Reisebericht: Rundreise Norwegen auf den schönsten Panoramastraßen

26.06. – 07.07.2022, 12 Tage Rundreise Kristiansand – Stavanger – Lysefjord – Ryfylke – Eidfjord – Sognefjell – Jotunheimen – Geirangerfjord – Trollstigen – Molde – Kristiansund – Atlantikstraße – Alesund – Westkap – Förde – Bergen


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Wundern soll’s mich, was ich dort seh’,

Jenseits der hohen Fjällen?

Nun sieht das Aug’, ach, nichts wie Schnee,

Drunten doch grünt es an Elv und See!

Kann mir den Wunsch nicht versagen,

Darf ich die Reise wohl wagen?

(Björnsterne Björnson)
Ein Reisebericht von
Michael Rass
Michael Rass

Auf der Autobahn

Der Anreisetag liefert meist keine großen Erlebnisse, verbringt man doch die meiste Zeit im Bus und wartet sehnsuchtsvoll auf das Ende der langen Fahrt.
Das Wetter war warm und um 6 Uhr morgens hatte es am Dresdner Flughafen schon ganze 23 Grad +. Zwar ist der Bus vollklimatisiert, dennoch hoffte jeder, dass die lange Fahrt von ca. 1000 km ohne große Probleme bewältigt wird.

Angefangen hat es sehr gut. Überpünktlich konnten wir von den Abholstationen abfahren, bis das Großkreuz kam. Irgendwie hatte das Taxiunternehmen es versäumt, das richtige Vehikel zu schicken. 2 Koffer fanden leider keinen Platz mehr, und es musste ein zweites Taxi geordert werden.
Dieses kam doch relativ schnell, sodass wir noch gut in der Zeit lagen.
Aber dann am Dreieck Havelland auf dem Übergang zur A 24 – Stau – 5 spurig – nichts geht mehr. Der Zubringer mit den letzten Zustiegsgästen stand ebenfalls in diesem Stau. Die Minuten vergingen, das Beste was man tun konnte, war den Gästen einen warmen Kaffee anzubieten um die Stauzeit so angenehm wie möglich zu gestalten.
Es stellte sich heraus, dass im Abstand von etwa 2km gleichzeitig 2 Autos vollständig ausbrannten. Als wir die Stellen passierten und die ausgebrannten Autowracks sahen waren mittlerweile eineinhalb Stunden vergangen.
Zeit, die leider nicht mehr aufzuholen war.
Der Busfahrer musste zusätzlich auch seine Lenk- und Pausezeiten einhalten.
So schafften wir es nicht mehr rechtzeitig zum Abendessen ins Hotel. Schade auch deswegen, weil die Umgebung in Rebild Bakker herrliche Spazierwege aufweist.
Das Küchenpersonal war bereits im wohlverdienten Feierabend, als wir kurz nach 21 Uhr ankamen.
Unser Abendessen, ein Sandwich und ein herrlich süßes Erdbeerdessert standen, perfekt in Szene gesetzt, am Tisch zum Verzehr bereit. Man merkt dass man in Skandinavien ist, die Früchte schmecken hier viel besser als bei uns in Deutschland.
Dazu das süffige, ökologisch gebraute dänische Bier Royal, zum Abschluss eines langen Reisetages, spendet noch die nötige Beruhigung für einen erholsamen Schlaf.
Hieß es doch in aller Früh wieder Koffer packen.


Wie Perlen auf der Schnur

6.30 Uhr Koffer packen
7.00 Uhr reichhaltiges Frühstück
7.30 Uhr Abfahrt nach Hirtshals bei bewölktem Himmel.
Check in, noch schnell auf die Toilette und ab in den Bus und hinüber zu dem roten Katamaran, der uns in 2 Stunden unter dunklen Wolken durch den Regen, über den Skagerak nach Kristiansand brachte. In der Zeit an Bord konnte, wer wollte, ganz bequem eine ausgedehnte Augenpflege machen oder sich an Bord ein zweites Frühstück genehmigen.

Kristiansand empfing uns freundlich, der Regen hatte weitgehend aufgehört, nur einige Tropfen fielen noch links und rechts an uns vorbei.
Die Gruppe war gut drauf und freute sich auf einen kleinen Spaziergang durch die Quadratur des alten Stadtkerns Posebyen der vom großen Feuer 1892 weitgehenst verschont geblieben war.
Einen regelrechten Ansturm gab es auf einen Kanaldeckel, den eine Dame unserer Gruppe entdeckte und davon ein Foto machte. Plötzlich standen 30 Leute im Kreis, zuckten die Fotoapparate um einen einzigen Kanaldeckel zu fotografieren.
Eine Situation zum Schmunzeln.
Er war aber auch besonders, denn der Guß zeigte den Stadtteil Posebyen, die Quadratur der Stadt, das Rathaus, den Dom und die Zahl der Stadtgründung 1641.

Begeisterung kam auch auf, als der Dom betreten wurde. Obwohl eine Steinkirche, bestand das Dach aus einer mächtigen Holzkonstruktion die Ähnlichkeiten mit Stabkirchen aufwies. Die Beleuchtung mit den Kronleuchtern gab der Szenerie eine besondere Stimmung voller Erhabenheit und Ehrfurcht.
Die Mauern der Kirche müssten beben, wenn bei Orgelkonzerten die Töne aus 4528 Pfeifen bei 67 Registern und zwei Spielpulten ertönen. Gefertigt hat sie 2013 Orgelbau Klais aus Bonn.
Ganz eindrucksvoll auch das Altarbild. Die Darstellung, „am Brechen des Brotes haben wir ihn erkannt“. Das gemeinsame Abendessen der beiden Emmausjünger mit Jesus.
Manche rätselten über die Bedeutung des Kirchenschiffes, das am Übergang von der Kirchenvorhalle zum Kirchenraum hing.
Sie ist das Modell der Fregatte Jylland und ist Denkmal für die bei der Seeschlacht 1864 bei Helgoland gefallenen Dänen, die hier in Kristiansand beerdigt wurden.

Auffallend war ein sehr eifriger Straßenwächter, der scheinbar überall gleichzeitig zu sein schien und dauern Strafzettel hinter Scheibenwischerblätter steckte, bei Autos die entweder falsch parkten oder wo die Parkzeit abgelaufen war. Durch ihn füllt sich der Stadtsäckel sehr schnell und der Kämmerer freut sich und reibt sich die Hände. Ob es ihm die Stadt eines Tages danken wird?

Die Reiseroute entlang der Nordseestrasse nach Farsund bot eine Vielzahl an Erlebnissen. Hier liegen sie, seit Jahrhunderten schon, aneinandergereiht wie Perlen auf einer Schnur. Die Dörfer und Städte mit ihren weißen Holzhäusern, die charakteristische Architektur entlang der Küste Südnorwegens.

Einen kleinen Abstecher in den Bereich der Kulinarik war für die Gruppe ein unvergessliches Erlebnis mit bleibendem Erinnerungswert.
Leider am Montag geschlossen, aber trotzdem ein besonders Gefühl, einmal vor dem ersten Unterwasserrestaurant Europas zu stehen. Nachdem es 2018 „untergegangen“ war, hört es auf den Namen „Under“ und gehört seit 2020 zu den 10 coolsten Restaurants der Welt. Im gleichen Jahr gewann es auch den Designwettbewerb.
Die schlichte Konstruktion mit klaren Linien passt sich der Umgebung an. Von oben, durch die verschlossene Tür, konnte man einen kleinen Ausschnitt der Glasfläche sehen, die sich 5,50m unter dem Meeresspiegel befindet.
Zugegeben, ganz billig ist das 6 Gänge-Menü dort nicht. Im perfektem Abstand auf dem Teller serviert und zu jedem Gang den passenden Schluck Wein.
Ein Erlebnis und mit Sicherheit auch eine Gaumenfreude ist es auf jeden Fall.
Einmal dort unten vor der riesigen Glasscheibe zu sitzen, vielleicht nur mit einem Kaffe vor sich und dem Wellenspiel an der Oberfläche zuzusehen, wäre schon ein erhabenes Gefühl und für Normalos ausreichend.
Im Gebäude nebenan, kann man einen Film sehen und die Beschreibung lesen wie das Restaurant gebaut wurde. Eine sehr spannende Geschichte.

