Reisebericht: Kreuzfahrt in Norwegen mit Hurtigruten

15.06. – 29.06.2012, 14 Tage Hurtigruten–Kreuzfahrt mit dem Postschiff: Oslo – Bergen – Alesund – Nordkap – Kirkenes – Lofoten – Trondheim


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Die Reise mit einem Schiff der Hurtigruten ist wohl der Traum vieler Weltenbummler. Wir haben ihn uns erfüllt, sind über von Bergen über Trondheim und das Nordkap bis nach Kirkenes gereist, abgerundet von Fahrten mit der Bergen- und Døvrebahn.
Ein Reisebericht von
Anne Sturm

Reisebericht

Die schönste Seereise der Welt geht für uns eher uncharmant früh los. Die Ersten starten bereits 3Uhr am Dresdner Flughafen und auch für alle anderen Gäste war die Nacht eher kurz. Schließlich erreichen wir mehr als pünktlich den Norwegenkai in Kiel und die Reise kann beginnen. Wir halten vor der Color Magic, einem Fährschiff der Color Line- Reederei, welches schon die Ausmaße eines Kreuzfahrtschiffes hat und mehr als haushoch ist. Nachdem die Tickets besorgt sind und auch die obligatorische Wartezeit vorbei ist, machen wir uns auf den unendlich lang erscheinenden Weg durch die Gangway zum Schiff. Wir werden direkt an der Rezeption zu den richtigen Fahrstühlen gewiesen, sodass es dann doch nicht ganz so schwer ist, seine Kabine auf dem richtigen Deck zu finden. Wir haben alle Außenkabinen, wahrscheinlich hat sich jeder kurz auf’s Bett gesetzt und die Reisegedanken schon in die Ferne schweifen lassen. Beim Auslaufen des Schiffes treffen wir uns dann aber doch fast wieder alle an Deck und beobachten, wie die Fähre entlang der vielen Werften durch die Kieler Bucht ausschifft. Es ist recht kühl und etwas diesig, die Sonnenliegen wirken nicht gerade einladend. Am Nachmittag erholen wir uns von der doch etwas anstrengenden Busfahrt und treffen uns erst zum Abendbrot am Grand Buffet wieder. Und was hier aufgetischt wurde, verdient wirklich den Namen „Grand Buffet“. Neben diverser Salate, verschiedenster Brot-, Käse- und Wurstsorten gab es natürlich auch warme Speisen, Fisch und Meeresfrüchte. Auch die Dessertauswahl war groß. Wer sich auf Norwegen und seinen Fisch freute, kam hier schon zum ersten Mal auf seine Kosten! Nach dem Abendessen gehen viele auf Erkundungstour. Schon Deck 7 bietet mit vielen Boutiquen, kleinen Cafés und Bars einige Möglichkeiten, seinen Abend ausklingen zu lassen. Wer einige Stockwerke weiter nach oben gefahren ist, fand dann nicht nur das Kasino, sondern auch eine wunderschöne Panoramabar, in welcher viele von uns noch mit Blick auf die Nordsee bei einem Glas Bier oder Wein den Abend zur Ruhe kommen ließen.
 
