Reisebericht: Wandern auf den Kanalinseln Jersey und Guernsey

13.08. – 20.08.2016, 8 Tage Wanderreise auf den Kanalinseln Jersey und Guernsey im Atlantik mit St. Helier – Bonne Nuit Bay – Rozel Bay – Green Lanes – Plemont Bay – Devils Hole (54 Wanderkilometer)


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Wilde Felsenküste, feine Sandstrände, herrliche Blumengärten, blitzblauen Himmel und eine Wasserfärbung wie in der Karibik - wir hatten Glück auf unserer Jerseyreise!
Ein Reisebericht von
Margret van Blokland

1. Tag: Anreise


Früher Vogel fängt den Wurm... Sieben wurmhungrige Gäste standen mit mir mehr oder weniger glücklich wirklich sehr früh morgens am Flughafen Dresden und flogen über Düsseldorf nach Jersey. Etwas später bekamen wir noch Gesellschaft aus Düsseldorf, Berlin und Hamburg. Auf Jersey erwartete uns herrliches Wetter und unser Hotel lag direkt hinter dem Strand. Ein Mäuerchen hinderte das Wasser daran bei Ebbe ganz zu verschwinden: Wir wohnten gleich hinter dem Meerwasserpool und das wussten meine schwimmfreudigen Gäste sehr zu schätzen. 18 Grad hatte das Meer - ungewöhnlich warm für Jersey, aber eben nicht warm genug für jedermann. Einige meiner Gäste waren hart im Nehmen: ich bade im Winter in der Ostsee, glaubst Du etwa ich würde das hier kalt finden...?? Aber die Interessen waren unterschiedlich, hatten wir doch auch unterschiedliche Ziele, denn unsere 14-köpfige Gruppe setzte sich aus neun Wanderern und fünf Rundreisenden zusammen - eine ungewöhnlich Konstellation, die aber erfreulich gut funktionierte. Wir hatten uns schon bald auf das „Du" geeinigt, was ja eher der Umgangston beim Wandern ist, und saßen beim Essen durcheinander, also nicht nach Reiseart getrennt. So gab es immer etwas zu erzählen, denn man erlebte ja unterschiedliche Dinge unterwegs.

2.Tag: Ausflug nach Sark

Am ersten Morgen mussten wir alle Würmer fangen - die Fähre nach Sark wartete nun mal nicht und so saßen wir alle schon um 7 Uhr am Frühstückstisch. Das Wetter war herrlich und schon kurz nach 10 Uhr erreichten wir diese malerische kleine Insel. Am Hafen trennten wir uns: Die Rundreisler zogen mit Heidi, der örtlichen Reiseleiterin, los und ließen sich per Traktor auf die Hochfläche befördern. Die Wanderer gingen mit mir zu Fuß zu zwei Aussichtspunkten und dann runter an den Strand der Dixcard Bay. „Ach was ist das schön hier, haben wir hier nicht auch so viel Zeit ins Wasser zu gehen...?". Wandern war das eine Hobby meiner Gäste, dicht gefolgt vom Baden. Ein Urlaubstag ohne Bad im Meer ist wie ein Himmel ohne Sterne, musste ich lernen. Es hatte viele Sterne auf unserer Reise. Eine Mittagspause legten die Wanderer in einem hübschen Teegarten in Little Sark ein und nachmittags folgten dann, nachdem wir La Coupee bewundert hatten und uns auf verwunschenen Pfaden durch das Inselinnere gearbeitet hatten, ein Abstecher zum Window in the Rock und ein Besuch des wunderschönen Gartens der Seigneurie. Vor der Kirche lag ein Schmusetiger in der Sonne, miaute und schnurrte kräftig und am Hafen trafen wir wieder auf die Rundreisler, die uns am Nachmittag schon einmal begegnet waren - Sark ist überschaubar und man trifft sich immer wieder. Im Abendlicht saßen wir auf dem Deck des Ausflugschiffes und ließen uns den Wind durch die Haare wehen und tauschten Erfahrungen aus, denn auch die Rundreisler hatten ein straffes Programm hinter sich gebracht mit ungewöhnlich viel Bewegung für eine Rundreise. Aber auf Sark gibt es keine Autos, die Pferde hatten gerade Erholungsurlaub und auch die Traktoren wurden andernorts gebraucht - da bleiben eben nur die eigenen Beine oder Fahrräder übrig.

