Reisebericht: Städtereise Amsterdam mit kleiner Reisegruppe

04.05. – 08.05.2022, 5 Tage Flugreise nach Amsterdam mit maximal 12 Gästen im zentralen 4–Sterne–Hotel– Stadtrundgang – Adam Tower – Jordaan Viertel – Grachtenrundfahrt mit Abendessen


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Im Frühjahr kommt einem das Lied "Tulpen aus Amsterdam" in den Sinn. Diese Stadt war im 17. Jahrhundert sozusagen der Nabel der Welt und heute glänzt die Hauptstadt der Niederlande mit über 8000 schmucken historischen Kaufmannshäusern. Durchzogen von unzähligen Grachten bietet die Stadt vor allem die Möglichkeit, mit dem Boot durch die Grachten zu fahren, um das Flair zu genießen. All das wollen wir erleben und stürzen uns ins quirlige Getümmel...
Ein Reisebericht von
Simone Willner
Simone Willner

Anreise mit dem Flugzeug

Mit den 14 Reisegästen treffe ich mich mittags am Flughafen Dresden. Uns erwartet ein kurzer Flug mit der KLM von eineinhalb Stunden. Leider ist der Flug heut etwa eine Stunde verspätet. Dafür wartet die KLM mit inkludierten belegten Broten und Getränken auf, was heutzutage bei Kurzstreckenflügen eine Seltenheit geworden ist.

Am Flughafen merken wir, das heute der 4. Mai ist. Das ist der Tag, an dem immer der König mit seiner Familie Amsterdam einen Besuch abstattet und unsere Abholung steckt so im Stau, da alles gesperrt ist, daß wir auch am Flughafen Geduld beim Warten brauchen. Da lernen wir gleich ein wenig, uns an der berühmten Gelassenheit der Niederländer zu orientieren, die in jeder erdenklichen Situation ruhig bleiben und nie zu schimpfen anfangen.

Endlich fischen wir aus dem Meer von suchenden Fahrern unseren richtigen heraus und starten die halbstündige Fahrt zum Zentrum von Amsterdam.

Wie immer im Zentrum der quirligen Hauptstadt ist alles voller Fahrräder und sonstiger E-Mobile und unser Kleinbus hat Mühe, überhaupt zum Hotel durchzudringen. Aber letztendlich kommen wir am Esthereahotel mitten im Zentrum von Amsterdam an. Die Zimmer dieses Hotels sind in einem Grachtenhaus aus dem 17. Jahrhunderts an der ältesten Gracht der Stadt gelegen, der Singel. Das farbenfrohe Interieur erinnert an eine Innenarchitekturzeitschrift. Prunkvolle Lüster, üppige Farben und Ausstattung und eine echte königlich dicke Katze im Foyer empfangen uns.

Bis zum Abendessen ist allerdings nicht mehr viel Zeit, sich mit den Blumentapeten und den prunkvollen Lobbys zu beschäftigen und wir laufen schnell den kurzen Weg in ein traditionelles Fischrestaurant, wo wir schon erwartet werden. Lachs mit Spargel und Hollandaise, Mousse au Chocolat und leckerer Müller Thurgau aus den Niederlanden werden kredenzt. Nebenan, ganz typisch Amsterdam, zwei Coffeshops mit ihrem strengen Geruch, na Sie wissen schon wonach .....

Um ein wenig über die unvorhergesehenen Verspätungen der Anreise hinwegzutrösten, spendiert Simone einen traditionellen Genever, den typisch niederländischen Wacholderbrand und danach sind wir alle müde und suchen schnell wieder unsere komfortablen Zimmer auf, um uns auf den morgigen Tag in der Hauptstadt der Niederlande vorzubereiten...

Spaziergang durch Amsterdam und Pancake Verkostung

Ausgeruht und gut gefrühstückt starten wir am Morgen zusammen mit Nick, dem heutigen Stadtführer zu einem Rundgang durch Amsterdam. Gemütlich spazieren wir entlang der ältesten Gracht Amsterdams, der Singel, in Richtung des Begijnhofes. Dieser Hof wurde im 14. Jahrhundert als Wohnumgebung für die Begijn gestiftet. Diese Frauen lebten wie Nonnen aber außerhalb eines Klosters. Sie waren katholisch, was im 17. Jahrhundert nach dem Ende des Krieges gegen die spanische Besatzungsmacht verboten wurde. So schufen sie sich innerhalb des Hofes ganz versteckt eine kleine Kapelle, in der sie ihre Gottesdienste weiter abhalten konnten. In diesem Hof verbergen sich die ältesten Gebäude ganz Amsterdams. Da heut ein Feiertag ist, öffnet der Hof erst 13 Uhr und wir können erst am Nachmittag einen Blick hineinwerfen.

