Reisebericht: Rundreise Norwegen auf den schönsten Panoramastraßen

19.07. – 30.07.2015, 12 Tage Rundreise Kristiansand – Stavanger – Lysefjord – Ryfylke – Eidfjord – Sognefjell – Jotunheimen – Geirangerfjord – Trollstigen – Molde – Kristiansund – Atlantikstraße – Alesund – Westkap – Förde – Bergen


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Der Südwesten Norwegens ist touristisch bisher relativ wenig beackert. Dies wollten wir ändern. Viele fahren zum Nordkap, aber wer reist schon zum Südkap oder Westkap oder über das Saudafjell? Nun wer dabei war, wird bestätigen können, dass der Titel der Reise nicht zuviel versprochen hat.
Die schönsten Panoramastraßen Norwegens
Ein Reisebericht von
Dr. Bernhard Rink

Gen Norden

Diese Reise ist neu in unserem Programm und hat bisher nur einmal - im Mai - stattgefunden. Zu diesem Termin konnten aber nicht alle Strecken gefahren werden, weil einige Passagen wegen Schnees gesperrt waren. Insofern betraten wir Neuland, denn gerade die Südwestecke Norwegens ist sowieso vom Tourismus bisher weniger berührt.
Der erste Tag begann mit einigen Friktionen: ein Zubringer hatte Verspätung, das Wetter war mies und die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten verursachte Verzögerungen, so dass wir doch ziemlich spät in unserem Hotel in Skøping (Dänemark) ankamen, dass sich am nächsten Morgen bei Sonnenschein als sehr schön gelegen in der Hügellandschaft von Rebild herausstellte. Trotz der späten Stunde wurde das Abendessen von drei jungen engagierten Kellnern regelrecht zelebriert.
Mit der Fähre von Hirtshals ging es in reichlich drei Stunden über den Skagerrak bisweilen ein tückisches Gewässer, aber heute nicht)  nach Kristiansand, gern die südlichste Stadt Norwegens genannt - nicht zu verwechseln mit Kristiansund, wo wir später hinkommen werden, aber die dänischen Könige haben halt ihre Spuren auch in den Ortsnamen hinterlassen. Von dort fuhren wir zunächst die Südküste entlang.

Norwegens Süden

In Mandal fanden wir eine der größten Holzkirchen Norwegens - 1821 im Empirestil erbaut - und fühlten zum ersten Mal die spezielle Atmosphäre der kleinen Städte im Süden des Landes, die mit ihren weiß gestrichenen Holzhäusern beinahe mediterran anmuten. Nur selten findet man noch intakte alte Ortskerne, denn gerade die Holzbauweise führte immer wieder zu verheerenden Brandkatastrophen.
Über Vigeland - namensgleich mit dem berühmtesten Bildhauer Norwegens - gelangten wir bis zum südlichsten Punkt des norwegischen Festlandes, dem Kap Lindesnes, wo es schon seit Jahrhunderten einen Leuchtturm gibt. Nicht weit davon bezogen wir ein sehr originell konstruiertes Hotel, wo wir mit selbst für norwegische Verhältnisse außergewöhnlicher Gastfreundschaft empfangen wurden. Die junge Dame aus der Rezeption kam sogar heraus in den Bus, um uns willkommen zu heißen und die Orientierung zu erleichtern.
Nach einem kurzen Bummel in Flekkefjord, das einst durch den Holzhandel reich wurde und besondere Beziehungen zu Holland hatte, wovon noch das pittoreske Grand Hotel Zeugnis ablegt, ging es quer durch die Halbinsel weiter nach Stavanger, der viertgrößten Stadt des Landes, die heute besonders mit dem Ölgeschäft boomt. Am Hafen gab es gerade ein Stadtfest, was die Parkplatzfindung erschwerte. Es war gerade noch Zeit für ein Würstchen bevor wir unsere Minikreuzfahrt auf dem Lysefjord antraten. Die dreiköpfige Besatzung des Ausflugsbootes zeigte mit Stunteinlagen ihr ganzes nautisches Können, fuhr ganz nah an's Ufer heran und fing sogar mit einem Eimer Wasser aus einem Wasserfall auf um es anschließend becherweise als Jungbrunnen an die Passagiere zu verteilen. Einige von uns bekundeten, deutlich die Wirkung zu verspüren.
Vor dem Abendessen unternahmen wir noch einen Stadtrundgang u.a. zur Domkirche, einem der schönsten Exemplare mittelalterlicher Baukunst im Lande.

