Reisebericht: Kreuzfahrt in Norwegen mit Hurtigruten

11.06. – 25.06.2015, 14 Tage Hurtigruten–Kreuzfahrt mit dem Postschiff: Oslo – Bergen – Alesund – Nordkap – Kirkenes – Lofoten – Trondheim


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Mit der M/S Finnmarken, einem Schiff der Hurtigsten bis ans Nordkap zu reisen, das bedeutet, den Zauber der norwegischen Fjorde zu erleben, den nur der erahnen kann, der leibhaftig vor Ort war. Viel Vergnügen beim Lesen unseres Reiseberichts.
Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll
Sabine Letzybyll

Donnerstag, 11.06.2015 Mit der Fähre von Dänemark nach Norwegen

Mitten in der Nacht beginnt für einige Gäste die Reise. Ab vier Uhr startet der Bus vom Flughafen Dresden Richtung Dänemark. Schon um sieben sind alle Gäste zugestiegen. Die Straßen sind frei und ruck zuck (in 14 Stunden) sind wir am Fährhafen. Zugegebener Weise ist es schon etwas anstrengend, weil Vielen die durchwachte Nacht in den Knochen steckt. Aber wir rasten alle zwei Stunden, stärken uns mit Kaffee und Würstchen bzw. den mitgebrachten Broten.
Das Terminal von Fjordline befindet sich ganz am Ende einer Großbaustelle. Wir kommen in ein modernes Gebäude, wo wir mit dem Lift oder mit der Rolltreppe zum Warteraum fahren. Dort ist es voll, aber nicht überfüllt. Wir müssen ein bisschen warten, denn unsere Abfertigung beginnt erst 18.30 Uhr und unsere Fähre hat eine Stunde Verspätung. Wir beobachten, wie das Schiff angefahren kommt und Passagiere aussteigen. Dann ist es endlich so weit. Wir können unsere Kabinen beziehen. Wir wohnen auf Deck 8, es gibt einen Fahrstuhl, so dass wir bequem unser Gepäck zu den Kabinen bringen können. Nun geht es gleich ins Restaurant. Freundliche Mitarbeiter stehen am Eingang des Restaurants und zeigen uns, wo unsere reservierten Plätze sind. Ein üppiges Buffet lädt zum Schlemmern ein. Diverse Salate, Fleisch, Fisch und viele Meeresfrüchte wollen verputzt werden. Auch Bier und Wein läuft in Strömen, alles inklusive. Weit nach 22 Uhr beobachten wir einen traumhaften Sonnenuntergang und begeben uns anschließend müde ins Bett. Das gleichmäßige Brummen und das leichte Schaukeln unserer MS Stavangerfjord begleiten uns durch die Nacht.

Freitag, 12.06.2015 Bergen

6.30 Uhr: Die Lautsprecherdurchsage in jeder Kabine weckt uns energisch. Wir kommen gleich in Stavanger an und wer aussteigen will, soll sich bereit machen. Einigen von uns fährt der Schreck durch die Glieder. Halb verschlafen, denken wir zuerst, wir wären gemeint und hätten den Ausstieg verpasst. Aber recht schnell klärt sich der Irrtum auf und wir können uns nochmal in der Koje umdrehen oder in Ruhe auf das Frühstück vorbereiten, denn wir steigen ja erst in Bergen aus. Im Restaurant lassen wir es uns schmecken. Um zehn gibt es eine weitere freundliche Lautsprechansage, die uns darüber informiert, dass wir bis 10.30 Uhr aus den Kabinen ausgezogen sein sollen. Mit samt unseren Koffern begeben wir uns auf Deck 7, um dort die nächsten zwei Stunden bis zur Ankunft zu verbringen. Es sitzt sich gemütlich, die traumhafte Landschaft zieht an uns vorbei und weckt schon Vorfreude auf die kommenden Tage. Pünktlich 12.30 Uhr legen wir an. Über Rolltreppen und Fahrstühle gelingt es relativ unkompliziert, das Gepäck zum Ausgang zu befördern. Unsere Stadtführerin ist bereits da und wedelt fröhlich mit einer Sonnenblume. Es handelt sich um eine ausgewanderte Schwäbin mit ansteckendem Humor. Nachdem auch unser Bus eingetroffen und das Gepäck verstaut ist, beginnt unsere Stadtrundfahrt in Bergen mit einem Besuch des Fischmarktes. Ein leichtes Hüngerchen soll hier gestillt werden. Die Preise sind saftig, aber sonst schmeckts. Anschließend führt uns Angie durch Bergen, wir lernen das Stadtzentrum kennen und das Brüggeviertel mit seinen außergewöhnlichen Holzhäusern. Traumhaft muss es am ersten Advent auf dem Hauptplatz sein, wenn tausende Berser im Fackelschein Weihnachtslieder singen und die Stadt mit Kerzen erleuchtet ist. Nach drei Stunden verabschieden wir uns und beziehen unsere Hotelzimmer im Scandic City Hotel. Nachdem ein paar Miniproblemchen mit Zimmern geklärt sind, ist Freizeit angesagt. Erst um 19 Uhr treffen wir uns zum Abendessen wieder. Dass es im gegenüberliegenden Teil des Hotels stattfindet, macht uns weniger aus, als die enge Bestuhlung. Trotzdem ist das Essen vom Buffet köstlich und das Bier zu 10 € pro halben Liter schmeckt auch. Nachdem wir uns über den Plan für den nächsten Tag verständigt haben, begeben wir uns zur Nachtruhe.

