Reisebericht: Rundreise Island – Feuerwerk der Naturwunder

03.08. – 10.08.2010, 8 Tage Rundreise mit Reykjavik – Akureyri – Myvatn – Ostfjorde – Höfn – Vatnajökull – Vik – Goldener Kreis


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Brodelnde Vulkane und erkaltete, bizarre Lavafelder, graubraune, glucksende Schlammquellen, weißgrau glitzernde Gletscherzungen, schwarzsandige Strände und gelbgrüne Vegetationsinseln in einer rauen, unwirtlichen Welt- herzlich Willkommen auf Island!
Ein Reisebericht von
Ralf Mehnert
Ralf Mehnert

Reisebericht

03.08.2010 Berlin - Reykjavik
 
Der Tag der Abreise nach Island war gekommen. In Anbetracht der teilweise recht hohen Temperaturen der vergangenen Wochen in Deutschland ging mir beim Packen meines Koffers folgender Vergleich durch den Kopf: Von „Heißland“ nach „Eisland“…
So jedenfalls stellte ich mir die zu erwartende Umstellung gedanklich vor.
Vom Eberhardt-Haustürtransferservice pünktlich zum Dresdner Flughafen gebracht, bestieg ich dort unseren bereitstehenden Transferbus nach Berlin-Schönefeld und begrüßte gleichzeitig einen Teil meiner Reisegruppe. Den anderen Teil sollte ich direkt in Berlin treffen. Nach einer entspannten Fahrt mit zwei kurzen Stopps erreichten wir den Schönefelder Flughafen, wo ich zweiten Teil meiner Reisegruppe begrüßte. Nach dem wir alle Koffer eingecheckt hatten, gingen wir gemeinsam ins „Mövenpick“-Restaurant zum Abendessen. Man erwartete uns schon in einem eigens für uns reservierten Raum und schön gedeckten Tischen. Am leckeren italienischen Buffet konnten wir uns dann stärken und die Zeit bis zum Abflug in angenehmer Atmosphäre verbringen. Um 22:00 Uhr begaben wir uns dann gestärkt und voller Vorfreude zum Abfluggate. Nach einem ruhigen, ereignislosen Flug mit Icelandair landeten wir um 00:10 Uhr Ortszeit auf dem Flughafen Keflavik. Das gute an einer Zeitverschiebung ist, man landet unter Umständen beinahe eher als man abgeflogen ist. Mit etwas guter Planung und dem „richtigen“ Flug kann man dann seinen Geburtstag zweimal feiern, inklusive Geschenke…
Die Insel, die noch vor wenigen Monaten durch den Ausbruch des Eyjafjallajökull die internationalen Handels- und Transportwege in der Luft nutzlos gemacht und damit weite Teile Europas in eine Schockstarre versetzt hatte, begrüßte uns - nächtlich, friedlich, freundlich… WOW! Da waren wir also. Das isländische Abenteuer konnte beginnen. Doch halt, zuvor mussten wir noch mal eben schnell nach Reykjavik, um wenigstens für ein paar Stunden unsere müden Häupter im Hotel auf ein Kissen zu betten. Der Mensch ist im Gegensatz zur Natur halt unvollkommen…     
 
04.08.2010 Reykjavik - Pferdehof - Akureyri
 
Nach einer kurzen Nacht und einem stärkendem Frühstück konnte unsere Rundreise durch das Land der Elfen, Trolle und Geysire beginnen. Im Unterschied zu einigen anderen Reisegruppen wollten wir die Insel rechts herum, im Uhrzeigersinn, entdecken und erkunden. Das Ziel unserer ersten Tagesetappe war die „Hauptstadt des Nordens“, Akureyri, fast am Polarkreis gelegen, und doch mit einem erstaunlich milden Klima gesegnet. Nach der Begrüßung durch unsere örtliche Reiseleiterin Rosa verließen wir die isländische Hauptstadt und fuhren entlang der Westküste durch den sechs Kilometer langen Walfjord-Tunnel nach Borganes, einem Verkehrsknotenpunkt im Nord-West-Verkehr. Das Wetter zeigte sich von seiner sonnigen Seite und die vorbeiziehende Landschaft verlangte unsere ganze Aufmerksamkeit. Trotz der relativ kargen Vegetation wurde das Auge immer wieder von anmutigen Tälern, schroffen Bergrücken und malerischen Wasserläufen gefesselt. Schafe, als helle Farbtupfer in einer grau-braun-grünen Umgebung, und vereinzelte Kühe waren meistens die einzigen erkennbaren Lebewesen auf unserem langen Weg gen Norden. Dank der dünnen Besiedelung und der faszinierenden, intakten Natur stellt sich Island uns stress- und lärmgeplagten Mitteleuropäern als Oase der Ruhe und Beschaulichkeit dar, es katalysiert die antrainierte Reizüberflutung und verlangsamt unser rastloses körperlich-seelisches Engagement auf ein gesundes und ausgeglichenes Maß. Im weitläufigen Tal Nordurádalur angekommen, besichtigten wir den erloschenen Krater Grábrók.
 