Man war wirklich so fasziniert von dem Gebäude und der Einmaligkeit, dass man beinahe vergaß weiterzufahren. Wir wurden ja am Leuchtturm erwartet zu einer Filmvorführung. Anschließend noch die Wanderung zum Leuchtturm.
Aber die Zeit war gegen uns. Wir ließen den Film ausfallen und nutzen die 45 Minuten Zeitspanne, die wir hatten, lieber dem Leuchtturm und seiner Umgebung zu widmen.
Schließlich wollte man ja heute einigermaßen rechtzeitig im Hotel sein, um nicht wieder nur mit einem Sandwich abgespeist zu werden.
Vorsichthalber warnten wir das Hotelpersonal dennoch vor, was aber hier keine Probleme machte.
Rechtzeitig erreichten wir das Hotel in Farsund, und pünktlich servierte uns das freundliche Personal das Abendmenü.


Land unterm Großen Bären

Oweija, was hat der Reiseleiter heute vor mit uns.
Scheucht uns eine halbe Stunde früher aus den Federn. Immer diese „Early birds“ .
Dabei ist das Hotel so wunderschön, der Ausblick auf das Meer, die salzige Luft, das leise summen der Motoren der Fangschiffe im nahen Hafen, das Schreien der Möwen. Man ist im Urlaub, man schläft gut, träumt noch von schönen Dingen und dann kommt der Reiseleiter und sagt, „Reise, Reise, aufstehn“.
Was hat er bloß wieder vor mit uns.

Der weckte uns mit strahlendem Sonnenschein, die Temperatur stieg auf angenehme 20 Grad+. Da konnte man schon in Kauf nehmen, eine halbe Stunde früher aufzustehen.
Der Weg führte uns zunächst hinüber nach Flekkefjord, die einst durch den Handel mit den Holländern reich geworden war. Die weißen Holzhäuser strahlten das Flair vergangener Jahrhunderte aus. Verspielt, vielleicht auch etwas kitschig, aber dennoch bewundernswert waren die unzähligen bunt angemalten Vogelhäuschen, die in Mehrzahl an den Laternen hingen. Eine Blumendeko erstrahlte in allen Farben an fast jeder Hausecke und zusammen mit einem bunten Fahrrad als Farbklecks dazwischen, ließ manchen darüber nachdenken, wo er sich befand. „Bin ich wirklich in Norwegen, oder bin ich vielleicht sogar in Holland“.
Die Zeiten mit den Holländern scheinen hier nicht vergessen zu sein.
Ein kurzer Spaziergang durch den malerischen Ort ließ dies immer wieder erkennen.

Hier verließen wir die Nordseestrasse, die sich noch weiter der Küste entlang bis nach Haugesund schlängeln würde.
Mit Spannung wurde die Überraschung erwartet, wofür wir heute so früh aufstehen mussten.
Die Straße führte uns durch die wunderschöne und gleichzeitig auch märchenhafte Landschaft des Vestagders hinein ins Rogaland. Kurz vor Stavanger bog der Bus in eine schmale Nebenstraße ab und folgte ihr hinein in ein Tal wo anfangs noch auf saftigen Wiesen Schafe und Kühe ein scheinbar glückliches Leben führen. Dann wurde die Landschaft rauer und es wechselte hinüber ins Gebirge mit Granitgestein.
Vor 10.000 Jahren, als das Eis schmolz, erlebte diese Region einen mächtigen Felssturz, wo Millionen von Tonnen Gestein links und rechts vom Berg abbrachen und das Tal teilte. Wir waren auf Gloppedalsura, dem größte Felsengarten Nordeuropas. Imposant, die unzähligen oft haushohen Gesteinsmassen. Wenn man sich in die Zeit zurückversetzen konnte, konnte man die Wucht, den Donner und die Erschütterungen spüren als die Felsen zu Tale stürzten.
Gleich am Anfang mit der Besetzung Norwegens durch die Deutsche Wehrmacht fand hier eine Schlacht zwischen 250 Norweger und einer haushohen Überzahl mit 800 deutschen Soldaten statt. Beim Kampf verloren 44 Deutsche und 1 Norweger ihr Leben.
Der kleine Umweg, mit dem imposanten Eindruck und das faszinierende Erlebnis waren es wirklich wert früher aufzustehen und es wäre schade gewesen, wenn wir diese eiszeitliche Naturattraktion versäumt hätten.

Stavanger empfing uns dafür mit einer kleinen Herausforderung. Wegen dem Aufbau eines Straßenfestes, das morgen Abend beginnen sollte, war es allen ausländischen Fahrzeugen verboten den Strandkaien zu befahren, wo sich unser Schiff für die Lysefjordfahrt befand. Trotz zweimaligen nachfragen und telefonieren mit dem Chef des Sicherheitsdienstes wurde es uns nicht gestattet. Die Minuten vergingen, denn mit den Telefonaten ging wertvolle Zeit verloren und das Schiff sollte um 14.00 Uhr ablegen.
Alles betteln half nichts, wir mussten einen etwas längeren Fußmarsch hinunter zum Anleger in Kauf nehmen. Mit schnelleren Schritten erreichten wir pünktlich die Rode Fjord Line, wo uns ein freundliches Mädchen mit einem Lächeln empfing und sagte, dass der „Check in“ noch etwas dauern würde.
Wir warteten noch eine dreiviertel Stunde darauf, denn das Schiff sollte erst um 15.00 Uhr ablegen, aber das sagte uns keiner.
Vergessen waren all die Sorgen als der Katamaran endlich ablegte und uns dreieinhalb Stunden ein außergewöhnliches Erlebnis auf dem Wasser bot.
Alles zusammen, das Panorama vom Wasser aus, die Landschaft, die strahlende Sonne mit den Wolken am Himmel, die hunderte Meter senkrecht vom Meer aufsteigenden bizarren Felsen, zauberten eine Dramaturgie in die Szenerie, die sich bestimmt bei jeden eingebrannt hat und unvergesslich werden ließ.
Zum Füttern der 3 Ziegen, 2 noch ganz junge Lämmer mit ihrer Mutter, fuhr das Schiff direkt auf den Felsen zu und stoppte direkt davor. Jedes Schiff das hier vorbeifährt, gibt den Ziegen Futter. Ein Erlebnis, das einen schmunzeln lässt.
Der Preikestolen, der Fanteholen und der Hengjanewasserfall waren neben den Ziegen die Hauptattraktion der Fahrt.

Durch die verspätete Abfahrt von einer Stunde, kamen wir natürlich auch eine Stunde später an. Sodass wir vom Anleger aus zu Fuß zum Hotel marschierten und der Busfahrer mit dem Gepäck nachkam. Die Zimmerschlüssel waren gerade verteilt, als er vor der Haustür hielt und wir unsere Koffer in Empfang nehmen konnten.
Pünktlich auf die Minute saßen wir am Tisch zum Abendessen. Das Personal empfing uns mit einer netten kleinen Ansprache und einem wunderbaren 3-Gänge –Menü, Blumenkohlsuppe mit Chili, Gulasch mit Kartoffelpüree und Mascarponecreme mit Apfelmus als Dessert.

Mancher wird nach dem Abendessen noch einen Spaziergang in die Stadt gemacht haben. Wirklich sehenswert diese Altstadt mit ihrer berühmten „farbigen Straße“, wo sich Kneipe neben Kneipe befindet und alles rappelvoll war. Die Temperatur war warm, die Sonne schien immer noch und die Menschen genossen ausgelassen das Leben. Dasselbe Bild unten auf der Strandpromenade. Alle Bars voll besetzt und in der Proud Mary floß das Bier in bairischen Maßkrügen.
Ein Erlebnis abends durch die Stadt zu flanieren und dem bunten Treiben zuzusehen.
Noch stundenlang könnte man dem Lebensgefühl der Norweger zusehen, ohne dass es langweilig werden würde, aber einmal ruft das Bett, und mit der Spannung was uns morgen erwarten wird, endete der Tag.


Berge, Kunst und kaiserliche Residenz

Endlich mal wieder eine normale Frühstückszeit. Das hieß, länger schlafen. Was wir nicht wussten war, dass wir auf die Fähre nach Tau nicht mehr angewiesen waren.
Die Zeit die dadurch eingespart werden konnte, nutze unser Reiseleiter für einen kleinen Abstecher nach Hafrsfjord unweit von Stavanger.
Er wollte uns den Beginn Norwegens zeigen.
Auf den Felsen am Strand schrieb Harald Schönhaar 872 Geschichte. Nach der blutigen Schlacht konnte er Norwegen zu einem Reich vereinen. Als Symbol des Friedens und der Anerkennung Harald Schönhaars als einzigen König, rammten die 3 verbliebenen Wikingerhäupter ihre vom Kampf gezeichneten Schwerter mit der Spitze nach unten in den Felsen.
Erhaben leuchten sie in der Morgensonne und man kann jetzt den Nationalstolz der Norweger verstehen.

