Reisebericht: Rundreise Adria – Slowenien, Kroatien, Italien

06.10. – 17.10.2017, 12 Tage Busreise entlang der Adria mit Bled – Piran – Portoroz – Groznjan – Porec – Pula – Insel Pag – Insel Murter – Split – Urbino – San Marino – Ravenna – Ferrara


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Adria-Rundreise: Istrien mit Bled, Koper, Piran, Porec und Pula nach Dalmatien Senj, Pag, Nin und Zadar zur Kornaten-Bootsfahrt, Krka-Nationalpark und Split. Fähre nach Italien und Reise Jesi, Loreto, Urbino, San Marino, Po-Delta nach Ravenna und Ferrara
Eine Rundreise um ein ganzes Meer oder einen Meeresteil ist schon etwas Besonderes und wenn es rund um die Adria geht, dann sind landschaftlich herrliche, für Europas Geschichte bedeutsame und kulturell höchst interessante Regionen im Spiel! Unsere Reise führte über die Alpen durch Slowenien an die Adria und folgte ihrem Küstenverlauf nach Süden durch Istrien und Dalmatien bis zu dessen Hauptstadt Split, um nach einer Fährüberfahrt an der italienischen Küste nach Norden wieder in Richtung Heimat zu gelangen. Die Gebiete in denen historisch Griechen und Römer ihre Kultur ansiedelten, über die Völkerwanderung, Slawensiedlung und schließlich nach die Germanen stürmten, in dem Auseinandersetzungen zwischen Byzanz und Germanenreichen, Slawenreichen und schließlich mittelalterlichen Feudalstaaten und dem Osmanischen Reich hin und her wogten, haben einem Gemisch von Völkern und Kulturen, Sprachen und Traditionen Raum gegeben. Die überaus reizvollen Produkte und Zeugnisse dieser wechselvollen Geschichte und den Umgang der vielen Völker mit der herrlichen südlichen Natur des Adriaraumes und seiner Vielfalt kann man auf dieser Reise hervorragend erkunden, aber auch v erstehen lernen, warum gerade diese Orte und Gebiete seit langem schon Touristenströme anlocken.
Dabei ist unsere Reise so gestaltet, dass für jeden etwas dabei ist, dass man nicht nur dem touristischen Hauptstrom folgt, sondern auch noch Unerwartetes und bisher noch wenig Bekanntes entdeckt.
Städte und Inseln, Burgen und Kathedralen - eingebettet in Berg- und Küstenlandschaften, viele davon schon seit Jahren als UNESCO-Weltkulturerbe weltweit bekannt und im Interesse stehend, führen nahezu jeden Tag zu einem besonderen Höhepunkt. Aber erleben Sie selbst noch einmal den Reiz einer ungewöhnlichen Reise halbrund um die Adria ...
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Dresden – Salzburg – Bled: 1. Tag, 06. Oktober 2017:

Vom Flughafen Dresden aus gewannen wir rasch unsere 21 Teilnehmner zusammen und schon ab dem Bayrischen Vogtland waren alle Mitreisenden im Bus. Schon kurz hinter Chemnitz übernahm für uns während der gesamte Reise zuständige Bus-Chauffeur Roy Setzkorn das bequeme 5-Sterne-Fahrzeug. Mit Verlassen der bayrischen Autobahnen nach Österreich und vorbei an Salzburg und durchs Salzburger Land durchquerten wir mehrere bekannte österreichische Regionen und Alpen-Gebirgszüge wie Tauern und schließlich die Südfalte der Karawanken nach deren Tunneldurchquerung wir bereits unser erstes Bestimmungsland Slowenien erreicht hatten. Gerade hatten wir Orte wie Millstadt und Villach psassiert, waren wir schon am frühen Abend und nicht weit von der Grenze im slowenischen Voralpenland. Gleich hinter dem bekannten Kurort Bled mit seinem malerischen See türmen sich die Julischen Alpen und mitten im Ort befand sich unser Hotel.
Sogar ein Spaziergang zum See war zeitlich noch drin - und der lohnt sich, denn der malerische Bleder See trägt nicht nur in der Mitte eine hübsche Insel mit einem Kloster, sondern auch die ihn auf einem etwa 140 m hohen freistehenden Felsblock überragende mittelalterliche Burg bildet einen hübschen Anblick.

Bled – Predjamski Grad – Koper – Piran – Portorož: 2.Tag, 7. Oktober 2017:

Unser erstes Ziel nach dem Frühstück erreichten wir über die slowenische Autobahn, vorbei an der Hauptstadt Ljubljana und den berühmten Adelsberger Grotten. Hinter denen liegt eine der ungewöhnlichsten und vielleicht hinreißendsten Burgen in Europa: dessen einzige erhaltene Höhlenburg. Tatsächlich öffnet sich hier, in der interessanten Landschaft des slowenischen Karstes, ein gewaltiger Höhlenschlund, mit zahlreichen Grottensystemen untersetzt, in den eine wehrhafte mittelalterliche Burganlage „eingepasst" ist.
Die in Slowenien „Predjamski Grad" genannte und auf Deutsch als „Höhlenburg Lueg" bekannte Wehranlage existiert seit dem 12. Jh. und präsentiert ihr heutiges malerisches Aussehen seit der Renaissance. Sie steht direkt über einem Abgrund, in dem sich Höhleneinänge befinden und in dem gurgelnd im Boden der Karstfluss Lovka verschwindet. Die heutige Gebäude aus dem 16. Jahrhundert sind schon mehrfach als idealer Drehort für entdeckt worden, zumal die Burg eng mit der österreichischen Geschichte und der interessanten, hier bis heute lebendigen Legende über den (Raub)Ritter Erasmus von Lueg verbunden ist. Lange konnte dieser - ein hiesiger Götz von Berlichingen - dem Kaiser trotzen. Bei der Belagerung seiner Burg wurde er durch das dahinter befindliche und nur wenigen bekannte Karsthöhlensystem heimlich versorgt und konnte nur mit List besiegt werden.
Nach Besuch dieser interessanten Burg setzten wir unseren Weg zum Mittelmeer fort.

Koper und Piran

Ein kleiner Umweg im Sinne unserer Eberhardt „Richtig Reisen!"-Philosophie führte zunächst nach Koper, in Sloweniens größte Hafenstadt. Früher nannte man den Ort Capodistria und seit dem 13. Jahrhundert gehörte der Hafen zur Republik Venedig. Für Koper kam der Aufschwung als Verwaltungshauptstadt der Halbinsel Istrien, wovon noch heute ihre bedeutendste Sehenswürdigkeit zeugt: der Prätorenpalast aus der frühen venezianischen Zeit dominiert bis heute den Hauptplatz der Stadt und deren wechselvolle Geschichte lässt sich in den Details seiner Fassade ablesen. Der Hauptplatz der Stadt und die engen Gassen der Altstadt beschäftigten uns nun für einige Zeit.
Später erreichten wir das herrliche Piran, das als die malerischsten der wenigen slowenischen Adriastädte gilt. Bei herrlichem Wetter spazierten wir vom Busparkplatz am Wasser entlang zum kleinen Hafen und bestaunten den wundervollen Platz, den Tartinev-Trg, der heute das Zentrum Pirans bildet. Er ist einem berühmten Sohn der Stadt gewidmet, dem slowenischen Komponisten, den man als Statue in der Mitte des Platzes erblicken kann. Der schönste Platz der östlichen Adriaküste entstand aus einem einstigen und später zugeschütteten Hafenbecken und ist heute ein Wahrzeichen von Piran, ebenso wie der Nachbau des venezianischen Campanile, der als Kirchturm der erhöht auf einer Klippe liegenden Georgskathedrale fungiert.
Wir hatten Freizeit, um am Wasser zur Kirche mit Leuchtturm zu bummeln. Später trafen wir uns am Bus und erreichten unser Übernachtungshotel bei Portoroz.