Über Holzstufen und teils unbefestigte Schotterwege gelangte man zum Kraterrand, von wo aus man einen wunderbaren Blick in die Umgebung hatte. Anschließend führte uns unsere Fahrt über die Hochebene Holtavörduheidi in das bekannteste Pferdezuchtgebiet Islands. Auf einem Pferdehof wurde wir schon zu einem kleinem Mittagsimbiss erwartet (es gab eine leckere Suppe, selbstgebackenes Brot, ein Salatbuffet und Kaffee) und hatten danach die Möglichkeit, uns auf dem Pferdehof umzuschauen und die vielgerühmten Island-Pferde einmal aus der Nähe zu betrachten. Nachdem wir uns auf dem Pferdehof gestärkt und uns bei den netten Gastgebern bedankt hatten, setzten wir unsere Fahrt Richtung Akureyri fort.
 
Das Wetter wechselte jetzt langsam von sonnig zu kühl-regnerisch, was unserer Begeisterung für die vorbei fliegende Landschaft aber keinen Abbruch tat. Unsere Reiseleiterin Rosa erzählte Geschichten über die mythologischen Gestalten der Vergangenheit, über die Legenden der Wikinger, über Elfen und Trolle. Nach mehr als 400 Kilometer Busfahrt erreichten wir unser Quartier für die nächsten zwei Nächte, das Edda-Hotel in Akureyri, welches zentrumsnah in unmittelbarer Nachbarschaft des botanischen Gartens gelegen ist. Nach dem jeder sein Zimmer bezogen und sich von der langen Fahrt etwas frisch gemacht hatte, erwartete uns ein leckeres Buffet im Hotelrestaurant, an welchem es auch Walfleisch zum probieren gegeben hat. Apropos Walfleisch; Ein Teil der Gruppe entschied sich kurzfristig und spontan dafür, zu einer Walbeobachtung in den Eyjafjördur hinauszufahren. An Bord des Schiffes ging es in kälteabsorbierende Overalls gehüllt zur, rein optischen, Jagd auf die Giganten der Meere. Leider ließen „Moby Dick“ und Geschwister nur zweimal kurz die Flossen blitzen...
Der andere Teil der Gruppe bummelte noch etwas durch das beschauliche Zentrum von Akureyri, bevor alle müde und erfüllt von den Eindrücken des ersten Tages ins Bett fielen.
 
05.08.2010 Rundfahrt im Myvatn-Gebiet
 
Nach einer erholsamen Nachtruhe und einem ausgiebigen Frühstück stand heute eine Rundfahrt durch eines der schönsten Gebiete Islands an. In dem vulkanisch aktivsten Gebiet rund um den See Myvatn (Mückensee) erwarteten uns beeindruckende Naturschauspiele. Obwohl der Himmel am frühen Morgen noch bedeckt war, begannen wir voller Hoffnung auf einen wunderschönen Tag


unsere Rundfahrt. Unser erster Halt führte uns zum sagenumwobenen „Götterfall“ Godafoss, wo im Jahre 1000 mit der Hinwendung zum Christentum heidnische Götterstatuen dem Wasserfall übereignet wurden. Anschließend fuhren wir zum See Myvatn, der als viertgrößter Binnensee Islands Heimat für tausende Vögel und fast alle isländischen Entenarten ist. Obwohl das ihn umgebenden Land dank zahlreicher vulkanischer Aktivitäten meist karg und vegetationslos ist, haben sich an einigen Stellen grüne Inseln in Form von Weiden und Wiesen behauptet, wie von Mutter Natur erzwungen, um dem staunenden Auge des Betrachters farbliche Abwechslung zu offerieren.
 
