Reisebericht: Rundreise Kuba – Zigarren, Rum & Karibik

05.04. – 18.04.2012, 14 Tage Rundreise Havanna – Vinales–Tal – Cienfuegos – Topes de Collantes – Trinidad – Santa Clara – Cayo Santa Maria


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Über 2300 km reisten wir durch Kuba und erlebten eine Insel voller Gegensätze. Paradisisch und abenteuerlich zugleich. Ein einzigartiges Land, dessen Mischung aus Sonnentraum und Sozialismus jede Reise zu einem ganz besonderen Erlebnis macht.......
Ein Reisebericht von
Peter Rudolph

Reisebericht

1.-2.Tag: Anreise.
Mit einer halben Stunde Verspätung hebt unser Flieger von Berlin-Tegel ab. 12 reiseerfahrene Gäste starten mit mir nach Madrid, von wo aus wir noch einen 10-stündigen Flug über den großen Teich vor uns haben. Nur wartet die Maschine in Madrid die Verspätung nicht ab, obwohl es dieselbe Fluggesellschaft ist. Obwohl sie noch am Gate steht, kommen wir nicht mehr hinein und übernachten in einem Vorort von Madrid. So werden wir und Iberian Airlines keine Freunde. Selbstverständlich entstehen für die EHT und GSR Gäste hierdurch keine zusätzlichen Kosten für Verpflegung und Unterkunft. Die und den Transfer organisiere ich schnell am Schalter von Iberian und am nächsten Tag geht es endlich weiter. Abends kommen wir in Havanna an, und nach längeren Kontrollen erwartet uns Antonio, unser Reiseleiter vor Ort am Flughafen. Im klimatisierten Reisebus gelangen wir ins Hotel, wo sich alle alsbald zur Ruhe begeben.


3. Tag: Viñalestal.
Unsre erste Tour führt uns ins wunderschöne Tal von Viñales im Westen der Insel.  Dieses ist durch bucklige Kalksteinhügel, den so genannten Mogotes geprägt, die der Landschaft ein besonderes Aussehen verleihen. Hier besichtigen wir die Cueva del Indio, eine gewaltige Tropfsteinhöhle, die wir zu Fuß und mit dem Boot erkunden. Nach einem Essen mit reichlich Schweinefleisch und dem traditionellen Gericht moros y christianos (Mohren und Christen) - Reis mit schwarzen Bohnen - besuchen wir einen Tabakbauern und schauen ihm unter trocknenden Tabakblättern beim Zuschneiden und Drehen der Blätter zu. Nachdem wir vom Aussichtspunkt Los Jazmines einen schönen Blick über das Tal genossen haben statten wir am Ende der Tour der Mural de la Prehistoria einen Besuch ab. Es ist eine riesige Felswand, die komplett mit Szenen aus der Entwicklung des Lebens recht grell bemalt ist.
4. Tag: Havanna und Hemmingway.
Wir beginnen den Tag mit einer Rundfahrt durch Havanna. Durch das Botschaftsviertel Miramar gelangen wir zur Universität und von dort aus zum Revolutionsplatz, an dem sich alle wichtigen Ministerien und der Regierungssitz befinden. Markant ist das riesige Denkmal mit der davor stehenden Statue des




 











Nationalhelden José Marti. Unsere nächste Station ist die Finca La Vigia, in der Hemingway lange Zeit lebte - für jeden Fan des Schriftstellers ein Muß. Auch Hemingways Yacht "Pilar" ist hier zu sehen. Zum Mittagessen begeben wir uns in das Fischerdorf Cojimar, wo Hemingway seine Inspiration für sein Nobelpreis-Werk "Der alte Mann und das Meer" bekam und das als Kulisse für den gleichnamigen Spielfilm mit Spencer Tracy diente. Zurück in Havanna beginnt unser Stadtrundgang im Rum-Museum mit einer sehr informativen Führung. Danach schlendern wir zu Fuß durch die Gassen der Altstadt und über die wichtigsten Plätze. Hier ist, dank der UNESCO alles fein restauriert, denn die Altstadt steht auf der Welterbeliste. Wir beenden den Besuch in der Bar "Bodeguita del medio", wo auch wir wie Hemingway einen Mojito genießen. Auf dem Weg zum Bus kommen wir am Hotel "Ambos Mundos" vorbei, jedoch hat das Zimmer, in dem der Dichter einst logierte, heute aus unerklärlichen Gründen geschlossen. Im Bus fahren wir auf der Uferpromenade, dem Malecon, zum Hotel. Und hier sieht man leider kostbare alte Bausubstanz verfallen.





