Reisebericht: Rundreise über Silvester in die Niederlande
29.12. – 02.01.2020, 5 Tage Silvesterreise mit Rotterdam – Amsterdam – Den Haag – Scheveningen
Rotterdam, Amsterdam, Den Haag, Städte vergangener Epochen und Moderne. Städte mit einer Vielzahl von Kontrasten. Auf einer Kurzreise zum Jahreswechsel durch alle Facetten der bunten (vielfältigen) Niederlande...
Ein Reisebericht von
Martin Büchner
Martin Büchner
Reiseblog – Silvester in Rotterdam
29.12.2019 – 02.01.2020
Reiseleitung: Martin Büchner
Tag 01 – 29.12.2019 Anreise nach Rotterdam
Von Dresden reisen westwärts durch Mitteldeutschland. Über Gießen und Köln erreichen wir am frühen Abend Rotterdam. Schon bei Ankunft erkennen wir die Niederlande und insbesondere Rotterdam sind eine Region, in der die Zukunft schon angefangen hat.
Unweit der Maas liegt unser modernes Hotel. Zum Abendessen vervollständigen auch die Gäste, die auf eigenem Weg angereist sind, die Gruppe. Herzlich Willkommen in den Niederlanden.
Tag 02 – 30.12.2019 Ausflug nach Amsterdam
In voller Gruppenstärke reisen wir am Morgen in das gut 90 km entfernte Amsterdam, die Hauptstadt der Niederlande. Nach etwa 90 Minuten Fahrt vorbei an einem der größten Flughafen Europas Amsterdam Schiphol erreichen wir das „Venedig des Nordens", wie es oft bezeichnet wird. Die vielen Ähnlichkeiten sind verblüffend. Auch hier wurden alle Häuser vor dem Festland auf tausenden hölzernen Pfählen errichtet, die zuvor mühselig in den Morast getrieben werden mussten. Vor der Fertigstellung des Abschlussdeiches im Jahr 1932 und der damit verbundenen Bildung des Süßwassersees Ijsselmeer, lag Amsterdam an der Zuiderzee, einer riesigen Meeresbucht der Nordsee.
Wie das italienische Venedig wurde auch Amsterdam für gut zwei Jahrhunderte eine mächtige Handelsmacht. Man erlangte mit der Ostindischen Kompanie sogar Monopolstellung im Gewürzhandel. Die freien und liberalen Niederlande stiegen durch viele günstige außenpolitische Umstände, Ende der Hanse usw., einer guten Finanz- und Wirtschaftspolitik schnell zu einer Weltmacht auf, die sogar das mächtige Spanien und Portugal hinter sich ließ. Nicht zu vergessen, es gelang durch eine liberale Religionspolitik, viel Wissen und Know-How aus dem Ausland in den Niederlanden anzusiedeln. Vertriebene Juden, Hugenotten u. v. m. brachten dieses Wissen und nötiges Kapital mit nach Amsterdam.
Das erste Börsenunternehmen der Weltgeschichte wurde gegründet und schnell besaß eine gewaltige Handelsflotte.
In dieser Zeit, etwa 16. Jh., Zeit der Reformation, wenige Jahrzehnte nach Entdeckung der neuen Welt, blühte Amsterdam auf. Es mussten für die vielen nun wohlhabenden Bürger Quartiere geschaffen werden, verbunden mit Lagermöglichkeiten für die vielen kostenbaren Güter aus Fernost.
Es entstanden nacheinander die für Amsterdam typischen Grachtengürtel. Wie ein Ring legten sie sich um die mittelalterliche Altstadt. Während der Singel seinen Ursprung noch der mittelalterlichen Stadtbefestigung entstammt, haben die Grachtengürtel ganz andere Funktionen.
Patrizierhäuser leicht mit Lastkähnen auf dem Wasserweg erreichbar. Wohnen und Arbeiten war nun für die wohlhabenden Händler am gleichen Ort möglich. Der innerste Gürtel ist die Herengracht, gefolgt von der Keizergracht, benannt nach Kaiser Maximilian I., der dritte Gürtel heißt Prinsengracht. Die prächtigsten Häuser liegen an der Keizergracht. Hier wohnte u. a. John Adams, der spätere 2. Präsident der USA.