3.Tag: Wanderung zum Leuchtturm Corbière / Inselrundfahrt


Am heutigen Tag hatten die Rundreisler ein ganz anderes Programm als die Wanderer, aber auch heute trafen wir unterwegs wieder aufeinander. Heidi zeigte den Rundreislern die Küste von Jersey und machte dabei u.a. einen Halt in Corbière am Leuchtturm. Dieser war auch das Ziel der Wanderer, so dass wir uns dort begegneten. Aber nicht ohne vormittägliches Bad der Wandergruppe. Bevor meine Wanderer überhaupt erst mal loszogen tauchten sie in der Bucht von St. Brelade ins Wasser. Und der Friedhof von St. Brelade samt beider Kirchen wurden auch interressiert beäugt. Aber dann ging's los auf den Küstenpfad. Schweißtreibend war unser Weg schon, zumindest bei diesem hochsommerlichen Wetter, aber eben auch wunderschön. Riesige Flächen mit blühender Erica erwarteten uns. Und in Corbière erfreute uns der Eisverkäufer mit seiner leckeren Ware. „Beware of seagulls", stand dort zu lesen. Möwen fressen Eis. Sie stehlen es sogar. Wir haben alle gut auf unseren Schatz aufgepasst und die Möwen beäugten uns argwöhnisch mit knurrenden Mägen. Unser Rückweg verlief überwiegend im Schatten auf der alten Eisenbahntrasse und in St. Aubin trafen wir wieder auf unsere Rundreisler. Am Abend gingen wir gemeinsam aus zum Fischessen. Leckere Fischsuppe, gegrillte Austern, gedünstete Jakobsmuscheln - das Meer hat manche Leckerei zu bieten, stellten wir fest.

4. Tag: Wanderung vom Grosnez Castle zum Devil's Hole / Freizeit


Die Rundreisler hatten heute Freizeit. Diese ließ sich gut füllen. Zu viert ging's in die war tunnels, ein unterirdisches Museum über die deutsche Besatzungszeit während des 2. Weltkrieges. Keine plumpe Schuldzuweisungen sondern eine hervorragende Aufarbeitung der Geschichte erwartet dort den Besucher. Das wussten wir zu schätzen. Und eine Rundreislerin wollte ausprobieren, ob sie denn fit genug ist für eine Wanderreise - sie ist es, stellte sie am Ende dieses blitzblauen Tages fest, denn sie zog mit der Wandergruppe los.
Die Wanderer starteten am windumbrausten Grosnez Castle. Unser erstes Ziel war die Bucht von Plemont. Wir hatten Glück, denn wir erreichten die Bucht bei Ebbe, was uns ermöglichte, eine Gezeitenhöhle mit Wasserfall zu erforschen und Seeanemonen zu suchen. Und natürlich zu baden. Was für eine herrliche Bucht! Da waren sich alle einig. Auf der nun folgenden Wanderung durch Farnwiesen hoch über der Küste küsste ein Gast den Boden, was aber zum Glück keine bleibenden Schäden verursachte und nach der Mittagspause in Greve de Lecq war er wieder fit. An einer kleinen Felsnadel und an hübschen Felsen mit Höhlen wanderten wir vorüber bis zum Devil's Hole, dem Teufelsloch. Uns erwartete ein Teufel aus Metall in einem Tümpel. Früher bestand der Teufel aus der umgearbeiteten Galionsfigur eines gestrandeten Schiffes. Und auch an diesem Abend erwartete uns wieder ein schöner Sonnenuntergang und ein herrliches Essen im Hotel.