Sonnabend, 13.06.2015 Norwegen in einer Nussschale

Überpünktlich steht Viertel vor Acht unser goldgrüner Bus vor dem Hotel. Na dann kann ja nichts mehr schief gehen. Auch am Bahnhof sind wir zeitig genug, um uns zu orientieren und das lt. Fahrplan vorgesehene Gleis 4 zu inspizieren. Glücklicherweise studieren wir trotzdem die Anzeigetafel und siehe da, der Zug fährt ab Gleis 2. Auch gut. Wir fragen uns durch und erfahren, dass sich unser Wagon am Ende des Bahnsteigs befindet. Auch das tut der guten Laune keinen Abbruch, wir freuen uns auf die Fahrt mit der Bergenbahn nach Voss. Das Abteil ist groß genug für alle und zwischen den für uns reservierten Plätzen sind sogar noch einige frei, auf die sich munter immer mehr andere Passagiere niederlassen. Eben ein Regelzug und nicht ausschließlich für Touristen. Gespannt erwarten wir die schönen Aussichten, die jedoch auf der ersten Hälfte ziemlich verdunkelt sind, denn es geht von einem Tunnel in den anderen. So eine Eisenbahnstrecke ist eben ein gigantisches Bauwerk und solche Tunnel muss man erstmal bauen können. Zum Ende werden es aber weniger Tunnel und es gibt auch etwas zu sehen. Kurz vor Zehn kommen wir in Voss an. Während alle anderen aufgeregt aus der Bahn stürzen, haben wir, in der Annahme, wir hätten einen eigenen Bus, die Ruhe weg. Ich bitte die Gruppe, zu warten, bis ich unseren Bus ausfindig gemacht habe. Leider ist bei den vielen Bussen, die tatsächlich auf dem Bahnhofsvorplatz stehen, keiner für uns dabei. Die erste Idee der völlig überforderten Busfahrer ist, dass wir uns auf die Busse aufteilen sollen, denn es wären noch Plätze frei. Nicht gerade glücklich sind wir trotzdem bereit, das zu versuchen, scheitern jedoch kläglich an der mangelnden Platzzahl. Wieder steht die ganze Gruppe vor den Bussen, anstatt drinnen zu sitzen. Der Chef der Busfahrer telefoniert aufgeregt und verkündet nach einer viertel Stunde, dass noch zwei Busse kommen werden. Diese Nachricht ereilt auch die anderen gestrandeten Passagiere, die sich gierig in den uns zugeteilten Bus stürzen. Trotz energischem körperlichen Einsatzes gelingt es uns nicht, für alle Plätze im Bus zu erobern. Der auf diesen Missstand hingewiesene Busfahrer ist abgeklärt und stellt uns vor die Wahl, entweder stehend fahren oder den Bus wechseln. Da wir nun entschlossen sind, die Gruppe nicht mehr trennen zu lassen, fahren ein Gast und ich stehend, eine Dame sitzt auf der hinteren Bank in der Mitte eingequetscht und zwei Gäste haben es sich auf den Notklappsitzen gemütlich gemacht. Trotz dieser Einschränkungen ist die Fahrt eine Wucht. Die Stahlheimskleivene entpuppt sich als eine Straße mit zahllosen engen Haarnadelkurven, die vom Busfahrer meisterhaft bewältigt werden. Der Übergang zur Bootsfahrt ist mit einer halben Stunde gut kalkuliert, wenn der Bus pünktlich abfährt und pünktlich ankommt. Wir sind mit 40 Minuten Verspätung abgefahren, aber fünf Minuten vor der Abfahrt am Hafen. Das nutzt aber nichts, denn das Boot ist voll und fährt ohne uns ab. Schade. Der Chef der Busfahrer lässt sich nicht beeindrucken und verspricht, dass in einer halben Stunde das nächste Boot fährt. Da just in diesem Moment ein Boot anlegt, gehen wir davon aus, dass dies nur unser Boot sein kann und drängeln uns am Eingang, um diesmal die Ersten an Bord zu sein. Wir müssen warten, bis alle Autos und Passagiere das Boot verlassen haben, um dann zu erfahren, dass dies mitnichten unser Boot ist, denn es fährt in eine andere Richtung. „12.30 Uhr" ist die neue Parole. Die Gruppe zerstreut sich. Es dauert gar nicht lange, da bekommen wir den Geheimtipp, dass am Nachbaranleger ein Schiff kommt, das in unsere Richtung fährt. Nun gut, dann nehmen wir eben das. Doch auch hier haben wir die Rechnung ohne den Wirt - in diesem Fall ohne den Bootsführer - gemacht, denn dieser hat eine 48köpfige Gruppe