Das Geheimnis der Kanalinseln
Reisebericht: 27.07. – 04.08.2013
Auf unserer Reise lernen wir drei der fünf bewohnten Kanalinseln Kennen. Wir genießen die zauberhafte Pflanzenwelt, die gelassenen Atmosphäre der Inseln und sind von Ebbe und Flut mächtig beeindruckt.
Ein Reisebericht von
Elke Storch
Samstag, 27.07.2013 Fahrt bis Reims
Nach mehreren Zwischenstopps , unter anderem in Chemnitz und Eisenach erreichen wir via
Frankfurt, Wiesbaden, Kaiserslautern die französische Grenze, die natürlich schon lange keine Grenze im Sinne einer Grenzkontrolle ist. Durch die Region Lothringen kommen wir an geschichts-trächtigen Orten vorbei: z.B. Verdun mit seinen Zeugnissen der Schlacht im ersten Weltkrieg.
Hier wurde auch Jeanne d´Arc im Jahre 1412 geboren, eine französische Nationalheldin und Heilige sowohl der katholischen als auch der anglikanischen Kirche.
Die Region Champagne-Ardenne schließt sich an. Wir durchfahren eine liebliche Landschaft und im Raum Reims sehen wir auch einige Weinberge. Hier ist der berühmte Schaumwein beheimatet und nur Sekt aus Trauben dieser Region darf sich laut einer Verordnung des Versailler Vertrages von 1919 „Champagner" nennen. Am frühen Abend erreichen wir Reims, die bedeutendste Stadt der Region Champagne und mit der Kathedrale Notre Dame über Jahrhunderte Krönungsort der französischen Könige. Nach dem Abendessen im Hotel machen wir bei immer noch heissem Wetter einen Spaziergang zur berühmten gotischen Kathedrale. Wir staunen insbesondere über das mit Reliefs und Figuren reich verzierte Westportal, ein großartiges Beispiel hochgotischer, mittelalterlicher Bidhauerkunst.
Sonntag, 28.07.2013 Ankunft auf Jersey
Um acht Uhr setzen wir die Fahrt fort, südlich an Paris vorbei, weiter in westlicher Richtung über Le Mans und Rennes und ab dort Richtung Norden, bis wir die Korsarenstadt St. Malo in der Bretagne erreichen. Es ist jetzt etwas kühler und wir machen bei schönstem Sonnenschein einen Spaziergang auf der Stadtmauer. Ein phantastischer Blick über den Hafen und auf die herrschaftlichen Häuser der wohlhabenden Reeder in der „intra morus", der Stadt innerhalb der Mauern, bietet sich uns . Ihren Wohlstand verdankte die Stadt schon früh der Seefahrt, aber vor allem dem 17. Und 18. Jahrhundert, wo sie sich als Hochburg der Freibeuter etablierte .
Am späten Nachmittag nehmen wir ein vorzügliches Mahl im Restaurant „Le Chateaubriand" ein und begeben uns dann zur Fähre, um unser eigentliches Ziel zu erreichen, das sehr britische Hotel im viktorianischem Stil „Ommaroo" in St. Helier auf Jersey, wo wir die nächsten fünf Nächte verbringen dürfen. Das Hotel liegt direkt am Meer und lässt uns die Gezeiten hautnah erleben.
An der Bar genießen wir noch in netter Atmosphäre einen Welcome drink
Montag, 29.07.2013 Inselrundfahrt
Am nächsten Morgen begrüßt uns in seinem speziellen Jersey-Bus Ernst zur Inselrundfahrt
Morgens müssen die Ausflugsbusse entgegen dem Uhrzeigersinn fahren, um Carambolagen auf den engen Inselstraßen zu vermeiden
Wir befinden uns nun in der Gemeinde St. Clement, eine von insgesamt zwölf auf der Insel. Jede Gemeinde hat Zugang zum Meer, einen eigenen Bürgermeister und Gemeindeverwaltung.
Im Hafen von Gorey thront die Burg Mont Orgueil (Berg des Stolzes) mächtig auf einem Felsen. Erst vor einigen Jahren wurde die sorgfältige Restaurierung an dieser im gesamten Königreich besterhaltenen Burg abgeschlossen. Der Blick geht weit über die Bucht bis nach Frankreich und manchmal sieht man hier Delphine, etwa 100 sollen in der Bucht wohnen.
Entlang der heutigen Promenade des schönen Küstenortes fuhr zwischen 1891 und 1929 die Jersey Eastern Railway.