5.Tag: Wanderung Bonne Nuit Bay – Rozel / Gartenbesichtigungen


Die Rundreisler besuchten heute mit Heidi mehrere Gärten. Eine Orchideenzucht stand auf dem Programm, aber auch zwei Privatgärten, die die Gäste sehr schön fanden. Und am Nachmittag trafen die beiden Gruppen wieder aufeinander.
Die Wanderer waren morgens bei der Bonne Nuit Bay gestartet, hatten sich durch Hänge von blühendem Heidekraut und Erica gearbeitet, waren natürlich wieder an der Bouley Bay ins Wasser gegangen (trotz steinigem Untergrund) und hatten teils die leckeren Kuchen von Mad Marys Cafe erprobt. Nicht ohne vorher einen Tipp von mir erhalten zu haben, sich doch im Bauch noch eine Ecke freizuhalten. Diese wurde dann allerdings von reifen Brombeeren, die da am Wegesrand wuchsen, teils schon wieder ausgefüllt. Der herrliche Küstenpfad schlängelte sich mal auf mal ab mit wunderschöner Aussicht auf die Felsenküste des Nordens der Insel. Frankreich tauchte am Horizont auf. Schließlich erreichten wir Rozel, wo uns unsere Rundreisler freudig erwarteten. Endlich waren die Wanderer auch da!! Nun gab es nämlich Cream Tea für alle in herrlicher Umgebung.

6.Tag: Wanderung durch Binnentäler & Elizabeth Castle / Freizeit


Die Rundreisler hatten wieder einen freien Tag, den die meisten dazu nutzten mit Heidi eine Fahrt durchs Binnenland der Insel zu machen. Ein Gast reiste aber auch nach Gorey und besichtigte dort auf eigene Faust das malerische Schloss.
Und die Wanderer hatten wieder volles Programm. Das Wetter war heute nicht mehr strahlend blau. Wolken färbten das Meer und das Land in Pastellfarben. Wir starteten an der Glass Church, die Renée Lalique ausgestaltet hatte. Lalique ist eigentlich für seinen Jugendstilschmuck bekannt, aber hier fanden wir etwas total anderes vor: er stellte auch Glaskunst aus Mattglas her. Und mancher Gast wünschte sich, dass er in der Nachkriegszeit die nahe gelegene Villa erworben hätte. Der Glückliche, dem das gelang, fand auf dem Dachboden eine alte Tür mit einer Glaseinlage von Renée Lalique, die er zum Verkauf anbot. Der Verkauf der Tür brachte ihm so viel Geld ein, dass er das Haus gleich mehrmals damit hätte abbezahlen können. Wir beschäftigten uns mit der Liebesgeschichte von Jesse Boot und Lady Florence Trent und wanderten dann los durch das Wasserwerkstal aufwärts auf schmalen Pfaden zu den historischen Gebäuden Le Rat und der Morel Farm. Dann gings wieder abwärts zur Küste. Der Sandstrand hier war voller Algen - hier wollte keiner ins Wasser. Aber wir fanden hier einige Muscheln. Dann saßen wir in einem Cafe mit Blick aufs Meer und genossen unseren Urlaub. Am Nachmittag besichtigten wir noch das Elizabeth Castle. Wir erreichten es noch zu Fuß. Aber bald schon kam die Flut und schnitt uns den Weg ab. Also schaukelten und schwammen wir mit einem himmelblauen Amphibienfahrzeug zurück nach St. Helier. Mit diesem Fahrzeug zu reisen ist echt ein Erlebnis!