Auf das Fjell und in die Berge

Die Fähre nach Tau war eine der längeren von zahlreichen Fjordüberfahrten im Laufe der Reise. Dann ging es über die Ryfylke-Route hinauf zum Saudafjell, eine Strecke, die zum ersten Mal von einem Eberhardt-Bus befahren wurde, da sie im Mai noch wegen der Schneemassen geschlossen war. Viele machten erstmals Bekanntschaft mit der typischen Landschaftsform Fjell bzw. Vidda mit ihrer Einsamkeit, oft das ganze Jahr über partiell vorhandenen Schneedecke und einer speziell angepassten Vegetation aus Fjell-Birken und Zwergweiden. Diese oftmals vom lieblichen Fjord unvermittelt aufstrebende Berglandschaft ist im höchsten Maße beeindruckend und lässt niemanden unbe(ge)rührt. Schneeballzielwerfen auf den Reiseleiter gehört auch zum obligatorischen Programm.
Die Wirkung der Hochplateaus als Wasserspeicher zeigt sich in zahllosen Wasserfällen. Am Låtefossen findet sich ein Denkmal zur Erinnerung an einen jungen deutschen Marineleutnant, der in Begleitung des in Norwegen vernarrten Kaisers Wilhelm II. hier verunglückte.
Genauso beeindruckend sind aber auch die technischen Errungenschaften der Infrastruktur in einem Lande, das vor hundert Jahren kaum über Straßen verfügte und fast den gesamten Personen-, Post und Warenverkehr auf dem Wasserwege bewerkstelligte. Stellvertretend hierfür seien nur die neue Hardangerbrücke und die dazugehörigen Zufahrtsstraßen mit den unterirdischen Kreisverkehren auf beiden Seiten genannt, die wegen ihrer Beleuchtung von uns „ blaue Grotten"  betitelt wurden. Norwegen ist übrigens Weltmeister im Dynamitverbrauch - jede neue oder verbreiterte Straße muss buchstäblich aus dem vorherrschenden Granit herausgesprengt werden.
Der Souvenirkiosk am Tvindefoss hat vielleicht die größte Auswahl an Trollen (jener ambivalenten Figuren aus der Sagenwelt) jeder Art und Größe.
Flåm, wo wir die Mittagspause abhielten, nachdem wir das Ortszentrum mangelnder Beschilderung wegen nur mühsam gefunden hatten,  kam mir ein bisschen wie Disneyland vor, aber gut und liebevoll gemacht ist das Museum für die spektakuläre dort endende Bahnlinie.
Dann wurde es wieder abenteuerlich: nach dem Aussichtspunkt Stegasteinen beginnt eine der schönsten Hochgebirgsstraßen Norwegens, der Snøvegen mit dem höchsten Punkt auf 1.306m über dem Meeresspiegel. Wow! Und wieder hinunter zum Fjord mit der Fähre und abermals hinauf zum Sognefjell in der Heimat der Riesen (Jotunheimen) mit den höchsten Gipfeln des Landes Gåldhoppigen und Glittertinden.
Mitten in der Bergeinsamkeit, über 10 km von der Hauptstraße ab an einer von Kühen und Schafen gern frequentierten Piste liegt die Mountain Lodge Leirvassbu,  eines der am höchsten,  mit Sicherheit  - umgeben von lauter Zweitausender-Gipfeln -  reizvoll gelegensten Hotels des ganzen Landes, mit dem typischen Charme einer Berghütte und herzlicher Aufnahme durch die Herbergseltern. Leise rieselnder Schnee zum Frühstück (Ende Juli!) machte das Ausnahmeerlebnis perfekt.

Geschichte in Bauwerken

Am nächsten Morgen: Stippvisite beim malerischen, seit rund 500 Jahren im Familienbesitz befindlichen Elveseter-Hof , der Perle von Bøverdalen. Mit der monumentalen und geheimnisumwitterten Sagasäule, die über tausend Jahre Geschichte abbildet, hat man sich dort etwas Einmaliges auf das Gelände geholt.
Was bei keiner Norwegen Reise fehlen sollte ist der Besuch einer Stabkirche; in unserem Falle derjenigen von Lom - eines der wenigen Dutzend Exemplare ihrer besonderen, nur in Norwegen zu findenden  Art, das von einst hunderten übrigblieb. Bei einer deutschsprachigen Führung konnten wir uns gründlich mit der Bauweise vertraut machen und erfuhren noch so manches Detail, z.B.: dass Olaf der Heilige bei seinen Methoden der Christianisierung nicht immer ganz so heilig vorging und dass das Tal, in dem die Gemeinde Lom liegt, der trockenste Ort des ganzen Landes ist und seit langer Zeit künstliche Bewässerung betrieben wurde. Zu diesem Zweck wurden spezielle „Wasserschaufeln" entwickelt, die heute das Wappen zieren.