In der Gemeinde St.Martin wurde die St. Catherines Bay zum Militärhafen ausgebaut, als Gerüchte in Umlauf kamen, dass Jersey wieder von Frankreich angegriffen würde. Zum Glück kam es nie dazu. Jetzt ist der Hafen Freizeitschiffen vorbehalten und in einem alten deutschen Bunker wird Steinbuttzucht betrieben.
Weiter geht es zur Bouley Bay, wo Taucher Jacobsmuscheln von Hand umweltschonend hochholen, einige davon werden übrigens abends auf unseren Tellern landen.
Die schönsten Kühe der Welt, die Jersey-Kühe, begegnen uns allerorten bei unserer Rundfahrt. Diese Kuh wird nur als Milchkuh gehalten und ist beliebter Exportschlager bis nach China. Inzwischen gibt es 7 Mio dieser schönen Tierchen in 199 Ländern.
Die Bonne Nuit Bay ist mit 140 m der höchste Punkt der Insel und ist deshalb mit dem Radar des Flughafens bestückt. In Gréve de Lecq gibt es einen hübschen kleinen Hafen und hier machen wir auch unsere Mittagspause. In der Nähe des Parkplatzes steht ein Martello-Turm, der erste seiner Art auf der Insel. Während wir sicher im Restaurant sitzen, geht ein prasselnder Regenschschauer nieder. Unsere geplante kurze Wanderung auf dem Klippenweg zum Grosnez Castle muss deshalb ausfallen. Von der Burg ist heute im Wesentlichen nur noch die Toreinfahrt mit umgebenden Mauern erhalten, sie hatte aber im hundertjährigen Krieg im 14 Jhd. eine ausgesprochen wichtige Schutzfunktion.
Richtung Süden geht es nun weiter in die Gemeinde St. Ouen, die flächenmäßig größte Insel-
Gemeinde. Mit der St. Ouen´s Bay verfügt sie über einen langen und gut zugänglichen Küstenstreifen Einer der eindrucksvollsten Punkte Jerseys ist die Südwestspitze mit dem Corbière-Leuchtturm. An dieser Stelle wird der große Gezeitenunterschied besonders deutlich. In St. Brelade besuchen wir dann eine der schönstgelegenen Inselkirchen , die Parish Church of St. Brelade. Der Kirchenbau geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Der warme rötliche Granit ist im Innern roh belassen und gibt dem Raum etwas Archaisches. Sensationell ist der Strand von St. Brelade´s Bay , geschützt zwischen den Halbinseln Noirmont im Osten und Corbière im Westen. Hier kann man einen ganzen Tag zwischen Meer, Restaurants und Cafés verbringen.
Dieser schöne Tag klingt aus mit einem Dinner im Fischrestaurant Atlantique. Frische Austern und Jacobsmuscheln (Scallops) munden uns sehr. Aber auch für die Fischverächter wird mit einem guten 3-Gänge -Menü gesorgt.
Dienstag, 30.07.2013 Freizeit
Heute ist Freizeit für alle und jeder hat sich ein schönes Ziel für sich ausgesucht. Leider ist das Wetter regnerisch und windig. Mit einigen Gästen gehen wir zum Elizabeth Castle, aber nur um festzustellen, dass das Amphibienboot bei diesem Wind nicht fährt. Wenn um 17,00 Uhr die Ebbe einsetzt und wir das Castle zu Fuß erreichen könnten, schließt es.
So entschließen wir uns zum Besuch des Jersey Museum, das auch sehr interessant ist und hinterher bummeln wir über die Märkte und durch die Innenstadt.
Mittwoch, 31.07.2013 Fahrt nach Sark
Der Tag beginnt mit einem zeitigen Frühstück und Sonnenschein. Das schöne Wetter soll uns auch bis zum Ende unserer Reise erhalten bleiben. Bei relativ ruhiger See können wir die Fahrt mit der Fähre nach Sark auch genießen und betreten dann feudalen Inselgrund. Mit einem Traktor geht es dann auf der autofreien Insel auf das knapp100 Meter über dem Meeresspiegel liegende, knapp 6 Quadratkilometer große Hochplateau bis zur „Main Road". An diesem Tag begleitet uns Rudi zu allen Sehenswürdigkeiten.