Grožnjan – Porec – Pula – Rabac: 3. Tag, 8. Oktober 2017:

Vorbei am Naturpark der Salinen von Secovlje erreichten wir heute Morgen die slowenisch-kroatischen Grenzeund wenig später das als Künstlerort bekannte winzige Städtchen Grožnjan. Als einziger Ort Kroatiens hat er bis heute eine italienische Bevölkerungsmehrheit. Der interessante und überaus malerische Ort ist in seinem Kern komplett mittelalterlich erhalten. Das Schicksal des Verfalls, das viele ähnliche Städtchen erlitten, blieb ihm erspart - seit den 60er Jahren des 20. Jh. hat er eigentlich sogar einen regelrechten Aufschwung erlebt. Heute besitzt er einen Status als Ort der Kunst. Den verdankt Grožnjan dem Bildhauer Aleksandar Rukavina, der vor über fünfzig Jahren organisierte, dass die damals verlassenen historischen Gebäude unentgeltlich von Künstlern genutzt werden durften, die dafür für Erhalt und Renovierung sorgten. Bis heute ist ein Großteil der Einwohner des Dorfes als Künstler anerkannt. Zahlreiche Souvenirgeschäfte, Boutiquen, Galerien und Ateliers zeugen davon und das alte Stadttor, die verwinkelten Gassen des Ortes und die hübsche alte Gerichts-Loggia locken vor allem in der Tourismus-Saison zahlreiche Besucher an.
Vom Künstlerstädtchen aus gelangten wir zur Küstenstadt Porec, die heute als eines der bedeutendsten Touristenzentren Istriens gilt. Wohl schon die alten Griechen errichteten auf einer vorspringenden Halbinsel eine Siedlung, aus der die heutige Altstadt hervorging und die dann noch vor der Zeit des Römischen Reiches zu einer bedeutenden Hafenanlage des Stammes der Illyrer wurde. Die Römer bauten sie zu einem befestigten Militärlager aus, was die Stadtanlage erkennen bis heute erkennen lässt. Das ehemalige Forum Romanum bemerkt man noch und selbst die heutige Hauptstraße trägt noch den Namen Decumanus. Über das schmale, regelmäßig angelegte Straßennetz, gepflastert mit glatten Platten aus istrischen Kalkstein gelangten wir zur beeindruckenden Euphrasius-Basilika. Diese bedeutendste Sehenswürdigkeit von Porec sowie der zugehörige Bischofspalast, gehören seit 1997 zur Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Als eine der ältesten komplett erhaltenen frühchristlichen Kirchen Europas gehört sie auch zu den bedeutendsten Sakralbauwerken in Kroatien. Sie stammt bereits aus dem 6. Jh. n.Chr. und zeigt im Innenraum noch prunkvolle Reste von Wand- und Bodenmosaiken, gestaltet durch den Einfallsreichtum und die Fertigkeiten der einstigen byzantinischen Künstler.

Pula

Am Nachmittag fuhren wir dann weiter nach Pula, Istriens größter Stadt. Hier ist das gewaltige römische Amphiteater Wahrzeichen und touristischer Haupt-Anziehungspunkt. Nicht nur einige besondere Sehenswürdigkeiten vor allem aus römischer Zeit, sondern auch die günstigen klimatischen Verhältnisse machen aus Pula auch einen bedeutenden Badeort der istrischen Halbinsel. Am römischen Theater begann unser Stadtrundgang, bei dem unsere Stadtführerin zunächst Entstehung und Bauweise des gewaltigen Rundbaues, aber auch Traditionen und Lebensweise aus der Erbauungszeit sich vor unseren Augen entwickeln ließ. Staunend standen wir vor den Resten eines der größten Amphitheater des einstigen Römischen Reiches. Gladiatorenkämpfe, Volksfeste und die „Brot-und-Spiele"-Politik der Römer wurden hier in der Römischen Kaiserzeit zum Lebensinhalt. Erbauer und Zuschauer müssen ebenfalls über die Ausmaße des etwa 133 mal 105 Meter messenden Ovals, das 23.000 Menschen Platz bot, gestaunt haben. Erstaunlicherweise ist die Fassade noch teilweise bis zur ursprünglichen Höhe von über 32 m erhalten und das Theater wird immer noch im Sommer für Festivals und Musikereignisse genutzt. Später schlenderten wir durch die Altstadt, entdeckten schmucke und verzierte Häuserfassaden in römischem und venezianischem Stil und den acht Meter hohen Sergierbogen, einst ein privat errichtetes Triumphportal um 30 v.Chr., das den Verlauf der alten römischen Hauptstraße Via Flavia von Aquileia über Triest bis zum Forum von Pula kennzeichnete. Nach der Stadtführung hatten wir noch etwas Zeit, um ums die hübsche Stadt auf eigene Faust anzusehen, bevor uns Buschauffeur Roy dann für den Abend zu unserem Übernachtungsort Rabac an der Adria brachte.

Rabac – Opatija – Uskokenburg Nehaj – Senj – Pag: 4. Tag, 9. Oktober 2017:

Eine Küstenstraßen-Rundfahrt entlang der nördlichen Adria mit teilweise atemberaubenden Blicken über das Meer, in die Kvarner Bucht und über die Inseln Cres und Krk sowie die Bucht von Rijeka bestimmte den Morgen. Dann konnten wir etwas Zeit für einen kleinen Bummel im mondänen und bekannten Badeort Opatija abzweigen - er ist Kroatiens nördlichster Badeort und gilt als sehr exklusiv. Vielleicht am bekanntesten von Opatija, das schon zu Zeiten der k. und k.-Monarchie Badegäste aus ganz Europa anlockte, ist die Strandpromenade, eine von Jugendstilbauten umstandene Küsten- und Flaniermeile, die insgesamt zwölf Kilometer lang sein soll. Bei unserer etwas ausgedehnten Pause und dem Spaziergang konnten wir an dieser „Lungomare" genannten Straße einige Fassaden der mondänen Hotels bewundern, die den Aufstieg des Badeortes bezeugen.
Weiter ging es dann an der Hafenstadt Rijeka vorbei bis zum kleinen Hafenort Senj. Auffallendstes Bauwerk der Kleinstadt ist ein mächtiges, viereckiges Kastell, das sie auf einem Hügel im Hinterland überragt. Relativ klein aber sehr malerisch und dennoch eindrucksvoll wirkt die Burg „Nehaj". Errichtet im 16. Jahrhundert sollte sie Bollwerk und Sperrriegel für die wichtige Adriastraße sein und das Vordringen des Osmanischen Reiches verhindern. Dazu wurde sie in Rekordzeit erbaut und nahezu alle Gebäude ihrer Umgebung - auch mehrere kleinere Kirchen - wurden dafür abgerissen und ihre Steine als Baumaterial verwendet. Besetzt wurde sie mit kampferprobten Truppen: Nehaj war ein Hauptsitz der Uskoken. So nannte man die militärisch organisierten Heiducken, damals zusammengewürfelt aus verschiedenen, vor der osmanischen Invasion auf dem Balkan geflohenen Völkern. Als gefürchtete Verteidiger der Grenzen hielten sie auch diese Burg bis zum Rückzug der Osmanen nach deren erfolglosen Belagerung von Wien
Danach widmeten wir der Stadt Senj noch etwas Zeit, die als älteste Stadt an der oberen Adria gilt. Mit heute vielleicht 7.000 Einwohnern war ihr Hafen seit der Römerzeit bedeutend für den Salzhandel. Später wurde die sogenannte „Salzstraße", die hier endete, ausgebaut und unter den Österreichern „Josephina" genannt.
Reste von Wehranlagen, die ursprünglich romanische Kathedrale und verschiedene Details erzählen die Geschichte der Stadt. Von hier stammt sogar einer der ältesten Anwendungsnachweise des glagolithischen Alphabets, das im Mittelalter hier genutzt wurde und später der kyrillischen oder lateinischen Schrift wich.

Pag

Nach Verlassen von Senj erreichten wir schneller als erwartet den Fährort Gradina, von dem aus die Autofähre auf die nahegelegene längs der Küste liegende Insel Pag übersetzt. Die gewonnene Zeit nach der knapp halbstündigen Fährüberfahrt nutzten wir für den Extra-Besuch einer besonderen Attraktion: Ein Abstecher an die Nordspitze von Pag führte zum winzigen Ort Lun, der in einem riesigen historischen Olivengarten liegt. Die Angaben über diesen angeblich größten und vielleicht ältesten Olivenhain des (nördlichen) Mittelmeeres schwanken - in manchen Quellen ist er 23, in anderen 50 Hektar groß, hat 40.000 oder auch 80.000 hier kultivierte Bäume. Auf jeden Fall steht er seit 1963 unter besonderem Schutz, viele seiner Bäume sind weit über 1000 Jahre alt, manche älter und stammen aus der Zeit Jesu Christi, weswegen Lun vielenm als ältester Ölbaumhain Europas gilt. Unser Bus stand inmitten von Olivenbäumen auf einem Kiesparkplatz und wir konnten zwischen den uralten Bäumen spazieren gehen und tolle Fotos machen. Der karge Boden ist eine Art Steinwüste, in der sich die alten Baumgiganten festklammern und doch irgendwie Nahrung finden... Sicherlich gelten aus solchen Gründen der Genügsamkeit und durch ihr Alter und ihre Festigkeit die Exemplare des Ölbaumes als Symbol für Beständigkeit und Frieden.
Dann fuhren wir über die karge Insel aus hellem Kalkstein, der nur selten durch Gras und wildwachsende Büsche begrünt wird und der mitunter an kahle „Mondlandschaft" erinnert, bis zur Inselhauptstadt Pag, wo wir in einem schönen Strandhotel wohnten.

Pag – – Nin – Zadar – Murter : 5. Tag, 10. Oktober 2017:

Morgens hatten wir nach dem Frühstück noch etwas Gelegenheit, die neben dem Hotel gelegene alte Inselhauptstadt zu erkunden, bevor wir das karge Eiland auch schon wieder in Richtung Süden verließen. Eine malerische Brücke verbindet Pags Südende mit dem Festland und ein Fotostopp hier brachte im strahlenden Sonnenschein den herrlichen Farbkontrast der azurblauen Adria und des hellen, fast glühend wirkenden Kalksteins, aus dem die buckeligen Landzungen Pags gebildet werden, zur Geltung.
Nächstes Ziel unserer Reise war Nin, jene außerhalb Kroatiens wenig beachtete Kleinstadt, die für die Geschichte der Adriaregion und vor allem der kroatischen Nation von großer Bedeutung ist. Sie gilt als fast 3000 Jahre alte Gründung des illyrischen Stammes der Liburner, die bis heute als traditionell beste Seefahrer der Antike nach den Phöniziern angesehen werden. Illyrer, Griechen, Römern, Slawen und Awaren sind hier gewesen, doch dann, in der Zeit des kroatischen Königreiches war Nin einer von dessen Hauptorte. Spätestens seit dem 10. Jahrhundert galt der Bischofssitz Nin als das wohl wichtigste christlich-religiöse Zentrum des Landes und es wird angenommen, dass die winzige Kirche des Heiligen Kreuzes Krönungsort der kroatischen Könige wurde. Der Bau stammt aus der Zeit um 800 und wird oft als „kleinste Kathedrale der Welt" apostrophiert. Bedeutsam in der lokalen Architekturgeschichte sind auch seine vollkommenen Proportionen und ungewöhnliche Bauweise: angepasst an Veränderungen der örtlichen Lichtverhältnisse hier während eines Tages und im Verlauf der Jahreszeiten soll der Kirchenbau früher auch als Uhr und als Kalender gedient haben Während eines Bummels sahen wir neben den Ruinen des einstigen Krönungs- und Kirchenbezirkes auch Reste der römischen Besiedelung und der mittelalterlichen Stadtumwehrung, von der zwei Torreste erhalten sind.
Außerhalb des Ortes findet sich die während der Osmanenkriege zu einem Wehrturm, umgebaute kreuzförmige Nikolauskirche auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel. Der Legende nach soll von hier oben der in Nin frisch gekrönte kroatische König seinen Schutzeid für die Bevölkerung geleistet haben.

