirklich sehenswert. Hier fehlte die sonst übliche Hektik, alles ging beschaulich zu. Ein schöner Auftakt für unsere Reise.

Dann ging es noch weiter Richtung Süden, auch vorbei an einem UN-Checkpoint, nach Tyros. Hier gibt es zwei Ausgrabungsstädten, wobei die in der Stadtmitte liegende Römische Stadt auch Spuren der Griechen und Chinesen (!) aufwies. Am Meer gibt es die Imperial City. Zwischen beide Ruinengelände wurde während der Wirren des Bürgerkrieges (1975 - 1990) ein Betonghetto gepflanzt. Schade!

Unser Programm ist dicht gedrängt, weshalb uns unsere Reiseleiter den Vorschlag unterbreiteten, nur im Supermarkt ein paar Kekse zu kaufen. Die Gäste waren da noch krasser drauf und begnügten sich mit dem Obst aus dem Hotel. Diese Praxis bewährte sich, weshalb wir sie auch an den folgenden Tagen so beibehielten: Wenig Pausen - viel sehen!

Wir fuhren nun nach Norden, wo noch die wunderbare Jeita-Grotte auf unsere Entdeckung wartete. Leider darf man hier nicht fotografieren, weshalb ich nur empfehlen kann: Selber hinreisen! Es lohnt sich!

Das Auschecken und das damit verbundene Checken der Minibars dauerte etwas länger als geplant. Aber kurz vor halb 9 ging es Richtung Syrien. Vorher bot uns der Libanon aber nochmal ein grandioses Highlight: Baalbek.

Wir fuhren durch die fruchtbare Bekaa-Ebene die vom Libanon- und Antilibanongebirge, deren Gipfeln sich noch mit weißen Turbanen zeigten, eingeschlossen sind. Die Ankunft in Baalbek ist überwältigend. Die Tempelanlage ist riesig. Neben Jupitertempel (mit drei der weltweit vier größten je verbauten Steine), dem gut erhaltenen Bacchustempel und dem außerhalb des Museums gelegenen Venustempel sahen wir in Baalbek endlich auch den Nationalbaum der Libanesen: eine Zeder.

Die Ausgrabungen wurden schon seit 1898 von der deutschen Krone unterstützt. Auch heute sind die Deutschen federführend und haben ein nettes Museum eingerichtet.
Danach verließen wir den Libanon, ein fantastisches Land, dem wir einen langen Frieden wünschen.

Für die Grenzformalitäten benötigt man viel Zeit und Geduld. Nach der persönlichen Verabschiedung eines jeden einzelnen Gastes im Libanon (jeder musste sich seinen Ausreisestempel selbst abholen), zeigte sich Syrien da überraschend leger. Der Reiseleiter sammelte alle Pässe ein und verschwand damit - für eine lange Zeit.

Aber dann kam Walid wieder, mit Stempeln in den Pässen und den Spruch: "Tja, so ist das im Orient". Wir fuhren vorbei an Homs, desen Einwohner in Syrien die Rolle der Ostfriesen spielen müssen, weiter an den Fuß des ersten Highlights in Syrien, des Krak des Chevalliers. Bevor wir in unserem Hotel ankamen, besuchten wir noch des St. Georges-Kloster, das von griechisch-orthodoxen Mönchen bewohnt wird uns zwei sehr reich verzierte Kirchen besitzt. Unser Hotel, das Al-Wadi passt gut in die Landschaft. Nur das Frühstück am nächsten Morgen war doch etwas enttäuschend.

Zunächst sind wir zum Krak des Chevalliers gefahren. Eine imposante Burg, die durch ihre verschiedenen Epochen auch verschiedene Baustile vereint. Unser Reiseleiter Walid blüht in seiner Heimat immer mehr aus und lässt die Burg fast wieder "leben". Interessantester Aspekt: Als die Araber die Burg von den Kreuzrittern übernahmen, waren sie doch überrascht: Wo waren die Bäder? Es gab keine - im vergleich zu den reinlichen Moslems waren die Christen regelrecht Schweine!

Auf der Burg gibt es eine hilfsbereite Horde junger Männer, die gern auf den unebenen Wegen die Hand reichen und am Ende selbige aufhalten.