im Visier und nicht uns. Eine große Gruppe Japaner steht gemeinsam mit uns in den Startlöchern, doch als sie gefragt werden, ob sie als Gruppe angemeldet sind (in Englisch wohlgemerkt), reagieren sie so, wie wenn uns einer etwas auf Japanisch fragen würde, nämlich gar nicht. Irgendwann hat der Bootsführer seine Gruppe (tatsächlich Japaner) gefunden und das Boot füllt sich (ohne uns). Doch nunmehr werde ich penetrant und weiche ihm nicht von der Seite. Zuerst wird er wütend und versucht, mich zu verscheuchen, dann kommt seine Kollegin, der ich verzweifelt nochmal unsere Situation schildere und diese hat Erbarmen. Wir werden ins Allerheiligste eingelassen. Ohne Skrupel haben die Japaner das gesamte Unterdeck in Beschlag genommen und ihre Lunchpakete ausgepackt. Uns zieht es, zum Glück, eher an die frische Luft. Für fast alle sind auch Bänke oder Plastikstühle vorhanden. Nach einer Weile hält es uns sowieso nicht mehr auf den Sitzen, denn es gibt jede Menge zu fotografieren. An Bord befindet sich tatsächlich, wie ausgeschrieben, eine Cafeteria, das Angebot ist jedoch ziemlich spärlich. Unsere Hoffnung, hier Mittagessen zu können, löst sich in Luft auf. Nun, zur Stärkung des Kreislaufs gibt es für jeden eine Flasche Wasser (0,5 l zu 6,50 €), spendiert von Eberhardt TRAVEL. Die Schönheit der Landschaft betört. Hinter jeder Kurve eine neue phantastische Aussicht. Doch dann heißt es wieder: auf die Uhr sehen. Wir müssen unseren Zug schaffen. Die Flambahn startet um 14.50 Uhr. Planmäßige Ankunftszeit unseres Ersatzbootes: 14.45 Uhr. Das wird knapp. Wieder ist uns die Dame an Bord behilflich. Sie ruft am Bahnhof an und kündigt uns an. Wir bekommen die Information, dass der Zug auf uns wartet, wir aber nicht bummeln sollen. Leichter gesagt als getan, denn nicht alle sind gut zu Fuß und unser Wagon ist - na, wo? Richtig, am Ende des Bahnsteiges. Trotzdem gelingt es, dass alle Gäste die Bahn erreichen. Schreck lass nach. Es folgen weitere traumhafte Aussichten. Einmal, an einem Wasserfall, gibt es sogar einen Fotostopp. Meine Güte - dieser Wasserfall hat sogar eine musikalische Untermalung, na, wenn das nichts ist. Nur noch einmal umsteigen, das schaffen wir. „Herr Schaffner, wo ist bitte unser Wagon?" „Ganz vorne, die ersten drei Wagen!" Wie? Ganz vorne? Wir sind doch ganz hinten. Wieder heißt es, den gesamten Bahnsteig ablaufen. Wir suchen unser Schild mit der „37" drauf. Kein passendes Schild zu finden. Egal, hier sind Plätze frei. Die nehmen wir uns jetzt. Letztendlich kommt auch niemand, der Anspruch auf diese Plätze erhebt. Ermüdet sinken wir in die engen Sitzreihen. Zwei Stunden bis Bergen. Pünktlich um 18 Uhr sind wir wieder zurück. So wie wir es mit dem Busfahrer morgens verabredet hatten. Schnell wollen wir in den Bus einsteigen, unser Gepäck holen und endlich zu unserem Hurtigrutenschiff fahren. Aber was ist das? Der Bahnhofsvorplatz ist leer. Kein grüngoldener Bus zu sehen. Ach nö, nicht das jetzt noch. Ich rufe die Agentur an und bekomme die Mitteilung, dass der Bus in fünf Minuten da ist. Na schön. Nachdem drei andere Busse uns Hoffnung gemacht haben und nicht für uns zur Verfügung stehen, kommt endlich der angekündigte Goldgrüne um die Ecke. Ab jetzt geht es reibungslos. Koffer aus dem Hotel geholt und ab um Hafen. Um das Gepäck brauchen wir uns nicht kümmern, das machen der Busfahrer und unsichtbare Heinzelmännchen. Es landet jedenfalls ohne unser Zutun in den Kabinen. Unsere Bordkarten sind bereits fertig. Wir müssen nur noch die Kreditkarte einscannen lassen, damit wir später mit der Cruisecard bargeldlos an Bord bezahlen können. Mit der Rolltreppe geht es nach oben. Wir landen in einer Art Warteraum, wo wir mit den Sicherheitsbestimmungen vertraut gemacht werden. Endlich geht es an Bord. Schon bald können wir das köstliche Abendbuffet genießen und endlich entspannen.