 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
5. Tag: Cienfuegos.
Auf der Fahrt nach Cienfuegos besuchen wir die Fiesta Campesina und sehen dort nicht nur einen kleinen Zoo mit zugehörigem botanischen Garten, sondern genießen auch frisch gepressten Zuckerrohrsaft. Cienfuegos ist eine hübsche Stadt mit lebendiger Fußgängerzone und dem alten Teatro Tomás Terry, in das wir selbstverständlich hinein schauen. Hier findet auch der Besuch eine Zigarrenfabrik statt, denn jene in Pinar del Rio hatte, wie es in Kuba öfters vorkommt, aus unerklärlichen Gründen geschlossen. Eine besondere Architektur im maurischen Stil bietet der Palacio del Valle, ehemals Wohnsitz eines reichen Zuckerbarons. Hier lassen wir uns auf der luftigen Terrasse einen Cuba libre schmecken. Das Mittagessen nehmen wir unter dem stilvollen Ambiente des ehemaligen Yachtclubs auf der Punta Gorda mit Blick auf die Bucht ein. Am frühen Abend beziehen wir unser Hotel. "La Union" aus dem 19. Jh. war und ist das erste Haus am Platz und besticht durch eine schöne Historismus-Architektur mit schmiedeeisernen Geländern und zwei Atrien. Es liegt mitten in der Stadt und von der Terrasse aus überblickt man diese nach allen Richtungen. Hier finden wir uns alle abends in der Bar ein und lassen den Tag gemütlich ausklingen.




6. Tag: Trinidad.
Ein weiteres Weltkulturerbe ist die Stadt Trinidad. Hier ist es wesentlich heißer als in Havanna. Die Kolonialarchitektur der schön restaurierten Altstadt hat klimagerecht riesige Fenster mit schönen Vergitterungen, sodaß ein kühles Lüftchen alle Räume durchfluten kann. Wir schauen in das Museum und auf die Plaza major, trinken einen Canchánchara in der gleichnamigen Bar und lassen uns das Mittagessen im schönen Innenhof des Restaurants El Mesón del Redigor schmecken. In freier Zeit schlendern wir über einen Markt, auf dem es alles gibt, was man als Andenken aus Kuba mitbringen kann. Man wird hier permanent von Zigarrenverkäufern auf der Straße angesprochen. Von diesen sollte man allerdings nichts kaufen, sondern Zigarren nur in ausgewiesenen Läden, sonst läuft man Gefahr, das Geld für getrocknete Bananenblätter auszugeben. Auch für einen Besuch in der Kirche mit ihrem







mahagoniverziertem Altar ist noch genügend Zeit. Danach setzen wir unsere Reise ins Escambraygebirge fort, wo wir im Hotel Los Helechos mitten in den ausgedehnten Wäldern logieren werden.
7. Tag. Topes de Collantes.
Ein weiteres Highlight steht heute an. Mit einem LKW fahren wir in den Urwald. Hier unternehmen wir eine Wanderung in den Nationalpark von Guanayara. Mit einer Botanikerin namens Mercedes beginnen wir auf einer Kaffeeplantage und wandern über steile Wege und enge Stege immer weiter in den Wald, bis zum Roccio Wasserfall. Der Fluss hat ein großes Wasserbecken ausgehöhlt, das uns bei der Hitze eine herrliche Erfrischung bietet. Ungetrübter Badespaß mitten im Dschungel - einfach ein herrliches Erlebnis.


Und dann setzt sich auch noch der Nationalvogel Kubas photogen in Szene, ein Tokororo in den Farben der Flagge - was will man mehr?  Unsere Wanderung endet zum Mittag im Waldrestaurant La Gallega, bei dem wundersam blühende Bäume und auch Sternfrüchte wachsen. Zum Abend essen wir  im Restaurant "Mi Retiro" auf luftiger Terrasse. Alle empfinden es als sehr wohltuend, dass hier ausnahmsweise mal keine Musiker zum Essen aufspielen. Das würde auch die herrliche Ruhe mitten in der Natur stören. Man muss dazu aber wissen, das Kubaner ohne Musik eigentlich nicht leben können. 24 Stunden am Tag klingt sie mal lieblich, mal dröhnend aus