Dazu passend hat sich das Wetter vorbehaltlos auf unsere Seite geschlagen und verwöhnt uns jetzt mit warmen Temperaturen und einem klarem, sonnigen Himmel. Wir fahren weiter in das Gebiet des Vulkans Krafla, wo wir eine einstündige Kraterwanderung über größtenteils gut begehbare und befestigte Wege unternehmen bevor es weiter in das Hochtemperaturgebiet Námaskard geht, wo wir, aus dem Erdinneren zischend, brodelnd und glucksend, begrüßt werden. Kochende, graubraune Schlammguellen, Solfatare, deren beißender Schwefelgeruch einem suggeriert, das Deodorant der Unterwelt zu inhalieren sowie die aus dem Erdinneren aufsteigenden Dampfsäulen und Rauchschwaden, welche den Betrachter und Betreter unwillkürlich an den Tanz auf dem Vulkan denken lassen, faszinieren und beängstigen gleichermaßen. Nach diesem grandiosen Naturschauspiel genießen viele das milchig-blaue, warme Wasser der „kleinen blauen Lagune“ im „Myvatn Nature Baths“, einem Freiluftpool


inmitten der kargen Vulkanlandschaft, um zu entspannen und zu genießen. Ausgeruht geht es weiter in das Lavalabyrinth in Dimmuborgir. Bizarre Lavaformationen und ein sehr schön angelegter und gepflegter Rundweg laden zu einem Spaziergang ein. Auf dem Rückweg nach Akureyri stoppen wir noch ein letztes Mal im Gebiet des Mückensees, um uns die geheimnisvollen Pseudokrater anzuschauen. Uns erwartet ein fantastischer Blick über den See, über und von den „unechten“ Kraterkegeln gleitet der Blick in eine Ferne voller Schönheit und Stille, eingerahmt von einem tiefblauen Himmel und langgezogenen, sanft gerundeten Bergrücken. Mit vielen außergewöhnlichen Eindrücken kehren wir an diesem Tag zu unserem Übernachtungsort zurück.
Den Abschluss bildet ein leckeres Abendessen in einem netten Lokal im Herzen Akureyris, welches wir nach einem kleinen Spaziergang einnehmen. Es gibt Sushi, gebackenen Kabeljau und zum Nachtisch ein Törtchen mit einer Kugel Eis.    
 
06.08.2010 Asbyrgi - Dettifoss - Ostfjorde


Heute verlassen wir die Hauptstadt des Nordens und fahren auf die Halbinsel Tjörnes. Nach dem uns gestern die Sonne den ganzen Tag begleitete, war der Himmel heute bedeckt und bescherte uns auch einige Regentropfen. Den ersten Stopp legten wir malerischen Fischerstädtchen Húsavík ein, dem Zentrum der Walbeobachtung in Island, Heimat eines Wal- und Phallusmuseums und eines kleinen, beschaulichen Hafens. Leider bleibt nur Zeit für einen kurzen, orientierenden Rundgang durch den Ort, bevor uns unser Bus entlang des Òxafjörds zum Àsbyrgi-Nationalpark bringt.


Die bizarre, namensgebende Felsenschlucht Ásbyrgi, die monumental die friedliche Landschaft durchschneidet, lässt sich am Besten zu Fuß erkunden. Ein kleiner Spaziergang durch ein Birkenwäldchen, eine Seltenheit auf Island, bringt uns direkt in das Herz des Nationalparks; umgeben von steil aufragenden Wänden eröffnet sich uns ein atemberaubender Blick in einen grünen Talkessel, so unerwartet und unwahr in diesem größtenteils baumlosen Land, dass man meint, die Insel verlassen haben zu müssen... Nächstes Ziel unserer Reise ist der gewaltige Wasserfall Dettifoss. Über eine Schotterstraße, wo sich Fahrzeuge nur rumpelnd und polternd fortbewegen können, gelangt man in eine völlig baumlose, von scharfkantigem Gestein und kraterähnlichen Erhebungen gekennzeichnete Landschaft. Dank dem Mut und der ausgezeichneten Fahrkünste unser sympathischen Busfahrerin gelangten wir zusätzlich noch zum Hafragilsfoss, einem kleineren, aber nicht minder beeindruckendem Wasserfall. Nach einem kurzen Fotostopp ging es dann weiter zum eigentlichen Highlight in dieser „Einöde“, dem   mächtigen Dettifoss. Wer die gewaltige Kraft der tosenden Wassermassen hautnah erleben möchte, begibt sich auf einen Abstieg zum Herzen des Falls; hier wo sich seit ewiger Zeit das Wasser mit Urgewalt in den Felsen gegraben hat, ist die Natur, nicht der Mensch, das Maß aller Dinge. Eine überaus wohltuende Erinnerung. Weiter geht es durch die eiszeitlich geprägte Landschaft zur Rast in das malerische Fleckchen Mödrudalor (mit Kirche, Rasthaus, Zeltplatz und Tankstelle im Holzhäuschen!), Irgendwo im Nirgendwo. Nach ein, zwei leckeren Krapfen und einer heißen


Schokolade fahren wir weiter durch eine ausgesprochene Mondlandschaft (angeblich haben hier tatsächlich die ersten Astronauten für die Mondlandung trainiert) mit kurzem Halt an einem „Wunsch“steingarten (sonst gab es hier tatsächlich überhaupt nichts, nichts, nichts außer nackte, braune Ebenen) zum heutigen Übernachtungsort Egilsstadir, malerisch gelegen an einem See und Verkehrsknotenpunkt im östlichen Island. Allein die Einwohnerzahl von 1700 relativiert das Wort Verkehrsknotenpunkt von der mitteleuropäischen Vorstellung in die isländische Realität. Deshalb kann man trotz „Verkehrsknotenpunkt“ hier überaus ruhig und entspannt schlafen. Auch hier schlafen wir wieder im Edda-Hotel, welches zwar einfach, aber sauber und angenehm ist. Zum Abendessen erwartete uns heute Fischpatè mit Salat und ein isländischer Lammbraten mit Kartoffeln, welcher sehr gut schmeckte. Wer wollte, drehte noch ein paar Runden durch den Ort, für weitere Aktivitäten fehlte es Egilsstadir aufgrund seiner Größe schlicht an Angeboten.
 
07.08.2010 Ostfjorde - Gletscherlagune - Kirkjubæjarklaustur
 
Nach einem zeitigen Frühstück nehmen wir heute die längste Strecke unserer Reise durch/rundum Island unter die „Räder“. Heute gilt es fast 500 km Wegstrecke entlang der Ostfjörde und den Ausläufern des gewaltigen Vatnajökull zurück zulegen. Unser nächster Übernachtungsort mit dem für uns unaussprechlichen Namen  Kirkjubæjarklaustur liegt tief im Süden und ist wie die meisten Orte Islands über die Ringstraße 1 zu erreichen. Schon zu Beginn unserer heutigen Etappe beginnt sich das Wetter einzutrüben und erste Regentropfen lassen wettermäßig nichts Gutes erahnen.


Wahrscheinlich haben wir die vergangenen Tage meteorologisch zu sehr gelobt... Auf der Fahrt nach Djupivogur halten wir in einem kleinen Ort namens Stödvarfjördur an einem außergewöhnlichen Museum, der größten privaten Stein- und Mineralsammlung der Welt, in „Petras Steinhaus“. Über viele Jahrzehnte sammelte die Namensgeber- und Inhaberin Steine und Mineralien aus ihrer isländischen Heimat, welche sie ab 1974 in ihrem Wohnhaus der interessierten Öffentlichkeit zugänglich machte. Das daraus entstandene „Wohnmuseum“ zählte im Laufe der Jahre schon mehrere hunderttausend Gäste und wird auch heute noch von fast jedem Islandtouristen besucht.
 
Auf unsere Fahrt gen Süden begleitet uns der befürchtete Dauerregen. In Djupivogur stärken wir uns mit einer leckeren Fischsuppe, schmackhaften Lachsbrötchen oder einem Stück Schokoladenkuchen, bevor es weiter entlang der Ostfjörde nach Höfn geht. Auch hier machen wir nur einen kurzen Stopp und eine kleine Stadtrundfahrt, wollen wir doch weiter in den Süden und endlich den Regen hinter uns lassen. Die mächtigen Ausläufer des Vatnajökulls, des größten europäischen Gletschers, ziehen an uns vorbei, ohne das wir deren imposante Erscheinung angemessen würdigen können; hindern uns doch Regen und Nebel an der Wahrnehmung der tatsächlichen Größe und Erhabenheit. Noch hoffen wir, unser nächstes Zwischenziel und Höhepunkt der heutigen Etappe, die Gletscherlagune Jökulsarlon, trockenen Hauptes erkunden zu können. Doch unsere Hoffnungen erfüllten sich leider nicht. Im Gegenteil. Ich hatte den Eindruck, wir hatten davor und danach nie wieder so starke Regenfälle während unserer Zeit auf Island, wie an diesem Punkt unserer Reise. Und das war umso bedauerlicher, gehört eine Fahrt mit dem


