Reisebericht: Wandern auf den Kanalinseln Jersey und Guernsey

13.05. – 20.05.2017, 8 Tage Wanderreise auf den Kanalinseln Jersey und Guernsey im Atlantik mit St. Helier – Bonne Nuit Bay – Rozel Bay – Green Lanes – Plemont Bay – Devils Hole (54 Wanderkilometer)


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Die Kanalinseln haben uns in ihren Bann gezogen - und wir haben sie uns entlang wunderschöner Klippenwege und der "Green Lanes" erwandert.
Ein Reisebericht von
Wiebke Christ

Tag 1: Samstag, 13. Mai 2017

Es ist sehr früh am Morgen, 4:45 Uhr um genau zu sein, als wir uns alle am Berliner Flughafen Schönefeld treffen. Wir hatten alle eine sehr kurze Nacht, aber nun soll es endlich losgehen. Die Kanalinseln zwischen England und Frankreich sind unser Ziel. Nach der Gepäckaufgabe und dem Security Check-In geht es zunächst nach London Gatwick, wo wir in den Flieger nach St. Helier, der Hauptstadt Jerseys, umsteigen. In St. Helier angekommen erwartet uns nicht nur unser Gepäck, sondern der liebevolle Empfang von Heidi und Ernst, unseren örtlichen Reiseleitern, und ein strahlend blauer Himmel. Wir fahren zunächst zum Hotel und staunen unterwegs bereits über die bereits blühenden Rosen, das intensive Blau des Ärmelkanals und natürlich über den Linksverkehr. Ernst, der seit über 50 Jahren auf den Inseln lebt, fährt mit uns am Liberty Square vorbei zu unserem Hotel „Ommaroo". Zunächst wollen wir alle auspacken und verabreden uns für einen ersten Stadtbummel um 15 Uhr. Wir schlendern gemeinsam mit einigen Teilnehmern der Rundreisegruppe durch die niedliche, pittoreske Altstadt St. Heliers, besichtigen den alten Viktorianischen Markt und genießen das berühmte Jersey Softeis - sicherlich nicht das letzte auf dieser Reise. Unterwegs entdecken wir viele niedliche Geschäfte und Cafés, die zum Verweilen einladen. Auf unserem Rundgang führt der Weg nochmal am Liberty Square vorbei, das an das Ende der Besatzungszeit der Deutschen Wehrmacht am 9. Mai 1945 erinnert. Von hier hat man einen fantastischen Blick auf die alten Mauern des Fort Regent. Langsam kehren wir zum Hotel zurück, wo wir den Abend bei einem leckeren Buffet ausklingen lassen.

Tag 2: Sonntag, 14. Mai 2017

Die kurze Nacht von gestern haben wir locker aufgeholt und nach einem reichhaltigen Frühstück brechen wir mit Christel auf zum Hafen, denn heute wollen wir die Insel Sark kennen lernen. Gemeinsam mit der Rundreisegruppe fahren wir circa eine Stunde mit der Fähre auf die nur 4,5 Quadratmeilen große Insel. Das Wetter ist uns auch heute hold, und so landen wir bei bestem Sonnenschein an. Hier trennen sich unsere Wege von der Rundreisegruppe und wir wandern zunächst hoch ins niedliche Dorf. Ganz Sark hat nur etwa 600 Einwohner, die in tollen alten Häusern leben. Wir laufen durch das Dorf zur Gartenanlage von „La Seigneurie". Hier gibt es wunderschön angelegte Blumenbeete und alte, zum Teil noch aus der Viktorianischen Zeit stammende, Gewächshäuser, eingebettet in das historische Ambiente des alten Herrschaftssitzes. Nach einem leckeren Mittagessen wandern wir entlang der Klippen nach „La Coupee", die Verbindung von Sark und Little Sark. Unterwegs machen wir immer wieder Halt, um die faszinierende Landschaft fotografisch festzuhalten. Die komplett Autofreie Insel hat uns in ihren Bann gezogen! Mit einem langen Schlenker durch die Wiesen und das niedliche Dorf gelangen wir zurück zur Fähre und setzen wieder über nach Jersey. Wir staunen beim Abendessen übereinander, wie viel Farbe wir heute bekommen haben!

