Reisebericht: Libanon–Syrien und Jordanien – Perlen des Orients

19.03. – 02.04.2011, 15 Tage Beirut – Aleppo – Damaskus – Palmyra – Amman – Petra – Totes Meer


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Libanon, Syrien und Jordanien… unsere Reise vom 19.03. bis zum 02.04.2011 durch drei Länder, welche so nah beieinander und doch so verschieden sind.
Es ist der letzte Tag am Toten Meer… die Sonne verwöhnt uns und macht den Abschied ein klein wenig schwerer. In den letzten 15 Tagen haben wir Einiges erlebt - in Erinnerung bleibt uns ein Mix aus vielen toten Steinen von unschätzbarem Wert, der Gegensatz von Kälte und Hitze, Dürre und grüner Landschaft, blankgeputzten Hotellobbys und eher ungeordneter Müllabfuhr, verschleierten Gesichtern und kurzen Röcken, eine Menge leckeren Essens mit allen menschlichen Nebenwirkungen… Lange könnte ich diese Liste fortführen. Genau deshalb möchte ich meinen Bericht eher anekdotenhaft gestalten. Genießen Sie die folgenden Zeilen und denken Sie an unsere vergangenen, gemeinsamen Tage zurück.
Ein Reisebericht von
Alice Teipelke

Damaskus – der Name der Stadt steht sinnbildlich für den Orient.

Eine der am längsten und am kontinuierlichsten bewohnten Städte der Welt ist heute alles andere als klein, konnte uns aber dennoch mit ihrem Charme von „Tausendundeine Nacht“ überzeugen. Unser Besuch der Hauptstadt Syriens hielt gleich mehrere Höhepunkte bereit. So sahen wir in der Omajadenmoschee das Mausoleum von Saladin und das Grab Johannes des Täufers, bestaunten im Nationalmuseum Schrifttafeln aus Ugarit mit der ersten nachweisbaren Keilschrift der Menschheit und wandelten über den Handwerkermarkt, wo wir schließlich Geld für wunderschöne Andenken ausgaben - der eine mehr der andere weniger. Beim Gang über den Großen Souk konnten wir unsere Augen nicht satt sehen und gingen deshalb in einem tollen Damaszener Lokal in der Altstadt zu Mittag essen. Bevor wir am Abend im Palast Restaurant den Künsten eines Derwisch frönen durften genossen wir den Blick über Damaskus vom Hausberg der Stadt bei einem Gläschen Arak - ein wirklich schöner Moment.

Aleppo – Spießrutenlauf über den Souk und Begeisterung im Armenischen Viertel.



Ganz abgesehen davon, dass wir von einem Hotelwechsel profitierten, der uns eine neue Unterbringung direkt an der Zitadelle und somit in der Innenstadt neben dem Souk bescherte, war eben jener Souk ein Erlebnis für sich.  Dieser arabische Markt zeichnet sich in Aleppo durch besonders enge Wege aus, welche von wenig dezenten Verkäufern gesäumt werden, die wiederum touristisch genug sind, um mit Preisen zu locken, die es selbstverständlich nur heute und nur für uns gibt. Auch ich hatte trotz eindeutigen Abwehrversuchen mehr Schals um den Hals, als mir im Endeffekt lieb war. Aber zur Verteidigung muss gesagt werden, dass dies auf den anderen Souks unserer Reise nicht der Fall war. Ruhiger ging es da im Armenischen Viertel zu, in welchem wir auch beide Abende außer Haus zu Abend gegessen haben und so diese wunderbare Architektur kennenlernten.

Palmyra – Wer erlebt schon Regen UND Sandsturm in einer Halbwüste?



Der Tag unserer Ankunft verhieß nichts Gutes. Ein Bummel an der Ruinenstätte blieb uns verwehrt, da der zuvor gesichtete Sandsturm direkt in unsere Richtung zog und ein Bummel zumindest ums Hotel ebenso, da es fürchterlich zu regnen begann. Tja, also hielten wir uns im Hotel auf und sammelten Kraft für den nächsten Tag. Die konnten wir dann auch gebrauchen: Einerseits hieß es nämlich stark sein und die kalten Temperaturen aushalten (ich hörte mehrmals das Wort HANDSCHUHE und es war wirklich eisig, vor allem der Wind), andererseits hieß es festen Willen zeigen und den Souvenirkäufern die Stirn bieten (zumindest bis wir wieder im Bus saßen, denn erst einmal in Sicherheit, verfielen Einige der Kauflust und statteten sich mit Decken aus, welche zugegeben sehr schön waren und in Anbetracht der Kälte auch zweckmäßig). Palmyra selbst? Einige riesige Anlage, besonders gefiel mir der Baal-Tempel, beeindruckt haben mich die Grabtürme und die Weitläufigkeit des Geländes.