In Amsterdam erwartet uns unser Stadtführer, ein Original. Er verschafft uns einen ersten Überblick über „seine Heimatstadt".
Zum Jahresende überrascht uns mit einem kleinen Highlight, mit dem man in einer europäischen Großstadt nicht rechnet: Nur ein wenig abseits der modernen Architektur fließt die Amstel in einer nahezu naturbelassenen Umgebung. Man könnte sagen auf dem „Dorf Amsterdam" führt er uns zu einem Hof, der sowohl traditionellen Bauern-Gouda-Käse produziert und natürlich eine Holzschuhmanufaktur betreibt. Unerwartete handwerkliche Einblicke, die man bei einer Stadtführung Amsterdam nicht zwingend erwartet.
Nach der Stadtführung setzen wir unsere Erkundung zu Wasser fort. An der Singelgracht, nicht zu verwechseln mit dem mittelalterlichen Kanal „Singel" der Altstadt, betreten wir eines der klassischen Rundfahrtboote. Es trägt den Namen eines großen niederländischen Entdeckers Abel Tasman, der noch vor James Cook, Nieuw Zeeland (Neuseeland) entdeckte.
In einer schönen Rundfahrt, entlang der Höhepunkte der Amsterdamer Grachten, wie zum Beispiel die Fahrt durch die schönste der Grachtengürtel, Keizergracht, wie auch durch die älteste noch existierende hölzerne Zugbrücke über den Fluss Amstel, genannt die „Magere Brug".
Der Nachmittag und frühe Abend stehen zur freien Verfügung. Unweit unseres Start- und Zielpunktes der Grachtenrundfahrt liegen die großen Museen wie Rijks-, Van Gogh - und Stedelijk Museum.
Auch traditionelle Märkte wie der Bauernmarkt oder Blumenmarkt sind fußläufig erreichbar.
Interessierte Besucher können sich natürlich auch dem berühmten Rotlichtviertel oder einen der Coffeeshops zuwenden. Letztere bieten war auch Kaffeeprodukte an, die allerdings nur Nebenprodukte sind zu berüchtigten „Rauch-Waren". Ein Paradox macht diese Lokalitäten erst möglich. Der Verkauf von entsprechenden Rauchwaren ist gesetzlich nicht erlaubt, paradoxerweise wird es nicht strafrechtlich verfolgt, was einer Duldung gleichkommt.
Dieser süßliche Duft ist der gesamten Stadt kaum zu ignorieren.
Am Abend kehren wir nach reichlich Großstadt-Abenteuer nach Rotterdam zurück.
Tag 03 – 31.12.2019 Silvester
Der letzte Tag des Jahres ist angebrochen. Nach den zwei durchaus langen und anstrengenden Vortagen lassen wir es heute gemütlich angehen. Gegen Mittag startet unsere Stadtführung Rotterdam direkt vom Hotel aus. In wenigen Minuten sind wir mit unserem Bus schon in der Innenstadt. Rotterdam ist mit seiner modernen Architektur das totale Kontrastprogramm zum traditionellen Amsterdam.
Schwergezeichnet durch Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg, entstand die Stadt nach Kriegsende komplett neu. Der große Seehafen der Stadt stieg schnell zum wichtigsten und größten Seehafen Europas auf und ist es bis heute. Dieser Hafen versorgt ganz Europa mit wichtigen Importgütern. Gleichzeitig wird natürlich aus Europa exportiert. Die Einführung des Containers veränderte die Stadt zum zweiten Mal dramatisch.
Während die modernsten Super-Schiffe auf künstlichen geschaffenen Inseln im Maas-Delta der Nordsee binnen Stunden ent- und beladen werden, wurden viele Hafen-, Lager- und Industrieflächen frei für Neues. Mit einem guten planerischen Blick für die Zukunft gelang es in kürzester Zeit eine moderne Stadt zu erschaffen, die modernen städtischen Herausforderungen gerecht wird. Moderner Nahverkehr mit Metro und Tram, breite Fahrradstraßen baulich entkoppelt von Straßenverkehr und Bürgersteigen, modernste Brücken über die „Neue Maas" und vieles mehr.
