Reisebericht: Rundreise Kanalinseln – Jersey und Guernsey per Bus

31.05. – 08.06.2013, 9 Tage Rundreise per Bus inklusive Anreise durch die Normandie zu den Kanalinseln Jersey – Guernsey – Sark (fakultativ)


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Eine interessante Reise zu den Kanalinseln Jersey, Guernsey und Sark mit unvergesslichen Eindrücken bei wunderschönem Wetter
Ein Reisebericht von
Elke Storch

Freitag, 31.Mai 2013–06–19

Nach mehreren Zwischenstopps , unter anderem in Chemnitz und Eisenach erreichen wir  via
Frankfurt, Wiesbaden, Kaiserslautern die französische Grenze, die natürlich schon lange  keine Grenze im Sinne einer Grenzkontrolle ist. Durch die Region Lothringen kommen wir an geschichts-trächtigen Orten vorbei: z.B. Verdun mit seinen Zeugnissen der Schlacht im ersten Weltkrieg.
Hier wurde auch Jeanne d´Arc  im Jahre 1412 geboren, eine französische Nationalheldin  und Heilige sowohl der katholischen als auch der anglikanischen Kirche.
Die Region Champagne-Ardenne  schließt sich an. Wir durchfahren eine liebliche Landschaft und im Raum Reims sehen wir auch einige Weinberge. Hier ist der berühmte Schaumwein beheimatet und nur  Sekt aus Trauben dieser Region darf sich laut einer Verordnung des Versailler Vertrages  von 1919 „Champagner" nennen. Am frühen Abend erreichen wir Reims, die bedeutendste Stadt der Region Champagne und mit der Kathedrale Notre Dame über Jahrhunderte Krönungsort der französischen Könige. Nach dem Abendessen im Hotel  machen wir bei regenfreiem Wetter (endlich) einen Spaziergang zur berühmten gotischen Kathedrale. Wir staunen insbesondere über das mit Reliefs und Figuren reich verzierte  Hauptportal, ein großartiges Beispiel hochgotischer,  mittelalterlicher Bidhauerkunst.

Samstag, 01.Juni 2013

Um acht Uhr setzen wir die Fahrt fort, südlich an Paris vorbei, weiter in westlicher Richtung  über Le Mans und Rennes und ab dort Richtung Norden, bis wir die Korsarenstadt St. Malo in der Bretagne erreichen. Nachdem das Gepäck aufgegeben ist, machen wir bei schönstem Sonnenschein einen Spaziergang auf der Stadtmauer. Ein phantastischer Blick über den Hafen und auf die herrschaftlichen Häuser der wohlhabenden Reeder in der „Ville Close", der Stadt innerhalb der Mauern, bietet sich uns . Ihren Wohlstand verdankte die Stadt schon früh der Seefahrt, aber vor allem dem 17. Und 18. Jahrhundert, wo sie sich als Hochburg der Freibeuter etablierte .
Am späten Nachmittag nehmen wir ein vorzügliches Mahl im  Restaurant „Le Chateaubriand" ein und begeben uns dann zur Fähre, um unser eigentliches Ziel zu erreichen, das sehr britische Hotel im viktorianischem Stil  „Ommaroo"  in St. Helier auf Jersey, wo wir die nächsten  fünf Nächte verbringen dürfen. Das Hotel liegt direkt am Meer und lässt uns die Gezeiten hautnah erleben

