Reisebericht: Radreise Kanalinseln – Guernsey, Jersey und Sark

29.08. – 05.09.2015, 8 Tage Rundreise auf den Inseln im Atlantik mit 5 Radtouren – St. Helier – Gorey – St. Aubin – St. Peter Port – Sark (153 Radkilometer)


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Drei Inseln, drei unterschiedliche Welten. Guernsey, Sark und Jersey heißen drei traumhaft schöne Eilande im Ärmelkanal, nahe der französischen Küste gelegen. Sie gehören der Britischen Krone, sind aber nicht Britisch. Wir erkundeten sie auf dem Rad...

Ein Reisebericht von
Martin Büchner
Martin Büchner

Radreise Kanalinseln

(29.08.2015 – 05.09.2015) GB–JERAD

Reiseleiter: Martin Büchner

Tag 01 – 29.08.2015 Anreise nach Guernsey


Aus unterschiedlichsten Himmelsrichtung reisen wir nach Düsseldorf an. Einige per Air Berlin aus Berlin und Dresden oder per Zug. Nach einer kurzen Begrüßung der Gruppe, fliegen wir weiter mit Air Berlin von Düsseldorf auf die Insel Guernsey. In Düsseldorf gibt es nur eine kurze Begrüßung, aufgrund der relativ kurzen Umsteigezeit.
Der Flug ist für uns Globetrotter ein gewisses Novum. Nicht Boeing oder Airbus fliegen uns an unser Ziel, sondern eine Bombardier Maschine mit der Bezeichnung DASH8-Q400 fliegt uns nach Guernsey. Nach anfänglicher Skepsis gegenüber dem Fluggerät werden wir alle sehr schnell von diesem Fluggerät überzeugt. Eine 2x2 Bestuhlung und 20 Sitzreihen garantieren einen angenehmen Flug, die beiden Propeller-Triebwerke an einem Hochdecker bieten interessante Perspektiven insbesondere auf das Fahrwerk, das dem Fluggast normalerweise verborgen bleibt. Die geringere Flughöhe (nicht höher als 7.000 m) macht den Flug sehr angenehm. Auch die Lautstärke hält sich überraschend gut in Grenzen. Ein sehr angenehmer Flug.
Leider hat Air Berlin vergessen das Gepäck zweier Gäste mitzunehmen. Am Ende wird das Gepäck eine spannende Rundreise durch Europa unternommen haben.
Der Flughafen liegt zentral in der Inselmitte. In wenigen Minuten bringt uns der gebuchte Transfer vom Flughafen in unser Hotel, direkt an der Uferpromenade.
Am Nachmittag gibt es eine erste Einführung in die Inselwelt der Kanalinseln. Bis zum Abendessen ist sogar noch Zeit für einen ersten Bummel in St Peter Port, der Hauptstadt der Insel Guernsey.