Nach einem letzten Fotostopp für ein Portrait der Burg fuhren wir zur Wasserräderstadt Hama. Wie liefen durch einen sehr gepflegten Park und sahen vier der insgesamt noch 15 vorhandenen Norias. Diese riesisigen Wasserräder waren Teil eines genialen Systems der Wasserversorgung der Stadt.
Nach einer Teepause ging es weiter Richtung Aleppo. Wir fuhren zur Omyyaden-Moschee, wo aber gerade das Gebet begann und wir deshalb erstmal zu einer Karawanserei gingen. Die Frauen deckten sich mit Tüchern aus Kaschmir ein,die Männer hofften, dass es bald weitergeht - die Geldbörsen wurden langsam dünner. Wir spazierten dann über den Suq. War sehr interessant, wobei ich sehen musste, alle Gäste zusammenzuhalten. Dann Uhr waren wir wieder an der Moschee und konnten diesmal eintreten. Die Frauen bekamen einen Umhang mit Kapuze und dann wurden wir Zeugen eines Gottesdienstes, interessant.
Am Abend habe ich mich mit einigen Gästen auf die Suche nach einer Bank begeben. Einige, und auch ich, hatten sich in den Kopf gesetzt mit einer Karte Geld am Automaten zu ziehen. Das ist in Syrien ein unglaublich schwieriges Unterfangen. Erstens: Es gibt kaum Banken; zweitens: noch schlechter sieht es mit Geldautomaten aus, drittens: wenn MAESTRO dran steht, heißt das noch lange nicht, dass es auch Geld gibt. VISA hat es gerichtet. Die Bank gefunden habe ich, weil ein Syrer zum persönlichen Stadtführer wurde, uns die Gegend gezeigt hat und uns fast bis ins Bankenviertel gebracht hat. Das ist Gastfreundlichkeit!

Bevor wir das Simeonskloster, in dem der heilige Simeon Jahrzehnte auf seiner Säule gesessen haben soll. Auf dem Weg liegt das Dorf Telanossis, in dem Simeon lebte bevor er sich auf seine Säule zurückzog. Wir besichtigten einige steinerne Boten jener Zeit, bevor wir die Ruinen des Klosters erreichten. Neben der Simeonssäule, von der nicht mehr wirklich viel übrig ist (sieht mehr wie eine Kugel/Ei aus), sahen wir die Basilika mit ihren drei Schiffen sowie eine weitere Kirche, die Reste der Herberge und den Baptisterturm, oder das, was davon übrig ist.
Dann ging es zurück nach Aleppo und besichtigten die Zitadelle. Diese ist sehr gut erhalten und es gibt wirklich unzählige interessante Details zu entdecken. Höhepunkt ist sicher der schön restaurierte Thronsaal am Ende der Führung. Natürlich gibt es auch einen hervorragenden Blick auf die Stadt Aleppo, die auch graue Stadt genannt wird. Von oben brachtet: stimmt!

Pünktlich geht es Richtung Assad-Staudamm an den Euphrat. Während der Fahrt ließ sich Walid auch einige Worte über Bashir al-Assad entlocken: Er hat in England studiert, ist Augenarzt und hat in seinen 10 Jahren viel erreicht. Man könne nicht alles auf einmal ändern. Ich habe jedenfalls schon mehr Enthusiasmus über den eigenen Herrscher gehört.
Am Assad-Staudamm gab es einen Fotostopp. Der erfolgte in einem Garten einer älteren Dame, wo man auch für etwas Bakschisch die Toilette benutzen durfte. Weiterfahrt nach ca. 20 Minuten. Weiter ging es nach Resafa. Die Landschaft wurde karger, bis die Pflanzen ganz verschwunden waren, dafür gab es nun Ölförderanlgen zu sehen. So offen für die Kamera präsentieren die Emirate ihre Förderanlagen nicht.
Die Besichtigung der alten Wüstenstadt Resafa beinhaltete im wesentlichen Hauptkirche, Basilika A und Basilika B sowie die erstaunlich gut erhaltene Stadtmauer. Danach machten wir bei einem Beduinen Teepause. Ein Picknick mit einheimischen Produkten hat hat Eberhardt TRAVEL gesponsert. Es kam bei den Gästen gut an.
Wir lagen wieder mal gut in der Zeit und konnten so am Nachmittag schon mit der Besichtigung von Palmyra, einer ehemals blühenden Oasenstadt beginnen. Inzwischen sind übriogens alle Quellen versiegt und die einst blühende Stadt vertrocknet langsam. Wir besuchten zunächst das Theater. Danach besichtigten wir die Kolonadenstraße. Zum Abschluss besuchten wir die Marktstraße von Palmyra - ist nicht wirklich interessant, hat Kleinstadtniveau.

