Reisebericht: Rundreise und Kreuzfahrt Ost–Kanada zum Indian Summer

01.10. – 14.10.2023, 14 Tage Ostküste Kanada und USA – Rundreise–Vorprogramm und Kreuzfahrt mit der Norwegian Gem: Toronto – Niagara–Fälle – Ottawa – Montreal – Quebec – Halifax – Maine – Boston


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Zwei Wochen liegen in Ost-Kanada vor uns. In Toronto sind wir gelandet und sogleich wird uns bewusst, die Großstädte hier haben einfach andere Dimensionen als in Deutschland. Wir werden noch weitere Städte in Augenschein nehmen und auch die Natur wird nicht zu kurzkommen.
Ein Reisebericht von
Roswitha Zytowski
Roswitha Zytowski

Sonntag, 1. Oktober 2023, Anreise nach Toronto

21 Gäste werden sich in Toronto treffen. Die größere Gruppe trifft sich in Frankfurt am Main. Per Flug und Zug reisten die Gäste von Nord, West und Ost an. Fünf Gäste aus der Schweiz reisen über Zürich an. Der Treffpunkt soll dann der Flughafen Toronto sein. Ob dies alles so klappt? Tatsächlich, es funktioniert! Zwar startet unsere Maschine aus Frankfurt mit Verspätung. Die Gäste aus Zürich werden gemeinsam mit der örtlichen Reiseleiterin ein wenig auf uns warten. Nachdem wir die Einreiseformalitäten hinter uns gebracht haben, geht es mit dem Gepäck in die Ankunftshalle, wo wir freundlich empfangen werden.
Auf geht es nun zu unserem Hotel. Ursula erzählt uns schon Wissenswertes zu Toronto. Sicher wussten wir schon, dass Toronto eine Millionenstadt ist, aber die Hochhäuser und die vielen Baukräne, die auf das stete Wachstum hinweisen, beeindrucken wohl alle im Bus.
Unser Hotel liegt mitten in der Stadt und gehört zu den größten der Hauptstadt der Provinz Ontario. Dass sich diese Stadt einer großen Beliebtheit erfreut, glauben wir jetzt schon, denn die besondere Lage am Lake Ontario blitzt hier und da durch. Ursula weist uns auf einen Unterschied Torontos zu anderen Städten mit Wolkenkratzer hin: Toronto sei keine dunkle Stadt. In der Mehrzahl der Hochhäuser würden auch Menschen wohnen. Es sei also eine Nutzung aus Büro und Wohnraum. Da es mittlerweile bei Ankunft im Hotel dunkel ist, können wir uns aus den Fenstern unserer Zimmer auch davon selbst überzeugen. Auf ein Abendessen verzichten wir heute Abend, der lange Tag lässt uns in die Betten sinken.