Baalbek – gigantischer Tempelkomplex und drei libanesische Zedern.

Beginne ich mit der Anfahrt, denn sie bescherte uns die einzigen drei libanesischen Zedern, die wir zu Gesicht bekamen. Spricht vielleicht dafür, wie gravierend hier das Verhältnis von Ideal und Wirklichkeit ist. Laut Aussage von Charbel (unser örtlicher Reiseleiter) gibt es große Aufforstungsprogramme, was für ein Umdenken spricht. Baalbek fuhren wir nicht sofort an, sondern machten erst eine nette Mittagspause am hiesigen Steinbruch. Der stolze Besitzer kredenzte typische Pizza-ähnliche Schawarma, Obst sowie Kaffee und Tee. Charbel brachte uns durch seine hervorragenden Erläuterungen den Tempelkomplex näher. Es ist ein wahrhaft beeindruckendes Bauwerk, besonders in Anbetracht der riesigen Säulen!

Bagdadcafé – Nur eines unter vielen, aber endlich gibt es Kaffee mit Kardamon!

Auf der Weiterfahrt zur Syrischen Grenze legten wir unseren obligatorischen Stopp an einem der mittlerweile unzähligen kleinen Bagdadcafés ein. Wobei wir immer jenes mit dem Bienenkorb-Haus-Nachbau im „Garten“ wählen. Ich beschloss, allen Reisegästen einen Tee oder Kaffee zu spendieren, und als wir erfuhren, dass der Kaffee hier sogar mit Kardamon wurden manche beinahe euphorisch. Weshalb? Nun ja, wir waren bereits ein Weilchen in einem Land unterwegs, welches sich damit rühmt, wunderbaren Kaffee mit Kardamon zu haben, ABER: Bisher gab es solchen Kaffee nirgendwo, dafür immerzu Nescafé - zur Enttäuschung meiner Reisegäste. Das änderte sich also hier im Bagdadcafé wobei ich als Nicht-Kaffee-Trinker bei der Meinung bleibe, dass Kaffee mit Kardamon sehr bitter und noch stärker ist. Fazit: die Meinungen waren gespalten, aber wir haben ihn immerhin endlich probiert.

Beirut – Eine Stadt der Gegensätze im Aufbruch.

Die Hauptstadt Libanons lässt sich schwer mit wenigen Worten umschreiben. In Erinnerung geblieben sind mir einzelne Bilder, vor allem Kontraste. Bereits am Flughafen standen Frauen mit Schleiern neben Mädchen in kurzen Röcken. Eine Offenheit, die ich so gar nicht erwartet hatte aber positiv zur Kenntnis nahm. Neben kriegszerstörten Häusern schießen neue hohe Bauten wie Pilze aus dem Boden - Investmentprojekte reicher Emirati oder Europäer, natürlich direkt an der sogenannten Corniche. Leider fehlt der Stadt so etwas wie eine Altstadt, dafür ist das von uns besuchte Zentrum mit dem Place d’Etoile sehr schick wieder aufgebaut. In Erinnerung bleibt mir auch ein Besuch der örtlichen Postfiliale (weshalb, das weiß bis heute keiner unserer Reisegäste, ich glaube irgendwann einmal wurde der Bedarf an Briefmarken erwähnt J ) sowie unsere kleine Lehrstunde der arabischen Schrift an der Moschee beim Märtyrerplatz.

Amman – Die weiße Stadt, die wächst und wächst.

Auffällig ist, dass für den Besucher, in Amman nicht wirklich ein Zentrum auszumachen ist. So sieht man zwar vom Zitadellenberg hinunter in die sogenannte Altstadt, doch wo genau ist das Zentrum? Ich glaube, allein die Aufteilung in Viertel 1, Viertel 2 usw. spricht eher für viele Zentren in einzelnen Stadtteilen. Nun ja, Amman ist und bleibt die weißeste Stadt der gesamten Reise - schon der Architektur wegen. Für mich ist es ein Genuss auf dem Zitadellenhügel zu stehen und den Ruf der Muezzin von allen Seiten zu hören. Genau das ist es, was bei einer Reise im Nahen Osten nicht wegzudenken ist. Was haben wir noch dazu gelernt? Dass die amerikanische Botschaft schärfer bewacht wird als der eigene Regierungspalast - ohne Kommentar.