Pollfoss, Dalsnibba und Geiranger

Das Tal aufwärts mit Stopp am Pollfoss und schließlich über eine gepfefferte Mautstraße erreichten wir den Dalsnibba, von wo man eine grandiose Aussicht auf Geiranger und seinen Fjord genießt. Wieder einmal zeigte es sich, wie schnell hier oben das Wetter wechselt. Aber mancher legte seinen Stein auf die immer mehr in Mode kommenden „Steinmänner".
Über Serpentinen hinunter nach Geiranger, wo wir nach Problemen bei der Parkplatzfindung und einem Bus-Imbiss unter tatkräftiger Mitwirkung von Gästen sofort an Bord gingen, um eine Rundfahrt auf dem vielleicht berühmtesten aller Fjorde zu unternehmen. Leider fing es unterwegs zu regnen an - eigentlich das einzige Mal, dass wir echtes Pech mit dem Wetter hatten - so dass wir die „Sieben Schwestern" und den „Freier" gar nicht so richtig genießen konnten. Beim anschließenden Einchecken wurde der Reiseleiter - der wieder einmal den Schirm verschmähte - so richtig durchnässt, aber eine heiße Dusche im komfortablen Geringer-Hotel tat richtig gut.
Da im Winter der Fjord für die Schifffahrt ebenso wie die Straße über's Fjell gesperrt ist, bleibt als einzige Verbindung zur Außenwelt nur die Adlerstraße mit der berühmten letzten Kurve Örnesvingen. Von dort genossen wir „den Blick zurück". Über Valldal mit seiner Spezialität Erdbeeren gelangten wir zum Gudbrandsjuvet, wo man vor wenigen Jahren die Infrastruktur aufwändig ausgebaut hat und sozusagen über dem Wasserfall spazieren gehen kann. Dann das ebenfalls neu errichtete Besucherzentrum am oberen Ende der Trollstigen mit der Aussichtsplattform, die einem zeigt, welch Erlebnis bevorsteht. Dort oben trafen wir auch einen anderen Eberhardt-Bus (drei waren gleichzeitig auf verschiedenen Routen in Norwegen unterwegs!) in der Gegenrichtung. Ein Erlebnis der besonderen Art ist das Befahren der vielleicht berühmtesten (auf jeden Fall meist frequentierten) Serpentinenstraße Norwegens allemal und ein gewisser Nervenkitzel ist immer dabei. Alles hängt dabei von der „Fahrkunst" des Chauffeurs ab; aber mit dem Routinier Tibor am Volant brauchten wir uns keine Sorgen zu machen. Wenn man auf dem Parkplatz zu Füßen hält und zurück schaut, kann man trotzdem kaum glauben, mit dem Bus da herabgefahren zu sein.
Die Gjemnessundbrua ist wieder ein Beispiel dafür, dass die moderne Ingenieurwissenschaft in der Lage ist Bauten zu schaffen, die gleichermaßen kühn, zweckmäßig und elegant sind. Nur allzu angemessen ist ein Denkmal für den Schöpfer dieses Bauwerks.