2. Tag - Oslo
 
Am nächsten Tag geht es zeitig los. Pünktlich um 10Uhr legt die Color Magic in Oslo an und nach einigem Gedränge erreichen auch wir den Ausgang. Obwohl es den ganzen Morgen geregnet hat, begrüßt uns die norwegische Hauptstadt mit Sonnenschein. Wir müssen noch etwas auf unsere heutige Reiseleiterin Ellen warten, aber schließlich strahlt auch Sie uns entgegen und wir können unsere Tour durch Oslo beginnen. Da weiterer Regen vorausgesagt war und auch die Wolken nichts Gutes   verhießen, starteten wir zuerst zum Vigeland-Park. Der Skulpturenpark des norwegischen Bildhauers Gustav Vigeland ist einmalig. Ellen erzählt schon auf der Fahrt einiges zum Leben und Wirken des Künstlers und wenig später können wir selbst über die Vielzahl seiner Skulpturen aus Bronze und Stein staunen. Gerade das „Trotzköpfchen“, ein kleiner Junge, welcher wütend auf den Boden zu stampfen scheint, wird zum Lieblingsfotomotiv. Auch der „Zirkel des Lebens“, welcher am oberen Ende des Parks den Lauf und die Vergänglichkeit des Lebens in Stein darstellt ist in seiner Detailtreue faszinierend. Der große Monolith, welcher durch viele in sich verschlungene Menschen verziert ist, scheint über den Park zu wachen. Da es immer wieder regnet, beschließen wir zum Bus zurück zu gehen und unsere Stadtrundfahrt fortzusetzen. Es geht etwas außerhalb - zum weltberühmten Holmenkollen, der Hausschanze der Osloer. Von Nahem betrachtet wirkt sie etwas futuristsich, aber trotzdem sehr imposant. Wir werfen einen Blick auf die Königsloge und hinunter in die riesige Auslaufzone, in welcher die Springer nach ihren Flügen landen. Wer will, nimmt noch ein kleines Souvenir mit. Wir halten noch kurz an der Biathlonanlage und können sehen, wo Magdalena Neuner und Co. ihre Siege erringen und dem norwegischen König die Hand schütteln können. Es bleibt leider weiter verregnet und auch etwas neblig, sodass uns ein Ausblick auf die Stadt verwehrt wird. Also fahren wir rein und betrachten uns alles aus der Nähe. Aber auch in der Innenstadt können wir Rathaus, Regierungsgebäude und auch einige Theater nur aus der Ferne betrachten. Der Grund - endlich durfte Burmas Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi ihren Friedensnobelpreis in Empfang nehmen, allerdings mussten dazu einige Straßen gesperrt werden. Ellen suchte den bestmöglichen Weg durch die Stadt und so konnte wir durch die verregneten Scheiben auch noch Schloss samt dazugehörigen Park bewundern. Am Mittag verabschiedeten wir uns dann freundlich von ihr und bezogen unser Hotel für einen Tag. Leider gab es hier dann doch erhebliche Wartezeiten, waren doch trotz vorheriger Anmeldung nicht alle Zimmer fertig und auch sonst ließ das Hotel einige Wünsche offen. Am Nachmittag zeigt sich dann glücklicherweise doch noch die Sonne, viele von uns genießen Oslo nochmals bei einem individuellen Bummel, schließlich ist auch die neue Oper nicht weit entfernt.
 
3. Tag - Bergenbahn, Bergen, Ausschiffen
 
Das gute Frühstück am nächsten Tag entschädigt dann etwas für die Anfangsprobleme. Wir müssen zeitig aufstehen. Die Bergenbahn trägt unser nächstes Tagesziel schon im Namen, aber vorher  müssen noch über 500km zurückgelegt werden. Es dauert einige Zeit, bis wir wirklich Oslo verlassen, schließlich ist die Fläche der Stadt immens. Oftmals fahren wir einfach nur durch eine grüne, verregnete Landschaft, kaum eine Menschenseele ist zu sehen. Wir passieren Orte wie Drammen und Vikersund und langsam wird die Landschaft karg. Mittlerweile sehen wir die Wasserfälle, welche in die riesigen Seen zu fließen scheinen, welche uns am Anfang der Fahrt begleitet haben. Ab und an durchqueren wir kleine Orte mit urigen Bahnhöfen und immer wieder sieht man hier und da ein kleines, typisch rotes norwegisches Haus stehen. Wer kurz eingenickt ist und erst in Finse wieder aufwacht, wird dann aber doch kurz etwas verduzt sein. Der höchste Halt der Bergenbahn ist schneebedeckt, aber immerhin sind wir auf fast 1300m! Hier nutzen viele von uns die Möglichkeit, kurz auszusteigen und Fotos zu machen. Auch an anderen Stationen steigt immermal jemand aus unserer Gruppe aus, im die einzigartige Landschaft zu fotografieren. Im Zug wird auch schon über die Technik gefachsimpelt ;-) . Wer Hunger hat, geht sich im Essensabteil einen Snack holen, ansonsten heißt es: sitzen und genießen!
Zum frühen Nachmittag erreichen wir Bergen und finden auch trotz Gedränge unseren heutigen Reiseleiter Bertrand - einen Franzosen in Norwegen. Sein erster Kommentar im Hinblick auf das Wetter: „ Nur wer Bergen bei Regen gesehen hat, hat Bergen WIRKLICH gesehen!“  Wir nehmen also das Nieselwetter so wie es ist und machen uns auf zur nächsten Stadtrundfahrt. Diese führt uns zunächst außerhalb vom Zentrum zur Fantoft Stavkirche. Entgegen der europäischen Prunkbauten eine wunderschöne kleine Stabkirche, natürlich innen und außen aus Holz. Auf dem Rückweg in die Stadt fahren wir vorbei an der Sommerresidenz des Königs. Da aber nicht geflaggt ist, scheint wohl niemand da zu sein. Einen längeren Halt legen wir dann in Bryggen ein. Die buntbemalten Holzhäuser stehen hier dicht an dicht und man bekommt eine Ahnung von dem Leben der Kaufleute früherer Zeit. Wir sehen uns schmalen Wege zwischen den Häusern und auch die Hinterhöfe an. Währenddessen erzählt Bernard immer wieder Interessantes über das UNESCO Weltkulturerbe.
Dann aber ist es soweit: Wir fahren zum Hafen und sehen „unser“ Schiff, die MS „Richard With“. Nachdem wir uns von Betrand verabschiedet haben und auch schon unsere  Bordkarten in der Hand halten, dürfen wir leider immer noch nicht auf’s Schiff, obwohl es direkt vor unserer Nase ist - die Sicherheitseinweisung findet noch auf dem Trockenen statt. An Bord herrscht dann emsiges Treiben, wir beziehen erstmal unsere Kabinen und gewinnen einen ersten Eindruck. Und dieser ist dann doch etwas ernüchternd und uns wird bewusst, dass wir uns auf einem Postschiff befinden. Die Kabinen sind spartanisch, Fernseher oder sonstige elektronische Geräte gibt es nicht.  Brauchen wir auch nicht, durch die Fenster sieht man eine der schönsten Landschaften der Welt, wahlweise aus dem Panorama-Salon, dem Whirpool an Deck, dem Fitnessstudio, der Bibliothek oder aber auch dem Haupttreffpunkt, der Caféteria. Über den Bordlautsprecher stellt sich nun auch Bordreiseleiterin Greta vor und spätestens beim Abendessen scheint dann doch jeder angekommen zu sein.
 