Tag 3: Montag, 15. Mai 2017

Heute erwartet uns eine Wanderung im Nordwesten Jerseys, und so geht es nach dem Frühstück los. Vorbei an den Coronation Gardens in St. Helier führt uns der Weg durch St. Ouen nach Grosnez Castle. Hier, an der Nordwestspitze, beginnt unsere Wanderung. Die raue Küste mit ihrer Heide und den vielen kleinwüchsigen Stachelginsterbüschen steht im deutlichen Kontrast zum gestrigen Ausflug nach Sark. Das Wetter, heute eher bedeckt und ein paar Tropfen kommen immer mal herunter, passt perfekt zu dieser Landschaft. Wir wandern entlang der Küste, und hinter jeder Biegung taucht eine andere schöne Bucht auf. Die steilen, oft bewachsenen Hänge bieten die perfekten Brutbedingungen für viele Seevögel. So sehen wir unterwegs unterschiedlichste Möwen, Austernfischer, Tölpel, aber auch Kolkraben, Kormorane, Fasane und Falken. Unser Weg führt uns nach Plemont Bay, wo wir unsere Mittagspause in einem Café direkt am Strand genießen. Der letzte Abschnitt der Wanderung führt uns vorbei an Greve de Lecq zum Devil's Hole, einer Art großem Loch, in der das Wasser meterhoch spritzen kann. Von hier aus sehen wir auch die ganze Küste, die wir heute erwandert haben, und sind zu Recht stolz auf unsere Leistung. Heidi bringt uns zurück zum Hotel, und nach dem Abendbrot beschließen wir gemeinsam mit einigen Teilnehmern der Rundreisegruppe, dass man auf den Britischen Inseln auch mal im Pub gewesen sein muss.

Tag 4: Dienstag, 16. Mai 2017

Heute zieht es uns in den Westen Jerseys, wo wir entlang der Klippen zum Corbière Leuchtturm wandern wollen, einem der Wahrzeichen der Insel. Heute begleitet uns Ernst auf unserer Wanderung, und wir fahren zunächst nach St. Brelades Bay. Von hier aus geht es direkt am wunderschönen Sandstrand entlang zur Kirche St. Brelades und der alten Fischerkapelle. Die Kapelle ist aus dem 11. Jahrhundert und es sind einige alte Fresken aus dem 14. Jahrhundert erhalten - wir sind beeindruckt! Unter den 500 Jahre alten Eichen steht die schöne Kirche aus Felssteinen, die wir im Anschluss besichtigen. Danach geht es los hoch auf den Klippenwanderweg. Wir haben perfektes Wetter - nicht zu warm, nicht zu kalt, leichter Wind und Sonnenschein. Ernst sagt, wir sollen es lieber genießen, ab morgen soll es schlechter werden. Noch ahnen wir nicht, wie recht er behalten soll. Wir wandern entlang der Küste durch Steineichenwälder und sind immer wieder begeistert von den verschiedenen Ausblicken in die kleinen Buchten. St. Brelades Bay, so erklärt uns Ernst, ist das Hollywood der Kanalinseln, denn hier wohnt jeder, der Rang und Namen hat. Unterwegs machen wir eine kleine Pause und genießen ein paar Kekse mit der berühmten Black Butter, ein bisschen Fudge und leckere Mannerwaffeln, die Ernst aus seinem letzten Österreichurlaub mitgebracht hat. Weiter geht es entlang des Entsalzungswerkes Richtung Leuchtturm. Die Blumenpracht der Margeriten, der aus Südafrika stammenden Hottentottenblumen und des Ginsters begeistern uns. Selbst Ernst ist beeindruckt - eine solche Fülle an blühenden Hottentottenblumen hat auch er hier noch nicht gesehen! Am Leuchtturm angekommen machen wir unsere Mittagspause - ein Glück, denn in diesem Moment kommt ein kräftiger Schauer herunter. Nach dem Mittagessen ist die Flut soweit zurück, dass einige von uns zum Leuchtturm laufen, während wir anderen die Rundreisegruppe in Empfang nehmen. Anschließend wandern wir entlang der ehemaligen Bahnstrecke zurück nach St. Aubin, quer durchs Landesinnere. Heidi und Ernst fahren uns zurück ins Hotel, wo wir uns schnell frisch machen, denn wir wollen heute außer Haus essen. So treffen wir die beiden nach kurzer Zeit wieder und fahren zum Restaurant und genießen ein leckeres Abendbrot. Für die von uns, die wollen, geht es im Anschluss weiter in ein traditionelles Pub.