Pünktlich zur Eröffnung stehen wir halb 9 vor dem Grabturm des Elahbel. Walid bemüht sich einige Erklärungen zu geben. Die werden aber, weil auch andere Gruppen da sind, nur von einem Teil verstanden. Walid wiederholte seine wichtigsten Ausführungen nochmal hinter dem Turm.
Danach ging es zum unterirdischen Grab der drei Brüder. Hier war Fotografieren/Filmen leider verboten. Weiter ging es zum Bal-Tempel, den wir nach einem Fotostopp bei Kamelen erreichen. Zum Schluss fuhren wir auf die über der Ruinenstadt thronende Araberburg. Die Auffahrt erledigte unser Busfahrer im Rückwärtsgang. Meisterlich! Von hier hatten wir einen schönen Blick über das Gelände, leider war es etwas diesig. Die Burg ist übrigens fast 2.000 Jahre jünger als die Pauten in der Ausgrabungsstätte. Danach begann unsere Reise in die syrische Hauptstadt Damaskus.
Der erste Zwischenstopp erfolgte in Bagdad Café, einer Raststätte der anderen Art. Hier werden wirklich alle arabischen Klischees bedient. Auf dem Gelände gibt es die hier typischen Bienenkorbhäuser zu sehen, ein Beduinenzelt und die Einrichtung des Bagdad Café lassen die Zeit schnell vergehen.
Danach fuhren wir nach Mallula. Zuerst fuhren wir zum Kloster des hl. Sergius. Hier präsentierte uns eine junge Dame das Vater unser in Aramäisch, einer fast ausgestorbenen, aber in diesem Dorf noch gepflegten uralten arabischen Sprache. Nach der Besichtigung gab es einen stärkenden Tee im Klosterkaffee. Danach besichtigten wir noch das Kloster der hl. Thekla.
Am frühen Abend erreichten wir Damaskus eine quirlige, laute Stadt. Das Hotel International war uns etwas zu arabisch. Alles ein bisschen unorganisiert und nicht besonders gepflegt, um es in arabischer Höflichkeit auszudrücken.