7. Tag: fakultativer Tagesausflug nach Guernsey


Heute stand ein gemeinsamer Ausflug nach Guernsey auf unserem Programm. Das Meer war unruhig, aber alle überstanden die Schiffsfahrt zu Jerseys Nachbarinsel unbeschadet. Die erste Zeit verbrachten wir auf einer kleinen Inselrundfahrt. Der Bus brachte uns vor die Tür des Hauteville Hauses, in dem Victor Hugo fünfzehn Jahre lang im Exil lebte. Wir besichtigten den Garten. Die Führung durch das Haus stand nicht auf unserem Programm, denn viel Zeit hatten wir nicht und Guersey bietet viele Attraktionen. Weiter ging's nach St. Martin zum Sausmarez Manor. Auch hier schauten wir uns den Vorgarten an. Der Besitzer und Bewohner dieses herrschaftlichen Anwesens handelt mit modernen Plastiken, die sehr ansprechend mitten im Grünzeug präsentiert werden. Dann machten wir einen Abstecher zur Grandmère, der Großmutter. Die Großmutter stammt aus der Steinzeit. Vor diesem Menhir werden schon seit alten Zeiten Blumen niedergelegt mit der Bitte um Kinderreichtum. Wir kamen gerade rechtzeitig um eine Hochzeitsgesellschaft in der Kirche verschwinden zu sehen. Die Großmutter hatte einen frischen Blumenkranz übergestülpt bekommen. Das Wetter war leider ziemlich trübe heute, und so fiel unser Spaziergang am Icart Point kurz aus. Und als wir danach zur Little Chapel fuhren, regnete es in Strömen. Wenig später erzählte ich im trockenen Bus sitzend von den Tomatenbauern auf Guernsey. Werden hier Tomaten denn auch reif bei so wenig Sonne? Kaum war die Frage gestellt, kam die Sonne und beantwortete die Frage selbst. Binnen weniger Minuten wechselte das Wetter vom großen Nass zum blitzblauen Himmel und Sonnenschein. Diesen genossen wir dann in St. Peter-Port. Nach einem Besuch des alten Ladens aus viktorianischer Zeit, in dem alle Gäste die passenden Souvenirs für daheim fanden, beendeten wir diesen kurzen Guernsey-Ausflug mit einem sonnigen Bummel durch Guernseys Hauptstadt zum Hafen. Das Schiff fuhr früher als geplant, denn für den Abend war Sturm vorhergesagt, und das wirbelte die Schiffsfahrpläne durcheinander. Unsere Rückfahrt wurde also noch schaukeliger als die Hinfahrt, aber auch diese wurde von unseren Gästen gut überstanden. Die Aussicht auf das abendliche Fischbuffet ließ unsere Mägen Ruhe annehmen. Am Abend verabschiedeten wir uns offiziell voneinander und jeder Gast erhielt noch ein Klippenbesteigungsdiplom in Gedichtform von mir bevor es ans Kofferpacken ging.

8.Tag: fakultativ: Zwischen La Hougue Bie und Gorey & Heimreise


Die Berlinflieger hatten Glück: sie hatten noch den ganzen Tag Zeit. Und da alle, die über Dresden angereist waren, nun über Berlin zurückreisten, hatten elf Gäste dieses Glück. Unsere Düsseldorferin musste gleich nach dem Frühstück aufbrechen und auch unsere Hamburger folgten bald.
Aber alle anderen versuchten noch etwas aus diesem Tag zu machen und ich begleitete eine größere Gruppe ins Hünengrab La Hougue Bie samt Archäologischem Museum. Danach wanderten wir gemeinsam zum großen Pier in der St. Catherine's Bay und fuhren mit dem öffentlichen Bus nach Gorey. Das Wetter war wieder strahlend blau zum Abschied, aber es war Ebbe. Und daher lag das Meer in weiter Ferne. Meinen Badenixen war das zu weit. Wir bummelten noch ein bisschen durch Gorey und fuhren dann mit dem öffentlichen Bus zurück ins Hotel. Dort hatte es ja diesen Meerespool vor der Tür, der bei Ebbe zum Schwimmbad wurde und das kam meinen Gästen nun sehr gelegen. Eine Stranddusche gab es auch und dann konnten wir uns im Hotel auch noch etwas frisch machen. Zu guter Letzt folgte noch eine Runde Kaffee und dann stand auch schon Ernst vor der Tür, um uns zum Flughafen zu bringen. Dort wurde unsere Geduld dann zwar noch etwas auf die Probe gestellt, aber mit einer Stunde Verspätung ging's schließlich ab über die Wolken, die vor allem am Ende unseres Fluges sichtbar wurden. Zu nächtlicher Stunde erreichten wir Berlin und die Gäste wurden dort von ihren Fahrern schon erwartet und nach Hause gebracht.
Alle haben diese Reise sehr genossen. Und vielleicht sehen wir uns ja mal wieder!
Herzlichst grüßt Euch Eure Reiseleiterin
Margret van Blokland

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