Cubus-Häuser
Da es hinsichtlich Designs kaum Bauvorschriften gibt, gleicht Rotterdam einem Abenteuerspielplatz für Architekten. So entstanden die berühmten Cubus-(Würfel)-Häuser oder die gigantische neue Markthalle. Ein gutes Beispiel für den Schmelztiegel Rotterdam, in der Menschen aus aller Welt als Niederländer eine Heimat gefunden haben. Diese Mischung der Kulturen kann man vielleicht in dieser modernen Markthalle am ehesten erleben.
Markthalle Rotterdam
Nicht weniger spektakulär ist die gigantische Erasmusbrücke, eine Schrägseilbrücke mit einem Pylon über den Fluss Neue Maas. Da hier Binnenschifffahrt unterwegs ist, muss auch diese Brücke „klappbar" sein. Der westliche Teil der Brücke kann samt Tramgleisen geklappt werden.
Im alten Rijnhafen findet man den „schwimmenden Wald", was kein Platz an Land hat, muss einfach auf das Wasser verlegt werden.
Unsere Stadtführung endet mit der Möglichkeit den Euromast zu besuchen. Das sogenannte „Krähennest" des Euromastes befindet sich auf 100 Meter Höhe und bietet einen fantastischen Ausblick auf die Stadt und ihre Umgebung.
Am späten Nachmittag starten wir vom Hotel zu unserem Silvesterabend. Wir eröffnen den letzten Abend des Jahres mit einem Abendessen in einem Restaurant in der Innenstadt. Anschließend werden wir zu einer Schifffahrt erwartet.
Silvester an der Erasmusbrücke
Zu rhythmischer Disco Musik, laufen wir aus zu einer Maas Rundfahrt. Für uns werden die größten Brücken der Stadt geöffnet, von Wasserseite ein spannendes Erlebnis.
Pünktlich zum Countdown sind wir zurück an der Erasmusbrücke. Von einem der besten möglichen Plätze können wir das größte Höhenfeuerwerk der Niederlande bestaunen. Auf dem obersten Außen-Deck des Schiffes versammeln wir uns, um das neue Jahr zu begrüßen.
Unter der Live-Übertragung des Niederländischen Fernsehens, die Aufzeichnung findet man leicht im Internet, startet der Countdown, riesig eingeblendet auf dem Pylon der Erasmusbrücke.
2020
Um Mitternacht geben alle Schiffe Signal, neben uns ein alter dampfbetriebener Schaufelraddampfer, natürlich mit dampfbetriebener Pfeife, was für ein Klang! Gleichzeitig startet die große Lichterschau. 15 Minuten Höhenfeuerwerk! Grandiose Show vor einer gigantischen Skyline. Respekt!
Willkommen im neuen Jahr 2020 und in den 20ern des 21. Jahrhunderts! Allen Gästen und Lesern an dieser Stelle nochmal ein gesundes neues Jahr und Jahrzehnt!
Unser Chauffeur bringt uns sicher zurück in unser Hotel.
Tag 04 - 01.01.2020 Neujahrschwimmen in Scheveningen, Den Haag
Nach einem gemütlichen Neujahrsfrühstück starten wir am späten Vormittag ins nahe Scheveningen. Man könnte sagen der Stadtstrand Den Haags. Die Bürger der Stadt können sogar mit der städtischen Tram bis zum Strand fahren.
Nieuwjaarsduik
In Scheveningen gibt es einen schönen Sandstrand, typisch mondäne Bäderarchitektur und natürlich eine wunderschöne Seebrücke. Das allein rechtfertigt schon den Besuch von Scheveningen. Heute ist allerdings alles etwas anders. Der Strand ist in orangenes Farbenmeer getaucht. Tausende Menschen in leichter Badekleidung und markanter orangener Bommelmütze, einer bekannten niederländischen Suppen- und Wurstmarke, wollen traditionell ins neue Jahr starten. „UNOX Nieuwjaarsduik" heißt die Veranstaltung, bei der sich etwa 10.000 Teilnehmer zum Neujahrsschwimmen in die kalten Fluten der Nordsee stürzen. 70.000 Schaulustige lassen sich dieses Ereignis nicht entgehen. Für Teilnehmer und Besucher gibt es im Anschluss eine heiße Erbsensuppe mit heißer Wurst.