Wir konnten es kaum glauben, als unser Reiseleiter erzählte, dass wir gleich den derzeit noch längsten Unterwassertunnel der Welt befahren werden. Vor 2 Jahren erst eingeweiht, gehörten wir noch fast zu den Ersten, die den Tunnel befahren werden. Der Ryfasttunnel mit über 14km Länge verläuft er 300 Meter unter dem Meer. Ein Bauprojekt, das schon eine gewisse Vorstellungskraft braucht, wie das alles technisch so möglich ist.

Mit einem kleinen Abstecher zu den Felszeichnungen von Solbakka begann unser Ausflug in die Kunst Norwegens, angefangen 500 Jahre vor Christus bis in die Neuzeit.
Unsere „Tour de Art“ führte uns nach Ostasteidn, einem Rastplatz mit einem fantastischen Ausblick auf den Sandfjord. Ob man Kunst versteht oder nicht, liegt immer im Auge des Betrachters, aber die Toilette dort ist schon etwas Besonderes. Gewann sie doch 2019 den Betonpreis. Die Form des Toilettengebäudes und die Umgebung dazu soll die Natur von Ryflyke darstellen. Bei Würstl und Suppe konnte sich jeder angeregt über Kunst unterhalten, während er auf Bänken saß, die aus recycelten Kunststoff hergestellt wurden.

Unweit von der „Kunsttoilette“ befand sich ein erneutes Kunstobjekt direkt am ehemaligen Fähranleger von Ropeid. Hier stehen Hocker und Tische in verschiedenen Größen direkt am Meer und laden zum verweilen ein. Die Besonderheit dieses Kunstwerk ist, leider konnten wir es nicht erleben, die Gebilde, die aussehen wie Pilze, beginnen in der Nacht in verschiedenen Farben zu leuchten. Auch hier wurde wieder der Plastikabfall aus der Umgebung verwertet und einer neuen Bestimmung übergeben.

Genug der Kunst, wir widmeten uns wieder der grandiosen Natur Norwegens zu.
Mit lautem Getöse und schäumender Gischt empfing uns der Svandalsfossen. 180m Fallhöhe, atemberaubend. Den zu erkunden ist schon fast Pflicht. 540 Stufen führen hinauf auf eine Anhöhe und man stand mit offenem Mund vor dem Wasserfall und war nur noch überwältigt.

Ein Highlight folgt dem anderen auf dieser Tour. Ein kurzer Halt an der ehemaligen Zinkmine von Sauda gab einen kurzen Einblick in die Zeit Ende des 19 Jahrhunderts, als hier Zink abgebaut wurde. Hier könnte man eine Führung mit einem Guide buchen. Man wandert fast einen Kilometer an einer Schlucht entlang, bevor man durch einen kleinen Eingang in die Mine gelangt, in der man 600m weit in den Berg vordringen konnte.

Seit dem wir den Unterwassertunnel verlassen haben befanden wir uns auf dem Ryflykevegen. Er ist einer der 18 grünen Strassen von Norwegen. Er führt von Sauda über Saudafjell nach Roldal.
Wie sollte ich hierüber schreiben? Diese gigantische Macht der Natur, das sich ständig wechselnde Farbenspiel, die Luft, die Dramatik, es werden sich keine Wörter finden lassen, diese Erlebnisse zu beschreiben. Man versuchte die Stimmungen, die persönlichen Empfindungen in Fotos festzuhalten, manche knipsten mehr, manche weniger. Aber am Ende wird jeder feststellen müssen, das kein Bild der Welt je diese unbeschreiblichen Momente widerspiegeln wird.
Das Einzige wäre vielleicht, wenn die Eindrücke dauerhaft fühlbar bleiben sollten, sich nicht aufs Fotografieren zu konzentrieren, sondern ruhig atmend die Natur mit Seele und Kopf aufzunehmen. Denn niemand, der das Gebiet nicht kennt, oder nicht dabei war, wird je verstehen können, was wir in diesen Augenblicken erlebt und was jeder Einzelne von uns dabei gefühlt hat.
Jeder, der dabei war, sollte seine persönlichen Momente im Herzen bewahren.

Langsam fuhr unser Bus die Straße entlang, vorbei an Schneefeldern, Schafe fraßen frische Kräuter und Gräser entlang der Straße, ein Pärchen hüpfte in einen klaren Gebirgssee und ein junger Mann stand auf dem Dach seinen alten Campers um ein noch besseren Foto von der Landschaft zu machen.

Der krönende Abschluss der heutigen Tagesetappe war unser letzter Stopp am gigantischen Zwillingswasserfall, dem Latefossen. Um 5 Meter an Fallhöhe übertrumpft er den Svandalsfossen und von dem waren wir schon begeistert, aber dieser hier setzte dem Ganzen wirklich nochmal die Krone auf. Für gute Fotos nahm man sogar in Kauf, dass man pudelnass wurde, denn die Wassernebel regneten auf uns herab, als würden wir in einer Dusche stehen. Man konnte sich dem nicht entziehen, wenn man ein Foto oder Video des Wasserfalls mit Regenbogen haben wollte.

Der krönende Abschluss war er aber dann doch nicht, denn dieser gebührte wirklich unserem Hotel. Ein historisches Hotel in Ullensvang, das vielleicht Beste auf unserer Tour, in dem schon Kaiser Wilhelm genächtigt hatte, Edward Grieg und weitere gekrönte Häupter. Bilder und Zeichnungen an den Wänden belegen die Echtheit.
Das Essen, ein Gedicht, die Preise zum Schlucken für Normalverdiener.
Das Hotel bietet alles was das Herz begehrt. Wellness, Sauna, Tennisplatz, Innen- und Außenpool, letzter in der Form eines Fjordes, alles natürlich beheizt. Und was nicht fehlen durfte, ein kleiner feiner Sandstrand mit Zugang zum Fjord.
Das war die Einladung für einige Reisende. Der Sprung ins kalte Wasser des Fjordes am Fuße der schneebedeckten Gipfel des Folgefonnagletschers.

Man muss aber auch sagen, was wir heute erlebt hatten, wäre niemals möglich gewesen, wenn nicht der Herrgott uns einen strahlenden und wolkenlosen Sonnentag geschenkt hätte. Machen wir uns dessen bewußt.
In diesem Sinne, eine gute Nacht, denn der Reiseleiter hat für morgen schon wieder etwas gesagt. Lassen wir uns überraschen.


Übers Fjell

Gespeist wie die Fürsten …. Nein…. Gespeist wie Kaiser und Könige.
Das Abendessen hatte uns schon überzeugt, aber die Auswahl am Frühstücksbuffet kann nicht mehr überboten werden. Und die Qualität der Speisen konnte man schmecken. Ein kulinarisches Highlight auf der Reise.

Mit vorheriger Absprache, weil dies nicht im Programm stand, und ohne Gegenstimmen gab es einen Abstecher zum größten und mächtigsten Wasserfall Norwegens unweit von Eidfjord. Der Vöringsfossen. Ein Wow- Erlebnis
war es schon, wenn man frei auf einem Eisensteg über die Schlucht gehen kann, in dem das Wasser über 180m in die Tiefe rauscht, sich unten in den Regenbogenfarben zeigt, bevor er sich mit dem Hardangerfjord vereinen kann. Die seit 2020 fertiggestellten neuen Plattformen bieten aus allen möglichen Richtungen einen herrlichen Blick auf diesen majestätischen Wasserfall. Wir waren alle begeistert von diesem kleinen Abstecher.

Über eine der längsten Hängebrücken der Welt führte uns der Weg über den Hardangerfjord nach Voss und zum nächsten Wasserfall, den Tvindefossen, einem Kaskadenwasserfall in prächtiger Kulisse.

Wir erreichten Flam. Wegen des Abstechers und einigen Baustellen auf der Strecke, die mit Wartezeiten verbunden waren, musste der Aufenthalt aus Zeitgründen leider verkürzt werden. In der Cafeteria der Aegir Brauerei konnte, wer wollte, ein typisches norwegisches Smörgas, ein belegtes Brot, als kleine Stärkung und als Abwechslung zu den Würstl nehmen. Natürlich konnte auch das heimisch gebraute Bier probiert werden.