Sonntag, 02. Juni 2013

Der erste Tag auf der Insel beginnt gleich mit einem zeitigen Frühstück, denn für uns ist die Fähre nach Sark gebucht. Bei herrlichem Wetter und relativ ruhiger See  können wir die Fahrt genießen und betreten dann feudalen Inselgrund . Mit einem Traktor geht es dann auf der autofreien Insel auf das knapp 100 Meter über dem Meeresspiegel  liegende, knapp 6 Quadratkilometer  große Hochplateau bis zur „Main Road". An diesem Tag begleitet uns Francisca zu allen Sehenswürdigkeiten und berichtet viel Interessantes über die Insel. Seit dem 16.Jahrhundert wird die Insel in männlicher Erbfolge von einem Seigneur regiert, das Land ist in 40 Pachtgrundstücke aufgeteilt und  hat 600 Einwohner. Wir machen einen Spaziergang zur Seigneurie, dem Amtssitz des Seigneurs : ein Herrenhaus aus dem frühen 18. Jhd mit parkartigem Garten erwartet uns . Wir bestaunen die  kunstvoll angeLegten Beete mit den exotischsten Pflanzen  und Blumen, einen Irrgarten, ein Taubenhaus sowie
einen Hundefriedhof. Am Nachmittag macht ein Teil der Gruppe eine Wanderung entlang  der Küste der Dixcart Bay zur Halbinsel Little Sark, die im Südwesten von Sark  durch einen schmalen, 90 Meter hohen Grat , „La Coupee" genannt, mit der Hauptinsel verbunden ist. Der andere Teil der Gruppe unternimmt eine Kutschfahrt dorthin und gemeinsam  genießen wir den herrlichen Blick hinüber  nach Little Sark und bis nach Guernsey.Der Rückweg führt uns durch Weinberge (obwohl hier kein Wein gedeiht), kleine Wälder und Wiesen. An Verkehrsmittel begegnen uns nur Fahrräder und ab und zu ein Traktor, dessen Benutzung
für bestimmte Zwecke genehmigt ist. Auch der Arzt kommt mit dem Traktor zu seinen Patienten. Kein Wunder, dass die Inselbewohner auf die eigenartigsten Ideen kommen,  so wurde dieses Jahr auf der Gemeindewiese ein Rasenmäherrennen  veranstaltet
In der kleinen anglikanischen Kirche endet gerade der Sonntagsgottesdienst, als wir das Interieur besichtigen. Jede der 40  ursprünglichen Familien hat hier eine eigene Sitzbank mit dem jeweiligen Familienwappen bestickten Auflagen. Eine 2-er Bank ist für die zwei möglichen Gefängnisinsassen der Insel bestimmt und bleiben heute frei.
Insgesamt eine Welt abseits  der normalen Welt mit eigenen  Traditionen und Gesetzen.
Auf ruhiger See bringt uns die Fähre zurück nach Jersey.