Montag, 2.10.2023 Toronto – Fahrt zu den Niagara Fällen

Wir beginnen unseren Tag mit der Abfahrt um acht Uhr. Unsere beiden Gäste, die schon früher nach Toronto gereist sind, gesellen sich nun auch zu uns. Paul, der uns schon vom Flughafen abgeholt hat, wird uns bis Québec sicher durch Kanada fahren. Toronto begrüßt uns mit einem strahlend blauen Himmel. Beste Bedingungen für unser heutiges Programm, welches angefüllt ist mit Höhepunkten. Nach der Stadtrundfahrt als Schmankerln geht es hoch hinauf. Einen besseren Überblick als von der Plattform des CN-Towers können wir von Toronto und der Umgebung nicht bekommen, immerhin ist der Fernsehturm 553 Meter hoch und galt bis zum Jahr 2009 als der höchste seiner Art. Wir genießen die Aussicht und ermessen langsam, welche Dimension diese Stadt hat. Wieder unten angekommen, bewegen wir uns in den älteren Teil Torontos, wobei zugegeben, dieser immer mehr den Hochhäuser weichen muss. Ein architektonischer Höhepunkt ist dann der Abschluss unseres Aufenthaltes in der Millionenstadt. Brookfield Place ist ein Büro- und Geschäftskomplex mitten in der Innenstadt. Es ist aber nicht irgendein gesichtsloser Hochhauswürfel. Der in Valencia geborene Santiago Calatrava hat hier in wunderbarer Weise zum einen ein altes Gebäude in seine Architektur eingebunden und zum anderen einen Komplex geschaffen, der mit seinen filigranen Strukturen Anlehnung an die Natur und an die Gotik der Kathedrale der Alten Welt gleichermaßen schafft. Wir nutzen die Gelegenheit zur Mittagspause, denn in Untergeschoss gibt es ein reiches Angebot für jeden Geschmack. Und schon sagen wir Good Bye Toronto, weiter geht es auf unserer Fahrt. Unser Weg führt uns in Richtung Hamilton. Südlich von Toronto haben viele Rentner ihr neues Domizil gefunden. Propper und schmuck präsentiert sich diese Gegend. Wein gibt es hier tatsächlich auch, wobei die Produktion gemessen an der Konkurrenz aus Kalifornien und Europa eher klein ist. Auf einem Weingut legen wir einen Stopp ein, um einen fliegenden Wechsel vorzunehmen. Ursula geht, Kathy kommt. Mit ihr werden wir nun bis Québec unsere Rundreise fortsetzen. Wie Ursula ist auch Kathy aus der Schweiz und bringt uns in deutsch mit Charme und Fachkunde ihre Wahlheimat näher. Es dauert gar nicht mehr lange und schon erhaschen wir einen ersten Blick auf die Niagara-Fällen. Aber dabei soll es nicht bleiben. Immerhin steht noch eine Bootsfahrt an.
Und die hat es in sich! Ausgestattet mit pinkfarbenen Regencapes, wir sehen alle aus wie Flamingos, geht es nahe, sehr nahe an die Wasserfälle heran. Herabfallende Wassermassen und Regenbögen, mehr Motiv und dies ganz ohne Nachbearbeitung ist nicht möglich.
Beeindruckend und vergnüglich endet unsere Bootsfahrt und nun geht es zum Hotel. Dieses ist glücklicherweise einer der kleineren Bauten und verströmt sogar den Charme des Country-Styles. Wir beziehen unsere Zimmer und treffen uns dann zum Abendessen. Dieses führt uns nun nochmals in die Höhe. Das Restaurant des Skylon Tower bietet nicht nur eine herrliche Aussicht, da es rotiert, bekommen wir während des schmackhaften Abendessen auch noch einen Rundblick ohne aufstehen zu müssen. Ein Verdauungsspaziergang führt einige dann noch zu den illuminierten Wasserfällen. Was für ein Tag. Zufrieden legen wir uns in Bett.

Dienstag, 3.10.2023 Fahrt nach Kingston

Nebel hängt heute morgen über uns. Kein gutes Omen für die Gäste, die mit dem Helikopter die Niagara-Fälle von oben sehen möchten. Doch nur die Ruhe, es ist schließlich Spätsommer und vielleicht lichtet sich das Ganze noch. Warten wir das Frühstück ab. Die Sicht wird tatsächlich immer besser. Das Gepäck ist wieder im Bus und wir fahren zum Flughafen. Fünf Gäste wollen in die Luft gehen. Doch zunächst heißt es, es wird nicht geflogen. Eine gewisse Enttäuschung ist bei unseren Gästen zu spüren. Die Mitarbeiterin bittet sodann um Aufmerksamkeit, der Pilot habe nun doch grünes Licht gegeben. Wunderbar. Für die anderen Gäste, die im Bus warteten, haben wir auch noch eine Besonderheit zu bieten: Der Weg führt ins zum Whirlpool. Hierbei handelt es sich nicht um ein Becken, in das wir nun alle hineingeben, sondern um einen Teil des Niagara River, wo besonders viele Strudel an eine Waschmaschine mit zu viel Waschmittel erinnern oder eben an einen Whirlpool. Die Sonne hat nun die Oberhand gewonnen und verspricht uns heute bei sehr milden Temperaturen ein herrlichen Tag. Nach einigen Fotos fahren wir erneut zum Flugplatz, um unsere HelikopterfliegerInnen abzuholen.
Diese sind auch ganz begeistert. Weiter geht es für uns alle zunächst wieder in Richtung Toronto und dann nach Kingston.
Hinter Toronto fahren wir vor allem durch landwirtschaftlich genutztes Terrain. Obstbäume und Wein, aber auch Getreide wechseln sich hier ab.
Eine Pause legen wir im Big Apple ein. Nein, kein Abstecher in New York sondern ein Geschäft, wo sich alles um Äpfel dreht, aber auch andere regionale Produkte zu finden sind.
Gestärkt geht es weiter zum Ende des Lake Ontario. Auf dem letzten Stück nutzen wir sogar noch eine Fähre, um dann wenig später Kingston zu erreichen.
Für das Abendessen haben wir ein Restaurant reserviert, auf dessen Dachterrasse wir bei den milden Temperaturen sogar noch draußen essen können. Es fällt auf, wie viele junge Menschen hier unterwegs sind. Ja, Kingston ist auch einen Studentenstadt,
Beim abendlichen Verdauungsspaziergang gibt es dann noch eine alte Lok zu entdecken und ein erstes Schild verweist auf die 1000-Islands. Aber das steht erst am kommenden Tag auf dem Programm….

