Reisebericht: Rundreise Jersey und Guernsey – Kanalinseln entdecken

01.09. – 08.09.2018, 8 Tage Flugreise zu den Kanalinseln: Jersey – Guernsey – Sark (fakultativ) – St. Helier in kleiner Reisegruppe


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Als „Crown Dependencies“ gehören sie nicht zu Großbritannien und nicht zur EU. Auf den Kanalinseln sind Sprache, Architektur und Linksverkehr britisch, Straßen- und Ortsnamen sowie die Küche jedoch französisch geprägt.
Ein Reisebericht von
Martina Häselbarth

Samstag, 01.09.2018: Anreise nach Jersey


Am Abflugtag war es in Deutschland kalt und regnerisch und alle Flüge kamen bei herrlichem Spätsommerwetter mit etwas Verspätung auf Jersey an. Zuerst die Gäste aus München, dann die aus Berlin und zuletzt erreichte die Gruppe aus Düsseldorf kurz vor dem Abendessen das Hotel.
Nachdem alle Formalitäten beim Einchecken erfolgreich erledigt waren, konnten wir uns zum ersten Mal von der hervorragenden Küche in unserem Hotel überzeugen.
Das Hotel Ommaroo ist ein charmantes und gänzlich renoviertes Familienhotel aus den 1920er Jahren im Viktorianischen Stil. Nur durch die Küstenstraße vom Strand Havre des Pas getrennt, kann man vom Hotel aus den Wechsel der Gezeiten beobachten und in dem berühmten Seewasser-Gezeitenpool von 1895 ein erfrischendes Bad nehmen, was von einigen Gästen täglich genutzt wurde. Vom Hotel aus gelangt man zu Fuß in ca. 10 Minuten ins Stadtzentrum von St. Helier und auch der Bus hält fast vor der Tür.

Sonntag, 02.09.2018: Ausflug auf die Insel Sark


Nach einem ausgiebigen Frühstück begaben wir uns im Hafen von St. Helier auf die Fähre nach Sark, von der wir zunächst wunderschöne Ausblicke auf die Küstenlinie von Jersey genossen. Der Wellengang war zwar nur mäßig, einige Passagiere waren aber sichtlich froh, als die Fähre nach ca. 1,15 Stunden im Hafen von Sark anlegte.
Sark, die zweitkleinste der Kanalinseln, liegt ca. 20 km nördlich von Jersey und ist mit ihren ca. 650 Einwohnern der kleinste europäische Staat. Fern von Hektik und Lärm taucht man ein in die Atmosphäre früherer Jahrhunderte: die einzigen Fortbewegungsmittel auf der autofreien Insel sind Traktoren, Pferdefuhrwerke und Fahrräder.
Mit Christine, einer Tirolerin, die schon seit Jahrzehnten auf Jersey lebt, erkundeten wir die Insel. Zunächst nahmen wir den Traktor, der müde Touristen über den steilen Berg ins Dorf bringt. Von dort ging es zu Fuß weiter durch grüne Weidelandschaft zum ehemaligen Sitz des amtierenden „Seigneurs", dem Gutshaus „La Perronerie", dessen üppige Gärten „La Seigneurie" aufgrund ihrer Blütenpracht eine der Hauptattraktionen der Insel sind. Mit Christine schlenderten wir zu den herrlichen Rosen- und Staudenbeeten, zum Taubenturm und zur Kapelle.
Weiter ging es mit zwei Pferdekutschen, die uns in gemächlichem Schritt nach La Coupée brachten. Dieser schmale, 78 m hohe Felsgrat verbindet „Greater Sark" mit „Little Sark". Der 90 m lange Fahrweg ist ein klassisches Fotomotiv und wurde erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von deutschen Kriegsgefangenen befestigt.
Vor Abfahrt der Fähre blieb noch genügend Zeit für einen Bummel durch das Dorf. Vor dem Gemischtwarenladen bewunderten wir den goldenen Briefkasten, aufgestellt zu Ehren von Carl Hester. Dieser stammt von der Insel und hat bei den Olympischen Spielen in London mit der Mannschaft die Goldmedaille im Dressurreiten gewonnen.
Das Gefängnis, unweit der Hauptstraße gelegen, umfasst zwei Zellen. Aus Mangel an echten Kriminellen verbringen aber höchstens einmal ein paar Trunkenbolde hier die Nacht.
Den Hafen erreichten wir diesmal zu Fuß und verließen die Insel nach einem herrlich entschleunigten Tag in Richtung Jersey.

