Reisebericht: Studienreise Ost–Kanada – Eisbären & Wale in der arktischen Tundra

27.06. – 08.07.2017, 12 Tage Rundreise in Kanada mit Zoo–Direktor a.D. Toronto – Winnipeg – Riding–Mountain–Nationalpark – Churchill – Tundra Bay – Beluga–Wal & Polarbär–Beobachtungen


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Eine spannende Reise durch den Osten Kanadas mit unserer tollen Reisegruppe und unserem Studienreiseleiter Prof. Dr. Lücker. 12 Tage an welchen wir eintauchten in die abwechslungsreiche Flora und Fauna der Region.
Ein Reisebericht von
Prof. Dr. Hubert Lücker

Dienstag 27. Juni: Anreise und erste Berührungen mit Nordamerika

Alle Reiseteilnehmer, die von unterschiedlichen Flughäfen anreisen, treffen sich am Abfluggate im Flughafen Frankfurt zum Flug nach Toronto. Der Flug geht pünktlich, ist ruhig und wir kommen auch pünktlich an. Durch die Zeitverschiebung ist es in Toronto erst nachmittags am gleichen Tag, so dass wir einen Teil der Stadtrundfahrt in Toronto gleich jetzt machen. Dies wird auch durch den heute sehr starken Verkehr in Toronto befürwortet: Wir fahren auf Nebenstrecken ins Zentrum. Abends haben wir ein gutes Dinner im Hotel.

Mittwoch 28. Juni: Sehenswertes in Toronto – ROM, CN–Tower und Zoo

Morgens geht es nach dem Frühstück auf den zweiten Teil der Stadtrundfahrt. Wir fahren durch das vornehme Forest Hill, sehen das alte und neue Rathaus, Santiago Collatrava und die Außenbezirke mit dem „Schloß" und China Town. Photostops werden gemacht, auch an den Stellen, wo man den CN Tower frei sieht, z.B. am Art Museum. Letzteres ist auch von der Architektonik her ein sehr sehenswerter Baukörper. Danach besuchen wir das Royal Ontario Museum, abgekürzt als ROM weltbekannt und weltbedeutend. Aus Zeitgründen konzentrieren wir uns auf die phantastische Ausstellung der Dinosaurier und die Ausstellung der Präkambrischen Organismen der Burgess Shale Fauna und des Ediacara. Beide Sammlungen sind außergewöhnlich und zählen zu den Welt besten Sammlungen dieser Art überhaupt.
Zum Mittagessen fahren wir auf den CN Tower, der lange eines der höchsten Gebäude überhaupt war. Im Restaurant in gut 380 m Höhe hat man einen phantastischen Blick über Toronto - und auch das Essen ist sehr gut. Danach fahren wir in den gleichfalls sehr bedeutenden Zoo von Toronto, der ein bischen außerhalb liegt und mit knapp 300 Hektar sehr groß ist. An den 2016 geborenen großen Pandabär Zwillingen kommen wir natürlich nicht vorbei: Einfach zu niedlich und beeindruckend. Danach fahren wir per ZooMobil in den kanadischen Teil des Zoos und bekommen dort einen Vorgeschmack auf das, was uns später auf der Reise erwartet. Nach dem Zoobesuch stauen wir uns wieder zurück ins Hotel. Resumée: Toronto ist eine Reise wert und das ROM und der Zoo sind wirklich außergewöhnlich.

Donnerstag 29. Juni: Winnipeg, "Museum for Human Rights" und "The Forks"

Früh holt uns der Bus ab und wir fahren zum Flughafen, checken dort ein für den Flug nach Winnipeg, der Hauptstadt von Manitoba. Dort kommen wir nach einem pünktlichen und ruhigen Flug mittags an und checken im Flughafenhotel ein. Am Nachmittag holt uns ein Trolleybus ab und wir besichtigen die Stadt Winnipeg, heute Hauptstadt von Manitoba und frühere Trapper- und Pelzhandelshauptstadt. Beeindruckend ist der Assiniboine Park, der wirklich riesig ist. Dort findet eine große Veranstaltung für die College Abgänger statt. Weitergeht es dann durch die sehr hübschen Vororte in Zentrum, vorbei am „Museum for Human Rights", was wir nach der Rückkehr vom Riding Mountain Nationalpark noch besichtigen werden. Wir werfen eine Blick auf „The Forks", wo der Assiniboine River und der Red River zusammenfließen. Das ist quasi das Zentrum der schönen Altstadt. Es folgt der Regierungsbezirk mit dem einem Freimaurer Tempel nachempfundenen Regierungssitz. Auch die Gebäude der Hudson Hay Compagnie und das Finanzviertel stehen auf dem Programm. Gegen Abend sind wir wieder im Hotel retour. Winnipeg ist einen Stop wert. Die alten gut erhaltenen Häuser und das sehr ansprechende Stadtzentrum mit den Gebäuden aus der hohen Zeit der Hudson Bay Compagnie sind einfach nur schön.