Mittwoch, 4.10.2023 Bootsfahrt im 1000–Island–Nationalpark – Ottawa

Bevor wir in der Hauptstadt Kanadas ankommen, durchqueren wir eine ganz besondere Region: Ob es wirklich tausend Inseln sind? Gezählt haben wir sie nicht, aber als wir in Rockport unser Boot besteigen, herrscht schon eine freudige Anspannung. Wir passieren tatsächlich unzählige Inseln, die oft nur aus einem großen Granitfelsen bestehen. Waren wir bei den Niagarafällen schon sehr nahe an den USA, erleben wir hier tatsächlich die Landesgrenzen zwischen zwei Inseln. Leider hat die amerikanische Insel nicht das Sternenbanner gehisst. Die Häuser, die sich auf den Inseln befinden, zeigen deutlich, hier ist viel, sehr viel Geld im Spiel. Und sogar ein Schloss wurde gebaut. Mich erinnert diese Landschaft an die Schären in Schweden. Doch während es dort öffentliche Fährverbindungen gibt, hat hier der Inseleigentümer natürlich auch sein Privatboot. Wir genießen die Fahrt - natürlich wieder bei herrlichem Wetter. Persönliche Traumhäuser wurden übrigens auch schon gefunden…
Weiter geht es nach Ottawa. Mittlerweile ist es wirklich richtig warm, fast 30 Grad und auch schwül. Wir fahren zunächst durch die Hauptstadt zum Sussex Drive. Nicht nur, dass sich hier der Canadian Heritage Garden befindet, es ist auch die Adresse der offiziellen Residenz der Kanadischen Premierministers. Doch Justin Trudeau residiert hier nicht - das Gebäude sieht zwar von außen sehr charmant aus, innen soll es jedoch ziemlich marode sein.
Queen Elisabeth hat hier auch ein Denkmal bekommen und im Park finden wir Bäume, die von Staatenlenkern und -lenkerinnen während der offiziellen Besuche gepflanzt wurden. Kathy gibt uns eine kleine Einführung in die Tradition der First Nations. Kanada ist sich mittlerweile seiner Verantwortung der Ureinwohner gegenüber bewusst, ein langer Prozess. Er hält noch an und es ist eine Wegstrecke zu gehen. Weiter geht es zu einem besonderen Museum. Hierfür fahren wir über den Ottawa River und passieren die Provinzgrenze. Jetzt sind wir in der Provinz Québec. Das Nationale Historische Museum ist schon von außen ein beeindruckendes Gebäude. Mit seinen geschwungenen Formen und den vielen Fensterflächen hat der Kanadische Architekt Douglas Cardinal einen beeindruckenden Bau geschaffen. Douglas Cardinal entstammt selbst einer Familie der First Nation und in seiner Architektur finden sich immer Elemente, die Bezüge zur Natur und Landschaft Kanadas herstellen. Wir können einen Blick in die große Halle des Gebäudes werfen und sehen auch einige Exponate. Ja, auch hier könnten wir viel mehr Zeit verbringen….
Aber nun geht es zum Parlamentshügel und zu unserem Hotel. Wir checken ein und treffen uns dann zu einem weiteren kleinen Ausflug. Paul macht es möglich, dass wir mit dem Bus zum ByWard Markt fahren. Hier finden sich so viele Restaurants, dass wirklich für jeden und jede etwas dabei ist. Die Temperaturen lassen uns erneut draußen sitzen und wir genießen das bunte Treiben um uns herum.
Mit unserem „persönlichen“ Shuttle geht es dann wieder zurück zum Hotel.

