Reisebericht: Rundreise Norwegen auf den schönsten Panoramastraßen

25.06. – 06.07.2023, 12 Tage Rundreise Kristiansand – Stavanger – Lysefjord – Ryfylke – Eidfjord – Sognefjell – Jotunheimen – Geirangerfjord – Trollstigen – Molde – Kristiansund – Atlantikstraße – Alesund – Westkap – Förde – Bergen


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„Ja, vi elsker dette landet“ oder zur deutsch: Wir lieben dieses Land“ schrieb einst Björnstjerne Björnson, einer der größten Söhne Norwegens. Dies und weitere acht Strophen wurden kurz darauf zur norwegischen Nationalhymne. Man kann sich vorstellen, wie viele Emotionen liegen blank, wenn die eher wortkargen Norweger Ihre Liebeserklärung ihrer Heimat in diesem Lied offenbaren.
Und ganz ehrlich, wir als Besucher, als Gäste des Landes, auch wir können ein Quantum dieser Liebe verspüren. Warum bekommt man sonst nie genug davon, nachdem man „die norwegische Luft geatmet hat“? Ich denke, es steckt mehr Herz dahinten als Ratio. Und ich bin einfach glücklich, wenn ich für uns alle das sagen kann und darf.
Ein Reisebericht von
Marta Rass
Marta Rass

1. Tag: Anreise

Abends, in unserem ersten Hotel in Aalborg, Dänemark: nach dem guten Essen stieg schön langsam die Müdigkeit in die Knochen und man ist froh, wenn man im Bett liegen konnte. Ja, der Tag war lang: über 930 km und 15 Stunden und mehr Fahrt hinter uns, Zustiege, Stopps, Pausen … Das Wetter hat es gut mit uns gemeint und auch die Fahrt selbst war kurzweilig: man beschäftigte sich mit Gedanken was auf uns zukommt, beobachtete die Mitreisenden usw. Unser Busfahrer Jan gab alles von sich, um aus dem Gegebenen das Maximale rauszuholen. So kamen wir tatsächlich früher als geplant nach Aalborg und jeder freute sich darauf. Man könnte etwas länger unseren Aufenthalt im Hotel genießen, wenn…: nicht alle Zufahrten rund um unser Hotel wegen einer Veranstaltung gesperrt gewesen wären. Nach der ersten, zweiten Ehrenrunde durch die Innenstadt war man allmählich etwas nervös. Aalborg ist zwar eine tolle Stadt mit bewundernswerter Architektur aber in diesem Moment stand die Bewunderung dem Wunsch nach Ausstieg aus dem Bus ganz hinten. Letztendlich verschaffte sich Jan kurzerhand eigenständig die Zufahrt zum Hotel. Dem Glück muss man gelegentlich etwas nachhelfen ??.
Ja, man ging beim Sonnenschein schlafen und …….


2. Tag: Hirtshals – Kristiansand – Mandal – Kap Lindesnes – Farsund

…….. wachte mit Sonnenschein wieder auf. Wir lernten die Mitternachtssonne kennen.
Der eher unruhige Skagerrak machte heute keinen Aufstand und so erreichten wir nach 2,5 Stunden Fahrt mit dem Katamaran den skandinavischen Löwen und wir setzten so zum ersten Mal auf dieser Reise unsere Füße auf norwegisches Land. Aber nicht trocknen Fußes. Wir dürften schon am ersten Tag eine der „norwegischsten“ Dinge kennenlernen: den Regen. Er hatte sich schon unterwegs angekündigt und wollte auch nicht aufhören. In Mandal, einem zierlichen Städtchen, wo man in Vergangenheit aus dem lachsreichen Fluss mitten in der Stadt fischen konnte und wo die größte Holzkirche Norwegens und überhaupt das größte Monument aus Holz gebaut steht, wollten wir auf Uranienborg emporsteigen. Stattdessen suchte man ein trockenes Plätzchen, meistens irgendwo in einem der vielen Kaffees in der Stadt. Und wenn die Zeit unseres Aufenthaltes in Mandal vorbei war, ließ auch der Regen nach.

Am Kap Lindesnes wurde uns mehr Glück beschert: wir konnten den Weg zum und um den Leuchtturm im Trockenen hinter uns lassen. Und was für ein Glück wir mit dem Wetter hatten, konnten wir aus dem Film ableiten, der uns nach dem Spaziergang draußen, im Kinoraum des Museums vorgeführt wurde. Melanie erklärte uns sehr plastisch (??) wie es sich anfühlt, wenn die Wellen höher sind als Leuchtturm. Wie das Leben der Einheimischen früher aussah, konnten wir dann in Museum erfahren.
Alles in allem haben wir einen sehr „norwegischen“ Tag erlebt und der war schön und interessant.


3. Tag: Flekkefjord – Lysefjord Kreuzfahrt – Stavanger

Der Regen ließ gegen Morgen nach und die Hoffnung auf eine trockene Kreuzschifffahrt wuchs allmählich.
Flekkefjord mit seinem holländischen Flair, mit weißen hölzernen Häusern und in Blumen gekleideten Pforten und Treppen, erwartete uns in aller Morgenruhe und lud uns ein, ein wenig durch die zierlichen Gassen zu schlendern. Sich vielleicht ein wenig in die Vergangenheit zurück zu versetzen und erahnen, warum das Städtchen so ist wie es ist. Und wenn man nach Details gesucht hat, wurde man in manchem Fenster auch fündig: der Delfter Porzellan in weiß und blau, zum Beispiel. In der Nähe vom Busbahnhof standen die Draisinen – vielleicht gönnt sich der ein oder andere irgendwann später einen Urlaub auf diesen Rädern ?? Aber wir müssten weiter gen Stavanger. Weil Stavanger hat vieles zu bieten.
Unser Kreuzfahrtschiff, oder doch besser gesagt - Ausflugsdampfer – wo 17 Stück davon ihre Touren rund um Stavanger und Umgebung fahren, nahm uns mit auf die Fahrt hinein in den Lysefjord. Bis dahin hatten wir genug Zeit Gamle Stavanger (den ältesten Teil Stavangers, der unter Denkmalschutz steht) zu erforschen. Liegt sowieso gleich gegenüber dem Kai. Gern hätte ich ein paar Fotos ohne Menschenmenge gemacht, aber ein Costa Schiff mit der Kapazität von 5000 Passagieren ließ gefühlt eine genauso große Menge von Menschen ans Land. Ich denke, Gamle Stavanger hat in der Vergangenheit schon anderen Belagerungen gesehen und erlebt. Trotzdem war das Schlendern durch die schmalen, teilweise steilen Gassen ein besonderes Erlebnis. Genauso ein Erlebnis par exzellent war unsere Fahrt auf dem Lysefjord, eingebettet zwischen emporsteigenden Bergwänden, rauschenden Wasserfällen, die sich wie weiße Bänder von ganz oben bis zur Wasserlinie fallend überall erstreckten. Und als Krönung: Preikestolen: 604 m über uns, ein Plateau, wo man schwindelfrei sein muss, um über den Rand hinunter zum Fjord zu schauen, geschweige die schwindelerregenden Szenen aus Mission Impossible mit Tom Cruise. Ganz ehrlich gesagt, mir war meine Mission Possible von unten lieber, vom Schiff aus. Und ich denke, ich war nicht die einzige mit solch Gedankengut.
Alles in einem: an dem Tag hat uns Norwegen vollgepackt………..


4. Tag: Ryfylke Route – Saudafjell – Lofthus

Schon gleich zum Beginn des Tages brachen wir den ersten Rekord: wir fuhren durch den längsten und tiefsten Unterwassertunnel der Welt. Mit über 14 km Länge und 287 m unter dem Meeresspiegel ist der Tunnel eine supertechnische Errungenschaft Norwegens. Die mit Blaulicht ausgestatteten Teile des Tunnels sorgen für eine Entspannung bei der Durchfahrt.
Nach Nesvik nehmen wir zum ersten Mal eine Fjordüberfahrt mit einer Fähre. In Hjelmedalsvagen sahen wir schon von weiten den größten Stuhl – Jaerstuhl – mit 4,5 m der größte der Welt – für mich bedeutete dies Freikaffee für die Gäste ??.
So, was ist Ryfylke? Das ist eine 183 km lange Straße voller Kontraste: tiefe Fjorde, Hochebene mit Pässen, steile Berghänge. Die Route wurde 2011 eröffnet und ist ein Teil der Fjordstrasse zwischen Sandes und Hardanger.
Von da an beginnt ein stopp and go: wir machten einen Stopp, wo man ein tolles Foto machen konnte, zB. Parkplatz Ostasteidn über den Sandfjord, oder Svandalfossen – ein Wasserfall von 180m Höhe und nebenan 540 Stufen, wenn man ihn erklimmen möchte. Kurzer Stopp in Sauda und schon gehts bergauf zum Saudafjell - einer Hochebene oberhalb der Baumgrenze, die auch norwegische Tundra genannt wird. Die Passstraße steigt bis auf 900 m Höhe hinauf und wurde 1960 mit amerikanischem Kapital gebaut. Sie ist eine reine Sommerstrasse, im Winter liegen hier 5-6 m Schnee und sie ist gesperrt. Saudafjell war die erste Hochebene und sie hat mit ihrer Landschaft jeden fasziniert. Ich denke, jeder würde sein Empfinden beim Anblick auf diese Natur anders beschrieben – und das ist auch gut so. Immer wieder hielten wir an und versuchten die schönsten Motive vor die Linse zu bekommen.
Auf dem Weg nach Odda fuhren wir durch das Tal der Wasserfälle, aber auch durch den vermeintlich größten Obstgarten Norwegens. Die Obstgärten reihten sich einer nach dem anderen. Nicht umsonst ist das beliebteste Obstgetränk ein Apfelcider. Nach Odda begann die Bergwelt mit Gipfeln bis zu 1300 m. Entlang des Storfjordes (ein Arm des Hardangerfjords) kamen wir bis Ullensvang, wo uns das Hotel mit einem reichen Buffet erwartete.


5. Tag: Voss – Sognefjell – Jotunheimen

Wenn schon, denn schon. Nach dem längsten Unterwassertunnel der Welt fuhren wir an dem Tag über die Hardangerbrua, einer der längsten Hängebrücken der Welt. Imposant, fast 1400 m lang und insgesamt über 200 m hoch ist sie eine der Wunderwerke der norwegischen Infrastrukturbau.
Die Wasserfälle zählen wir nicht mehr – es gibt so viele, einer interessantester als der andere, aber das wäre eine Geschichte für sich selbst. Der Weg führte durch Naeroydalen bis Flam. Man kann sich vorstellen, wenn zwei Berühmtheiten auf demselben Platz zu finden sind: die Flamsbana, eine der schönsten und spektakulärsten Bahnstrecken Europas und der Naeroyfjord: atemberaubend, wild, schmal und eingetragen in UNESCO Weltkulturerbe. Da ist dann die Menschenmenge nicht mehr abzudecken.
Von da ging es in Richtung Aurland – über das genauso spektakuläre Aurlandfjell -über 47 km atemberaubende Gebirgstrecke bis Laerdal, und der höchste Punk liegt bei ca. 1300 m. Natürlich, ein Muss ist die Aussichtsplattform Stegastein, 650m über den Aurlandsfjord ragend und selbstverständlich ein Motiv für Fotos und Selfies par exzellent.
Die kurvige, schmale Sommerstrasse mit der Namen Schneestrasse war offen für den Verkehr (ist aber nicht immer so – je nach den Schneeverhältnissen) und man hörte immer wieder im Bus ein „Aaahhh“ und „Ohhhhhh“ und man konnte nicht genug Fotostopps machen um dieser Naturjuwel zu verewigen. Diesmal bekamen wir vor die Linse auch einen, auf dem Müll schlafenden Bären – Vedahaugane. Ein Denkmal für den „Naturschutz“ oder besser ein Denkzettel für unser Verhalten mit dem Müll.
Wir haben auf dem ganzen Weg kein Rentier gesehen aber dafür jede Menge Schafe – kleine, große, weiße, schwarze… Einfach lieb.
Wenn man schon gedacht hat, das wars mit dem Höhepunkt, der wurde doch eines Besseren belehrt: Sognefjellveien! Die höchstgelegene Passstraße Nordeuropas mit 1434 m Höchstpunkt und 110 km Länge, ist die älteste Verbindung zwischen Ost- und Westnorwegen. Aus einem alten Handelsweg, wo nicht nur Händler unterwegs waren, sondern auch die Räuber, bauten 1938 die arbeitslosen Jugendlichen den Weg in eine autofahrttaugliche Straße um. Für mich war dieser Abschnitt der Reise eine Reise in die Vergangenheit, zum Ursprung. Eine Geburtsstätte der Gletscher, Täler, Fjorde……. Von allem, was wir von der Natur bis jetzt auf dem Weg gesehen haben. Und noch mehr. Nicht umsonst nennt man Jotunheimen „das Land der Riesen“. In jeder Hinsicht: die größte Berge Norwegens befinden sind hier, majestätische Gletscher nehmen einem schlicht den Atem weg. Kein Wunder, dass die Menschen am Anfang der Geschichte geglaubt hatten, dies kann nur die Heimat der Riesen (und Dämonen) sein. Oder glaubt man das noch heute?
Unsere Bleibe an dem Tag war das Hotel Elvesaeter – ein Anwesen, ein Hof, seit vielen Generationen in Familienbesitz. Über die Jahrhunderte hindurch häuften sich in dem Hause viele Kunstschätze an. Im Grunde ist das ganze Anwesen selbst ein Kunstschatz. Nicht hier zu übernachten und das gute gutbürgerliche Essen zu kosten wäre wirklich schade gewesen.


6. Tag: Lom– Geiranger

Neben dem Elvesaeter steht die Sagasäule. Auf 40m Höhe ist im wahrsten Sinne des Wortes Norwegens Werdegang in Stein gemeißelt: von 872, als Harald Schönhaar die Schlacht bei Stavanger gewonnen hatte, bis hin zur Reichversammlung um 1814. Allerdings wäre die Säule nicht da, wenn Amund Elvesaeter nicht das mehr als einhundertjährige Tauziehen um die Säule beendete und sie in eigener Regie vollendet und aufgestellt hätte.
Vor der Besichtigung der Lomer Stabkirche wagten doch einige Gäste in der Bäckerei von Lom die von mir so gepriesenen Zimtschnecken zu kosten ??.
Unsere Führung durch die Geschichte der Stabkirchen allgemein und besonders der Lomer Stabkirche war ein schönes Erlebnis. Die Kirche selbst ist eine Augenweide und unser Erzähler führte uns durch die Zeit mit einer großen Portion Wissen, Enthusiasmus und mit einem Touch norwegischen Humors. Eine Stunde war wie im Nu vorbei – im Gegenzug zu den Predigten in Mittelalter ??
Über Grotli, einst ein Knotenpunkt und dem Berggasthof wo auch Björnstjerne Björnson übernachtet hatte, und mit einer weiteren kleinen Pause bei Donfoss, erreichten wir nach vielen Kurven den Ort Geiranger bzw. den Geirangerfjord. Es ist schon komisch, wenn so ein kleiner Ort mit kaum 300 „Seelen“, von unzähligen Touristen überflutet wird, die in der Saison jede kleine Fläche besetzen. Trotzdem ist das ein Ort „to be“, einmal Geiranger erleben!
Genauso auch unser Kreuzschifffahrt über den Fjord mit seinen Berühmtheiten wie die Sieben Schwestern, Freier……
Und das wunderbare Buffet in Hotel Union waren ein gelungener Abschluss des Tages….


7. Tag: Adlerstrasse – Trollstiegen – Trollveggen – Kristiansund

Adlerstrasse hinauf, von 0 m auf 620 m üms., über 11 Serpentinen mit einem herrlichen Blick auf den Geirangerfjord, wunderbar in seinem Wesen und frisch vom Regen gewaschen. Unser Bus schnurrte beständig und ruhig, Jan meisterte die Kurven als er schon mit dem Lenkrad auf die Welt gekommen wäre…….
Das schöne Valldal, warum waren deine Erdbeeren noch nicht so weit? Etwas enttäuscht waren wir schon, jeder hat sich auf die besten Erdbeeren der Welt gefreut…
Und wieder die nächsten 11 Haarnadelkurven – diesmal die Trollstigen bergrunter. Die Bergwelt hüllte sich teilweise in Nebel, von den 3 Gipfeln König, Königin und Bischof zeigt sich nur der letzte in voller Pracht.
Romsdalen – die Wiege der norwegischen Bergkletterei – da ist ein Blick auf Trollveggen (Trollwand) ein Muss und lässt das Herz jedes Bergsteigers höher schlagen. Und ein Fotoshooting mit Trollen bei Gästegard dürfte auch nicht fehlen.
Schön langsam verabschiedeten wir uns von der Bergwelt und begaben uns gen Kristiansund. Unser Hotel liegt am Wasser und unser Restaurant, wo uns das Abendessen kredenzt wurde, liegt direkt uns gegenüber – nur das Wasser war dazwischen. Wir entschieden uns, nicht dorthin zu schwimmen, wir fuhren einfach mit dem Bus und verbanden das Ganze noch mit einem Spaziergang am Kai entlang bis zur Klippfischfrau. Norwegen ohne Frauen wäre nicht das, was es heutzutage ist. Die Frauen waren eine große treibende Kraft, für Familie und Wirtschaft.
Uns wurde ein wunderbares Essen serviert, ganz in der Manier der Stadt: Klippfisch (bzw.Stockfisch).


8. Tag: Atlantikstrasse – Bud – Molde – Alesund

„Was ist das für ein Lärm, der mich aus dem Schlaf reißt?“ Etwas verwirrt machte ich den Vorhang auf und vor meinem Fenster fuhr auf Augenhöhe langsam ein Schiff der Reederei Hurtigrute vorbei. Fast konnte ich in die Kojen reinschauen, so nah fuhr es vorbei. Aber um Foto zu machen war ich etwas zu langsam. Ja, viele Momente im Leben müssen wir einfach im Herzen bewahren………
Atlantikstrasse: einst gebaut, um die Wirtschaft der Insel Averoya anzukurbeln, aber letztendlich von den Touristen zur Touristenattraktion gekürt. An dem Tag schlängelte sie sich in Sonne gebadet und bei ruhigem Wasser durch die Schären, hüpft bei Storseisund-Brücke auf 23 m Höhe hinauf und endete nach guten 8 km Fahrt. Man musste einfach paar Fotostopps mehr machen als geplant.
Das kleine, verschlafene Örtchen Bud mit den niedlichen, unverkäuflichen Fischerhäusern ließ sich fast nicht anmerken, dass es in der Vergangenheit die größte Marktstadt zwischen Bergen und Trondheim war. Genauso wenig gab es uns zu wissen, dass der Hügel – Festung Ergan – ausgehöhlt ist und sich Vieles im II. Weltkrieg unterirdisch abgespielt hatte – die ganze Festung wurde nämlich unterirdisch gebaut, samt Krankenstation, Ställe für die Pferde, Tunnels, Soldatenquartiere…
Für unsere Mittagspause wählten wir einen außergewöhnlichen Platz: gute 400 m über Molde, der Hafen- und Verwaltungsstadt von More og Romsdal, den Hausberg und Aussichtspunkt Varden. Vor der Kulisse von 222 Berggipfel im Hintergrund, zu unseren Füssen Molde am Romsdalsfjord. Später noch eine schnelle Stadtbesichtigung und ein Fotostopp auf dem Dach vom Rathaus, wo hunderte von Rosen gepflanzt sind. Danach noch ein heiliger Platz für alle Fußballfans: Aker, die Fußballarena und schon verlassen wir die Stadt. Zwei Stunden später erreichten wir Alesund
Die großen Tragödien sind ab und zu auch große Chancen. Wenn das große Feuer Alesund nicht zu 90% vernichtet hätte und wenn große Persönlichkeiten wie zB. Kaiser Wilhelm II nicht ein großer Fan von Alesund gewesen wäre, dann wäre die Stadt nicht das, was sie heute ist: eine von vielen Touristen besuchte, fast komplett im Jugendstill gebaute Stadt. Mehr Jugendstill findet man nirgendwo. Und es ist wirklich ein Genuss und eine Freude, durch die Straßen zu schlendern und die Architektur zu bewundern.
Ob auf dem Hausberg Aksla, im Park, entlang der Ufer, überall findet man Sachen, die Alesund zu einer Stadt mit Seele und Geist machen: ob das die Ornamente an den Häusern, die beheizbaren Bänke, der Leuchtturm als Hotelzimmer oder ein Bier in der berühmten Bierhalle als Finale furioso, ja dies und noch viel mehr sind Grund genug, diese Stadt zu besuchen und zu erleben.


9. Tag: Westkap – Sogndal

Als wir Alesund verlassen hatten war uns noch nicht so bewusst, dass wir an dem Tag über 400 km mit dem Bus hinter uns lassen werden. Die 3 Überfahrten mit der Fähre nicht inbegriffen. Und zwar meistens im Regen. Näher wir unserem Tagesziel kamen, stärker regnete es. Schon in Selje konnte man nicht mehr trockenes Fußes durch die Ortschaft laufen. Wenn wir uns dem Westkap näherten, hat sich zum Regen noch hartnäckiger Nebel gesellt und letztendlich mussten auch die Hartgesottensten unter uns den Gedanken auf ein atemberaubendes Westkap aufgeben. Ein Blick in die Hütte und schon waren wir weg – wieder in der Obhut unseres Buses, wo es schön warm und trocken war. Draußen war es nämlich ganz das Gegenteil: nass und windig. Na ja, man hätte zumindest ein Ziel und einen Grund wieder nach Norwegen zu kommen.
Bis wir nach Sogndal kamen, vergingen einigen Stunden und weil man sich schon nach dem Hotel gesehnt hatte, wurden wir noch in der Geduld geprobt: viele Staus wegen den Baustellen – wie ich schon erwähnt hatte: Norwegen hat viel vor im Puncto Infrastruktur!! Teilweise wurden wir sogar vom Fahrzeug der Baufirma eskortiert – das erlebt man auch nicht alle Tage ??. Und ja, das reichliche Abendbuffet war eine gute Entschädigung für all die Strapazen dieses Tages


10.Tag: Sogndal – Bergen

Genau vor 5 Tagen waren wir in diesem Gebiet unterwegs: Kaupanger, Laerdal, Aurlandsvangen … . Nur dieses Mal war unser Ziel Bergen und deswegen nahmen wir die schnellste Verbindung und nur ab und zu waren uns die Landesabschnitte schon bekannt. Und weil wir uns schon so auf die Rekorde abgesehen hatten, fuhren wir noch durch Laerdaltunnel: mit 24,1 km der längste der Welt. Flam war uns auch schon bekannt, aber für eine sehr kurze Pause hat sich der Ort direkt angeboten. Und ich denke, ich war nicht die Einzige, die Flam als alten Bekannten und als guten Freund gegrüßt hatte. Weiter über Voss und Dale (Wollprodukte Dale of Norway !!!), Indre Arna vorbei und schon haben wir Bergen erreicht. So weit so gut. Mit eine halben Stunde Vorsprung und mit einer der besten Stadtführerin Angela durchstreiften wir Bergen und machten das Beste aus der Zeit, die uns zur Verfügung stand. Und es blieb uns noch genug zur freien Verfügung. Ein Besuch des Fischmarktes, eine Fahrt mit der Bergbahn hinauf zum Floyen, Einkaufsbummel in den Kaufhäusern, die bis 22.00 offen waren. Oder einfach mal so chillen – letztendlich war unser Programm immer ziemlich voll und man hatte nicht immer viele Möglichkeiten für eigene Aktivitäten. Übrigens: als Hauptspeise zum Abendbrot wurde uns u.a. Renntierbraten serviert.


11.Tag: Bergen – Stavanger

Auf dem Weg nach Halhjem, wo wir die Fähre nach Sandvika nahmen, fuhren wir fast an Troldhaugen vorbei. Das ist Name des Hauses, wo Edvard Grieg, einer der größten Komponisten der Welt, 22 Jahre seines Lebens verbracht hatte und in einer Felswand zusammen mit seiner Frau Nina die letzte Ruhe fand.
Der Gedanke, dass wir heute den norwegischen Boden verlassen werden, hatte ich nicht so wahrnehmen können. Was mir aber klar war, dass wir rechtzeitig in Stavanger zu unserer Fähre kommen mussten und wir mit dem Rest der verfügbaren Zeit rational umgehen sollten. Deswegen entschied ich mich für einen Abstecher zu Insel Karmoy. Unser Ziel war das Örtchen Avaldsnes, der älteste Ort auf der Insel. Aber auch ein ganz besonderer: das war der erste Königssitz Norwegens, ausgesucht und aufgebaut durch Harald Schönhaar nach seiner berühmten Schlacht und Sieg in Hafrsfjord bei Stavanger.
St.Olav Kirche, die größte Steinkirche des Mittelalters, die im 13 Jh. wahrscheinlich eine Stabkirche ersetzte, thront auf dem kleinen Hügel und man hatte einen wunderbaren Blick auf das umliegende Land – ein bisschen Himmel auf Erden. Wenn da nicht der Bautastein wäre – verantwortlich für den Weltuntergang. Die Legende nach wird die Welt nicht mehr sein, wenn der Stein die Kirchenwand berührt. Da kann ich mir sehr wohl vorstellen, dass der ein oder andere Priester in einer „Nacht und Nebel Aktion“ die Welt „gerettet hatte“. Zumindest für eine Weile.

In Stavanger gab es noch etwas Zeit die Bunte Straße zu besuchen. Und ich wollte Norwegen nicht verlassen, ohne eine einzige Zimtschnecke vertilgt zu haben. Ein schönes Kaffee wurde ausfindig gemacht, Schnecke bestellt und geviertelt, weil ich sie mit meinen Damen aus dem Bus solidarisch teilen wollte – kam aber anders: eine Möwe teilte die Schnecke mit mir. Von mir nicht gewollt und von der Möwe gar nicht gefragt. Da habe ich erkannt, warum alle Einheimischen im Kaffee sitzen und draußen nur die Touris.

Viele von meinen lieben Gästen standen vor dem Ablegen unserer Fähre noch auf dem Promenadendeck und schauten zurück zum Ufer und vielleicht auch auf die letzten 11 Tage. Vielleicht hat jemand schon Pläne für die nächste Reise nach Norwegen geschmiedet. Wie auch immer, etwas nostalgisch war es allemal.


12.Tag : Heimfahrt

Allerding gilt nach wie vor: Wenn jemand verreisen will, muss man zuerst nach Hause kommen. Und das ist ein guter Gedanke, der uns am nächsten Tag, 12.Tag und letzter Tag unserer Reise begleiten sollte und uns die Freude bescherte, wenn wir unser trautes Heim betreten.

Es gibt so vieles, wovon eine gelungene Reise abhängt. Auf vieles haben wir einen Einfluss, auf einiges nicht und es wäre falsch zu behaupten, dass uns jede nicht geplante Situation erspart blieb. Nun denke ich, wahres Glück im Leben ist, wenn man sich durch unangenehme Situationen oder sogar Unglücke, seine heitere Seite nicht verdunkeln lässt.


Schlusswort

Ich danke euch, meine lieben Gäste, ich danke jeden einzelnen von euch, dass ihr uns vertraut habt und dadurch ermöglicht habt, für euch eine schöne, unvergessliche Reise zu organisieren und auszuführen.
Ich danke dir, Jan, unser Superbusfahrer, dass du uns alle 12 Tage auf deine souveräne, sichere, angenehme und höfliche Art begleitet hast.
Ich danke euch, ihr fleißigen Mitarbeiter der großen Eberhardt Familie, die alles gemacht habt was in ihrer Macht stand, um das Programm so zu gestalten, dass jedem die Reise in schönster Erinnerung bleibt.
Und ich möchte Sie, ja, gerade Sie, die diesen Bericht jetzt lesen, ermutigen, wagen Sie eine Reise mit Eberhardt, vielleicht genau diese Reise. Wenn Sie die Möglichkeit haben, dann machen Sie es. Die Erfahrungen sind die, die uns niemand mehr wegnehmen kann.

Ich wünsche uns allen weiterhin eine gesunde, schöne und heitere Zeit

Eure Marta

Kommentare zum Reisebericht

Danke für den ausführlichen und wundervollen Reisebericht. Da meine eigenen Notizen zu dieser wunderschönen Reise leider spärlich sind und ich sie oft gar nicht den Bildern zuordnen kann, danke ich für Deinen Reisebericht. Nun klappt es. Ich erlebe unsere Reise durch Norwegen noch einmal.
Danke für Deine freundliche und herzliche Betreuung während der leider nur 12 tägigen Reise. Sei ganz herzlich gegrüßt von Dorle

Dorle Jünger
04.08.2023