Tag 5: Mittwoch, 17. Mai 2017

Ernst sollte Recht behalten - schon am Morgen ziehen dicke Regenwolken auf und es kommen immer wieder Schauer runter. Wir sind gut vorbereitet und mit der vollständigen Regenausrüstung geht es los ins Landesinnere. Zunächst halten wir an der Glaskirche und schauen uns diese an. Der Altar und vieles weitere in der Kirche wurde aus Glas gegossen, ein imposanter Anblick! Anschließend geht es los, auf in die Wälder rund um St. Helier. Trotz des Regens ist es sehr warm, und wir sind begeistert von der (sehr begründeten) sehr grünen Natur. So sehen wir unterwegs ein riesiges Feld voller gelber Schwertlilien in voller Blüte und kommen an Gärten vorbei, in denen unzählige Callas die Grundstücke schmücken. Wahnsinnig viel Arbeit steckt in diesen wunderschönen Gärten. Wir weichen nun dennoch auf die „Green Lanes", die schmalen, verkehrsberuhigten Straßen aus, es ist einfach zu nass mittlerweile. In St. Lawrence angekommen treffen wir auf Christels Sohn, der uns auf eine wärmende Tasse Tee in sein Haus einlädt. Wir beschließen, dass wir die Wanderung abkürzen werden, denn obwohl es warm ist, geben die ersten Jacken und Schuhe dem intensiven Regen nach. Weiter geht es entlang der vielen Weiden und unter wunderschönen alten Bäumen hindurch Richtung „War Tunnels", die Kriegstunnel, die die deutschen Besatzer in die Felsen haben treiben lassen. Hier machen wir eine längere Mittagspause und trocknen ein wenig, und nehmen im Anschluss den Bus zum Elisabeth Castle. Wir fahren mit dem „Puddle Duck", dem Amphibienfahrzeug, zur Festung hinaus. Bereits im 6. Jahrhundert war hier das erste Kloster, bevor es zu einer Abtei wurde und anschließend durch Queen Elisabeth die Erste zu einer Festung ausgebaut wurde, lernen wir in einer Zeitreise vom ansässigen Mönch. Von der Festung aus laufen wir zurück zum Ufer, denn mittlerweile ist Ebbe. Heidi holt uns ab und fährt uns zurück zum Hotel. Obwohl es so viel geregnet hat, haben wir die Wanderung wirklich genossen und schwärmen unseren Mitreisenden der Rundreisegruppe von unserer tollen Tour vor! Hoffentlich sieht das Wetter für morgen, da geht es nach Guernsey, besser aus!