Donnerstag, 5.10. 2023 Omega Wildpark – Montreal

Ein neuer Tag beginnt mit: einer Überraschung. Kathy informiert mich nach dem Frühstück, dass unser Bus defekt ist und momentan repariert wird. Aha! Während Kathy telefoniert um unsere Tagestermine zu verschieben, nutze ich die Gelegenheit Informationen zur Kreuzfahrt zu geben.
Dann kommt Grünes Licht von Paul, wir können weiterfahren. Uff, Omega-Park ist gesichert!
Tatsächlich wäre es wirklich schade gewesen, schließlich kommen wir hier den Tieren ziemlich nahe. Mit einem ausgedienten Schulbus rumpeln wir vorbei an den Gehegen und können doch das eine oder andere Tier mit einer Karotte direkt aus dem Bus beglücken.
Weiter geht es nach Montreal. Et maintenant, on parle français!
Tatsächlich ist die Amtssprache in der Provinz Québec Französisch. Aber keine Angst, die meisten sind tatsächlich zweisprachig. Was für ein Plus!
In der Provinz Québec darf Kathy nicht führen, weshalb nun Bettina in den Bus einsteigt. Und wo kommt Bettina ursprünglich her? Na - natürlich aus der Schweiz.
War Ottawa schon eindrücklich, so punktet Montreal mit alter Bausubstanz (natürlich immer bezogen auf die Zeitrechnung Nordamerikas und nicht Europas). Erschien uns Ottawa schon sehr grün, so ist Montreal eine sehr, sehr grüne Stadt. Wir besichtigen die Basilika Notre-Dame (Wie sollte sie auch sonst heißen…) und haben eine wunderbare Aussicht vom Mont Royal. Ohne Zweifel eine interessante Stadt - momentan immer noch bei spätsommerlichen Temperaturen. Aber die Winter sind hier eine wirkliche Herausforderung.
Natürlich könnten wir auch hier viel mehr Zeit verbringen. Aber unser Vorprogramm soll ja vor allem Lust machen auf mehr. Ein Amuse-Bouche, ein Appetit-Happen in Sachen ostkanadische Großstädte.
Und eine Stadt kommt ja noch - doch nun bonne nuit!

Freitag, 6.10.2023 Québec – Einschiffung

Zugegeben, Kathy und mir fällt ein Granitblock vom Herzen, als Paul vor unserem Hotel steht. Bus ist Ordnung, der Tag kann beginnen! Auf nach Québec.
Auch hier bekommen wir eine weitere Stadtführerin in den Bus. Wieder hat sie einen Koffer in der Schweiz, wen wundert es…
Für mich ist Québec ein Déjà-vu! War Montréal schon eine Erinnerung an Frankreich, hier in Québec ist es für mich allgegenwärtig - faszinierend.
Kleine Gassen, Cafés und sogar eine Büste vom „Sonnenkönig“. Was gäbe es hier alles noch zu entdecken… Doch unsere nächste große Erkundungstour wird auf der Norwegian Pearl sein - ohne Stadtführerin, ohne Kathy und ohne Paul: Merci, Thank’s !!
Die Einschiffung verläuft ohne Schwierigkeiten. Nachdem sich alle bei ihrer Musterstation gemeldet haben, können wir auch unsere Kabinen aufsuchen.
Bei einem gemeinsamen Getränk kommen wir langsam an Bord an und das gemeinsame Abendessen rundet diesen gelungenen Tag ab.