Sonntag, 14.06.2015 Geirangerfjord – Tag 2 der Hurtigrute

Ab jetzt richtet sich unser Tag nach den Programmen der M/S Finnmarken. 02.00 Uhr Ankunft Floro, 04.15 Uhr Maloy , 07.15 Uhr Torvik u.s.w.
Maloy, wo das Schiff nur 15 Minuten hält, ist einer der größten Fischereihäfen Norwegens. Jährlich werden 180.000 bis 200.000 Tonnen Fisch hier verladen. Von Viertel Sechs bis Viertel Acht überqueren wir Stadhavet, die erste offene Seestrecke unserer Reise, die wir aber friedlich verschlafen. Zum ersten Landgang lädt Alesund ein, eine schöne Stadt im Jugendstil mit ca. 45.000 Einwohnern. Hier haben wir eine dreiviertel Stunde Zeit zum Spazierengehen. Zu sehen gibt es einen Fischereihafen - übrigens einen der wichtigsten Norwegens, den Marktplatz und die schön gestaltete Hauptstraße. Ein großer Teil von Alesund wurde 1904 von einem Feuer zerstört. In den folgenden drei Jahren bauten die Bewohner ihre Stadt in dem damals modernen Jugendstil wieder auf und so kann sie heute von den Besuchern bewundert werden.
Das Schiff verlässt den Hafen und wir stehen den ganzen Vormittag an Deck und fotografieren uns satt. Oder wir sitzen an den großen Panoramafenstern und lassen die einzigartigen Fjordlandschaften an uns vorbei ziehen. Im Shop gibt es Geirangerbriefmarken zu kaufen und auch den passenden Poststempel dazu. 110 Kilometer lang ist unsere Strecke durch den Storfjord, anschließend fahren wir in den Sunnylvsfjord und von dort in den Geiranger, den berühmtesten norwegischen Fjord. Selbst Kaiser Wilhelm II. liebte es, nach Norwegen zu reisen und mit seiner Yacht "Hohenzollern" durch den Geirangerfjord zu kreuzen. 
Ab 13 Uhr wird es spannend, denn nun geht es zum ersten Ausflug. Die Massen drängeln sich am Ausgang. Wir sind nicht die einzigen Passagiere an Bord. Außer uns wollen noch mehr als hundert andere Deutsche den Ausflug machen, außerdem diverse Englisch und Französisch sprechende Gäste. Nach dem wir mit dem Tenderboot übergesetzt haben, geht es im Sturmschritt durch das Dörfchen Geiranger zu den bereit stehenden Ausflugsbussen. Auch ohne Beschreibung kann man sich vorstellen, was sich an den Bussen abspielt. Trotzdem erobern wir unsere Plätze. Geiranger ist das älteste Touristenziel Norwegens. Unsere Fahrt beginnt auf Haarnadelkurven bergauf zum Orneveien. 600 Meter über dem Fjord gibt es den ersten Fotostopp mit einer fantastischen Aussicht auf den Fjord. Gerade noch so erwischen wir unsere M/S Finnmarken fürs Foto. Denn diese ist schon unterwegs nach Molde, wo wir wieder zusteigen werden. Soweit der Pan. Weiter geht es durch eine karge Berglandschaft, die vor allem dadurch überrascht, dass überall noch Schnee liegt. Wir fahren entlang des Eidsdalvatnet-Sees und setzen mit der Fähre von Eisdal nach Linge über. Mit Rücksicht auf die Touristenseele werden reichlich Stopps für die Fotografen eingelegt. An der Gudbrandsjuvetschlucht, wo wir eine dreiviertel Stunde Pause machen, gibt es auch einen großen Shop mit vielen Souvenirs und WCs). Ab hier geht es über elf enge und steile Haarnadelkurven die berühmten Trollstigen bergab. Unten gibt es Kaffee und Kuchen (gefüllte Waffeln und kleines belegtes Stüllchen).
An dieser Stelle müssen die persönlichen Erinnerungen unserer Gäste einsetzen, denn hier trennen sich unsere Wege. Während Sie weiter zum Romsdalsfjord fahren, später das Abendessen in Molde einnehmen und gegen 21.45 Uhr wieder an Bord sind, begleite ich Herrn A. und seine Frau zum Arzt und letztendlich ins Krankenhaus. Bedauerlicherweise entscheiden die Ärzte, dass Herr A. die Reise besser nicht fortsetzen solle, so dass ich mich von ihm und seiner Frau in Molde verabschieden muss. Ich kann mich nur noch einmal für die liebevolle Betreuung und Unterstützung aller, angefangen von unseren Gästen aus der Gruppe, fremden Gästen vom Schiff, den Busfahrern, den örtlichen Reiseleitern, den Ärzten und Schwestern und natürlich bei unserem Chefreiseleiter Peter bedanken, auch für das Verständnis aller für die außergewöhnliche Situation. Ich bin sicher, dass Sie sich, in einer ähnlich bedenklichen Situation, genauso gut aufgehoben fühlen würden, wie Herr und Frau A. Danke an alle!
Unser Schiff hält noch einmal in Alesund und um 21.45 Uhr in Molde, wo die Ausflugsgäste wieder zusteigen. In der Nacht überquert die M/S Finnmarken Hustadvika, eine weitere offene Seestrecke.
01.45 Uhr kommt das Schiff in Kristiansund an. Während alle Gäste schlafen, laden die Kollegen der Rezeption das Gepäck von Herrn und Frau A. aus. Es wird am Terminal hinterlegt und später von Frau A. abgeholt. Bereits um 02.00 Uhr fährt das Schiff weiter.

Montag, 15.06.2015 Trondheim – Tag 3 der Hurtigrute

Wieder kann ich erst einmal nur von meinem Teil der Reise berichten. Früh um drei verabschiede ich mich von Frau A. in Molde. Eine zweistündige Taxifahrt führt mich nach Kristiansund, wo ich um 4.25 Uhr ankomme. Eine Stunde später sitze ich im Linienbus nach Trondheim. Weitere fünf Stunden später habe ich endlich unser Schiff eingeholt. Gegen halb zwölf halte ich mich auf Deck 3 auf, um die Gäste, die vom Ausflug zurückkommen zu begrüßen und zu zeigen, dass ich wieder da bin. Die Freude ist auf beiden Seiten groß.
Wie ich höre, war der Ausflug nach Trondheim für alle ein Erlebnis. Kein Wunder, denn die Stadt, die bereits 997 von Wikingerkönig Olav Tryggvason gegründet wurde, hat bis heute nichts von ihrem Charme verloren. Trondheim ist etwa so groß wie seine deutsche Partnerstadt Darmstadt. Nach Oslo und Stavanger ist Trondheim die drittgrößte Stadt Norwegens. Beeindruckend ist der mittelalterliche Nidaros-Dom, Krönungsstätte der norwegischen Könige und Norwegens einzige Kathedrale in gotischem Stil. Schon am reichen Fassadenschmuck lässt sich die große Bedeutung des Doms für die Norweger erkennen. Ein Nationalheiligtum, neun Könige und zahlreiche Erzbischöfe liegen hier begraben. Viele Jahrhunderte waren an dem Bau der Kathedrale beteiligt.
Begeistert waren Sie außerdem vom Besuch des Musikinstrumentenmuseums, der vor allem durch die sympathischen Mitarbeiterinnen zu einem Erlebnis wurde. In einem alten Gutshof am Rande der Stadt befindet sich die kostbare Sammlung historischer Musikinstrumente. Jeder Raum widmet sich einer anderen musikalischen Epoche.
Das leckere Mittagsbuffet können wir schon wieder gemeinsam genießen und auch die Entspannung am Nachmittag.