Zadar

Unser nächstes Tagesziel war Zadar, eine Hafenstadt mit großer Geschichte. Kroatiens fünftgrößte Stadt hält aus fast allen Epochen eindrucksvolle Zeugnisse bereit. Mit einer Stadtführerin starteten wir unseren Rundgang gleich vom Busparkplatz am Hafen. Nach Passieren des Stadttores und Durchqueren der von den Venezianern, für die Zadar einer ihrer wichtigsten Stützpunkte war, angelegten Stadtumwallung gingen wir an Resten des römischen Forums und von alten Tempeln sowie der originellen Fassade der Kathedrale vorbei. Leider vermasselte uns Regen und Sturm ein wenig den Eindruck von der geschichtsträchtigen Stadt und auch eines der interessantesten und sehr beeindruckenden modernen Kunstwerke konnte uns nur kurzes Verweilen abnötigen: Seit 2005 gibt es am Hafen eine von dem Architekten Nikola Bašic geschaffene Meeresorgel, wie sie einzigartig in der Welt sein dürfte: Sphärenartige Musik wird hier allein durch Wellenbewegung erzeugt, da das Hin- und Her-Schwappen des Meerwassers Luft unter die Kaimauer und durch darin eingepasste verschiedene Orgelpfeifen gepresst wird. Da wir recht starken Seegang hatten, entstanden durch unterschiedliche Pfeifengröße deutlich zu hörende Töne, die sich zu einer interessanten natürlichen Musik verwoben. Zurück in der Altstadt passierten wir wieder Überreste der Antike, denn das ehemalige römische Forum ist noch heute einer der größten Plätze von Zadar. Daneben steht die Kathedrale der heiligen Anastasia, romanische Basilika des 13. Jahrhunderts sowie ihr später erbauter hoher Glockenturm und eines der Wahrzeichen Zadars, die Kirche des Heiligen Donat und Mittelpunkt des historischen Zentrums. Erbaut wurde die Rotunde (Rundkirche) im 9. Jahrhundert n.Chr. Später gelangten wir am Uhrturm und der Stadtloggia vorbei zur Außenbastion, vor der der „Fünf-Brunnen-Platz" liegt, gestaltet auf dem Dach der größten alten Wasserzisterne der Stadt.
Unsere Führung endete im Regen, aber es blieb noch Freizeit für eigene Erkundungen.
Der Abend sah uns in einem guten Hotel in Tisno auf der kleinen Insel Murter.

Bootsausflug um die Inseln der Kornaten, 6. Tag, 11. Oktober 2017:

Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Bus zum kleinen Hafen von Pakostane. Um halb zehn startete von hier bei betörend schönem Wetter unser Bootsausflug durch den Nationalpark der Kornaten. Der wurde - wie auch die Inselgruppe - nach Kornat, der größten Insel des Archipels benannt. Seit 1980 gibt es ihn schon und heute umfasst der weithin als „schönster Teil der Adria" bekannte Landschaftspark etwa 220 km² Meeresgebiet mit insgesamt 89 Inseln. Fast alle sind beinahe völlig unbewohnt und überwiegend kahl. Wir schipperten außen um die Insel Murter herum und gelangten an Kornat vorbei ins Zentrum des Archipels. Nach Begrüßungsgetrank und Keksen steuerte unser Boot zwischen den Inseln Kornat und Smokvica hindurch nach Westen auf die Adriaseite der Inselgruppe.
Die Kornaten bestehen aus vielen, überwiegend flachen Inseln und sind die am dichtesten gedrängte Inselgruppe des Mittelmeeres. Je nachdem, welche Quelle man studiert, gehören dem Archipel bis zu 152 Inseln und Felsenriffe an.
Viele der längeren Eilande sind durch Steinmauern unterteilt, die wie Linien über die Insel laufen und verschiedenen Privatbesitz voneinander trennen. An wenigen Stellen wachsen Gräser und Büsche, es gibt ein paar Schafe und ab und zu sieht man Olivenbäume und Weinreben. Niederschlag ist selten und er versickert sogleich im Kalkstein - allerdings gibt es auf einigen Inseln Karstquellen und für eventuelle Bewirtschaftung wurden Zisternen angelegt. Früher waren einige der Inseln dichter besiedelt, heute gibt es nur ganz wenige Ansiedlungen Ab und zu sieht man mal ein oder ein paar Gebäude - vor allem Ferienhäuser und kleinere Wirtschaften, die aber nur saisonal oder nach Absprache geöffnet sind.
An einer solchen legten wir zum Mittagessen an, hatten vorher Zeit für einen Spaziergang durch die Kalksteinwildnis, hinauf auf den Hügel oder zum Beobachten oder Sonnen im Gelände des winzigen Hafens.
Zum Mittagessen gab es gebratene Makrele mit Kräutern und Weißkrautsalat, dazu Weißbrot und ein flaches, zartgebratenes flaches Schnitzel, als Getränk hellen Landwein und Wasser.
Bei der Rückfahrt erklärte uns der Kapitän den zurückgelegten Weg und die gesehenen Inseln auf einer Seekarte. Nach längerem Aufenthalt auf dem Inselchen Levrnka ging es wieder zurück - um Kornat herum bis zum Ausgangshafen Pakostane. Auch diesen Abend verbrachten wir im Hotel in Tisno.

Tisno – Krka–Nationalpark – Split – Fähre über die Adria: 7. Tag, 12. Oktober 2017:

Am heutigen Tag ging es nach dem Frühstück zum Haupteingang des Krka-Nationalparks. Benannt wurde der nach dem gleichnamigen Fluss, der - zwar nur 72 km lang aber stark wasserführend - im Dinarischen Gebirge entspringt und durch mehrere Kaskaden und eine grandiose Mündung eine traumhafte markante Landschaft schuf. 1985 gründete man an diesem Fluss den Nationalpark, flächenmäßig ziemlich exakt halb so groß wie der Park der Kornaten-Inseln vom Vortag und stellt wie dieser einen der bedeutendsten landschaftlichen Schatzkammern Kroatiens dar. .
Die Krka bezieht ihre intensive grüne Farbe vom gelösten Kalk des Dinaridengebirges und hat sich durch die Ablagerung desselben ihre Umgebung und die Art der Kaskaden selbst geschaffen. Ihr großes Gefälle lässt sie über heute sieben große Wasserfälle, unterteilt in viele weitere Kaskaden, zu Tal stürzen. Dabei setzte sich über Jahrtausend der im Wasser aus dem Gebirgsgestein gelöste Kalk ab. Er blieb an Unebenheiten und Hindernissen hängen und häufte sich im Laufe der Zeit zu breiten Barrieren oder schmalen Dämmen, über der Fluss sich dann wieder hinwegsetzt. Die dabei entstehende wundervolle Landschaft, die zudem durch die farblichen Gegensätze des Wassers, der üppigen Vegetation des hellen Gesteins belebt wird, zieht nicht nur seit Jahrzehnten eine immer größer werdende Menge von Touristen an, sie diente zudem wiederholt als malerische Filmkulisse. So wurde gerade die Krka-Landschaft beispielsweise durch die hier gedrehten Indianerfilme nach Vorlagen von Karl May europaweit bekannt. Auf einem Spaziergang erlebten wir die Nutzung der Wasserfälle als Mühlen, aber sahen auch die spektakulärsten Ausblicke auf die Fälle, bevor wir auf einem der schönsten Wanderwege entlang dem Wasserfall Skradinski Buk zu Tasl stiegen und uns das Naturparadies ansahen. Mit einer kleinen Bootsfahrt auf der Krka gelangten wir dann zu dem Busparkplatz am Rand des Städtchens Skradin, von dem aus wir weiterfuhren nach Split.