allen Haushalten, Bars, Restaurants und auf den Straßen. Manchmal denke ich: Stellt man den Kubanern die Musik ab, fallen alle auf der Stelle tot um. Im Hotel "Los Helechos" aber spielt ein Trio so lieblich und unaufdringlich. Die Sängerin hat, da sind sich alle einig, eine so außergewöhnliche Stimme, dass ich mir sogar eine CD von ihnen kaufe.
8. Tag. Cayo Blanco vor Trinidad.
Aus den kühlen Bergen gelangen wir ins heiße Klima am karibischen Meer. Mit einem Katamaran schippern wir eine Stunde übers Meer. Die Sonne brennt, aber es ist ein Sonnensegel aufgespannt. Getränke gibt es, soviel man will. Man muss es ja nicht so ausarten lassen wie die beiden Hawaiianer neben uns - da höre ich nach dem 12. Bier auf zu zählen....dem Leibesumfang nach zu urteilen, scheinen die das wohl gewöhnt zu sein. Wir erreichen Cayo Blanco, ein Kalkstein- und Mangroveneiland einsam im karibischen Meer. Wer nicht schnorcheln will, geht nun schon an Land. Alle anderen springen nach einer eindringlichen Belehrung durch den Kapitän am Riff ins Wasser und schnorcheln. Wir sind begeistert. Es ist, als schwämme man durch ein Aquarium. So viele bunte Fische - und keiner dabei, der mich mit seinem Mittagessen verwechselt. Wer mit dabei war, ist rückhaltlos begeistert! Zurück auf dem Eiland gibt es ein Buffet aus Salat, Obst und Paella. Das Inselchen ist unbewohnt und es gibt hier nur das Restaurant mit Toilette und Funkstation. Dafür aber tausende von Einsiedlerkrebsen und auch Leguane, die sich zum Essen einfinden. Alles wird ausgiebig photographiert. Die Sonnenstühle stehen leider an einem Strandabschnitt, der sehr steinig ist. Zudem ist hier das Wasser auf hunderte von Metern nur knietief. Wir entdecken jedoch, dass man vom Bootsanleger aus gut in fast 2 m tiefes Wasser kommt und problemlos unter karibischer Sonne baden kann. Dann schrillt eine Trillerpfeife vom Katamaran, mit welcher der Kapitän zum Aufbruch bläst.


Wir reisen zurück nach Trinidad in unser Hotel außerhalb der Stadt. Fernando, unser Fahrer, hat Wasser besorgt. Normalerweise mache ich das, aber mein heutiger Versuch an einem Tankstellenladen schlug fehl. Es war einfach kein Wasser da. Auch damit muss man in Kuba rechnen und immer Lösungen für alles finden.
9. Tag. Stanta Clara -Sancti Spriritus - Remidios.
Unsere Reise führt uns zum Denkmal und Memorial von Che Guevara in Santa Clara. In der Tat wird er verehrt wie ein Heiliger. Ein eigenes Museum für ihn und seine Kampfgefährten ist angeschlossen. Bombastische sozialistische Denkmalarchitektur lässt die Menschen winzig erscheinen. In der Tat haben die Spanier und die USA, wie auch Franzosen und Briten Kuba und seine Menschen so behandelt, dass jede Alternative wie eine Erlösung schien - und das erklärt alles. Am Bus kommen zerlumpte und abgemagerte Alte auf uns zu und betteln um unsere leeren Plastikwasserflaschen. Wir denken, dass diese bestimmt nicht zu den 99,9% der Kubaner gehören, die hier sehr zufrieden sind, wie es uns Antonio glauben machen will. In Sekundenschnelle ist die Polizei da und scheucht alle fort. Touristen werden hier gut behütet ;-)   Wir reisen nach Sancti Spiritus und staunen wieder über die schöne Architektur. Die Stadt ist voller Leben und schön aufgehübscht. Es gibt auch einen Bauernmarkt, wo Händler ihre Produkte in freier Preisgestaltung feilbieten. Das Essen im Restaurant "La Plaza" findet allgemeine Anerkennung, denn das Rindfleisch ist sehr angenehm gewürzt. Mitunter kann man nämlich vor allem bei Hühnchengerichten puren und unverfälschten Hühnergeschmack genießen, dessen gaumenfreudiges Aroma durch kein einziges Körnchen Salz in Mitleidenschaft gezogen wird. Aber es steht immer eine Menage auf den Tischen. Nun begeben wir uns nach Remidios, eine der ältesten Städte Kubas, die schon 1514 von Velazques gegründet wurde. Die Kirche wartet mit einem einzigartigen barocken Altar aus Zedernholz auf. Die Stadt ist klein und außer dem Hauptplatz mit zwei Kirchen ist alles recht schnell gesehen. So bleibt noch Zeit, im Cafe "Le Louvre" ein Getränk zu sich zu nehmen, bevor wir unseren Badeurlaub antreten.