Weiter spazieren wir über den Blumenmarkt, wo es am Morgen ruhig ist. Etliche exotische Zwiebeln, unzählige Tulpen und Pfingstrosen und Frühjahrsblüher aller Art werden hier feil geboten und so manches Herz der Damen der Gruppe schlägt gleich viel höher. Wir laufen weiter entlang des traditionsreichsten Kinos Amsterdams, dem Tuschinski-Theater mit seiner Jugendstilfassade und sehen uns das reich dekorierte Entree an. Am Rembrandtplatz und seinem ehemaligen Wohnhaus bummeln wir vorbei und machen eine kleine Pause im tulpenbewachsenen Hof des Heritage Museums.

In der Nähe des Anne Frank Hauses steht die Westernkerk, diese Glocke hatte das jüdische Mädchen mit dem traurigen Schicksal in ihrem Versteck in der Prinsengracht immer gehört.

Nick erzählt uns viel wissenswerte Anekdoten über seine Heimatstadt und wir enden nach diesem interessanten Spaziergang an der berühmten Pancake Bakery. Dort erwarten uns leckere Pancakes mit herzhaften oder süßen Füllungen und wir genießen es, nach dem langen Fußmarsch ein wenig zu entspannen. Gut, daß wir vorbestellt haben, wir dürfen sofort an der langen Schlange vor der Bakery vorbei auf unsere reservierten Plätze.

Der Nachmittag steht zur freien Verfügung. Einige Gäste haben sich für den Besuch des königlichen Palais entschieden, andere wollen einfach ein wenig durch die Straßen und hübschen kleinen Läden der Stadt bummeln und einige zieht es nochmal auf den Blumenmarkt, zu verführerisch war das Angebot der vielen Blumenzwiebeln.

Simone beschließt, sich eines der größten Händlerhäuser von innen anzusehen. Es ist das 1620 erbaute Bartolotti Haus, reich dekoriert und mit einem bezaubernden alten Garten im Hinterhof. Hier bekommt man einen Eindruck, wie das Leben im 17. Jahrhundert in der Blütezeit der Niederlande gewesen sein muß.

Den Abend lassen einige Gäste bei einem Konzert unter freiem Himmel ausklingen und ein ereignisreicher Tag geht zu Ende in dieser lebendigen Stadt.

Morgen werden wir mit dem Schiff nach Zaanstad fahren und das Museumsdorf Zaanse Schans besuchen ...

Ausflug nach Zaanse Schans

Früh um 9 Uhr machen wir uns zu Fuß in Richtung Hauptbahnhof auf. Man kann direkt an der Singelgracht entlanglaufen an der sich auch unser Hotel Estherea befindet und nach etwa 15 Minuten sieht man den beeindruckenden roten Backsteinbau des Amsterdam Centraal, des Hauptbahnhofes vor sich. In der Fußgängerunterführung sehen wir die schönen Kacheln mit den Motiven der Schiffe der ostindischen Handelskompanie aus der Blütezeit Amsterdams um 1640. An der Ruijterkade stehen eine ganze Reihe Flußkreuzfahrtschiffe. Daneben kommt ein viel kleineres Schiff gefahren, daß uns heute in etwa zweistündiger Fahrt nach Zaanse Schans bringen wird. Wir genießen auf dem Oberdeck die Sonne, schippern vorbei an Zaandam und Zansstad und die in Reihe auf einem Damm stehenden Windmühlen des Museumsdorfes erkennen wir schon von weitem.