Dienstag, 16.06.2015 Polarkreis und Trollfjord – Tag 4 der Hurtigrute

Gegen 7.15 Uhr passieren wir den Polarkreis 66 Grad und 33 Minuten nördlicher Breite. Der erste Ausflug heute führt (diejenigen, die den Ausflug zusätzlich gebucht haben) zum zweitgrößten Gletscher Norwegens. 08.45 Uhr holt ein kleines Schnellboot die Teilnehmer ab. Durch den Holandsfjord geht es zum Gletscher „Svartisen". Der Name bedeutet „schwarzes Eis" und beschreibt die unterschiedlichen Farbtöne des Gletschers. Ist es Ihnen gelungen, im Reich des Seeadlers selbige zu sehen und zu fotografieren? Ich freue mich auf Ihre Bilder! An Bord gibt es im Souvenirshop Polarkreisbriefmarken mit entsprechendem Poststempel zu kaufen. Wir haben heute einen Erholungstag und keinen gemeinsamen Ausflug. In Bodo, wo wir am frühen Nachmittag einen Stopp einlegen, gehen einige Gäste individuell an Land oder haben sich einem organisierten Ausflug angeschlossen. Bodo ist die Hauptstadt im Bezirk Nordland mit ca. 40.000 Einwohnern. Bis zum Stadtzentrum sind es zehn Minuten zu Fuß. Ein anderer Ausflug ist der Besuch des Saltstraumen, entweder mit dem Schlauchboot oder mit dem Bus. Der Saltstraumen ist der stärkste Gezeitenstrom der Welt. 370 Millionen Kubikmeter Wasser fließen durch ein hundertfünfzig Meter breites und 31 Meter tiefes Flussbett, wobei ein mächtiger Strudel entsteht.
Wer keinen Ausflug gebucht hat, kann alternativ mit dem Bus bis zur Stadtmitte von Bodo fahren und das Luftfahrtmuseum besichtigen.
Nachmittags findet die Polarkreistaufe statt. Wir versammeln uns an Deck. Der Restaurantchef schleppt einen großen Bottich Wasser an. Lustig klirren die Eiswürfel darin. Peter, unser Chefreiseleiter, animiert uns, Neptun zu rufen, was wir auch tun (in vier Sprachen: norwegisch, englisch, deutsch und französisch). Der erste Versuch fällt etwas kläglich aus und wir müssen den Ruf wiederholen. Diesen Ruf scheint der alte Herr immer noch nicht gehört zu haben, denn es dauert ein bisschen, bis er erscheint. Nach einer Rede von Peter, wieder in vier Sprachen, haben alle bald kapiert, dass es jetzt das Eiswasser ins Genick gibt und danach zur Belohnung einen Fingerhut voll Wein (?). Wir haben unseren Spaß und sind jetzt polarkreisgetauft. Bis zum Abendessen vertreiben wir uns die Zeit mit Kaffeetrinken oder lesen oder anderen entspannenden Freizeitbeschäftigungen, jedenfalls sehr erholsam.
Am Abend gibt es wieder die Möglichkeit, an Ausflügen teilzunehmen. Dazu gehören das Wikingerfest in Stamsund und die Eisgalerie oder das Kriegsmuseum in Svolvaer.
Unsere Gruppe trifft sich um 22 Uhr auf Deck 8. Mit dem Trollfjorddrink, einem sehr süßen Grog, den unser Reiseveranstalter Eberhardt TRAVEL spendiert, stoßen wir auf unsere schöne Reise an. Die Tassen dürfen als Souvenir mit nach Hause genommen werden. Während dessen fährt das Schiff durch den Raftsund. Backbord und steuerbord wartet die unglaublich faszinierende Landschaft darauf, von uns fotografiert zu werden. Jede Ecke schimmert in einem anderen Licht. Das Wetter wechselt zwischen Sonne und Regen und teilweise dicken Wolken. Auch ein Regenbogen gibt uns die Ehre. Trolle jagen über das Schiff und erschrecken die Passagiere. Die Stimmung ist ausgezeichnet. 23.30 Uhr fahren wir in den Trollfjord. Weit ragen die Fjordwände in den Himmel hinauf. Als das Schiff wendet, können wir fast die Felsen berühren, so eng ist es hier. Der Kapitän muss ein Künstler sein.

Mittwoch, 17.06.2015 Tromsö – Tag 5 der Hurtigrute


Der erste Halt findet noch vor dem Frühstück statt: Harstad 06.45 Uhr bis 8.00 Uhr. Wer schon an Deck ist, kann kurz nach der Abfahrt die nördlichste mittelalterliche Kirche Norwegens sehen, die Trondenes Kirche von 1250. In Finnsnes passieren wir gegen Mittag die Gisund Brücke. Sie verbindet die zweitgrößte Insel Norwegens, Senja, mit dem Festland. 14.30 Uhr beginnen die Ausflüge. Ein Stadtrundgang führt durch die größte Stadt Norwegens nördlich des Polarkreises. Tromsö gilt als Pforte zum Eismeer, da hier viele berühmte Polarexpeditionen ihren Ausgangspunkt hatten. Viele gemütliche Cafés, Kneipen und Bars laden zum Verweilen ein. Tromsö ist eine Studentenstadt. Da Tromsö im 2. Weltkrieg nicht zerstört wurde, können wir uns heute an vielen alten Holzhäusern erfreuen. Auf dem Programm steht zunächst der Besuch des Polaria-Zentrums. Hier gibt es unter anderem einen Film über Spitzbergen und das Nordlicht zu sehen. Anschließend erfolgt ein Besuch der Eismeerkathedrale. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt, gilt als architektonisches Meisterwerk und wurde 1965 erbaut. Der Bau weckt Assoziationen an Gletscher und Eisschollen. Im Innern findet der Besucher ein lichtdurchflutetes Kirchenschiff mit leuchtend farbigen Glasfenstern. Das bewundernswerte Kirchenfenster besteht aus dem größten Glasmosaik Nordeuropas. Ein anderer Ausflug führt zum Tromsö Villmarkssenter. Als Einführung zum Thema „Huskys" gibt es einen 17minütigen Film über das längste Hundeschlittenrennen der Welt, in Alaska, zu sehen. Anschließend erfahren die Besucher, wie ein Hundeschlittenteam arbeitet. Nun dürfen die Huskys ausgiebig geknuddelt und gestreichelt werden. Besonders die Kleinsten haben es uns angetan. Sie wurden erst am 02.06. dieses Jahres geboren. Mit den Mittleren, auch noch ganz jungen Huskys, begeben wir uns auf einen Spaziergang in die Umgebung. Zum Schluss gibt es in einem Lavvo, das einem Zelt der Samen nachempfunden ist, leckeren Schokoladenkuchen und Tee oder Kaffee.