4. Tag - Geirangerfjord, Trollstigen
 
Das wir nachts gleich mehrere Häfen anlaufen, bekommen wohl die Wenigsten von uns mit.  Erst in Torvik , spätestens aber in Ålesund treffen wir uns an der Reling und beobachten, wie das Schiff in den Hafen einläuft. Hier gehen dann ein paar Frühaufsteher von Bord und erkunden die kleine Stadt auf eigene Faust. Einige lassen sich aber auch zeitglich das Frühstück schmecken. Nach 30Minuten legen wir wieder ab und  machen uns weiter auf dem Weg gen Norden. Um die Mittagszeit biegen wir in den Geirangerfjord ein. Die Einfahrt ist spektakulär, links und rechts fallen die schroffen Felsen steil ab ins Meer, überall rinnen kleinere Wasserfälle in den Fjord. „Die Sieben Schwestern“ allerdings stürzen tosend ins Wasser hinab. Die Wasserfälle führen aufgrund des Regens der letzten Tage viel Wasser mit sich und sind schon deshalb ein Naturschauspiel für sich. Wir befahren die 16km bis Geiranger. Hier werden wir mit Booten an Land gebracht, nach einem kurzen Fußmarsch durch das kleine Städtchen gelangen wir an den Bus, welcher uns in ein paar Stunden nach Molde bringt. Im Bus dann gleich eine Überraschung. Jens - unser Reiseleiter - ist waschechter Sachse und vor ein paar Jahren ausgewandert. Und mit sächsischem Humor wird dies eine unvergessliche Fahrt. Der Bus schlengelt sich über schmale Straßen am Rand des Fjordes hinauf. Der erste Stopp ist atemberaubend! Wir halten hoch über dem Fjord, können gerade noch durch die Wolken das kleine Örtchen Geiranger sehen, die „Richard With“ scheint ein Spielzeug zu sein. Der Meeresarm versteckt sich im Nebel.  Wir fahren weiter nach oben, den Trollstvegen entlang, oftmals sieht man kaum mehr als 50m. Wir halten an Trollhäuschen, übereinandergestapelten Steinen, welche die Menschen für die Trolle gemacht haben. Die Landschaft ist erneut schneebedeckt, sodass viele die Wärme des Busses vorziehen. Als wir zu den Trollstigen gelangen, hat sich das Wetter leider nicht gebessert. Trotzdem ist es spektakulär. Schon die Enge der Haarnadelkurven ist nichts für schwache Nerven. Immer wieder stürzen Wasserfälle wie der Stigfossen in die Tiefe und immer wieder tauchen wir in eine neue Nebelwand ein. Erst  als wir unten angelangt sind und einen Blick nach oben werfen, wird uns wirklich bewusst, welch steile Straße wir gerade befahren haben - fast 900m ging es hinunter! Zur Beruhigung gibt es Kaffee, belegte Brote und Eierkuchen in einem großen Souvenirladen und Café am Fuße der Trollstigen. Auf dem Weg nach Molde durchqueren wir Romsdal entlang des gleichnamigen Fjordes. Jens erzählt uns Wissenswertes über die Kultur und das Leben als Neu-Norweger. Man wird schon etwas neidisch.  Angekommen in Molde, der Stadt der Rosen, essen wir in einem Hotel in der Nähe des Hafens etwas zu abend, ehe die „Richard With“ im Hafen einläuft und wir auf dem Seeweg weiterreisen.
 
