Reisebericht: Zugreise Norwegen – die schönsten Zugstrecken Norwegens erleben

01.07. – 09.07.2018, 9 Tage Rundreise mit Flug Oslo – Hamar – Geirangerfjord – Trollstigen – Raumabahn – Dovrefjell – Trondheim – Atlantikstraße – Hurtigruten – Bergen – Flambahn – Bergenbahn


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Tiefblaue Fjorde, steil aufragende Felswände, glitzernde Bächlein, die steilste Felswand Europas, spektakuläre Zugfahrten, lautlos dahinteibende Schiffe, Schneefelder auf Bergspitzen - dies und noch viel mehr erlebten wir auf unserer Reise durch Norwegen.
Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll
Sabine Letzybyll

Tag 1: Sonnabend, 30.06.2018 Dresden – Kiel – Color Line

Bereits um drei Uhr in der Nacht startet unser Bus vom Flughafen Dresden.Es dauert nicht lange, bis alle Gäste an den nächsten drei Stationen zugestiegen sind. Noch ist es dunkel und Zeit, sich zurückzulehnen und ein bisschen die Augen zuzumachen. Später besprechen wir ein paar organisatorische Dinge, erfahren einiges über das, was sich links und rechts der Autobahn befindet und trotzdem fallen immer wieder die Augen zu. Eine viertel Stunde später als geplant, erreichen wir den Norwegen Kai in Kiel. Wir erhalten unsere Bordkarten und können
unsere Kabinen beziehen. Pünktlich um 14 Uhr läuft die Fähre aus. Als Fähre kann man die Color Magic eigentlich nicht bezeichnen, obwohl sie es defacto ist. Prunkvoll erwartet uns Deck 7 mit diversen Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Ganz oben, auf Deck 15, kann man
gemütlich in der Observation Lounge sitzen und einen Kaffee trinken. Für das Abendessen sind für uns Plätze im Grand Buffet reserviert. Und, wie es der Name sagt, erwartet uns ein großes Schlemmerbuffet.

Tag 2: Sonntag, 01.07.2018 Oslo – Hamar

Mit ebensolchem beginnt der Tag. Das Frühstücksbüffet lässt keine Wünsche offen. Während wir an Deck die Einfahrt in den Oslofjord beobachten, weht uns ordentlich der Wind um die Ohren. Der Himmel ist blau mit Schäfchenwolken, die Sonne lacht. Pünktlich um zehn kommen wir in Oslo an. Wir fahren am Barcode und an der Oper vorbei zur alten Festung, hier bleibt ein Stündchen Zeit zum Spazierengehen. Mittags holen wir die Fluggäste am Flughafen Oslo ab. Dieser befindet sich ca. 45 Minuten außerhalb der Stadt. Unser Weg führt nach Norden, wir besuchen Eidsvoll, die Stadt, in der die erste Verfassung Norwegens beschlossen wurde. Immer am Mjosasee entlang fahren wir nach Hamar, wo wir heute im Scan Hotel übernachten. Vorher aber statten wir noch der Olympiahalle einen Besuch ab, die 1994 zu den Olympischen Winterspielen erbaut wurde und wie ein umgekipptes Wikingerschiff aussieht. Das Abendessen nehmen wir in einem Konferenzsaal ein. Außer uns sind hier heute viele Jugendsportgruppen zum Gast, deshalb der große Saal. Dennoch geht es erstaunlich ruhig zu und das Essen ist, wie man es in Norwegen gewohnt ist, ausgezeichnet.

Tag 3: Montag, 02.07.2018 Eisenbahnmuseum Norsk Jernebanemuseum

Bevor wir in das größte und älteste Eisenbahnmuseum Norwegens fahren, statten wir der alten Domruine von Hamar einen Besuch ab. Unter einem futuristischen Glasdach thronen die alten Gemäuer und erzählen von ihrer langen Geschichte. Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut, war die Kirche bis 1567 Bischofskirche des Bistums Hamar. Während eines schwedischen Angriffs wurde sie zerstört und nicht wiederaufgebaut.Auch im Eisenbahnmuseum wandeln wir auf historischen Spuren. Eine nette Mitarbeiterin des Museums führt uns durch Lokhallen mit riesigen Lokomotiven, durch einen Bahnhof aus alter Zeit und in ein Wohnhaus für die Bahnwärterfamilie. Im Anschluss kann sich jeder noch selbst umsehen oder das Museumshaus besuchen. Immer am Mjosasee entlang fahren wir nun zu den Skischanzen nach Lillehammer. Heute ist hier mächtig was los, wir haben das Vergnügen, mehreren jungen Leuten beim Skispringen zusehen zu können. Nachmittags durchqueren wir bei schönsten Sonnenschein und strahlend blauen Himmel das Gudbrandsdal, das mit 320 Kilometern das längste Tal Norwegens ist. Nach jeder Kurve hat die Landschaft ein neues spektakuläres Gesicht. Am frühen Abend erreichen wir Lom und besuchen die achthundert Jahre alte Stabkirche. Zum Abendessen und zum Übernachten kehren wir heute in Grotli ein.