Donnerstag, 18.06.2015 Nordkap – Tag 6 der Hurtigrute


Am Morgen befinden wir uns 70 Grad und 40 Minuten nördlicher Breite. Wir stoppen in Hammerfest und Havöysund. Im Shop gibt es Nordkapbriefmarken mit Poststempel zu kaufen. Das Frühstück endet heute um 09.45 Uhr, dafür gibt es ab 10.15 Uhr bereits Mittagessen. Per Lautsprecheransage werden wir daran erinnert, das Essen nicht zu vergessen. In Honnigsvag, 70 Grad und 59 Minuten nördlicher Breite, kommen wir um 11.15 Uhr an. Rund 300 Meter vom Schiff entfernt, warten bereits die Busse auf uns. Auf dem Weg zum Nordkap begegnen uns einige der 5000 hier lebenden Rentiere. Wir überqueren den 71. Breitengrad. Bei schönstem Sonnenschein erreichen wir unser Ziel. Das Nordkap-Plateau ragt 307 Meter aus dem arktischen Ozean empor. Hinter der Nordkaphalle befindet sich der berühmte Globus, der das Symbol des Nordkaps ist. Nach ausgiebigem Fotografieren bleibt noch Zeit, sich den Film oder das Museum im Besucherzentrum anzuschauen. Wer will, kauft Andenken oder versendet Postkarten an die Lieben zu Hause. Nachmittags gibt es Apfelkuchen und heiße Schokolade auf Deck 8 (50 NOK). Außerdem bieten der Hotelmanager und der Chefkoch Räucherlachs und marinierten Fisch zum Kosten und zum Kaufen an. Wir halten in Kjöllefjord und Berlevag und begegnen um 22.30 Uhr dem Schwesternschiff MS Nordkapp.

Freitag, 19.06.2015 Kirkenes – Tag 7 der Hurtigrute

Um 9 Uhr erreichen wir den Umkehrpunkt unserer Reise - Kirkenes, 69 Grad und 44 Minuten Nord. Auf dem fakultativen Ausflug gibt es 3 Stopps. Der Erste erfolgt an der Grenze zu Russland, ca. 10 Kilometer von Kirkenes entfernt. Zu sehen sind: ein Schild mit der entsprechenden Aufschrift und ein kleiner, wirklich kleiner Souvenirladen, in dem es viel schönen russischen Krimskrams gibt. Der zweite Stopp erfolgt an einem Aussichtspunkt auf einen Fjord und der dritte an einem Aussichtspunkt über Kirkenes. Von Bergen haben wir bis hierher 2463 Kilometer zurückgelegt. Auf unserer Weiterfahrt erreichen wir 70 Grad, 22 Minuten und 33 Sekunden Nord - Vardö. Dies ist die östlichste Stadt Norwegens. Auf einem kleinen Spaziergang kann man die Vardöhusfestung besuchen. Andere Gäste, die an Bord geblieben sind, beobachten vom Panoramadeck fasziniert das Spiel einer Robbe. In den nächsten Häfen Batsfjord und Berlevag halten wir nur kurz.

Sonnabend, 20.06.2015 Hammerfest und Mitternachtskonzert in Tromsö – Tag 8 der Hurtigrute

Den Stopp in Honningsvag um 5.30 Uhr verschlafen die meisten von uns. Erst in Hammerfest 70 Grad 39 Minuten 48 Sekunden Nord begeben wir uns zum Füßevertreten von Bord. Wir schlendern durch die Stadt, erklimmen einen Aussichtspunkt und besuchen den Eisbärenklub, der unser Geld (180 NOK) für die Heimatforschung haben möchte. Als Belohnung gäbe es einen Ritterschlag mit einem Walrossknochen. Mir ist nicht bekannt, dass jemand aus unserer Gruppe dem Orden beigetreten ist. Der Eisbär ist das Wappentier der Stadt und für fotografierfreudige Touristen befindet sich an jeder Ecke ein neuer Bär in weiß oder silber.
Bald sind wir wieder an Bord und nutzen die Zeit, uns zu erholen. Einige besuchen das Mitternachtskonzert in der Eismeerkathedrale von Tromsö. Die Akustik ist einzigartig.