Von Kristiansund über die Atlantikstrasse nach Molde

In Kristiansund, dass leider durch die Kriegsereignisse kein altes Zentrum mehr hat, besuchten wir am Hafen das „Klippfischweib", ein liebevoller Verweis auf den früher wichtigsten Wirtschaftszweig der Stadt. Unser dortiges Hotel war ein umgebautes früheres Lagerhaus am Hafen; ein vernünftiges und originelles Beispiel für Nachnutzung, wie mir scheint. Die alten Balken und Nägel verleihen den Zimmern eine besondere Atmosphäre.
Der achte Tag begann mit einer Fahrt auf der Atlantikstraße. Diese Kunststraße aus vielen Brücken und Dämmen, die etliche Inseln miteinander verbindet, wurde mit dem Titel „Norwegens Bauwerk des Jahrhunderts" geehrt und ist schon traditionell für uns der passende Ort, um mit einem Gläschen Sekt auf Norwegen anzustoßen, von dem es in der ersten Strophe der Nationalhymne m.E. völlig zu recht heißt: „Ja wir lieben dieses Land!". Auf einem Inselchen findet sich ein Denkmal, das großherzig „zur Erinnerung an alle, die auf See geblieben sind" errichtet wurde, ohne jede nationale Einschränkung.
Bud ist ein kleiner Ort am Ende einer Nebenstraße, der aber zweimal in der Geschichte eine Rolle gespielt hat. Im 16. Jahrhundert versuchte der letzte norwegische Erzbischof von hier aus vergeblich eine Anlauf zur Wiedergewinnung der Unabhängigkeit und im 20. Jh. Wurde hier ein Stützpunkt des „Atlantikwalls" mit Beobachtungsbunker, Küstenbatterie und Flak errichtet, von dem das Museum anschaulich berichtet. Freunde der Geologie kamen im „Steingarten" auf ihre Kosten.
Ein Picknick auf dem Varden mit dem berühmten Molde-Panorama (manche Reiseführer sprechen von mehr als 200 schneebedeckten Gipfeln, die man von dort oben sehen kann) als Kulisse gehört sicher zu den unvergesslichen Eindrücken dieser Reise. Auch die von Bjørnson so benannte „Stadt der Rosen" hat durch den Krieg sehr gelitten. Die Domkirche wurde nach dem Kriege im alten Stil, aber mit freistehendem Glockenturm wieder errichtet. Als wir sie umrundeten um einzutreten fanden wir eine offenstehende Seitentür. Aus der Tiefe des Treppenhauses waren fremdartig anmutende Klänge vernehmbar. Als ich ihnen nachging, konnte ich sehen, dass koptische Christen offenbar aus Äthiopien sich in einem geräumigen Kellerraum zu einer Andacht versammelt hatten, was mich als ein Symbol gelebter Ökumene berührte.

Die Stadt des Jugendstils

Ålesund, die auf mehrere Inseln verteilte Stadt, betrachteten wir uns zunächst von oben, nämlich von ihrem Hausberg Aksla aus, was einen guten Überblick verschafft. Das heutige Stadtzentrum ist nahezu einheitlich vom Jugendstil geprägt und dafür berühmt. Dieser Umstand resultiert aus einer Feuersbrunst, die die Stadt im Jahre 1904 heimsuchte. Tausende von alten Holzhäusern verbrannten in einer einzigen Nacht und machten Zehntausende Menschen obdachlos. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. engagierte sich persönlich außerordentlich bei der Hilfe für den Wiederaufbau und das nicht nur finanziell; er schickte sogar deutsche Kriegsschiffe mit Baumaterial und schob so eine internationale Hilfsaktion an. Die Stadt benannte aus Dankbarkeit eine Straße nach ihm und errichtete ihm ein Denkmal im Stadtpark. Nicht weit davon gibt es ein anderes seltenes Monument für Rollo, den ersten Herzog der Normandie. Er war ursprünglich ein Wikingerhäuptling, der aus der Nähe von Ålesund kam. Das Denkmal ist ein Geschenk der Stadt Rouen und lässt den Normannen, dem damaligen Zeitgeist entsprechend, ganz schön „gallisch" aussehen. Apropos Zeitgeschmack: der Jugendstil war zur Zeit des Wiederaufbaus en vogue und deshalb wurde der Kern der Stadt zu einem geschlossenen Ensemble dieser Stilrichtung. Von all dem nahmen wir bei einem Bummel nach dem Abendessen Notiz und trafen dabei auch auf das eindrucksvolle Standbild der Fischersfrau, die sorgenvoll aufs Meer hinausschaut und der Heimkehr ihres Mannes harrt - Anspielung auf ein stattgehabtes Unglück, bei dem viele Fischer umkamen.

Westkap bis Floro

Die Halbinsel Stadlandet war am nächsten Tag unser Ziel, an deren Spitze sich das touristisch wenig erschlossene Westkap (der westlichste Punkt des norwegischen Festlandes) befindet. Eine im Umbau befindliche Hütte trägt die Markierung, nicht weit davon steht eine Wetterstation. Wir waren der einzige Bus weit und breit, aber einige PKW und Wohnmobile, die das Passieren auf der schmalen Zufahrtsstraße erschwerten, fanden schon den Weg. Nun, der Wind blies kräftig und die ziehenden Wolken dekorierten den grandiosen Ausblick.
In Florø, das heute weitgehend vom Erdölgeschäft lebt, bezogen wir Quartier. In einem im traditionellen Stil eingerichteten Extrasaal nahmen wir das Abendessen ein, welches von einer ausgezeichneten Fischsuppe eingeleitet wurde. Da das Hotel direkt am Wasser, ganz in der Nähe des Ortszentrums und Rathauses lag, hatte ich am Abend Gelegenheit ein interessantes Phänomen zu beobachten: so wie bei uns die Halbwüchsigen mit ihren Mopeds unterwegs sind und angeben, kurven dort die Teenager mit kleinen Booten herum und vergleichen mit entsprechender Lärmkulisse die Leistungsfähigkeit ihrer Außenbordmotoren.