Tag 7: Freitag, 06.07.2018 An Bord der MS Nordnorge

Guten Morgen liebe Gäste :-), nach einem guten Frühstück im Restaurant auf Deck 4 ist nun genügend Zeit, aus dem Fenster zu schauen, ab und zu einen Blick auf die vorbeiziehende Landschaft zu werfen und nebenbei, mich zu erinnern, was wir in den letzten Tagen so erlebt haben:

Tag 4: Dienstag, 03.07.2018 Höhepunkte Trollstigen und Raumabahn

Wir haben in Grotli übernachtet, einem ganz kleinen Ort mit einer interessanten Geschichte. Der Name Grotli stammt von einem alten norwegischen Wort ab, das STEIN bedeutete. Denn hier stand jahrzehntelang ein steinerner Unterstand, der Reisenden Schutz bot. Als später, im 19. Jahrhundert, der Straßenbau begann, wurde die der Unterstand zunächst zu einer Hütte und später zu einem Gasthof ausgebaut. Da alle Straßen durch Grotli führten, entwickelte sich hier ein Verkehrsknotenpunkt und in dem Gasthof hielten sich auch berühmte Persönlichkeiten auf. Seit über einhundert Jahren steht hier nun das Hotel, in dem wir zu Gast waren. Unser Ziel ist jetzt Geiranger, der Hauptort am berühmten Geirangerfjord. Schon der Weg dorthin führt durch die typisch norwegische Landschaft, rechts und links der Straßen ragen hohe Felsen auf, das Wasser im Fjord ist tiefblau. Je näher wir Geiranger kommen, umso tiefer liegen die Wolken. Langsam befürchten wir Schlimmes. Sollte uns diesmal der Wettergott einen Streich spielen und die Aussicht verderben? Doch wir haben weiterhin Glück. Schon am ersten Aussichtspunkt ist die Sicht auf Geiranger und den Fjord frei. Nach einem kurzen Fotostopp fahren wir hinab ins Tal. In Geiranger liegt ein Schiff der Flotte MEIN SCHIFF. Unterwegs sind uns bereits Fahrradfahrer begegnet, die den Berg hinauffuhren und durch ihre Fahrräder eindeutig dem Schiff zuzuordnen waren. Wir schlendern ein wenig am Hafen entlang, hier gibt es ein Souvenirgeschäft, einen Bäcker und zum Glück auch eine saubere, kostenfreie Toilette. Nun geht es für uns wieder bergauf. Zum Glück nicht mit dem Fahrrad, sondern mit dem Bus, den unser Busfahrer Frank sicher die elf Kehren der Adlerstraße hoch bugsiert. In der letzten Kurve, die Örnesvingen heißt, ist eine Aussichtsplattform angelegt, von der wir noch einmal einen traumhaften Blick auf Geiranger und den Geirangerfjord haben.
Wir fahren weiter und erreichen gegen Mittag die Gudbrandsbru. Das Wasser sprudelt hier aus den Felsen und stürzt sich mit lautem Getöse auf der anderen Seite wieder hinab. Für staunende Touristen sind Wege darüber angelegt, so dass wir mit fasziniertem Blick den Naturgewalten folgen können ohne uns jeglicher Gefahr auszusetzen. Weiter und weiter fahren wir durch ein Wunderland. Nach jeder Kurve öffnet sich ein neuer fantastischer Blick. Bevor wir die Trollstigen hinab fahren, legen wir einen Stopp ein. Auf einer speziell für Touristen angelegten Aussichtsplattform, die sich über mehrere Ebenen erstreckt, können wir uns schon einen Eindruck verschaffen, was uns gleich erwartet. Doch auch diese Herausforderung meistert unser Frank (scheinbar) mühelos. Wir haben noch etwas Zeit und so entschließen wir uns, bevor wir zum Bahnhof fahren, die Trolltintende in Augenschein zu nehmen. Die Trolltintende sind die Bergzacken, die die Trollwand krönen. Die Wand ist 1800 Meter hoch und die höchste Felswand Europas. Es ist unmöglich diesen atemberaubenden Anblick auf einem Foto festzuhalten. In Angesicht dieser Dimension wird der Mensch zu einer kleinen Ameise.
Doch nun wartet das letzte Erlebnis dieses Tages auf uns. Wir fahren mit der Raumabahn. Am Bahnhof Åndalsnes steht bereits der Zug und wartet auf uns. Ganze zwei Wagen gibt es, wovon wir einen belegen. Die Zugschaffnerin hat ihren ersten Arbeitstag heute, gibt sich aber freundlich Mühe, alle anstehenden Fragen zu klären. Einhundertvierzehn Kilometer fahren wir bis Björli, wo uns Frank abholt und uns zum Hotel in Oppdal bringt.