Montag, 03.09.2018: Inselrundfahrt Jersey


Am heutigen Tag begleitete uns unsere örtliche Reiseleiterin Heidi, eine weitere Österreicherin, die es vor Jahrzehnten nach Jersey verschlagen hat, auf unserer Inselrundfahrt.
Jersey ist die größte der Kanalinseln und landschaftlich die abwechslungsreichste. Vorbei an Europas größtem Felsenwatt fuhren wir von St. Helier ostwärts nach Gorey. Der kleine Hafenort wird dominiert von Mont Orgueil Castle, einer malerisch auf der Anhöhe gelegenen mittelalterlichen Burg, die einst Sitz des Gouverneurs war. Im Fischerhafen laden Cafés, Pubs und Souvenirgeschäfte zum Verweilen ein.
Weiter ging es an der Ostküste entlang zur St. Catherine's Bay. Hier sollte im 19. Jh. ein Fluchthafen für britische Schiffe entstehen. Von diesem unvollendeten Plan zeugt heute nur mehr die 800 m lange Mole.
An der Nordküste mit ihren atemberaubenden Steilküsten entlang fuhren wir über Rozel Bay und Bouley Bay nach Grève de Lecq. Hier verbrachten wir unsere Mittagspause in einem der Strandcafés am goldenen Sandstrand, wo bei herrlichem, warmem Sommerwetter noch viele Familien die letzten Ferientage genossen. Auch für einen Spaziergang zu den beeindruckenden Klippen blieb genügend Zeit.
Über das Grosnez Castle im Nordwesten der Insel fuhren wir entlang der besonders bei Surfern sehr beliebten St. Ouen's Bay in Richtung Süden.
An der Südwestspitze von Jersey befindet sich La Corbière, der erste Leuchtturm aus Beton in Großbritannien aus dem Jahr 1874, zu dem man bei Ebbe über einen Dammweg gelangen kann. Hier lief 1995 die Fähre St. Malo auf Grund. Dem selbstlosen Einsatz der Rettungsmannschaften ist es zu verdanken, dass damals alle Passagiere gerettet werden konnten. Ein Denkmal erinnert heute an die Rettungsaktion.
Die wildromantische Beauport Bay ist bei Badegästen vom Land und zu Schiff gleichermaßen beliebt und war uns einen weiteren Fotostopp wert.
Unser nächstes Ziel war die Pfarrkirche von St. Brelade an der Südwestküste. Der beeindruckende Bau wurde im Mittelalter aus Steinen vom Strand erbaut, der Innenausbau erfolgte im gotischen Stil. Besonders beeindruckend sind die Glasfenster aus dem 20. Jh. Umgeben ist die Kirche von uralten Bäumen, die ihren Schatten auf zum Teil sehr alte, verwitterte Gräber werfen. St. Brelade ist heute wegen seines schönen Sandstrandes ein beliebter Bade- und Ferienort.
Über St. Aubin führte unser Weg schließlich zurück ins Hotel.

