Reisebericht: Singlereise Kanalinseln – Jersey & Guernsey

10.09. – 17.09.2022, 8 Tage Rundreise für Singles auf den Inseln im Atlantik mit Wandern, Gartentour und Ausflügen – St. Helier – St. Aubin – Gorey – Greve de Lecq – Rozel Bay


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Eine Gruppe mit 18 alleinreisenden Frauen, die schon beim Telefonkontakt alle vergnügt klingen – eine fröhliche Urlaubswoche kündigt sich an.
Ein Reisebericht von
Vivian Kreft
Vivian Kreft

Flug nach Jersey – Ankommen in St. Helier am Atlantik

Ein Katzensprung von Frankreichs Küste entfernt, so liegen die Kanalinseln im Atlantik.
Die einen treffen aus Lübeck und Düsseldorf ein und sind schon am Vormittag auf Jersey und haben einen Vorsprung, die Umgebung des Hotels zu erkunden. Die anderen fliegen von Berlin über München an den Urlaubsort und sind am späten Nachmittag da.

Die Maschine nach München kommt verspätet in Berlin rein und das Boarding verzögert sich ein ums andere Mal. Als wir alle glücklich im Flieger sitzen, kommt die nächste schlechte Nachricht: Die Motoren dürfen erst in 17 Minuten angelassen werden. Nun geht der Blick noch häufiger auf die Uhr, denn die Umsteigezeit ist mittlerweile erheblich zusammen geschnurt. Das kann auch der mit uns reisende Joachim Gauck, der frühere Bundespräsident, nicht beschleunigen, der auch auf der Maschine sitzt, die Lesebrille auf der Nase hat, die Zeitung in der Hand und einen Personenschützer an seiner Seite. Wir bräuchten jetzt auch einen Schutzpatron.

Als die Maschine endlich aufsteigt, sehe ich die ehemalige Cargolifter-Halle. Immer noch eine Landmarke am Horizont. Die Landschaft ist sonnenverbrannt und als wir auf München zusteuern, liegt sattes Grün unter uns. Wie sieht es jetzt mit unserem Anschluss aus? Wir sind womöglich schneller im nächsten Flieger als unsere Koffer. Gemeinsam laufen wir mit wachem Blick unserem Gate zu - und da sitzen die Reisenden aus Dresden und winken uns freudig zu. Erleichterung, sich gefunden zu haben. Nun schnell das Abendessen abfragen und die Order per E-Mail ins Hotel geschickt wie gewünscht. Nun zum Gepäck. Das ist auf dem Weg, so die Auskunft der Ground Crew. Immerhin. Auch nach fünf und gefühlten zehn Minuten und nochmaligem Nachhaken - das Gepäck ist auf dem Weg … auf dem Weg… Die nächste Maschine startet erst am Montag wieder nach Jersey, das Gepäck muss also mit. Ich bleibe hartnäckig und nachdem ich zugesagt habe, von meinem Sitzplatz aus am Notausgang die Hilfestellung zu übernehmen, siehe, da ist auch unser Gepäck verstaut.
Der Blick geht über München und die großen Strukturen dort unten sind keine Gewerbehallen, nein, die Wies’n wird aufgebaut. Starnberger See, Ammersee, der Bodensee, dann Wolken, die erst an der Atlantikküste den Blick freigeben. Anflug über Jersey mit Feldern, Hecken, Häusern – looks all very british.

Die Koffer bekommen wir schnell, laufen raus und werden von Heidi und Ernst in Empfang genommen, die uns in den kommenden Tagen die Insel zeigen. Fahrt ins Hotel Ommaroo, das nur durch eine enge zweispurige Straße und einen Steinwurf vom Atlantik entfernt ist.. Vom Zimmer und der Bar aus können wir den Gezeiten zuschauen, die hier eine ganz enorme Differenz aufweisen.
In der Bar sitzt unsere Gästegruppe aus Düsseldorf und Lübeck, die bereits am Vormittag eingetroffen sind. Erstes gemeinsames Abendessen, Cidre und Bier damit beginnt jetzt der Urlaub.

Sonntagsausflug auf die Nachbarinsel Sark

Wir stärken uns mit einem klassischen English Breakfast mit Eiern, Baked Beans, Speck und Würstchen, dann fahren wir nach St. Helier zur Fährstation. Heute geht es rüber zur Nachbarinsel Sark.

Heidi rät uns, auf der rechten Seite der Fähre zu sitzen, von hier sieht man die Küste Jerseys, an der wir entlangfahren. Nachdem das Speed Boat seine Geschwindigkeit erreicht hat, dürfen wir aufs Oberdeck - Sonne, Meer und der Fahrtwind versetzen uns in gute Stimmung.

Auf der autofreien Insel sind nur Fußgänger, Radfahrer, Reiter und Traktoren erlaubt. Welche Folgen das haben kann, erfahren wir zu unserem großen Erstaunen ein bisschen später. Zunächst fährt uns ein Traktor auf seinem Anhänger ins höher gelegene Örtchen, das Zentrum der von rund 600 Menschen bewohnten Insel. Die erinnert ein wenig an Lummerland, das Inselchen, auf dem Jim Knopf und der Lokomotivführer zu Hause sind, auf der es eine Post gibt und einen König. Beides hat auch Sark und der hiesige „Inselfürst“ wohnt in einer zauberhaft angelegten Besitzung, die „Seigneurie“ bezeichnet wird, hergeleitet vom französischen „Seigneur“, der Herr. Wir sind eingeladen, den zauberhaft angelegten Garten zu besuchen, der vielfältige Blumen- und Pflanzenarten - durcheinander gepflanzt - zeigt. Als wenn es geradezu ein Leichtes wäre, diese blühende Vielfalt wachsen zu lassen.
Auf dem Weg hierher kommen wir an der Inselschule vorbei, die für jederman ein Essensangebot bereit hält, selbst heute am Sonntag. Und wir kommen beim Inseldoktor vorbei, einer deutschen Ärztin. Diese hat sich für ihre Arbeit ein Auto erbeten, um jederzeit schnell einsatzbereit sein und den Inselbewohnern helfen zu können. Der Inselrat traf zusammen, man beriet sich, erwog die Bitte… Und was kam heraus? – Ein Auto darf nicht angeschafft werden, doch Frau Doktor darf gerne Traktor fahren. So steht in der Garage neben der Praxis doch tatsächlich ein kleiner Traktor ladylike mit der Aufschrift „doctor“. Ein Beispiel dafür, dass man nicht von seinen Prinzipien abweichen muss, wenn man sich zu helfen weiß.

Wir spazieren durch baumbestandene Sträßchen, auf natürlichen Wegen, entlang von Häusern und Gärten. Da kommt uns eine Prozession entgegen – ernst guckende und schwarz gekleidete Männer wie Frauen. Wir drängen uns an den Wegesrand. Die Honoratioren von Sark werden jetzt gleich King Charles III. als Souverän über ihre Insel ausrufen und ihn damit als König und Schutzherrn anerkennen, erfahren wir. Da biegen sie auch schon ein in den Gemeindesaal und die Tür schließt sich.
Vor der Kirche halten einige Bewohner ein Schwätzchen. In der Kirche sind die harten Holzbänke mit in Kreuzstich bestickten Polstern in verschiedenen Mustern belegt und vor jedem Platz hängt ein festes ?issen mit dem gleich Dekor, das den Knien beim Beten eine weiche Unterlage bietet. Hier liegt auch ein Kondolenzbuch für die Queen, die vor zwei Tagen gestorben ist und unsere ganze Gruppe trägt sich ein „Rest in Peace“.

Nach der Mittagspause, die wir in einem Gartenrestaurant verbringen, das von drei Generationen einer Familie geführt wird, besteigen die einen die Kutsche, die anderen wandern lauffreudig Richtung Little Sark. Dieser Teil der Insel wird über einen spektakulär angelegten Damm erreicht - La Coupee. Radfahrer müssen hier absteigen, andernfalls droht ihnen eine Strafe von 500 Pfund. Keine Frage, dass man sich daran hält. Dann geht es auf demselben Weg wieder zurück, die einen mittels Pferdestärke, die anderen auf Schusters Rappen.
An der Avenue, der kleinen Hauptgeschäftsstraße, liegen das prächtige Postgebäude und zahlreiche Läden. Hier versorgt sich die Inselbevölkerung mit dem täglichen Bedarf. Die Rückfahrt unserer Fähre gibt den Takt vor und so laufen wir runter zur Anlegestelle. Die Sonne steht weiterhin am Himmel, doch der Wind hat aufgedreht und so sitzen wir bequem an den großen Fenstern, bestellen uns etwas an der Bar und lassen die Landschaft an uns vorbeigleiten. Was für ein schöner Sonntagausflug. Und das war erst der erste Urlaubstag.

Rundfahrt über die Insel Jersey

Auf der Rückwand unserer Hotelrezeption läuft der Fernseher, der ununterbrochen Bilder der Trauerfeierlichkeiten um Queen Elizabeth zeigt. Der Autokorso nach Edinburgh, die dortige Aufbahrung, der Flug der Royal Army mit dem Sarg nach London. Es ist eine Zeremonie, die man vielleicht nur einmal im Leben sieht. Und alle Beteiligten wissen so genau, welche Schritte, Bewegungen, Handlungen sie ausführen müssen in all diesen Vorgängen und Abläufen, die bisher nur auf dem Papier standen.

Heute steht die Inselrundfahrt an und auf dieser Fahrt lernen wir die unterschiedlichen Gesichter von Jersey kennen. Im Süden, von wo aus wir starten, standen früher die Bootswerften am Strand, gleich nah dran an der Straße für die nötigen Transporte an Baumaterial und dahinter die kleinen Häuser der Fischer und Handwerker. Heute führt die Straße dicht an den Häusern und dem Strand vorbei. Für einen Bürgersteig ist häufig kein Platz. Die örtlichen Busse fahren jedoch so häufig, dass auch keiner laufen muss.

Entlang der St. Clement's Bay im Süden von Jersey fahren wir zum idyllischen Hafenort Gorey an der Ostküste, der eine schön angelegte Promenade hat und über dem Städtchen thront die mächtige Burg Mont Orgueil. Ein Bild von einer Burg mit mehreren Vorhöfen, Toren und Mauern und wie von einer Ansichtskarte. Weiter geht es Richtung Norden. Der Kieselstrand an der Bouley Bay ist dann doch eine Überraschung, da unser Auge bisher nur Sandstrand sah. Doch wie schön liegt auch diese Bucht. Ein kleines Strandcafé mit roten Schirmen lädt zum Verweilen ein. Dann geht es weiter durch die schmalen grünen Sträßchen, die Green Lanes, auf denen Radfahrer und Reiter Vorrechte genießen. Flankiert werden die Wege von Mäuerchen oder niedrigen Erdwällen, auf denen Bäume und Büsche wachsen, so dass wir durch ein grünes Gewölbe fahren.
Ein Schlenker zum Zoo macht neugierig auf die Einrichtung, die sich der Pflege und Zucht bedrohter Tierarten widmet. Auch hier fährt der Bus hin, eine Option für die freie Zeit.
Mittagessen in der Les Fountaines Taverne, die für Fish & Chips bekannt ist. Die Portionen sind üppig, dazu ein Pint Cider und die Kräfte für die zweite Halbzeit Inselrundfahrt sind aktiviert.