5. Tag - Trondheim
 
Die Nacht verläuft ruhig. Der einzige Stopp in Kristiansund bleibt fast unbemerkt. Wir stärken uns an dem sehr guten Frühstücksbuffet und beobachten erneut, wie das Schiff in den Hafen einläuft, diesmal in Trondheim. Die Universitätsstadt scheint noch zu schlafen, schließlich sieht man kaum Menschen auf der Straße. Unser Ausflug führt uns zuerst zum Nidaros-Dom. Das gotische Bauwerk ist ein Beleg dafür, dass Trondheim die zweitälteste Stadt Norwegens ist. Es regnet immernoch, sodass wir froh sind, als wir in das Innere des Doms geführt werden. Kaum eine Spur lässt erkennen, dass der Dom über die Jahrhunderte von mehreren Bränden heimgesucht wurde. Erneut erfahren wir während der Führung einiges über Norwegen und seine Geschichte, u.a. dass der Dom über dem Grab von Olav dem Heiligen errichtet wurde. Viele besuchen noch den Souvenirshop, bevor es weiter zu unserem nächstem Ausflugsziel, dem Ringve-Museum, geht.
Hier tauchen wir ein in die Welt der Musik. Wir werden von einer sympathischen jungen Studentin durch das musikhistorische Museum geführt. Sie gibt uns Hörproben mit unterschiedlichsten Instrumenten, weiht uns ein in die Eigenheiten des Instrumentenbaus. Das Ringve-Museum ist wirklich einen Besuch wert, zeigt es doch die Entwicklung der Musikinstrumente auf eine wunderbar anschauliche Art. Wie sehen uns noch etwas auf dem Gelände um, hören uns ein kurzes Konzert an, bevor es wieder zurück in den Hafen und an Bord geht.
Der Nachmittag gestaltet sich ruhig. Wir genießen bei Kaffee und Tee die fantastische norwegische Landschaft, welche nie langweilig zu werden scheint. Erst am späten Abend erreichen wir Rørvik. Wer mag, kann hier noch die MS Lofoten besichtigen. Das Postschiff aus dem Jahr 1964 liegt hier dauerhaft an und lädt Reisende immer gern auf einen Besuch ein.
6. Tag - Polarkreis-Überquerung, Bodø, Trollfjord
Wer das erste Tageshighlight erleben will, muss heute zeitig aufstehen. Bereits gegen 7Uhr sind fast alle von uns auf den Beinen. Die Polarkreisüberquerung muss jeden Moment erfolgen, doch die Steinsäule und der kleine Globus sind noch nicht zu sehen. Es dauert noch eine geschlagene halbe Stunde - 7:33Uhr ist es dann soweit, wir überqueren den Polarkreis.
Einige Gäste nutzen heute die Gelegenheit den Svartisen-Gletscher, den zweitgrößten Norwegens zu besuchen. Andere sieht man stöbernd in einem guten Buch, viele können sich an dem Schauspiel der Fjorde und der schroffen Küste nicht satt sehen. Schon bald erreichen wir Bodø, die zweitgrößte Stadt Nordnorwegens. Wir bummeln wieder etwas durch die Stadt, sehen uns die Kirche an, welche erst nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut wurde. Nur wer eine Herausforderung suchte, macht heute mit dem Speedboot einen Ausflug zum Saltstraumen. Er ist nicht nur einer der stärksten Gezeitenströme der Welt, sondern auch Heimat vieler Seeadler.
Nachdem wir Bodø verlassen, verändert sich unsere Umgebung. Viele kleine Inseln sind den Felswänden vorgelagert  - wir erreichen die Lofoten.  Sowohl in Stamsund als auch in Svolvær legen wir nur einen kurzen halt ein, aber schließlich haben wir auf der südgehenden Route nochmals mehr als genug Zeit, um die Lofoten zu genießen.
 
Die Mitternachtssonne macht es auch an diesem Abend lohnenswert länger aufzubleiben. Kurz vor Mitternacht durchqueren wir den Raftsund und steuern in den Trollfjord, den wohl engsten zu befahrenden Fjord auf dieser Route. Da der Fjord im Durchschnitt nur 80m breit, muss schon ein sehr erfahrener Kapitän das Schiff steuern, um in dieser Enge wenden zu können. Passend zu diesem Schauspiel gibt es leckere Trollsuppe, die dann wieder ordentlich von innen wärmt.