Split

Inoffiziell trägt die zweitgrößte Stadt Kroatiens den Titel „Hauptstadt Dalmatiens" und ihre Altstadt steht bereits seit 1979 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Zunächst gab es hier an der herrlichen Meerespromenade zwischen Hafen und Altstadt Freizeit zur Mittagspause, wobei die Wahl zwischen den zahlreichen Restaurants mit kroatischer Küche schwerfiel. Danach trafen wir uns mit der Stadtführerin, die uns einen interessanten Einblick in die Geschichte Splits und in die Geheimnisse der Altstadt bot ...
Unser Stadtspaziergang startete an der hohen Mauer, teilweise mit heraustretenden halbrunden Säulen, die die Altstadt umgibt. Fast die gesamte Altstadt ist nänmlich im ehemaligen Palast eines römischen Kaisers untergebracht. Diokletian dankte im Jahre 305 n. Chr. freiwillig ab undsetzte sich in seiner Geburtsstadt zur Ruhe. Sein gewaltiger rechteckiger Palast von 180 mal 215 m Seitenlänge wurde später umfunktioniert oder gar als Steinbruch benutzt, um die Steine gleich für Neubauten zu verwenden. Heute ist fast die gesamte Altstadt von Split direkt in den alten Diokletianspalast hineingebaut, wobei des Kaisers einstiges Mausoleum heute die Kathedrale von Split darstellt. Das antike achteckige Bauwerk, weihte man im 7. Jahrhundert n. Chr. kurzerhand zur Kirche, die dann Hauptkirche des Bistums wurde. Bis heute umgeben die Mauern und Ecktürme des antiken Palastes die innere Altstadt, selbst die ehemaligen Palasttore behielten ihre Funktion als Ein- und Ausgänge. Während unseres Rundganges ertönte sogar der typische dalmatinische a-capella-Gesang, mit dem traditionelle Gesangsgruppen heute die Touristen erfreuen. Zum Abschluss unseres Rundganges besuchten wir noch den Narodni Trg, den größten Platz der Altstadt von Split und das neben ihm aufragende „eiserne" Stadttor, das gegenüber dem alten Rathaus und den Fassaden einiger alter Adelspaläste steht.
Noch einmal gab es Freizeit und wir trafen uns anschließend am Hafen, wo wir auf dem Jadrolinija-Fährschiff „Marko Polo" unsere Kabinen bezogen und zur Fährüberfahrt quer über die Adria ausliefen.


Ancona - Jesi - Loreto - Gabicce Mare: 8. Tag, 13. Oktober 2017:

Nach ruhiger Adria-Überfahrt legte das Schiff frühmorgens im Hafen von Ancona an. Es dauerte etwas, bevor Busse und LKWs entladen waren und wir, die als Fußpassagiere bereits italienischen Boden betreten hatten, mit unseren Bus weiterfahren konnten. Wir verließen Ancona, einst Seerepublik unter dem Schutz des Papstes, die im 16. Jahrhundert in den Kirchenstaat integriert worden war. Als bemerkenswertes historisches Gebäude passierten wir das bemerkenswerte riesige fünfeckige Lazaretto aus dem 18. Jh., das auf einer Insel liegt und Vorbild für viele spätere Gebäude wurde.
Nach kurzer Fahrt erreichten wir Jesi, die historisch bemerkenswerte Stadt, die noch fast von fast vollständig mittelalterlich erhaltenem Straßennetz durchzogen wird und von ihren komplett erhaltenen Mauern umgeben ist. Die schon früh befestigte Stadt wurde im Jahre 1194, am 26. Dezember, Schauplatz eines wohl einmaligen Ereignisses, denn in einem Zelt auf dem Marktplatz von Jesi gebar in aller Öffentlichkeit die Gemahlin des deutschen Kaisers Heinrichs IV. den späteren Stauferkaiser Friedrich II. Grund dafür war wohl, um in den unruhigen Zeiten der Kämpfe um die Macht im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation Zeugen für die rechtmäßige Geburt zu haben. Friedrich II. blieb fortan mit Jesi verbunden, machte den Ort zur Reichsstadt und gewährte zahlreiche Privilegien. Wie immer waren alle überrascht über Anmut und Schönheit der historischen Stadt und ihrer malerischen Befestigungsanlagen, denn trotz des historischen Ereignisses der Kaisergeburt auf dem Markt ist Jesi weder Ziel des Massentourismus noch überhaupt vielen Menschen bekannt. Im Zentrum des Ortes - und für uns in schönster Morgensonne - lad das geschlossene Ensemble des Marktplatzes, in dessen Zentrum zur Erinnerung an die Staufer und die Geburt Friedrichs II. ein Brunnen mit Obelisk steht. Auch ein umlaufender in den Boden eingelassener Marmorstreifen mit Inschrift weist auf die spektakulären Ereignisse an dieser Stelle hin.

Loreto

Nach Aufenthalt mit Rundgang und anschließender Freizeit in Jesi war auch unser nächstes Ziel - wiewohl höchst bedeutsam vor allem für die Religionsgeschichte - kein bei deutschen Touristen wohlbekannter Ort. Die Basilika von Loreto ist nach dem Petersdom in Rom der bedeutendste Wallfahrtsort in Italien und gehört zu den wichtigsten internationalen katholischen Heiligtümern. Davon zeugen bis heute Loreto-Nachbildungen weltweit.
Majestätisch erhebt sich über die Niederung von der Adria ins Hinterland der Loreto-Hügel, auf dem die Wallfahrtsbasilika thront. Ein geschlossener Kirchenbezirk, nur per Durchgang geöffnet zur Stadt Loreto und umgeben von Arkaden präsentiert einen großen zentralen Platz, der oft für Außengottesdienste genutzt wird. Wundervolle Fassaden überwiegend aus dem 16. Jh. umgeben seine Innenseite und ein prächtiger barocker Campanile aus dem 18. J. dominiert den gesamten Komplex. ahrhundert. Den Grund für die Bedeutung als Wallfahrtsort erkennt der Besucher aber erst beim Betreten der prunkvoll geschmückten Kirche, denn sie beherbergt in ihrem Inneren die „Santa Casa", das „Heilige Haus". Der Legende nach steht hier inmitten der Basilika von Loreto das Wohnhaus der Jungfrau Maria, in dem sie in Nazareth aufwuchs und wo sie die Verkündigung der Geburt des Gottessohnes Jesus durch den Erzengel Gabriel entgegennahm. Auch der Legende zufolge haben Engel das Haus im 13. Jahrhundert nach Italien getragen und in einem Lorbeerhain abgesetzt. Und da Lorbeer auf Latainisch laurentium hieß rührt von hier der heutige Name Loreto her. Natürlich beten seither hingebungsvoll die Gläubigen vor dem heiligen Haus.
Wir hatten wir genügend Zeit, um uns die Basilika mit all ihren Besonderheiten und für den Katholizismus so wichtigen Gegebenheiten und danach den Wallfahrtsort anzusehen. Man kann eigentlich gar nicht anders, als in dieser prachtvollen Kirche ausgiebig die Anlage der Präsentation des heiligen Hauses, den Prunk der Ausstattung und die Hingabe der Wallfahrenden zu bewundern.
Von Loreto aus ging es schon in Richtung zu unserem heutigen Hotel, gelegen direkt am Meer in einem der Badeorte der italienischen Provinz Marken. Da wir noch etwas Zeit hatten, blieb Zeit für einen „Richtig Reisen!"-Abstecher in einen der bedeutenden Badeorte. Senigallia kann nicht nur mit feinen Sandstränden und einer ganz neu gestalteten Seebrücke, gedacht für Ausstellungen und Veranstaltungen aufwarten, sondern auch mit einer gewaltigen kastellartigen Renaissancefestung. Sie wurde für die einflussreiche Adelsfamilie der Della Rovere gestaltet und scheint fast einem Bilderbuch entstiegen!
Nach Aufenthalt und Strandspaziergang gier gelangten wir zu unserem Hotel, ebenfalls in einem der bekannten Badeorte der Umgebung.