Sonntag, 21.06.2015 Lofoten – Tag 9 der Hurtigrute


Am Vormittag fahren wir durch die Risöyrenna, eine 4,5 Kilometer lange Fahrrinne, die 1922 von König Haakon eingeweiht wurde. Nachmittags besuchen wir in Stokmarknes das Hurtigrutenmuseum. Stokmarkens ist der Gründungsort der Hurtigruten. 1881 wurde hier von Kapitän Richard With die Reederei VDS (Vorläufer der Hurtigrutenlinie) gegründet. Am 1. Juli 1893 fuhr das Dampfschiff Vesteraalen zum ersten Mal von Trondheim nach Hammerfest. Zum 100sten Jubiläum wurde das Museum eingeweiht, das wir heute besichtigen. Das größte und schwerste "Exponat" ist die erste M/S Finnmarken, die sich zwischen dem Kai, an dem wir angelegt haben, und dem Museum befindet. Tipp: Im Internet gibt es die Möglichkeit, den Rundgang virtuell nachzuvollziehen: hurtigrutemuseet.no oder "Das virtuelle Museum der Hurtigruten" eingeben. 
Während der zweiten Fahrt durch den Trollfjord sitzen wir diesmal im Restaurant, denn wir begeben uns 18.45 Uhr auf den Ausflug „Lofoten", einem weiteren Höhepunkt unserer Reise. Wieder lernen wir ganz neue Landschaftsformationen kennen. Kahle Felsen und versteckte Buchten und sogar Sandstrände - das ist Norwegen pur. Hinter jeder Kurve vermittelt die Landschaft einen anderen Eindruck, aber der ist immer überwältigend, süchtig machend. In Henningsvaer besichtigen das "Lofotenhus", Norwegens größte Sammlung nordnorwegischer Malerei. Auf mehr als 100 Bildern ist eindrucksvoll das harte Fischerleben auf den Lofoten dargestellt. Die Leute hatten es hier schon ganz schön schwer - früher. Heute sehen ihre Häuser nicht mehr arm aus, aber unser Guide berichtet uns von der Schließung von Schulen und kleinen Läden. Die jungen Menschen wollen nicht mehr auf dem Land leben, sie ziehen in die Städte - das ist auf den Lofoten nicht anders als überall auf der Welt. Nach dem Besuch der Gallerie haben wir Zeit durch den Ort zu bummeln. Uns haben es besonders die Gestelle mit den Trockenfischen angetan. Hier können wir uns das mal von ganz nah anschauen. Immerhin befinden wir uns in einem der wichtigsten Fischerorte der Lofoten. Der Kabeljau, wie der geschlechtsreife Dorsch genannt wird, bildet die Existenzgrundlage der Region. Geköpft und an den Schwänzen zusammengebunden, hängen die Fische zu tausenden acht bis zehn Wochen an Holzgestellen, bis sie trocken und knochenhart geworden sind. Diese Prozedur gilt als die älteste Konservierungsmethode der Welt. Der nunmehr entstandenen Trockenfisch kann nach vielerlei Rezepten zu leckeren Gerichten verarbeitet werden. Die abgeschlagenen Köpfe werden nach Afrika exportiert, wo sie als Proteinquelle geschätzt werden. Vorher jedoch werden ihnen von Schulkindern die Zungen entfernt. Diese wiederum gelten (in Teig gebacken) als Delikatesse und bringen den Kindern ein zusätzliches Taschengeld ein. Auf unserer Fahrt über die Lofoten begegnen wir dem Kunstprojekt "Skulpturlandschaft Nordland" in Form eines Glas- und Spiegelpavillons. Leider ist nicht genügend Zeit zum Aussteigen, so dass wir uns auf den Bericht unseres Guides verlassen müssen, der besagt, dass  sich beim Nähergehen, je nach konkretem Standpunkt des Betrachters, die Umgebung unterschiedlich in den Glas- und Spiegelwänden zeigt und damit zu einem einzigartigem Erlebnis wird. 

Montag, 22.06.2015 Polarkreis Richtung Süden – Tag 10 der Hurtigrute

Noch einmal überqueren wir den Polarkreis. Diesmal erwartet uns kein Eiswasser, sondern ein Löffel Lebertran, wobei wir den Löffel als Souvenir behalten dürfen. Außerdem müssen wir uns heute über die Abreise unterhalten. Bis Mitternacht sollen alle Koffer an den nächst gelegenen Fahrstuhl gebracht und dort abgestellt (abgelegt) werden. Ein grüner Anhänger zeigt, dass diese Koffer zu uns gehören und nach Oslo gebracht werden sollen. Die andere Gruppe, die nach Kopenhagen fliegt, hat rote Anhänger. Dass dieser Fakt für uns noch eine Rolle spielen wird, wissen wir derzeit noch nicht. Am Mittag nehmen einige Gäste von uns am Ausflug „Vega" teil. Eine letzte Möglichkeit, die traumhafte Landschaft auf einem Ausflug zu erleben.
Die anderen, an Bord gebliebenen Gäste, haben das Glück, die Bergkette „Die sieben Schwestern" in schönstem Sonnenlicht zu sehen. Gegen 18 Uhr passieren wir den Torghatten, einen Berg mit einer besonderen geologischen Form. In der Mitte befindet sich ein etwa 35 Meter hohes und 160 Meter langes Loch. Natürlich gibt es auch eine passende Sage: Ein König hatte sieben recht wilde Töchter, die er zu einer Jungfrau schickte, um sie erziehen zu lassen. Der ungehorsame Sohn eines anderen Königs erblickte eines Abends die Jungfrau beim Baden und wollte sie für sich gewinnen. Die Jungfrau begab sich mit den sieben Schwestern auf die Flucht. Die Schwestern waren dem Königssohn jedoch nicht abgeneigt und hockten sich nebeneinander hin, um auf ihn zu warten. Dieser würdigte sie jedoch keines Blickes und jagte der Jungfrau hinterher. Als er sie nicht einholen konnte, schoss er einen Pfeil auf sie ab. Ein weiterer König hatte das beobachtet und warf seinen Hut in die Bahn des Pfeils. Der Hut blieb durchschossen liegen und bildet heute den Berg Torghatten. Die Schwestern jedoch hatten vergessen, wie kurz im Sommer die Nächte im Norden sind. Und als die Sonne aufging, wurden sie alle versteinert, wo sie gerade saßen oder standen. 
Für uns heißt es heute Abschied nehmen. Beim Farewell Dinner werden alle Kellner, Köche und das Küchenpersonal vorgestellt. Zum letzten Ma(h)l (im wahrsten Sinne des Wortes) lassen wir uns die First-Sterne-Küche schmecken.
In Rörvik, dem allerletzten Stopp unserer Schiffsreise, treffen wir uns, um unser Gruppenfoto aufzunehmen. Außerdem bietet sich die Chance das Schwesternschiff "Lofoten" zu besichtigen. Die "Lofoten" ist ein Schiff der ersten Stunde und lange nicht so komfortabel wie unsere "Finnmarken". Eine Reise mit ihr ist sicherlich recht abenteuerlich.
Als ich zwischen 22 und 23 Uhr auf unserem Schiff die letzten Mittsommernachtsfotos aufnehme, ist das Deck wie leergefegt. Alle sind schon in den Betten und träumen süß.