Tag 7 - Polarkreistaufe, Tromsø
 
Wer heute früh aufsteht, kann noch einen Blick auf Harstad erhaschen. Die kleine Stadt liegt auf Hinnøya, der größten Insel Norwegens. Als das Schiff gegen 8Uhr wieder aus dem Hafen läuft, treffen wir die MS Nordkapp, ein weiteres Schiff der Hurtigruten. Überhaupt hat der Tag einige Höhepunkte zu bieten! An Backbord kann man kurze Zeit später einen Blick auf die älteste erhaltene Mittelalterkirche der Welt in Trondenes erhaschen. Allerdings nutzen die wenigsten von uns die Liegestühle auf dem „Sonnendeck“ - der Wettergott ist uns immer noch nicht hold, der Nieselregen und das herbstliche Wetter scheinen mit uns gen Norden reisen zu wollen.
Dick eingepackt treffen wir uns dann auch zu der etwas verspätet durchgeführten Polarkreistaufe. Gretha hat Neptun mitgebracht, welcher nach einer standesgemäßen Rede die Taufe beginnt. Zuerst „darf“ eine junge Dame, welche die Zeit der Polarkreisüberquerung fast auf die Sekunde richtig geschätzt hat. Der Preis ist die Flagge des Schiffs, mit welcher die Überquerung stattfand. Das Taufritual kann dann als eher „unangenehm“ bezeichnet werden. Neptun befördert mit einer großen Kelle Eiswürfel und kaltes Wasser aus einem großen Bottich direkt in den Nacken der jungen Dame. Man hört, wie Gäste und Besatzung mitleiden! Doch schließlich packt uns alle der Mut, wir lassen die „Erfrischung“ über uns ergehen, trinken zum aufwärmen norwegischen Schnaps und halten kurze Zeit später stolz unser Zertifikat für die bestandene Polarkreistaufe in der Hand. Die Eiswürfel halten sich teilweise leider noch länger in sämtlichen Ecken unserer Kleidung, sodass selbst im Innenraum des Schiffs immer mal wieder ein Eiswürfel „verloren“ geht. Bei Kaffee und Tee wird sich dann ordentlich aufgewärmt.
Als wir die Gisundbrücke unterqueren, sitzt ein Großteil im Panorama-Salon und genießt die Aussicht. Die Größe der Brücke ist beeindruckend, verbindet sie doch die zweitgrößte Insel Norwegens Senja mit dem Festland.
Vor uns liegt die die größte Stadt Nord-Norwegens. Schon während der Einfahrt in den Hafen entdecken wir die wohl berühmteste Sehenswürdigkeit der Stadt, die Eismeerkathedrale. Wer nicht an dem fakultativen Ausflug zur Entdeckung der Stadt teilnimmt, macht sich zu Fuß auf den Weg. Zeit haben wir genug, fast vier Stunden liegt die „Richard With“ im Hafen. Und es gibt viel zu entdecken! Tromsø begrüßt seine Gäste durch eine Bronzeskulptur von Roald Amundsen. Der Dom, ein wunderbar einfach gehaltener Holzbau, lädt zum Verweilen, eine kleine Einkaufsstraße zum Bummeln ein. Für Wissensdurstige ist das Polaria-Erlebniszentrum der erste Anlaufpunkt. Die Geschichte des Polargebiets und seiner angrenzenden Regionen wird hier lebensnah und unheimlich interessant aufgearbeitet. Und natürlich wartet die Eismeerkathedrale auf uns. Allerdings ist der Weg auf die andere Seite des Tromsøysundet ziemlich lang, sodass sich einige Gäste auf das Mitternachtskonzert bei südgehender Richtung vertrösten. Auf der Brücke hin zur Kathedrale gibt es dann immer mal ein fröhliches Winken und Grüßen auf die andere Straßenseite, die individuellen Pläne waren halt doch etwas unterschiedlich gestrickt - während die Einen noch den Weg vor sich hatten, befanden sich andere Gäste schon auf dem Rückweg. Angekommen in der Kathedrale wurde man aber dann mehr als belohnt. Die untypische Architektur war auch von Nahem beeindruckend, im Inneren konnte man das berühmte Glasmosaik, die Wiederkunft Christi, bestaunen. Letztendlich wusste jeder die lange Aufenthaltszeit im „Paris des Nordens“ mehr als zu nutzen!
 