Gabicce Mare - Urbino - San Marino - Milano Marittima: 9. Tag, 14. Oktober 2017:

Auch heute blieben wir in der Nähe der Adriaküste und erreichten schon bald nach dem Frühstück die UNESCO-Welterbestadt Urbino.
Die Kleinstadt und einstiges Herzogtum ist wegen der Besonderheiten ihrer Architektur und ihrer Kulturgeschichte zu Recht schon seit 1998 Teil des Weltkulturerbes. Die Blütezeit des Ortes lag in der Renaissance, wo sie durch die Initiativen und Kunstförderung ihres bedeutendsten Herrschers Herzog Federico da Montefeltro gewaltigen Aufschwung erlebte. Das historische Zentrum dieser Stadt befindet sich immer noch vollständig innerhalb ihrer Mauern aus der Renaissancezeit und war seit dem 13. Jahrhundert im Besitz der Adelsfamilie Montefeltro, die ihr Geld ursprünglich als Söldnerführer verdient hatte. Durch geschickte Heiraten, Verbindungen und Bündnisse mit den wichtigsten Adelsfamilien der Umgebung und sogar mit dem Papst erlangten sie später sogar die Herzogswürde.
Herzog Ferderico machte Urbino zu einer echten Renaissancemetropole und zum Zentrum des Humanismus, gründete sogar in seiner vergleichsweise kleinen Stadt Anfang des 16. Jh. eine Universität. So wurde seine Residenz nach und nach zu einer idealen Stadt der Renaissance ausgebaut. Namhafte Künstler arbeiteten hier am Herzogshof - unter ihnen berühmte Maler wie Giovanni Santi, der Vater von Raffael, der aus diesem Grund auch in Urbino geboren wurde. Mit einem Lift fuhren wir zunächst vom Parkplatz in die höher gelegene Altstadt, die auf einem felsigen Hügel erbaut wurde der auch beim innerstädtischen Spaziergang für ständiges bergauf-bergab sorgt. Wir sahen beim kleinen Rundgang das Geburtshaus von Raffaelo Santi, dem das berühmte Gemälde der Sixtinischen Madonna zu verdanken ist, das man heute in der Gemäldegalerie des Dresdner Zwingers besuchen kann, und die von Renaissancepalästen umstandenen Plätze vor dem Dom und dem Herzogspalast von Urbino. Das Ensemble dieser beiden Monumentalbauten ist einzigartig, denn die gesamte Residenzstadt wurde innerhalb weniger Jahre in Backstein erbaut. Fast einzigartig - selbst in Italien - präsentiert sie sich bis heute als geschlossenes Ganzes in ihrer besonderen Bauform. Alle alten Mauern sind intakt und sowohl die Wehranlagen wie die mit Backstein gepflasterten Straßen und die Fassaden der Paläste erzeugen eine beeindruckende Atmosphäre alter Gemäuer und verwinkelter, abschüssiger Gassen, die gleichzeitig altertümlich wie auch lebendig wirkten. Auch hier am „Palazzo Ducale", dem Herzogspalast, und an Kathedrale und Universität genug freie Zeit, um das Ambiente der alten Herzogsstadt zu genießen.

San Marino

Später gelangten wir durch das Hügelland wieder zur Adria und von der Autobahn in die älteste Republik der Welt. San Marino, so besagt die Legende, wurde schon im 4. Jahrhundert n. Chr. von aus Dalmatien geflüchtete Christen gegründet. Auf einer unzugänglichen Felsenkuppe errichteten sie eine Stadt, bis heute benannt nach dem Steinmetz Marinus, der ihr Anführer gewesen sein soll und der später heiliggesprochen wurde. Die damals beschlossene Verfassung des kleinen Gemeinwesens gilt mit allen zugehörigen Traditionen im Wesentlichen unverändert nach kleinen Korrekturen seit dem 13. Jahrhundert bis heute. Durch ihre unzugängliche Lage hatte die kleine Republik, deren Fläche von nur 61 km² und deren gut 30.000 Einwohner sie zu einem der kleinsten Staaten der Erde machen, einen strategischen Vorteil, der durch den Freiheitswillen ihrer Bewohner und ihren Mut, aber auch die Kampfkraft ihrer traditionellen Armbrustschützen bis heute die Unabhängigkeit bewahrte.
Lange Zeit fährt man enge Serpentinen den Berg hinauf und nähert sich der gut sichtbaren Burg auf dem höchsten Punkt der nie eroberten Republik - zu schroff sind die Steilabfälle der Felsen. Dann hat man die Gemäuer der Hauptstadt San Marino erreicht und der Bus kann bis unterhalb des Regierungsviertels fahren. Den Rest muss man jedoch zu Fuß zurücklegen, denn aufgrund der steilen steinernen Gassen mit Winkeln und Spitzkehren ist kaum Fahrzeugverkehr im Inneren der kleinen Hauptstadt möglich.
So erreichten wir nach einem stetig aufwärts führenden Bummel die Haupt-Sehenswürdigkeiten: vorbei an der „Schlucht der Armbrustschützen" gelangt man zum Freiheitsplatz, in dessen Mitte sich die Freiheitsstatue von Stefano Galetti erhebt, vor der Kulisse des in neogotischem Stil errichteten Gouverneurspalastes. Statue und „Palazzo Pubblico" stammen beide aus dem 19. Jahrhundert und sind das Wahrzeichen des Kleinstaates San Marino. Freizeit gab es dann für den Bummel zurück, bei dem mal einen Blick in reich gefüllten Souvenirshops, Geschäften und Café-Restaurants werfen und einen Cappucino trinken konnte - vielleicht nachdem man von der „Piazza della Libertà" den wunderbaren Ausblick auf die Bergwelt einerseits und die Ebene bis zur Adria über den bekannten Badeort Rimini hin zur anderen Seite genossen hatte.
Später trafen wir uns am Bus und fuhren zu unserem in der Nähe von Ravenna in Meeresnähe gelegenen Hotel.