Dienstag, 23.06.2015 – Trondheim – Oslo


Unser Gepäck ist verladen. Dass ein Gepäckstück einen roten Anhänger hat und eins mit einem grünen Anhänger fehlt, bemerken wir hier noch nicht. Wir fahren mit dem Bus zum Bahnhof, steigen in Wagen 7 ein und fahren nach Oslo. Von 08.23 Uhr bis 15.13 Uhr geht die Fahrt. Auf dieser Tour gewinnen wir einen Eindruck von Norwegens Inland, abseits der Küste. Kilometerlange Wälder, spiegelglatte Seen, Hochebenen... Über 1000 Meter erreichen wir mit der Bahn. Die Temperaturen sinken je höher wir kommen, Richtung Oslo zeigt das Thermometer wieder fast 20 Grad. Unterwegs erreicht mich ein Anruf von Herrn Jäger, dem Reiseleiter einer anderen Gruppe. Er hat einen Koffer mit einem grünen Anhänger vor dem Schiff gefunden und vermisst einen Koffer mit einem roten Anhänger. Wir klären, wem der „grüne" Koffer gehört und wie dieser seinen Besitzer wieder findet.
Unser Hotel in Oslo befindet sich in unmittelbarer Nähe vom Hauptbahnhof. Die meisten Zimmer sind bereit und wer das Glück hat, ein Zimmer zugewiesen zu bekommen, kann auf eigene Faust Oslos Innenstadt erobern. Ein paar andere müssen etwas warten. Der Koffer mit dem roten Anhänger findet sich an. Ich beschließe, diesen mit nach Deutschland zu nehmen, um ihn unkompliziert dem Besitzer zukommen zu lassen. Das Abendessen im Hotel ist nicht so vornehm wie auf dem Schiff, aber Nudeln Bolognese oder Lachs und Kartoffeln mit Vorspeisen und leckerem Nachtisch sättigen dennoch.

Mittwoch, 24.06.2015 – Oslo


Um 9 Uhr laden wir die Koffer in den Bus und begeben uns auf eine Stadtrundfahrt durch Oslo. Als Erstes besichtigen wir das Opernhaus. Es hat eine eckige weiße Fassade und man kann auf dem Dach spazieren gehen. Bekannt ist das Haus auch, weil sich unsere Bundeskanzlerin zur Eröffnung 2008 tief dekolltiert zeigte. Diese Bilder gingen durch alle Medien.
Da der Himmel gerade seine Schleusen öffnet und uns mit einem gewaltigen Schauer beehrt, fahren wir anstatt zum Vigeland Park zunächst zum Holmenkollen. Dort haben wir Glück, denn nach zehn Minuten ist der Himmel wieder blau und wir können  die berühmte Skisprungschanze besichtigen. Auch beim anschließenden Besuch des Vigelandskulpturenparks bleibt uns das schöne Wetter treu. Mehr als 200 Skulpturen gibt es hier zu sehen. Der Weg führt vorbei am Obelisk zum Springbrunnen und dem bekannten Trotzköpfchen. Die Zeit reicht dennoch nur für einen kurzen Eindruck, denn uns erwartet die Color Line, unsere Fähre in die Heimat.
Auf der Color Fantasy haben alle eine Außenkabine mit gewaltigem Bullauge. Das Schiff hat eher Kreuzfahrtcharakter als das es einer Fähre gleicht. Auf Deck 7, wo wir einschiffen, befindet sich eine Shoppingmeile und mehrere Kneipen und Cafés. Ein halbes Deck tiefer unser Grand Buffet Restaurant, wo wir ein köstliches Abendessen einnehmen. Anschließend erwartet uns das Theater mit einer bunten Show.

Donnerstag, 25.06.2015 – Kiel – Dresden


Pünktlich um 10 Uhr legen wir in Kiel an. Vom Schiff aus sehen wir bereits unseren Eberhardt-Bus, der uns nach Hause bringen wird. Jetzt kann nichts mehr schief gehen. Denken wir. Aber - oh Schreck - die Massen strömen zum Ausgang. Dieser befindet sich eine Etage tiefer. Am Ende der abwärtsführenden Rolltreppe stolpert jemand und so nimmt das Unglück seinen Lauf. Die Rolltreppe schiebt Menschen und Gepäck immer weiter und einer fällt über den anderen. Zum Glück drückt jemand den Nothalteknopf. Leider hat es Frau K. böse erwischt. Sie kann nicht mehr laufen. Mit Hilfe eines ausgeborgten Rollis gelingt es uns, Frau K. zum Bus zu bringen. Sie traut sich zu, mit uns den Heimweg anzutreten. In Leipzig wird sie von ihrer Tochter abgeholt, das Gepäck nehmen ihre Freundinnen mit. In Döbeln treffen wir auf Herrn und Frau A., die uns am Anfang der Reise verlassen mussten. Sie hatten noch Gepäck in der Kajüte, das ich ihnen jetzt übergebe. Zum Glück geht es Herrn A. wieder etwas besser.
Die letzten Gäste steigen mit mir am Flughafen in Dresden aus. Außerdem habe ich noch den Koffer mit dem roten Anhänger dabei, den ich am nächsten Tag mit Hermes verschicken werde. 
Meine lieben Reisegäste!
Eine traumhafte Reise ist zu Ende gegangen. Für viele von Ihnen war es der Wunsch, einmal im Leben mit der Hurtigrute zum Nordkap zu fahren, andere waren als Wiederholer dabei. Was hatten wir doch für ein Glück mit dem Wetter, was?
Ich möchte mich nochmals dafür bedanken, dass Sie sich so liebevoll umeinander gekümmert haben, dass Sie immer geduldig waren, wenn es irgendwo nicht so ging, wie wir es uns vorgestellt hatten. Alles in Allem wird es für uns eine unvergessliche Reise bleiben. Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft. Bleiben oder werden Sie gesund - das wünsche ich von Herzen.
Ich hoffe, dass wir uns wiedersehen, sei es bei einem Kundentreffen bei Eberhartd TRAVEL oder auf einer Ihrer nächsten Reisen.
Bis dahin! Ihre Sabine Letzybyll

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