Samstag, 7.10.2023 Seetag

Die letzen sechs Tage waren so angefüllt, dass die Schiffsfahrt jetzt wahrlich erholsam ist.
Für die meisten startet der Tag heute etwas später. Einige Ausflüge werden noch gebucht und dann lassen wir die Seele baumeln. Ein Blick auf meine Wetterapp ließ mich dann doch kurz stutzen - ein Zyklon ist unterwegs. Tatsächlich erhalten wir dann die Information vom Kapitän, dass die Route geändert wird: Wir folgen weiter dem Lorenzstrom und nehmen Kurs auf Neufundland. Auch gut, wandeln wir also auf den Spuren von James Cook.
In Corner Brook werden wir an Land gehen können. Wir genießen voller Vorfreude auf den nächsten Tag das Abendessen.

Sonntag, 8.10.2023 Corner Brook – unser Plan B

Reisen heißt „offen sein“. Es kann alles geplant sein und doch gibt es Umstände auf die wir keinen Einfluss haben. Ein Zyklon führte zur einer Routenänderung und wir entdecken Neufundland. Zugegeben, NeufundländerInnen wurden wir nicht, dafür hätten wir einen Dorsch küssen müssen und dessen Zunge essen. Aber wir wandelten auf den Spuren von James Cook, wanderten zu seinem Denkmal, genossen einen herrlichen Ausblick und flanierten durch Corner Brook. Zugegeben kein wirklich großer Ort, doch die Einwohner sind herrlich unkompliziert und freundlich. Eine lebende Berühmtheit lernten wir auch noch kennen, eine wahre Schönheit mit Fellnase, eine echte Neufundländerin ohne Dorschritual.
Wir haben den unerwarteten Aufenthalt ausgekostet, auch wenn wir uns, trotz Gelegenheit, nicht mit Halloween-Utensilien eingedeckt haben. Und wer kann schon von sich behaupten, in Neufundland gewesen zu sein.
Wir verlassen nun wieder diesen besonderen Teil Kanadas und nehmen Kurs auf die Ostküste, um unserer ursprünglichen Route wieder zu folgen. Der Kapitän bereitet uns auf eine etwas wackelige Nacht vor, doch trotz einiger Bewegung können wir alle einigermaßen schlafen.

Montag, 9.10.2023 Sydney

Nach einer Stippvisite in Neufundland geht es nun für uns weiter in Richtung Süden. Nova Scotia, was können wir hier erwarten. Nimmt man den Namen Ernst, muss irgendwo ein Karomuster auftauchen. Und ja, im Hafenbereich befinden sich nicht nur Shops, die allerlei Utensilien im „Schotttenlook“anbieten, eine überdimensionierte Hafen findet sich hier auch noch. Charmant präsentiert sich die Promenade und die Sonne lädt ein, auf einer der vielen Bänke Platz zu nehmen und den Blick schweifen zu lassen. Wer gerne noch etwas von der Landschaft sehen möchte, der nimmt an einem Ausflug teil. Für eine kleine Gruppe geht es in das Herz der Insel Cape-Breton. Wir verlassen Sydney und fahren in Richtung Iona und haben den Bras d’Or im Blick, ein beeindruckendes Binnenmeer. Überhaupt scheint sich hier die Verbindung zwischen Land, Wasser und Meer geradezu aufzulösen. Vorbei geht es an Christmas Island. Hier wohnt zwar nicht der Weihnachtsmann, das Postbüro hat jedoch um die Weihnachtszeit alle Hände voll zu tun. Schließlich werden die schriftlichen Grüße dann auch mit dem richtigen Stempel versehen.
Unser Ziel ist jedoch der Ort Iona. Hier befindet sich das Highland Village. Gälischen Ursprungs und gegründet von Donald ‚Og‘ Mac Neil, der während seines Dienstes in der Britischen Armee dieses Fleckchen Erde entdeckte und im frühen 18. Jahrhundert sich dann hier auch niederließ. Die Siedlung versetzt uns in diese Zeit zurück. In den einzelnen Häuser erzählen uns Bewohner der Insel über die Geschichte des Ortes und lassen uns über ihre Schultern schauen, wenn sie Spinnen. Ein friedvoller Ort in Mitten einer herrlichen Landschaft.
Unser Aufenthalt neigt sich langsam wieder dem Ende zu. Aber Zeit für einen kleinen Spaziergang an der Promenade entlang macht mir richtig Lust auf den kommenden Tag. Eine Gruppe von Herren spricht mich an, wo es denn als nächstes hingehe. Als ich Halifax als Ziel nenne, kommen alle Herren ins Schwärmen. Na, wenn das kein gutes Zeichen für den Eberhardt-Ausflug ist…