Petra – Ein Juwel, das wir sehen durften.

Steht man in Petra vor dem Schatzhaus, so ist es die pure Begeisterung. Erst zu Hause, wird mir beim Ansehen der Fotos klar, welch grandioses Werk wir sehen durften. Natürlich ist es die Gesamtheit: der Sik, die einzelnen Gräber, der Große Tempel, der Opferberg, das Schatzhaus, das Kloster und deren Geschichte. Die einstige Hauptstadt der Nabatäer zieht alle Besucher in seinen Bann. Und wir hatten das Glück bei den Fliegenden Händlern genau zur „Happy Hour“ für nur „Ein Dinar“ Postkarten vom Neuen Weltwunder erwerben zu können! Nur am Rande möchte ich hier erwähnen, dass ab Petra unser jordanischer Begleiter, der stumme Polizist ohne Namen, erstmals nicht anwesend war. Wahrscheinlich, weil hier eine ausreichende Anzahl seiner Kollegen routinemäßig vor Ort ist.

Jerash – Ein riesiges Gelände und keine Chance vor den Schulklassen zu flüchten.



Das einstige Gerasa ist und bleibt für mich die schönste und interessanteste Ausgrabungsstätte, welche ich bisher im Nahen Osten gesehen habe. Zu Beginn wirkt das Gelände schon recht groß, das Eingangsportal ist beeindruckend… vom höchsten Besucherrang des kleinen Römischen Theaters lässt sich die Grabung überblicken. Allein vom Nord- zum Südtor erscheint Jerash als riesige Stadt, die einst noch viel mächtiger gewesen sein muss. Interessant ist, dass es trotz der Größe unmöglich ist, der Überzahl jordanischer Schulkinder zu entfliehen. Diese wiederum nutzen den Besuch der Stätte für das unzählige Sammeln von Fotos mit Touristen aller Herren Länder - da wird die Situation einmal umgedreht, denn hier sind wir Fotoobjekt, nicht die Jordanier. Übrigens: Beim Mittagsstopp in Jerash gibt es das beste Brot der ganzen Reise!

Wadi Mujib – Eine Mondlandschaft auf Erden.

Auf dem Weg zum Toten Meer durchqueren wir verschiedene Wadis, unter anderem das Wadi Mujib, eine bizarre Landschaft, genau so, wie ich mir den Mond vorstelle. Aber das muss wohl so sein, denn schließlich sind wir auf dem Weg zum tiefsten Punkt der Erde (der ohne Taucherausrüstung zu erreichen ist), dem Toten Meer. Bei der Vorbeifahrt an einer Pumpstation wird uns allen klar, wie knapp das Wasser im Land Jordanien ist, denn der „Fluss“ gleich eher einem Rinnsal.

Jeita–Grotte – Ein überraschend großes Naturschauspiel.



Der Besuch der Jeita-Grotte hat uns gut gefallen. Die Anreise per Seilbahn ist recht bequem, sodass genug Kraft übrig ist, um die Grotte zu Fuß zu erkunden. Das Innere hat uns alle mit seiner nicht erwarteten Größe überrascht. Schön auch, dass die Farben eher angenehm als bunt gestaltet sind. Leider war die untere Grotte wegen Hochwasser nicht geöffnet, wir wurden jedoch mit der Vorführung eines deutschen Filmes über die Geschichte der Grotte entschädigt. Der Weg hinab führte uns entlang grüner Berghänge - eine wohltuende Abwechslung zur Enge und eher farbigen Eintönigkeit der Stadt Beirut.

Wüstenschlösser – Kleine Juwelen in der Jordanischen Wüste.



Im Ganzen haben wir drei der Wüstenschlösser Jordaniens besucht, das Qasr Al-Amra, das Qasr Al-Kharana und das Qasr Al-Azraq. Letzteres hängt eng mit der Geschichte Lawrence von Arabiens zusammen und ist ausnahmsweise in dunklen Tönen gehalten. Von den anderen beiden Schlössern - eigentlich Karawansereien - gefällt mir besonders das kleine Qasr Al-Amra, da es wunderschöne Malereien im Inneren vorzuweisen hat. Nett war auch, dass ich von einem Aufpasser vor Ort spontan eine n Lehrgang erhielt, wie ein Beduinentuch korrekt gebunden wird.

Burgen Dreier Länder – Die Seefahrerfestung in Sidon, Al–Karak und das Krak des Chevaliers.



Die Seefahrerfestung in Sidon eröffnete unser Burgenprogramm der Reise gebührend. Dass im Endeffekt der Blick auf Sidon das schönste an dieser Festung war, wurde spätestens beim Anblick des Krak des Chevaliers klar. Ohne Zweifel, der Krak ist ein Höhepunkt der gesamten Reise. Die Ausmaße der Anlage, der gute Erhaltungszustand und natürlich seine Geschichte sind einmalig. Trotz des Regens an dem Tag der Besichtigung: keine Burg davor oder danach kann dem Krak das „Wasser reichen“. Al-Karak möchte ich dennoch erwähnen. Auch wenn der Rundgang hier aufgrund der erstaunlich kleinen Anlage kurz war, so bleiben uns allen die Anfahrts- und Ausparkkünste unseres Busfahrers in bester Erinnerung. Kurz gefasst: Eine Gasse, viele Busse, unser Weg.

Berg Nebo und Madaba – Mit vielen Touristen geteilte Bibelgeschichte.


Dass wir an diesen beiden Orten auf mehr als zwei Touristenbusse treffen würden, war klar. Aber dies nimmt uns nicht die Vorfreude in Anbetracht dessen, dass wir mit dem Berg Moses jenen Berg betreten auf dem Moses selbst einst gestanden haben soll. In Zusammenhang mit dem ältesten Mosaik vom Heiligen Land in der Georgskirche in Madaba, ist dies der Tag an dem wir viel über die Bibelgeschichte erfahren haben und bedeutende Orte des Glaubens  besuchten.

Hama – Wasserräder ohne Wasser.


Norias, so heißen die Wasserräder, für die Hama über seine Grenzen hinaus berühmt ist. Deshalb besuchten auch wir die Stadt, welche sonst eher provinziell und sehr konservativ ist. Meiner Meinung nach haben Wasserräder ohne fließendes Wasser einen eigenartigen Charme. Ob es nun daran lag, dass der Fluss generell gerade wenig Wasser führte oder dieses außerhalb der Stadt angestaut wird, wissen wir nicht. Gott sei dank hatten wir nach dem Mittagsstopp die Möglichkeit eines der Räder von Nahem zu sehen, sodass Tarek (örtlicher Reiseleiter) uns zumindest die Funktionsweise erläutern konnte.

Maal(o)ula - Das schönste Dorf Syriens trägt diesen Titel zu Recht.


Bevor wir nach Damaskus fuhren besuchten wir das Dorf Maalula. Ein eher kleines Örtchen in den Bergen, welches in Reiseführern als das schönste des Landes betitelt wird - meiner Meinung nach zu Recht. Der Anstieg zu einem der Klöster mit Heilquelle muss zu Fuß erfolgen und ist aufgrund des steilen Berghanges etwas beschwerlich. Oben angekommen erhalten wir die Belohnung für die Anstrengung: ein traumhafter Blick über das Dorf, eingebettet in den Berghang und im Hintergrund verschwindet die Sonne allmählich sodass die Kulisse in ein angenehm rötliches Licht getaucht wird. An der Heilquelle stehend bemerken wir übrigens, dass nicht nur europäische Touristen eine leicht Unruhe verbreiten, denn die in großer Zahl anwesenden Iraner zelebrierten am Heiligtum ein halbes Volksfest - auch das kann interessant sein.
Ich hoffe dieser etwas andere Reisebericht hat Ihnen gefallen und Sie an die eine oder andere Anekdote erinnert. Sicherlich kann nicht von Vollständigkeit gesprochen werden, aber ich glaube bei einer solch vielschichtigen Reise ist das schier unmöglich. Letztlich danke ich Ihnen allen für Ihre Freundlichkeit, Offenheit und Herzlichkeit. Ich hoffe Ihnen stets eine hilfreiche wie angenehme Begleitung gewesen zu sein und würde mich freuen Sie wiederzusehen.
Ihre Alice Teipelke

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