Montag, 03.Juni 2013

Am nächsten Morgen begrüßt uns wieder die örtliche Reiseleiterin Francisca und wir fahren mit einem örtlichen Bus einmal um die Insel in  Richtung Osten . Wir befinden uns nun in der Gemeinde St. Clement, eine von insgesamt zwölf auf der Insel. Jede Gemeinde hat Zugang zum Meer, einen eigenen Bürgermeister und Gemeindeverwaltung.
Im Hafen von Gorey thront die Burg Mont Orgueil (Berg des Stolzes) mächtig auf einem Felsen. Erst vor einigen Jahren wurde die sorgfältige Restaurierung  an dieser im gesamten Königreich besterhaltenen Burg abgeschlossen. Der Blick geht weit über die Bucht bis nach Frankreich und manchmal sieht man hier Delphine, etwa 100 sollen in der Bucht wohnen.
Entlang der heutigen Promenade des schönen Küstenortes fuhr zwischen 1891 und 1929 die Jersey Eastern Railway.
In der Gemeinde St.Martin  wurde die St. Catherines Bay zum Militärhafen ausgebaut, als Gerüchte in Umlauf kamen, dass Jersey wieder von Frankreich angegriffen würde. Zum Glück kam es nie dazu. Jetzt ist der Hafen Freizeitschiffen vorbehalten und in einem alten deutschen Bunker  wird Steinbuttzucht  betrieben.
Weiter geht es zur Bouley Bay, wo  Taucher Jacobsmuscheln von Hand umweltschonend hochholen, einige davon werden übrigens abends auf unseren Tellern landen.
Die schönsten Kühe der Welt, die Jersey-Kühe begegnen uns allerorten bei unserer Rundfahrt. Diese Kuh wird nur als Milchkuh gehalten und ist beliebter Exportschlager bis nach China.
Die Bonne Nuit Bay ist mit 115 m der höchste Punkt der Insel und ist deshalb mit dem Radar des Flughafens bestückt. In Gréve de Lecq gibt es einen hübschen kleinen Hafen und hier machen wir auch unsere Mittagspause. In der Nähe des Parkplatzes steht ein Martello- Turm, - der erste seiner Art auf der Insel. Nach 15 Minuten Wanderung auf einem Klippenweg erreichen wir Grosnez Castle . Von der Burg ist heute im Wesentlichen nur noch die Toreinfahrt mit umgebenden Mauern erhalten,  sie hatte aber im hundertjährigen Krieg im 14 Jhd. eine ausgesprochen wichtige Schutzfunktion.
Richtung Süden geht es nun weiter in die Gemeinde St. Ouen, die flächenmäßig größte Insel-
Gemeinde. Mit der St. Ouen´s Bay  verfügt sie über einen langen und gut zugänglichen  Küstenstreifen Einer der eindrucksvollsten  Punkte Jerseys  ist die Südwestspitze mit dem Corbière-Leuchtturm. An dieser Stelle wird der große Gezeitenunterschied besonders deutlich In St. Brelade besuchen wir dann eine der schönstgelegenen Inselkirchen , die Parish  Church of St. Brelade. Der Kirchenbau geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Der warme rötliche Granit ist im Innern  roh belassen und gibt dem Raum etwas Archaisches. Sensationell ist der Strand von St. Brelade´s  Bay , geschützt zwischen den Halbinseln Noirmont im Osten und Corbière im Westen. Hier kann man einen ganzen Tag zwischen Meer , Restaurants und Cafés verbringen.
Dieser schöne Tag klingt aus mit einem  Dinner im Fischrestaurant  Atlantique. Frische Austern und Jacobsmuscheln  (Scallops) munden uns sehr.

Dienstag, 04. Juni 2013

Guernsey-Ausflug mit Francisca. Die 19 Guernsey-Fahrer werden bereits 7,00 Uhr abgeholt und checken am Elizabeth Port für den Tagesausflug auf die zweitgrößte der Kanalinseln ein.
Nach einstündiger ruhiger Fahrt erreichen wir den Hafen von St.Peter Port, wo  hohe schmale Häuser eine freundlichen Front bilden (anders als in St. Helier). Ursprünglich von wohlhabenden Reedern und Kaufleuten als  Wohn- und Handelshäuser gebaut, dienen sie heute vor allem als  Büro- und Geschäftssitz. Die größten und schönsten beherbergen die 40 Banken von Guernsey.
Wie auch auf Jersey gibt es  mehrere Verteidigungstürme und Festungen an den Küsten, um drohenden  Angriffen Frankreichs gewachsen zu sein.
Es gibt viele Gemeinsamkeiten und doch legen beide Inselstaaten großen Wert auf die Unterschiede.
Mit einem örtlichen Bus geht die Fahrt durch kleine Gemeinden ( insgesamt 11), vorbei an Häusern aus schwarz-grauem Granit, durch enge Straßen, ähnlich wie auf Jersey, nur kleiner und schmaler.
Begegnen sich zwei Busse, muss einer in einem gekonnten Manöver rückwärts  fahren, um den anderen  durchzulassen.
Bis zum 18. Jahrhundert waren viele Dächer mit Reet  gedeckt , was aus Brandschutzgründen verboten wurde. Vereinzelt findet man auf den Inseln aber wieder die sehr schönen , tradtionellen Reetdächer auf Privathäusern, oft  Filmkulisse für  einschlägige Schmonzetten.
Sehr auffällig sind die zahlreichen verfallenen Gewächshäuser. Die Guernsey-Tomate, früher Exportschlager der Insel, wurde von der preiswerteren Konkurrenz  aus Spanien verdrängt.
Nun wartet man auf einen Gesetzesbeschluss, der regeln soll, ob es sich bei den Grundstücken um Acker- oder um Bauland handelt