Von Flam aus über Aurland ging es den Aurlandsvegen, der auch unter dem Namen „Schneestrasse“ bekannt ist, hinauf auf die fantastische Hochebene des Aurlandfjells. Aber vorher noch ein Stopp am von Touristen überfüllten Stegasteinen. Von dieser modernen und geschwungenen Architektur aus hatte man einen fantastischen Blick hinunter ins Tal, zum Dorf und über die grandiose Fjordlandschaft.
Im Gegensatz zur gestrigen Hochebenentour bietet dieses Plateau des Aurlandfjells eine weite, sanft geschwungene Natur. Die Blicke reichten hinüber bis zu den kantigen Gipfeln des Jotunheimen.
Sehr gut konnte man diesen Ausblick genießen wenn man auf der „endlosen Bank“ am Vedahaugane Platz genommen hatte und die Natur auf sich wirken ließ. In einer kleinen Höhle befindet sich ein Kunstwerk von Mark Dion, das zum Nachdenken anregen sollte.

Wir verließen die Schneestrasse, folgten der E 5 weiter bis Fodens, überquerten dort den längsten und tiefsten Fjord Norwegens und gelangten über die alte Handelsstrasse hinauf auf das Sognefjell. Der Sognefjellveien ist die höchstgelegene Passtrasse Nordeuropas. Die Natur zeigte sich uns erneut mit Weite und Ferne. Keine Bäume störten die Sicht. Geschwungene Straßen machten die Fahrt zu einer „Wellnesstour“. Manchmal schimmerte ein blauer See durch das gerade aufbrechende Eis. Das Außenthermometer zeigte 23 Grad+ und das auf gut 1300m Seehöhe. Immer wieder fanden sich Camper links und rechts der Straße und nahmen vom Allmannsrett Gebrauch. Das freie Übernachten in der Natur.
Am Oscarshaugen, einem Rastplatz wo König Olav II 1860 einen Varden errichtete, mussten wir nochmal eine halbstündige Pause einlegen wegen der drohenden Lenkzeitüberschreitung des Busfahrers. Der Ausblick war grandios und die Luft angenehm warm.

Langsam bagann der Magen dann doch zu knurren. Unser heutiges Hotel das Elveseter war nicht mehr allzuweit. Rechtzeitig zum bestellten Abendessen um 20.30 Uhr konnten wir die Plätze einnehmen und den Tag mit einem herrlichen 3-Gänge-Menü aus Tomatensuppe, Fisch und frischen Erdbeeren mit Sahne zum Dessert ausklingen lassen.
Das Hotel überraschte uns mit einer einmaligen Einrichtung. In dem ehemaligen Bauernhof aus dem 17 Jahrhundert hat jeder Raum ein anderes Thema. Meist geht um die nordische Mythologie, wie die Depandancehäuser Utgard und Midgard erahnen lassen. Die Bilder in den Gebäuden sind dementsprechend ausgerichtet, ebenso die Namen der Zimmer.
Im Haupthaus sorgten 2 brennende Kachelöfen trotz der hohen Außentemperaturen für eine wohlige Stimmung. Gebrauchsgegenstände aus den verschiedenen Jahrhunderten fanden sich in den einzelnen Räumen und Gemälde zeigten das Leben der Einwohner in der vergangenen Zeit.
Das ganze Haus innen und außen, sowie das Areal drum herum ähnelt einem Museum, bzw Freilichtmuseum. Ein wirklich interessantes Haus das sehr zum Verweilen einlädt.
Ob uns heute Nacht im Schlaf die nordische Mythologie einholt werden wir erst morgen früh festgestellt haben.


Jenseits des Fjells

Der Tag begann entspannt. Für Frühaufsteher gab es schon Frühstück ab 7.00 Uhr, wer länger schlafen wollte, konnte dies ohne Probleme tun. Abfahrt war ja erst um halb 9.
Die Sagasäule mit der Geschichte Norwegens stand vor unserem Hotel. Almund Elvester, der Besitzer des Hotels errichtete sie hier in eigener Regie, da sich die Regierungsparteien nicht einigen konnten, wo sie stehen sollte.

Wir folgten dem reißenden Gebirgsfluß Bovra hinunter, über Flaklypa bis in das Nationalparkdorf Lom. Der Weg führte uns vorbei an zahlreichen Bauernhöfen die sich architektonisch völlig von den bisher gesehenen unterschieden. Braune Blockbauweise, teilweise auf Stelzen, damit Ratten und Mäuse die Vorräte nicht vernichten konnten.
Die geplante Führung in Lom verzögerte sich um eine dreiviertel Stunde, die wir gut nutzten und dem weltbekannten Bäcker in Lom einen Besuch abstatteten. Eine Empfehlung des Reiseleiters. Gebacken wird hier noch von Hand in der Backstube im Gebäude und man kann dabei sogar zusehen. Die Zutaten sind regionaler Herkunft was man deutlich schmecken konnte. Das berühmteste und bekannteste Gebäck ist hier die Zimtschnur. Eine etwas andere Variation der uns bekannten Zimtschnecke. Die Zutaten blieben jedoch ein Geheimnis.

Die Führung mit dem deutschen Guide Lars war kurzweilig und sehr interessant, da er auch viel um die Geschichte von Lom wußte und dies in seiner Führung mit einfließen ließ.
Einige deutsche Bilder und das Taufbecken stammten aus Deutschland. Ebenfalls waren 2 Marienbilder in einer evangelischen Kirche zu finden und vieles mehr, was die Kirche zum dem macht, was sie heute ist. Manchmal ertönen sogar noch Melodien aus der Orgel.

Aus zeitlichen Gründen, wegen der planmäßigen Abfahrt unseres Schiffes nach Hellesylt konnte leider kein weiterer Fotostopp mehr gemacht werden.
Der Bus folgte dem nördlichen Jotunheimen im Ottadalen westwärts, über den Reinheim Nationalpark nach Grotli und überquerte dort die Grenze von Oppdal zu More og Trondelag.
Wir drangen ein in das Land der Rentiere und der Trölle.
Die Landschafte wechselte über von den weiten und sanften Hügeln des Ostens zu den wilden und schroffen Gebirgszügen im Westen.
Wir passierten erneut die Baumgrenze und erreichten die Schneefelder am Breiddalfjell. Der Djupvatnsee auf 1000m Höhe war noch komplett mit Eis bedeckt.
Über das Blafjell, dessen Eis das Licht bei richtigem Sonneneinfall blau reflektiert, ging es weiter der Geirangerstrasse hinunter in den Ort selbst. Viele interessante Sehenswürdigkeiten gab es auf dieser Strecke zu sehen. Erwähnt sei hier die 270 Grad-Schleife des Knuten. Ein straßenbauliches Meisterwerk zur Überwindung der Höhenunterschiede, oder der Flydalsjuvet. Der Storfossen, der mit mächtigem Getöse zu Tale rauschte und neben unserem Hotel vorbeischoß.

Die Fährfahrt von Geiranger nach Hellesylt und wieder zurück brachte imposante Eindrücke von den Gewalten der Natur. Viele Wasserfälle bekannte und unbekannte rauschten noch vom Berg herab und ergossen sich im Tal. Allen voran die 7 Schwestern, die bei ganz genauem Hinsehen eigentlich schon 8 sind. Vielleicht hatte es der gegenüberliegende Freier doch einmal geschafft, heimlich in der Nacht eine der Schwestern zu verführen.
Weiter westlich hängt, bzw fällt der Brautschleier von der Felswand. Von der Teufelshöhle heißt es, dass der Teufel persönlich aus Wut einen Berg gespalten hatte. Ein kleiner Hof am Übergang zum Sunnylyvenfjord besaß einst 200 Aprikosenbäume und konnte über 60kg Obst ernten. 1961 wurde er verlassen, auf Gründe von Wassermangel.
Beeindrucken die beiden Höfe auf steilem Felsen. Skageflo und Knivsflo, links und rechts vom Fjord. Skageflo ist der berühmtere. Wurde er doch einst von der königlichen Familie besucht und es rankt sich eine berühmte Geschichte um den ehemals reichsten Hof der Gegend. Wie alles, drehte es sich hier auch um das Geld.