Milano Marittima - Porto Garibaldi - Po-Delta - Abtei Pomposa: 10. Tag, 15. Oktober 2017:

Heutiges Tagesziel war das Delta von Italiens größtem Fluss, dem Po. Er hat eine Länge von 652 km und durchfließt ganz Oberitalien. Dabei ist ein sehr aktiver Fluss, was das Ablagern von Schlamm und Sedimenten betrifft - denn seit der Eiszeit hat er mit seinen Nebenflüssen eine gewaltige Schwemmlandebene geschaffen. Stück für Stück hat sich das Delta, Sandbank für Sandbank, in die Adria vorgeschoben und so ein Gebiet, das größer ist Kroatien und Slowenien zusammen, im Verlauf der letzten Jahrtausende dem Mittelmeer abgewonnen. Dieser Prozess ist noch nicht beendet, denn bis heute schiebt sich der Po immer weiter in die Adria vor. Mehrfach hat er seinen Lauf geändert - einmal haben die Venezianer künstlich nachgeholfen und den Po zur Rettung ihrer Lagune in ein neues Bett gezwängt - und so hat er in den letzten Jahrtausenden der Adria einen ganzen Meeresarm abgewonnen und nutzbar gemacht. Allerdings sind dabei Städte, die in der Antike bedeutende Hafenstädte waren - z.B. Ravenna - tief ins Landesinnere „geraten". Auch in den letzen Jahrhunderten entstanden neue Lagunen.
Unser Ziel hieß Porto Garibaldi am Po-Delta, ein Ortsteil der Gemeinde Comaccio, die zu den ältesten Ansiedlungen dort zählt. Schon auf dem Weg dorthin überquerten wir mehrere Kanäle und Mündungsarme des Po, der hier eine flache, weitreichende interessanten Landschaft mit inzwischen urbar gemachten Feldern, aber auch immer noch bestehenden Urwäldern und Sumpfregionen geschaffen hat. Mit einem Boot starteten wir vom Kai des Hafens von Porto Garibaldi aus dann über die Adria, vorbei an zahllosen Muschelzuchten um in den größten Mündungsarm des Po zu fahren. Wir erreichten sozusagen von außen den Po-Delta-Nationalpark, der seit 1988 besteht und in dem man Natur und Landschaft wie auch Flora und Fauna den größtmöglichen Schutz angedeihen lässt. Die „Anschwemm-Tätigkeit" des Flusses konnten wir beobachten, denn an einer der vorgelagerten Sandbänke, an der riesige Mengen von Treibgut angeschwemmt worden waren machte unser Boot fest und wir konnten an Flussmündung und Adriastand spazierengehen. Anschließend gab es Mittagessen an Bord - gebratene Sardinen und Pasta mit Meeresfrüchten, bevor wir nachmittags in weitem Borgen entlang dem Adriastrand zum Ausgangspunkt zurückkehrten.

Abtei Pomposa

Auf der Rückfahrt statteten wir der bekannten Benediktinerabtei Santa Maria di Pomposa einen Besuch ab. Ihre Gründung und die schwere Arbeit der Mönche bei Trockenlegung und Urbarmachung der Po-Delta-Sümpfe hat das Leben im Mittelalter und danach erst möglich gemacht und die Besiedelung des Po-Deltas vorangetrieben. Schon seit dem 7. Jahrhundert existierte das auf einer fruchtbaren Insel im Sumpf gegründete Kloster, das schnell zum kulturellen Mittelpunkt wurde. Der Überlieferung hat hier der Mönch Guido von Arezzo im 11. Jahrhundert die moderne Notenschrift erfunden. Imposant ist der Backsteinbau der frühromanischen Klosterkirche, der noch aus der Gründungszeit stammt. Verblüffend gut erhalten und höchst beeindruckend sind seine riesigen Fußbodenmosaike aus dem 11. Jahrhundert aber auch herrliche Fresken aus dem 14. Jahrhundert, die die Wände bedecken. Weiches Abendlicht brachte die Farben und Formen in der Klosterkirche sehrt gut zur Geltung, während der 48 m hohe Campanile bereits lange Schatten warf.
Von der Abtei brachte uns der Bus zurück zum Abendessen in unserem Hotel.


Milano Marittima - Ravenna - Ferrara - Nogarole Rocca: 11.Tag, 16. Oktober 2017:

Heute früh ging es schon in Richtung Norden und damit Richtung Heimat! Wir fuhren nach Ravenna, jener oberitalienischen Stadt mit großer historischer Bedeutung, die zu den vornehmsten Kunstätten im italienischen Norden zählt. Nach der römischen Reichsteilung von 395 n. Chr. war sie eine der Residenzen und Hauptort des Weströmischen Reiches. In zur Hauptstadt des Gotenreiches, bis schließlich byzantinischer Einfluss bestimmend wurde. Ihren UNSCO-Welkulturerbe-Status bekam sie von den einzigartigen Kunstschätzen, vor allem den berühmten Mosaiken von Ravenna, die allesamt auf die Kunsttraditionen und den Einfluss der Künstlerschulen aus Byzanz zurückgehen.
Zunächst trafen wir unsere Stadtführerin, um erst einmal nach außerhalb zu fahren. Die bedeutende Kirche Sant'Apollinare liegt in Classe, einst in seiner Bedeutung als Hafenort und Liegeplatz der römischen Kriegsflotte bedeutender als Ravenna. Daher gibt es hier auch eine so bedeutende Kirche, mit deren Bau schon im 6. Jahrhundert n.Chr. begonnen wurde. Später bekam sie einen zylindrischen Glockenturm, 500 Jahre jünger, zur Seite gestellt. Unübertrefflich ist die Ausschmückung des Innenraums dieses bedeutenden Sakralbauwerkes. Fresken schmücken die Wände und ein monumentales Mosaik, ausgeführt mit der größten Kunstfertigkeit, die man im byzantinischen Einflussgebiet finden kann, füllt die Wandfläche der Apsis. Charakteristisch ist die Darstellung von Christus als „guten Hirten", ungewöhnlich aber, wenn auch thematisch passend, der ihm zur Seite gestellte Kirchenpatron Apollinarius mit zahlreichen Schafen.

Theoderich-Grabmal

Unser nächster Besuch galt dem wohl bekanntesten Bauwerk von Ravenna, dem am Stadtrand gelegenen Grabmal von Theoderich dem Großen. Noch zu Lebzeiten des Gotenkönigs errichtet, der 526 n.Chr. in Ravenna starb, geben seine Ausführung und die Symbolik sowie die Umstände seiner Errichtung Rätsel auf. Kunst- und Architekturhistorisch nie ganz geklärt werden konnten die Fragen, ob das Grabmal ein Rundbau ist oder auf zehneckigem Grundriss errichtet wurde und ob die 11 m im Durchmesser betragende Kuppel, die nach unterschiedlichen Angaben 150 - 300 Tonnen schwer sein soll, tatsächlich aus einem einzigen Block istrischen Kalksteins gehauen wurde.
Wir konnten das Grabmal aus mehreren Perspektiven sehen, die strittigen Fragen aber auch nicht lösenDann erkundeten wir die Altstadt von Ravenna zu Fuß. Nach kurzem Besuch einer Kirche, deren Errichtung man auf die spätrömische Regentin Galla Placidia zurückführt gelangten wir zu einem weiteren berühmten und sehr oft besuchten Bauwerk Ravennas, das allerdings auf den ersten Blick etwas unscheinbar wirkte.