Tag 6: Donnerstag, 18. Mai 2017

Heute heißt es für einen Teil von uns, sehr früh aufstehen, denn um 7:45 Uhr werden wir bereits von Heidi zum Hafen für unseren fakultativen Ausflug nach Guernsey gebracht. Einige von uns kommen nicht mit und genießen den Tag in St. Helier und Umgebung. Zusammen mit einigen Teilnehmern der Rundreisegruppe checken wir ein und fahren etwa eine Stunde mit der Fähre nach Guernsey. Ein paar von uns sehen sogar Delfine von Deck aus - schön! Auf Guernsey angekommen werden wir gleich von unserem Fahrer für den Tag, Rob, in Empfang genommen. Christel begleitet uns und erklärt auf dem Weg in den Nordwesten Guernseys einige interessante Fakten. So lebte hier zum Beispiel Victor Hugo lange Zeit und veröffentlichte auch von hier sein wohl bekanntestes Werk "Les Miserables". Aber auch die Rivalität zwischen Guernsey und Jersey ist ein immerwährender Grund zur Erheiterung. So heißen die Einwohner Jerseys „Kröten", da es auf Guernsey nur Frösche gibt, und die Einwohner Guernseys sind die „Esel". Wir laufen ein Stück entlang der Küste bei Saint's Bay, die wiederum ganz anders ist als die unterschiedlichen Küstenabschnitte, die wir bereits in Jersey kennen gelernt haben. Weiter geht's zur „Little Chapel", einer kleinen Kapelle, die von einem Mönch aus Scherben und Muscheln erbaut wurde. Anschließend fahren wir durch die Inseln zu unserem Mittagessen nach Fort Grey und genießen die unterschiedlichen Landschaften. Spannend, wie sich die Autos und Busse auf den schmalen Straßen so sortieren, dass es immer passt! Nach dem Mittagessen fahren wir über Vale ganz im Norden langsam entlang der Küste zurück nach St. Peter Port, der Hauptstadt Guernseys, wo wir uns zunächst einen schönen Park anschauen. Danach erkunden wir die Stadt und die Kirche "Town Church", bevor es langsam zurück Richtung Schiff geht. Heidi holt uns am Hafen von St. Helier wieder ab und nach dem Abendbrot genießen wir einen "Jersey Apple Cream Brandy". Danach gehen einige von uns zu einem Country Music Abend in der hoteleigenen Bar.

Tag 7: Freitag, der 19. Mai 2017


Heute zieht es uns nochmal an in den Norden an die bekannten Steilküsten für eine Wanderung mit Christel. Wir starten in der Bonne Nuit Bay und folgen den Klippenwegen immer weiter zu auf Frankreich. Am Horizont kommt die Normandie immer näher; man hat das Gefühl, dass dort unsere heutige Wanderung enden könnte. Einige von uns bekommen unterwegs bereits Begrüßungs-SMS aus Frankreich, so dicht kommen wir dran. Wir haben eine fantastische Sicht und können so sogar Häuser und Windräder auf die Ferne auf dem kontinentalen Festland sehen. Allerdings konzentrieren wir uns lieber auf Jersey. Die Wanderung durch kleine, wunderschöne tiefgrüne Wälder, entlang der Klippen und der Buchten bildet einen wirklich krönenden Abschluss unserer tollen Wanderungen. Gegen Mittag machen wir in der Schmugglerbucht "Bouley Bay" halt und genießen selbstgemachtes Essen bei "Mad Mary", bevor es weiter nach Rozel Bay geht. Hier wollen wir uns mit der Rundreisegruppe treffen wollen. Unterwegs suchen wir noch nach einem Geocache, der an einem tollen Aussichtspunkt kurz vor Rozel versteckt ist. In Rozel geht es mit der Rundreisegruppe dann zum Hotel "Chateau la Chaire", wo uns ein Jersey Cream Tea mit leckeren Scones, Marmelade und natürlich der Jersey Sahne erwartet. Lecker! Zurück am Hotel heißt es langsam aber sicher, packen, denn morgen geht es schon zurück nach Deutschland.

Tag 8: Samstag, 20. Mai 2017


Nach einem späten Frühstück holen uns Ernst und Heidi ab und bringen uns zum Flughafen. Von hier aus geht es zunächst nach London zurück, bevor wir nach Berlin weiter fliegen, wo sich unsere Wege leider zunächst trennen, aber die nächste Reise kommt bestimmt!
Vielen Dank für eine tolle Zeit und eine wunderbare Reise! Eure Wiebke

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