Tag 5: Mittwoch, 04.07.2018 Höhepunkte: Nidarosdom – Thamshavnbanen

Eine junge Frau, schmalgesichtig, mit kalten Händen, führt uns durch den Nidarosdom. Mit großem Enthusiasmus erzählt sie uns die Geschichte von Olav, der schon im Alter von zwölf Jahren in den Krieg zog, in Frankreich zum Glauben fand, nach Norwegen zurückkehrte, das Reich einen und christianisieren wollte. Olav wurde in einer entscheidenden Schlacht
ermordet, um seinen Leichnam herum entwickelte sich der Ruf nach Wundern, so dass es dazu kam, dass Heerscharen von Gläubigen nach Trondheim pilgerten, um an den Wundern teilzuhaben. Bald nun machte man sich daran, aus der kleinen hölzernen Kapelle über dem Grab von Olav, der inzwischen heiliggesprochen wurde, einen großen steinernen Dom nach
europäischem Vorbild zu errichten. Zweihundertfünfzig Jahre baute man an dem Dom und in den hunderten Jahren danach brannte er immer wieder ab. Bis heute ist der Bau nicht vollendet - denn: eine Sage besagt, dass, wenn der letzte Stein des Doms gesetzt wird, der Bau mitsamt der Stadt und allen ihren Einwohnern im Fjord versinkt. Am Nachmittag fahren wir mit der Thamshavnbanen von Bardshaug nach Løkken. Die Thamshavnbanen ist eine Museumsbahn, sie hat heute zwei Wagen, einen Personenwagen und einen Speisewagen, welcher aber heute nicht in Betrieb ist, sondern nur Dekorationszwecken dient. Wir haben das Züglein fast für uns allein. Der junge Guide gibt sich alle Mühe, uns in deutscher Sprache über Sehenswertes zu informieren. Mit lautem Zugpfeifen durchqueren wir die Dörfer, die an der Strecke liegen, immer wieder stehen Kinder an der Strecke, die uns fröhlich zuwinken. Unterwegs legen wir einen Stopp ein, an dem wir den Zug verlassen und nach Herzenslust fotografieren dürfen.

Tag 6: Donnerstag, 05.07.2018 Kristiansund – Atlantikstraße – Hurtigrute


Zwei spektakuläre Brücken erwarten uns am Vormittag. Nach einer knappen halben Stunde Fahrt erreichen wir die Bersoysundbrücke, die mit 930 Metern einen Fjord überspannt, kurze Zeit später die Gjemnesundhängebrücke, die mit 1275 Metern beeindruckt. Mittagspause legen wir in Kristiansund ein. Am Hafen verkaufen Fischer frisch zubereitete Garnelen, ansonsten sind ein Kaufhaus und das Klippfischweib die größten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Über die
Atlantikstraße fahren wir nach Molde. Die Atlantikstraße verbindet zahlreiche Inselchen miteinander, die bis zum Bau der Straße nur mit dem Schiff erreichbar waren. 8474 Meter lang ist die Straße, die direkt am Meer entlangführt. Zwölf Brücken überqueren wir und genießen das Schauspiel von Wind und Wellen und vor allem dunklen Wolken, die heute über dem Atlantik liegen. Vom Stadtberg Varden haben wir einen traumhaften Ausblick auf Molde, allerdings pfeift der Wind hier ordentlich. Zurück in Molde speisen wir im Restaurant von Egon Olsen, bevor wir uns auf unser Hurtigruten-Schiff die MS Nordnorge begeben. Das Warten auf das Schiff der Hurtigruten ist ein wenig spannend, denn der Kai ist so unspektakulär, dass man kaum glauben kann, dass hier ein Schiff anlegen soll.