Ravenna

Die Taufkapelle der Arianer entstand zur Zeit König Theoderichs und besitzt vor allem für Religion und Kunstgeschichte große Bedeutung, wurde sie doch, vom Gotenkönig, der selbst dieser Glaubensrichtung angehörte, begünstigt, zum geistlichen Zentrum der von den Katholiken als Häretiker und Abtrünnige verfemten Glaubensrichtung der Arianer. Das Besondere an dem kleinen achteckigen Backsteinbau zeigt sich erst im Inneren: er birgt ein wundervolles Mosaik an der Decke, das die Taufe Jesu Christi zeigt. Darunter im Boden, später bei der katholischen Nutzung der Taufkapelle mit einer Steinplatte verschlossen, befand sich ein tiefes Becken zur Ganzkörper-Taufe. Nach der Besichtigung der arianischen Taufkapelle gingen wir weiter zur malerischen „Piazza del Popolo". Der „Volksplatz" bildet den Mittelpunkt des historischen Ravenna, an dem man nicht nur das hübsche Rathaus aus dem 17. Jahrhundert findet, vor dem man die beiden Stadtheiligen auf Granitsäulen platziert hat, sondern auch das Verwaltungsgebäude des „Palazzo Veneziano", errichtet während der Herrschaft Venedigs hier. Später gehörte Ravenna aber zum Kirchenstaat, während dessen konservativer Verwaltung zwar nichts passierte, aber daher auch keine Kriege oder Zerstörungen über die Stadt hinweggingen.
Ravenna blieb erhalten und von seinem Zentrum aus konnten wir uns in unserer Freizeit im Zentrum der Kunststadt umsehen - um beispielsweise das nahegelegene Grabmal des berühmten Renaissancedichters Dante Alighieri zu entdecken.
Wir verließen Ravenna in Richtung Nordwesten, um zum letzten Besichtigungsziel unserer Reise zu gelangen.

Ferrara

Auch die Kunststadt Ferrara steht auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Torquato Tasso, der berühmte Dichter, dem Goethe in der deutschen Literatur mit seinem bekannten Schauspiel ein bleibendes Denkmal setzte, wirkte am Herzogshof von Ferrara.
Die Stadt, einst am Fluß Po gegründet, bevor dieser seinen Lauf änderte, wuchs rasch zu einem Wirtschafts- und Kulturzentrum. Sie besitzt eine der ältesten Universitäten Europas sowie eine der längsten Befestigungsanlagen Europs - die neun Kilometer lange Stadtummauerung ist noch fast komplett erhalten, genau wie der Kern der Stadt in wundervoller Renaissance.
Direkt neben dem gewaltigen Stadtschloss Castello Estense konnten wir aussteigen und sogleich die malerische Burg der Adelsfamilie d'Este in Augenschein nehmen. Für die meisten der italienischen Stadtstaaten sind eine oder mehrere Adelsfamilien historisch führend - wie die Medici in Florenz, die Sforza in Mailand oder die Montefeltro in Urbino: und für Ferrara sind es die d'Este.
Für den Entwurf der Anlage ihrer Hauptstadt verpflichteten sie den Hofarchitekten Biagio Rossetti und seine Erweiterung des Stadtkerns von Ferrara gilt heute in der Architekturgeschichte als die erste moderne Stadtplanung der Welt. Kein Wunder also, dass Schönheit und Autenthizität des historischen Kerns von Ferrara dem Ort einen Platz in der UNESCO auf der Weltkulturerbe-Liste einbrachte. Die Burg, errichtet ab 1385 und vollendet erst Ende des 16. Jh., gilt als eines der größten Backsteinschlösser der Welt. Dicht daneben konnten wir uns den Savonarola-Platz besehen, benannt nach dem hier geborenen Bußprediger, den man später in Florenz als Ketzer verbrannte. Hier um den Platz und zwischen Burg und Dom liegt der Mittelpunkt der Stadt mit den meisten historischen Gebäuden. Der Dom San Giorgio aus dem 12. - 14. Jahrhundert trägt eine wundervolle Schaufassade aus weißem Marmor und geprägt vom lombardisch-romanischen Stil. Leider war gerade das für uns kein Thema, denn die gesamte Westseite war eingerüstet und gab nicht den kleinsten Blick frei. Schade - doch zumindest konnten wir an den unverhüllten Seiten des Domes die ungewöhnliche an die Wand anschließende Händler-Galerie sehen.
Eine kurze Führung zeigte das Zentrum Ferraras, dann hatten wir genügend Zeit zu einem Bummel auf eigene Faust, z.B. mit Besuch des Domes.
Von Ferrara aus ging es mit dem Bus weiter nach Norden, in unser letztes Hotel nahe der Stadt Mantua.


Nogarole Rocca - Brenner - Heimreise: 12. Tag, 17. Oktober 2017:

Auch von Italien mussten wir uns heute verabschieden. Rasch waren wir auf der Brenner-Autobahn, durchquerten Südtirol und waren dann auf dem weg über den Brenner und durch Österreich. Wir durchquerten das Bundesland Tirol, erreichten die deutsche Grenze und fuhren durch Bayern in Richtung Sachsen. Am Abend kam dann - noch in Bayern - der erste Ausstieg unserer Reisergäste und schon wenig später endete die Reise für alle da, wo sie begonnen hatte: zu Hause!

Epilog

Zwölf Tage voller Erlebnisse, die Bekanntschaft mit drei Ländern, einer reichen Fülle an Kulturzeugnissen - viele davon mit Weltrang - und das Durchfahren der unterschiedlichsten Landschaften - all das sorgt für eine große Vielfalt an Erlebnissen. So wird die Unternehmung, durch mehrere Länder „rund um die nördliche Adria" zu fahren, viele bleibende Erinnerungen hinterlassen, zumal alle Wettergötter der Illyrer, Römer, Slawen und der dieses Mal sehr wohlgesonnene Petrus auf unserer Seite waren!
Für viele enthielt diese Reise eine Fülle von Anregungen und ich freue mich schon auf's nächste Mal. Richtig zu reisen macht Spass - kommen Sie ruhig (wieder) mit!
Viele liebe Reisegrüße
Ihr Dr. Michael Krause

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Lieber Herr Dr. Krause, ich danke für die Übermittlung der Daten (Bericht und Bilder). Da ich selbst einen Reisebericht geschrieben viel fotografiert habe, habe ich Ihre Bilder nicht so sehr nutzen können, nehme Ihren Verlaufsbericht aber gern als Ergänzung an. Ich stelle Ihnen gern zu einzelnen Orten oder Objekten meine Bilder (nach Anfrage) zur Verfügung.
Mit Dank für Ihre gute Informationsvermittlung während der Fahrt - Ihr W.Loosch

w.Loosch
27.10.2017