 


10./11. Tag. Cayo Santa Maria.
Es ist Badeurlaub angesagt! Nach 1900 km Fahrt haben sich Antonio und Fernando verabschiedet. Es gibt Bereiche in Kuba, wo sie nicht hin dürfen. Wir rätseln, warum das so ist, und warum sie tatsächlich nach dem check in höflich, aber eindringlich aufgefordert werden, wieder wegzufahren. Vielleicht, damit so wenig Kubaner wie möglich den Überfluss sehen, der uns dort empfängt? Man erreicht Santa Maria über einen Straßendamm nach Kontrolle durch Polizei und Militär und sieht zwischen den Mangroven hier und


da die Hotelanlagen. Unsere Anlage "Sol Santa Maria" besteht aus Bungalows, die man erreicht, wenn man die offene Lobby und die Poollandschaft nebst Wechelstube und Shoppingmeile passiert hat. Die Gäste werden mit einem Boy zu den Bungalows gefahren. Die Bungalows sind groß und sauber. Mehrere Bars und Restaurants lockern die Anlage auf. Der Strand ist wie aus dem Katalog. Weiß mit türkisblauem Meer davor. Dazu ein Speiselokal in dem dreimal täglich 12 warme Gerichte neben Kuchen-, Eis-, Wurst-, Käse-, Brot-, Yoghurt-, Fisch-, Salat-, Kuchen-, und Obstbuffet angeboten werden. Leben wie Gott auf Kuba! Zudem bereiten 3 Köche noch extra Speisen auf ihren Kochplatten zu. Das ist purer Luxus und manch einem schwant, warum hier nicht jeder Kubaner hin darf.


Das ist nicht Kuba. Wer nur hier seinen Urlaub verbringt, darf nie sagen, das er in Kuba war - Wir aber sehr wohl, denn wir haben das Land bereist und gesehen. Und nun schwimmen wir im wohltemperierten Atlantik und entspannen wohlverdient.
 
 
12.-14.Tag.Havanna - Heimflug.

Leider geht's schon wieder fort aus Santa Maria. Wir haben ca. 450 km vor uns bis Havanna. Für den letzten Tag organisiere ich eine Oldtimer-Rundfahrt durch Havanna. Mit einem Buick, einem Chevrolet, einem Dodge und einem Ford Baujahr 1955-1957 geht es in die Stadt. Alles Cabriolets! Für Kuba typisch mit einer halben Stunde Verspätung, aber dafür mit Jamina, die Germanistik studiert hat und bestes Deutsch spricht. Wir sehen die "Alte Dame der Karibik" nochmal von einer anderen Seite und halten auch in der grünen Lunge der Stadt. Vorbei am Cemetario de Colon geht es auf die Festung El Morro, von wo aus wir einen wunderbaren Blick auf die Stadt haben. Der zweite Rundgang durch Havanna führt uns auch in die Kathedrale und zu guter letzt bekommen wir auch noch das Zimmer von Hemingway zu Gesicht, und nicht nur das: Auf der Terrasse vom "Ambos Mundos" nehmen wir noch einen Snack und brausen danach in vollen Tempo über den Malecon zum Hotel zurück.
Abends heißt es Abschied nehmen von Kuba. Wegen der Zeitverschiebung werden wir sechs Stunden älter als alle anderen, und holen dafür die Verjüngung beim Hinflug auf! Eine erlebnisreiche Reise geht in Berlin zu Ende.
Im Flugzeug spricht mich ein Kubaner an, der in Berlin arbeitet und seine Heimat besucht hat. Er fragt mich, wie ich Havanna finde? Ich frage zurück: Du meinst die alte Dame der Karibik, die so schön ist? Er lacht und sagt ja, die so schön sein könnte, aber seine Familie wohnt nicht im UNESCO- Welterbe. Wir verstehen uns wortlos und schauen uns wissend an.......

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