Langsam erreichten wir den wärmsten Tag unserer Reise. Heute waren es schon 27° C. Wenn ich mir überlege, dass es am Tag vor unserer Abreise in Dresden Frost und für mich eine hartnäckige Erkältung gab...
Der Tag begann mit einer kurzen Stadtrundfahrt, weil das Nationalmuseum erst 9 Uhr öffnet. Ja, wie immer sind wir zeitig aufgebrochen, getreu unserem Motto: Wenig ruhen - viel erleben!
Im Garten des Nationalmuseums darf man fotografieren, im Inneren nicht. Das Museum deckt alle Fundorte Syriens und die Geschichte von rund 4.000 Jahren ab. Es ist mit das Beste, das ich je gesehen habe. Hier kann man die Menschheitsgeschichte hautnah erleben. Ob es sinnvoll ist, die Exponate aus ihrem ursprünglichen Umfeld zu nehmen, ist sicher streitbar. Für die Sicherheit der Exponate ist es sicherlich die beste Lösung. Nach der Führung durch Walid konnte sich jeder selbst im Park umsehen oder in der Cafeteria einen Tee trinken.
Danach ging es weiter zur alten Zitadelle. Nach einem Fußweg durch den Suq al-Hamidiya kamen wir am Azim-Palast an. Hier hatten wir etwas Zeit, den Innenhof zu genießen oder die dort untergebrachten Ausstellungen über das traditionelle syrische Leben zubesichtigen. Dann wurde es islamisch. Wir geben erst einmal die Damen in der Kleiderkammer ab, wo sie ihre Schönheit so verhüllen konnten, dass später kein Moslem von seinem Gebet abgelenkt wurde. Zunächst besuchten wir das Saladin-Mausoleum, danach die Umayyaden-Moschee. Sie gehört zu den ältesten Moscheen der Welt und hatte vorher schon eine Geschichte als Johannis-Kathedrale. Das Gelände der Moschee ist recht groß. Neben dem Gebetssaal gibt es auch einen ziemlich großen Innenhof der von Kindern auch zum Herumtollen "zweckentfremdet" wird. So streng wie uns der Islam manchmal in Europa vorkommt, ist der nicht. Interessant war für mich, dass Moslems ihr Gebet nicht unbedingt in einer Moschee verrichtenmüssen, sondern dies auch in einer christlichen Kirche oder in einer Synagoge tun dürfen. Da kann das Christentum noch einiges von der recht jungen Religion lernen! Mal von Betenden abgesehen, hat auch niemand etwas gegen das Fotografieren. Es war faszinierend zu erleben, wie offen der Islam Fremde bei der Religionsausübung teilhaben lässt.
Nächste Station war ein römisches Bad, das ganz in der Nähe lag und in dem wir trotz des Betriebes (es war Männertag) auch fotografieren durften. Dann benötigten wir doch einmal eine kurze Stärkung. Wir kamen an einer Fladenbrot-Bäckerei vorbei und Walid gab allen Fladenbrot aus. Heiß und lecker. Danach kamen wir ins Christenviertel und am Sitz des Bischofs in Damaskus vorbei. Ein Spaziergang ging entlang der Geraden Str. bis zum Osttor. Da die Ananias-Kapelle gerade geschlossen hatte, liefen erst zur Paulus-Kapelle. Walid las uns die Geschichte von der Wandlung des Saulus zum Paulus vor. Danach kam der Bus, um uns wieder zurück zum Osttor zu bringen. Wir besuchten nun die Ananias-Kapelle fuhren dann auf den Jeben Kasjun. Von dort gibt es eine wirklich schöne Aussicht auf die Metropole deren Ausläufer bis weit hinter den Horizont verlaufen.
Mal so nebenbei: Ich habe während der gesamten Reise durch Syrien kaum Sicherheitskräfte gesehen. Nur einmal hatte ich den Eindruck, von einem Zivilpolizisten wegen meines Eberhardt-Reiseleiterschildes beäugt zu werden. Ansonsten hält sich dieser angeblich so allgegenwärtige Staat doch sehr angenehm im Hintergrund.
19 Uhr fuhren wir zum Umayyaden-Palast-Restaurant. Walid verlief sich in den Gassen. Machte aber nichts, wir haben es gefunden. Das Essen war vorzüglich, die Musik und Derwish-Tänze kamen sehr gut an. Ein richtig schöner arabischer Abend und gleichzeitig (leider) unser Abschied aus Syrien.

Die letzten Tage waren wunderbar, trotzdem freue ich mich heute besonders: Ich kann meinen Gästen eines meiner Lieblingsländer vorstellen: Jordanien. Ja, hier bin ich voreingenommen und meine Voreingenommenheit werde ich auch bewahren können. Jordanien ist perfekt um den Orient kennen zu lernen, ohne einen zu starken Kulturschock zu erleiden. Im Land herrscht eine große Toleranz gegenüber anderen Kulturen, der Islam wird sehr modern ausgelegt, das Land ist im Vergleich zu Syrien sehr sauber, die Infrastruktur ist kaum verbesserungswürdig, das Land ist reich, die Palästinenser leben nicht schlechter als die Urbevölkerung (die Palästinenser haben auch den jordanischen Pass), es tut unbestritten das meiste für die Sicherheit seiner Gäste (Gepäckdurchleuchtungen, Einsatz der Touristenpolizei - beides effektiv und keineswegs aufdringlich) und das Land beherbergt den schönsten Ort auf unserer Erde: Petra. Die weltberühmte Felsenstadt steht aber erst einige Tage später auf dem Programm.
An der Grenze begrüßte uns unser jordanischer Reiseleiter, Wael, der vorschlug, die Besichtigung der Burg Ajlun, die eher unbedeutend ist, ausfallen zu lassen und dafür Jerash, die alte Römerstadt, intensiver zu erleben. Die Gruppe war dafür, besonders, als wir versprachen, die Reise um ein Highlight zu erweitern: Wadi Rum.
Wir fuhren also Richtung Jerash, den alten Römern besser als Gerasa bekannt.
Wael hat eine sehr gute Führung in Gerasa gemacht. Auch ich habe viele Dinge gesehen und gehört, die ich vor 3 Jahren nicht erfahren habe. Wir durchwanderten das gesamte Gelände. Wael Erklärungen ließen einem auf dem Cardo Maximus das alte römische Stadt vor dem geistigen Auge wieder aufleben.
Nach knapp 3 Stunden fuhren wir nach Amman, die nicht so spektakuläre jordanische Hauptstadt. Das Hotel Al-Fanar Palace ist ein feines Haus, Alkohol muss man sich aber selbst mitbringen. Der Konsum wird von selbst Mitgebrachtem akzeptiert, es gibt aber kein alkoholisches Getränk vom Kellner.

Eher überpünktlich geht es zur Sightseeingtour. Erster Stopp an der König Abdallah-Moschee. Wael hat uns vielüber den Islam erzählt. Nach dem Exkurs in den Islam ging es weiter zur Zitadelle. Die Führung entsprach dem, was ich vor 3 Jahren hier erfahren habe. Die Zitadelle hat inzwischen einen neuen Einlass bekommen, ansonsten hat sich nichts verändert. An die drei Finger, die vor dem Archäologischen Museum jetzt stehen, kann ich mich nicht mehr erinnern. Der Zitadellenhügel ist mit abstand der attraktivste Teil Ammans. Das Archäologische Museum ist sehr interessant, die Ausgrabungen berichten von der wechselvollen Geschichte der Stadt, die Aussicht auf die ursprünglich auf sieben Hügel gebauten Stadt (heute sind es über 30 Hügel) ist grandios. Danach ging es zum Amphitheater, dass ich 2007 nur „von oben“ gesehen habe. Es lohnt sich wirklich, besonders auch wegen der Volkskunstmuseen, in denen man Trachten und Szenen des traditionellen Lebens der Araber sieht. Es schloss sich eine 30-Minuten-Pause an, die man mit Schlendern im Suq gut nutzen konnte. Dann begann die Fahrt zu den Wüstenschlössern.
Das Qasair Amra ist zweifellos das Highlight unter den Wüstenschlössern. Die Fresken findet man so sonst nicht im arabischen Raum. Wer hier nicht war hat die omayyadischen Wüstenschlösser nicht zu sehen.Wunderschöne Wandmalereien zweigen in diesem ehemaligen Lustschloss, dass die Araber in der frühislamischen Zeit ein deutlich ungezwungeneres Verhältnis zur Darstellung leichtbekleideter Damen hatten als heute. Oder wurde das Amra gar nicht von Arabern gebaut? Eine These, die unser Reiseleiter vertrat und die mir neu war. Mal schauen, was ich in ein paar Jahren, wenn ich wieder mal Jordanien besuchen werde, für eine These erzählt bekomme.
Danach ging es zum Qasr al-Kharana, einer alten Karawanserei, deren Außenmauern mehr versprechen als das Innere hält. Aber das Leben im Inneren des Schlösschens kann man sich gut vorstellen.

Ein langer Tag stand auf unserem Programm. Auf dem Berg Nebo wurde die Kirche mit ihren schöne Mosaiken und bunten Fenstern komplett abgerissen und entsteht gerade neu. Sie wird voraussichtlich im Frühjahr 2011 fertig werden. 2 Mosaikböden hat man in einem Zelt ausgestellt. Der Blick über das gelobte Land ist möglich. Wir hatten heute,wo es empfindlich kalt geworden ist, Glück und konnten bis Jericho und zur Bergkette, hinter der Jerusalem liegt, sehen. Also, sollte Moses, tatsächlich auf dem Berg Nebo gewesen sein (das ist nicht wirklich nachweisbar), so muss er einen Blick wie wir heute gehabt haben.
Danach führen wir zu einer nahen Mosaik-Fabrik und informierten uns über das Handwerk. Wer wollte, konnte dort einkaufen. Dann ging es nach Madaba, der alten Mosaik- und Teppichstadt. Ein Fußweg durch das reizvolle Städtchens brachte uns zur St. Georg-Kathedrale in der man die weltberühmte Mosaikkarte die das Gebiet um Jerusalem und das Tote Meer in verblüffender Detailverliebtheit betrachten kann.
Nach einem Zwischenstopp am Wadi Mujib, dem beeindruckenden Grand Canyon Jordaniens, ging es zur Kreuzritterburg in Kerak. Wael erweckte mit seinen Erklärungen, die die Abhandlungen des Dozenten der gleichzeit auf der Burg anwesenden Gruppe von Studiosus inhaltlich wie zeitlich deutlich in den Schatten stellten, das Leben auf der Burg wieder. Die Burg eis ein gewaltiges Zeugnis der mittelalterlichen Baukunst. Die ist zwar nur noch leidlich erhalten, aber man kann sich das Leben auf dieser Burg sehr gut nachempfinden. Auf der Burg gibt es auch ein Museum, dass wir aber nicht besichtigten. Auf dem Weg zu unserem Hotel in Wadi Mousa hielten wir noch der Mosesquelle, von der aus die Nabatäer, also die Baumeister der Felsenstadt, das Trinkwasser entlang der Felsen in die Stadt leiteten.
Unser Hotel, das Grand View, bot vor allem einen schönen Blick auf das Petragebirge.

Es war wohl für alle der Höhepunkt der Reise. Wir hatten Glück, denn die Sonne schien, aber es war nicht mehr so entsetzlich warm. Beste Voraussetzung für eine Tageswanderung. Zunächst gab es einen kurzen Fotostopp an der größten Kerze der Welt, die zu einem der Geburtstage des Königs Abdullah II. hier aufgestellt wurde. Wichtiger war natürlich der atemberaubende Blick auf das Areal von Petra, wobei man die eigentlich Felsenstadt von hier nicht sehen kann.
Vier Gäste bewältigten die ersten 800 m auf dem Pferderücken, der Rest ging zu Fuß, was besser ist, weil die ersten Gräber ja schon auf dem Weg zum Siq zu sehen sind. Wael erklärte gut, auch im Siq. Am Schatzhaus konnte ich mir neue Ausgrabungen unterhalb des heutigen Niveaus anschauen. Ansonsten kommt man wegen Eisturzgefahr nicht mehr bis zum Eingang des Schatzhauses. Wael führte dann weiter über äußeren Siq, Theater, Königsgräber und die Säulenstraße. Da endete die Führung am Einstieg zum Hochaltar. Danach hatten alle Freizeit. Einige haben Ad-Deir und Hochaltar gemacht. Die Mehrheit ging mit mir nur zum Hochaltar. Der Vorteil: Wir mussten nicht hetzten und hatten ausgiebig Zeit, auch mal in ein Grab hineinzuschauen. Den Ausblick vom Hochaltar fanden alle fantastisch.

Heute merkten wir, was wir für Glückspilze waren. Nebel waberte über die Berge und hätten wir heute Petra besuchen müssen, wäre es wohl nur halb so schön gewesen. Aber wir hatten heute Zeit, bis der Bus in Wadi Rum ankam. Für die Gruppe ein zusätzlich ins Programm aufgenommenes Highlight.
Die Wolken verzogen sich langsam und später kam dann die Sonne heraus, es wurde noch richtig angenehm. Die Fahrt mit den Landrovern (auf Wunsch der Gruppe 2 offen, 2 geschossen) dauerte 2 Stunden. Die Fahrt durch die Wüste unterscheidet sich von denen in anderen Ländern doch deutlich. Die Fahrweise ist sehr gesittet und man sich kann wirklich ohne Bauchschmerzen über die schönen Felsformationen freuen. Nach einem sindflutartigem Regen vor 6 Jahren ist in den roten Sand ein weißer Streifen gespült worden. Was mich schon vor 3 Jahren faszinierte, ist immer noch zu besichtigen: Eine wie mit dem Lineal gezogene Linie zwischen weißem und rotem Sand. Beeindruckend sind natürlich auch die alten Felszeichnungen und ein Spaziergang auf eine Düne.
Dann fuhren wir Richtung Aqaba. Vor Aqaba gab es einen Fotostop, wo man schöne Bilder vom Golf von Aqaba und Eilat machen konnte. Unsere Fahrt ging entlang der jordanisch-israelischen Grenze, die keineswegs spektakulär aussieht. Wer hier große Mauern oder Stacheldraht erwartet, dürfte überrascht sein: Man hat freie Sicht nach Israel, das bei den Arabern "die andere Seite" heißt. Es gab noch eine Teepause, und dann zwei Fotostops.
Der erste bei Lots Frau, die in der Nähe des Toten Meeres zur Salzsäule erstarrt sein soll. Zu doof, dass die Säule aus Granit ist. Neben der versteinerten Figur konnte man hier sehr gut die Salzablagerungen am Fels sehen. 10 Minuten später hielten wir an der Mündung des Grand Canyon ins Tote Meer.
Das Marriott-Hotel, unser Domizil für die nächsten knapp 24 Stunden, ist ein klasse Hotel, in dem es an nichts fehlte (sieht man mal an einem völlig verpeilten Kellner ab, der ziemliche Probleme hatte, jedem Gast die richtige Rechnung zuzuordnen).
Das Abendbuffet war hervorragend. Die Gäste sind sehr erfreut über diesen schönen Abschluss.

Bis 12 Uhrkonnte sich jeder auf das Tote Meer legen (bei 31 % Salzgehalt ist an Schwimmen nicht wirklich zu denken). Dann hieß es langsam ein letztes Mal Koffer packen. Aber bevor wir Jordanien verließen (unser Flug war erst für 3 Uhr in der Nacht geplant), genossen wir noch die letzten Stunden (okay, zumindest einen Teil davon). Wir besuchten die Taufstelle Jesus auf der jordanischen Seite - natürlich die einzige wahre. Die Stelle liegt im militärischen Sperrgebiet, ist aber unter der Auflage, sollten auf der gegenüberliegenden Seite des Jordan Menschen zu sehen seien,  mit diesen nicht zu sprechen oder Blickkontakt herzustellen. Jordanien hat wohl Angt vor der isrealischen Propaganda, die Taufstelle auf der anderen Seite wäre die echte. Wir haben am Jordan, dessen jordanisches Ufer rund 1 m vom israelischen entfernt liegt, niemanden getroffen. Der Ort ist sehr schön angelegt.
Danach fuhren wir weiter Richtung Amman, wo wir eine Toiletten und Teepause an einem Souveniershop machten. Wael und auch unser Busfahrer taten wirklich alles, um die Zeit tot zu schlagen. Wir fuhren schön langsam und machten den nächsten Stopp am Stein der symbolisiert, dass man nun wieder auf  Meereshöhe liegt. Dann ging es weiter in ein großes Kaufhaus, in dem wir erneut 1 ½ Stunden verloren. 19.30 Uhr kamen wir in einer ehemaligen Karawanserei an, in der wir unser letztes Abendessen auf jordanischem Boden einnahmen. Das Haus ist nicht schlecht, das Essen war sehr gut. Halb 12 fuhren wir dann zum Flughafen.
Der Flug begann pünktlich, der A321 der Lufthansa ist recht eng bestuhlt. Es gibt keinerlei Monitore, keine Infos über die Flugroute, das Essen ist nicht wirklich appetitlich und seit Jahren das Gleiche. Einer meiner Gäste meinte, es ist leider keine Ehre mehr mit der Deutschen Lufthansa zu fliegen. Das trifft es wohl. Was die Flugzeugausstattung betrifft, ist jeder Airbus der chinesischen Inlandsfluglinien besser ausgestattet.
Nichts desto trotz, der Flug war pünktlich. In Frankfurt war der Passkontrollbereich wegen eines herrenlosen Gepäckstückes gesperrt. Wir wurden über den Haupteingangsbereich umgeleitet, was einige Wartezeit verursachte. Aber wir hatten ja Zeit…
Am Ende ist jeder pünktlich und sicher zu Hause angekommen.
Ein Reisebericht von
Lars Hoffmann

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht