Reisebericht: Rundreise Jersey und Guernsey – Kanalinseln entdecken

28.06. – 05.07.2014, 8 Tage Flugreise zu den Kanalinseln: Jersey – Guernsey – Sark (fakultativ) – St. Helier in kleiner Reisegruppe


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"Die Kanalinseln sind Stücke von Frankreich, die ins Meer gefallen sind und von England aufgesammelt wurden." - Victor Hugo. Gemeinsam entdecken wir die grünen und blühenden Kanalinseln!
Ein Reisebericht von
Beate Schreiber

1.Tag – Samstag, 28.06.2014: Anreise

Aus ganz Deutschland reisen wir heute auf die größte der 5 bewohnten Kanalinseln Jersey an. Bei dem köstlichen Begrüßungsabendessen in unserem Hotel „Ommaroo" ist unsere kleine Gruppe von 14 Reisenden komplett und wir lassen und das 3-Gänge Menü schmecken. Das Hotel liegt direkt an der Bucht von St. Helier, der Hauptstadt Jerseys und wird schon seit über 100 Jahren als solches genutzt. Nach dem Abendessen nutzen einige von uns die Gelegenheit, bei einem Verdauungsspaziergang im Sonnenuntergang die nähere Umgebung und seine Mitreisenden kennen zu lernen.

2.Tag – Sonntag, 29.06.2014: Tagesausflug nach Sark

Sark, die zweitkleinste der fünf Kanalinseln, ist heute unser Ziel. Die nur 5,5 km² große Insel, auf der niemand (nicht einmal der Arzt) mit dem Auto unterwegs ist, besticht durch sein einzigartig beruhigendes Flair. Da ist die ca. einstündige, recht holprige Fährüberfahrt, auf der viele Reisekaugummis gekaut und Tabletten gegen Seekrankheit geschluckt werden mussten, direkt wieder vergessen. Da hier nur einige Traktoren und eine Menge Pferdekutschen und Fahrräder unterwegs sind, fühlt man sich direkt bei der Ankunft wie in einer anderen Welt. Ein Traktor bringt uns den steilen, staubigen Weg hinauf ins Dorf. Kaum ausgestiegen, können wir schon die ersten Gärten bestaunen, die in uns die Vorfreude auf die Blütenpracht, der wir in den nächsten Tagen begegnen werden, wecken. Teils mit der Pferdekutsche, teils zu Fuß erreichen wir La Seigneurie. Der Garten des Anwesens blüht ganz wunderbar! Auf dem Weg zurück besichtigen wir die St. Peter Kirche. Jede Familie hat hier ihr eigenes Sitzabteil mit individuell bestickten Kissen. Sogar für die Gefängnisinsassen ist eine Bank reserviert. Das kleine Gefängnis der Insel sehen wir auch nach unserer Mittagspause. Gut gestärkt wandern wir zu La Coupée, dem schmalen Übergang von Sark zu Little Sark. Andere fahren mit einer der Pferdekutschen zu dem Aussichtspunkt, von dem aus man auf die Brücke sehen kann. Bevor wir durch den Wald zurück zur Fähre spazieren, genießen wir noch ein leckeres, selbstgemachtes Eis in der Sonne auf dem Dorfplatz. Dieses wird aus der Milch der Guernseykühe hergestellt, welche durch ihren hohen Fettgehalt besonders gut schmeckt. Die Rückfahrt mit der Fähre ist zum Glück wesentlich ruhiger als die Hinfahrt. Den wunderschönen sonnigen Tag lassen wir bei einem guten Abendessen ausklingen.

3.Tag – Montag, 30.06.2014: Rundfahrt auf Jersey

Nach dem Frühstück holt uns Heidi heute 9.30 Uhr vom Hotel ab und nimmt uns mit auf eine Fahrt um die ganze Insel. Wir fahren vorbei an typisch englischen Reihenhäusern Richtung Osten und machen unseren ersten Halt an der Royal Bay of Gouville. Wir spazieren entlang der Bucht der Festung von Gorey entgegen. Sie steht auf dem „stolzen Berg" und wurde im 13. Jhd. zum Schutz vor den Franzosen errichtet und im Laufe der Zeit u.a. als Gefängnis genutzt. Auf unserer Weiterfahrt kann man immer wieder kann man am Horizont die Küste der Normandie sehen. Wir fahren vorbei an den Wellenbrechern von St. Catherine zur Bouley Bay. Hier lohnt es sich wirklich die Treppen zum Meer hinunter zu gehen, denn diese Bucht ist voll im einzigartigen, bunten Steinen, deren Schönheit man erst bei genauerem Hinsehen entdeckt. Anschließend sehen wir den kleinsten Sandstrand in der Bonne Nuit Bay und den nördlichsten Punkt der Insel, Sorel Point. Unsere Mittagspause verbringen wir heute in Greve de Lecq. Heidi empfiehlt uns den halben Hummer mit Salat, der wirklich vorzüglich schmeckt, und warnt noch vor den Möwen! Wir erfahren auch bald warum, denn diese sind so frech, dass sie ohne Angst auf die Tische springen und den Leuten ihre Pommes direkt vom Teller klauen. Da hat man keine Chance, denn mit den großen Vögeln legt man sich lieber nicht an. Nach einem Verdauungsspaziergang am Strand ist unser nächstes Ziel die Ruine von Grosnez Castle. Von hieraus fahren wir nun entlang der Westküste in Richtung Süden. Die St. Ouen's Bucht ist aufgrund ihrer stürmischen Lage und hoher Wellen besonders bei Surfern beliebt. Die Westküste steht weitgehend unter Naturschutz. Hier darf nur ein Haus gebaut werden, wenn dafür ein anderes abgerissen wird. Schön, dass diese tolle Dünenlandschaft so belassen wird, wie sie ist. Vom Bus aus sieht man schon den Corbiére Leuchtturm, der auf dem Bauch seines schlafenden Wärters zu stehen scheint. Er war der erste Leuchtturm Großbritanniens. Wieder zurück an der Südküste besichtigen wir die Kirche von St. Brelade. In ihrem Deckengewölbe kann man noch Abdrücke von Muscheln und Steinen sehen. Hier am Strand nutzen wir die Zeit, einen Kaffee zu trinken, ein Eis zu essen oder das eine oder andere Souvenir zu besorgen. Dafür empfiehlt sich z.B. Fudge, eine landestypische Süßigkeit, mit Black Butter. Gegen 16.00 Uhr sind wir zurück in St. Helier. Leider fängt es gerade an zu regnen und so fahren die meisten zurück ins Hotel. Heute Abend genießen wir ein ganz besonderes Abendessen in einem Fischrestaurant im Stadtzentrum. Von Lachs über Austern bis hin zu Jakobsmuscheln ist für Jeden etwas dabei. Anschließend heißt es jedoch schnell zurück ins Hotel, denn Deutschland spielt heute bei der Fußball-WM in Brasilien!

4.Tag – Dienstag, 01.07.2014: Ausflug nach Guernsey

Heute heißt es früh aufstehen, denn 9.00 Uhr legt unsere Fähre nach Guernsey ab. Heidi bringt uns noch zur Fähre, wo uns Christel empfängt. Sie wird uns heute auf Guernsey begleiten. Nach ca. einer Stunde erreichen wir die zweitgrößte Kanalinsel. Diese ist nicht zuletzt durch ihre westliche Lage Wind und Wetter am meisten ausgesetzt, was sich auch in ihren Küstenformationen erkennen lässt. Auf einem halbstündigen Spaziergang zum Icart Point erleben wir das selbst. Die Ruhe der Natur, der Ausblick auf das offene Meer und die vielen Gewächse am Wegesrand sorgen für Tiefenantspannung bei jedem einzelnen. Pete, unser Chauffeur bringt uns anschließend zu einem weiteren Highlight Guernseys - der Little Chapel. Diese winzige Kapelle soll wohl die kleinste der Welt sein und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Déodat, einem Mitglied der De La Salle Bruderschaft erbaut. Das besondere an ihr ist jedoch nicht nur ihre Größe, sondern ihr Aussehen. Das komplett von Muscheln und Tonscherben bedeckte Gebäude mag für die einen kitschig und für die anderen ein kreatives Meisterwerk sein. Ganz sicher ist die Kapelle aber eine Rarität, die ihres gleichen sucht. Unsere Mittagspause verbringen wir in einem kleinen Restaurant ganz in der Nähe des Fort Saumarez - einem von unzähligen Martello-Türmen, die die Kanalinseln früher beschützten. Unsere Inselrundfahrt geht weiter in Richtung Nord-Osten. Wir halten noch kurz an einem weiteren Schutzturm bevor uns Pete zurück nach St. Peter Port, der Inselhauptstadt bringt. Gemeinsam durch den Park, vorbei an der Statue von Victor Hugo, der selbst lange hier wohnte, schlendern wir ins Zentrum. Dort besuchen einige die Kirche, trinke Kaffee oder spazieren am Hafen entlang bevor unser Tag auf Guernsey sich schon bald dem Ende neigt, denn wir müssen zurück zur Fähre. „Zu Hause" in St. Helier holt Ernst uns ab und bringt uns zurück zum Hotel, wo wir auch Familie Kretzschmar wieder treffen, die Jersey heute auf eigene Faust erkundet hat.

5. Tag – Mittwoch, 02.07.2014: Freier Tag – Lavendelfarm, Corbiére Walk, St. Aubin und Elizabeth Castle

Heute haben wir einen „freien" Tag, der natürlich von allen ganz individuell oder auch gemeinsam genutzt wird. Wir fahren mit dem Bus zur Lavendelfarm. Dieser idyllische Ort lässt nicht nur bei Lavendelliebhabern die Herzen höher schlagen. Unzählige Arten aus der ganzen Welt kann man hier bestaunen und durch die blühenden Felder streifen. Außerdem kann man sehen, wie aus den Blüten das ätherische Öl hergestellt wird, welches man im kleinen Laden kaufen kann. Anschließend wandern wir entlang der ehemaligen Bahnstrecke auf dem Crobière Weg nach St. Aubin, wo wir in einem hübschen Restaurant am Meer Mittag essen. Wer will, fährt mit der kleinen Bimmelbahn zurück nach St. Aubin. Wir laufen ein Stück am Strand entlang, entscheiden uns dann aber doch dazu den Bus zu nehmen. Wieder in St. Helier nutzen wir die Gelegenheit bei Ebbe zum Elizabeth Castle zu gehen. Der Weg ist weiter als gedacht, aber wir gelangen trockenen Fußes zur Festung. Von der relativ großen Anlage aus hat man einen herrlichen Blick auf die Bucht und auch innerhalb der Mauern gibt es einiges zu entdecken: u.a. viele Kanonen, einen Bunker aus der Besatzungszeit und verschiedene Ausstellungen. Nach diesem bewegungsreichen Tag gönnen wir uns die Rückfahrt mit dem Amphibienfahrzeug zurück ans Ufer.

6. Tag – Donnerstag, 03.07.2014: Freier Tag – Gorey Castle und Wildlife Conservation Trust

Ein weiterer Tag steht uns zur freien Verfügung. Wir nutzen ihn, um in Richtung Osten nach Gorey zu fahren. Pünktlich 10.00 Uhr stehen wir auf Mont Orgueil - dem „stolzen Berg". Hier wurde um 1200 eine beeindruckende Festung errichtet, die die Insel vor den Franzosen schützen sollte. Die wieder hergerichtete Anlage mit ihren vielen Winkeln, Türmen, Treppen und Kellern versetzt seine Besucher zurück ins Mittelalter. Im Burghof spielt sogar ein Fräulein mittelalterliche Flötenmusik. Am Pier von Gorey stärken wir uns für unser nächstes Erlebnis. Wir fahren mit dem Bus zum Durrell Wildlife Conservation Trust, einem Zoo, der kein Zoo ist. Gerald Durrell gründete ihn Ende der 50er Jahre mit dem Ziel, bedrohte Arten zu züchten und den Menschen sensibel für das Thema Artenschutz zu machen. Neben Orang-Utans, Flamingos, Kranichen, Gorillas und verschiedenen Reptilien, widmet sich der Park vor allem der Fauna Madagaskars. Um allen Tieren im großen Park auf die Spuren zu kommen, muss man einiges an Zeit einplanen, aber es lohnt sich. Zufrieden setzen wir uns wieder in den Bus in Richtung Hotel, wo wir gemeinsam mit den anderen zu Abend essen.

7. Tag – Freitag, 04.07.2014: Gartentour

Heidi nimmt uns heute mit auf eine ganz besondere Tour. Privatpersonen lassen uns in ihre Gärten schauen. Zuerst besuchen wir Familie Miles. Der Antiquitätenhändler ist (zu Recht) sehr stolz auf sein Anwesen, denn immerhin hat in seinem 200 Jahre alten Haus schon Prinzessin Stefanie von Belgien gelebt. Außerdem zählt das Haus zu einem der schönsten auf den britischen Inseln. Doch wir sind wegen seinem Garten hier und der lässt keine Wünsche offen. Diese vielen alten Bäume, der Rosengarten mit uralten Arten, einem Teich und einem Baumhaus... hier gibt es so viel zu entdecken. Besonders beeindruckend ist die Wollemi Kiefer. Eher unscheinbar galt dieser Baum 65 Millionen Jahre lang als ausgestorben und wurde erst 1994 in Australien wieder entdeckt. Der nächste Garten ist der von Mrs. Skinner. Die Dame ist leider schon verstorben, aber immernoch kümmern sich 2 Gärtner Vollzeit in ihrem Sinne weiter um den Garten. Und das sieht man auch: akkurat getrimmte Hecken grenzen die einzelnen Bereiche ab. Da gibt es einen Buchsbaumgarten, einen Rosengarten, einen Baumgarten, einen Gemüsegarten,... ganz anders als der Garten von Mr. Miles ist dieser doch auch besonders schön. Zum Thema des heutigen Tages passend, essen wir im Restaurant „Tree House" Mittag. Weil wir noch Zeit haben bevor wir zur Orchideenausstellung fahren, überrascht uns Heidi mit einem Halt an der Glaskirche St. Matthews, in der Werke des Jugendstilkünstlers René Lalique zu sehen sind. Anschließend besuchen wir die Eric Young Foundation. Die mehrfach preisgekrönte Sammlung und Zucht von Orchideen bündelt zahlreiche, auch ungewöhnliche Arten. Die Blüte der Vanille haben wir leider um einen Tag verpasst, aber auch sonst gibt es einiges zu sehen. Unsere Zeit auf den wunderschönen Kanalinseln neigt sich nun schon langsam dem Ende zu doch nicht bevor wir nicht einmal typischen Cream Tea und Scones gekostet haben. Im Hof eines schicken Hotels, versteckt im Grünen lassen wir es uns schmecken. Dann heißt es aber schnell zurück ins Hotel, denn Deutschland spielt im Viertelfinale der Fußball-WM gegen Frankreich. Nach dem Abendessen begießen wir den Sieg der deutschen Mannschaft und unsere gemeinsame Reise bei Unterhaltung in der Hotelbar.

8. Tag – Samstag, 05.07.2014: Abreise

Leider heißt es heute schon wieder „Bye-bye, Jersey!". Unsere Wege trennen sich teilweise leider schon im Hotel und wir treten die Heimreise über Hannover, Frankfurt oder Berlin an. Eine wunderschöne Woche geht zu Ende. Wir haben viel erlebt und uns dabei in die kleinen Inseln, die weder französisch noch englisch irgendwo mittendrin liegen, verliebt. Vielleicht kommt der eine oder andere ja noch einmal hierher zurück.

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