Das Gebiet um die Zaan in Nordholland war im 16. und 17. Jahrhundert bekannt für den Walfang, das Mahlen von Gewürzen und die Kakaoproduktion. Dazu brauchte man vor allem die Windmühlen. In den vergangenen Jahrhunderten standen mehr als 1000 Mühlen in der Gegend von Zaanstad. Als dann Ende des 19. Jahrhunderts modernere Maschinen die Arbeit der Mühlen übernahmen, verloren sie an Bedeutung und standen nun ungenutzt und verlassen. So entschloß sich die Gemeinde von Zaanstad ein Museumsdorf zu errichten, um Besuchern die Geschichte der Region in den vergangenen Jahrhunderten erlebbar zu machen. Etliche Mühlen wurden abgetragen und im Museumsdorf wieder aufgebaut, ebenso die kleinen alten Holzhäuser. Der erste Krämerladen von Albert Heijn steht am Eingang, auch heute noch ist die mittlerweile überall in den Niederlanden vertretene Supermarktkette ein Familienunternehmen. In vielen der Häuser und in den Windmühlen befinden sich Werkstätten, wo man zusehen kann, wie damals beispielsweise die typischen Holzpantinen geschnitzt wurden, wie ohne Strom der Käse einst hergestellt wurde, wie Kakao zu leckerer Trinkschokolade wurde und Fässer für die Lagerung von Lebensmitteln produziert wurden.

Wir spazieren gemeinsam mit unserer Reiseleiterin durch die Anlage, verschaffen uns erstmal einen Überblick. Danach ist für uns im herrlich gelegenen Fischrestaurant ein Tisch reserviert. Es gibt ein Tilapiafilet mit Salat und verschiedenen Remouladen, dazu die lecker schmeckenden frisch zubereiteten Pommes und wir schlemmen mit einem grandiosen Ausblick auf die Windmühlen.

Im Anschluß daran hat jeder noch genügend Zeit allen kleinen Lädchen, Werkstätten und Mühlen einen Besuch abzustatten und am Nachmittag holt uns der Kapitän wieder ab und bringt uns zurück nach Amsterdam. Diesen Ausflug haben wir in vollen Zügen genossen, das Wetter hätte nicht besser sein können und alle haben jetzt DIE Fotos gemacht, die die Daheimgebliebenen mit den Niederlanden verbinden: Frau Antje mit Käse, Windmühlen, kleine Holzhäuser mit hohen Giebeln und die dazu gehörige Polderlandschaft mit weidenden Schafen und Ziegen. Postkartenidylle pur sozusagen.

Nach dem Anlegen bummeln wir gemütlich zurück zu unserem Hotel und die meisten suchen sich in der Nähe des Hotels ein gemütliches Restaurant zum Abendessen.

Morgen werden wir das Jordaanviertel erkunden, einen Ausblick aus luftiger Höhe wagen und bei einer nachmittäglichen Grachtenfahrt die schöne Hauptstadt vom Wasser aus bewundern ...

Spaziergang durchs Jordaan Viertel, Adams Tower und romantische Grachtenrundfahrt

Am heutigen Morgen treffen wir Nick wieder und laufen gemeinsam mit ihm durchs Jordaan Viertel. Dieses nur knapp einen Quadratkilometer große Stadtgebiet entstand ungefähr um 1615 im Rahmen einer Erweiterung der Stadt. Ursprünglich lebten hier vor allem die Arbeiter und Handwerker. Während der Weltwirtschaftskrise 1943 kam es immer wieder zu Unruhen und sogar zu einem Aufstand der Arbeiter, der durch die Kürzung der Abeitslosenunterstützung ausgelöst wurde, verursacht durch die neuen Sparmaßnahmen der Regierung. Bei diesen Unruhen kam es zu Rangeleien mit der Polizei und schließlich wurden Marinesoldaten und Infanterie zusammengetrommelt, um die aufgebrachten Arbeiter zu befrieden. Danach gab es Bestrebungen, das mittlerweile verwahrloste Viertel ganz abzureißen, man entschloß sich glücklicherweise doch, es liebevoll zu sanieren und mittlerweile schnellen die Mieten so enorm in die Höhe, daß die ursprünglichen Bewohner weggezogen sind, da sie sich die Mieten nicht mehr leisten konnten.

Anne Frank hatte mit ihrer Familie ihr Versteck ebenfalls im Jordaan in der Prinsengracht. Sie hörte immer das Glockenspiel der nahe gelegenen Westerkerk.