Das Schiff legte wieder im Hafen an, und just in dem Moment kamen düstere Wolken mit einem undurchdringbaren grauen Schleier über Dalsnibba daher gezogen. Das bedeutete nichts Gutes.
Der letzte Gast stieg in den Bus ein und es begann aus Eimern zu regnen. Aus gegebenen Anlass entschied man sich gleich im Hotel einzuchecken und anschließend, wenn es aufgehört hat zu regnen, einen kleinen Stadtbummel zu machen.

Am Hotel angekommen, hatte es auch schon wieder aufgehört. Schnell wurden die Zimmer verteilt und wer mochte, konnte sich am Stadtbummel beteiligen. Natürlich ging es auf dem spektakulärem Weg nach unten. Eisentreppen und Plateaus säumten den Weg am reißenden und mit gigantischer Macht ins Tal stürzenden Storfossen. Manchmal meinte man, man stünde plötzlich im Regen, wenn durch die Gischt und die Wassernebel die Tropfen ins Gesicht peitschten. Ein Schirm oder eine Regenjacke hätte hilfreich sein können. Obwohl……, es war ja nur klares Wasser und das trocknet eh schnell wieder.
Souveniergeschäfte, Sportequipment, Supermarkt, Schokoladenfabrik und andere kleinere Handwerksbetriebe und natürlich Gasto wechselten sich auf 200 Metern ständig ab.

Heute gab es ein typisches skandinavisches Smörgasboard. Abendessen vom Buffet. Aber vom Feinsten. Wie konnte es auch anders sein. War doch unser Hotel wieder eines der historischen Häuser und für Kaiser und Könige vorbehalten.
Auswahl ohne Ende, ein Schlaraffenland mitten in Norwegen. Man kann es nicht beschreiben, man muss davor stehen, es sehen und erstmal auf sich wirken lassen. Erst dann konnte man mit Seelenruhe genießen. Die Auswahl an Speisen war so groß, selbst wenn man nur die kleinsten Häppchen von jedem Gericht genommen hätte, hätte ein guter Esser vielleicht die Hälfte des Angebotes geschafft zu probieren.

Der Blick zum Fjord, das Rauschen des Wasserfalls, die Dramaturgie der gegenwärtigen Stunde ließ heute Nacht so manchen spät ins Bett kommen.


Im Bann der Trolle

Das Frühstück begann so, wie das Abendessen aufgehört hatte. Auswahl vom Feinsten ohne Ende. Hatte man einen Spezialwunsch, versuchte das Personal ihn zu erfüllen. Glückliche Minuten beim Frühstück, die uns Trost spendeten über das schlechtere Wetter. In der Nacht hatte es begonnen zu regnen und am Morgen war der Himmel wolkenverhangen.
Glück hatten wir dennoch beim Koffer einladen. Es regnete nicht, aber es war schwül von den vorangegangenen heißen Tagen.
Ein letzter Blick hinauf zum Troll vom Geiranger, der Tag um Tag und Jahr um Jahr seinen Ort bewachen wird.
Der Regen setzte wieder ein als wir bereits im Bus saßen und die Adlerstraße hinauf zum Örnesvingen fuhren. Ein kurzer Stopp musste trotz Regen sein. Es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter, nur oft die falsche Kleidung dazu.

So tröpfelte es die ganze Zeit weiter als wir über Eidsdal nach Linge kamen und wir schließlich den Ort Valldal, auch Sylte genannt, erreichten. Hier sollte um 1030 Olav der Heilige gegen eine Seeschlange gekämpft haben und sie gegen einen Felsen im Fjord geworfen haben. Noch heute sieht man eindrucksvoll den Abdruck der Schlange im Felsen.
Vorbei an unzähligen Erdbeerfeldern wo in einigen 2 Menschen in wasserdichten Anzügen auf dem Boden krochen und die Felder vom Unkraut befreiten. Bei dem Regenwetter eine ziemlich matschige und schmutzige Arbeit.

Mit zunehmender Höhe schwand unsere Hoffnung auf Wetterbesserung. Aber über der Gudbrandsjuvet musste einfach gegangen werden. Ein Eisensteg mit vielen Plattformen schlängelte sich über die Schlucht, in der sich einst Gudbrand und seine Braut vor den Verfolgern mit einem gewagten Sprung über die Schlucht in Sicherheit brachten.

Nach wie vor tiefe Wolken über den Trollstigen. Selbst den Trollen war es heute zu nass und sie blieben lieber im Trockenen, als sich den Touristen zu zeigen.
Unsere Gruppe war unerschrocken und nicht aus Zucker. Regenjacke an, Schirm aufgespannt und los gings auf das Plateau der Trollstigen. Das Trollstigencafe ist immer noch geschlossen. Eine Lawine hatte es im April 2022 zerstört. Noch deutlich waren die Spuren der Verwüstung zu erkennen, obwohl man bereits die kaputten Scheiben mit Brettern verschlagen hatte.
Selbst die Stromversorgung funktionierte noch nicht richtig, denn in den Souvenierläden war es ziemlich dunkel und es lief ein Notstromaggregat. Bezahlungen mit Kreditkarten waren schlicht nicht möglich, da die Verbindung zum Satelliten fehlte. Es konnte nur in bar bezahlt werden. Da erkennt man eigentlich erst, wie angewiesen man auf Strom ist, bzw wie gefährlich es sein kann, wenn kein Strom mehr zur Verfügung steht, egal welche Ursachen dahinterstecken.

Die Fahrt den Trollstigen hinunter Richtung Andalsnes verlief ohne Probleme. Kein einziger Bus kam uns entgegen, obwohl es doch mitten in der Saison war. Die ganze Zeit über fiel schon auf dass, gegenüber früheren Jahren, wenig Touristen in Norwegen unterwegs waren. Aus welchen Gründen auch immer.
Damit lagen wir gut in der Zeit und so erlaubten wir uns den kurzen Abstecher hinüber zur Trollwand und dem Romsdalshorn. Von den 22 Tröllen die sich auf dieser Strecke zeigen sollten, hatten wir leider keinen gesehen. Leider war die spektakuläre Wand in Wolken gehüllt. So wurde beschlossen, den Gästen über die Bordküche eine kleine Stärkung anzubieten, in der Hoffnung, dass sich bis dahin die Wolken aufgelösen werden. Sie lichteten sich zwar, aber die komplette Wand war leider nicht zu sehen.
Der Entschluß stand fest, ohne weiteren Halt direkt nach Kristiansund zu fahren und dort kurzfristig zu entscheiden ob wegen des Regens ein Spaziergang gemacht werden sollte, oder direkt zum „Check in“ ins Hotel zu fahren.
Aber ganz ohne zusätzliches Highlight ging es dann doch nicht. Der Bus steuerte die Kaffeerösterei auf dem Museumsgelände des Nordmöremuseums an. Ein uriges kleines Handelshaus aus dem 19 Jahrhundert. Eingerichtet wie ein „Tante Emma-Laden“ mit allen möglichen Schätzen aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts und einem reichen Sortiment an Wolle und von Hand gestrickten fertigen Wollsachen.
Beim Betreten des Ladens fragt man sich zu recht, bin ich in einem Wollladen oder in einem Kaffee?
Bei genauerer Betrachtung allerdings, entdeckt man in der einen Ecke eine kleine Theke in der Kaffee, Kuchen, Gebäck und natürlich die berühmten Kanelbuller angeboten werden.
Gegenüber allerdings findet man das Highlight des Ladens. Ein alter Holzofenröster aus 1890 von der Emmericher Maschinenfabrik in Deutschland gefertigt. Noch heute wird er für das Rösten des Kristiansunder Vardenkaffee benutzt.
Platz nehmen, seinen Kaffee genießen und das Flair auf sich wirken lassen, konnte man in kleinen Räumen mit einem Stilmix aus verschiedenen Epochen.

Das Wetter besserte sich. Wer am Spaziergang in die Stadt teilnehmen wollte, konnte dies machen, wer lieber im Bus blieb, tat dies.
Über das alte Werftgelände, wo die Zeugen der Vergangenheit zu sehen waren, gingen wir hinein in das Zentrum von Kristiansund.
Die Klippfischfrau und der Heringsjunge hießen uns willkommen.
Das 1876 geborene Passagierboot Sundbatene lag bereits angeleint ruhig am Hafen und genoss ihr Wochenende.
Der Bus holte uns am vereinbarten Platz wieder ab und uns wurde noch eine kleine Stadtrundfahrt angeboten, vorbei am Park mit dem Wappen der Stadt und der extravaganten Kirkkelandkirche, bevor es dann endgültig zum Hotel ging.
Fast mitten im Zentrum gelegen hatte jeder noch die Möglichkeit auf eigene Faust die Stadt zu erkunden. Entweder vor oder nach dem Abendessen, das heute wieder aus einem 3 Gänge-Menü bestand.


Entlang einer der schönsten Strassen der Welt

Auf allgemeinen Wunsch hin starteten wir heute eine halbe Stunde früher wie im Prospekt angegeben. Hat doch der Reiseleiter unterwegs noch ein paar sehenswerte Punkte entdeckt, die er uns gerne zeigen wollte.

Wir verlassen die einstige Hochburg des Klippfisches und tauchten zunächst, wie schön öfter praktiziert, auf 250 m Tiefe hinab und durchquerten den fast 6 km langen und mittlerweile mautfreien Atlanterhavtunnel hinüber nach Averoya.
Auf dem fruchtbaren Land wird hauptsächlich Landwirtschaft betrieben.
Geschichtsträchtig ist diese Insel ebenfalls.
Zum einen entdeckten Forscher in einer Höhle Gegenstände die vermuten lassen, dass hier vor 10000 Jahren bereits Menschen wohnten.
Und zum anderen ließ sich unser bekannter Wikingerschönling Harald Schönhaar hier die Haare schneiden. Als Einlösung seines Versprechens, falls er es schafft Norwegen zu einem Reich zu vereinen.

Ein kurzer Halt noch an einem 170 Jahre alten Fachwerkhaus. Heute Restaurant mit ausgezeichneter Küche weil hier noch mit frischen und regionalen Produkten gekocht wird. Die Spezialität, wie könnte es auch anders sein, natürlich Bacalao – das bekannte Stockfischgericht. Wer also einmal Gelegenheit bekommen sollte, sollte hier einen Stopp machen, sich auf die Terrasse setzen und bei einer guten Mahlzeit den Ausblick auf die Schärenküste Norwegens genießen.
Ab hier startet der eigentliche Höhepunkt der Atlantikstraße. Nur 8 km lang, aber mit vielen interessanten Haltepunkten. Gleich nach der ersten Brücke auf Geitoya. Blick auf Haholmen, der Privatinsel von Ragnar Thorseth. Bekannt wegen der vielen abenteuerlichen Expeditionen. Vor allem mit seiner Saga Siglar, mit der er die Welt umsegelte. Heute befinden sich Teile dieses Bootes in seinem Museum auf der Insel.
Der nächste Halt war auf der Rauchhausinsel. Diese Insel konnten wir bequem zu Fuß auf einem breiten Steg umrunden und hatten dabei immer das Meer und die Küste vor Augen. Der Wind blies uns ins Gesicht, kleine weiße Kronen tanzten auf den Wellen und auf der Insel brachten die Moltebeeren die ersten Früchte hervor.

Der nächste Höhepunkt war das wohl bekannteste Motiv Norwegens. Wir durften die Überfahrt über die größte der 8 Brücken, der Storseidbrücke mit 260m Länge und 23 m Höhe über dem Meer buchstäblich erfahren
Die nächste Brücke war den Fischern vorbehalten. Links und rechts der Brücke waren spezielle Stege angelegt auf denen die Fischer ihr Anglerglück versuchen konnten.

Haga mit einem 30 minütigen Küstenwanderweg bildete den Abschluss der Atlantikstraße die über das Meer führte, bevor der Bus in eine relativ schmale Straße einbog und ihr direkt an der Küste entlang weiter folgte. Auf den nahe gelegenen Inseln entdeckten wir den Leuchtturm von Kvitholmen, eine Seetangfabrik, eine künstlerlisch veranlagte Familie an der Straße und gelangte schließlich in den Ort Skotten, wo die meisten Familiennamen schottischen Ursprungs sind.

Der Berg Stemshesten grüßte freundlich und dann musste der Bus auch wieder einmal tanken.
Wir besuchten den Geburtsort von Anders Sandvik, dem Begründer des Freilichtmuseums in Lillehammer, sahen die „Karibik des Nordens“, ein kilometerlanger feiner Sandstrand, sahen alte Blockhäuser mit Grasdächern aus 1850 die verpachtet wurden als Gegenleistung für einen Lohn.
Passierten den ehemaligen Königshof Hustad, aus dem im 12 Jahrhundert 3 Wikingerkönige hervorgingen, bevor wir Bud erreichten.
Zwischenzeitlich hatte es des Öfteren wieder geregnet, aber immer wenn wir ein Ziel erreicht hatten und vom Bus ausstiegen, hörte der Regen auf. Bis jetzt zumindest.
In Bud konnten wir einen Eindruck gewinnen, die die deutschen Soldaten hier auf der Festung Erkan ihre Stellung verteidigt hatten.
Ein Denkmal wies aber nicht nur auf den 2ten Weltkrieg hin, sondern auch auf einen geplanten Putsch im Jahre 1553, der jedoch mißlang.

Auf der Strecke von Bud bis Molde gab es viele Blitzer. Wir brauchten uns aber darüber keine Gedanken zu machen, denn Dietrich, unser Busfahrer, fuhr immer vorschriftsmäßig.
Ormen Lange zur linken Hand, hier wird wohl derzeit unser Wirtschaftminister mehr Gas einkaufen müssen um die unserre Gaslager für den Winter zu füllen, damit das Völkchen im Winter nicht frieren muss. Ormen Lange ist der größte Gasexporteuer für England und Deutschland.
Eine Tine-Fabrik sahen wir auch. Sie stellt den sehr bekannten Jarlsbergkäse her. In dieser Fabrik wird aber nur der Käse für den weltweiten Export produziert, nicht für das eigene Land.
Wohlbekannt bei vielen Touristen dürfte „Metzgermeister Knut“ am Knutepunkt sein. Seine Fleischprodukte und Würste sind von sehr hoher Qualität.
Dann der unscheinbare Malmefjord, der ein Geheimnis birgt. Nur wer mitgefahren ist, kennt es.

Der Herrgott hatte wieder einmal ein einsehen mit uns, denn als wir Molde erreichten hörte der Regen wieder auf. Der Beschluß war, gleich zum Aussichtspunkt auf den Varden zu fahren, solange die Sicht auf die weltbekannte Silhouette der Sunnmore Alpen noch gut war. Auf dem Berg gehört natürlich eine richtige Brotzeit mit Würstl dazu, die wir aus der Bordküche angeboten bekamen.

Heute war Sonntag. Die Geschäfte geschlossen, die Einheimischen waren noch in ihren Wochenendhäuschen irgendwo in der Natur und lebten ihr Friluftsliv und die Touristen waren nicht zu sehen. So waren wir die einzigen 33 Leute die Molde heute empfangen konnte.
Die Kirche geschlossen, das Rosenmädchen grüßte freundlich und der Jazzjunge spielte auf seinem Saxophon. Auf dem Rathausdach blühten die Rosen und machten der Stadt alle Ehre, während der Stadtwasserfall noch sein Lied von der Schneeschmelze für uns singen konnte.

Und dann hieß es wieder Abschied nehmen von der Stadt der Rosen. Die Fähre brachte uns über den Romsdalsfjord hinüber nach Vestnes. Noch ein letzter Blick auf Molde, den Varden, der Glasfront des Sailethotels, dem Fussballstadion und dem Dom.
Über das Skigebiet des Orskogsfjell, Sjöholt und vorbei am Brusdalsee erreichten wir Alesund bei Regen. Dennoch hielt uns nichts davon ab auf den berühmten Akslaberg zu fahren um eine hoffentlich doch gute Aussicht auf Alesund zu haben. Es war windig dort oben und ab und zu erwischte uns ein kleiner Schauer. Im Großen und Ganzen hatte es zumindest aufgehört zu regnen und die Sonne blinzelte durch die Wolken. Für kurze Momente ließ sie Alesund im Lichte erstrahlen.

Mitten im Zentrum lag unser Hotel, was sich gut für einen Stadtbummel vor und nach dem Abendessen eignete. Und die meisten waren sicher noch in der Stadt unterwegs und bestaunten die Bauten des Jugendstils, die mit Hilfe unseres Kaiser Wilhelms II, errichtet werden konnten. Noch heute ist der Kaiser in der Stadt allgegenwärtig.


Auf zum Westkap

Viel zu schnell hieß es Abschied nehmen von der Stadt im Jugenstil.
Heute erkundeten wir den äußersten Westen Norwegens.
Am Sunnmöremuseum vorbei ging es erst einmal auf die Insel Sula, wo der Westen des Eilandees unbewohnt ist. Die Fähre brachte uns anschließend auf die Insel Gursköya. Die Landschaft gleicht hier einer typisch norwegischen Postkartenidylle. Charakteristisch die Bauerngehöfte mit ihren weißen Haupthäusern und ihren roten Ställen vor einer grandiosen Bergkulisse, die ab und zu mit blauen Gewässern durchzogen wurde.
Auffallend ist hier die achteckige Holzkirche von Leikanger, die man von Sjöholt hierher gebracht hatte.

Von Arvik aus brachte uns eine Fähre über das Meer an den Eingang des Syvdfjordes. Wir folgten der 61iger bis Aheim dem Olivinzentrum. Ein Mineral zur Herstellung von Schmuck. Hier in der Gegend finden sich die reinsten Vorkommen an Olivin mit einer starken und klaren Grünfärbung.

Den Vanylyvsfjord folgend und begleitet mit dunklen schwarzen Wolken näherten wir uns dem eigentlichen Höhepunkt des heutigen Tages. Wir möchten die westlichste Spitze Norwegens erkunden. Während unten im Tal noch heiter Sonne war, verdunkelte sich mit zunehmender Höhe der Himmel und als wir das Westkap auf knapp 500m erreichten, bließ uns ein kräftiger Wind um die Ohren und peitschte uns mit Regen.
Es dauerte nicht lange, bis wir durchnäßt waren. Viele verzogen sich gleich in das wärmende Cafe auf dem Gipfel, während einige Unerschrockene dem Wetter trotzen und das Kap mit der Wetterstation erkundeten. Der Ausblick vom Kap, leider sehr spärlich. Hoffentlich konnten die Würstl und die warme Suppe aus der Bordküche etwas Trost spenden.
Die Ironie war, als wir den Westkapgipfel verließen, lichteten sich auch die Wolken und als wir Selje erreichten war heiterer Sonnenschein. Vielleicht war das ebenfalls ein Wunder der heiligen Sunniva, der Schutzpatronin von Vestland. Ihr wird nachgesagt, dass nach ihrem Tod noch Wunder in der Gegend passiert seien.

Mit der nächsten Fähre überquerten wir den neuntlängsten Fjord Norwegens hinüber nach Alfoten am Fuße des Alfotenbreens. 2 Wasserkraftwerke versorgen die hier Gegend mit notwendigem Strom.
Eine wunderbare Landschaftsstraße hinauf aufs Fjell und hinunter zum Meer und umgekehrt führte uns quer durch die abwechslungsreiche Natur. Schwarze, schroffe Felsen wechselten sich ab mit glatt poliertem rund geschliffenem Gestein. Kurz zuvor hatte es geregnet und nun glänzten die Felsen in der Sonne, so dass man meinen könnte, man fuhr durch eine Schneelandschaft. Beeindruckend die vielen Wasserfälle, wo fast von jedem Gipfel einer zu Tal rauschte. Kein Wunder, durchquerten wir doch das Gebiet des Alfotengletschers.

Freundlich begrüßt, mit dem Gruß eines Seemanns, wurde unser Bus von einem unbekannten Mann am Ortseingang von Florö, der westlichsten Stadt von ganz Norwegen. Unübersehbar, der Seehafen, der Schiffsbau und die Prägung der Stadt durch den Fischfang. Von hier aus startet morgen unser Hurtigrutenschiff Richtung Bergen.
Doch heute ließen wir uns noch im Quality Hotel direkt am Hafen von einem köstlichen Buffett verwöhnen. Das alte ehrwürdige Haus direkt am Wasser ist im typischen norwegischen Stil gebaut und gelb angemalt. Die Einrichtung stilgerecht mit Noblesse und das Buffet mit dem angebotenen Kaffee verwöhnten unsere mittlerweile trainierten Gaumen. Wurden wir doch täglich mit neuen Gerichten herausgefordert um den Geschmack Norwegens mit allen Nuancen kennenzulernen.
Der Gesang der Möwen wiegte uns hinüber in einen gesunden Schlaf.


Auf hoher See

Heute hieß es wieder früh aus den Federn. Die Hurtigrutenschiffe warten nicht. Gleich gegenüber dem Hotel sollte es anlegen. Unser Schiff. Die MS Polarlys, die Polarlicht.
Nach dem Frühstück sortierten wir wie jeden Tag die Koffer in den Bus, in der Hoffnung, dass die Seitenklappen auch wieder richtig verschlossen werden konnten. Denn jeder Millimeter im Stauraum musste korrekt gefüllt sein, sonst passten nicht alle Koffer in den Bus. Nach 9 Tagen Übung sollte es gelingen. Aber doch war immer eine Herausforderung.

Wir verabschiedeten Dietrich, unseren Busfahrer, und wünschten Ihm eine gute Fahrt hinunter nach Bergen. Endlich hatte er einmal Urlaub von uns und wir von Ihm ???
Die paar Meter zur Gangway des Schiffes gingen wir zu Fuß und kamen gerade recht, als das Schiff sich drehte und an der Kaimauer festmachte.
Das Boarding war sehr einfach, Kartentickets an die Gäste verteilt, jeder scannte sich am Automat selbst ein und schon standen alle Türen des Schiffes offen. Die vordersten Plätze des Promenadendecks waren fast alle besetzt. Klar, es waren ja Gäste an Bord, die die gesamte 12tägige Seereise Bergen – Kirkenes – Bergen mitgemacht hatten. Aber dennoch fanden einige unserer Gäste einen „Wohlfühlstuhl“. Denn wenn man die Leute in den Stühlen beobachtete, schliefen doch viele während der Fahrt.
Cafe, Restaurant, Souveniershop, Filmvorführung und jede Menge Wind, der um die Nase wehte, gab es während der 6-stündigen Reise nach Bergen. Relativ unspektakulär verlief die Fahrt. Ab und zu mal ein Schauer, der sich mit Sonnenschein und Wolken ablöste.
Der Reisemanager an Bord sagte, dies sei der erste Tag der gesamten Fahrt wo es regnete. Die ganze Zeit über, auch am Nordkap herrschten Temperaturen von 34 Grad +.
Für manche waren 6 Stunden zu lang und sie würden nie diese 12 tägige Seereise buchen, für andere war es ein Genuss und sie wären gerne noch länger an Bord geblieben.
Das Personal, die Qualität des Schiffes und der Service an Bord waren excellent. Man sollte wirklich beim „Original“ bleiben. Und das Original sind nun mal die Schiffe der Hurtigruten. Diese Schiffe symbolisieren Norwegen.
Der Restaurantmanager bat unsere Gruppe auch 15min früher ins Restaurant, damit wir ungestört unsere Plätze einnehmen und die Getränkebestellung aufgeben konnten. Das Buffet war noch unberührt und wir durften es eröffnen, bevor alle anderen Gäste kamen. Eine wirklich schöne Geste.

Atemberaubende Landschaften, die mal steuerbord, mal backbord oder an beiden Seiten gleichzeitig an uns vorbeizogen. Bizarre Felsformationen, die senkrecht in den Himmel ragten, unzählige Schären entlang des Weges und an den Untiefen brachen sich die Wellen in weißen Schaumkronen. In der Ferne vereinzelt weiße Schleier die von den Wolken bis zum Wasser reichten und einzelne Regenfelder vermuten ließen. Eine spannende Reise mit vielen Impressionen.

Bergen empfing uns mit Wolken aber trocken. Eine Seltenheit wie die örtliche Stadtführerin uns erzählte. Vermutlich hatten wir einen der 60 Tage im Jahr erwischt, an dem es nicht regnen sollte. Kurzweilig und mit interessanter Sprachmelodie führte sie uns zwei Stunden souverän durch die Stadt und gab Tipps wie und wo man was finden konnte.

Das Abendessen musste pünktlich eingenommen werden, da im Hotel mehrere Gruppen übernachteten jede ihre eigene wortwörtlich „Mahlzeit“ zugeweisen bekam.
Danach aber schnell mit der einzigen Stadtseilbahn hinauf auf den Floien und die Aussicht auf Bergen genießen.
Gerade als wir oben ankamen, legte unsere Polarlys im Hafen ab und ging wieder auf große Reise in den hohen Norden. Mancher wäre vielleicht gerne dabei gewesen.
Am Hausberg oben fanden sich mehrere Trolle. Man musste genau schauen. Da war nicht nur der große mit der langen Nase wie Pinocchio. Der Legende nach heißt es, wenn man an seiner Nase reibt, geht einem das Geld niemals aus. Na hoffentlich stimmt das. Einige rieben ganz fest daran und hielten die Tat dokumentarisch auf Fotos fest.

Wieder im Tal teilte sich die Gruppe und jeder ging den eigenen Interessen nach. Die Souvenirläden hatten bis ca. 22.00 Uhr geöffnet und da hieß es schnell sein. Der Fischmarkt machte gerade zu, nur die Essensstände hatten noch geöffnet.
Andere besuchten vielleicht eine Kneipe und wieder andere erkundeten nochmal das faszinierende Ambiente der Bryggehäuser, bevor man dann endlich in den wohl verdienten Schlaf fiel.


Abschied von der Heimat der Wikinger

Wer wollte durfte heute etwas länger schlafen. Die Reisekilometer waren nicht allzu viele und wir hatten genug Zeit bis zur Nachtfähre nach Stavanger.
Die große Herausforderung war heute natürlich das Koffer packen. Denn sie mussten so verpackt sein, wie die Ausstiegsstellen angegeben waren.

Und wie konnte es anders sein, als wir mit der Verladung der Koffer begannen, Regen, Regen, Regen. Trotz aller Hoffnung und Optimismus begleitete er uns den ganzen Tag. Abseits der E 39 fuhren wir eine kleine, landschaftlich sehr reizvoll Straße entlang, deren Schönheit man nur bei Sonnenschein sehen kann und heute leider nur erahnen konnte. .
Der Weg führte an einer historischen Landmarke vorbei, wo einst Harald der Gute gegen eine dänische Invasion kämpfte und dabei sein Leben verlor.

Einige Kilometer weiter, durch felsige Landschaft, durchzogen von Bächen, Seen und Heide gelangten wir an ein altes Holzsägewerk das bis 1990 in Betrieb war und mit reiner Wasserkraft betrieben wurde.

Ein Höhepunkt des heutigen Tages war die Besichtigung von Haraldshaugen. Einem Monument das 1000 Jahre nach Norwegens Einigung hier errichtet wurde und eindrucksvoll mit Obelisken zeigte, wie sich die ganzen verschiedenen Stämme zu einem Reich verbanden.

Einige Kilometer weiter, das Wikingerdorf, das Museum und die St. Olavs-Kirche. Aber der Regen machte die Motivation zur Besichtigung nicht unbedingt besser. Noch dazu wurde gerade vor unseren Augen die Kirchentür zugesperrt und der Zugang war uns verwehrt. Die Besichtigung der Kirche war somit nicht mehr möglich und so blieb uns bloß der Gang rund um die Kirche und dabei das Gräberfeld und die Nadel der Maria zu bestaunen.
Im nahe gelegenen Museum konnte man noch auf die Toilette gehen und einen, ohne Eintritt, kleinen Eindruck über das Leben Harald Schönhaars und der Wikinger erfahren.
Hier befindet sich auch die berühmte Stelle, wo das Land den Namen Norwegen erhielt.

Wir lagen so gut in der Zeit, dass sogar ein Abstecher zum Utsteinkloster möglich gewesen wäre, aber die Abstimmung aller Reisegäste ergab, lieber einen längeren Aufenthalt nochmal in Stavanger zu machen. Es regnete stark und bis auf ganz wenige wollte niemand mehr die Ruinen des Klosters sehen.
Erstaunt waren wir immer wieder von der Ingenieurskunst der Tunnelbauer. Unterwassertunnel verbinden heute die Inseln und ersetzen die Fähren. Eine gute Zeitersparnis für eilige Reisende und Arbeiter.
8% Gefälle hinab auf 133m , 5 km Lang, dann wieder hinauf, aber immer noch unter dem Meer, bis zum Kreisverkehr mit den bekannten blauen Lichtern, wieder hinab auf 233m, 6km unter dem Fjord durch um dann endlich bei Stavanger wieder das Tageslicht zu sehen und ……… !Regen!
Als bester Parkplatz für Stavanger und sehr zentrumsnah bot sich der Busparkplatz am Ölmuseum an. Hier hatten die Reisegäste genug Zeit um sich das Museum anzusehen oder einfach einen Bummel in die Stadt zu machen, bevor man die letzten Meter hinaus zum Fährterminal machte um Abschied von Fjordnorwegen und den Panoramastraßen zu machen.
Mit etwas Verspätung legte unser Schiff vom Hafen ab.
Ein letzter Blick zurück und dann kam der Abschied von einem Land, dessen Zauber nur verstehen kann, wer die Stimme der Natur, der Fjelle, der Fjorde, des rauschenden Wassers, der Bäume, des Windes und der Menschen im Land, hören konnte.

Wehmut und gleichzeitig Sehnsucht kam auf, wenn man beim Abendbuffet durch die großen Fensterscheiben auf das Meer schaute und den Blick den schäumenden Wasserstrudeln der Schiffsschrauben folgte, bis sie in der Ferne im Nebelgrau verschwanden.


Erinnerung

Kurz war die Nacht. Das Buffet an Bord war so exzellent, das man gar nicht aufstehen wollte um in die Kabinen zu gehen.
Getränke frei, auch Bier, Weiß– und Rotwein, sowie diverse Säfte und natürlich Kaffee.
Solche Köstlichkeiten verführen natürlich zu längeren Gesprächen. Nur der Restaurantchef war strikt und bat uns höflich mit einem Lächeln, doch die Plätze zu wechseln. Was wir nachvollziehen konnten, denn wir wußten, dass auch die Angestellten endlich Feierabend haben wollten.

Die Toilettenspülungen der Nachbarkabinen ließen erahnen, dass die Nacht nun endgültig vorbei war. Nach zwei Tagen Regen und Wind, empfing uns Dänemark im strahlenden Sonnenschein.

Ein letzter Blick aufs Meer und die endlose Fahrt über 1000km heimwärts konnte beginnen. Im Bus wurde es still.

So manche Erinnerung kam zurück an die Erlebnisse der vergangenen Tage.
Die weißen Sandstrände im Süden,
das „Under“,
die Kanaldeckeln,
die Fjordausflüge in den Lyseffjord und Geirangerfjord,
die unzähligen Wasserfälle, von denen wir die schönsten und mächtigsten besucht und gesehen hatten.
Erinnerungen auch an die unbeschreiblichen Panoramastrassen des Sognefjells und des Aurlandsfjells,
des Jotunheimen und der Hardanger,
den Trollstigen und an die Adlerstrasse.
Entlang unserer Wege fanden sich inspirierende Architekturen und Kunstwerke die zum Nachdenken anregten.
Wir waren im Bann der Trolle
und standen in der Heimat der Wikinger.
Standen an jenen Plätzen wo die Geschichte Norwegens ihren Anfang nahm.
Wir übernachteten in den luxuriösesten Hotels Norwegens in Abwechslung mit den einfacheren Häusern und dem geschichtsträchtigen und einmaligen Elveseter.
Den Geschmack Norwegens schmeckten wir beim Bäcker in Lom,
und in den regionalen Küchen unserer Hotels,
beim Bier der Aegirbrauerei in Flam,
und beim Apfelcider aus der Region Hardanger

Dankeschön
Ein ehrliches Dankeschön an die gesamte Gruppe, das ihr alle mitgemacht habt und manchmal auch flexibel sein musstet. Das ihr immer pünktlich, immer gut gelaunt und interessiert wart.
Mit solch einer Gruppe reist man gerne und Ihr habt mir als Reiseleiter ebenfalls eine entspannte Reise geschenkt. Dankeschön.

Auch dir ein Dankeschön lieber Dietrich, dass du meine Extras mitgemacht hast und uns mit deinem Bus immer sicher und entspannt durch so manche enge Strasse Norwegens chauffiert hast.

Und last but not least, an Herrn Gruhle und seinem gesamten Team für die Organisation der Reise.


Schlusswort

Norwegen ist kein Ort, Norwegen ist ein Gefühl.
Sie müssen hier gewesen sein, damit Sie es glauben.

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