Amphibien-Fahrzeug auf der von Eisbergen gesäumten Lagune doch zu den absoluten Höhepunkten jeder Islandreise. Obwohl wir schon nach wenigen Minuten außerhalb des schützenden Busses durchnässt bis auf die Haut waren, wagten viele Unverzagte die Fahrt im offenen Amphibien-Fahrzeug durch die beeindruckende Eiswelt mit ihren blau glitzernden Eisbergen. Trotz der widrigen äußeren Umstände war es ein faszinierendes Erlebnis und wird so schnell nicht in Vergessenheit geraten. Immer weiter führte uns nun unsere Fahrt Richtung Süden, mächtige Gletscherzungen tauchten immer wieder aus dem nebligen Hinterland auf und so langsam besserte sich das Wetter und die Sicht nahm zu. Wir stoppten am Eingang zum Nationalpark Skaftafell und nutzten die Regenpause für eine Wanderung zum landschaftlich schön gelegenen Svartifoss mit seinen malerischen Basaltsäulen. Nach der langen Busfahrt tat die Bewegung den meisten von uns sehr gut und so wanderten wir insgesamt etwa eine Stunde am Fuße des Skaftafells durch die vergleichsweise üppig grüne Landschaft. Nachdem wir noch einen Blick auf den höchsten Berg Islands, den Hvannadalshnukur und die Reste einer weggeschwemmten Brücke geworfen haben, fahren wir das letzte Stück entlang der vorgelagerten Sander nach Kirkjubæjarklaustur zur Übernachtung ins Hotel „Klaustur“. In dem modern eingerichteten, ansprechenden Haus im Ortszentrum wurden wir schon erwartet. Nachdem wir uns von der langen Fahrt etwas erholt und frisch gemacht hatten, nahmen wir im Hotel ein spätes Abendessen in angenehmer Atmosphäre zu uns. Zwiebelsuppe, Lachsforelle sowie zum Nachtisch Kuchen und Eis waren der kulinarische Ausklang eines langen Tages, bevor wir uns zur Ruhe begaben. Nachtrag: Wie viele gute Hotels wird auch im „Klaustur“ bildende Kunst zur räumlichen Ausgestaltung und Akzentuierung genutzt. Hier allerdings mit dem Schwerpunkt „Comic-Art“ , was zur Folge hat, dass sich beispielsweise im Restaurant amazonengleiche Batwoman durch farblich opulent gezeichnete surreale Comiclandschaften bewegen und einem beim Zerteilen der Lachsforelle kritisch zu beobachten scheinen. Wer das ausblenden konnte, dem hat es trotzdem geschmeckt...
 
08.08.2010 Skógar - Vík
 
Nach den Anstrengungen der letzten Tage erwartete uns heute ein relativ entspanntes Programm. Nach einem ausgiebigen Frühstück und dem Auschecken aus dem Hotel „Klaustur“ fuhren wir zuerst nach Vik, leider wieder (oder immer noch) bei strömenden Regen. Im Verlauf des heutigen Tages kam es aber immerhin zu einigen Regenpausen, wie wir am Abend dann konstatieren durften. Doch bis dahin gab es noch einiges zu entdecken und besichtigen. In Vik erfolgte nur ein kurzer Stopp an einer Wollmanufaktur, da wir am Abend zur Übernachtung wieder hierher zurückkommen würden. Stattdessen galt unser Interesse heute in erster Linie dem