8. Tag- Nordkap
 
Für einige unbemerkt legen wir am frühen Morgen in Hammerfest an, der nördlichsten Stadt der Welt - zum Glück haben wir auf dem Rückweg etwas mehr Zeit, um uns hier umzusehen. Während die MS Polarlys an uns vorbeirauscht und der Stopp in Havøysund fast unbemerkt bleibt, steigt dann doch die Aufregung bei uns sichtlich, bringt uns doch unser heutiger Ausflug an das „Ziel der Ziele“, das Nordkap. Nachdem wir den Magerøysund durchquert haben, legen wir uns Honningsvåg, dem Zentrum der Gemeinde Nordkapp, an. Und gerade an diesem Tag scheint sich die Sonne zu uns durchkämpfen zu wollen. Unser Guide ist ein sympathischer junger Mann, welcher uns durch seine Heimat führt. Unsere Busfahrt verläuft durch eine karge Landschaft, man sieht viele Gestelle, auf welchen Stockfisch getrocknet wird und uns wird bewusst, wie sehr das Leben im hohen Norden immer noch mit dem Fischfang verbunden ist. Ansonsten ist die Landschaft eher karg, oftmals sehen wir kleine Rentierherden. Hautnah bekommen wir ein paar einzelne Exemplare dann bei Nils und Heidi zu sehen. Das Samenpärchen zeigt die traditionelle Lebensweise der Samen im Einklang mit der Natur, Hauptattraktion sind aber dann doch die Jungen der Rentiere. Die Straße schlängelt sich immer weiter über die Insel, langsam haben wir wirklich das Gefühl, ans Ende der Welt zu fahren - weder Menschen noch Vegetation scheinen hier heimisch zu sein, einzig die Rentiere haben sich mit der rauen Natur arrangiert.
Dann endlich ist es soweit, wir erreichen das Nordkap! Angekommen auf 71°10’21“ nördlicher Breite scheint uns der Wind zurück in den Bus wehen zu wollen. Dick eingepackt machen wir uns zu Fuß auf zur Weltkugel, blicken über eine schroff abfallende Schieferklippe in die Ferne. Und natürlich machen wir Fotos! Das Ende der Welt werden viele von uns wohl nur einmal im Leben sehen - und dieser Augenblick wird trotz des beißenden Windes in vollen Zügen ausgekostet. Der kleine Skulpturenpark, welchen Kinder unterschiedlicher Nationen schufen, sehen wir uns kurz an, bevor wir ins Innere der Nordkaphalle flüchten. Hier können wir uns aufwärmen, in der Caféteria ein heißes Getränk zu uns nehmen und Souvenirs erwerben. Tief in den Fels gesprengt ist die Nordkaphalle fast ein Museum, in welchem man die Geschichte dieses kleinen Fleckchens Erde nochmals nacherleben kann. Die unglaubliche Schönheit dieses Ortes wird auch nochmals durch einen Film untermalt. In einem Kinosaal kann man in 15 Minuten das Nordkap im Wandel der Jahreszeiten erleben, untermalt von wunderschöner Musik. Viele wären sicher noch länger geblieben, aber schließlich reisen wir mit einem Post- und keinem Kreuzfahrtschiff. Und somit müssen wir auch pünktlich ablegen.
Der restliche Tag ist bestimmt von den fantastischen Eindrücken. Erneut sitzen wir an einem der vielen Fenster oder auch Bullaugen und lassen die norwegische Landschaft an uns vorbeiziehen, sehen die Felsformation Finnkirka. Das abendliche Meeresfrüchtebuffet ist der Abschluss eines unvergesslichen Tages!
 
9.Tag - Kirkenes, Wendepunkt
 
Wer heute zu lang schläft, hat schon die Hälfte verpasst! Wir halten kurz in Båtsfjord und Vardø. Auch in Vadsø machen wir einen längeren Halt. Aber schließlich werden diese Häfen auf der Süd-Route angefahren und da viele Eberhardt-Gäste schon längst ihren Reiseführer studiert haben, frühstücken viele in Ruhe und gehen erst in Kirkenes, dem Wendepunkt unserer Reise, von Bord. Hier herrscht nun emsiges Treiben. Andere Gruppen verlassen schon hier das Schiff und natürlich wollen viele unserer Gäste auch die Nähe zur russischen Grenze nutzen und nehmen an einem weiteren fakultativen Ausflug teil. Ob sie die Grenze nun mit Bus, Flussboot oder Quad erreichen wollen, ist hier jedem selbst überlassen. Wer sich allerdings für einen Stadtbummel durch Kirkenes entschieden hat, dem wird einmal mehr die Geschichte dieser Region vor Augen geführt. Viele der Gebäude und Häuser sind keine 60Jahre alt - der Zweite Weltkrieg ließ hier nicht viel übrig.
Wie versprochen halten wir am Nachmittag erneut in Vardø, diesmal auch etwas länger. Wir habe Zeit das „Vardøhus“, die Festung dieses kleinen Städtchens zu besichtigen. Einst gebaut, um die die Stadt vor angriffen zu schützen, ist sie heute dem Ansturm der Hurtigruten-Gäste kaum gewachsen. Das sternenförmige Areal wird von uns erobert, bei schönstem Wetter genießen wir die weite Aussicht und können uns kaum vorstellen, dass hier einmal gekämpft worden ist. Der Abend klingt erneut ruhig aus, bei einem Glas Bier oder Wein fangen wir schon langsam an, die Reise Revue passieren zu lassen, ist doch schon über die Hälfte geschafft und die Sammlung an Eindrücken übermäßig.
 