Freitag 30. Juni: Auf dem Weg zum Riding Mountain Nationalpark und Abendsafari

Heute geht es nach Nordwesten, gut 300 km durch die völlig ebene und fruchtbare Prärie Richtung Riding Mountain Nationalpark. Links und rechts des Highway Nr. 1, der Kanada in voller Länge durchquert, liegen Raps- und Weizenfelder bis zum Horizont. Mittags tauchen dann die Hügel des Riding Mountain Nationalparks auf. Nach einem rustikalen Lunch in einem kleinen Café (große Siedlungen gibt's hier nicht mehr) fahren wir zum Escarpment am East Gate des Nationalparks, wo man einen sehr guten Blick sowohl auf den Park als auch auf die unendliche Weite des Landes hat. Per Game Drive fahren wir dann nach Onanole, wo wir übernachten. Unterwegs sehen wir die ersten Büffel, Weißwedelhirsche, Greifvögel und Kanadagänse. Abends folgt dann noch eine späte Safari in den Nationalpark, was hier kein Problem ist, da wir schon dichter am Polarkreis sind und die Tage daher sehr lang sind. Besonderheiten sind auch in der Botanik zu finden, darunter jede Menge der Gelben Frauenschuh Orchideen, Rudbeckien und mehr. Die Präriepflanzen sind in voller Blüte. Auf den Seen sind neben Enten und Gänsen auch die Nashornpelikane zu finden und zwar nicht wenige, ebenso die winzigen Rubinkehl Kolibris. Als Krönung läuft uns dann am Abend noch ein Schwarzbär vor die Kameralinsen! Ein erfolgreicher Tag geht zu Ende.

Samstag 1. Juli: Canada–Day, Tierwelt und schwindelfreies Erleben

Heute ist Kanada Tag: Vor 150 Jahren wurde die Nation Kanada gegründet und das wird in diesem Multi-Kulti Land intensiv gefeiert, auch hier am und im Nationalpark. Daher machen wir den frühen Game Drive in eine abgelegenere Ecke des Nationalparks, wo wir im Prärieteil die Bisons sehen, wieder Weißwedelhirsche und auch eine kleine Gruppe Wapitis. Die Vogelwelt ist gut vertreten, auch wieder mit Pelikanen. Zum Abschluss machen wir auf einem Balkenpfad noch eine Wanderung durch und über ein Sumpfgebiet. Danach stürzen wir uns in Getümmel der Festivitäten zum Kanada Tag in Wasagaming. Hier erlebt man wirklich, wie gut und positiv sich intensives Zusammenleben von Dutzenden Nationen auswirken kann. Einfach toll. Am Abend machen wir uns noch einmal auf in den Nationalpark. Die „alten Bekannten" sind alle da, bloß die Elche und Bären machen sich rar. Dafür haben wir aber Biber mit und an ihren großen Biberburgen und die kleinen Chipmunks.

Sonntag 2. Juli: morgendlicher Game Drive und Überraschungslunch

Noch vor dem Frühstück unternehmen wir einen letzten Game Drive und suchen noch einmal nach Schwarzbären und Elchen. Leider machen sich beide wieder rar. Dafür haben wir aber eine reiche Ausbeute auch photographisch an Vögeln und Hirschen. Nach dem späten Frühstück geht es dann Richtung Winnipeg zurück. Für den Lunch haben wir uns etwas Besonderes einfallen lassen: Wir machen ihn als Überraschung am Ufer des großen Manitoba Sees im Haus unseres exzellenten Guides Doug Ross. Danach fahren wir noch ein kurzes Stück retour nach Winnipeg und besuchen sofort das „Museum for Human Rights", das einzige seiner Art überhaupt. Die Führung wird durch eine Kuratorin gemacht und ist sehr gut, zwingt aber auch uns alle zum Nachdenken. Fazit: Das Museum sollte sich jeder einmal gründlich anschauen - es lohnt sich. Nach dem Museumsbesuch gehen wir zu Fuß in Zentrum auf „The Fork", wo immer noch richtig was los ist als Folge des Kanada Tags. Dort ist auch unser Restaurant „The Old Spaghetti Factory", ein alter, sehr gut restaurierter Bau im Jugendstil mit gutem Essen und einem tollen Ambiente.