Tag 02 – 30.08.2015 Radetappe Guernsey


Etwas verspätet können wir endlich zu unserer ersten Radetappe aufbrechen. Wir starten bei herrlichem Wetter direkt an unserem Hotel. Heute radeln wir nicht allein, sondern in Begleitung von Profis, heute findet der Guernsey Triathlon statt. Schon zu Beginn erleben wir die großen Naturkräfte, die auf den Kanalinseln wirken. Bei unserer Ankunft ist „High Tide", wir würden Flut sagen, nun ist „Low Tide", Ebbe. Der Tidenhub zwischen dem Höchststand bei Flut und dem Niedrigstand bei Ebbe beträgt 8-9 m!
Schon nach wenigen Metern auf dem Rad begegnen uns die ersten Zeugnisse der militärischen Vergangenheit. Interessant ist, dass andere Machthaber das vorhandene Militärmaterial genutzt und auf die jeweilige Moderne der Zeit gebracht haben. Die letzte besonders prägende Phase dieser Militärgeschichte ist die Deutsche Besatzungszeit von 1940-45.
Guernsey Rundtürme und militärische Festungen egal wo man hinschaut. Inmitten einer Wohnsiedlung, abseits der Hauptstraße befindet sich ein archäologisches Highlight,
der Le Déhus Dolmen, ein ca. 5.500 Jahre altes Ganggrab. Der innere Gang hat eine Länge von ca. 10m. Pragmatisch ist es mit einschaltbarem Licht ausgestattet, was die Besichtigung erleichtert. In gebückter Haltung dringen wir in das Innere vor.
Unweit entfernt liegt die „Beaucette Marina", hier sollte innerhalb weniger Wochen ein neues Hafenbecken angelegt werden. Das Gestein erwies sich jedoch also so hart, dass nur eine schmale Einfahrt in ein kleines Hafenbecken angelegt werden konnten. Heute wird die Marina von Freizeitkapitänen genutzt. Am Millennium Stone vorbei geht es immer entlang der traumhaften Nordküste unsere ständigen Begleiter sind die vielen Guernsey Rundtürme. Am Turm Nummer 11 machen wir in der herrlichen Sonne eine Eis Pause. Wer Lust hat kann Turm Nummer 11 samt zugehöriger Anlagen besichtigen. Entlang weiterer schöner Sandbuchten erreichen wir den
„Le Creaux es Faïes" Dolmen, die Grotte der Feen, ebenfalls ein Ganggrab der Megalithik.
Aufgrund einsetzender Flut verzichten wir auf einen Spaziergang zur Insel Lihou. Sie ist nur bei Ebbe zu erreichen. Bis zum Fort Grey verlief unsere Etappe sanft entlang der vielen Buchten. Die Topographie sollte sich von nun an ändern. Der Radweg führt steil bergauf, so dass wir unser Rad lieben und schieben. Belohnt werden wir mit einer Aussicht über die Nordküste Guernseys. Einsetzender Nebel erlaubt uns jedoch keine Fernsicht. Überrascht sind wir von den riesigen Ausmaßen der Batterie General Oberst Dollmann. Zunächst völlig unscheinbar erschließt sich uns das Ausmaß dieser Anlage. Eine scheinbar kleine Kanone entpuppt sich als riesiges Geschütz samt weitläufiger unterirdischer Bunkeranlagen.
Unmittelbar vor der Torteval Church mit dem markanten säulenförmigen Turm samt Spitzkegelhaube wird unsere Fahrt unterbrochen. Die Straße ist abgesperrt. Emma, Berta & Co. aus der Familie der Guernsey-Kühe wollen nach Hause. Die Straße wird abgesperrt bis auch die letzte Kuh ihren Weg nach Hause gefunden hat.
Nach einem weiteren wunderschönen Aussichtspunkt an den Steilwänden der Südküste wenden wir uns dem hügligen Landesinneren zu. Entlang der verkehrsberuhigten Green Lanes, die auf Guernsey auch Les Niaux heißen geht es wieder zurück zu unserem Ausgangsort.
Die Green Lanes sind schmal, meistens Einbahnstraßen (One-Lane-Roads), diese sollte man nicht mit deutschen Einbahnstraßen verwechseln. Die Straßen hier sind so schmal, dass nur ein Pkw sich hindurch bewegen kann, allerdings mit Gegenverkehr! Wanderer und Radfahrer haben Vorrang. Entgegen deutscher Mentalität versuchte auch kein Autofahrer sich an uns vorbei zu drängeln. Geduldig fuhr man hinter uns her und bedankte sich freundlich, wenn wir eine Überholmöglichkeit einräumten.
Noch zu erwähnen sei die St Peter Church in der Gemeinde „St-Peter-in-the-wood". Spöttische Zungen behaupten immer „Nach der Hochzeit geht es nur noch bergab". Dieser Spruch trifft zwangsläufig alle Brautpaare, die in dieser Kirche zum Altar treten.
Da auch hier der Untergrund extrem hart ist hat man bei dem Bau der Kirche das Fundament nur auf ein Mindestmaß begradigt. Das führt dazu, dass die Kirche vom Eingangsportal in Richtung Altar unübersehbar und spürbar ansteigt. Das getraute Paar hat nur eine Chance, abwärts.
Eine weitere Kuriosität ist Little Chapel „die kleine Kapelle". Auch hier ist der Name Programm. Ein kleines Wunderwerk der Architektur verkleidet durch tausende Keramik-Scherben wurde sie Anfang des 20. Jh. gleich mehrfach errichtet. Die Neubauten waren notwendig geworden, als klar wurde das der damalige Bischof schlichtweg zu kräftig gebaut war für diese Kapelle. Er passte nicht hinein und somit konnte die Kapelle nicht geweiht werden. Erst diese Kapelle erfüllte diese Bedingungen.
Mit voller Vorfreude auf die hervorragende Küche unseres Hotels meisterten wir auch noch die letzten, teils kräftigen Schlussanstiege und Abfahrten.

Gefahrene Kilometer: 49,5 km

Anstieg: 515 m

Tag 03 – 31.08.2015 Wanderausflug nach Sark


Bei starkem Regen begeben wir uns zum Schiffsanleger in St Peter Port. Heute ist einer der wenigen inoffiziellen Feiertage im Vereinigten Königreich (Bank Holiday). Im Hafen haben einige Händler ihre Marktbuden aufgeschlagen mit einigen Köstlichkeiten von den Kanalinseln und aus dem nahen Frankreich. Mit einem kleinen Schiff geht es vorbei an der Insel Herm zur Insel Sark.
Während Jersey und Guernsey bedingt durch die angesiedelte Finanzindustrie mit ihren vielen wohlhabenden Mitarbeitern sehr moderne Erscheinungsbilderaufweisen (inkl. Tennis- und Golf- und Jachtplätzen) befindet sich Sark noch in einer ganz anderen Zeit. Seit 1.000 Jahren hat sich nicht viel verändert. Das galt zu Mindest bis in das Jahr 2008. Seit der Ansiedlung der beiden milliardenschweren Barclay-Brüder steht dieses Eiland Kopf. Auf etwas undurchsichtige Weise gelang es den Brüdern Eigentümer eines Stück Landes zu werden, ein Teil der Insel Sark. Eigentümer, genau darin liegt das Problem. Eigentlich ist es nicht möglich auf Sark Eigentum zu erwerben, denn hier herrschte mittelalterliches Feudalrecht, bei dem der Seigneur direkt vom Britischen Monarchen als Vasall sein Lehen empfängt und es an weitere 40 Vasallen als Lehen vergibt. Die gesamte Insel ist Kronbesitz des Britischen Monarchen. Die beiden Barclay Brüder klagten erfolgreich vor dem europäischen Gerichtshof?! Genau solche britische Staatsbürger die am liebsten aus der EU austreten möchten. Mit diesem Gerichtsurteil wurde alles anders, die Brüder begannen Macht auf der Insel auszuüben. Sie kauften Grundstücke, Läden, Infrastruktur von den Insulanern ab. Eigentümer wurden nun zu Angestellten, in nicht immer rosigen Zeiten für die Insulaner sicherlich ein lukrativer Anreiz. Als die Barclay Brüder aber auch die politische Macht im Inselparlament immer mehr für ihre Zwecke zu beeinflussen versuchten begannen die Probleme. Die Barclay Brüder begannen nun gutlaufende und neu renovierte Hotels und Geschäfte zu schließen, die Angestellten verloren ihren Job. Mangels guter Alternativen waren viele Familien gezwungen die Insel zu verlassen. Die über Jahrzehnte stabile Bevölkerungszahl fiel von gut 600 auf nur noch 400. Ziel scheint wohl zu sein, diese schöne Insel zu entvölkern um sie dann wohlhabenderen Steuersparern zur Verfügung zu stellen. Dies sollte erklären, warum wir so viele schöne modernisierte verlassene Gebäude gesehen haben. Ein trauriges Bild. Nichts desto trotz ist Sark noch einmal eine ganz besondere Perle unter den Kanalinseln. Wir haben den ganzen Tag viele Facetten dieser Insel kennenzulernen. Sark verfügt über eine kleine tidenabhängige Kaimauer. Durch einen kurzen Fußgängertunnel erreicht man den Abfahrtplatz für die Traktorengespanne, die Besucher den Berg hinauf ins Dorf bringen.
Wir verzichten auf diese Fahrt und wandern über den „footpath" hinauf das Dorf. Der Weg führt durch ein feuchtes Tal mit einer Vegetation ähnlich wie im Regenwald. Es gibt Vieles zu entdecken.
Vertrauen wird wir trotz allem noch groß geschrieben. Produkte aus dem Garten wie Obst und Gemüse, selbstgemachte Marmelade werden überall feilgeboten, kassiert wird über die Kasse des Vertrauens ein Marmeladenglas mit Deckel. Eine Sicherung des zum bärsten gefüllten Geldglases ist offensichtlich nicht notwendig. Wir wandern zunächst nach Norden zum „window in the rock" zu einem Fenster im Felsen. Dieses große Loch im Felsen und die umliegenden Aussichtspunkte bieten eine fantastische Sicht auf die bizarre Steilküste der Insel Sark.
Anschließend wandern wir zur nahegelegenen La Seigneurie, dem Herrenhaus der Insel. Das Gebäude selbst ist nicht zugänglich, dafür die wunderschönen Gärten. Ein Muss für jeden Sark Besucher. Das Gelände erreichen wir über einen Nebeneingang. Dort befindet sich eine historische grüne Telefonzelle samt historischen hölzernen Telefon. Direkt daneben liegt der Taubenturm. Nur dem Seigneur war es traditionell gestattet Tauben zu züchten. Der gut gepflegte Garten entspricht allen Regeln der englischen Gartenkunst und steht auch im September noch in Blüte. Spannend ist der angelegte Irrgarten. Wer den richtigen Weg findet, findet vielleicht den Schatz.
Dann geht es nach Süden vorbei an der Anglikanischen Kirche, bekannt für ihre mit Familienwappen bestickten Sitzkissen, dem Inselparlament, der gleichzeitig als Gerichtssaal dient, dem Besucherzentrum und dem Gefängnis. Im südlichen Teil liegt „The Old Windmill", die alte Windmühle des Seigneurs, die bereits aus dem 16. Jh. stammt.
Und dann steht man an „La Coupe" dem landschaftlichen Höhepunkt der Insel, genauer gesagt ein schmaler Damm, der die Inselteile Sark und Little Sark spektakulär miteinander verbindet. Sieht man nur ein Foto von Sark, wird man mit Sicherheit diese Perspektive gezeigt bekommen.
Auf Little Sark angekommen ist es Zeit sich zu stärken. Im „Tea Garden" genießen wir einen typischen Cream Tea, natürlich mit Tee, den traditionellen selbstgebackenen Scones mit Butter, Erdbeermarmelade und Clotted Cream. Ein Hochgenuss! Wir sind uns einig, ein Cream Tea ersetzt jede Mittagspause, erst recht wenn noch ein Teller Sandwiches dazu gereicht wird.
Nach unserer Stärkung setzen wir unsere Erkundung fort. In der Nähe befindet sich die Ruine einer historischen Silbermine und noch ein Stück weiter der Little Sark Dolmen. Ein kleines aber dennoch beeindruckendes Exemplar. Das Wetter hat sich gebessert mittlerweile genießen wir wunderschöne Aussichten in Richtung Jersey und Guernsey.
Die Zeit verfliegt auch in diesem Paradies rasend schnell. Mit straffen Schritt kehren wir über La Coupe zurück nach Sark und zur „Avenue", der Hauptachse des Dorfes. Es bleiben noch ein paar Minuten um sich mit Souvenirs zu versorgen, bevor wir wieder zum Hafen hinuntersteigen.
Pünktlich bringt uns unser Schiff nach Guernsey zurück. In wenigen Minuten sind auch zurück zum Hotel gelaufen.
Auf Guernsey sind alle Fahrzeuge von 1 aufwärts durchnummeriert. Unter den Insulanern zählt eine besonders niedrige Autonummer zu einem besonderen Statussymbol, das es Wert Unsummen an Geld dafür zu zahlen. Ein interner Wettbewerb lässt uns nach den niedrigsten Nummern suchen. Die Messlatte wird heute sehr hoch gelegt mit der Nummer 10.

Tageskilometer (zu Fuß): 15,1 km

Anstiege: 358 m

Abstiege: 340 m

Tag 04 – 01.09.2015 Freizeit in St. Peter Port – Überfahrt nach Jersey


Heute ist Erholung angesagt. Bei herrlichem Wetter steht der ganze Tag zur freien Verfügung. Unser Transfer holt uns erst am Nachmittag ab. St Peter Port bietet gute Shopping Möglichkeiten oder ein Bummel entlang der Uferpromenade. Wer mag kann an einem der schönen Sandstrände etwas entspannen. Der Zeitpunkt gewährt dem Besucher einen deutlich wachsenden Sandstrand. Durch die Springflut (Vollmond) und einem besonders nahe stehenden Mond erwarten wir die stärksten Tiden des ganzen Jahres 2015.
Im Castle Cornet am Hafen besteht die Möglichkeit mehr über die Geschichte der Insel Guernsey zu erfahren. Die High Street samt historischer Markthalle bietet den Shopping Fans reiche Auswahl. Hoch über der Stadt kann man sich auf den Spuren Victor Hugos bewegen, zum Beispiel während eines Besuches seines Wohnhauses. Stündlich gibt es Führungen.
Mit Candy Gardens werden auch Garten-Fans noch einmal belohnt. Ein botanischer Garten mit tropischen Gewächsen. Wer dann den schmalen Weg oberhalb der Stadt zurück zum Hotel wählt, wird mit einem wunderschönen Blick über alle Kanalinseln (bis Alderney und Jersey) belohnt.
Am Nachmittag werden wir samt Gepäck von unserem Transfer abgeholt und zum Fähranleger gebracht. Am späten Nachmittag geht es mit der konventionellen Fähre nach Jersey. Die extreme Tide macht das Beladen des Schiffes schwierig. Selbst die Fußpassagiere ohne Fahrzeug werden mit Kleintransportern auf das Schiff gefahren.
Bei herrlichem Wetter verlassen wir Guernsey, passieren Herm und Sark und erreichen Jersey im Sonnenuntergang. Heidi von Special Tours chauffiert uns zu unserem nahe gelegenen Hotel. Am Abend erleben wir die höchste Tide des Jahres 2015 mit über 12m und damit ca. 3m über der normalen Flut. Glücklicherweise ist das Wetter gut, so dass aus der Springflut keine Sturmflut wird. Das wäre heute ein echtes Problem für die Inseln. Aber das Wetter ist gut, alle haben Spaß an diesem Naturphänomen.