10. Tag - Hammerfest, Sørøya, Mitternachtskonzert in der Eismeerkathedrale
 
Doch auch der heutige Tag startet fantastisch. Begleitet von schönstem Sonnenschein laufen wir in Hammerfest, der nördlichsten Stadt der Welt ein. Die Zeit ist knapp bemessen und so stattet ein Großteil von uns dem direkt am Hafen gelegenen Eisbärenklub einen Besuch ab, einige werden sogar Mitglied in der "Royal Icebear Society" und bekommen ein Abzeichen.Wir gut zu Fuß ist, schafft es sogar auf den Hausberg der Stadt, von welchem man eine fantastische Panoramasicht genießen kann. Auch die Kirche und das Wiederaufbaumuseum dürfen bei einem Besuch in Hammerfest nicht fehlen.
Während des Mittagessens passieren wir die Insel Sørøya, die größte der Finnmark, bevor wir auf's offene Meer hinaus fahren und das Geradeaus-Laufen wieder etwas schwieriger wird. Ansonsten verläuft der Rest des Tages ruhig. Man trifft sich immer mal auf dem Schiff, in der Bibliothek, im Salon oder sogar im Fitness-Studio! Und überall kann man diese einzigartige Aussicht genießen - herrlich! Nach dem Abendessen treffen wir uns erneut draußen auf Deck 7 - wir treffen die Kong Harald und mittlerweile scheint es ein Wettbewerb zu sein, von welchem Schiff eigentlich mehr Gäste winken. Allerdings wird auf der Gegenseite auch schon mit weißen Taschentüchern gewedelt.
Kurz vor Mitternacht legen wir dann erneut in Tromsø an. Viele Gäste fahren zum Mitternachtskonzert in die Eismeerkathedrale. Auf dem Programm steht norwegische Folklore und klassische Musik - ein einmaliges Erlebnis, vor allem in dieser Umgebung. Andere Nachtschwärmer testen dann auch das berühmte Nachtleben, kommen teilweise sogar nach den Ausflugsgästen an Bord und sind mindestens genauso begeistert. Weit nach Mitternacht, aber trotzdem immernoch bei Sonnenschein, heißt es dann aber doch so langsam "Ab in die Koje".
 
11. Tag - Vesterålen, Storkmarknes, Lofoten
 
Der erste Tagesausflug beginnt erneut in den Morgenstunden. Wer die Inselwelt der Vesterålen besichtigen möchte, frühstückt zeitig. Die Bustour führt durch die wunderschöne Landschaft der Inselgruppe über Harstad, Trondenes, über den Gullesfjord weiter nach Sortland, wo sie wieder auf die "Richard With" treffen. Storkmarknes, der nächste Stopp ist eigentlich eher ein unscheinbares Städtchen, wäre hier nicht die Wiege der Hurtigruten. Fußläufig liegt das "Hurtigrutenhus", seineszeichens Museum, welches die Entstehung, Geschichte und Weiterentwicklung der Postschiffe beschreibt. Highlight ist hierbei die MS Finnmarken. Vom Museum aus gibt es einen direkten Zugang zu dem Schiff von 1956 und man kann sich alles wunderbar ansehen. Kaum vorstellbar, wie spartanisch doch die Seefahrt noch vor 50 Jahren war.
Wir verlassen das Städtchen, jedoch nicht ohne ein Foto mit der Büste des Vaters der Hurtigruten, Richard With.
Erneut fahren wir den Raftsund entlang, fahren nochmals in den Trollfjord und bewundern das waghalsige Wendemanöver auf engstem Raum. Gerade hier wird einem bewusst, wie klein doch der Mensch im Gegensatz zur Natur ist.
Am Abend wartet dann der letzte unserer Ausflüge auf uns - die Lofoten. Mit dem Bus machen wir uns auf den Weg, fahren an der einzigen Kirche der Inselgruppe vorbei und sehen auf einem Stein in Gold gravierte Unterschriften der letzten vier Könige Norwegens - eine Traditions. Die pure Schönheit dieser Inselgruppe ist unbeschreiblich! Die Farben der Natur erscheinen hier viel intensiver. Unterwegs sehen wir immer wieder die Stockfisch-Gestelle, schließlich leben die Menschen hier hauptsächlich vom Fischfang. Die einsamen Buchten haben oftmals kleine Sandstrände, welche im Hochsommer zum Baden einladen. Kletterer suchen sich ihren Weg entlang der schroffen Felsformationen, vereinzelt sieht man ihre Zelte oder Wohnwagen. Mit Henningsvær sehen wir ein typisches Dorf der Lofoten. Als wir aussteigen, um eine kleine Galerie von Künstlern der Region zu besichtigen, pfeift uns ein starker Wind entgegen, doch die Sonnestrahlen wärmen. Die vielen Boote schaukeln auf dem Wasser, kaum ein Mensch ist zu sehen. Auch die Weiterfahrt führt ins durch nahezu unberührte Natur. Man möchte am liebsten alles mit dem Fotoapparat festhalten, schließlich sind die Lichtverhältnisse hier einmalig und nicht nur unter Fotografen berühmt. Und am liebsten möchten wir auch gar nicht mit der Rundfahrt aufhören, doch leider nähern wir uns Stamsund, wo auch unser Schiff auf uns wartet.
 
12. Tag - Polarkreis, Sandnessjøen, Torghatten, Rørvik
 
Am vorletzten Tag auf dem Schiff warten viele kleine Highlights auf uns. Erneut überqueren wir zur Frühstückszeit den Polarkreis und langsam wird uns bewusst, dass es irgendwie schon ein bißchen wie der Heimweg ist. Die "Richard With" legt kurz uns Nesna und gegen Mittag auch in Sandnessjøen an. Der Dichter Petter Dass hat hier gewirkt und ihm zu Ehren befindet sich auch am Ende der Fußgängerzone eine Bronzestatue. Kurz nachdem das Schiff wieder ausgelaufen ist, sehen wir an Backbord eine seltam anmutende Felsformation - die sieben Schwestern. Der Sage nach wurden sieben Jungfrauen von einem König verfolgt, bis sie vor lauter Erschöpfung nicht mehr weiter fliehen konnten. Sie rasteten in der Nacht, bei Sonnenaufgang sollen sie zu Stein erstarrt sein.
Und auch am Nachmittag treffen wir auf eine witzige Kreation der Natur. Der Torghatten, ein Fels, welcher aufgrund seiner Hutform seinen Namen bekam, erscheint auf Steuerbord. Gespannt warten wir alle, um den Grund seiner Berühmtheit zu sehen - ein Loch mitten im Felsen. Laut Gretha soll durch dieses Loch ein ganzes Schiff passen, allerdings scheint, aus der Ferne betrachtet, gerade ein kleines Boot durchzupassen.
Am Abend wartet dann ein ganz besonderes Essen auf uns. Die ganze Schiffscrew samt Kapitän und Offizieren verabschiedet sich von uns - die Reise neigt sich dem Ende. Ein Bummel durch Rørvik soll dann schon der letzte Ausflug sein, welchen wir von der "Richard With" aus starten.
 
13./14. Tag - Ausschiffen, Døvrebahnfahrt nach Oslo, Heimreise
 
Nun ist es soweit. Wir verlassen das Schiff zum letzten Mal und sind schon jetzt etas wehmütig. Glücklicherweise ist damit aber unsere Reise noch nicht beendet, schließlich wartet ja noch eine zweite Bahnfahrt auf uns. Und nicht etwas irgendeine - die Dovrebahn zählt mit seinen fast 485km zu einer der schönsten Bahnstrecken Norwegens. Auf der Fahrt beobachten wir kleine Bäche, die neben uns zu reissenden Flüssen und dann wiederum ruhigen, endlos langen Seen werden. Wir überqueren das Dovrefjell, halten Ausschau nach Wisenten - leider ohne Erfolg. Trotzdem - die vielen kleinen Bahnhöfe strahlen viel Charme aus, Lillehammer zeigt sich bei strahlendem Sonnenschein und auch das letzte Busstück durch die Osloer Innenstadt lässt uns viele schöne Ecken sehen.
Glücklicherweise geht der Check-In im Hotel diesmal auch zügig voran. Viele von uns nutzen noch den Sommertag, um über die Karl-Johans-Gaten zu bummeln und noch das ein oder andere Souvenir zu kaufen.
Am nächsten Morgen wird nochmal ausgeschlafen, bevor uns der Bus zur Fähre und diese uns dann wieder gen Deutschland bringt.
Die schönste Seereise der Welt neigt sich dem Ende - leider.

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