Mit der Hurtigruten nach Bergen

Für viele war die Fahrt mit einem Schiff der legendären Postschifflinie Hurtigruten ein Traumziel. Nun endlich war es so weit. Die Polarlys legte extra für uns an. Reichlich sechs Stunden konnten wir das luxuriöse Ambiente an Bord kennenlernen. Einige genossen das Traumwetter am Oberdeck.
Der Bus hatte inzwischen über Land auch den Treffpunkt erreicht und erwartete uns in Bergen am Kai zusammen mit Mr. Bernard, dem französischen Norweger, der mit uns teils im Bus, teils zu Fuß die Stadtführung machte. Im Mittelpunkt stand natürlich die berühmte Hanse-Brücke, ein anschauliches Zeugnis für die jahrhundertelange Anwesenheit hanseatischer Kaufleute, die von ihrem Kontor in Bergen aus praktisch den gesamten Stockfischhandel beherrschten. Über deren Alltagsleben erfuhren wir einiges, doch eher unersprießliches. Unser Hotel lag direkt am Stadtpark, nicht weit vom Zentrum und so nutzten viele die Möglichkeit, vor oder nach dem Abendessen die zweitgrößte Stadt des Landes weiter zu erkunden. Einige nutzten auch die Gelegenheit und fuhren mit der Standseilbahn auf den Fløy, einen der sieben Hügel, hinauf, um sich am dortigen Ausblick zu delektieren. Eine unerwartete Attraktion ergab sich durch ein Treffen amerikanischer Oldtimer im Park, die manche Männer in Verzückung versetzte. Andere wieder freuten sich besonders über die große Auswahl an Smoothies beim Frühstück.

Abschied

Der letzte Tag in Norwegen brachte noch mehrere Überraschungen, die nicht im Reiseprogramm standen, die wir uns aber aufgrund des reichlichen Zeitfonds als Extras leisten konnten. So machten wir einen Abstecher zur Olavskirche, eine der größten und ältesten mittelalterlichen Steinkirchen des Landes. Bei ihr steht ein ca. 7m langer Bautastein, die sogenannte „Nähnadel der Jungfrau Maria", der sich zur Kirchenwand hinneigt. Die Legende besagt, dass in dem Augenblick, wenn er die Mauer berührt, die Welt untergehen wird. Viel fehlt nicht mehr! In der Nähe wurde ein Wikinger-Fürstensitz ausgegraben und ein etwas futuristisches Museum eingerichtet, wo man sich u.a. als Wikinger einkleiden kann, was sich der Reiseleiter natürlich nicht nehmen ließ. Beim Anlegen des ca. 20 kg schweren Kettenhemdes brauchte er allerdings Hilfe.
Es blieb sogar noch Zeit zum Besuch der besterhaltenen mittelalterlichen Klosteranlage Norwegens - wir erinnern uns: mit der von oben angeordneten Reformation in Norwegen waren sie alle Mitte des 16. Jahrhunderts aufgelöst worden. Das schön gelegene und liebevoll restaurierte Utsteinkloster ist heute Museum und gewährt Einblicke in einstiges klösterliches Leben.
Ein zeitiges Abendessen in Stavanger am Stadtpark mit der Domkirche ganz in der Nähe war unsere letzte Mahlzeit auf norwegischem Boden, denn für uns war die Nacht- Fähre von Stavanger nach Hirtshals gebucht. Das Schiff erwies sich als ziemlich neu, die Kabinen waren geräumig und wir hatten eine angenehme Überfahrt. Das Programm in der Show-Lounge war auch gar nicht schlecht.
Nach einem guten und ausgiebigen Frühstück an Bord traten wir die Rückfahrt Richtung Dresden an. Selbige zieht sich bekanntlich immer in die Länge; verkürzt wurde sie u.a. durch unser Kilometer-Quizz.
Bei der Ankunft nach mehr als tausend Kilometern hatten wir nur ca. eine Viertelstunde Verspätung; das ist gar nicht so übel.
Was bleiben wird sind herrliche Eindrücke im Kopf und im Herzen: die Schönheit Norwegens zieht einen unweigerlich in ihren Bann, auch wenn man - wie der Berichterstatter - schon etliche Male Gelegenheit hatte, das „längste" Land Europas zu bereisen.
Gez. B. Rink

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht