Reisebericht: Kreuzfahrt in Norwegen mit Hurtigruten

13.08. – 25.08.2023, 13 Tage Hurtigruten–Kreuzfahrt mit dem Postschiff: Bergen – Alesund – Nordkap – Kirkenes – Lofoten – Trondheim – Bergen


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Es ist Ihr großer Traum - einmal eine mehrtägige Kreuzfahrt entlang einer prächtigen Landschaft zu machen. Sich um nichts kümmern zu müssen, sondern nur nette Gesellschaft, gutes Essen und prächtige vorbeiziehende Landschaft zu genießen.





Was liegt da näher, als eine Reise mit einem Kreuzfahrtschiff auf der Hurtigrute zu unternehmen. Gedacht, geprüft und - gebucht bei Eberhardt Travel. Leinen los!
Ein Reisebericht von
Hartwig Köllner
Hartwig Köllner

Per Flug nach Bergen und dort direkt zu unserem Schiff

Bergen in Norwegen, der Starthafen unseres Schiffes, ist von vielen Flughäfen aus zu erreichen. Die Reisegäste unserer Reisegruppe reisten aus 5 Flughäfen an. Die Organisation und der Transfer zum Hurtigrutenkai klappten perfekt und so trafen wir uns erstmals in ganzer Gruppe um 16:30 Uhr im Hurtigrutenterminal. Unser Gepäck war schon eingecheckt, nun erhielten wir nach einer herzlichen Begrüßung im Namen von Eberhardt Travel unsere Bordkarte und weitere Unterlagen von unserem Reisebegleiter Hartwig.
Nach frühem Start am Tag sowie der "oppulenten" Bordversorgung der Fluggesellschaften tat da ein Kaffee mit kleinen Leckereien vor der obligatorischen Sicherheitsbelehrung gut. Mit ca. 300 Passagieren an Bord gab es kein Chaos beim Einchecken, das Leben an Bord kann man fast als familiär bezeichen.
Nun durften wir an Bord und die öffentlichen Bereiche unseres Kreuzfahrtschiffes MS "Nordlys" (gebaut 1993 auf der Volkswerft Stralsund GmbH) erkunden. Bezug der Kabinen war aber erst ab 18 Uhr möglich. Dabei standen doch unsere Koffer schon korrekt zugeordnet davor.
Da für die ganze Gruppe Vollpension und im Selekttarif auch kostenfreis WLAN gebucht waren, musste dies natürlich als Nächstes getestet werden. Na, an dem opulenten Buffet mit nordischem Charakter gingen uns erst einmal die Augen über und unser an diesem Tag nicht überstrapazierter Magen meldete sich. Er sollte seine berechtigten Wünsche erfüllt bekommen. Bei den natürlich auf eigene Rechnung gehenden Getränken mussten wir für das Studium der Preisangaben erst einmal unsere Brille - so benötigt - rausholen... wir waren in Norwegen mit den für deutsche Presivorstellungen exorbitanten Preisen angekommen. Und so mussten wir schon recht schnell lernen, mit den norwegischen Preisen zurechtzukommen.
Pünktlich um 20:30 Uhr dann das Ablegen im regenreichsten Ort Norwegens - Bergen. Trotz bedecktem Wetter gab es noch erste Eindrücke der norwegischen Fjordlandschaft. Bei ruhiger See umfuhren wir das Westkap und verbrachten unsere erste Nacht in unseren Kabinen.


Jugendstilstadt Alesund als Zugang zum Geirangerfjord

Regelmäßigkeit ist wichtig bei einer Kreuzfahrt, weshalb wir täglich ab 7 Uhr bereits das Frühstücksbuffet genießen konnten. Auch hier wieder: breites Angebot mit umfangreichen Fisch- und Meerestierdelikatessen.
Zu unserem Reisetermin stand ein Besuch des UNESCO-Weltnaturerbes Geirangerfjord auf dem Programm. Da unser Schiff aktuell nicht einfahren darf (dafür aber die Schiffsriesen anderer Gesellschaften mit über 5000 Passagieren!) erfolgte unser Ausflug zuerst per Bus von Alesund durch wunderbare Fjordlandschaften und mit einem tollen Fotostopp in der Adlerschwinge nach Geiranger. Tolle Reiseinformationen über Landschaft, Norwegen und das Leben in diesem Land durch eine Reiseführerin mit sehr gutem Wissen und viel Emotionen. Danke dafür nachträglich! In Geiranger ging es unmittelbar weiter auf das kleine Schiff, das uns zurück nach Alesund brachte. Besser als von einem Kreuzfahrtriesen - unser kleines Schiff und die gewaltigen bis zu 800 m hohen Fjordhänge. Natürlich besonders prächtig nach den Regenfällen in Norwegen vor kurzer Zeit: gewaltige Wasserfälle, wie die "Sieben Schwestern" oder der gegenüberliegende "Freier" mit seiner als Bottel bezeichneten Vertiefung in der Mitte. Verlassene Fjordhöfe, kleine Obstbaumplantagen, schroffe Klippen und in den weiteren Fjorden dann Fischfarmen, Fischzucht in aufgelassenen Stollen vom Mineralienabbau, kreuzende Fähren, die Fjorde tief unterquerende Straßentunnel (die wir natürlich nur ahnen aber nicht sehen konnten!) und immer wieder prächtige Fjordlandschaften.
Uns Ziel - Alesund - kündigte sich durch umfassendere Uferbebauung (natürlich mit Bootsgaragen) und einem Blick auf den Hausberg Aksla an. Willkommen zurück in der Jugendstilstadt Alesund. Wir trafen noch so rechtzeitig ein, das uns unser Reisebegleiter Hartwig einen kurzen Rundgang mit Hinweisen auf prägende Jugendstilbauten geben konnte. Tolle Idee auch: In der Hochzeitssuite im Leuchtturm die Hochzeitsnacht verbringen zu können. Wem da kein Licht aufgeht...
Bei seiner Begrüßung hatte der Kapitän darauf verwiesen, dass die Hurtigrutenschiffe ursprünglich und auch heute noch hauptsächlich Arbeitsschiffe sind. Will heißen: exakter Fahrplan, viele kurze Hafenstopps mit Be- undf Entladung von Passagieren und Gütern auch in der Nacht. Und weiterhin: traue keinem Wetterbericht, vor allem auf offener See und in den nördlichen Gewässern. Da reist gut, wer Vorhersagen ernst nimmt und mit seiner eigenen Wellensensibilität abgleicht. Bei unser Fahrt herrschte zwar prinzipiell "Ententeichwetter", wie Jan vom Expeditionsteam immer so schön sagte, aber 2 - 3 mal gab es schon leichtes Schunkeln.


Trondheim – die ehemalige Königsstadt in 3 Stunden Aufenthalt

Dieser Reisebericht kann nicht alle Details dieser insgesamt 13 tägigen Reise wiedergeben. Meine Bilder geben da schon mehr Details preis und werden deshalb gern empfohlen.
Schwerpunkt des Tages war unser Besuch in der alten Königsstadt Trondheim, deren alter Name Nidaros lautet. Dazu begrüßte unsere Reisegruppe die kundige Stadtführerin Andrea. 3 Stunden Aufenthalt, da ging es flotten Fußes auf Tour vorbei am alten Hafen mit seinem architektonisch tollen neuen Stadtteil Brattora über eine allen Anforderungen entsprechende fußläufige Bahnüberführung in die Altstadt - tolle Aussicht von hier auf diese. Durch bunt geschmückte Straßen mit Gebäuden verschiedener Baustile zum Stiftsgarden. Wunderbare Grünanlagen, ein Standbild mit dem Stadtgründer Olav I.Tryggvason und zwei Seiten des Platzes einfassend der größte Holzpalast Skandinaviens, die Königliche Residenz mit seinen ca. 140 Zimmern. Nach diesem nur zu Fuß möglichen innerstädtischen Eindruck ging es geraden Wegs zum die Stadt historisch und architektonisch prägenden Nidorosdom. König Olav I. Tryggvason hat 997 hier seinen Königssitz errichtet, im Jahr 1152 wurde am Fluss Nidelva ein kleines Gotteshaus durch ein repräsentativeres Gebäude, den heutigen Nidarosdom, ersetzt. Hauptsächliches Baumaterial ist der blau-graue Seifen-/ Speckstein aus der Umgebung. Durch eine bewegte Geschichte, vor allem aber die im 16. Jahrhundert stattfindende Reformation und verschiedene Brände, wurde der Dom eine ewige Baustelle, die auch heute noch nicht beendet ist.
Besonders prächtig: die Westfassade mit dem Rossettenglasfenser (Gabriel Kielland) und den über 40 Skulpturen von die Kirchengeschichte und damit auch die Geschichte des Königreiches prägenden Persönlichkeiten. Als wir am Dom waren, hatte der Heilige Olav gerade Geburtstag und deshalb einen Kranz umgehangen bekommen. Da die Vervollständigung zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschah, ist als Künstler hier der in Norwegen allbekannte Gustav Vigeland als Bildhauer unbedingt zu erwähnen. Wir besichtigten in einer Führung das Innere: tolle, dem kirchlichen Auftrag dienende Architektur, ein dezentes Beleuchtungskonzept , würdevolle Altäre - selbst ein samischer Altar ist in einer Seitennische zu finden. Musikalisch prägen zwei Orgeln den Dom: Die Barockorgel aus 1742 des Berliner Orgelbauers Joachim Wagner und an der Westseite eine Steinmeyer-Orgel aus 1930, die 1960 an diese Stelle umgesetzt wurde.
Nach dem Dombesuch geht unsere Erkundung weiter über die Gamle Bybro - die alte Brücke über die Nidarev mit ihren geschnitzten Bögen - in die Altstadt Bakklandet. Die heute wieder in sehr gutem Zustand befindlichen Gebäude dienten ursprünglich Fischern, Seefahreren und weiteren Gewerken. Heute hat hier ein vitales Leben, vor allem für die Trondheim stark prägenden etwa 36 000 Studenten, Einzug gehalten.
Aber unser Schiff wartet nicht. Und so geht es vorbei an Hotels und Geschäften, zurück.

Unser kurzer Besuch weckt Interesse, bei einem eventuellen erneuten Besuch diese Stadt intensiver zu erkunden. Potential dafür bietet sich.


Taufe am nördlichen Polarkreis und Besuch in der europäischen Kulturhauptstadt Bodo

Unser Schiff bringt uns stetig voran. Mit einer Geschwindigkeit von etwa 14 Knoten (ca. 26 km/h) geht es weiter in Richtung Norden.
Am nächsten Morgen kurz vor 8 Uhr haben wir dann einen weiteren Höhepunkt: wir queren den nördlichen Polarkreis bei etwa 66 Grad nördlicher Breite. Das darf natürlich nicht ohne die Zeremonie der Polarkreistaufe mit dem Meeresgott Njörd geschehen. Und tatsächlich: nach lautem Rufen landet Njörd auf dem obersten Deck. Zügig geht es dann zur Taufzeremonie: die Kelle voller Eiswasser mit Eisstückchen ist bei manchem bis in die Kniekehle gelangt. Aber viele waren mutig und so konnten wir nun getauft in der europäischen Kulturhauptstadt 2024 Bodo anlegen.
Auf Grund einer über 3stündigen Liegezeit hatten wir die Gelegenheit, die blumengeschmückte Stadt zu erkunden oder an einem der angebotene Ausflüge teilzunehmen.
Neues reizt und so hatte ich mich entschlossen, mit einem Turbo-Schlauchboot und bis zu 75 km/h schnell zu dem weltgrößten Gezeitenstrom Saltstraumen einen Ausflug zu unternehmen. Ein einmaliges Erlebnis. In dem nur 150 m breiten und 31 m tiefen Sund werden bei Gezeitenwechsel aller 6 Stunden gewaltige Wassermassen durch diese "Düse" gepresst und bilden dabei Strudel mit ca. 15 m Durchmessern und einer Tiefe bis zu 4 m. Durch unseren heimischen Bootsfahrer wurden wir nah an die Strudel herangefahren und durchgeschüttelt, hatten aber immer ein sicheres Gefühl. Belohnt wurden wir anschließend durch einige Seeadler und tolle Landschaftsformationen. Ein sehr empfehlenswerter Ausflug!
Nachdem wir in Bodo abgelegt hatten, ging es weiter in Richtung Lofoten. Mit prächtigem Wolkenspiel begrüßte uns die gewaltige Lofotenwand, die wir bei unserem Eberhardt-Ausflug auf der Südreise noch näher kennenlernen sollten.
Spät am Abend war geplant, in den Trollfjord einzufahren. Doch die Wetterverhältnisse waren nicht dafür geeignet, den sehr schmalen Fjord zu befahren. Aber wie später noch zu berichten, hatten wir auf unserer Südreise dann mehr Glück und konnten hineinfahren.


Vorbei an den Vesteralen zur Arktikhauptstadt Tromso

Das Schöne an dieserm Reiseablauf ist, dass die Landschaften und Orte, die nordwärts nachts angefahren werden, südwärts meist am Tage passiert werden. So haben wir die Vesteralen "verschlafen" und hatten am Nachmittag ausgiebig Zeit für die sich selbst als Arktikhauptstadt bezeichnende Stadt Tromso.
Die Meisten unserer Reisegäste hatten sich für unseren Eberhardt-Ausflug mit dem Bus entschieden. Ein deutscher Student zeigte uns "seine" Stadt, die zu einem Großteil auf einer Insel liegt. Nach Innenstadt und stadtnaher Uferlandschaft ging es über Flughafen und Universität durch einen Unterwassertunnel zur Eismeerkathedrale. In einzigartiger Lage und mit markanter Architektur prägt diese die Stadtansicht. Ein Besuch stand auf dem Programm, wir waren vom Inneren beeindruckt. Vor der Kirche ein sehr guter Überblick über die Stadt, erreichbar an dieser Stelle mit einer architektonisch und bautechnisch markanten Brücke. Wir erkundeten nun die übrige Innenstadt mit Rathaus und Bibliothek um anschließend dem Polarmuseum mit besonderem Schwerpunkt auf den Entdeckern Roald Amundsen und Fridjof Nansen einen ausgiebigen Besuch abzustatten. Umfassende Zeitzeugnisse, einprägsame Darstellungen und viele Erläuterungen ließen den Respekt vor den Entdeckern der eisigen Polregionen wachsen. Beeindruckend, mit welch einfachen Mitteln grandiose Entdeckungen, nicht ohne Entbehrungen und Leid, erfolgten. Respekt auch heute noch!


Auf dem Weg zum Nordmeer – das Nordkap wird besucht

Auf der gesamten Fahrt gab es fast täglich viele interessante Berichte und Erläuterungen an den entsprechenden Stellen durch das fachkundige Expeditionsteam.
Nachdem wir dargestellt bekommen haben, wie die Rentiere im Frühjahr auf die Insel Mageroya, auf der sich auch das Nordkap befindet, gelangen (und im Herbst entsprechend wieder zurück), legte unsere MS "Nordlys" in Honningsvog an.
Unser Bus begrüßte uns mit Leuchtschrift "EBERHARDT" und so hatten wir schnell Platz genommen. Auf dem Weg zum Nordkap (norwegisch: Nordkapp) zog Nebel auf, vereinzelt waren Rentiere zu sehen.
Rechtzeitig erreichten wir am Nordkap die Nordkaphalle, um uns auf Breitbildwand einen Film über das Nordkap rund um das Jahr anzusehen. Tolle Landschaft und natürlich die Bilder vom Nordkap prägenden Sonenuntergänge. So hatten wir einen tollen Eindruck, aber die Wirklichkeit sah nicht so strahlend aus. Deshalb nutzten wir die Gelegenheit, uns im Tunnel die Dioramen zur Entdeckung, die ökumenische Kapelle und die Gedenknische für den Besuch des thailändischen Königs im Jahr 1907 anzusehen. Aber die Sicht über das Meer blieb nebelig.
Dafür wurden Erinnerungsfotos mit der stilisierten Weltkugel geschossen, die schroffen Klippen bestaunt und die markanten radartigen Skulpturen "Kinder der Welt" mit im Vordergrund "Mutter und Kind" betrachtet. Wir waren da, mit etwas mehr Sonnenschein hätten wir einen beeindruckenderen Besuch erlebt. Ein uns von unserem Reisebegleiter Hartwig überreichtes Zertifikat bestätigte uns, dass wir am Nordkapp waren.
Rückwärts ging es dann mit unserem Busveteran gemütlich, das Getriebe ächzte. Wir kamen wieder pünktlich bei unserem Schiff an. Nicht ohne vorher noch das Hundedenkmal "Bamse" amüsiert betrachtet zu haben. Wer die Geschichte um den Hund kennt, weiß warum: ""Bamse" hat sein Herrchen immer wieder gut nach Haus gebracht. Der treusorgende Hundeblick ist glaubwürdiges Zeugnis für die Geschichte.
Bei bewegter See ging es über verschiedene Fischerorte an der Barentssee vorbei am nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes auf der Landzunge Kinnarodden. Mit der Felsformation der Finnkirche vor Kjollefjord als samischer Kultstätte werden wir an die hier lebende Volksgruppe der Samen erinnert, die in Norwegen volle staatliche Anerkennung genießt. Der angebotene Ausflug zu einer Samenfamilie musste leider ausfallen. Über einen Fachvortrag unseres Expertenteams erhielten wir auch so einen kleinen Einblick. Und das wurde in Kirkenes bei genauer Betrachtung auch noch anschaulicher.
Tja, und als WOW, dem für EBERHARDT-Reisen bekannten Dank an die Reisegäste, gab es Moltebeeren-Dropse. Lecker und im Gegensatz zu fruchtigen Moltebeeren ohne Kerne.


Der Wendepunkt unserer Reise – Kirkenes

In Kirkenes waren wir am Wendepunkt unserer Reise angekommen. Ca. 2 500 Kilometer zurückgelegt, direkt an der russisch-norwegischen Grenze mit einer Entfernung bis Oslo weiter als bis nach Moskau. Von nun an ging es südwärts und wir hatten die Gelegenheit, Orte, die wir nordwärts nachts passiert hatten, bei Tag zu besuchen.
Prägend für Kirkenes: die Kriegsereignisse im 2. Weltkrieg. Bei einer Führung konnte man den Anders-Bunker aus dieser Zeit besichtigen und verwundert das Denkmal für die Befreiung von Kirkenes durch russische Soldaten im Jahr 1944 ansehen - eine eigene Geschichte fern der Hauptstadt Oslo, über die Zeitzeugen bewegt berichteten. Grenzlandmuseum, geschlossene Grenze und zweisprachige Beschilderung. Und: ein frisches Gebinde zur Erinnerung am Denkmal. Aber auch einzigartige Landschaft, die einige Reisegäste bei einer Wanderung erkundeten. Da blieb keine Zeit, die Touristenattraktion des Schneehotels mit ganzjährigem Betrieb zu besuchen.
Pünktlich legte unser Schiff ab.
Nächster Hafen: Vardo - östlichste norwegische Stadt mit entsprechenden "Ohren" zur Funküberwachung nach Osten. Uns interessierte die Festung Vardohus, deren Gründung in heutiger Form bis in das Jahr 1734 zurückgeht. Auffällig ist die norwegische Flagge, die jeden Tag gehisst wird. Auch die Kanonen haben noch ihre Bedeutung: an Staatsfeiertagen, wie dem norwegischen Nationaltag am 17. Mai, wird von hier Salut abgefeuert! Vardo steht aber auch für Arktiserkundung: das Luftschiff von Umberto Nobile startete von hier und auch manche Expedition hat hier begonnen. Vardo sollte man also durchaus mehr Aufmerksamkeit schenken.


Hammerfest – Arktismetropole mit Geschichte und Energie

Nun bei Tage - Hammerfest. Leider durch stürmische See und umfassende Ladungstätigkeit mit Verspätung erreicht, konnten wir uns nur einen Überblick verschaffen. Wie alle nördlichen norwegischen Städte im 2. Weltkrieg mit einer Strategie der "verbrannten Erde" plattgemacht, ist nun ein neues Hammerfest mit modernen Bauten entstanden. Die naheliegenden Erdgasvorkommen und das Flüssiggas- (LNG-)Terminal prägen die Stadt und füllen die Stadtkasse. Aktuell hat ein LNG-Tankschiff einen Wert von etwa 30 Mio. Euro!! Erdgas und Erdöl sind die Rohstoffe, die aktuell Norwegens Reichtum schaffen. Wie diese Einnahmen im staatlichen Fonds eingesetzt werden, dazu gab es einen interessanten Vortrag an Bord. Aber auch umfassende Investitionstätigkeit mit oft hervorragender Architektur sowie die zahllosen Infrastrukturprojekte wie Tunnel und waghalsige Brücken sind nur mit diesen Einnahmequellen möglich. Bemerkens- und fast beneidenswert.
In Hammerfast interessierte uns aber mehr die Struve-Meridian-Säule als UNESCO-Weltkulturerbe. Hatten Sie vorher schon einmal etwas von diesem sich von hier bis zum Schwarzen Meer erstreckenden Erdvermessungsprojekt des 19. Jahrhunderts gehört? Mir ging es ähnlich, aber seit unserem Besuch der Meridian-Säule zur Erinnerung an dieses Projekt des deutschbaltischenAstronomen und Geodäten Friedrich Georg Wilhelm Struve (1793 - 1864) gewinne ich immer größere Hochachtung vor dieser Leistung und den bis in unser Satellitenzeitalter gültigen Aussagen zur exakten Form unserer Erde.
Abgerundet wurde dieser Tag durch das erneute Anlagen unseres Schiffes in Tromso um Mitternacht.
Kultur muss sein, auch auf einer Kreuzfahrt. Wir nutzten deshalb den kurzen Aufenthalt zum Besuch eines durch nowegische und samische Musik geprägten Mitternachtskonzertes für Orgel, Klavier, Flöten und Gesang in der hölzernen Domkirche nahe unserer Anlegestelle. Einmalig - das Flair der Holzkirche, die Akustik und selbstverständlich die Leistungen der Musizierenden. Da durfte auch Musik des norwegischen Komponisten Edvard Grieg (1843 - 1907 Bergen) nicht fehlen. Empfehlenswert.


Vesteralen und Lofoten bei Tage – tolle Landschaften

Oft wird die Frage gestellt, ob denn nicht nur eine Richtung bei dieser Kreuzfahrt ausreichend ist, um einen Eindruck von dieser Küstenregion zu erhalten.
An unserem 9. Reisetag wird der Beweis geliefert, dass ein umfassender Eindruck von Vesteralen und Lofoten nur bei der südwärts gehenden Tour gewonnen werden kann. Gut, dass wir uns deshalb für die gesamte Reise entschieden haben.
Zuerst: unsere Tour durch die Veteralen wäre ohne die Vertiefung der Fahrtrinne in der sogenannten Risöy-Rinne nicht möglich. Der Größenvergleich der Schiffe vor und nach der Vertiefung in der Bildergalerie spricht Bände! Vor etwa 100 Jahren wurde diese Vertiefung in Betrieb genommen und im vergangenen Jahr gefeiert. Natürlich waren auch die norwegischen Könige immer mit dabei, wenn es etwas zu feiern gab. Der als Königsstein in Risoyhamn bezeichnete Gedenkstein mit der steinernen Unterschrift von 3 Königen ist Zeugnis dafür.
Nach einer kleinen Notreparatur an unserem Schiff ging es für uns nach dem Ablegen in Rissoyhamn weiter über Storkmarknes, der Heimat der Hurtigrute, durch den Raftsund nach Svolvaer.
In Storkmarknes wäre das Hurtigrutenmuseum mit einem Schiffsveteranen zu besichtigen gewesen. Dafür war aber der Aufenthalt zu kurz gewesen. Im Raftsund haben wir Expeditionsteilnehmer, die per Schnellboot an einer Seeadlersafari teilnehmen wollten, im Sinne des Wortes "ausgesetzt". Und dann doch: Einfahrt durch den engen Fjord in den Trollfjord mit perfektem Wendemanöver und trotz leichtem Regen tollen Eindrücken. Wunderwelt der Vesteralen und Lofoten - zutreffend!
Und um dies nicht nur vom Schiff aus zu erkunden, konnten wir bei einem Eberhardt-Ausflug mit eigenem Bus und unserer deutschsprachigen Reiseführerin die Lofoten etwas besser kennenlernen. Los ging es in Svolvaer, wir fuhren durch einen schon fast antik anmutenden Tunnel unter den Bergen der Lofotenwand hindurch und gelangten anschließend in das für die Lofoten berühmte Fischerdorf Henningsvaer. Erreichbar nur über schmale Brücken und aus ursprünglich vier Inseln bestehend zeigte uns unsere Reiseleiterin den pitoresken Ort in einem kleinen Rundgang. Kleine Häuschen der Fischer und Dorfbewohner, heute den Touristen dienend, Boote, Jachten, jetzt leere Trockengestelle für Stockfische, eine alte Schule und natürlich Souvenirs - jeder hat diesen kleinen beeindruckenden Fischerort für sich selbst erlebt.
Unsere Busrundfahrt ging weiter durch das Inselinnere, prächtige Landschaften, eine kleine Kirche in der Ferne, Felsformationen wie das "Nordkapp der Lofoten", in der Ferne das berühmte Wikinger-Langhaus, basierend auf authentischen Funden. Prächtig und eindrucksvoll.

Wir waren gut unterwegs und unser Busfahrer machte deshalb an einer kleinen Bucht Halt: hier konnten wir am besten das Eintreffen unseres Hurtigrutenschiffes in den kleine Hafen Stamsund erleben. Ein tolles Bild, welches uns die Größe unseres Schiffes vom Ufer aus verdeutlichte. Wir waren froh, nach tollen Eindrücken wieder die Planken unseres Schiffes erreicht zu haben.


Erneute Polarkreisquerung, bei Trollen und einem Berg mit Loch

Dass alle Berge in Norwegen tote Trolle sind, erfuhren wir nun hier in der durch Sagen und Trollgeschichten gekennzeichneten Märchenlandschaft des Helgelandes. Und wenn man lange genug die Bergsilhouette betrachtet, glaubt man selbst, den Pferdemann "Hestmannen" oder die "Sieben Schwestern" als Bergkette (leider im Nebel) zu erkennen. Und beim Berg Torghatten drängt sich die Sage vom durch einen Pfeil durchbohrten Hut wahrlich auf. An Bord erfuhren wir wiederum viel Interssantes zu Sagen und dem Wirken der Trolle. Es gehört zu Norwegen dazu wie das Wirken von Gnomen in Bergbauregionen im Rest der Welt. Und wer möchte, kann sich auch an den zahllosen Touristenständen am Anblick der großen und kleinen Trolle laben.
Wir legten im Hafen Bronneysund etwas länger an. Geografischer Mittelpunkt Norwegens zwischen Nordkap und Oslo. Der Ort ist aber auch Ausgangspunkt für verschiedene Expeditionen auf und um den Berg Torghatten - der mit dem Loch. Die Wanderungen waren schnell ausgebucht, Wetter prächtig. Unsere Teilnehmer kehrten geschaffft und mit prächtigen Eindrücken zurück. Dafür reichte für uns dann die Zeit nicht mehr, um unser Schiff in die ehemalige Pfeilrichtung zu manovrieren und so einen Blick durch das Loch zu haben. Schade, aber nicht zu ändern.
Dafür hatten wir ein fünfgängiges Galadinner - Hurtigruten feiert in diesem Jahr 130 jähriges Jubiläum. Mit Zertifikat und einem Glas Prosecco haben wir auf die erfolgreiche Geschichte der Hurtigruten angestoßen.


Trondheim am Morgen mit Munkholmen, dann die Klippfischstadt Kristiansund

Trondheim am Morgen bei Sonnenschein - da war etwas Zeit für einen Spaziergang auf eigene Faust, wer es denn wollte. Auf Höhe der Kloster-, Gefängnis- und heute Erholungsinsel Munkholmen wurden wir per Schiffsbegrüßungsanlage in Trondheim begrüßt. Ein stolzes Gefühl, wenn man zu der Zeit schon aus den Federn und auf Deck war.
Interessanter heute: die für die Fischerei Norwegens prägende Klippfischstadt Kristiansund. Bei einem kurzen Spaziergang mit unserem Reisebegleiter Hartwig haben wir die berühmte Klppfischfrau einerseits und auf der anderen Seite der Hafenmole den Sild- (Herings-)jungen angesehen. Klippfisch und Stockfisch sind zwei Arten der Dorschtrocknung. Beiden gemeinsam ist, dass der Export in die südeuropäischen katholisch geprägten Länder am Mittelmeer zu dem berühmten Fischgericht Bacalao genutzt wird. Wir konnten es an Bord bei einem Mittagsbuffet probuieren. Die Teilnehmer des Ausfluges zur Atlantikstraße, der ebenfalls schnell ausgebucht war, bekamen es in einer Gaststätte serviert. Ein gewöhnungsbedürftiges, aber doch sehr leckeres Fischgericht.
Am Abend vor unserer letzten Nacht hatten wir nochmal eine kurze Zusammenkunft mit unserem Reisebegleiter Hartwig. Der war natürlich die ganze Zeit mit an Bord, gab Hinweise und beantwortete unsere Fragen. Bei unserer letzten Zusammenkunft in gesamter Gruppe gab es dann noch einen Ausblick auf unseren Aufenthalt in Bergen und selbstverständlich die Rückreise. Bei dieser Zusammenkunft war es uns ein besonderes Anliegen, dem Expeditionsteam mit seinem Leiter Jan ein ganz herzliches Dankeschön auszudrücken. Der Dank kam sehr gut an.

Mit einem kurzen Halt in der Rosenstadt Molde, bei dem wir auch unsere Expeditionsteilnehmer der Atlantikstraßentour wieder an Bord namen, ging es bei leicht bewegter See und offenem Meer vorbei am Westkapp zu unserem Ausschiffungsort Bergen.


Zurück in Bergen – regnerisch aber doch interessant

Am 12. Tag unserer Reise hieß es nun "Fertigmachen zum Ausschiffen" in Bergen. Eine beeindruckende Reise ging ihrem Ende entgegen. Wer wollte konnte die vom Expeditionsteam angefertigte Reiseeindrücke per USB-Stick erwerben und für zu Hause sichern. Und bei diesen Bildern und Videoclips können wir - Norwegen ist nicht in der EU - Menschen an Bord sehen,die Lachen, sich taufen lassen und genießen. Kleiner aber feiner Unterschied zu den strengen Regeln des Datenschutzes in der EU. Nicht nur in diesem Punkt....
Nach unserem Anlegen in Bergen hatten wir unsere Koffer schnell erhalten, ein Bus brachte uns zu unserem Hotel "Clarion Admiral Bergen" und wir konnten zügig einchecken. Zur Freude aller erhielten wir auch gleich die Boardingpässe ausgedruckt. Dieser Service wurde von allen Reisegästen sehr gelobt.
Aber es sollte ja in Bergen noch weitergehen. Um 16 Uhr erwartete uns unsere Stadtführerin Andrea zu einem ausgiebigen und Bergen sehr vielfältig zeigenden Stadtrundgang. Nicht nur das UNESCO-Weltkulturerbe Bryggen wurde ausführlich besucht und uns in sehr guter Erläuterung nahegebracht. Wir kamen am Nationaltheater mit der Skulptur von Henrik Ibsen, dem kleinen Herrn Grieg, einem urtümlichen Weinkeller und der schmalsten Gasse Bergens vorbei.
Nach Ende des Stadtrundganges gab es ortskundige HInweise für weitere Besichtigungs- und Besuchsmöglichkeiten, wie z. B. die Auffahrt auf den Berg Floyen. Und natürlich - Gastronomieempfehlungen. Da hat jeder Reisegast erwas gefunden, um den Tag und die Reise abzurunden. Geschafft und bereit für den Rückflug verbrachten wir die Nacht - nicht ohne einen für Bergen typischen intensiven Regenguss - in unserem Hotel.


Rückflüge – trotz Verspätungen gut angekommen

Reisetage sind auch notwendig. Unser Bus mit seiner charmanten Busfahrerin brachte uns zügig zum Flughafen. Wir checkten unser Gepäck - mit mehr oder weniger List und Tücke sowie gegenseitiger Hilfe an den Gepäckautomaten - ein. Da wir wie auch bei der Anreise mit unterschiedlichen Flügen unterwegs sein sollten, trennte sich die Reisegruppe recht bald.

Schlusswort

Tolle Landschaften, sehr gutes bis für Norwegen und die Stadt Bergen typisches Wetter, perfekter Service und ganz viele Informationen - eine tolle Reise liegt hinter uns. In der Reisegruppe: nette Gespräche, neue Kontakte, gegenseitige Unterstützung, wenn nötig und fachsimpeln beim Fotografieren.
Dabei stets wertschätzender Umgang - eine prächtige Reisegruppe.

Das hat es mir als Reisebegleiter sehr angenehm gemacht, die Reise für uns alle zum Erlebnis zu machen.

Dafür möchte ich mich bei allen Reiseteilnehmern ganz herzlich bedanken

Hartwig Köllner Dresden
Reisebegleiter

Kommentare zum Reisebericht

Dieser präzise, interessante Reisebericht sagt genau aus, wie diese einzigartige Reise war. Spitze !!
Dank der "Vororganisation" durch das Eberhard Travel Team , dem Reisebegleiter Herrn Köllner und nicht zuletzt dem hervorragenden Team an Bord der MS Nordlys. Ob es das hervorragende Essen, die spitzenmässige Organisation - Vorbesprechungen und Durchführung - der Ausflüge oder der sehr gute Service durch die vielen sehr netten, umgänglich Mitarbeiter war und auch Petrus schickte zu 80 % gutes Wetter - der Traum der schönsten Seereise der Welt ist für uns wahr geworden. Ein herzliches Dankeschön an alle !!

Gabriele Britzmann
12.09.2023