Dienstag, 10.10.2023 Halifax Eberhardt–Ausflug

Nachdem ich gestern so begeistert auf Halifax eingestimmt wurde, konnte ich das Anlegen kaum erwarten. Beatrice unsere heutige Stadtführerin ist schnell gefunden und schon können alle Gäste der Eberhardt-Gruppe im eigenen Bus in den Tag starten. Im Jahr 1749 landete Captain Generell Edward Cornwallis mit 2500 Siedler hier, um eine befestigte Siedlung für das britische Militär zu errichten. Ihren Namen verdankt die Stadt Lord Halifax. Die Siedlung erlebte eine wechselvolle Geschichte und die sternförmige Zitadelle ist Sinnbild, für die zahlreichen Auseinandersetzungen. Hier werden wir Zeugen der Wachablösung. Berühmt wurde Halifax durch das Schiffsunglück der Titanic. Auf dem hiesigen Friedhof Fairview Cemetery haben 121 Opfer des Schiffsuntergangs ihre letzte Ruhestätte gefunden. Nach der Stadterkundung folgt nun die Landpartie. Schließlich wollen wir auch noch etwas von der Küste sehen und deshalb geht es nach Peggy's Cove. Es erwartet uns wirklich eine Bilderbuchküste - mit jedem Schritt, den wir tätigen, kommt auch schon das nächste Fotomotiv. Nach unserer Ankunft zieht es natürlich die meisten zum Leuchtturm. Aber wir halten noch inne und erklimmen eine Treppe, die uns zu einem Shop führt. Dank des Tipps von Beatrice holen wir uns dort den Leuchtturm als Stempel in unseren Pass. So, nun sind wir besten ausgestattet und schauen uns den Küstenabschnitt genauer an. Blauer Himmel, Meeresrauschen und Granitfelsen, die uns viel erzählen könnten, ferner ein Leuchtturm, an dessen Fuße ein Alphorn erklingt. Hätte ich im Juli bei der Schweizreise nicht noch Schweizer getroffen und wären nicht fünf Schweizer Gäste in unserer Gruppe, die auch noch in der Schweiz leben, hätte ich mittlerweile den Verdacht, Eidgenossen und Eingenossinnen seien nur noch in Kanada zu finden. Das Alphorn wird dann noch von einem Dudelsackspieler im Quilt abgelöst - nun gut, das passt ja, schließlich sind wir in Nova Scotia.
Im Bus treffen wir uns dann alle wieder. Einige haben sich mit dem Lobster angefreundet, ihn entweder ganz oder als "Rolle"im Brötchen probiert. Einhellige Meinung zum Ort: Hier könnten wir glatt noch viel länger bleiben. Aber unsere Abfahrt ist durch das Ablegen des Schiffes festgelegt. Wir wollen es jedoch nicht versäumen und den guten Ahornsirup erwerben. Schließlich freuen sich die Lieben zu Hause über dieses Mitbringsel garantiert. Wieder zurück an Bord bleibt uns noch Zeit, die Tüten zu versorgen und die Ausfahrt zu genießen. Wir verabschieden uns nun von Kanada - am nächsten Tag werden uns die USA begrüßen.

Mittwoch, 11.10.2023 Portland, Maine

Wir legen gegen elf Uhr an und es ist heute umso spannender, denn wir erwarten die amerikanische Grenzkontrolle. Die Kontrolleure kommen an Bord und da die meisten aus unserer Reisegruppe einen Ausflug gebucht haben, dürfen wir uns nach dem Aufruf durch die Brücke auch als erste anstellen. Es geht erstaunlich schnell. Meine Fingerabdrücke werden genommen und es schließt sich noch die Frage an, ob ich meine Reise nach Ankunft in anderen Regionen fortsetzen möchte. Dann kommt der Stempel in meinen Pass. Ein Schiffsmitarbeiter klebt noch einen roten Aufkleber auf meine Bordkarte, damit ist die Kontrolle beendet.
Die meisten Gäste unserer Gruppe nehmen an dem Ausflug "Best of Portland und Kennebunkport" teil. Der Herbst gibt nun schon eine erste Kostprobe. Mittlerweile ist es deutlich kühler und ein bisschen tröpfelt es von oben. In Kennebunkport fahren wir mit einem Boot in Richtung offene Küste. Hier können wir schnell erfassen, dass es sich um eine Region handelt, in der ein größeres Bankkonto erforderlich ist. Vorbei geht es auch an dem Sommersitz der Familie Busch. Wir erinnern uns, eine Familie, die gleich zwei Präsidenten stellte. Unser Kapitän, der stark an einen Gallier aus der Feder der Zeichner von Asterix und Obelix erinnert, demonstriert uns dann noch einen Hummer, frisch aus dem Wasser gezogen. Aus der Reuse geholt, ein metallischer Kasten, sehen wir nun das Objekt der Begierde. Wir erfahren, dass es sich um eine Dame handelt, die noch zu klein ist und deshalb wieder ins Wasser zurück darf. Da hat sie Glück gehabt. Die Lizenzen für den Hummerfang sind teuer, was auch den Preis für den Preis erklärt. Und die Kontrolle sind streng. Hummer, die die Mindestgröße noch nicht erreicht haben, müssen wieder ins Wasser. Als wir wieder festen Boden unter den Füßen haben, wollen wir keinen Hummer wohl aber einen Kaffee. Leider haben alle von der Reiseleiterin angepriesenen Lokale geschlossen. Wir versuchen es im Lebensmittelladen, der tatsächlich eine Kaffeebar bereit hält und sogar eine einladende Sitzecke. Gestärkt geht es dann wieder im Bus nach Portland und auf unser Schiff.

Donnerstag, 12.10.2023 Bar Harbour, Maine

Ein letztes Mal werden wir heute zu einem Ausflug aufbrechen. Unser Schiff hat nicht am Kai angelegt, sondern liegt auf Reede. Das heißt, wir tendern. Direkt vor meinem Fenster werden die Tenderboote zu Wasser gelassen und die erste Fahrt durch die Besatzung findet statt. Erst wenn sie grünes Licht geben, dürfen Boote mit Gästen starten. Also bleibt noch Zeit für das Frühstück. Für das Tender stellen wir uns an und warten, bis das jeweilige Boot freigegeben wird. Die See ist ruhig und so ist der Ein- und Ausstieg ohne größere "Wackler" zu bewerkstelligen. Bar Harbour präsentiert sich herausgeputzt. Wir sind nicht die einzigen Besucher, die hier unterwegs sind. Für die meisten Gäste geht es zunächst nach Acadia, der einzige Nationalpark in Neuengland. Wir halten einige Male, um die Küstenlinie betrachten zu können. Auf den Parkplätzen sind Autos aus allen Bundesstaaten zu sehen. Spätsommer lockt auch die Amerikaner hierher. Wanderer und Radfahrer scheinen sich besonders wohl zu fühlen. Ein wenig zuckt es auch in meinen Füßen. Aber Wandern steht nicht auf dem Programm, wohl aber die Mittagspause mit dem Lobster. Wir kehren in Bar Harbor in ein sehr schönes Haus ein. Es handelt sich um ein Restaurant, in dem eine Vielzahl von Räumen unterschiedlicher Größe zu finden sind. Wir suchen uns einen freien Platz an den eingedeckten Tischen. Glücklicherweise haben wir an unserem Tisch einen echten Lobster -Fan. Er weiß, wie wir dem roten Tier zu Leibe rücken können. Bevor wir Hand anlegen, legen wir die schicke Schürze an und dann ran an den Lobster. Das weiße Fleisch erinnert an Garnelen und wer ein wenig Erfahrung in Sachen Krabben hat, ist eindeutig im Vorteil. Bei den weiblichen Tieren gibt es Bereiche, die wir essen könnten, jedoch nicht sollten. Dem Rat des Angestellten folgen wir gerne.
Gastronomisch dreht sich hier tatsächlich alles um das Meerestier. Und ja, es ist auch durchaus schmackhaft. Gestärkt gehen wir noch auf eine Stadterkundung. Die letzten Mitbringsel und Souvenirs wollen noch gekauft sein. Mit dem Tenderboot geht es wieder zurück. Auf unserem Programm steht noch das letzte gemeinsame Abendessen. Die Koffer sind gepackt und vor die Kabinentür gestellt - unsere letzte Nacht auf dem Schiff beginnt.

Freitag, Ausschiffung – Boston – Rückflug

Wir verlassen alle gegen 8:30 das Schiff. Das hätte ja schon einmal geklappt. Allerdings geht das Gepäck-Puzzle nicht auf: Es fehlt eine Tasche. Nach mehrmaligen Überprüfen und einigen Metern Fußweg sowie Gesprächen mit den Verantwortlichen ward sie dann gefunden. Wir können also starten. Unser Bus nebst Reiseleiterin sind schnell gefunden. Das Gepäck verladen wir gemeinsam und nun können wir Boston erkunden. Mary Margaret ist keine Schweizerin und so geht es nun auf Englisch weiter. Die Temperaturen haben sich mittlerweile halbiert und ein ordentlicher Ostwind bläst uns ins Gesicht. Abgesehen davon, präsentiert sich diese Stadt von ihrer schönsten Seite. Die besondere Lage erfassen wir ziemlich schnell, jede Menge Wasser umgibt diese Stadt. Wobei das so eben nicht stimmt: Tatsächlich ist Boston sogar auf Wasser gegründet. Der Charles River wurde geschmälert und mittels Pfahlgründung und Aufschüttung konnte neues Land geschaffen werden. Boston entwickelte sich schnell zu einer besonderen Stadt, in der Bildung eine ganz besondere Rolle spielt. Im Jahr 1636 entschlossen sich fromme Puritaner aus England hier eine Bildungsstätte zu gründen. Namensgeber war der englische Theologe John Havard. Aus der ursprünglichen Schule für Knaben sollte die Havard Universität werden. An dieser können heute selbstverständlich auch Frauen studieren und arbeiten. Und, eine Frau steht der Hochschule auch als Präsidenten vor. Als Nächstes werfen wir einen Blick auf das MIT, die Wirkstätte der innovativen Forscher und Forscherinnen. Just in diesen Jahr ging auch der Nobelpreis für Physik an einen Lehrer des MIT. Der Abschluss unseres kurzen Kennenlernens ist dann die Altstadt Bostons. Ja, auch hier könnten wir noch viel mehr Zeit verbringen, aber für uns heißt es nun Abschied nehmen. Zwei Gäste dürfen die Stadt noch einige Tage länger erkunden. Wir jedoch fahren nun zum Flughafen. Die Sicherheitskontrolle ist recht schnell absolviert und dann haben wir noch genügend Zeit, um uns zu stärken. Unsere Schweizer Gäste starten ein wenig früher als wir - und dann sind auch wir an der der Reihe.
Aus der Luft zeigt sich die Landschaft um Boston herum in ihrer vollen Schönheit. Jetzt können wir ein wenig besser ermessen, wie diese Stadt entstehen konnte. Wir sehen nur einen Teil der vielen Inseln, aber dies ist schon überaus beeindruckend.

Samstag, 14.10.2023 Ankunft in Frankfurt am Main

Nach einem ruhigen Flug erreichen wir pünktlich Frankfurt am Main. Damit sind die Weiterflüge nach Berlin und Dresden gesichert. Einige Gäste werden mit der Bahn weiterreisen. Hier trennen sich nun also unsere Wege. Im wahrsten Sinne brechen wir in alle vier Himmelsrichtungen auf.
Eindrückliche Tage liegen hinter uns. Wir haben gemeinsam viel sehen können und so manche schöne Begegnung mit Kanadierinnen und Kanadier aber auch Amerikanerinnen und Amerikaner hat unsere Reise bereichert.
Für mich war es das erste Mal auf diesem Kontinent und ich bedanke mich, dass ich diese Reise mit Ihnen machen durfte. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht Zeit mit Ihnen zu verbringen und die Eindrücke auszutauschen.
Lassen Sie es sich gut gehen und vielleicht sehen wir uns an einem anderen Ort dieser Welt wieder. Für mich wäre es ein großes Vergnügen,

Ihre/ Eure Roswitha Zytowski

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