Den Haag
Nach der sportlichen Action, jeder kann im Übrigen daran teilnehmen (!), besuchen wir das fast schon beschaulich ruhige Den Haag. Die Beschaulichkeit ist vielleicht dem Neujahrstag geschuldet, an dem sicher der ein oder andere Niederländer noch etwas Erholung von der vergangenen Nacht benötigt. Um so besser für uns. Unsere Stadtführerin führt uns durch eine fast menschenleere Stadt, die wieder einen ganz anderen Charakter besitzt als Amsterdam und Rotterdam. Alles ein wenig elitärer. In der Stadt verbinden sich historische Gebäude mit Moderne. Auch Den Haag musste Verluste im zweiten Weltkrieg hinnehmen, in diesem Fall auch noch durch ein Missverständnis.
Besondere Höhepunkt sind sicher das Mauritshuis, eine wunderschöne herrschaftliche Villa, heute Kunstmuseum unweit des Machtzentrums der Niederlande. Im Binnenhof liegt die staatliche Macht der Niederlande, erste und zweite Kammer der Gesetzgebung und Büro des Ministerpräsidenten. Erwähnenswert der gotische Rittersaal. Eines der wenigen gotischen Gebäude dieser Zeit, die kein sakrales Gebäude sind und je waren. Gebaut als weltlicher Rittersaal und bis heute so erhalten.
Unser Spaziergang setzt sich durch wunderschöne (überdachte) Passagen fort. Nach gut zwei Stunden sind wir zurück am Ausgangspunkt.
Friedenspalast - Internationaler Gerichtshof
Mit dem Bus geht es weiter zum Friedenspalast, ein Stück Welt, in den Niederlanden. Errichtet aus Baumaterialen aus der ganzen Welt, befindet sich hier der „Internationale Gerichtshof", auch bekannt für das „Kriegsverbrechertribunal". Hier wird versucht Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verstöße gegen internationale Menschenrechts-Konventionen juristisch aufzuarbeiten und zu sühnen. Namhafte Kriegsverbrecher des 20. Jh. konnten hier einer juristischen Strafe zugeführt werden.
Vor dem Gelände befindet sich ein Mahnmal für den Weltfrieden. Hier brennt die Ewige Flamme für den Weltfrieden. Jedes Land der Erde ist aufgefordert einen Stein zu stiften, der eine wichtige Bedeutung für das jeweilige Land innehat. Weit über 100 Länder haben sich bislang beteiligt. Auch Deutschland steuerte einen Stein bei, ein Stück der Berliner Mauer.
Den Nachmittag lassen wir gemütlich bei einem Kaffee in Hoek van Holland ausklingen. Hier münden die Maas und der Rhein in die Nordsee. Hier liegt auch der Rotterdamer See- und Binnenhafen mit regem Schiffsverkehr.
Entlang des Maas-Ufers reisen wir zurück nach Rotterdam.
Abschied von den Gästen, die auf eigenem Weg nach Rotterdam gereist sind.
Tag 05 - 02.01.2020 Rückreise
Zeit des Abschiedes. Mit dem Bus reisen wir über Kinderdijk, Köln und Gießen zurück nach Deutschland und die jeweilige Heimat.
Vielen Dank an Sie liebe Gäste, dass Sie sich für eine Reise von Eberhardt Travel entschieden haben und das ich mit Ihnen unterwegs sein durfte. Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit.
Einen besonderen Dank richte ich an unsere beiden Chauffeure Markus und Reinhold (Rheingold, interne Bemerkung an alle Reiseteilnehmer), Danke für die wunderbare Zusammenarbeit!
Ich hoffe, dass wir Ihnen ein paar schöne Tage bereiten konnten. Es würde mich und uns sehr erfreuen, Sie bald wieder im Namen von Eberhardt Travel auf einer der nächsten Reisen recht herzlich begrüßen zu dürfen. Auf ein schönes, spannendes Reisejahr 2020!
In diesem Sinne, bleiben Sie gesund (!) und reisefreudig.
Auf ein Wiedersehen! Bis bald!
Ihr
Martin Büchner
Reiseleiter Eberhardt Travel
und das gesamte Team von Eberhardt Travel & seinen Partnern.
Leipzig, 06.01.2020