Tag 7: Freitag, 06.07.2018 Hurtigrute – Bergen – Floibahn

Oh oh, da sind aber einige ein bisschen weiß um die Nase. Das hat aber auch ordentlich geschaukelt, unser Hurtigrutenschiff. Mehrmals in der Nacht haben wir an- und abgelegt, am Morgen gab es ein üppiges Frühstücksbuffet und bis zum Nachmittag genießen wir (mehr oder weniger) unsere Kreuzfahrt. In Bergen angekommen, ist unsere Stadtführerin bald da, auf den Bus müssen wir ein paar Minuten warten - oh, diese norwegischen Baustellen! Zwei Stunden fahren und laufen wir dann durch Bergen, die pittoreske alte Hansestadt. Vom Floien, den wir mit der Floienbahn erreichen, können wir über die ganze Stadt schauen. Der Fischmarkt hat bis 23 Uhr geöffnet und kann auch noch nach dem Abendessen ausgiebig erkundet werden. Jeder kann sich die Zeit nach eigener Wahl einteilen. Unser Scandic Hotel Neptun liegt so zentral, dass alles zu Fuß erreichbar ist.

Tag 8: Sonnabend, 07.07.2018 Flambahn & Bergenbahn

Oijoijoi, 7.45 Uhr Abfahrt! Das klingt nach langem Weg. So ist es auch. Aber: nach wie vor reisen wir durchs Zauberland. Im Wasser der Fjorde, Flüsse und Seen spiegelt sich die Welt. Am Tvindefoss stürzt sich das Wasser einhundertfünfzig Meter in die Tiefe. Das Rauschen ist berauschend. Belustigend hingegen ist der Pulk der Chinesen vor dem einzig vorhandenen WC, in das man nur mit Hilfe einer Kreditkarte gelangt. Und das ist scheinbar nicht so einfach. Von Gudvangen nach Flam fahren wir mit einer Elektrofähre. Diese Schiffe sind erst seit zwei Jahren in Betrieb. Vierhundert Passagiere haben Platz, doch das Boot ist so groß, dass jeder seinen Lieblingsplatz findet. Im schönsten Sonnenschein, bei strahlend blauem Himmel gleiten wir durch steil aufragende Felsen durch den blaugrünen Fjord. Hier und da lugt ein weißes Wölkchen hervor und an den Ufern stehen rotbedachte Häuschen. In Flam bleibt ausreichend Zeit zum Mittagessen und/oder die Souvenirläden leer zu kaufen. Die nächste grandiose Tour erwartet uns - wir fahren mit der Flambahn. Eine der steilsten Strecken überwindet die Bahn und führt uns auf über achthundert Meter nach Myrdal. Unterwegs steigen wir aus und begeistern uns an einem weiteren rauschenden Wasserfall. In der Luft liegt Musik und eine Elfe in rotem Kleid tanzt dazu. Mit der Bergenbahn geht es dann weiter. Allerdings werden unsere Fotografen immer wieder von überraschend auftauchenden Tunneln überrascht. Am Abend treffen wir in Geilo ein, wo wir heute übernachten.

Tag 9: Sonntag, 08.07.2018 Oslo

Nachmittags erreichen wir unseren Ausgangspunkt in Norwegen - Oslo. Der weiße Carraramarmor der Oper leuchtet in der Sonne. Die Form des Gebäudes soll an einen treibenden Eisberg erinnern. Passend dazu schwimmt davor eine Skulptur, die aufgetürmte Eismassen darstellt. Sven, unser örtlicher Stadtführer begleitet uns durch die Stadt. Beeindruckend sind die Skulpturen im Vigelandpark, die den Lauf des Lebens darstellen. Vom Holmenkollen, wo sich auch unser Hotel befindet, haben wir nicht nur einen tollen Blick auf die berühmten Schanzenanlagen, sondern auch auf die ganze Stadt.

Tag 10: Montag, 09.07.2018 Color Line

Nachdem wir unsere Fluggäste am Bahnhof verabschiedet haben, bleibt noch Zeit für eigene Erkundungen in Oslo. Aber dann heißt es auch für uns - Abschied nehmen. Noch einmal genießen wir die komfortable Überfahrt mit der Color Line zurück nach Kiel. Das Wetter wird langsam durchwachsen, es zeigen sich ein paar dunkle Wolken und ab und zu regnet es auch ein Tröpfchen.


Liebe Gäste,

eine traumhafte Reise liegt hinter uns. Was für ein Wetterchen! Bei strahlendem Sonnenschein, türkisfarbenem Himmel sind wir mit Bus, Bahn und Schiff durch Norwegen gereist. Ich wünsche Ihnen weiterhin Sonne im Herzen und nie versiegende Reiselust. Ihre Reiseleiterin Sabine
P.S. In Norwegen haben wir 2270 Kilometer zurück gelegt, hinzu kommen ca. 630 Kilometer in Deutschland
Der empfohlene Musiktitel lautet: Tir n'a Noir von Alexander Rybak

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