Montag 3. Juli: Flug nach Churchill, Eisbärenauffangstation und große Meeressäuger

Der Weckruf kommt um 4.30 Uhr, denn wir fliegen sehr früh nach Churchill an der Hudson Bay. Wie wir inzwischen wissen, hat es in der Arktis und in Churchill im März zwei unmittelbar aufeinander folgende Blizzards gegeben, die Unmengen Schnee abgeladen haben. Beim Tauen wurde die Eisenbahnverbindung durch die Wassermassen unterbrochen, sodass derzeit Churchill nur aus der Luft versorgt werden kann. Ist aber für uns kein Problem. Der Flug erfolgt daher mit einem Kombijet (vorne Fracht, hinten Platz für die Passagiere). Die Sicht war gut und wir sind gegen 10.00 Uhr in Churchill. Wir fahren erst zur Auffangstation für die Eisbären, die in das Dorf kommen, und dann in das Dorf (ca. 800 Einwohner), zeigen die wichtigen Gebäude ( Hotel, Restaurant, Laden, Museum) und fahren dann weiter nach Cape Merry an die Mündung des Churchill Rivers. Dort sehen wir schon die Belugas und zwar nicht wenige - aber die Mücken sind auch da, und zwar in Mengen! Alle haben Mückenschutzhüte und NoBite, sodass die Plagegeister das Nachsehen haben. Am Ufer der Hudson Bay sind sehr viele der arktischen Meeresenten und auch die ersten Seehunde und Ringelrobben neben den überall auftauchenden Belugas. Begleitet werden wir von einem bewaffneten Ranger - Vorschrift im Eisbärenland. Dann geht´s zum Lunch in die einzige Bäckerei im Ort, die auch ein erstaunlich gutes Essen servieren.
Danach laufen wir zum Eskimo Museum, eines der besten seiner Art. Die Curatorin erläutert die Exponate sehr gut. Dort wird seit über 120 Jahren die Eskimokunst gesammelt - eine wirklich außerordentliche Sammlung. Es folgt der Check-in im Hotel und dann gehen fast alle noch einmal zum Strand im geschützten Bereich und wir beobachten dort die Vogelwelt.

Dienstag 4. Juli Vogelschau zur Brutzeit, Regenguss mit unverhofftem Vorteil und Zodiakfahrt mit unzähligen Belugas

Heute Morgen gehen wir erst zu Fuß zur Vogelbeobachtung an den kleinen Seen am Ortseingang und sehen dort die Brutkolonien der Heringsmöwen, Küstenseeschwalben und von Enten, Gänsen und Watvögeln. Dass da gebrütet wird, zeigen die Seeschwalben sehr deutlich: Sie haben ihre Nester zu gut versteckt und als wir näher kamen, flogen sie in Sturzkampfbomber Manier ihre Angriffe, was uns zu flottem Rückzug veranlasste. Danach ging es mit dem Fahrzeug in die Tundra. Viele Kanada- und Schneegänse, Schneehühner, Weißkopfseeadler und der erste Steinadler waren zu beobachten. Nur die Eisbären machten sich rar. Wir sahen allerdings, dass am Horizont die Hudson Bay noch Eis hatte und zwar in Mengen. Es war anzunehmen, dass die Eisbären sich noch dort aufhielten - so ist das eben bei Tierbeobachtungen: Garantieren kann man nie etwas.
Wir stoppen am Atmosphären Forschungszentrum und besuchen es kurz. Dort kümmert man sich um die Effekte der Polarlichter und der Klimadaten im hohen Norden. Danach geht es zurück ins Dorf und zum Park Interpretative Center. Auch dort führt uns die Curatorin und erläutert auch sehr intensiv das Leben das Trapper, die heute noch dort aktiv sind, ganz legal.
Um 15.00 fahren wir dann zum Dock und booten auf zwei Zodiaks ein. Als erstes überqueren wir den Churchill River und besuchen auf der anderen Seite das Fort „Prince of Wales", wo uns der „Gouverneur" empfängt und uns die Historie dieses für die Hudson Bay Compagnie wichtigen Forts erläutert. Dabei erwischt uns ein Regenguss. Wir flüchten unter die Planen der dort arbeitenden Archäologen, die uns dann gleich netterweise ihre Arbeit erläutern und Fundstücke zeigen: Total spannend. Der Regen ist so schnell vorbei wie er kam und so gehen wir auf die Zodiaks und fahren raus zu den Belugas. Die waren wirklich in Mengen da, tauchten überall auf, auch dicht am Boot. Was allerdings auch da war, waren Unmengen von Mücken - also wieder Mückenschutz. Ohne den geht's halt in der sommerlichen Tundra nicht. Neben den Weißwalen tauchten auch Ringelrobben auf. Ein schöner Tag!