Im Nordwesten der Insel liegt die Pferderennbahn, hier laufen die Vierbeiner vor dem Meerespanorama um die Wette - im doppelten Wortsinn, denn wer läuft hier wem die Aufmerksamkeit ab?
Nahe dran liegt Crosnez Castle. Von der Burg ist hingegen nicht mehr viel übrig, ein schöner Torbogen, die Vertiefungen in den Steinpfosten für das Falltor und der Graben darunter sind gut zu erkennen. Es fehlte der Mannschaft unter anderem an Wasser, keine gute Voraussetzung im Fall einer Belagerung.
Entlang der St. Ouen's Bay im Westen stehen die Zeugnisse des Zweiten Weltkriegs – unübersehbar. Von Jersey aus sollte England erobert werden und so stampften Zwangsarbeiter 500.000m2 Beton in die Küstenlinie für Bunker und Beobachtungsposten. Das Häßliche und das Schöne liegen hier nah beieinander.
Der Leuchtturm von Corbière ist der erste aus Beton gefertigte Leuchtturm und thront auf einem Felsen unweit des Ufers. Gerade ist Ebbe und der Weg hinüber liegt frei, doch leider fehlt die Zeit. Doch sie reicht für ein Eis aus der guten Jerseymilch. Kühe haben wir heute keine gesehen, doch das Erzeugnis ihrer Milch lassen wir uns gerne schmecken.
Der Strand von St. Brelade hat eine Promenade oberhalb des Strandes und ist ein echtes Strandbad. Auf dem Weg ins Hotel steigen noch einige in St. Helier aus und haben noch die Kraft für einen Stadtbummel. Gerade ist Ebbe und der breite Sandstrand vor dem Hotel lädt ein, die Schuhe auszuziehen und zum Wasser zu laufen.

Wanderung entlang der Nordküste

Gestern hat es noch geregnet, die Vorhersage kündigt Regen an, doch die Wanderfreunde unter uns freuen sich auf die Wanderung, die oberhalb der Nordküste entlangführt. Um es gleich vorweg zu sagen: Das Wetter hält, es wurde sogar heller und regnete nicht. Und so geht es der Küstenlinie entlang von West nach Ost.
Mit dem Bus fahren wir nach Grosnez Castle und wandern über gepflegte Wege durch Farn und Stechginster, treppab und treppauf. Die schöne Landschaft zieht uns mit und immer wieder müssen wir innehalten, um Küstenstreifen, Meer und die vor uns liegenden Inseln in Augenschein zu nehmen und natürlich zu fotografieren.

Der Weg durch Ginsterbüsche und Farne ist gepflegt, die Holzstufen, die uns treppauf und treppab führen, sind mit Metallnoppen versehen und garantieren einen guten Halt. Wir treffen auf wenig Gegenverkehr und so gehören die Wege uns.
Eine große Skulptur aus Weidenrohr geflochten, zeigen zwei schnäbelnde Papageientaucher. Die lustig anzuschauenden Vögel kommen nur zum Brüten auf die Insel, um dann wieder zurück in ihre Heimat rund um Island zu fliegen. Die Kanalinseln als wärmender Brutkasten für die Aufzucht.
Unser Mittagessen nehmen wir in einer Mühle aus dem 12. Jahrhundert ein. Dann geht es weiter. Das Ziel ist zu erkennen, es liegt vor uns, doch bis dahin sind noch einige Schlenker am Hang zu gehen. Und beim Blick zurück freuen wir uns, welche Wegstrecke wir hinter uns gelassen haben und verfolgen den Weg mit den Augen nach.

Am Ende der Wanderung erreichen wir Devil‘s Hole. Es klingt schrecklich und ist es gar nicht. Denn hier kommen Natur und menschlicher Einfallsreichtum zusammen: Das Loch ist ein Einsturzkrater, verursacht durch das Meer, das eine Höhle so lange abgetragen hat, bis sie zusammenstürzte.
Bei dem Schiffbruch eines französischen Bootes 1851 wurde die Galionsfigur von der Flut in den Krater getragen und ein einheimischer Bildhauer verwandelte den Torso in einen Teufel mit Hörnern. Heute steht die Nachbildung eines Teufels aus Metall in einem Weiher auf dem Weg zum Krater.

Tagesausflug zur Insel Guernsey

Ja, es hätte noch schlimmer kommen können. Doch es kam nicht schlimmer, sondern regnete nur. Wenn wir einen Regentag auf die Tage zu verteilen gehabt hätten, welchen Tag hätte es treffen sollen?

Mit der Autofähre setzen wir von St. Helier nach St. Peter Port auf Guernsey über. Hier erwarten uns Kay Uwe Junghans und sein Busfahrer, die uns die nächsten Stunden über die Insel fahren werden.
Die Fahrt geht direkt zur Little Chapel, die auf den ersten Blick kitschig wirkt. Eine Miniaturausgabe der Basilika von Lourdes, die Bruder Déodat 1914 hier errichtet hat. Es ist der dritte Bau, der nun tatsächlich zu betreten ist und staunen macht. Die Außen- und Innenwände sind über und über mit Scherben verziert. Wedgewood aus England war der Ausrüster dieses Gebäudes und es gibt kaum eine hübschere Verwendung für einen Scherben, denn als Dekor verwendet zu werden. Sogar ein angeschlagener Aschenbecher findet seinen Platz an der Wand.
Das Kirchlein ist kitschig, doch nach dem Besuch ist es auch sehr liebenswert.

Der Blick geht aufgrund des verhangenen Wetters nicht sehr weit, doch es ist augenscheinlich, dass die Insel gepflegter ist als Jersey – noch gepflegter. So laut darf man es nicht sagen, da es zwischen den beiden Insel eine Rivalität gibt, eine Kabbelei zwischen Geschwistern, wo jeder den andern übertrumpfen möchte.
Weiterfahrt zur Pleimont Bucht, wo wir Befestigungsanlagen aus unterschiedlichen Zeiten sehen, weiter zum Fort Grey und zum Fort Hommet an der Westküste. Wir fahren zurück in die Stadt und verabschieden den Bus am Candie Garden, einem sehr gepflegtem Stadtpark mit verschiedenen Arealen. Ein Denkmal erinnert an den bekanntesten Bewohner der Stadt: Victor Hugo, dessen Haus zu einem Museum geworden ist. Eine kurze Stadtführung schließt sich an, das Zentrum ist Fußgängerzone und so lässt es sich schön flanieren. Danach verbleibt freie Zeit und so muss sich nun jede selbst entscheiden, ob ins Pub oder ins Café oder Einkaufen oder alles nacheinander.
Nach diesem langen Tag freuen wir uns ganz besonders auf das Abendessen. Unser Dreigangmenu am Abend lässt keine Wünsche offen, ob Fisch, Fleisch oder Vegetarisch, für jede ist etwas dabei und häufig ist es die Qual der Wahl.

Gartentour auf Jersey und Cream Tea

Die Regenwolken sind vertrieben, die Sonne scheint und nimmt uns mit, denn heute werden wir zwei Privatgärten besichtigen. Zuvor geht es jedoch St. Matthew’s Church, die von René Lalique ausgestattet worden ist. Die Kirche steht dort seit 1840 und erhielt 1934 ihr heutiges Aussehen. Denn Lady Florence Trent war Erbin des Vermögens ihres Ehemannes, Jesse Boots, 1. Baron von Trent (1850–1931), der Sohn des Gründers der Firma Boots UK war, der heutigen landesweit bekannten Drogeriekette. Sie hatte die Idee, zum Andenken an ihren verstorbenen Ehemann das Innere der Kirche mit Kunst des Glaskünstlers auszustatten. Nach mehreren Anläufen sagte Lalique zu. Der Innenraum ist verhalten elegant, Mr. Boots dürfte sie gefallen haben.

Eine kurze Fahrt, dann sind wir in der Einfahrt des Privatbesitzes von Mr. Miles und seiner Familie. Der Landlord führt uns durch sein grünes Reich, zunächst durch den Gemüse- und Blumengarten, entlang des Swimmingpools zum sehr schönen Baumbestand des Grundstücks. Wie auf Inseln wachsen die eindrucksvollen Gehölze aus dem Rasenbett. Überhaupt der Rasen, man tritt auf, sinkt tief ein und fühlt sich auf einem Hochflorteppich, den man noch nie im Leben weder gesehen noch betreten hat. Es ist ein Gefühl als wenn der Rasen einem die Füße küsst – und das bei jedem Schritt.
Die farbig glänzenden Koikarpfen im Becken bekommen eine Handvoll Futter aus der Hand des Meisters, dann sagen wir Good bye und fahren dem nächsten Grundstück entgegen. Die Familie Skinner ist außer Haus und so stromern wir mit unserer Reiseleiterin Heidi über das Grundstück. Die haushohe Kamelienhecke, was für ein Traum, wenn sie blüht. Wir müssen wiederkommen, zur rechten Zeit.

Nach einer Mittagspause im „Portelet Inn“ fahren wir zur „Eric Young Orchid Foundation”, einer Zuchtstation für Orchideen. Im Schauhaus, das mich an einen Botanischen Garten erinnert, blühen sie, eingebettet in reiches Grün, Wasserläufe und –fälle. Und wenn man die Blüten lange genug anschaut, bekommt man den Eindruck, dass jede eine kleine Persönlichkeit ist. Da ist die Stolze, die Kecke, die Brave, die Eitle, die Schüchterne…

Nach der Besichtigung fahren wir zur „Les Fountaines Taverne“, die wir am Montag schon besucht haben. Hier gibt es Kaffee und Kuchen, oder besser: Scones mit Cream Tea. Die Clotted Cream ist ausgegangen und so behelfen wir uns mit Schlagsahne. Die Scones schmecken sehr lecker.
Danach steht ausreichend freie Zeit zur Verfügung, die einige nutzen, um im „Swim Club“ vor der Hoteltür schwimmen zu gehen. Was für eine gute Idee und warum hat sie sich nicht an weiteren Stränden durchgesetzt? Ein Betonrand hält das zurückströmende Meerwasser fest und lädt auch bei Ebbe zum Baden ein. Das Schwimmbad ist gut besucht – morgens sind es die Anwohner, jünger und älter, am Nachmittag die planschenden Jugendlichen. Und der Eintritt ist gratis.

Am Abend sind wir uns selbst überlassen, so dass sich eine Gruppe für den Pub Crawl entscheidet, die andere ins nahe gelegene Fischbistro „Roseville“ geht. Einige jedoch verzichten auf das Abendessen nach Mittagessen und Scones. Morgen gibt es ja wieder was.

Wanderung an der Südküste von St. Brelade zum Corbière–Leuchtturm

Alle sind dabei an diesem letzten Tag auf einer kleinen Wanderung entlang der Südküste. Wir fahren bis St. Brelade, laufen ein Stück am Strand entlang zu Kirche und Friedhof. Hier steht die kleine Fisherman’s Chapel, die es in sich hat, denn mittelalterliche Fresken zieren Wände und Gewölbe. An der Südwand erkennt man einen Teil des Gemäldes „Verkündigung“, an der Westwand das Jüngste Gericht. Auch der Einzug Christi nach Jerusalem ist zu sehen und es sieht aus, als würde er nicht mit Palmwedeln begrüßt, sondern mit Rosen beworfen. Die Fresken wirken mit leichter Hand gemalt und fröhlich.

Nach der Besichtigung der Kirche trennen wir uns, die einen gehen über Strand und Promenade wieder zurück und werden von Heidi in Empfang genommen. Wir anderen wandern entlang des Küstenpfads hoch über der Steilküste durch die mit Ginster bewachsene Heidelandschaft bis zur Südwestspitze von Jersey. Dabei kommen wir auch am Inselgefängnis vorbei, wo heute Sport getrieben wird, jedenfalls lassen die Ausrufe – anfeuernd, enttäuscht, fröhlich – darauf schließen.

Der weiße Corbière-Leuchtturm ist schon von Weitem zu sehen. Wir stoßen auf die zweie Gruppe, die es sich im Lokal schon gemütlich gemacht hat. Das Wetter ist schön, die Aussicht hervorragend, ein schöner letzter Abschiedstag. Die Jersey-Eiscreme lockt, einige gehen runter ans Wasser, um den Leuchtturm zu grüßen. Ebbe kündigt sich an, doch der Zeitplan bläst zur Rückfahrt.

Es bleibt reichlich Zeit, noch letzte Einkäufe in der Stadt zu machen. Freitagnachmittag, wie bei uns sitzt man bei einem Bier oder Wein zusammen, kauft in der hübschen Markthalle zum Wochenende ein, kauft in der hübschen Fußgängerzone ein.
Und es gehört zum guten Ton eines Ladenbesitzers, seine Wertschätzung der verstorbenen Queen gegenüber auszudrücken. So hängen u.a. großformatige Fotos in den Schaufenstern, während unmittelbar daneben für ein Sonderangebot geworben wird. Ein Schmuckladen zeigt ein Foto der jüngeren Queen mit der bekannten dreireihigen Perlenkette um ihren Hals, um sogleich die eigenen Perlenkettenfabrikate anzupreisen.

Letzte Eindrücke und Rückflug

Die erste Gruppe verabschiedet sich schon um 6.30 Uhr zurück nach Düsseldorf und Lübeck, ausgestattet mit einem Doggy Bag und frisch gemachtem Porridge.

Wir anderen haben Zeit bis 15 Uhr und verbringen diese in der Stadt bei einem Bummel oder fahren nach Gorey, um diese stolze Burg Mont Orgueil näher in Augenschein zu nehmen. Der Bus fährt direkt vor der Tür ab und es lohnt sich, mit einem Tagesticket für 8 Pfund die Insel zu erkunden. Die Busse fahren im engen Takt kreuz und quer und steuern alle Sehenswürdigkeiten an.

Die Burg ist eine wahres Musterbeispiel, da nicht zerstört. In einer Kleiderkammer können sich Kinder und auch Erwachsene verkleiden als Ritter und Knappe, als Prinzessin oder Burgfräulein, was rege genutzt wird. Kary führt über 90 min durch die Burg und behält die große Gruppe an Interessierten um sich gescharrt, da sie die richtige Mischung an Information und Unterhaltung gibt.

Wir laufen die Promenade entlang bis zu einer Imbissbude, wo es die letzte Wegzehrung gibt mit Postkartenblick auf das Hafenstädtchen und die Burg. Die Haltestelle ist unmittelbar neben der Bude und flink werden wir ins Hotel gebracht und um 15 Uhr zum Flughafen abgeholt.

Das Flugzeug, das uns nach München bringen soll, hat eine Stunde Verspätung, so haben wir ausreichend Zeit, alle Shops im Flughafen kennenzulernen. Die launige Frage, ob wir uns mit einem Whiskey aus dem Duty Free nicht Trost spenden sollten, bleibt ungehört. Doch wir hätten es nötig gehabt. Denn in Berlin erfahren wir, dass unsere Koffer nicht mitgekommen sind und noch in München hängen. Die Aufnahme des Verlustest erfolgt zügig und dann heißt es nach Hause fahren und warten - auch auf die Urlaubssouvenirs, die man im Koffer verstaut hat.



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