Mittwoch, 05.Juni 2013

Unsere heutige Reiseleiterin Heide begrüßt uns heute zum „Gartentag."
Es wartet ein besonderes Kleinod auf uns, der Garten von Mrs.Lea. Die 83-jährige couragierte Dame stößt etwas später zu uns und führt uns durch den wunderschönen Garten mit Pflanzen und Blumen u.a. aus Neuseeland und Madeira. Dank des milden Klimas gedeiht hier eine ganz exotische Flora.
Mrs. Lea arbeitet jeden Tag in ihrem Garten und man merkt, dass ihr ganzes Herzblut darin steckt. Die Herzen der Gartenfreunde schlagen höher und Heideiwarnt uns extra, nichts auszureissen oder Senker mitzunehmen ( alles schon passiert).
Wir besuchen die beeindruckende Eric Young  Orchid Foundation und bestaunen  seltene Orchideenarten im Gewächshaus. Die Stiftung des erfolgreichen Geschäftsmannes  wurde für ihre Zuchtarbeit schon oft mit ersten Preisen für seltene Blüten bei internationalen Orchideenwettbewerben  belohnt.
Anschließend wird im Chateau la Chaire  (Schloss der  Kanzel) ein Geheimnis gelüftet und wir dürfen eine schöne Pause bei Creamtea mit Scones und Jam unter den großen Schirmen auf der Terasse machen.
Anschließend wartet ein weiterer Garten auf uns, die Besichtigung des Gartens von Lady Guthry bei der Rozel Bay. Über Jahrzehnte hat die aus Schottland stammende Adlige ihren parkartigen Garten erweitert, ein Gärtner hat all die Jahre die Pflege geleistet. Leider ist sie im vorigen Jahr im Alter von 94 Jahren verstorben und ein wunderschönes Wohnhaus  mit vielen Antiquitäten  und den an zwei sich gegenüberliegenden Hängen angelegten Garten hinterlassen. Jetzt haben die Erben das Grundstück zum Verkauf  gestellt. Übrigens waren Mrs. Lea und Lady Guthry befreundet. Man kann sich vorstellen, worüber sie sich am liebsten austauschten.

Donnerstag, 06.Juni 2013

Heute ist Freizeit für alle und jeder hat sich ein schönes Ziel für sich ausgesucht. Baden gehen in St. Brelade Bay, Märkte besuchen , Lobster essen , St.Helier erkunden, wandern gehen, den Wildlife Conservation Trust besuche oder einfach nur die Gezeiten beobachten - jeder nach seinem Gusto.
Es fahren Busse auf der Insel in alle Richtungen (außer nach Süden)und man kann nichts falschmachen, denn alle Buslinien beginnen und enden am Liberation Square in St. Helier

Freitag, 07.Juni 2013

Jersey-Pound, Guernsey-Pound: Jede Insel hat ihre eigene Währung  und sie gilt nur hier auf den Kanalinseln. Auf der Fähre haben wir letztmals  Gelegenheit zum Tausch dieser speziellen Währung. Zum Glückkann man auch mit dem Englischen Pfund bezahlen. Nach einer ruhigen Fahrt erreichen wir gegen Mittag St. Malo, wo uns unser Busfahrer schon erwartet. Die Fahrt geht nun durch die Normandie, vorbei am Mont Saint Michel, wo wir nochmal  einen kurzen Foto-Stopp einlegen und Calvados und  Galettes kaufen können. Über Caen und Rouen gehr es weiter bis Paris, wir passieren das Hochhausviertel La Defense westlich von Paris, die größte Bürostadt Europas .
In dem für Paris chrakteristischen  Freitagabendverkehr, der alle sehr beeindruckt, kommen  wir nur langsam voran und nehmen in der Nähe des Arc de Triomphe in einer typisch französischen Brasserie unser  Abendessen ein.
In Montreuil, einem Vorort im Osten von Paris, übernachten wir ein letztes mal auf dieser Reise
Von dort geht es am nächsten Morgen  zurück nach Deutschland.
Ich hoffe, alle Gäste haben die vielfältigen Erlebnisse und  Eindrücke dieser Reise in schöner Erinnerung.
Ihre Elke Storch

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