Heimatmuseum von Skogar, in welchem wir einen tiefen Einblick in die Geschichte und die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Isländer in früheren Zeiten erhielten. Die Überraschung war groß, als sich der Museumsgründer höchstpersönlich um uns kümmerte und neben einem Ständchen auf einem altertümlichen Zupfinstrument und einer Demonstration der Schafwollspinnerei in „seine“ Kirche einlud, um uns dort seine sakralen Kostbarkeiten zu zeigen und gleichzeitig auf der Kirchenorgel „Island, Island, über allem“ zu spielen und zu singen. Der Museumsbesuch gestaltete sich nicht zuletzt auch dadurch sehr kurzweilig und anschaulich, und man konnte auch in originalgetreu erhaltenen Torfhäusern die schwierigen Lebensbedingungen der damaligen Bevölkerung nachempfinden. Nach diesem ausgedehnten Museumsbesuch und einem leckeren und für isländische Verhältnisse preiswerten Mittagessen im angeschlossenen Museumsrestaurant ging es mit dem Bus weiter zum nicht weit entfernten Wasserfall Skogarfoss, welcher über 60 Meter tief den Berg herabstürzt. Anhand der vielen Besucher, die mit uns am Wasserfall waren, lies sich unschwer erkennen, dass der Skogarfoss eines der beliebtesten Motive für Fotografen aller Couleur war. Wer sich die Mühe machte und die vielen Stufen zur Fallkante hinaufstieg, wurde nicht wirklich belohnt, außer einem weiten Blick in das umliegende Sandergebiet war an der Aussicht nichts spektakuläres; im Gegenteil, die Faszination ergibt sich ausschließlich von unten, wenn man ehrfürchtig vor den herabstürzenden Wassermassen steht und wieder einmal ob der gelungen Komposition vor der Natur das Haupt beugt. Habe ich übrigens schon erwähnt, dass es auch hier regnete? Unverdrossen setzten wir unseren Weg an der isländischen Südküste fort und bekamen, dank einer spontanen Entscheidung unserer flexiblen Reiseleiterin Rosa und des wiederum erstaunlichen Fahrvermögens unserer Busfahrerin, die Gelegenheit, einen wahrhaftigen Gletscher an der tatsächlich stark verrußten Zunge zu fassen. Welch eine Gelegenheit! Selbst die Sonne hatte ein einsehen und schickte den Regen für kurze Zeit in die Kaffeepause, so dass wir trockenen Fußes Hand an eine echte, schwarze, sich millimeterweise bewegende Gletscherzunge legen konnten. Der Solhaimajökull! Mama Mia, der Ehrfurcht halber standen wir alle eine Weile still und stumm herum. Nachdem dann alle den schwarzen Gletscher vor schwarzem Hintergrund fotogen abgelichtet hatten, setzten wir unsere Fahrt in Richtung Vik fort. Ich nehme an, aus Anlass dieses bedeutenden Ereignisses setzte auch der Regen wieder ein. Unser letzter Programmpunkt für heute war Kap Dyrholaey.


Wildromantisch gelegen, eingebettet in eine wunderschöne Küstenlandschaft, gilt das Kap als Basislager, Heimathafen, ja als Petersdom der Papageientaucher auf Island. Trotz des wieder einsetzenden Regens schwärmten wir mit gezückten Kameras zur Ablichtung der tausendfach erwarteten Vögel mit den malerisch bunten Schnäbeln aus - und gingen wohl gerade wegen dem scherzhaft überhöhten Wunsch absolut leer aus, denn an den nassen und düsteren Felsen rund um das Kap war nicht ein bunter Tupfer zu erkennen. Trost spendete da nur die wirklich beeindruckende, karstige Landschaft und der traumhaft feinsandige, schwarze Strand, der sich an exponierter Stelle als von den anbrandenden Wellen umspielte, dunkle und absolut ebenmäßig geformte Landzunge darstellte. Ein zwar an diesem Tag kaltes und nasses Paradies, aber dennoch ein Paradies! Wetterbedingt beschließen wir, an dieser Stelle mit dem heutigen Programm Schluss zu machen und in unser Hotel nach Vik zu fahren. Nach dem Abendessen, dass aus einer Kräutersuppe, Lammbraten, Kuchen und Eis bestand, nutzten wir noch die Zeit und die Möglichkeit, uns zwei Filme über die vulkanischen Aktivitäten auf bzw. unter dem Vatnajökull und über den letzten Vulkanausbruch auf den Westmännerinseln anzuschauen. Wer danach noch Lust hatte, konnte am schönen Strand von Vik noch einen Abendspaziergang machen und die markanten Felsnadeln Reynisdrangar im Sonnenuntergang betrachten.
 
09.08.2010 Gullfoss - Gletscherfahrt - Geysir - Thingvellir
 
Der „Goldene Kreis“, sinnbildlich der gelobte Teil des Landes im hohen Norden, stand am vorletzten Tag unseres Islandaufenthaltes auf dem Programm. Einige der berühmtesten Sehenswürdigkeiten sollten wir heute zu Gesicht bekommen, darunter Thingvellir, den ehemaligen Sitz eines der ältesten Parlamente der Welt und natürlich  den „Alten Geysir“, den Namensgeber sämtlicher Springquellen auf unserem Planeten. Allein der Name „Goldener Kreis“ verheißt dabei soviel Strahlkraft, dass sich selbst die Sonne genötigt fühlte, uns ihr strahlenstes Gesicht zu


zeigen. Bevor wir allerdings zur Erkundung des goldenen Kreises aufbrachen, gingen wir bei bestem Sommerwetter noch am wunderschönen schwarzen Strand von Vik spazieren, vor Augen die beeindruckende Kulisse der Reynisdrangar, der bizarren, wie Figuren aussehenden Felsennadeln, die der Legende nach Trolle darstellen, die beim Ziehen eines gekaperten Schiffes auf Land von der Sonne überrascht wurden und dadurch zu Stein erstarrten. Der Einfachheit halber glaubten wir natürlich dieser sagenhaften Erzählung, obwohl auch leise Zweifel erlaubt sein müssen, ob da nicht einfach der gemeine Troll beim Baden die Zeit, respektive den Sonnenaufgang, vergessen hat...
 