Wir statten dem berühmten Karthuizerhof, einem ansehnlichen Witwenhospiz, einen Besuch ab und schlendern über den Wochenmarkt, auf dem Fisch, Käse, Obst, Gemüse, Nüsse und Trockenfrüchte angeboten werden. Nach zwei Stunden erreichen wir den Amsterdamer Hauptbahnhof, verabschieden uns von Nick und fahren mit dem hippen Fahrstuhl begleitet von einer Lightshow auf den Adams Tower.

Auf diesem Turm befindet sich eine Aussichtsplattform, von der aus man einen bezaubernden 360 Grad Blick auf die Stadt werfen kann. In luftigen 100 Metern Höhe ist die höchste Schaukel Europas und einige mutige Gäste trauen sich, eine Minute über dem Abgrund zu schweben. Wir genießen die Ausblicke und laufen danach zu einer berühmten Amsterdamer Kneipe, dem Café Hoppe. Dort probieren wir einen Genever. Da es Samstag ist, und das Wetter sich von seiner besten Seite zeigt, ist es unglaublich voll am Spui. Genau neben dem Café liegt die berühmte Van Stapele Koekmakerij, eine Keksbäckerei. Diese Kekse sind sowohl bei Einwohnern als auch Besuchern so beliebt, daß Simone etwa 40 Minuten anstehen muß und nur mit Hilfe eines weiteren Gastes 14 Stück ergattern kann, es gibt eigentlich ein Limit von 7 Keksen pro Person!!! Diese Kreationen sind ganz frisch gebacken, ein weißer Schokoladenkern wird von dunkler Bitterschokolade ummantelt und sie schmecken natürlich vorzüglich.

Wir spazieren zurück in Richtung des Hauptbahnhofes, wo ein kleines Grachtenboot schon auf uns wartet und wir die sonnigsten und besten Plätze im vorderen Bereich bekommen. Wir genießen Wein und ein wenig Käse und schippern gemütlich und endlich mal ohne Simones warnende Rufe "Vorsicht Faaaaaaahhhhhrrräääääääder" durch die Kanäle dieser bezaubernden Stadt und können den Nachmittag so richtig genießen. Ganz berauscht vom Wein und den vielen schönen Häuserzeilen erreichen wir danach die Brasserie de Roode Leeuw. Unser letztes Abendessen beginnt mit schmackhafter Kürbissuppe, wird gekrönt von einem hervorragenden Rindersteak und abgerundet mit einem Mango-Kokos Sorbet. Danach sind wir so voller Eindrücke und sooooooo satt, daß wir schnell ins Hotel zurückkehren und uns nur noch erholen wollen. Morgen wartet schließlich noch ein freier Vormittag auf uns, an dem wir noch einmal ganz individuell in Amsterdam unterwegs sein dürfen...

Abschied von Amsterdam

Da unser Flug erst am Nachmittag ist, können wir ganz nach Belieben den Vormittag nochmal individuell gestalten.

Einige Gäste haben Tickets für den Königspalast, andere wollen Rembrandts Wohnhaus besuchen. Auch Shoppen ist in Amsterdam am Sonntag möglich, etliche Geschäfte öffnen um 10 Uhr.

Am frühen Nachmittag holt uns unser Transfer am Hotel ab und bringt uns nach Shiphool zum Flughafen, wo wir mit der KLM zurück nach Dresden fliegen.

Ein kurzer, aber intensiver und sehr individueller Amsterdamaufenthalt endet hier. Ich verabschiede mich von den Gästen und wünsche gutes Nachklingen der vielen Eindrücke.

Schlusswort

Ich hoffe, daß alle Gäste diese quirlige und sehr jugendliche Stadt mit ihren bunten und teils schillernden Facetten genießen konnten und in guter Erinnerung behalten. Ich möchte mich für das Durchhaltevermögen der Gruppe bedanken, wir sind jeden Tag um die 10 km zu Fuß durch enge Gassen oder hübsche Freilichtmuseen geschildert und glücklicherweise nie mit einem Fahrrad zusammengeprallt. Ich hoffe, alle werden diese Reise in guter Erinnerung behalten und vielleicht sehen wir uns in einem anderen Land dieser Welt bald wieder.
Ihre Reiseleiterin Simone

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