Guernsey bei Flut


Guernsey bei Ebbe

Guernsey bei Ebbe


Guernsey bei Ebbe

Tag 05 - 02.09.2015 Jersey - Der Nordosten

Am Morgen geht es zu unserem Fahrradverleih. Wir erhalten unsere Fahrräder und E-Bikes. Alle Gäste können aus einem großen Fundus ihre Räder auswählen. Nach dem alles angepasst starten wir in Richtung Nordosten. Recht zügig nach dem Ortsausgang von
St Helier treffen wir auf die ersten Green Lanes. Auch die ersten kräftigen Anstiege erwarten uns. Ein erster landschaftlicher Höhepunkt ist die Sandbucht von Gorey.
Über die Bucht wacht das mächtige Gorey Castle, auch Mont Orgueil Castle genannt. Die Topographie lässt erahnen, auch wenn wir die Burg nicht besuchen, unser Weg führt bergwärts. Daher heißt es wiederum, wer sein Rad liebt der schiebt. Die sich bietende Aussicht entschädigt für die Anstrengung.
Auf der Hochebene liegt ein weiteres archäologisches Highlight der Dolmen
„La Pouquelaye de Faldouët". Es wurde in der Zeit 4.000 bis 3.250 v. Chr. errichtet. Anschließend geht es wieder bergab in Richtung Insel-Ostspitze. Die lange Mole bildet den nächsten Punkt aller Kanalinseln zum französischen Festland (Normandie).
Unsere Mittagsrast verlegen wir diesmal in den Garten des „Chateau la Claire" in der Nähe des Ortes Rozel. Bei herrlichem Sonnenschein rasten wir erneut für einen englischen Cream Tea. Frisch gestärkt erreichen wir die kleine Bucht von Rozel. Daran an schließt sich unweigerlich ein kräftiger Anstieg hinauf zur Eric Young Orchid Foundation. Eine außergewöhnliche Sammlung von Orchideen in Formen und Farben. Wir entdecken Orchideen, die die meisten noch nicht einmal für Orchideen gehalten hätten in einer außerordentlich natürlichen Orchideenumgebung.
Anschließend geht es weiter zu La Hougue Bie, einem der größten Ganggräber Westeuropas.
Es liegt unter einem ca. 14 m hohen Hügel versteckt. Bis ins 20. Jh. war der Eingang verschüttet. Im Mittelalter wurden zwei Kapellen auf dem Hügel errichtet, im 19. Jh. kam ein Hotel hinzu. Erst im 20. Jh. entdeckte man zufällig den Eingang. In der Deutschen Besatzungszeit wurden ausgedehnte Bunkeranlagen in unmittelbarer Nähe zur archäologischen Stätte errichtet.
Von hier ist es nicht mehr weit bis in unser Hotel in St. Helier.
Tageskilometer: 41,7 km
Anstiege: 582 m
Abstiege: 599 m
Tag 06 - 03.09.2015 Jersey - Der Südwesten

Der heutige Tag führt uns nach Westen entlang der riesigen St. Aubine's Bay. Die Menschen auf Jersey müssen ähnlich Erfahrung machen wie im nahegelegenen Le Mont St. Michel. Nach dem Ausbau der Hafenanlagen von St. Helier stellte man fest, dass sich die Meeresströmungen in der St. Aubine's Bay negativ veränderten. Währen der Ebbe lagert sich Seetang in der wunderschönen Badebucht ab. Das war bislang nie ein Problem, da die Flut alles wieder beseitigte. Seit sich die Meeresströmung änderte, gibt es diesen natürlichen Säuberungsprozess nicht mehr. Es kommt zwar Meerwasser, die Strömung selbst ist aber nicht stark genug. Nun müssen alle paar Wochen große Lkw und Bagger anrücken, den Seetang mühselig aufsammeln, um es dann weit hinaus in die Bucht zu tragen an Stellen wo die Strömung noch stark genug ist. Verzichtet man auf die Maßnahme muss man nach ein paar Tagen mit üblem Gestank leben. Das muss man auf Jersey selbstverständlich nicht, kostet aber sehr viel Geld. Auf unserer Radtour können wir diese Aufräumarbeiten beobachten, es werden gerade die Spuren der Springflut beseitigt. Am Ende der Bucht verlassen wir die Küste ins Landesinnere. Der Radweg verläuft auf einer alten Bahnstrecke, wunderschön gelegen durch das Hinterland gesäumt von vielen Kiefern, einigen Golf- und Tennisplätzen. Mit den Kiefern und der dazugehörigen Vegetation verbunden mit dem sandigen Boden fühlt man sich stellenweise an die Ostsee versetzt.
Wir erreichen den westlichsten Punkt den Corbiere Leuchtturm. Er befindet sich auf einer sturmumtosten Felsenklippe. Bei Ebbe ist sie zu Fuß zugänglich. Unseren Mittagsstopp legen wir heute in einem kleinen aber feinen Strandlokal an der St. Ouen's Bay ein. Wir sind aktiv und nehmen draußen Platz, zugegeben die einzigen Gäste des Restaurants, die das tun. Nach unserer Pause wechseln wir in das schöne Landesinnere, leider mit der üblichen Begleiterscheinung, es geht stramm bergauf. Über das Waterworks Valley gelangen wir wieder an die Südküste. Bevor wir in unser Hotel zurückkehren statten wir dem Coronation Park samt der Glaskirche einen Besuch ab. Die Glaskirche wirkt sehr modern, ein typisches Kind der ersten Hälfte des 20. Jh. könnte man meinen, tatsächlich wurde sie bereits im Jahr 1840 errichtet. Nach unserem Besuch geht es zurück in unser Hotel. Hier erwartet uns nach kurzer Zeit „Heidi", die gute Seele Jersey's, um uns einiges über die schöne Insel Jersey zu erzählen.
Tageskilometer: 38,8 km
Anstiege: 451 m
Abstiege: 445 m
Tag 07 - 04.09.2015 Jersey - Der Nordwesten

Der heutige Tag wird noch einmal sportlich gut 50 km Strecke erwarten uns zum Teil mit kräftigen Anstiegen und steilen Abfahrten. Der erste Teil der Strecke führt uns durch die Inselhauptstadt
St. Helier und weiter durch das grüne Tal Vallee des Vaux immer nach Norden. Unterwegs haben wir endlich die Chance die charmanten Jersey-Kühe mit ihren langen Wimpern aus der Nähe zu begutachten. Noch am Vormittag erreichen wir das „Hamptonne Country Life Museum" ein Gut dessen Anfänge in das 16 Jh. zurück reichen. Bei einer englischen Führung tauchen wir ein in das Landleben der vergangenen Jahrhunderte, wir lernen wie man den typischen Cider (Apfelbier) herstellte, auch wie man die überall anzutreffenden Apfelpressen tatsächlich nutzte, wie sich der Alltag von Mann und Frau gestaltete und das die Menschen eigentlich alles hatten, was sie tatsächlich benötigten. Die wichtigste Erkenntnis des Tages würde wohl sein, wir möchten alle eine „Toilettenpapier-Pflanze" haben, wofür benötigt man „4-lagiges", wenn man diese Pflanze haben kann! Ein Königreich für diese...
Vom Museum geht es weiter in Richtung Westen in Richtung St. Ouen's Bay. Wir finden, dass es eine wunderschöne Bucht ist, entscheiden aber einstimmig, dass uns die Erinnerung vom Vortag genügt und wir auf die steile Abfahrt und den darauffolgenden steilen Anstieg verzichten. Stattdessen radeln wir entlang wunderschöner Green Lanes in die äußerste Nordwest-Ecke der Insel. Von hier hat man einen wunderschönen Blick auf die anderen Kanalinseln wie Guernsey, Herm und Sark. Hier steht auch die gotische Ruine des Grosnez Castle. Der gotische Bogen ist ein Wahrzeichen der Insel und ist sogar auf der Jersey 50p Münze wiederzufinden.
Entlang der Nordküste radeln wir wieder nach Osten. Es folgt eine steile Abfahrt zum kleinen
„Greve de Lecq Beach". Zeit für eine Mittagsrast. Nach der Pause gilt auf ein Neues, wer sein Rad liebt... Oben angekommen radeln wir weiter nach Osten vorbei an Devils Hole, hier wartet ein lohnender Abstieg, wir verzichten jedoch, da wir noch ein ganzes Stück Strecke vor uns haben und auch schon einige Anstiege in den Beinen. Über verschiedene Green Lanes geht es durch das Landesinnere in Richtung Süden. Hier und da entdecken wir noch einige Hochzeitssteine an Häusern. Sie sind traditionell auf den Inseln, eingraviert werden die Initialen des Brautpaares und das Jahr der Hochzeit. Findet man zusätzlich noch Herzen war es eine Liebeshochzeit, andernfalls... wer weiß das schon. Entlang des „Les Gelettes forest" gelangen wir wieder an die Südküste. Unsere Etappe endet an der Rad-Verleihstation in St Helier. Individuell geht es zu Fuß in Richtung Hotel zurück.
Tageskilometer: 53,3 km
Anstiege: 720 m
Abstiege: 686 m