Mittwoch 5. Juli: Goose Bay Trail, Zodiakfahrt und spontaner Klimawandel

Also Besonderheit und WOW und außerhalb des normalen Programms fahren wir heute den Goose Bay Trail längs des Churchill Rivers nach Süden, stoppen bei den Schlittenhunden der Cree Indianer. Die Straße führt teilweise auch in die Taiga. Der Fluss ist durch die Schneemassen, die erst vor kurzem abgetaut sind, extrem breit und nach ca. 20 km ist der Trail nicht mehr befahrbar. So sehen wir hautnah, was die Schneemassen und das Schmelzwasser hier angerichtet haben bzw. immer noch anrichten. Am Nachmittag machen wir dann die zweite Fahrt mit den Zodiaks, dieses Mal raus in Estuar und in die Hudson Bay. Auf einer Landzunge sehen wir zwei Karibous, im Wasser Seehunde, Ringelrobben und die Belugas. Als Besonderheit finden wir 3 schöne Prachteiderenten Erpel. Auch hier beobachten wir die Wale lange, bis uns eine schnell aufziehende Nebelwand wieder Richtung Hafen dirigiert. Die Nebelwand brachte auch binnen Minuten einen Temperatursturz von um die 15°C - die Arktis hat uns mal kurz gezeigt, was hier oben so los sein kann.

Donnerstag 6. Juli: Tundrabuggy–Fahrt, Gletscher–Horizont und Abschiedsdinner

Heute haben wir die letzte Chance auf Eisbären Wir fahren raus zur Tundrabuggy Station und fahren dann mit so einem Spezialfahrzeug in die Tundra Richtung Kap Churchill. Wie zuvor haben wir Enten, Gänse, Schneehühner, die Adler, einen Gerfalken (!) und diverse Wat- und Kleinvögel, aber leider wieder keine Eisbären. Dafür sehen wir, dass das Eis jetzt nur noch ca. 8 - 10 km von der Küste entfernt ist und zwar so viel, dass die Horizontlinie komplett mit Eis zu ist. Da die Tundra zudem viel Wasser hat dank des Schneechaos vor einigen Wochen, vermuten auch die Biologen dort, dass die Eisbären lieber auf dem Eis bleiben und noch etwas warten, bevor sie an Land gehen. Schade, aber nicht zu ändern.
Am späten Nachmittag sind wir zurück und haben im Hotel unser Abschiedsdinner. Spät am Abend fliegen wir retour nach Winnipeg.

Freitag 7. Juli: Abschied von unserem Tourguide und Heimreise

Morgens haben wir das Abschiedsfrühstück mit unserem hervorragenden Guide und danach checken wir ein für den langen Rückflug nach Deutschland via Toronto und Frankfurt.

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Kommentare zum Reisebericht

Sehr geehrter Herr Professor, herzlichen Dank für Ihren Bericht - ich habe beim Lesen noch einmal etliche Situationern nachempfunden und genossen! Gut war es auch, daß wir neben der Tier-und Pflanzenwelt auch die Städte und deren wichtige Museen - wie das ROM in Toronto und das Museum of Human Rights in Winnipeg besuchten, sonst hätte etwas gefehlt.
Jetzt freue ich mich auf die Tierliste, sonst bin ich ziemlich aufgeschmissen in dieser HInsicht.
Herzlichen Dank und liebe Grüße - bis zum nächsten Mal.
Annelies Rost

Rost, Annelies + Langel, Dirk
26.07.2017

Sehr geehrter Herr Professor, herzlichen Dank für Ihren Bericht - ich habe beim Lesen noch einmal etliche Situationern nachempfunden und genossen! Gut war es auch, daß wir neben der Tier-und Pflanzenwelt auch die Städte und deren wichtige Museen - wie das ROM in Toronto und das Museum of Human Rights in Winnipeg besuchten, sonst hätte etwas gefehlt.
Jetzt freue ich mich auf die Tierliste, sonst bin ich ziemlich aufgeschmissen in dieser HInsicht.
Herzlichen Dank und liebe Grüße - bis zum nächsten Mal.
Annelies Rost

Rost, Annelies + Langel, Dirk
26.07.2017