Wie dem auch sei, nach diesem kleinen Strandspaziergang in der warmen Morgensonne verließen wir das malerische Städtchen Vik und fuhren nun in Richtung Hella. Unterhalb des Eyjafjallajökull stoppten wir kurz für ein obligates Foto vom Vulkan (im Nebel!), der die europäischen Fluglotsen im Frühjahr 2010 so sehr beschäftigte. Anschließend ging die Fahrt weiter entlang der isländischen „Küstenkordillere“ zum Seljalandsfoss, einem eher schmal gebauten Wasserfall, der dafür aber im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen „hintergangen“ werden konnte. Nach einem Blick auf die im Nebel schemenhaft zu erkennenden Westmännerinseln fuhren wir weiter nach Hvolsvöllur, der nächst größeren Ansiedlung auf unserem Weg zum goldenen Kreis. Während der größte Teil der Gruppe einen kleinen Mittagsimbiss zu sich nahm, verschwanden Rosa und ich im örtlichen Supermarkt, um typische isländische Spezialitäten für das noch geheim gehaltene Picknick am heutigen Tag einzukaufen. Neben so schmackhaften Bestandteilen wie Lachs, Käse, Brot und isländischer Schokolade enthielt unser Picknickkorb selbstverständlich auch den von den Einheimischen gern gegessenen Trockenfisch und ein Kostpröbchen vom berühmten fermentierten Hai, unter Feinschmeckern auch als Gammelhai bekannt. Diverse Fischzubereitungen, ein paar wenige Wurstwaren sowie Getränke vervollständigten unseren Einkauf. Nachdem alles im Bus verstaut war, verließen wir die Küstenebene und machten uns auf den Weg ins Landesinnere, zu den Ausläufern des Langjökull, eines Gletschers, den ein Teil der Gruppe heute noch betreten sollte. Doch zuvor hielten wir am mächtigen Gullfoss, dem „Goldenen Fall“, dessen Wasser über zwei gewaltige, fast rechtwinklig zueinanderstehende Kaskaden in eine 2,5 km lange und 70 m tiefe Schlucht stürzen. Ein wirklich imposantes Bild! Eine feuchtschöne Wanderung an die Fallkante und diverse Fotos später machten wir uns auf den Weg in die Einsamkeit der Gletscher. Außer vegetationslosen Steinwüsten und sich einer hinter uns her windenden Staubwolke sah man - nichts. Das Auge suchte, fand... nichts und rutschte in den Horizont. Bis plötzlich


unvermittelt vor uns ein Wellblechcontainer aus dem scheinbaren Nichts auftauchte, flankiert von einem vierachsigen Ungetüm, welches sich bei näherem Hinschauen als modifizierter, allradgetriebener Supertruck der „Mountaineers of Iceland“ herausstellte, der alle angehenden Ski-Doo(Schneemobil)Fahrer auf den Gletscher bringen würde. Nachdem sich unsere Gruppe in Snow- und Nonsnowmobilisten aufgeteilt hatte, schlüpften erstere in den bereitgestellten schützenden Overall, zogen sich Handschuhe und Helm über und bestiegen den bereitstehenden „Monstertruck“, der sich daraufhin sofort auf seinen 44“-Rädern Richtung Gletscherrand in Bewegung setzte. Nach einer zwanzigminütigen Fahrt über Stock und Stein gelangten wir zum „Basislager“ der Ski-doo-Adventure-Station, quasi die Gletscherboxengasse für Schneemobile. Nach einer kurzen, aber eindringlichen Unterweisung und Belehrung hieß es endlich: Aufsitzen! Neun Ski-Doos mit jeweils zwei Mann/Frau Besatzung begannen ihre aufregende Fahrt über den Gletscher Langjökull. Erster und letzter Fahrer unserer Ski-Doo-Kette war jeweils ein Instruktor, der aufpassen musste, dass keiner vom Weg abkam oder unerlaubter Weise die Formation verließ. Bei traumhaftem Sonnenschein über den Gletscher zu gleiten war für alle ein einmaliges Erlebnis. Die Zeit verging wie im Fluge und nach einem geschätzten Wimpernschlag, der in Wahrheit eine Stunde dauerte, erreichten wir glücklich und zufrieden das Ski-Doo-Basislager, wo uns unser Monstertruck bereits erwartete und zurück zum anderen Teil unserer Gruppe brachte. In der Zwischenzeit hatte Rosa, unsere Reiseleiterin, gemeinsam mit unserer Busfahrerin und einigen Gästen, das Picknick vorbereitet, welches für alle eine gelungene Überraschung darstellte. Der dazu gereichte, hochprozentige isländische Branntwein „Brennivin“, auch „Schwarzer Tod“ genannt, tat sein Bestes, um die ungewohnten einheimischen Spezereien, wie den fermentierten Hai, guten Gewissens schlucken zu können. Doch Obacht; ein Glas zuviel und man is(s)t tatsächlich High (gesprochen: Hai). Gut


gestärkt konnten wir nun unsere Fahrt fortsetzen. Nächstes Ziel war der „Geysir“ himself, der Pate unter den Springquellen und sein „kleinerer“ Bruder Strokkur. Es ist schon faszinierend, wenn alle paar Minuten eine heiße Fontäne in die Höhe schießt und ringsum ein nimmer endender Strom von Fotografen auf eben jenen Augenblick wartet, um das ultimative Bild zu schießen. Die Kamera im Anschlag erlahmt nach vier Minuten zuerst das Auge, nach sechs Minuten der rechte Arm, nach acht Minuten der linke und... dann war es auch schon wieder vorbei und den Auslöser hat man trotzdem zu spät gedrückt. Aber für einen Muskelkater und ein, zwei verwackelte Bilder von der in sich zusammen-fallenden Wassersäule sollte es allemal reichen.
 
Nun stand nur noch das sowohl historisch als auch geologisch höchst interessante Thingvellir auf dem Programm, wo im Jahre 930 das erste demokratische Parlament der Welt ausgerufen wurde. Darüber hinaus verläuft inmitten des Nationalparks die geotektonische Grenze zwischen Europa und Amerika. Ein kurzer Stopp, ein letztes Bild und dann verließen wir den „Goldenen Kreis“ um unsere heutige Etappe in der Hauptstadt Reykjavík zu beenden. Im Hotel Loftleidir, in unmittelbarer Nähe zum Perlan, fanden wir ein letztes Mal auf dieser Reise Ruhe und Entspannung nach einem abwechslungsreichen, mit Höhepunkten durchsetzten Tag. Ein leckeres Abendessen im Hotel bildete dann den gelungenen Abschluss, bevor wir alle ziemlich müde zu Bett gingen.
 
10.08.2010 Reykjavìk - Berlin
 
Heute hieß es Abschied nehmen von der Insel aus Feuer und Eis, von der zauberhaften, intakten Natur, den aufgeschlossenen und hilfsbereiten Menschen hoch oben am Polarkreis. Nach dem späten Frühstück führte uns eine Rundfahrt durch die isländische Hauptstadt, vorbei an der alles überragenden Hallgrímskirkja, hinein in das bunte Treiben zwischen wellblechverkleideten alten Holzhäusern und steil aufragenden modernen Glaspalästen. Am Hafen warfen wir noch einen letzten Blick auf die vor Anker liegenden Fischtrawler und Walbeobachtungsschiffe, bevor es weiter in Richtung Flughafen ging. Die Zeit erlaubte uns noch einen Abstecher in die


weltberühmte geothermale „Blaue Lagune“, eingebettet in eine bizarr anmutende Mondlandschaft. Das milchig-blaue Wasser ist reich an Mineralien und hat eine heilende Wirkung auf Haut und Organismus. Einige nutzten die Zeit zu einem entspannenden Bad, bevor es die letzten Kilometer zum Flughafen nach Keflavìk ging. Nachdem wir uns von unserer Reiseleiterin Rosa verabschiedet und statt Lebewohl Auf Wiedersehen gesagt hatten, traten wir den Heimflug nach Deutschland an. In Berlin-Schönefeld pünktlich gelandet, wurden wir schon von den freundlichen Chauffeuren des Eberhardt-Haustürtransferservices empfangen. Mit der Rückfahrt in die jeweiligen Heimatorte ging eine achttägige Reise in den hohen Norden zu Ende, die uns alle ein wenig an Leif Eriksons Landgang in der Neuen Welt erinnerte. Denn auch wir betraten als „Entdecker“ ein raues, ungezähmtes, aber immer wunderschönes Land am Ende der Welt...

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