Dienstag, 04.09.2018: Fakultativer Ausflug auf die Insel Guernsey


Heute machten sich fast alle Gäste mit der Katamaranfähre bei leichtem Seegang auf den Weg nach Guernsey. Mit ihren 65.000 Einwohnern bildet die Insel mit Alderney, Sark und Herm das zweite selbständige „Bailiwick" der Kanalinseln und hat einst schon Auguste Renoir und Victor Hugo in ihren Bann gezogen.
Mit unserem örtlichen Bus, der uns schon im Hafen erwartete, fuhren wir an die Küste, wo wir unter der Führung von Christine einen Spaziergang unternahmen, der uns herrliche Blicke auf die zerklüftete Küstenlinie bot.
Da eine Fahrt über die Küstenstraße leider wegen Bauarbeiten nicht möglich war, steuerten wir als nächstes die „Little Chapel" in St. Andrews an, das angeblich kleinste geweihte Gotteshaus der Christenheit. Nach dem Vorbild der Grotte von Lourdes bauten aus Frankreich vertriebene Mönche der La-Salle-Ordensgemeinschaft Anfang des 20. Jh. nacheinander mehrere Versionen. Durch die verschwenderisch verbauten Muschelschalen, Porzellanscherben und Kieselsteine schimmert das Kirchlein in prächtigen, bunten Farben.
Die Landschaft im Inneren Guernseys ist von der Landwirtschaft geprägt, hin und wieder kann man die berühmten Guernsey-Kühe beim gemächlichen Wiederkäuen beobachten.
Vorbei an herrlich blühenden Fuchsienhecken und einsamen Gehöften ging es zur Rocquaine Bay, wo unsere Mittagspause im Strandlokal „Guernsey Pearl" vorgesehen war. Gut gestärkt konnten wir noch in dem angeschlossenen Schmuckgeschäft die "Guernsey Pearls" bewundern oder zum Fort Grey spazieren. Wegen seiner Form auch „Tasse und Untertasse" genannt, beherbergt es heute eine Ausstellung über die an der Westküste gestrandeten Schiffe.
Durch blühende Heidelandschaft fuhren wir zum Fort Hommet, wo wir einen weiteren Fotostopp einlegten. Es handelt sich um die Ruine eines Küstenforts, von dem der Martello-Turm, Anbauten aus viktorianischer Zeit sowie Bunker und Kasematten erhalten sind, die die Deutschen im Zweiten Weltkrieg erbauten.
Den Abschluss unseres Tages auf Guernsey bildete ein Rundgang in der malerisch auf steilen Anhöhen gelegenen Inselhauptstadt Saint Peter Port. In Candie Gardens konnten wir einmal mehr die üppige mediterrane Blütenpracht auf den Kanalinseln bewundern, von der Oberstadt aus boten sich Ausblicke auf einige vor Ort liegende Kreuzfahrtschiffe. Sehenswert auch die älteste Kirche der Stadt, St. Peter's Town Chuch, ein beeindruckender gotischer Bau aus dem 15. Jh., dessen erste Erwähnung schon aus der Normannenzeit stammt.
Anschließend hatten wir noch etwas freie Zeit im quirligen Einkaufsviertel oder am Jacht- und Fährhafen, immer mit Blick auf Guernseys bedeutendste Festung, das Castle Cornet. Am frühen Abend hieß es Abschied nehmen von Jerseys attraktiver Schwesterinsel und nach einer guten Stunde auf der Fähre erreichten wir wieder wohlbehalten den Hafen von St. Helier.

Mittwoch, 05.09.2018 und Donnerstag, 06.09.2018: Tage zur freien Verfügung


Nach einem gemütlichen, etwas späteren Frühstück machte ich mich mit einigen Gästen auf zu einer Erkundungstour in St. Helier. Entlang der schönen viktorianischen Häuserzeilen in Havre de Pas spazierten wir über die Anhöhe ins Stadtzentrum. Hier stand natürlich die Markthalle mit ihren bunten Obst-, Gemüse- und Blumenständen auf dem Programm. Im kleinen, aber feinen Fischmarkt konnten wir die fangfrischen Seefische und Meeresfrüchte bewundern, die wir in so exzellenter Weise im Hotel serviert bekamen.
Durch die geschäftige Fußgängerzone mit ihren einladenden Cafés und Ladengeschäften schlenderten wir zum historisch bedeutenden Royal Square und zur gotischen Parish Church, die einst direkt am Meer gelegen war. Unser gemeinsamer Rundgang endete am Hafen und die Gäste machten sich anschließend auf zu individuellen Erkundungen.
Das hervorragend strukturierte Busnetz auf der Insel ermöglicht es, jede Sehenswürdigkeit zu erreichen. Einige Gäste besichtigten ausgiebig und von Innen die Burgen Gorey Castle und Elisabeth Castle. Auch der Botanische Garten wurde von echten Kennern unter den Gästen als sehr außergewöhnlich und sehenswert empfunden.
Einige Gäste besuchten die „Jersey War Tunnels", ein von den Deutschen als Munitionslager angelegtes Tunnelsystem. Hier informiert eine hervorragende Dokumentation über die Besatzungszeit und das Schicksal von tausenden von Zwangsarbeitern. Ein sehr interessantes, aber auch aufwühlendes Erlebnis.
Das nach wie vor herrliche Wetter lud natürlich auch zu weiteren Bädern im nicht allzu kühlen Atlantik ein. Die Naturfreunde unter uns unternahmen Wanderungen oder Spaziergänge an besonders schönen und gut ausgeschilderten Küstenabschnitten.
Insgesamt konnten wir uns an den freien Tagen von den vielfältigen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung auf der Insel überzeugen, die keine Langeweile aufkommen ließen.