Seit dem 16.Jahrhundert wird die Insel in männlicher Erbfolge von einem Seigneur regiert, das Land ist in 40 Pachtgrundstücke aufgeteilt und hat 600 Einwohner. Wir machen einen Spaziergang zur Seigneurie, dem Amtssitz des Seigneurs : ein Herrenhaus aus dem frühen 18. Jhd mit parkartigem Garten erwartet uns . Wir bestaunen die kunstvoll angelegten Beete mit den exotischsten Pflanzen und Blumen, einen Irrgarten, ein Taubenhaus sowie einen Hundefriedhof. Am Nachmittag macht ein Teil der Gruppe eine Wanderung entlang der Küste der Dixcart Bay zur Halbinsel Little Sark, die im Südwesten von Sark durch einen schmalen, 90 Meter hohen Grat , „La Coupee" genannt, mit der Hauptinsel verbunden ist. Der andere Teil der Gruppe unternimmt eine Kutschfahrt dorthin und gemeinsam genießen wir den herrlichen Blick hinüber nach Little Sark und bis nach Guernsey.
Der Rückweg führt die Fußgänger durch Weinberge (obwohl hier kein Wein gedeiht), kleine Wälder und Wiesen, die Klippen entlang bis zur malerischen Dixcart Bay.
Die Kutschfahrer warten derweil bei Kaffee oder Bierchen auf uns.
An Verkehrsmittel begegnen uns nur Fahrräder und ab und zu ein Traktor, dessen Benutzung
für bestimmte Zwecke genehmigt ist. Auch der Arzt kommt mit dem Traktor zu seinen Patienten. Kein Wunder, dass die Inselbewohner auf die eigenartigsten Ideen kommen, so wurde dieses Jahr auf der Gemeindewiese ein Rasenmäherrennen veranstaltet.
In der kleinen anglikanischen Kirche besichtigen wir das Interieur. Jede der 40 ursprünglichen Familien hat hier eine eigene Sitzbank mit dem jeweiligen Familienwappen bestickten Auflagen. Eine 2-er Bank ist für die zwei möglichen Gefängnisinsassen der Insel reserviert.
Insgesamt eine Welt abseits der normalen Welt mit eigenen Traditionen und Gesetzen.
Auf ruhiger See bringt uns die Fähre zurück nach Jersey. Delphine begleiten unser Boot, wie wir erfahren, eine echte Seltenheit in diesem Meeresabschnitt.
Donnerstag, 01.08.20123 Fahrt nach Guernsey
Guernsey-Ausflug mit Rudi und alle Gäste fahren mit. Nach einstündiger ruhiger Fahrt erreichen wir den Hafen von St. Peter Port, wo hohe schmale Häuser eine freundliche Front bilden. Ursprünglich von wohlhabenden Reedern als Wohn- und Handelshäuser gebaut, dienen sie heute vor allem als Büro- und Geschäftssitz. Die größten und schönsten beherbergen die 40 Banken bzw. Versicherungsgesellschaften , die sich auf Guernsey wegen der günstigen Steuersätze angesiedelt haben.
Wie auch auf Jersey gibt es mehrere Verteidigungstürme und Festungen an den Küsten, um drohenden Angriffen Frankreichs gewachsen zu sein.
Es gibt viele Gemeinsamkeiten und doch legen beide Inselstaaten großen Wert auf die Unterschiede.
Mit einem örtlichen Bus geht die Fahrt durch kleine Gemeinden (insgesamt 10), vorbei an Häusern aus schwarz-grauem Granit, durch noch engere Straßen als auf Jersey. Begegnen sich zwei Busse, muss einer in einem gekonnten Manöver rückwärts fahren, um den anderen durchzulassen.
Bis zum 18.Jhd. waren viele Dächer mit Reet gedeckt, was aus Brandschutzgründen verboten wurde. Vereinzelt findet man auf den Inseln aber wieder die sehr schönen, traditionellen Reetdächer auf Privathäusern, oft Filmkulisse für einschlägige Schmonzetten.
Sehr auffällig sind die zahlreichen verfallenen Gewächshäuser. Die Guernsey-Tomate, früher Exportschlager der Insel, wurde von der preiswerteren Konkurrenz aus Spanien verdrängt.
Nun wartet man auf einen Gesetzesbeschluss, der regeln soll, ob es sich bei den Grundstücken um Acker oder um Bauland handelt.
Freitag, 02.08.2013 Gartentag
Heute begrüßt uns wieder Ernst zu unserem „Gartentag."
Wir besuchen zunächst die beeindruckende Eric Young Orchid Foundation und bestaunen seltene Orchideenarten im Gewächshaus. Die Stiftung des erfolgreichen Geschäftsmannes wurde für ihre Zuchtarbeit schon oft mit ersten Preis en für seltene Blüten bei internationalen Orchideenwettbewerben belohnt.
Danach wartet ein besonderes Kleinod auf uns, der Garten von Lady Guthrie bei der Rozel Bay
Über Jahrzehnte hat die aus Schottland stammende Adlige ihren parkartigen Garten erweitert, ein Gärtner hat all die Jahre die Pflege geleistet. Leider ist sie im vorigen Jahr im Alter von 94 Jahren verstorben und ein wunderschönes Wohnhaus mit vielen Antiquitäten und den an zwei sich gegenüberliegenden Hängen angelegten Garten hinterlassen. Jetzt haben die Erben das Grundstück zum Verkauf gestellt.
Anschließend wird im Chateau la Chaire (Schloss der Kanzel) ein Geheimnis gelüftet und wir dürfen eine schöne Pause bei Cream Tea mit Scones und Jam unter den großen Schirmen auf der Terasse machen.
Ernst kurvt mit uns über die Insel und durch Green lanes , ist auf Du und Du mit jeder Jersey-Kuh und erzählt uns noch viel Interessantes über Jersey.
Einen Garten haben wir noch vor uns, und zwar das Anwesen Domaine des Vaux von Mr.und Mrs.Binney in der Gemeinde St. Lawrence. Das Anwesen hat eine Größe von 20 ha und die Hausherren selbst führen uns durch den parkähnlichen Garten. Hier wurden Bäume und Sträucher nach Farben geordnet zusammengestellt und viele seltene Gehölze zusammengetragen. Natürlich gibt es auch einen Küchengarten und ein Gewächshaus. Den beiden merkt man die Liebe zur Gärtnerei an.
Mr. Binney ist Präsident der Stiftung SAVE Britain's Heritage ( eine Stiftung zur Bewahrung des architektonischen Erbes von Großbritannien und Jersey) Außerdem veröffentlichte er zahlreiche Bücher über Architektur und zu Themen des 2.Weltkrieges. Seine Frau Anne ist Direktorin der Domaine des Vaux Opernfestspiele. Auf der weitläufigen Terrasse des Herrenhauses finden nämlich Opernaufführungen statt, deren Erlös dem Durrel Wildlife Conservation Trust (dem Zoo für bedrohte Tierarten auf Jersey) und der Multiple Sklerose Gesellschaft auf Jersey zugutekommen.
Solche Leute empfangen uns total unpretentiös und im Gartenlook. Eine sehr angenehme Begegnung.
Samstag, 03.08. 2013 Fährüberfahrt nach Frankreich und Weiterfahrt nach Paris
Jersey-Pound, Guernsey-Pound: Jede Insel hat ihre eigene Währung und sie gilt nur hier auf den Kanalinseln. Auf der Fähre haben wir letztmals Gelegenheit zum Tausch dieser speziellen Währung. Zum Glückkann man auch mit dem Englischen Pfund bezahlen. Nach einer ruhigen Fahrt erreichen wir gegen Mittag St. Malo, wo uns unser Busfahrer Günter schon erwartet. Die Fahrt geht nun durch die Normandie, vorbei am Mont Saint Michel, über Caen und Rouen weiter bis Paris, wir passieren das Hochhausviertel La Defense westlich von Paris, die größte Bürostadt Europas .
In Paris ist Urlaubszeit und so gelangen wir ohne Stau bis zu unserem Restaurant in der Nähe des Arc de Triomph. Hier nehmen wir in dieser typisch französischen Brasserie unser Abendessen ein.
Im Anschluss geht es auf einem schönen" Umweg zum Hotel für die Zwischenübernachtung.
Eine kleine Stadtrundfahrt wird noch spontan als Abschluss der vielfältigen Reiseeindrücke ins
Programm genommen. Günter fährt eine Ehrenrunde um den Place d´Etoile, anschließend durch eine der schönsten und berühmtesten Prachtstraßen der Welt , der Champs-Elysées.
Wir fahren an der Seine entlang und sehen den Louvre, die Tuilerien, Notre Dame de Paris, das
Musée dÓrsay und alles bei schönstem Sonnenschein. Mit diesen Impressionen von Paris machen wir uns auf den Weg zu unserem Hotel in Montreuil im Osten von Paris. Von dort geht es am nächsten Tag zurück nach Deutschland.
Ich hoffe, alle Gäste haben die vielfältigen Erlebnisse und Eindrücke dieser Reise in schöner Erinnerung.
Ihre Elke Storch