Tag 08 - 05.09.2015 Rückreise nach Deutschland

Da unser Flug erst am Nachmittag geht, haben alle Gäste den Vormittag zur freien Verfügung. Genug Zeit für ein Shopping Bummel in St. Helier oder einem gemütlichen Strandspaziergang.
In der Mittagszeit werden wir durch unseren Transfer abgeholt. Die Fahrt zum Flughafen und der Abflug von Jersey mit Air Berlin sind eine schöne Wiederholung unserer Radetappen der letzten Tage. Ohne Verzögerung und mit allem aufgegebenen Gepäck erreichen wir zunächst Düsseldorf, hier verabschieden wir uns von zwei Gästen, bevor die übrige Gruppe gemeinsam ohne Verzögerungen nach Berlin Tegel weiterfliegt.
An dieser Stelle ist es Zeit sich noch einmal recht herzlich bei meiner Gruppe zu bedanken.
Es war mir eine große Freude mit Euch unterwegs sein zu dürfen. Bleibt bitte gesund und aktiv. Es würde mich freuen wenn ich Euch auf einer weiteren Reise von Eberhardt Travel begrüßen dürfte.
Ein herzlicher Gruß gehen an „Heidi und Ernst" von Special Tours auf Jersey und an Veit auf Guernsey!
Nicht vergessen möchte ich die vielen Grüße für eine schnelle Genesung an Herrn Kuchenbecker!
Martin Büchner
Reiseleiter
Eberhardt Travel
Leipzig, 18.09.2015

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Kommentare zum Reisebericht

Hallo Martin, danke und gratuliere zu deinem Bericht mit Bildern. Er kam gerade an dem Tag, an dem ich unser Fotobuch abgeholt habe. Er ergänzt es prima. Toll, dass du auch noch mal genau die erradelten und erwanderten Strecken aufgeführt hast. Gut, dass du auch die Probleme mit den Koffern und den verspäteten Rädern angesprochen hast. Überhaupt ist es eine sehr gute Sache, die Teilnehmer noch einmal alles nacherleben zu lassen. Das ist das erste Mal, dass wir einen solchen Service erleben. Du erwähnst, dass wir uns die Fotos auch ein einem größeren Format herunterladen können. Wie geht das? Ich habe es noch nicht geschafft. Es wäre lieb, wenn du mich aufklären würdest. Unseren zweiten Koffer haben wir erst am 18.9. erhalten und jetzt kämpfen wir immer noch darum, dass die Auslagen ersetzt werden. Air Berlin hat uns einen Fluggutschein über 150 € dafür angeboten. Das haben wir natürlich abgelehnt. Mal sehen, wie es weitergeht.
Dir nochmals vielen Dank und alles Gute
Helga und Norwin

Helga Schellin
06.10.2015