Freitag, 07.09.2018: Gartentour auf Jersey


Der heutige Tag ließ die Herzen der Gartenfreunde unter uns noch einmal höherschlagen: zwei herrliche private Anwesen öffneten ihre Tore für uns.
Mrs. Lea, die reizende Besitzerin des Anwesens „Le Clos du Chemin", auf einem Hügel über der St. Aubin's Bay gelegen, ließ es sich nicht nehmen, uns persönlich durch ihr Gartenparadies zu führen. Das herrschaftliche Haus wurde in den frühen 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von der Familie Halliwell erbaut. Nachdem ein Wirbelsturm 1987 große Teile des Gartens zerstört hatte, erbte die Familie Lea das Anwesen und restaurierte die Gartenanlage mit viel Herzblut. Heute vereint der Garten klassische italienische und englische Elemente und Gestaltungsmotive und wird von der betagten Mrs. Lea und ihrem Sohn liebevoll gehegt und gepflegt.
Weiter ging es nach „Grey Gables", gelegen in La Haule Hill, St. Brelade, dem Garten der vestorbenen Mrs. Celia Skinner, durch den uns Heidi führte. Heute wird das Anwesen von Mrs. Skinners Enkel bewohnt, stand aber bis vor kurzem für 11 Mio. Pfund zum Verkauf. Neben einer Vielzahl an Blumen und exotischen Bäumen und Sträuchern konnten wir auch den unglaublich gepflegten Rasen, einen Biogemüsegarten, ein Gewächshaus sowie Schwimmbad und Rasentennisplatz bewundern.
Nach dem Mittagessen in einem typisch englischen Pub tauchten wir ein in die Blütenpracht der tropischen Gewächshäuser der „Eric Young Orchid Foundation". Der Gründer und Orchideenliebhaber Eric Young begann schon als Teenager mit der Orchideenzucht, verlor seine Sammlung jedoch im Zweiten Weltkrieg. Auf Jersey baute er sie wieder auf und gewann viele Preise für seine Züchtungen. Er gilt als einer der renommiertesten Orchideenkenner seiner Zeit. Zufällig kamen wir auf dem Parkplatz der Stiftung noch in den Genuss einer kleinen Oldtimer-Parade.
Zum Abschluss des schönen Tages lud Eberhardt zu einem stilvollen „Cream Tea" im „Chateau La Chaire", einem in einem üppigen Garten gelegenen Luxushotel aus dem 19. Jh. In den Salons wurden uns neben dem Tee auch Scones, Clotted cream von den legendären Jersey-Kühen und Erdbeerkonfitüre serviert.
Am Abend konnten wir noch einmal das berühmte Buffet mit den erlesenen Fischgerichten und Meeresfrüchten im Hotel Ommaroo genießen.

Samstag, 08.09.2018: Abreise


Der Vormittag konnte noch einmal für letzte Erkundungen in St. Helier oder zum Shopping genutzt werden, bevor wir zum Flughafen gebracht wurden. Über verschiedene Reiserouten und nach einem längeren Aufenthalt am Flughafen München kamen alle Gäste wohlbehalten zu Hause an. Die Kanalinseln und ihre freundliche Bevölkerung werden uns als kleines Paradies am Rande der üblichen Tourismusrouten in bester Erinnerung bleiben.

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